142
der ehemaligen Hauptstadt Bithyniens an. Sie war mit hohen
breiten Mauern umgeben, aus welchen eine Menge Wachtthürme
hervorragte. Innerhalb der Mauer lag ein großes türkisches
Heer zu ihrer Vertheidigung. Der Anfang des Feldzuges wurde
mit der Belagerung dieser Stadt gemacht. Schon war sie der
Uebergabe nahe, als die hinterlistigen Griechen mit den Bela-
gerten Unterhandlungen anknüpften, vermöge welcher die Stadt
nicht den Kreuzfahrern, sondern dem Kaiser Alexius ausgeliefert
wurde. Nun brach das Heer zum weiteren Zuge auf. Anfangs
erschraken die leicht bewaffneten Türken, als sie die Menge Reiter
in eiserner Rüstung, die großen geharnischten Schlachtrosse und
die starrenden Lanzen sahen; aber nach und nach wurden sie des
Anblickes gewohnt und lernten sie mit Vortheil angreifen. Die
nähere Kenntniß chcr Gegend begünstigte ihre Angriffe. Ganz
Kleinasien ist von steilen Gebirgsketten durchzogen, fast nirgends
eben, überall schroffes Waldgebirge und Schluchten. Während
nun die Kreuzfahrer in langen Zügen durch die Schluchten müh-
sam hindurchwanderten, fielen die auflauernden Türken dieselben
bald von vorn, bald von hinten an. Machten die Kreuzfahrer
Halt, und stellten sie sich in Schlachtordnung; hurtig flohen
daun die Türken auf ihren leichten Pferden davon und waren
augenblicklich wieder da, sobald sich der Zug in Bewegung setzte.
So war nirgends Ruhe, nirgends Sicherheit. Dazu schnitten
die Türken alle Zufuhr ab, verbrannten das Getreide auf dem
Felde, so daß das Heer der Kreuzfahrer in die höchste Noth
gerieth. Der ungewohnte, glühend heiße Himmelstrich dieses
Landes vermehrte noch das allgemeine Elend. Die Sonne schoß
ihre brennenden Stralen auf die blanken Rüstungen der Pilger
hinab, so daß diese unter denselben ersticken zu müssen glaubten.
Viele sanken ermattet zu Boden, andere verloren von der Ein-
wirkung der glühend wehenden Luft alle Besinnung. Man sah
Mütter neben ihren lechzenden Säuglingen sterbend auf dem
glühenden Boden sich wälzen. Die Pferde vielen um, und viele
Ritter bestiegen Ochsen und andere Lastthiere. Heulend liefen
die Hunde auf den Feldern nach einer Quelle umher. Endlich
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
144
Die Stadt war mit einer doppelten Mauer umgeben, die von
solcher Dicke war, daß ein Wagen mit vier Pferden bespannt
ohne Gefahr auf ihr fahren konnte. Vierhundert fünfzig geschickt
vertheilte Thürme dienten zu noch größerer Befestigung. Mit
Einschluß der ans den benachbarten Gegenden Geflüchteten stieg
die Besatzung ans sechs- bis siebentausend Reiter und fnnfzehn-
bis zwanzigtauscnd Fußgänger. Doch nichts hielt die Kreuz-
fahrer ab, die Belagerung zu unternehmen. Es vergingen hiemit
mehrere Monate, ohne daß man das Geringste gewonnen hatte,
und die Noth im Lager wurde täglich größer. Die Preise der
Lebensmittel stiegen zu einer unerschwinglichen Höhe. Acrinere
nährten sich schon von Leder, Baumrindm und anderen wider-
natürlichen Sachen und starben sogar vor Hunger. Von sieben-
zigtausend Pferden waren nur noch zweitausend, die nicht um-
gekommen oder verzehrt worden waren, vorhanden. Regengüsse
durchnäßten die Zelte, und die Pilger starben in solcher Menge,
daß beinahe der Raum fehlte, sie zu begraben. In solchem Ueber-
maße von Unglück aller Art sank Vielen gänzlich der Muth,
mehrere suchten zu entschlüpfen. Selbst Peter der Einsiedler
verzweifelte an dem Gelingen der Unternehmung und floh feige
davon; er wurde aber von Tankred auf der Flucht ergriffen und
zu seiner nicht geringen Beschämung in's Lager zurückgeführt.
Dazu blieb von allem, was int christlichen Lager vorging, den
Türken nichts verborgen. Kundschafter gingen ans und ein. Als
die übrigen Fürsten hiegcgen kein Mittel ausfindig zu machen
wußten, trat Bohemund auf und versprach, das Uebel bald zu
beseitigen. Er ließ sogleich — es war zur Zeit des Abend-
essens — zwei gefangene Türken tödten, braten und alsdann
öffentlich ausrufen: jeder Kundschafter solle von nun an gebraten
und verzehrt werden. Das wirkte. Bald verbreitete sich im Mor-
genlande das schreckliche Gerücht, daß die Christen nicht nur erober-
ten, plünderten und mordeten, sondern auch Menschenfresser wären!
In den einzelnen Gefechten, die um die Mauern Antiochias
vorfielen, bewährten die Fürsten einen Muth und vollführten
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
— 148
Tankred und wagte sich sogar bis zu den Mauern der Stadt.
Sobald die Ritter zum großen Heere zurückgekommen waren
und die frohe Botschaft brachten, sie hätten Bethlehem und
Jerusalem gesehen, ergriff heiße Sehnsucht die Pilger. Alle
Müdigkeit war verschwunden, rastlos eilten sie vorwärts, Jeder
wollte die heiligen Orte zuerst erblicken. Endlich erreichten sie
den Gipfel eines Berges. Da lag sie vor ihnen, die heilige
Stadt, vom Glanze der Abendsonne erhellt, mit ragenden Zin-
nen und Thürmen! In einem Augenblicke verbreitete sich durch
das ganze Heer der Freudenruf: Jerusalem! Jerusalem!
Vom heiligen Schauer ergriffen wiederholten Alle mit vereinter
Stimme das Jubelgeschrei: Jerusalem! Jerusalem! und
helle Thränen der Freude und Wehmuth stürzten ihnen aus den
Augen. Andächtig sanken Alle auf ihre Kniee und küßten den
heiligen Boden, auf dem der Erlöser der Welt einst wandelte.
Viele zogen auch ihre Schuhe aus, eingedenk des biblischen
Spruches: „Lege ab deine Schuhe, denn der Ort, wo du stehest,
ist heilig." Singend und betend rückten sie hierauf ihrem Ziele
näher. Es war der sechste Juni des Jahres 1099, als sie vor
den Thoren anlangten.
Nun galt es, die mit einer doppelten Mauer stark befestigte,
auf vier Bergen gelegene Stadt, die von einem 40,000 Mann
starken, türkischen Heere vertheidigt wurde, zu erstürmen. Da-
gegen zählte das Heer der Kreuzfahrer nur noch 20,000 rüstige
Fußgänger und 1500 Ritter. Aber Muth und Begeisterung
ersetzten, was ihnen an Menge abging. Schon am fünften Tage
wagten sie einen Sturm auf die äußeren Mauern. Mit wildem
Muthe erkletterten sie zwar dieselben, fanden aber bei diesem
kühnen Wagnisse ihren Untergang, indem sie oben von den Ver-
theidigern jählings wieder hinuntergestoßen wurden. Nun sah
man ein, daß die Stadt ohne Belagerungswerkzeuge nicht zu
erobern sei. Sie zerstreuten sich deshalb in die Umgegend und
brachten mit großer Mühe aus der holzarmen Gegend die nö-
thigen Baumstämme zusammen. Die Gefahren und Leiden der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
100
in welchem ihr König Lothar unter feierlichem Eide auf Loth-
ringen für ewig verzichten mußte. Nicht so glücklich war Otto
in Italien. Nachdem er die Unruhen in Rom gedämpft hatte,
wandte er sein Auge auf Unteritalien, in dessen Besitz noch immer
die griechischen Kaiser waren. Durch die Vermählung mit der
griechischen Fürstin aber glaubte er rechtmäßige Ansprüche auf
dieses Land erworben zu haben. Er machte große Kriegsan-
stalten; allein der Erfolg entsprach nicht seinen Bemühungen.
Die dortigen Griechen riefen schleunigst die Araber aus Sicilien
und Afrika zu Hülfe und rückten dem Kaiser entgegen. Bei
Basantello, unweit Tarent, kam es zur Schlacht (982). Hier
zeigte sich recht die Hinterlist der Italiener. Im entscheidenden
Augenblicke des Kampfes verließen sie plötzlich den Kaiser, und
sein Heer wurde nun völlig geschlagen. Beinahe wäre er selbst
gefangen worden. Er rettete sich nur durch einen kühnen Sprung
in's Meer, wo ihn ein feindliches Schiff, ohne ihn zu kennen,
an Bord nahm. Die Schiffsleute wollten ihn nach Constan-
tinopel führen; aus sein Begehren aber steuerten sie zuvor nach
Rossano, in Kalabrien, wo er, wie er vorgab, Geld und Schätze
zu sich nehmen wollte. Kaum aber war er der Küste nahe ge-
nug, so stürzte sich der kühne Schwimmer abermals in's Meer
und entkam glücklich ihren Händen. Voll Rache im Herzen ging
er nach Nom. Hier rüstete er sich zu einem neuen Feldzuge.
Er starb aber während dieser Rüstung, im Jahre 983. Seine
zehnjährige Regierung war für Deutschland fast ohne Segen.
Otto Iii. (983—1002), sein Sohn und Nachfolger, war
bei dem Tode seines Vaters erst ein dreijähriges Knäblein. Seine
Mutter Theophania übernahm deshalb die vormundschaftliche
Regierung, wurde aber von den Großen des Reiches, denen
die Regierung eines ausländischen Weibes unerträglich schien,
nicht wenig beunruhiget. Der junge König erhielt eine seine
griechische Bildung. Seine Anlagen entwickelten sich so glän-
zend, daß ihn seine Lehrer ein Wunderkind nannten. Schon in
seinem sechszehnten Jahre machte er einen Heereszug nach Italien,
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Lothar Otto Basantello Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Unteritalien Sicilien Afrika Tarent Rossano Kalabrien Deutschland Italien
146
Das christliche Heer, welches in so kurzer Zeit die ausgehungerte
Stadt mit den nöthigen Lebensmitteln nicht hatte versorgen
können, gerieth in die schrecklichste Noth. Man aß schon Pferde,
Kameele, Esel, Mäuse, gekochte Thierhäute und Baumrinden.
Durch Hunger und Noth ermattet, auf allen Seiten von Gefahr
umringt, verloren viele aus dem Bolle, ja selbst unter den Vor-
nehmen und Angesehenen, allen Muth. Sie ließen sich zur
Nachtzeit an Stricken von der Mauer hinab (wovon sie den
Schimpfnamen Stricklünfer bekamen) und suchten zu entwischen.
Andere gingen sogar zu den Türken über und schwuren ihren
Glauben ab. Die Noth der Belagerten war so grenzenlos, daß
nur durch ein Wunder Rettung möglich schien.
Um diese-Zeit kam eiligst ein französischer Geistlicher, Na-
mens Peter Barthélémy, zu den Fürsten und erzählte mit
großer Umständlichkeit: „Der heil. Andreas sei ihm viermal im
Traume erschienen und habe ihm aufgetragen, den Fürsten zu
verkünden, daß vor dem Hochaltare der Peterskirche in Antiochia
die Lanze vergraben liege, mit welcher die Seite des Heilandes
am Kreuze durchstochen worden; auch habe ihm der Heilige ge-
nau die Stätte bezeichnet, wo sie zu finden sei. 'Diese müsse
ausgegraben und vom Grafen Raimund von Toulouse in der
Schlacht vorgetragen werden. -Ihr bloßer Anblick würde die
Feinde Christi verscheuchen." Alle erstaunten, Alle glüheten im
heiligen Eifer auf. Sogleich wurden zwölf Männer in die Peters-
kirche geschickt, und die Thüren sorgfältig hinter ihnen geschlossen.
Das ganze Volk stand erwartungsvoll um die Kirche. Die zwölf
Männer gruben an der bezeichneten Stelle vom Morgen bis
zum Abend; aber die heilige Reliquie wollte sich nicht zeigen.
Da sprang Peter barfuß und im Bußhemde in die Grube, betete
inbrünstig zu Gott und erschien eine Weile nachher wieder, —
eine Lanze in der Hand! Und augenblicklich hallet die Kirche
wieder von dem Jubel über das geschehene Wunder. Die Thü-
ren fliegen auf, und mit einem Schrei des Entzückens stürzen
die Haufen der Pilger in die Kirche und laben ihr sreudetrun-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Peter_Barthélémy Andreas Raimund_von_Toulouse Peter
150
herab, äfften ihre heiligen Gebräuche nach und schossen mit Pfei-
len nach ihnen. In der folgenden Nacht wurden in aller Stille
die beiden Thürme rasch an der äußeren Mauer aufgerichtet.
Andere brachten Sturmleitern, Wurfmaschinen und Mauerbrecher
herbei. Mit dem Anbruche des Tages begaun der Sturm.
Gleich wüthenden Löwen rannten die Christen gegen die Mauer
an, aber die Saracenen schleuderten Steine, Balken und Gefäße
mit Schwefel und siedendem Oele angefüllt auf ihre Köpfe
hinab; brennende Pfeile setzten ihre Kricgesgeräthe in Brand.
So kam der Abend heran; ermattet mußten sich die Christen
zurückziehen; alles Blut, aller Schweiß war vergebens verron-
nen. Nur der Umstand tröstete sie, daß die Feinde nicht im
Stande gewesen waren, das heilige Kreuz zu verletzen, welches
man auf dem Thurme Gottfried's von Bouillon errichtet hatte.
Am folgenden Tage erneuerte sich der Kampf noch grimmi-
ger, als am vorhergehenden; denn jener mißlungene Bersuch hatte
ihre Wuth nur noch mehr entflammt. Aber alle Tapferkeit der
Christen brach sich an der verzweifelten Gegenwehr der Türken.
Sieben Stunden hatte bereits der mörderische Kampf ohne Er-
folg gewährt, viele Christen wichen ermüdet zurück und verzwei-
felten^ an dem glücklichen Ausgange; da erschien Plötzlich auf
der Höhe des Oelberges ein Ritter in stralender Rüstung und
verklärter Gestalt und streckte seine Waffen über die unten to-
sende Stadt aus, als wollte er die Christen zu rüstiger Fort-
setzung des Kampfes ermahnen. Er wurde allgemein für einen
Gesandten Gottes angesehen, und neuer Muth kehrte sogleich in
Aller Herzen zurück. Alle drangen wieder rastlos vorwärts,
selbst Kranke, selbst Weiber ergriffen die Waffen. Die mit Stroh
und Wolle gefüllten Säcke, welche die Belagerten zum Schutze
der Mauer aufgehängt hatten, um die Stöße der feindlichen
Mauerbrecher zu schwächen, wurden mit flammenden Pfeilen in
Brand geschossen. Der Nordwind trieb mit Heftigkeit den Rauch
und die Flammen gegen die Stadt; und geblendet, fast erstickt
wichen die Vertheidiger. Schnell benutzte Gottfried von Bouillon
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
169
fochten, mit solcher Gewalt in die Feinde, daß zehntausend von
diesen erschlagen, die übrigen nach allen Seiten hin zerstreuet
wurden. Dieser Sieg erfrischte den Muth der abgcmergelten
Pilger wieder. Unter vielen Mühseligkeiten und Gefahren setzten
sie ihren Zug fort und kamen glücklich zur Stadt Scleucia am
Flusse Kalykadnus oder Saleph in Cilicien. Hier aber war dem
greisen Helden seine Grenze bestimmt. Weil die Brücke über
jenen Strom nur schmal war, und deshalb der Zug sehr lang-
sam vorwärts ging, so beschloß der Kaiser, des Zögerns müde,
hindurch zu schwimmen. Mehrere warnten ihn, er möge sich
nicht dem unbekannten Wasser anvertrauen; aber furchtlos, wie
immer, sprengte er mit dem Pferde in den Strom. Da aber
ergriffen die Wellen den allzukühnen Greis und rissen ihn fort.
Er arbeitete sich zwar wieder empor, und ein Ritter, der ihm
eiligst nachgeschwommen war, ergriff ihn; aber beide geriethen
in den Wirbel des Stromes, der sie auseinander riß. Ein
zweiter, der sich mit dem Pferde in's Wasser geworfen hatte,
brachte den Kaiser zwar au's Land, aber nur als Leiche (1190).
Ueber alle Beschreibung war die Bestürzung und Trauer des
Heeres. Jeder glaubte, iu ihm seinen Vater verloren zu haben.*)
*) In Deutschland wollte und mochte man lange nicht glauben, daß
der Schirmherr des Reiches, der gefürchtete und geachtete Rothbart, wirk-
lich gestorben sei. Die Volkssage hat ihn nach Thüringen, in die Burg
Kyffhausen, versetzt. Dort sitzt er im unterirdischen Saale nachdenkend
und sinnend am marmornen Tische. Zu Zeiten gelingt es einem Sterb-
lichen, in jenes Gemach zu dringen. Dann wacht der Kaiser aus seinem
Schlummer auf, schüttelt den rothen Bart und begehrt Kunde, ob noch
krächzende Raben des Berges Felsenhöhen umkreisen. So lange die schwar-
zen Vögel noch um die öde Felsenkrone flattern, und ein Adler sie nicht
Hinweggetrieben hat, so lange, meldet die Sage, verharret auch der Alte
in seiner verfallenen Burg. Vernimmt er, daß sie noch kreischen, dann
blickt er düster vor sich hin, seufzet tief auf und spricht: „Schlafe wieder
ein, müde Seele, noch muß ich hundert Jahre harren, bevor ich wieder
unter meinem Volke erscheine." Zuletzt soll den schlummernden Kaiser ein
Hirt gesehen haben, der seine Ziegen durch die goldene Aue trieb und sich
am Kyffhäuser verirrte. Friedrich's rother Bart war beinahe völlig um
den Tisch von Marmorstein geschlungen. Wenn er ganz um denselben'
herumgcwachsen ist, dann erwacht der Alte, und die Raben sind verscheucht.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Ortsnamen: Scleucia_am
Flusse_Kalykadnus Cilicien Deutschland Thüringen Burg
Kyffhausen
285
Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ernst_von_Steiermark Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_der_Schöne Friedrich