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1. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

2. Theil 2 - S. 116

1880 - Stuttgart : Heitz
116 «mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. einen Kreuzsoldaten, der beim Holzhauen von einem'grimmigen Bär überfallen worden war. Ohne sich zu besinnen, geht er dem Ungethüme mit dem Schwerte zu Leibe; sogleich läßt der Bär den Soldaten los und fällt über Gottfried her. Dieser verwundete ihn mit dem Schwerte, aber ohne ihn zu todten. Durch die Wunden noch wüthender gemacht, stürzt sich das wilde Thier auf ihn, umklammerte ihn mit seinen Vordertatzen und reißt ihn vom Pferde zu Boden. Mit ungeheurer Kraft macht sich zwar der Held aus der entsetzlichen Umarmung los und rennt dem Thier sein Schwert in die Seite. Aber auch hiervon noch nicht todt, greift ihn der Bär von neuem an, zerfleischt ihm den einen Schenkel und kaum ist Gottfried, nun schon ermattet, noch im Stande, das Ungeheuer von sich abzuwehren. Zum Glück kommt eben in der höchsten Noth ein Ritter herangesprengt, herbeigerufen von dem Hülferuf des Soldaten und dem Brüllen des Thieres, dem nun der Rest gegeben wird. Aber Gottfried war so erschöpft von Angst, Anstrengung und Blutverlust, daß er auf einer Trage ins Lager zurückgebracht werden mußte. Endlich hatten die Kreuzfahrer Klein-Asien durchzogen und wendeten sich rechts nach Syrien. Da stellte sich ihnen eine große Stadt dar, Antiochia hieß sie. Im ersten Rausche des Muthes schwuren sie, sie nicht unerobert hinter sich lassen zu wollen. Aber die Mauern waren so dick und so fest, und der Feind darin so hartnäckig und kriegerisch, daß die Kreuzfahrer weit über ein halbes Jahr davor liegen mußten. Da zeigte sich nun schon wieder all das grenzenlose Elend, welches Hunger, Beschwerde jeder Art, Seuchen und Sinnlosigkeit hervorzubringen vermögen. Die heilige Schwärmerei, welche die Kreuzfahrer bei Clermont gezeigt hatten, war verschwunden und alle hatten längst schon den Gedanken, das Kreuz genommen zu haben, verwünscht. Mit welcher Sehnsucht dachten nicht die meisten an die behagliche Ruhe, niifber sie daheim bei Weib und Kindern sich gepflegt hatten! Diese Unlust zeigte sich selbst bei einigen der Fürsten,, und man muß sich wundern, wenn man sieht, wie diese Leute, statt durch Einigkeit sich die Beschwerden leichter zu machen, sich beneideten, ja manchmal feindlich behandelten und dadurch die Eroberung des heiligen Grabes verzögerten. Nur Gottfrieds große Seele war über die kleinlichen Leidenschaften weit erhaben. Unter denen, die im Lager verdrießlich umherschlichen, war auch Kukupeter. Er hatte sich längst weggesehnt; auch verdroß es ihn, daß man so wenig Kenntniß von ihm nahm und ihn

3. Theil 2 - S. 167

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrich Ii. Gregor Ix. 167 zurück nach ihren Steppen. Auf der Stelle, wo Heinrich gefallen war, wurde Kloster Wahlstatt erbaut, noch heute ein weit zu sehendes Wahrzeichen für die Bewohner jener weiten Fläche. Zu dieser Zeit nun regierte in Deutschland, wie schon erwähnt, Kaiser Friedrich Ii. von 1212—50. Friedrich Ii. war ein schöner Jüugling, von mehr zartem als kräftigem Körperbau. Sein schönes, blondes Haar, das ihm in Locken die Schultern umwallte, erinnerte an seinen Großvater Friedrich den Rothbart, und das Feuer, das ihm aus den blauen Augen strahlte, an seine italienische Mutter. Er besaß außer der deutschen Kaiserkrone auch noch Neapel und Sicilien, ein paar herrliche Länder, die er vorzugsweise liebte, und in der That sind auch beide seit dieses Friedrichs Tode nie wieder so blühend gewesen und so gut regiert worden. Aber er hatte das Unglück, sich mit dem Papste zu veruneinigen, der ihn in den Bann that, und wir wissen schon aus der Geschichte Heinrichs Iv., wie übel es war, wenn man den Papst zum Fem^ß hatte. Zwar war Friedrich kein Heinrich, aber trotz aller Anstrengungen während der 38 Jahre, die er regierte, hat er endlich unterliegen müssen. Zuerst veruneinigte er sich mit dem Papste wegen eines Kreuzzuges. Friedrich hatte versprochen nach Palästina zu ziehen, schob aber die Sache von einem Jahre zum andern auf, weil er Wichtigeres zu thun habe.- Das nahm aber der Papst sehr übel; denn das heilige Grab war immer noch in den Händen der Ungläubigen, weil die bisher dahin geführten Haufen nicht geeignet waren, es mit den tapfern Muhamedanern aufzunehmen. Es waren ja sogar knrz vorher, angeregt durch die Reden eines französischen Hirtenknaben, welcher vorgab, himmlische Erscheinungen zu haben, 7000 Knaben nach dem Morgenlande aufgebrochen und bald darauf gar 30,000 Knaben und Mädchen eben deßhalb zu Schiffe gegangen; aber jene hatten sich schon in Italien zerstreut und diese waren durch einen Sturm nach der afrikanischen Küste geworfen worden, wo die Sarazenen sie theils niederhieben, theils zu Sklaven machten. Wenige kehrten in ihre Heimath zurück. Da nun der Papst Gregor Ix., ein mehr als achtzigjähriger, aber schöner, kräftiger Greis von unbezwingbarer Hartnäckigkeit, immer aufs neue auf den Kreuzzug drang, so ging der Kaiser endlich zu Schiffe; doch schon nach drei Tagen stieg er bei Otranto wieder ans Land, weil eine" Seuche auf der Flotte eingerissen war. Der Papst war darüber sehr entrüstet, schrie, das sei ein bloßer Vorwand, und that den Kaiser in den Bann. Dieser, um dem Gregor seinen guten

4. Theil 2 - S. 223

1880 - Stuttgart : Heitz
Cola di Rienzi. den bestraft und das entzückte Volk ertheilte Cola di Rienzi den Titel eines Tribuns und Befreier des Volks. Und wirklich! er • leistete Außerordentliches. Auf seinen Ruf fanden sich der Edeln viele, mehrere Orsini's und Colonna's, vor ihm ein und leisteten den Eid des Friedens; in der Stadt herrschte Ruhe, Ordnung und Sicherheit, wie es seit Menschengedenken nicht gewesen war. Allein nun ergriff der Dämon der Eitelkeit den Tribun und stürzte ihn wieder in den Staub zurück, aus dem er sich erhoben hatte. Er sandte Boten, mit versilberten Stäben und mit seinem, des Papstes und der Stadt Rom Wappen versehen, an den Papst nach Avignon, an den Dogen von Venedig, an den Kaiser und viele andere Fürsten: „Nikolas der Strenge und Gütige" — so schrieb er — „Tribun der Freiheit, des Friedens und der Gerechtigkeit, Besreier der heiligen römischen Republik, ladet euch ein, Gesandte nach Rom zu senden, um mit ihm Europas Wohlfahrt zu berathen. Alle Straßen sind sicher, und Pilgrime, wie die Gesandten der Fürsten, können daher gefahrlos nach Rom reisen." Man sieht, der Schwindel, plötzlich so hoch gestiegen zu sein, hatte den Tribun ergriffen; er kleidete sich phantastisch, ließ Kronen und Fahnen vor sich' hertragen, ließ sich von Baronen bedienen, legte selbst seiner Frau einen Hofstaat zu, und da mehrere Städte und Fürsten ihn mit Gesandtschaften beehrten, konnte er sich in sein Glück nicht mehr finden. „Ich werde," sagte er einst zu den Gesandten des Königs von Ungarn, indem er sich eine Krone aufsetzte, „ich werde den Umkreis der Erde nach der Gerechtigkeit und die Völker nach der Billigkeit richten." Einst schickte er sogar einen Befehl an den Papst nach Avignon, seine Residenz wieder in Rom zu nehmen, und forderte den Kaiser auf, vor ihm seine Rechte aus Rom zu erweisen. Diese und andere Thorheiten zeigten, daß es ihm an wahrer Größe fehlte, und machten ihn lächerlich. Die Edeln ergriffen die Waffen gegen ihn, der Papst schickte einen Legaten nach Rom, der ihn in den Bann that, und da Cola die Sturmglocke läuten ließ, um das Volk zu bewegen, sür ihn die Waffen zu ergreifen, gehorchte ihm Niemand mehr. Vergebens hielt er wie vormals Reden an das Volk; man hörte ihm mit Theilnahme zu, man sah Thränen in den Augen der Zuhörer, aber keine Hand bewaffnete sich sür ihn. Da erkannte er, daß seine Zeit vorüber sei; und als er dem Volke ankündigte, er wolle jetzt, nach einer siebenmonatlichen Regierung, seine Gewalt niederlegen, erhob sich keine

5. Theil 2 - S. 308

1880 - Stuttgart : Heitz
308 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. seit den canarischen Inseln zurückgelegt und mißmuthig ließen alle Matrosen die Köpfe hängen. Nur Colombo verzagte nicht; unaufhörlich beobachtete er den Compaß und die Gestirne, und immer fester wurde seine Ueberzeugung, daß man bald Land sehen müsse. Am 11. October hatte man die große Freude, eine Binsenpflanze, ein Brettchen, ein Rohr, einen künstlich gearbeiteten Stock, eine vom Ufer losgerissene Graspflanze und einen Dornenzweig mit rothen Beeren einzeln heranschwimmen zu sehen. „Seht ihr!" sprach Colombo. Am Abend ließ er alle zusammenkommen und befahl, wachsam zu sein; der erste, der Land sehe, sollte ein seidenes Wamms bekommen, außer den 30 Thalern, die der König als jährliche Pension zu geben versprochen hatte. Daß Colombo selbst in der folgenden Nacht kein Auge zumachte, versteht sich von selbst; denn er glaubte fest, dem Lande nahe zu sein. Als er so auf-dem Verdecke aufmerksam umherschauend dastand, erblickte er um 10 Uhr Abends ein Licht, welches sich von einem Orte zum andern bewegte, bald höher, bald tiefer war, bald verschwand, bald wieder erschien. Geschwind rief er einige herbei, die es auch sahen, und Alle waren überzeugt, daß es von einem Menschen herrühre, der eine Fackel oder eine Kerze umhertrage. Endlich um 2 Uhr Nachts erblickte ein Matrose von einem der andern Schiffe, welches vorangefahren war, das erste Land. „Land! Landl" erscholl es vom Mastkorbe herab. „Land! Land!" riefen die jauchzenden Seeleute unten nach und ein Kanonenschuß verkündete schnell der Mannschaft der andern beiden Schiffe das fröhliche Ereigniß. Alle drei Schiffe kamen nun zusammen und die Leute sahen mit Sehnsucht dem Tagesanbrüche entgegen. Endlich war es hell, und siehe! da lag vor ihren entzückten Augen eine flache, reizende Insel, mit grünen Gebüschen bedeckt. Das erste Gefühl, welches den edeln Admiral durchzuckte, war Dank gegen Gott. Mit Frendenthränen im Auge sprach er ein heißes Dankgebet und stimmte das Tedeum an. Alle stimmten ein und dankten Gott recht aus voller Seele sür das unerwartete Glück. Dann aber umdrängten sie den standhaften Colombo, baten ihm ihr mürrisches und ungehorsames Betragen ab und jeder erhob ihn nach seiner Weise als einen unübertrefflichen Helden. Das geschah am 12. October. Nun wurde hurtig das Boot bestiegen. Colombo stand vorn in der Staatsuniform als Admiral, eine fliegende Fahne in der einen, den blanken Degen in der andern Hand, hinter ihm die übrige Mannschaft. Sobald das Boot an's Land stieß, sprangen

6. Theil 2 - S. 106

1880 - Stuttgart : Heitz
106 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Brust. Auch geiselte er sich oft den Rücken selbst, um die Herzen seiner Zuhörer auf alle Weise zu rühren. Dazu nun seine ganz einzige Persönlichkeit, die ihn wie ein Wesen höherer Art ankündigte; die Aermlichkeit seiner Kleidung; die Freigebigkeit, mit welcher er alle Gaben, die man ihm von allen Seiten aufdrang, wieder an die Arme verheilte — es ist kein Wunder, daß seine Worte in den Gemüthern aller wie Funken zündeten. Was er sprach, schien ihnen Mahnung des Himmels. Selbst auf sein Eselch en gingihre Verehrung über; jeder freute sich, wer es streicheln oder füttern durfte; und wer gar ihm einige Haarß ausreißen konnte, verwahrte diese gleich der theuersten Haarlocke. So zog der heilig geachtete Mann von Dorf zu Dorf, von "Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Ueberall ging sein Ruf vor ihm her, in allen Bier- und Weinstuben wurde von nichts als von Kukupeter gesprochen, und wer ihn nicht selbst hatte hören und sehen können, hörte erstaunt den Erzählungen der Augenzeugen zu. Besonders war er durch' Italien und Frankreich gezogen; hier sahen sich alle schon im Geiste auf dem Wege nach Jerusalem; ein allgemeiner Schwindel hatte die Völker des Abendlandes ergriffen. Das vermag, ein einziger Feuerkopf! — Urban freute sich über diese Erfolge; eine solche Wirkung hatte er selbst nicht erwartet. Er berief, die allgemeine Stimmung zu benutzen, eine große Kirchenversammlung nach Piacenza in Ober-Italien und hier erschien eine solche Menge von hohen und niedern Geistlichen und von andern Leuten, die aus Neugierde kamen, daß kein Gebäude die Menschenmasse zu fassen vermochte. Alles was hier der Papst über die Befreiung 'bes heiligen Grabes sprach, wurde mit Entzücken ausgenommen. Auch ein Gesandter des griechischen Kaisers Alexius Com.nenns war da und überreichte einen in den kläglichsten Ausdrücken abgefaßten Brief, der den Eindruck noch erhöhte, so daß einer dem andern beim Auseinandergehen zurief: „Ja, ja, wir müssen uns erheben! Wir müssen die Ketten der niedergedrückten Christenheit sprengen!" Einige Monate darauf reiste Urban nach Frankreich, wo die Gemüther durch Kukupeter noch erhitzter waren, und hielt im Herbst 1095 in Elermont, einer Stadt fast in der Mitte von Frankreich, eine neue Versammlung. Himmel! was für Menschen strömten dahin zusammen! Auf einem ungeheuren Platze sah man, nichts als Menschen dicht auf einander gedrängt. In der Mitte auf einer Erhöhung erschien der Papst mit allem Gepränge seiner

7. Theil 2 - S. 122

1880 - Stuttgart : Heitz
122 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuz;üge. Indessen waren fast drei Jahre nach dem Aufbruche Gottfrieds aus seiner Heimath verflossen. Nun aber näherte man sich unter unaufhörlichen Kämpfen der Stadt Jerusalem. Nach langen abmattenden Märschen zogen sie eines Tages eine Anhöhe hinauf, und die zuerst oben anlangten, erblickten plötzlich vor sich die Zinnen von Jerusalem, das lang ersehnte Ziel so vieler Leiden. „Gott will es haben!" rufen die Glücklichen aus voller, begeisterter Brust. Die unten noch sind, stürzen nun auch hinauf und weiden sich an dem köstlichen Anblicke. „Gott will es haben!" tönt unaufhörlich, durch die Echos der Felsen verstärkt. Die stürmische Freude ging bald in tiefe Rührung über. In Thränen der Andacht gebadet sinken die bewaffneten Pilger auf die Kniee nieder und küssen den heiligen Boden. Gern wären sie in der ersten Begeisterung gleich auf die Mauer der Stadt losgestürzt, aber so schnell ging es nicht mit der Eroberung; denn die Stadt hatte eine sicht zu Angesicht geredet und der heilige Andreas ihm wachend die heilige Lanze gezeigt hat, dann gehe er unversehrt durch das Feuer! War aber dieses Trug, dann verbrenne er mit der Lanze, welche er in seinen Händen tragen wird!" Alle Anwesende riefen mit gebogenen Knieen: „Amen!" Hierauf knieete Peter, nur mit einem kurzen Gewände bekleidet, vor dem Bischof von Albara. rief laut Gott zum Zeugen an, daß nichts, was er von den Erscheinungen der Apostel Peter und Andreas berichtet, von ihm erfunden worden, flehte um die Vergebung seiner Sünden gegen Gott und seine Nächsten, und bat den Bischof, alle übrigen Geistlichen und das ganze anwesende Volk, für ihn ihre Gebete mit dem seinigen zu vereinen. Nachdem hierauf der Bischof die heilige Lanze in feine Hände gelegt und ihn mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes gesegnet hatte, erhob er sich und ging langsamen Schrittes durch die hochlodernde Flamme. Als Peter aus der Flamme wieder hervortrat, ohne daß weder seine Kleidung noch das Gewand, welches die heilige Lanze umhüllte, versehrt schien, und laut rufend: „Gott hilf!" mit der Lanze dem Volke den Segen gab, da jubelten Alle, welche der heiligen Lanze sich angenommen hatten. Aber nach überstandenem Gottesgericht war die Verehrung des Volks für Peter gefährlicher als das Gottesgericht selbst. Denn über den von der Flamme schwer verwundeten Mann stürzte mit wüthender Frömmigkeit das Volk her, riß ihn zu Boden, um seiner Kleider sich zu bemächtigen, und Einige rissen Fleisch von den Gebeinen des neuen Heiligen. Raimund Pillez und einige Ritter mußten mit bewaffneter Hand ihn befreien. Andere begnügten sich damit, Feuerbrände und Kohlen von dem Scheiterhaufen mit sich zu nehmen, und in wenigen Augenblicken war davon keine Spur mehr vorhanden. Die Anhänger Raimunds sahen während des Gottesgerichts eine Menge Erscheinungen; Peter selbst wollte mitten in den Flammen mit dem Apostel Andreas sich unterhalten haben. Aber er starb am zwölften Tage nach diesem Gottesgericht, sei es von den empfangenen Brandwunden, wie die Gegner der heiligen Lanze behaupteten, oder in Folge der Mißhandlungen des Volks.

8. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.

9. Theil 2 - S. 285

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Granson. 285 zu ihm und ließen ihm vorstellen, daß ja ihr ganzes Land nicht so viel werth sei, als die silbernen Zäume seiner Pferde. Alles vergebens; Karl Hatte sich einmal in den Kopf gesetzt, die Rheinländer von den Qellen des Flusses an zu besitzen. Er drang in die Schweiz ein und belagerte Granson. Ungeduldig, wie er war, forderte er die Schweizer auf, ihm die Thore zu öffnen. „Wenn ihr mich aufhaltet, soll euer Lohn der Galgen sein!" — Es wurde ihm abgeschlagen. Darüber ergrimmte er, und als sie sich endlich ergaben, ließ er Einige widerrechtlich an Bäume hängen und Andere, an Stricke gebunden, so lange durch den See schwemmen, bis sie ertranken. Sonst war Karls Gemüth nicht so böse; aber jetzt war er verstimmt und kannte nun kein Erbarmen. Aber die That war abscheulich und dieser Tag der letzte seines Glücks. Jetzt zogen die Schweizer herbei, so viele ihrer beisammen waren, und griffen die Burgunder an. Vorher fielen die frommen Helvetier nieder auf die Kniee, breiteten die Arme aus und beteten zu Gott um Sieg. Da glaubten die Burgunder, sie flehten um Gnade und schlugen ein lautes Gelächter auf. Aber Karl empfand bald, daß es noch die alten Schweizer waren. Viele seiner besten Leute wurden erschlagen. So kam der Nachmittag heran. Plötzlich beleuchtete die Sonne die schimmernden Waffen eines neuen Heeres, welches sich auf den Bergen zeigte. „Was für ein Volk ist das?" fragte Karl einen gefangenen Schweizer. „Das erst," antwortete dieser, „sind die wahren alten Schweizer vom hohen Gebirge, die Männer, welche die Oestreicher schlugen!" — In diesem Augenblicke ertönte drei Mal der Uri-Stier, das lange Horn der Urner, welches sie in ihren Thälern, wie in der Schlacht, zu blasen pflegen, und wunderbar erklang das Waldhorn der Unterwaldner, daß es Karl durch Mark und Seele drang. „Ei," rief er bedenklich aus, „was wird aus uns werden? Schon die Wenigtzn haben uns so ermüdet." Und so war es auch. Die Burgunder verloren die Schlacht bei Granson, und eine überschwängliche Beute fiel den Siegern in die Hände; denn so eilig ging die Flucht, daß Karl sein ganzes Lager im Stiche lassen mußte. Alle seine kostbaren Zelte, sein reich mit Edelsteinen besetzter Hut, sein Prachtschwert, dessen Griff von Diamanten, Rubinen, Saphiren, Hyacinthen und Perlen glänzte, sein reiches Silbergeschirr, und andere Sachen von hohem Werthe wurden von den Schweizern erbeutet. Aber so unbekannt waren diese Leute mit den Luxuswaaren, daß sie die silbernen Teller für zinnerne,

10. Theil 2 - S. 339

1880 - Stuttgart : Heitz
Cortez in Mexico. 339 * glücklichen Mexicaner vorüber war, eilte Cortez wieder zum Kaiser, meldete ihm mit einem freundlichen Gesichte, was geschehen sei, und befahl, ihm die Fesseln wieder abzunehmen. Montezuma freute sich darüber wie ein Kind. Er umarmte den Cortez, nannte ihn seinen Retter und sprang, alle fürstliche Würde vergessend, wie ein Trunkener umher. Die schaudervolle Bestrafung jener Mexicaner hatte so viel gewirkt, daß fürs erste Keiner sich gegen die Spanier zu rühren wagte, und Cortez regierte jetzt durch den gefangenen Montezuma das ganze Reich. Auch ließ er nun zwei Kriegsschiffe auf dem See von Mexico erbauen, wodurch seine Lage in der Stadt viel sicherer wurde. Er hatte nämlich dem Kaiser von den großen Schiffen der Europäer erzählt und ihn darauf neugierig gemacht, so daß Montezuma nicht nur den Bau der Schiffe zugab, sondern sich selbst darüber recht fteute. Durch alle diese Erfolge wurde Cortez immer kühner und schritt nun zu ejner neuen Erniedrigung des armen Kaisers. Er verlangte von ihm, er solle sich für einen Vasallen des Königs von Spanien erklären und demselben einen jährlichen Tribut bezahlen. Montezuma wagte nicht, dem fürchterlichen Manne zu widersprechen, und leistete in einer feierlichen Versammlung der Großen des Reichs die verlangte Huldigung. Aber wie schwer mochte ihm diese Demüthigung fallen, der bisher Keinen über sich erkannt hatte. Seufzer unterbrachen seine Rede und bittere Thränen liefen ihm die Wangen herunter. Schon fingen die Mexicaner an zu murren Und ein finsterer Ernst verbreitete sich über ihre Gesichter, so daß Cortez besorgte, er sei zu weit gegangen. Indeß beruhigte er sie damit, daß sein König nichts verlange, als Schutzherr von Mexico zu sein; sonst sollte Alles beim Alten bleiben. So viel ließen sich die Mexicaner ruhig gefallen, in der Hoffnung, daß doch nun endlich die lästigen Gäste abziehen würden, und Montezuma selbst forderte den Cortez dazu auf. „Das ist auch ganz meine Absicht," antwortete der schlaue Cortez; „nur muß ich erst die dazu nöthigen Schiffe bauen lassen, und das erfordert einige Zeit." — Eigentlich aber war er fest entschlossen, Mexico nie wieder zu verlassen, und täglich hoffte er, die Verstärkung aus Spanien eintreffen zu sehen, die er sich vom Kaiser Karl ausgebeten hatte. Er ahnete nicht, welch ein Ungewitter sich jetzt über ihm zusammenzog. . „Ihr habt nicht erst nöthig, Schiffe zu bauen," sagte emes
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