84
Die Araber. Die Mongolen.
durch die Kreuzfahrer führte die Gründung des lateinischen
Kaiserthums 1204—1261 herbei. Ueber dessen Stiftung und
Untergang, so wie über die Kaiserthümer in Nicäa und Trapezunt,
s. S. 64.
8- 35.
Die Araber.
Dem Khalifate der Abbasiden machten die Mongolen 1258
ein Ende, indem sie Bagdad, die einzige noch übrige Besitzung des
Khalifen, belagerten, den Khalifen und die angesehensten Bürger
durch Verrath in ihr Lager lockten und dann die Stadt erstürmten
und zerstörten, die Einwohner (eben so die Khalifen) in einem 40°
tägigen Blutbade größtentheils ermordeten. Die Nachkommen des
dem Blutbade entronnenen Prinzen Hakim herrschten noch in Aegypten
ohne alle weltliche Macht, mit bloßer geistlicher Würde, bis zur
Eroberung dieses Landes durch die Türken 1517. Das übrige
nördliche Afrika blieb, unter verschiedene Dynastien getheilt, den
Arabern.
8- 36.
Die Mongolen.
Die Mongolen, welche in der weiten Hochebene Hinterasiens
als Nomaden unter erblichen, fast unumschränkten Häuptlingen leb-
ten, erhoben 1206 den Temudschin, Sohn eines Khans, zum
Tschingis-Khan (d. h. Khan aller Khane), eroberten unter seiner
und seiner Söhne Anführung das nördliche China und das Reich
der Chowaresmier zwischen Indien und dem kaspischen Mere, unter-
warfen das östliche und südwestliche Rußland, so wie Ungarn. Ein
anderer Haufe drang durch Polen in Nie'derschlesien vor und besiegte
Herzog Heinrich den Frommen bei Wahlstadt (^^), wandte sich
aber, als die Böhmen heranrückten, nach Süden, um sich mit dem
Hauptheere zu vereinigen, und erlitt auf dem Zuge durch Mähren
eine solche Niederlage bei Olmütz, daß er schnell nach Ungarn entwich.
Von hier aus versuchten sie zwar noch einmal nach Oesterreich vor-
zudringen, aber als ihnen dort ein großes christliches Heer unter
dem Könige (Wenzel) von Böhmen und den Herzögen von Oester-
reich und Kärnthen entgegentrat, kehrten sie zurück und räumten
auch Ungarn auf die Nachricht von dem Tode ihres Groß-Khaus.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Nicäa Bagdad Afrika China Indien Ungarn Nie'derschlesien Ungarn Oesterreich Oester-
135
1313—1347 Ludwig Iv. der 23aier regiert
— 1330 mit Friedrich von Oesterreich.
1315 Leopold von Oesterreich von den Schweizern bei Mor-
garten geschlagen.
1322 Kampf der beiden deutschen Könige bei Mühldorf und
Ampfing; Friedrich gefangen, freigegeben, kehrt freiwillig,
in die Gefangenschaft zurück. Ludwig vereinig^Lch Hnit
ihm zu gemeinschaftlicher Negierung. - E ^sv>
1324 Ludwig erwirbt Brandenburg.
Ludwig's Streit mit dem Papste Johann Xxii.
1328 —1498 Aeltere Linie des Hauses Valois in Frankreich.
1338 Der Kurverein zu Rhense erklärt das Kaiserthum unab-
hängig vom Papstthum.
1339—1453 Krieg zwischen Frankreich und England wegen der An-
sprüche der englischen Könige auf den französischen Thron.
Siege der Engländer bei Sluys, Crecy, Maupertuis und
Azineourt.
1347 — 1437 Deutsche Könige aus dem Hause Böhmen-Luxemburg.
1347—1378 Karl Iv.
1348 Erste deutsche Universität zu Prag.
1356 Die goldene Bulle.
1378—1400 Wenzel. Guter Anfang. Wiederholte Versuche eines
allgemeinen Landfriedens.
1386 Sieg der Schweizer bei Sempach. Arnold von Winkelried.
(1388) Der Städtekrieg.
1397 Die ealmarische Union.
1399— 1461 Das Haus Lancaster in England.
1400-1500.
1400— 1410 Ruprecht von der Pfalz. Erfolglose Züge nach Böh-
men gegen Wenzel und nach Italien zur Kaiserkrönung.
1410—1437 Sigmund.
1414 —1418 Concilium zu Constanz. Beilegung des päpstlichen Schisma.
1415 Johann Huß und Hieronymus von Prag sterben
auf dem Scheiterhaufen.
1417 Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg, aus
dem Hause Hohenzollern, mit der Mark Branden-
burg.
1419—1436 Der Hussitenkrieg. Anführer Johann Ziska (ch 1424).
Fünfmaliger erfolgloser Zug Sigmund's und des deutschen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Leopold_von_Oesterreich Leopold Friedrich Friedrich Ludwig_vereinig^Lch_Hnit Ludwig Ludwig Johann_Xxii Johann Maupertuis Karl_Iv Karl Arnold_von_Winkelried Johann_Huß Johann Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Johann_Ziska_( Johann
Extrahierte Ortsnamen: Mühldorf Brandenburg Frankreich Frankreich England Crecy Hause_Böhmen-Luxemburg Sempach England Pfalz Italien Prag
86
Krieg zwischen Rudolf und Ottokar von Böhmen.
Tod Herzogs Friedrich in einer Schlacht gegen die Ungarn) Kärnthen
und Krain (durch Erbschaft) gewonnen hatte.
Uebersicht der Geschichte Böhmens bis 1276. Die ältesten Einwoh-
ner Böhmens waren Deutsche und zwar Bojer, von denen das Land den Namen
Vojoheim (Böhmen) erhielt. Diese wurden von den kurz vor Christi Geburt ein-
wandernden Markomannen (unter Marbod) theils unterworfen, theils vertrieben.
Diese Eingewanderten bedrohten zweimal das römische Reich: zur Zeit Marc Aurel's
(s. S. 11) und während der Regierung des Kaisers Aurelian. Im 6. Jahrh. ver-
loren sie sich unter den Langobarden, als diese nach Italien auszogen, und an ihre
Stelle traten die Czechen, ein slavischer Stamm. Die nächste Zeit bis zur Ein-
führung des Christenthums ist mit Sagen (von Libuffa und dem fabelhaften Mädchen-
kriege) ausgefüllt. Bei der Auflösung des großen mährischen Reiches (s. §. 17) fiel
die jetzige Markgraffchaft Mähren an Böhmen. Nachdem schon zwei frühere Herr-
scher Böhmens vom deutschen Kaiser (von Heinrich Iv. und von Friedrich Barbarossa)
persönlich den Königstitel erhalten hatten, gelang es erst Ottokar I., diesen Titel,
den er durch den Anschluß an Philipp's von Schwaben Partei erhielt (1198), auf
seine Nachkommen zu vererben. Sein Nachfolger Wenzel bewog die österreichischen
Stände, als mit dem Tode Friedrich's des Streitbaren in einem Kriege mit Ungarn
das Geschlecht der Babenberger erloschen und Oesterreich nebst Steiermark er-
ledigte Reichslehen waren, seinem Sohne Ottokar (Ii.) zu huldigen, der auch
Friedrich's Schwester heirathete. Dieser folgte als König von Böhmen (1253—78),
hatte aber noch einen zweimaligen höchst blutigen und verheerenden Krieg um Steier-
mark zu bestehen, welches die Ungarn eingenommen hatten; allein sein großer Sieg
an der March (1260) nöthigte den ungarischen König (Bela), allen Ansprüchen auf
Steiermark zu entsagen. Von dem ihm verwandten Herzoge von Kärnthen und
Krain, der keine Söhne hatte, ward Ottokar als Erbe beider Länder bestimmt.
Nochmals in einen furchtbaren Krieg mit den Ungarn verwickelt, welche vielleicht die
Ansprüche eines Bruders des verstorbenen Herzogs von Kärnthen begünstigt hatten,
drang Ottokar erobernd in Ungarn vor, gab aber den Krieg auf, als die von ihm
zweimal verschmähte deutsche Kaiserkrone dem Rudolf von Habsburg übertragen
wurde.
Zweimaliger Krieg zwischen Rudolf und Ottokar
von Böhmen 1276 und 1278.
Rudolf lud den Ottokar, der ihn nicht anerkennen wollte, vor,
um seine rechtmäßigen Lehen, Böhmen und Mähren, von ihm zu
empfangen, die in Besitz genommenen Reichslehen dagegen zurückzu-
geben. Da Ottokar auf wiederholte Vorladung nicht erschien, so
ward die Reichsacht über ihn ansgesprochen und der Reichskrieg ge-
gen ihn begonnen, indem Rudolf mit seiner ganzen Macht die Donau
abwärts durch das ihn bereitwillig aufnehmende Oesterreich bis vor
Wien zog, während Graf Meinhard von Tirol die böhmischen Be-
satzungen aus Steiermark und Kärnthen vertrieb. Als Rudolf auch
von den Ungarn ein großes Heer zur Unterstützung erhalten hatte,
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Friedrich Friedrich Christi Marc_Aurel's Libuffa Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Ottokar_I. Ottokar_I. Ottokar_( Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar
von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Meinhard_von_Tirol Rudolf Rudolf
iin ersten Jahrhundert nach Ckr . entworfen von Willi. Pütz
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88 Begründung der Hausmacht Oesterreichs. Adolf von Nassau.
bat Ottokar um Frieden, worin er auf jene vier Landschaften ver-
zichtete. Doch konnte er den Verlust derselben nicht verschmerzen
und erneuerte daher plötzlich den Krieg 1278, nachdem er einen
Theil der Reichsfürsten erkauft hatte. Rudolf faßte den heldenmü-
thigen Entschluß, seinem viel stärkeren Feinde entgegen zu gehen.
Verstärkt durch Zuzug ans den neu erworbenen Landschaften, wo sich
nur Wenige von Ottokar hatten gewinnen lassen, und abermals von
einem Heere der Ungarn unterstützt, siegte Rudolf auf dem March-
'■ fl. felde unweit Wien, wo Ottokar nach hartnäckigen! Kampfe stel.^v^-/^78
>Das wieder gewonnene Reichsgut gab Rudolf nicht an einen
der ohnehin zu mächtigen Reichsfürsten, sondern er begründete durch
Belehnung (1282) seiner Söhne Albrecht und Rudolf mit Oester-
reich, Steiermark, Krain und Kärnthen die Hausmacht Oesterreichs,
um so seinen Nachkommen, deren Nachfolge in der Kaiserwürde sehr
zweifelhaft war, wenigstens eine ansehnliche Stellung unter den deut-
schen Reichsfürsten zu sichern. Später (1285) belehnte er auf Bit-
ten seiner Söhne den Grafen Meinhard von Tirol mit Kärnthen..
Von jetzt an war das Hauptstreben der deutschen Könige
auf Erwerbung einer bedeutenden Hausmacht gerichtet,
die nicht nur als Grundlage der königlichen Macht, sondern auch als Er-
satz für dieselbe galt, wenn der Thron auf ein anderes Haus überging.
Dies war aber jetzt in der Regel der Fall. Denn seitdem die Wahl
allmählig an sieben Wahlsürsten übergegangen war, zogen diese we-
nigen es vor, einen schwachen König zu wählen, weil sie ihm gar
nicht zu gehorchen dachten. So ernannte bei Rudolfs Tode der da-
malige Erzbischof von Mainz, der sich die Ernennung des Königs
übertragen ließ, (wie es scheint, gemäß Abrede mit den übrigen
Wahlfürsten) nicht Rudolfs noch einzigen Sohn, sondern den ihm
selbst entfernt verwandten Grafen Adolf von Nassau.
Mit großem Eifer betrieb Rudolf die Handhabung des Landfriedens, er
stellte sich, wo es nöthig war, persönlich an die Spitze, um die gefährdete Ordnung
zu sichern, doch ist cs ihm im Ganzen nicht gelungen, die öffentliche Ruhe und
Sicherheit der Person und des Eigenthums auf die Dauer zu begründen, außer
etwa da, wo kräftige Landesfürsten mitwirkten.
2. Adolf von Nassau 1292 — 1298.
Dieser nahm, um seine schwache Hausmacht zu verstärken, die
erledigte Markgrafschaft Meißen nebst der Ostmark, welche die Söhne
des Landgrafen Albrecht des Unartigen von Thüringen (Friedrich mit
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Extrahierte Personennamen: Adolf_von_Nassau Adolf Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Albrecht Rudolf Rudolf Meinhard_von_Tirol Rudolfs Rudolfs Adolf_von_Nassau Adolf Rudolf Rudolf Adolf Adolf Albrecht Friedrich Friedrich
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90
Heinrich Vii.
behauptete. Nicht minder mißlang der Versuch, den drei schweizeri-
schen Landschaften Schwyz, Uri und Unterwalden ihre Reichs-
unmittelbarkett zu entziehen und sie dem Hause Habsburg zu unter-
werfen. Als diese wegen ihrer Weigerung von den kaiserlichen
Reichsvögten Hermann Geßler von Bruneck und Veringer von
Landenberg durch Zölle und übermüthige Behandlung hart bedrückt
wurden (?), entstand die Verschwörung des Werner Stauffacher
von Schwyz, Walther Fürst (von Attinghausen) aus Uri und Ar-
nold Melchthal aus Unterwalden mit dreißig Andern auf dem
Rütli, einer einsamen Wiese am Vierwaldstädtersee 1307. Ein auf
zehn Jahre geschlossener Bund der drei Waldstädte legte den Grund
zu der schweizerischen Eidgenossenschaft. Geßler fiel durch
Tell's Geschoß (den er gezwungen hatte, einen Apfel vom Kopfe
des eigenen Sohnes wegzuschießen), Landenberg ward durch List von
seiner Burg Sarnen vertrieben. Als Albrecht sich zur Wiedergewin-
nung Böhmens rüstete, ward er von seinem Neffen, dem Herzoge
Johann (Parricida), dem er seinen Antheil an den habsburgischen
Ländern vorenthielt, auf der Landspitze zwischen Aar und Reuß, im
Angesicht der Habsburg, auf eine höchst verrätherische Weise ermordet.
Erst nach sieben Monaten wurde zum dritten Male (seit 60 Jahren)
ein deutscher Gras zum Könige gewählt,
4. Heinrich Vii. von Luxemburg 1308 —1313,
besonders durch die Bemühungen seines Bruders, des Erzbischofs
(Balduin) von Trier. Dieser war glücklicher in der Begründung
einer größern Hausmacht: er brachte Böhmen an sein Haus, indem
die böhmischen Stände, unzufrieden mit ihrem Könige (Heinrich von
Kärntheu), Heinrich's Vh. Sohne Johann mit der Hand der böhmi-
schen Prinzessin Elisabeth die Krone von Böhmen anboten. Dann
zog er nach Italien und stellte nicht nur die deutsche Herrschaft
über Italien, sondern auch das römische Kaiserthum nach
62jähriger Unterbrechung her. (
Nach Heinrich's Vii. Tode erwartete Herzog Friedrich der
Schöne von Oesterreich, der älteste Sohn des getödteten Albrecht,
um so eher die Krone, als des verstorbenen Kaisers Sohn noch min-
derjährig war, aber während er von einem Theile der Wahlfürsten
gewählt wurde, ernannte eine Gegenpartei, welche die Erhebung
Friedrich's von Oesterreich wegen seiner zu großen Macht mißbilligte
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vii Heinrich Hermann_Geßler_von_Bruneck Werner_Stauffacher
von_Schwyz Walther Albrecht Johann_(Parricida Johann Heinrich_Vii Heinrich Balduin Heinrich_von
Kärntheu Heinrich Johann Elisabeth Friedrich_der
Schöne Friedrich Albrecht
92
Karl Iy. Erste deutsche Universität. Goldene Bulle.
noch viele vergebliche Versuche einer Versöhnung mit dem Papste..
Allein die Könige von Frankreich und Neapel wußten alle Versöh-
nungsvorschläge zu vereiteln. Daher erklärten die deutschen (geistli-
chen und weltlichen) Kurfürsten (außer Böhmen) auf dem ersten
,^/Kurverein zu Rhense 1338, der von den Kurfürsten durch Stim-
inenmehrheit gewählte König sei durch die bloße Wahl (also auch
ohne Bestätigung des Papstes) für den wahren König und römischen
Kaiser zu halten. Doch das gute Einverständniß Ludwig's mit den
geistlichen und weltlichen Fürsten wurde durch seine Ländersucht bald
wieder getrübt.
Nachdem er 1) die Markgrafschaft Brandenburg nach dem Aussterben des
askanischen Hauses seinem Sohne Ludwig zu Lehen gegeben, erwarb er 2) Tirol
und Kärnthen, indem er die Erbin beider Länder, die Gräfin Margaretha Maul-
tasch von ihrem Gemahl (Johann von Böhmen) schied und sie seinem Sohne, dem
Markgrafen Ludwig von Brandenburg, vermählte. Auch zog er 3) die Grafschaften
Holland. Seeland. Ñriesland und Henneaau als erledigte Reichslehen ein.
Das gesetzwidrige Verfahren des Kaisers bei der Erwerbung
Tirols erbitterte viele Fürsten, und der mächtige König Johann von
Böhmen setzte die Wahl seines Sohnes Karl durch (1346), dem
die baierische Partei nach Ludwig's Tode 1347 den Grafen Günther
von Schwarzburg als Gegenkönig entgegenstellte; doch nach dessen
Tode (1349) wurde Karl allgemein anerkannt.
£b) Könige aus dem Hause Böhmen-Luxemburg 1347 —1437.
1) Karl Iv. 1347 — 1378.
Karl's Wirken beschränkte sich fast auf sein Erbland Böhmen,
womit er durch eine Erbverbrüderung die Mark Brandenburg und
die Lausitz, und durch seine zweite und dritte Gemahlin einen Theil
der Oberpfalz und Schlesien vereinigte. Dieses Land suchte er auf
jede Weise emporzubringen: durch die Stiftung der ersten deut-
schen Universität zu Prag, 1348, welche bald 7000 Studirende
zählte, durch Verbefferung der Gesetze und Rechtspstege, Vermehrung
der Kirchen und Klöster, Beförderung des Handels, Berg- und
Weinbaues u. s. w.
Für das deutsche Reich that er nichts Wesentliches, als daß er,
um den Streitigkeiten, welche die unbestimmte Form der Kaiserwahl
so häufig veranlaßt hatte, ein Ende zu machen, 1356 auf dem
Reichstage zu Metz die goldene Bulle erließ. Durch dieses
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iy Karl Ludwig Ludwig Johann_von_Böhmen Johann Ludwig_von_Brandenburg Ludwig Johann_von
Böhmen Johann Karl Karl Günther
von_Schwarzburg Günther Karl Karl Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neapel Holland Seeland Ludwig's Hause_Böhmen-Luxemburg Brandenburg
95
Sigmund. Joh. Huß.
^ 3) Sigmund 1410 — 1437.
Seme nächste Sorge war das schon seit 40 Jahren in der
Kirche eingetretene Schisma zu heben. Nachdem nämlich die Päpste
70 I. in Avignon residirt hatten, wurde (seit 1378) während bei-
nahe 40 I. sowohl von den Römern als von den französischen Car-
dinälen zu Avignon ein Papst aufgestellt, und eine Kirchenversamm-
lung zu Pisa (1409) hatte das Uebel nicht gehoben; denn da sie die
beiden Päpste Gregor Xii. und Benedict Xiii. absetzte und Jo-
hann Xxiii. als allein rechtmäßigen Papst wählte, jene beiden aber
nicht resignirten, so hatte die Kirche nun gar drei Päpste.
Deshalb wurde vom Kaiser und vom Papste Johann Xxiii.
ein allgemeines Concilium nach Costnitz berufen 1414. Papst
Johann dankte ab unter der Bedingung, daß die beiden andern
Päpste gleichfalls entsagten, vielleicht in der Hoffnung, nach Erle-
digung des päpstlichen Stuhles wegen seiner Willfährigkeit wieder
erwählt zu werden; allein bald bereute er die Abdankung und floh
aus Constanz nach Schaffhausen in der Absicht dadurch das Conci-
lium aufzulösen. Dieses aber sprach die Superiorität einer allge-
meinen Kirchenversammlung über den Papst aus und setzte Jo-
hann Xxiii. ab. Gregor Xu. dankte nun freiwillig ab, und der
Kaiser unternahm selbst eine Reise zu Benedict Xiii. nach Perpignan,
um denselben ebenfalls zur Abdankung zu bewegen, doch dieser blieb
bei der Behauptung, er sei der einzige wahre Papst, und da durch
die Absetzung und Entlassung seiner Gegner auch das Schisma fac-
tisch aufgehoben sei, so brauche man ihn nur überall anzuerkennen,
um die Einheit der Kirche herzustellen. Nachdem auch dessen Ab-
setzung durch das Concilium ausgesprochen worden, folgte Martin V.
— Zugleich versuchte dieses Concilium die Ausrottung der Leh-
ren des Johann Huß, welcher die vom Papste für ketzerisch er-
klärten Grundsätze des Oxforder Theologen Johann Wycliff, trotz
aller Verbote des Erzbischofes von Prag und des Papstes, in Böh-
men verbreitete. Da Huß und sein Freund Hieronymus Faulfisch,
der zuerst Wycliff's Schriften nach Prag gebracht hatte, auch einen
vom Papste Johann Xxiii. verkündeten Ablaß bekämpften, die
Ablaßbulle unter dem Galgen verbrennen ließen und die Ablaßpre-
diger verspotteten und mißhandelten, so sprach der Papst den Bann
über Huß und das Jnterdict über Prag aus. Huß wurde vor das
Concilium geladen, und er erschien dort, nachdem ihn der Kaiser zu
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Xii Gregor Benedict_Xiii Johann_Xxiii Johann Johann Johann Gregor_Xu Gregor Benedict_Xiii Martin_V.
— Johann Johann_Wycliff Johann Hieronymus_Faulfisch Johann_Xxiii Johann