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1. Theil 2 - S. 70

1880 - Stuttgart : Heitz
70 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. dasselbe von dir!" Konrad der Jüngere versprach dies und beide umarmten sich vor der ganzen Versammlung. Der Erzbischof (Aribo) von Mainz gab zuerst seine Stimme und wählte — den Keltern. Die andern Geistlichen folgten fast ohne Ausnahme. Unter den Fürsten stimmte Konrad der Jüngere zuerst; er rief laut den Namen seines Vetters aus und die übrigen Fürsten stimmten ihm bei. Nur zwei (der Erzbischof von Cöln und der Herzog von Lothringen) verließen unwillig die Versammlung. Da eilte ihnen Konrad der Jüngere nach und ließ nicht eher mit Bitten ab, bis sie zurückkehrten und beistimmten. Konrad Ii. oder der Salier (1024—10*39) — weil er Herzog der salischen Franken gewesen war — war einer der vorzüglichsten Kaiser, tapfer, entschlossen und besonnen, gütig und leutselig gegen die Gutgesinnten, aber streng und ernst gegen die Unruhestifter. Sein Kaplan Wippo sagt von ihm: „Es klingt wie Schmeichelei, wenn man erzählen will, wie großmüthig, wie fest, wie furchtlos, wie ernst er gegen die Bösen, wie gütig gegen die Feinde, wie unermüdet und emsig in Geschäften er gewesen ist, wenn die Wohlfahrt des Reichs es verlangte." Als er in Mainz zur Krönung nach der Kirche zog, wurde er von drei Menschen aufgehalten, welche Bitten anzubringen hatten, einer Wittwe, einer Waise und einem Bauer. Die Bischöfe wollten sie entfernen und erinnerten, daß man bereits mit dem Gottesdienste aus ihn warte. „Nein!" sprach er, „es ist besser, selbst seine Pflicht zu thun, als von andern zu hören, daß man sie thun soll; denn ihr selbst habt mir oft genug gesagt, daß nicht die Hörer, sondern die Thäter des Worts vor Gott etwas gellen." Er hörte die Bittenden ruhig an, und nun erst schritt er zur Kirche. Von seiner Frau Gisela sollte er sich scheiden, da er im fünften Grade mit ihr verwandt war, oder der Krone entsagen, so wollten es die Bischöfe. Er aber erklärte, lieber die Krone fahren lassen zu wollen, als sein geliebtes Weib, und so gaben denn die Geistlichen nach. Damals gab es ein Königreich Burgund oder Arelat. Es umfaßte das südöstliche Frankreich und die westliche Schweiz, also das ganze Stromgebiet der Rhone und der Saone. Der König desselben, Rudolph, hatte keine Kinder und hatte schon Heinrich Ii. versprochen, daß das Land nach seinem Tode an Deutschland fallen sollte. Dies Versprechen wurde nun dem Konrad erneuert, und als Rudolph 1032 starb, nahm Konrad Besitz von Burgund. Dagegen überließ er dem Könige Knut von Däne-

2. Theil 2 - S. 142

1880 - Stuttgart : Heitz
142 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Ausbildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel überhaupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und gerade die wildesten nach dem heiligen Lande und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größern Reichthnme, den die Städte durch 3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalsi hervorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freundschaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Uebergewicht. Eben solche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie eine recht eigentlich goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Theile des mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilgrime von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. Um nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Constantinopel, auf Candia, Corfu, Morea und an andern Küsten Colonien an; sie befuhren das schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Don, das jetzige Asow, und holten von hier die Waaren, die dahin aus dem mittleren Asien auf Kameelen gebracht

3. Theil 2 - S. 167

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrich Ii. Gregor Ix. 167 zurück nach ihren Steppen. Auf der Stelle, wo Heinrich gefallen war, wurde Kloster Wahlstatt erbaut, noch heute ein weit zu sehendes Wahrzeichen für die Bewohner jener weiten Fläche. Zu dieser Zeit nun regierte in Deutschland, wie schon erwähnt, Kaiser Friedrich Ii. von 1212—50. Friedrich Ii. war ein schöner Jüugling, von mehr zartem als kräftigem Körperbau. Sein schönes, blondes Haar, das ihm in Locken die Schultern umwallte, erinnerte an seinen Großvater Friedrich den Rothbart, und das Feuer, das ihm aus den blauen Augen strahlte, an seine italienische Mutter. Er besaß außer der deutschen Kaiserkrone auch noch Neapel und Sicilien, ein paar herrliche Länder, die er vorzugsweise liebte, und in der That sind auch beide seit dieses Friedrichs Tode nie wieder so blühend gewesen und so gut regiert worden. Aber er hatte das Unglück, sich mit dem Papste zu veruneinigen, der ihn in den Bann that, und wir wissen schon aus der Geschichte Heinrichs Iv., wie übel es war, wenn man den Papst zum Fem^ß hatte. Zwar war Friedrich kein Heinrich, aber trotz aller Anstrengungen während der 38 Jahre, die er regierte, hat er endlich unterliegen müssen. Zuerst veruneinigte er sich mit dem Papste wegen eines Kreuzzuges. Friedrich hatte versprochen nach Palästina zu ziehen, schob aber die Sache von einem Jahre zum andern auf, weil er Wichtigeres zu thun habe.- Das nahm aber der Papst sehr übel; denn das heilige Grab war immer noch in den Händen der Ungläubigen, weil die bisher dahin geführten Haufen nicht geeignet waren, es mit den tapfern Muhamedanern aufzunehmen. Es waren ja sogar knrz vorher, angeregt durch die Reden eines französischen Hirtenknaben, welcher vorgab, himmlische Erscheinungen zu haben, 7000 Knaben nach dem Morgenlande aufgebrochen und bald darauf gar 30,000 Knaben und Mädchen eben deßhalb zu Schiffe gegangen; aber jene hatten sich schon in Italien zerstreut und diese waren durch einen Sturm nach der afrikanischen Küste geworfen worden, wo die Sarazenen sie theils niederhieben, theils zu Sklaven machten. Wenige kehrten in ihre Heimath zurück. Da nun der Papst Gregor Ix., ein mehr als achtzigjähriger, aber schöner, kräftiger Greis von unbezwingbarer Hartnäckigkeit, immer aufs neue auf den Kreuzzug drang, so ging der Kaiser endlich zu Schiffe; doch schon nach drei Tagen stieg er bei Otranto wieder ans Land, weil eine" Seuche auf der Flotte eingerissen war. Der Papst war darüber sehr entrüstet, schrie, das sei ein bloßer Vorwand, und that den Kaiser in den Bann. Dieser, um dem Gregor seinen guten

4. Theil 2 - S. 171

1880 - Stuttgart : Heitz
Kirchenversammlung in Lyon. 171 eine seiner Kronen heraus, setzte sie auf sein Haupt und rief, mit drohendem Blicke sich emporhebend: „Nein! noch ist sie nicht verloren, meine Krone! Weder der Papst noch das Concilium haben sie mir geraubt, und ehe ich sie hingebe, müssen noch Ströme von Blut fließen!" — Diesen kräftigen Mannessinn zeigte auch Friedrich wirklich. Zwar ruhte der Papst nicht eher, bis er einen Gegenkaiser in Deutschland aufgestellt hatte. Heinrich Raspe (1246 bis 47) hieß er und war Landgraf von Thüringen, ein redlicher Mann, aber nicht dazu gemacht, sich gegen einen so thätigen Mann, wie Friedrich war, zu behaupten. Die meisten deutschen Städte blieben dem rechtmäßigen Kaiser getreu; nur die Bischöfe schlugen sich auf Heinrichs Seite — darum wurde er Pfaffenkönig genannt — und schon nach neun Monaten starb er auf seinem Schlosse Wartburg bei Eisenach. Das war freilich für Friedrich einiger Trost; aber es häuften sich jetzt Schlag auf Schlag so viele Unglücksfälle, daß sein königlicher Sinn zuletzt ganz niedergebeugt wurde. Seine Feinde wählten an .Raspe's Stelle einen neuen Gegenkaiser, Wilhelmvon Holland, einen unbedeutenden Mann, der sich aber doch von 1247—56 behauptet hat. Aber am meisten schmerzte den Kaiser die entdeckte Untreue seines treuesten Freundes und Rathgebers, Peter de Bin eis, auf dessen Treue er Schlösser gebaut hätte. Dieser Mann war von ganz armen Aeltern geboren, so arm, daß er sich auf der hohen Schule durch Almosen das Leben erhalten mußte. Durch Zufall lernte ihn der Kaiser kennen, entdeckte seine außerordentlichen Talente und behielt ihn bei sich. Von nun an war Peter in allen Dingen des Kaisers wichtigster Rathgeber; zu den bedeutendsten Gesandtschaften wurde er gebraucht, und in des Freundes Schooß schüttete Friedrich alle Kümmernisse ans, die sein Herz so oft beunruhigten. Dennoch war es der Verführung des Papstes gelungen, dieses Mannes Herz dem Kaiser zu entfremden und so zu umstricken, daß er versprach, seinen Herrn zu vergiften. Schon auf der Versammlung in Lyon, wohin ihn Friedrich mit Taddeo von Sueffa geschickt, hatte er zu Aller Erstaunen geschwiegen und sich seines Herrn nicht angenommen. Jetzt lag Friedrich, von Kummer beladen, auf dem Krankenlager. Da traten Peter de Vineis und der gleichfalls bestochene Arzt herein, und dieser reichte dem Kaiser einen Gifttrank. Friedrich war entweder schon gewarnt, oder die verlegene Miene des Arztes machte ihn aufmerksam. „Ich will nicht glauben," sagte er, als er die Schale an die Lippe setzte, „daß ihr mir Gift geben wollt!"

5. Theil 2 - S. 223

1880 - Stuttgart : Heitz
Cola di Rienzi. den bestraft und das entzückte Volk ertheilte Cola di Rienzi den Titel eines Tribuns und Befreier des Volks. Und wirklich! er • leistete Außerordentliches. Auf seinen Ruf fanden sich der Edeln viele, mehrere Orsini's und Colonna's, vor ihm ein und leisteten den Eid des Friedens; in der Stadt herrschte Ruhe, Ordnung und Sicherheit, wie es seit Menschengedenken nicht gewesen war. Allein nun ergriff der Dämon der Eitelkeit den Tribun und stürzte ihn wieder in den Staub zurück, aus dem er sich erhoben hatte. Er sandte Boten, mit versilberten Stäben und mit seinem, des Papstes und der Stadt Rom Wappen versehen, an den Papst nach Avignon, an den Dogen von Venedig, an den Kaiser und viele andere Fürsten: „Nikolas der Strenge und Gütige" — so schrieb er — „Tribun der Freiheit, des Friedens und der Gerechtigkeit, Besreier der heiligen römischen Republik, ladet euch ein, Gesandte nach Rom zu senden, um mit ihm Europas Wohlfahrt zu berathen. Alle Straßen sind sicher, und Pilgrime, wie die Gesandten der Fürsten, können daher gefahrlos nach Rom reisen." Man sieht, der Schwindel, plötzlich so hoch gestiegen zu sein, hatte den Tribun ergriffen; er kleidete sich phantastisch, ließ Kronen und Fahnen vor sich' hertragen, ließ sich von Baronen bedienen, legte selbst seiner Frau einen Hofstaat zu, und da mehrere Städte und Fürsten ihn mit Gesandtschaften beehrten, konnte er sich in sein Glück nicht mehr finden. „Ich werde," sagte er einst zu den Gesandten des Königs von Ungarn, indem er sich eine Krone aufsetzte, „ich werde den Umkreis der Erde nach der Gerechtigkeit und die Völker nach der Billigkeit richten." Einst schickte er sogar einen Befehl an den Papst nach Avignon, seine Residenz wieder in Rom zu nehmen, und forderte den Kaiser auf, vor ihm seine Rechte aus Rom zu erweisen. Diese und andere Thorheiten zeigten, daß es ihm an wahrer Größe fehlte, und machten ihn lächerlich. Die Edeln ergriffen die Waffen gegen ihn, der Papst schickte einen Legaten nach Rom, der ihn in den Bann that, und da Cola die Sturmglocke läuten ließ, um das Volk zu bewegen, sür ihn die Waffen zu ergreifen, gehorchte ihm Niemand mehr. Vergebens hielt er wie vormals Reden an das Volk; man hörte ihm mit Theilnahme zu, man sah Thränen in den Augen der Zuhörer, aber keine Hand bewaffnete sich sür ihn. Da erkannte er, daß seine Zeit vorüber sei; und als er dem Volke ankündigte, er wolle jetzt, nach einer siebenmonatlichen Regierung, seine Gewalt niederlegen, erhob sich keine

6. Theil 2 - S. 62

1880 - Stuttgart : Heitz
62 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. gab man ihm einen Helm, einen Schild und eine Lanze, und führte ihm ein Pferd vor, das er fröhlich umhertummelte. Familiennamen hatte man anfangs noch nicht. Ein Jeder führte einen Taufnamen: Peter, Otto, Friedrich, Lothar u. s. w. Der Zuname richtete sich nach feinen Verhältnissen. War er ein Edelmann, so nannte er sich nach seinem Schlosse. Hieß dieses z. B. Falkenburg und der Ritter Hugo, so wurde er Hugo von Falkenburg genannt. So sind viele Namen unserer adeligen Familien entstanden, nur daß jetzt säst gar keine mehr das Stammschloß besitzt, welches ihr den Namen gegeben hat. Mit den Bürgern hatte es eine ähnliche Bewandtniß. Da diese aber kein Schloß hatten, so erhielten sie ihre Namen entweder von ihrer Beschäftigung (z. B. Müller, Bäcker, Kretschmer, Gärtner, Schneider, Schuster, Krüger), oder von gewissen Eigenthümlichkeiten (z. B. Breitkops, Spitznas, Breitenbauch, Groß, Klein, Klug, Kurz u. s. w.). Diese Namen bezogen sich zwar anfangs nur auf Den, welcher sie bekommen hatte, wurden aber nach und nach Familiennamen. Die feierlichen Waffenspiele der Ritter nannte man Turniere. Vermuthlich sind sie in Frankreich entstanden. In Deutschland soll Heinrich der Vogler sie zuerst eingeführt haben; doch ist nicht gewiß, ob die Waffenübungen, die er anordnete, wirklich Turniere waren. Die dabei stattfindenden Gebräuche und Gesetze sind nicht immer dieselben gewesen; gewöhnlich hatten sie folgenden Verlauf. Wenn ein Fürst oder sonst ein Vornehmer ein Turnier geben wollte, so schickte er lange vorher Einladungen an benachbarte Fürsten umher und ließ durch Herolde im ganzen Lande, zuweilen selbst im Auslande das Turnier ankündigen und den Tag bestimmen. Dann fanden sich zur bestimmten Zeit viele Ritter ein, alle herrlich gerüstet, gepanzert vom Kopf bis auf die Füße; selbst die Pferde waren mit eisernen Blechen bedeckt und mit köstlichen Decken und andern Zierrathen behängt. Auf dem Schilde hatte jeder ein Abzeichen, welches er immer führte, und welches alle, die zu seiner Familie gehörten, beibehielten, einen Löwen, Elephanten, Adler, Steinbock, ein Pferd, einen Engel u. dgl. Daraus sind die Wappen entstanden. Da aber viele Familien Seitenlinien hatten, so hatte jede noch ein besonderes, sie bezeichnendes Kleinod auf dem Helme: einen Adlerflügel, ein Paar Ochsenhörner, einen Pferdekopf u. s. w., Alles von Erz. Am Tage vorher mußte jeder seinen Namen bei den Wappenrittern angeben, und wenn er nicht eine fürstliche Person oder sonst schon ein bekannter Ritter war, seinen Adel beweisen;

7. Theil 2 - S. 133

1880 - Stuttgart : Heitz
Letzte Kreuzzüge. 133 armseliges Pilgerkleid. Schon in den ersten Tagen der Reise kam er in Gefahr, erkannt zu werden. So kam er nach dem Dorfe Erdberg bei Wien, wo er sich nur ein paar Tage ausruhen wollte. Aber auch hier war er unbesonnen. Er ließ nämlich viel Geld sehen und wendete so viel auf, daß die Leute stutzig wurden, daß ein armer Pilger so viel auszugeben hätte. Das erfuhr Leopold und ließ ihn beobachten. Als Richard das merkte, wurde ihm bange, und um nicht erkannt zu werden, flüchtete er sich in ein anderes Wirthshaus, und als man ihm auch dahin folgte, stellte er sich an den Bratspieß in der Küche. Aber unklugerweise behielt er an der Hand, mit welcher er den Spieß drehte, einen kostbaren Ring stecken, und um sein Unglück voll zu machen, trat eben ein Diener des Herzogs ein, der ihn in Palästina gesehen hatte und sogleich wieder erkannte. Er wurde gezwungen, sich gefangen zu geben; man brachte ihn zu Leopold. Dieser ließ ihn sogleich auf der Burg Dürenstein an der Donau einschließen, und Niemand wußte, wo Richard geblieben war. Als die Nachricht nach England kam, daß er gefangen wäre, entschloß sich ein Edelmann aus Artois, Namens Blondel, seinen Gebieter aufzusuchen und so lange alle Länder zu durchziehen, bis er ihn gefunden hätte. Endlich kam er zufällig auf eine Burg im Oestreichischen, und als er da übernachtet hatte, fragte er: „Schöne Wirthin, sind Gefangene dort im Thurme?" — „Ach ja!" war die Antwort, „seit einiger Zeit sitzt dort ein Gefangener." — Blondel dachte gleich: „Das könnte wohl mein guter Herr sein!" und bat um die Erlaubniß, einige Zeit da bleiben zu dürfen. Der Kastellan erlaubte es ihm; aber vergebens bemühte sich Blondel, den Gefangenen zu Gesicht zu bekommen, so oft er auch unter dem Fenster des Thurms auf feiner Either spielte. Endlich sah ihn der gefangene König und glaubte seinen treuen Diener zu erkennen. Um ihm ein Zeichen zu geben, sang er ein Lied, das sie beide einst in glücklichern Tagen gedichtet hatten. Kaum hatte er die erste Strophe geendigt, so griff Blondel in die Saiten und sang die zweite Strophe. Der Gesuchte war also gefunden. Schnell reiste Blondel nach England zurück und verkündete hier und überall, wo Richard eingesperrt sei. Leopold, dadurch erschreckt, wagte nicht, ihn länger zu behalten, und da auch der deutsche Kaiser, Heinrich Vi., Richards Auslieferung verlangte, so übergab Herzog Leopold seinen Gefangenen dem Kaiser, welcher nun den König auf der Burg Trifels in Rheinbaiern in Verwahrung nahm. Erst nach einer dreizehn-

8. Theil 2 - S. 187

1880 - Stuttgart : Heitz
Die heilige Elisabeth. 187 der Landgraf hatte öffentlich erklärt, er würde den nicht für feinen Freund erkennen, der sie aufnehmen würde. Alle ihre bisherigen Freunde wandten sich von ihr; selbst die, welche von ihr mit Wohlthaten überschüttet worden waren, hatten das vergessen, und ein böses Weib war gar so undankbar, sie zu verhöhnen und zuletzt in einen Bach zu stoßen. In Thränen gebadet trat sie in ein Wirthshaus des am Fuße des Berges gelegenen Städtchens, und hier erst überdachte sie das Schreckliche ihrer Lage. Mitten in der Nacht erhob sie sich von ihrem schlaflosen Lager und eilte in ein Kloster. Hier fand sie Trost im Gebete und dankte Gott inbrünstig auch für die schweren Leiden, die er ihr zuzuschicken gewiß seine weisen und liebevollen Absichten habe. Am meisten schmerzte sie, daß sie ihren kleinen Kindern keine Bequemlichkeiten verschaffen konnte. Endlich kam die Leiche ihres Gemahls in Bamberg an und wurde hier von dessen Brüdern und allen Edeln des Landes feierlich empfangen. Auch Elisabeth war hingeeilt. Dies benutzte ihr alter Freund Vargila; er stellte dem Landgrafen Heinrich das der frommen Frau zugefügte Unrecht vor, und es gelang ihm, ihn zu rühren, so daß Heinrich sie mit sich wieder auf die Wartburg nahm. Aber hier, wo sie mit ihrem Gatten so glücklich gelebt hatte, war ihres Bleibens nicht. Sie eilte wieder fort, vertheilte das ihr gegebene Geld unter die Armen und begab sich nach Marburg, welches der Landgraf ihr zur Wohnung angewiesen hatte. Noch war sie nicht lange da, als eine Gesandtschaft aus Ungarn bei ihr eintraf. Ihr Vater, der König Andreas, hatte von ihrer Noth gehört und ließ sie zu sich einladen. Die Gesandten trafen sie, wie sie eben am Spinnrade saß; sie erklärte fest, daß sie in ihrer Niedrigkeit bleiben wolle, und war nicht zu bewegen, mitzuziehen. Auch blieb sie in Marburg bis an ihren Tod, der 1231 erfolgte, und nährte sich von Wollespinnen. Sie erreichte nur ihr 24. Lebensjahr. Daß von einer so frommen Frau viele Wunderthaten erzählt werden, kann Niemanden nach dem Geiste jener Zeit befremden. Wir wollen einige erzählen, die Wahrheit derselben aber auf sich beruhen lassen. Einst ging sie mit einem Korbe voll Lebensmittel von der Wartburg den Berg hinab, um Arme und Kranke zu er- und die sie damit verscheuchte. Nur steigt dabei der Zweifel auf, wie sie denselben habe führen können, da ja keine ihrer Hände frei war.

9. Theil 2 - S. 193

1880 - Stuttgart : Heitz
Rudolph von Haböburg. 193 gut es ist, wenn man gegen Andere gefällig ist, und daß man nie wissen kann, wer uns noch einmal zu nützen oder zu schaden im Stande sei. Mehrere Jahre vor seiner Kaiserwahl bekam Rudolph einmal einen Besuch von einem deutschen Geistlichen, Werner von Eppeustein, der zum Erzbischof von Mainz gewählt war. Er reiste eben nach Rom, um sich da bestätigen zu lassen, und bat Rudolphen, ihm bei der damaligen Unsicherheit der Landstraßen bis an die italienische Grenze das Geleite zu geben. Rudolph that das mit Vergnügen hin und zurück, und als Werner Abschied nahm, schüttelte.dieser ihm dankbar die Hand und sagte: „Wollte Gott, Herr Graf, daß ich so lange noch lebte, bis ich Gelegenheit habe. Euch den mir erwiesenen Dienst zu vergelten." — Rudolph hatte die Sache schon wieder fast vergessen, und lag eben vor der Stadt Basel, als einige wohlgeschmückte Ritter in sein Lager kamen (1273) und ihm die überraschende Kunde brachten, daß die versammelten deutschen Fürsten ihn eben zum Kaiser gewählt hätten und ihn recht sehr bäten, doch gleich nach Aachen zu kommen, um sich mit Karls des Großen Krone krönen zu lassen. Rudolph wunderte sich nicht wenig, wie gerade auf ihn die Wahl gefallen sei? „Ja!" sagten die Ritter, „Erzbischof Werner von Mainz hat uns gesagt, daß Ihr der frömmste, tapferste und gerechteste Fürst in Deutschland wäret, und da haben alle Herzöge ihr Vertrauen auf Euch gesetzt." — Aber Rudolph verdiente auch das Vertrauen; er war ein kreuzbraver, verständiger und echt frommer Herr. Man erzählte von ihm, wie er einst, noch als Graf, von der Jagd kommend, einem Geistlichen begegnet wäre, der auf ein benachbartes Dorf gerufen war, um einem Sterbenden das heilige Abendmahl zu reichen. Gleich stieg Rudolph vom Pferde, bat den Geistlichen hinaufzusteigen, und setzte hinzu: „Nimmermehr würde es sich schicken, wenn ich reiten wollte, während der, welcher den Leib meines Herrn und Heilandes trägt, zu Fuße geht." Der Geistliche mußte auch das Pferd behalten; ja er schenkte ihm noch ein Stück Feld dazu, auf welchem er das Futter bauen sollte. Als nun Rudolph Kaiser war, ließ er gleich bekannt machen, daß die Befehdungen jetzt ein Ende haben müßten, und daß jeder wieder herausgeben sollte, was er vorher mit Gewalt dem Andern weggenommen habe. Damit waren freilich viele sehr unzufrieden. Besonders wurde darüber ergrimmt König Primislav Ottokar von Böhmen, ein stolzer, kriegerischer Fürst, der dem unglück- Weltgcschichlk für Töchter. Ii. 16. Stuft. 13

10. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.
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