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1. Theil 2 - S. 3

1880 - Stuttgart : Heitz
Justinian. Gelimer. Belisar. 3 wäre. Da beschloß ein kräftiger griechischer Kaiser, Justinian, der um das Jahr 550 regierte (527-^-565), Italien wiederzuerobern, und es gelang ihm auch nach 'vielen und harten Kämpfen (536—555) durch seine beiden großen Generale Belisar und Narses; denn ein so großer Gesetzgeber auch der Kaiser war, so suhlte er doch, daß er kein geschickter Feldherr fei, und blieb daher klüglich zu Hause. Aber nicht allein das ostgothische Reich in Italien warf er über den Haufen, sondern er hatte vorher schon auch das vandalische Reich in Nordafrika erobert (534). Einige Züge ans diesem vandalischen Kriege sind merkwürdig. Der König der Vandalen, Gelimer, war vor dem tapfern Belisar ins rauhe Atlasgebirge geflohen. Hier fehlte es ihm an Allem, während Belisar in der Hauptstadt Karthago seinen Einzug hielt. Gelimer wurde end-. lich von einem griechischen Unterfeldherrn (Pharas) gar eng eingeschlossen. Da redete ihm dieser zu, sich dem Kaiser zu ergeben. „Wäre es nicht besser," schrieb er ihm, „daß du bei den Griechen betteln gingest, als daß du bei den Vandalen verhungerst? Füge dir doch nicht selbst größeres Uebel zu, als deine Feinde dir zufügen wollen." — Der König gab ihm die Antwort: „Ich will nicht der Sklave eines ungerechten Feindes sein, den ich mit keinem Worte beleidigt hatte und der mich doch mit Krieg verfolgt. Er ist ein Mensch wie ich; auch ihn kann noch, wie mich jetzt, die Hand des Unglücks ergreifen. Mehr kann ich nicht schreiben; die Größe meines Unglücks raubt mir die Gedanken. Lebe wohl! Ich bitte dich, sende mir eine Cither, ein Brot und einen Schwamm. Mit dem Brote will ich meinen quälenden Hunger stillen, mit dem Schwanke meine Thränen trocknen und mit der Cither meinen Gram zerstreuen." Er erhielt das Verlangte ; aber seine Noth nahm immer mehr zu; zuletzt sah er, wie seine eigenen Verwandten verhungerten, und nun erst ergab er sich. Als er mit dem Sieger Belisar zusammentraf, schlug er ein lautes Gelächter aus. Man sah ihn verwundert an und glaubte, er habe den Verstand verloren; er aber sprach: „Ich bin von königlichem Geblüt, selbst König gewesen, habe gelebt in Pracht und Ueberfluß, und nun? — Nun bin ich halb verhungert, ein elender Gefangener! Muß ich da nicht über die Eitelkeit und Vergänglichkeit aller menschlichen Hoheit lachen?" — Als man ihn nach Eonstantinopel brachte, in die kaiserliche Rennbahn führte und er vor Justinian, der im kaiserlichen Schmucke auf dem Throne saß, niederknieen sollte, ließ er keine Thräne fallen, keine Seufzer hören; aber er biß die Lippen

2. Theil 2 - S. 17

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Martell. Chlodwig. 17 sie erreichten, wurde zermalmt. Aber die Nacht brach jetzt ein; den Erfolg wußte Niemand. Am andern Morgen wollte Karl die Blutarbeit aufs neue beginnen. Da brachten ihm seine Kund-fchafter die Nachricht: „Die Araber sind während der Nacht entflohen; das Lager ist verlassen." Wirklich waren die Feinde davongeeilt und gingen über die Pyrenäen zurück; ihr Verlust in der Schlacht war ein so ungeheurer, daß die freilich wohl von dankbarer Begeisterung übertriebenen Nachrichten von 375,000 erschlagenen Mohamedanern erzählen. Diese Schlacht bei Poitiers ward 732 geschlagen und ist eine wichtige Begebenheit; denn hätte der wackere Karl Martell nicht gesiegt, so hätten die Mauren wahrscheinlich auch das übrige Europa bald unterjocht und ihre Religion den Völkern aufgedrungen. Darum muß Karl Martell in dankbarem Andenken stehen. Nach diesem Siege eben erhielt er seinen Beinamen von der Alles zermalmenden Tapferkeit, mit welcher er seinen Streitkolben über den Mohrenschädeln geschwungen hatte. — Bald darauf entstanden Uneinigkeiten und Parteikämpfe unter den maurischen Fürsten in Spanien, durch welche den geflüchteten Westgothen leichter wurde, wiederum gegen die muhamedanische Herrschaft vorzudringen. Die Christen kamen aus den Bergen hervor und gewannen immer mehr Land, bis endlich im Jahre 1492 das letzte maurische Königreich in Spanien verging. 55. Die Franken. — Chlodwig. — Karl Martell und Pipin der Kleine. — Bonifacins. — Ursprung des Papstthums. Die Franken, ein ursprünglich ganz deutsches Volk (oder richtiger gesagt: eine Völkergemeinschaft), waren während der Völkerwanderung, wie schon gesagt, über den Rhein nach dem nördlichen Theil von Gallien gewandert. Der Besitz dieses Landes war damals unter die Westgothen, Burgunder, auch Alemannen vertheilt; ein Stück gehörte sogar noch einem Ueberrest römischer Herrschaft. Alle diese Gebiete haben die Franken an sich gerissen und dadurch dem Lande den Namen Frankreich gegeben. Sie hatten ihre eigenen Könige, die von Merowäus abstammten und daher Merowinger genannt wurden. Ein Enkel des Merowäus war Chlodwig (482—511), ein Zeitgenosse Theoderichs des Großen, ein kräftiger Herrscher. Anfangs, da er mit 15 Jahren König wurde, besaß er nur einen kleinen Theil von Nordfrankreich; aber er hatte den festen Willen, sich auch zum Herrn des übrigen Landes zu Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl.

3. Theil 2 - S. 29

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl der Große. 29 „wenn Mehrere mit ihm kommen?" — „Du wirst ja sehen, wie er kommt," antwortete Otker; „was aus uns werden soll, weiß ich nicht." Kaum hatten sie ausgeredet, als sich ein neuer Haufe rührig und behend — vermuthlich die Leibwache — zeigte. „Aber das ist er gewiß?" fragte Desiderius erschrocken. „Immer noch nicht!" war die Antwort. Jetzt zogen die Bischöfe und Aebte, die ganze Geistlichkeit mit Kaplanen und Dienern heran; bei ihrem Anblicke sprach Desiderius mit bebender Stimme: „Laß uns hinabsteigen und uns unter der Eche verbergen vor dem wüthenden Antlitze eines so grimmigen Feindes." Daraus sprach Otker: „Wenn du eine Saat auf dem Felde wirst starren und einen eisernen Po und Tessino (zwei Flüsse, die sich nicht weit von Pavia vereinigen) die Mauern der Stadt mit schwarzen Fluthen wirst überschwemmen sehen, dann fürchte, daß Karl komme!" — Und kaum hatte er ausgesprochen, als sich von Abend her wie eine düstere Wolke zeigte, die den hellen Tag verdunkelte. Wie sie näher heranzog, erblickte man den eisernen Karl im eisernen bebuschten Helme, in eisernen Schienen an den Armen, im eisernen Panzer um die eherne Brust und die gewaltigen Schultern, mit einem eisernen hoch aufgehobenen Spieß in der Linken, den unbezwungenen Stahl in seiner Rechten schwingend. So sah man auch am Schilde nichts als Eisen, und selbst sein Roß war wie von Eisen an Muih und Farbe. Fast sein ganzes Heer war gleichmäßig gerüstet, so daß das Feld und die Straße mit Eisen wie bedeckt war und die Schwerter in der Sonne blitzten. „Da ist er," rief Otker aus, „den du zu sehen begehrt hast!" und stürzte fast sinnlos zu Boden, denn er fürchtete Karls Rache. Karl ließ Destders Hauptstadt Pavia einschließen und reiste selbst nach Rom, um hier das. Osterfest zu feiern. Vor den Thoren der alten Kaiserstadt empfingen ihn jauchzend und lobsingend alle Schulen mit ihren Lehrern und Knaben, mit Palm- und Oel-zweigen in den Händen. Als Karl das vorgetragene Kreuz erblickte, sprang er mit seinem ganzen Gefolge vom Pferde und ging zu Fuß nach der Peterskirche, an deren Thüre ihn der Papst und das römische Volk erwartete. Der fromme König küßte jede Stufe, die hinaufführte, umarmte den heiligen Vater, der ihn unter der Kirchenhalle, umgeben von feiner ganzen Geistlichkeit, würdevoll empfing, und als beide in das Kirchengewölbe traten, rief das Chor und altes Volk stimmte ein: „Gebenedeiet ist, der da kommt im Namen des Herrn!" — Indessen ergab sich Pavia nach 10

4. Theil 2 - S. 31

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl der Große. 31 Bald nach Bezwingung der Sachsen ward auch Baiern dem Reiche einverleibt. Im Sommer 787 forderte Karl den Baiern-Herzog Th assilo vor den Reichstag zu Worms und sandte, als er sich weigerte zu erscheinen, drei starke Heeressäulen gegen ihn ab. Thassilo überrascht und rathlos, unterwarf sich. Aber schon 788 wurde er vor die Reichsversammlung zu Ingelheim bei Mainz geladen, um sich wegen eines verrätherischen Einverständnisses mit den Avaren zu vertheidigen; da es ihm nicht gelang, wurde er abgesetzt und mit den © einigen in ein Kloster gesteckt, Baiern aber nach fränkischer Weise eingerichtet. Nun wurde in den Jahren 791 — 798 gegen Thassilo's Bundesgenossen, die Avaren, ein wildes Reiter- und Hirtenvolk gestritten, welches sich nach dem Untergange des Hunnenreichs in den Gegenden an der Theiß und Donau niedergelassen hatte. Karls Sohn, Pipin, erstürmte das befestigte Hoflager des avarischen Chans, den berühmten „Ring der Avaren", woselbst sich eine unermeßliche Beute vorfand; eine dauernde Unterwerfung der mittlern und untern Donaugegenden aber ward doch nicht erreicht. Karl ist mehrmals in Rom gewesen; es gefiel ihm dort ganz vorzüglich; kein Wunder, da die Städte in Deutschland und Frankreich damals noch sehr unbedeutend gewesen sein mögen. Keine seiner Reisen dahin war aber von so wichtigen Folgen, wie die im Jahre 800. Die Veranlassung war folgende: Karl war eben in Paderborn, als päpstliche Boten zu ihm kamen und ihm den Papst Leo —- Hadrian war vier Jahre vorher gestorben — anmeldeten. Sie erzählten, bei einer Procession sei er von seinen Widersachern überfallen, fortgeschleppt, geschlagen und auf's äußerste gemißhandelt worden und fast nur durch ein Wunder dem Tode entgangen. Ein treuer Herzog habe ihn nach Spoleto gerettet, und jetzt komme er selbst, um den großen Karl um Hülfe anzuflehen. Karl empfing den blieben, und er endlich aus dieser Welt gewichen sei. Das schönste Gedicht, welches von Roland handelt, ist, das Heldengedicht Orlando furioso (bet wüthende Roland) von Ariost, einem herrlichen Dichter aus Ferrara in Italien, wo er 1533 starb. Zum Andenken des großen Roland errichtete man in den meisten Ltädlen des nördlichen Deutschands Bildsäulen von Stein, Erz oder Holz und stellte sie aus den Marktplätzen aus. Unter ihnen pflegte man sonst die Blutgerichte zu halten, weil er mit einem Schwerte in der Hand immer vorgestellt wird. Noch findet man viele dieser Bildsäulen in unsern deutschen Städten. Sein Grab wird noch in Ronceval in Spanien in einer Kapelle gezeigt, in welcher er in der Mitte von dreißig seiner Gefährten ruht; aber die von den Mönchen gerühmte riesenmäßige Größe der Knochen hat Niemand finden können. t

5. Theil 2 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Konrad I. Heinrich der Städtegründer. 49 eine Menge Hirsche, Eber und Bären mit eigener Hand erlegt hatte; eben so war er auch im Kriege unermüdlich, und allen seinen schönen Eigenschaften setzte er durch eine reine Gottesfurcht und Frömmigkeit die Krone auf. Unter seinen vielen Thaten ist keine merkwürdiger, als die Bezwingung der wilden Ungern. In Ungarn, wo vor Zeiten die Hunnen *) gehaust, hatte sich seit kurzer Zeit ein rohes, kriegerisches Volk, die Ungern oder Magyaren, niedergelassen, welches vermuthlich vom Kaukasus hergezogen war. Arpad war ihr Führer gewesen. Im höchsten Grade raubsüchtig, war es mit seinen neuen Wohnsitzen nicht zufrieden, sondern machte unaufhörliche Einfälle in Deutschland, Italien, Frankreich und Griechenland, führte unermeßliche Beute und Gefangene, besonders Weiber und Kinder, mit sich fort und beging die abscheulichsten Grausamkeiten. Es war nichts Seltenes, daß sich die Ungern der Leichen der erschlagenen Feinde als Sitze oder als Eßtische bedienten und einander vom Blute der Feinde zutranken. Und was diese Leute so gefährlich machte, war, daß man ihnen so schwer beikommen konnte; denn fast alle Jahre erschienen sie in einer andern Gegend. Schnell waren sie da, und ehe man Kriegsleute gegen sie zusammengezogen hatte, waren sie aus ihren kleinen raschen Pferden auch schon wieder mit der gemachten Beute und den Gefangenen weiter gezogen. Sie waren eine große Landplage für unser Vaterland. Wie mancher Deutsche mußte es mit ansehen, wie sein Weib und seine Kinder ihm unter vielen Schlägen weggeführt wurden, ohne die Hoffnung zu haben, sie je wieder zu sehen! Die Weiber wurden mit den langen Haaren aneinander gebunden und dann mit Peitschenhieben nach Ungarn in die Sklaverei getrieben. Puch unter Heinrich dem Vogler machten diese Ungern Einfälle in Sachsen, verheerten ■das , ganze Land, verbrannten die offenen Städte, ermordeten die Menschen und trieben andern gräulichen Unfug; und wenn Heinrich seine Mannen gegen sie führte, so hatten diese eine solche Furcht vor den wilden Barbaren, daß sie sich nicht an sie herantrauten. Da hielt er es für besser, erst seine Sachsen nach und nach an den Krieg zu gewöhnen, und ging mit den Ungern einen neunjährigen Waffenstillstand ein, wofür er ihnen jährlich einen Tribut bezahlte. Diese neun Jahre benutzte *) Die Hunnen waren bald nach Attila'ö Zeit von den G^piden nach Asien zurückgetrieben worden. Weltgeschichte für Töchtc,-. Ii. 16. Aufl. 4

6. Theil 2 - S. 52

1880 - Stuttgart : Heitz
52 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Herr Gott dich loben wir! und ließ zum Andenken die Schlacht im Speisesaale seines dortigen Schlosses abmalen. Seitdem hat das nördliche Deutschland die Ungern nur noch ein mal und nur auf kurze Zeit gesehen; Heinrich hatte ihnen das Land verleidet. Bald darauf (936) starb der treffliche Mann. **) Als er seinen Tod nahe fühlte, rief er seine Frau Mathilde an sein Lager. „O du mir immer treue, mit Recht inniggeliebte Gattin," sprach er, „rote danke ich Gott, daß ich dich lebend zurücklasse! Ach! nie hat roohl ein Mann eine durch Treue bewährtere, in allem Guten erprobtere Gattin gehabt! Daher Dank dir, du Fromme, daß du meine aufbrausende Heftigkeit so oft besänftigt und in allen Fällen durch einen weisen Rath mich geleitet, daß du mich so oft von der Unbilligkeit zur Gerechtigkeit zurückgerufen und mich so treulich ermahnt hast, dem Unterdrückten Hülse zu bringen. Jetzt übergebe ich dich und unsere Söhne dem Schutze des allmächtigen Gottes und dem inbrünstigen Gebete der Anserwählten des Herrn, und zugleich auch meine Seele, die sich schon den Fesseln des Körpers entwindet." Während nun Mathilde voll schmerzlicher Mhrung in die Kirche eilte, um sich hier recht auszuweinen und ihr und ihres Gatten Loos ganz Gott anheimzustellen, entschlief Heinrich. Ein lautes Klagegeschrei, das zu ihren Ohren drang, meldete ihr das Geschehene. Da warf sie sich in ihrem unendlichen Schmerze auf die Kniee nieder und empfahl die Seele ihres entschlafenen Mannes in die Hände Gottes. Noch ist von ihm zu merken, daß er als der Stifter des Ritterwesens betrachtet werden kann. In den neun Jahren, in welchen er den Ungern den Tribut bezahlte, führte er zur Uebung der Edelleute Waffenspiele ein, damit sie Geschicklichkeit mit Stärke verbinden lernten. Bisher hatten die Leute nichts gethan, als jagen und zechen. Nun fanden sie aber solches Behagen an den Turnieren, wie man es nannte, daß diese seit jener Zeit Nationalfeste für bte deutsche Ritterschaft würden. Nach seinem Tode würde sein Sohn Otto I. (936—973)/bett man auch den Großen nennt, König der Deutschen. Er würde, wie seine beiben Vorgänger, von allen deutschen Herzögen und *) Er und seine Frau Mathilde liegen in Quedlinburg in der Schloßkirche begraben. Aber die Grabsteine sind so tief in die Erde gesunken, daß sie jetzt nicht mehr zu sehen sind ; doch weiß man noch die Stellen, wo beide liegen.

7. Theil 2 - S. 70

1880 - Stuttgart : Heitz
70 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. dasselbe von dir!" Konrad der Jüngere versprach dies und beide umarmten sich vor der ganzen Versammlung. Der Erzbischof (Aribo) von Mainz gab zuerst seine Stimme und wählte — den Keltern. Die andern Geistlichen folgten fast ohne Ausnahme. Unter den Fürsten stimmte Konrad der Jüngere zuerst; er rief laut den Namen seines Vetters aus und die übrigen Fürsten stimmten ihm bei. Nur zwei (der Erzbischof von Cöln und der Herzog von Lothringen) verließen unwillig die Versammlung. Da eilte ihnen Konrad der Jüngere nach und ließ nicht eher mit Bitten ab, bis sie zurückkehrten und beistimmten. Konrad Ii. oder der Salier (1024—10*39) — weil er Herzog der salischen Franken gewesen war — war einer der vorzüglichsten Kaiser, tapfer, entschlossen und besonnen, gütig und leutselig gegen die Gutgesinnten, aber streng und ernst gegen die Unruhestifter. Sein Kaplan Wippo sagt von ihm: „Es klingt wie Schmeichelei, wenn man erzählen will, wie großmüthig, wie fest, wie furchtlos, wie ernst er gegen die Bösen, wie gütig gegen die Feinde, wie unermüdet und emsig in Geschäften er gewesen ist, wenn die Wohlfahrt des Reichs es verlangte." Als er in Mainz zur Krönung nach der Kirche zog, wurde er von drei Menschen aufgehalten, welche Bitten anzubringen hatten, einer Wittwe, einer Waise und einem Bauer. Die Bischöfe wollten sie entfernen und erinnerten, daß man bereits mit dem Gottesdienste aus ihn warte. „Nein!" sprach er, „es ist besser, selbst seine Pflicht zu thun, als von andern zu hören, daß man sie thun soll; denn ihr selbst habt mir oft genug gesagt, daß nicht die Hörer, sondern die Thäter des Worts vor Gott etwas gellen." Er hörte die Bittenden ruhig an, und nun erst schritt er zur Kirche. Von seiner Frau Gisela sollte er sich scheiden, da er im fünften Grade mit ihr verwandt war, oder der Krone entsagen, so wollten es die Bischöfe. Er aber erklärte, lieber die Krone fahren lassen zu wollen, als sein geliebtes Weib, und so gaben denn die Geistlichen nach. Damals gab es ein Königreich Burgund oder Arelat. Es umfaßte das südöstliche Frankreich und die westliche Schweiz, also das ganze Stromgebiet der Rhone und der Saone. Der König desselben, Rudolph, hatte keine Kinder und hatte schon Heinrich Ii. versprochen, daß das Land nach seinem Tode an Deutschland fallen sollte. Dies Versprechen wurde nun dem Konrad erneuert, und als Rudolph 1032 starb, nahm Konrad Besitz von Burgund. Dagegen überließ er dem Könige Knut von Däne-

8. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

9. Theil 2 - S. 104

1880 - Stuttgart : Heitz
104 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. griechische Kaiser in Constantinopel bat den Papst Gregor Vii., doch die abendländlichen Fürsten zum Beistände gegen den übermächtigen Feind des christlichen Glaubens aufzufordern; denn die Seldschncken hatten ihm ganz Klein-Asien weggenommen. Aber Gregor hatte damals keine Zeit, viel an die Noth des heiligen Landes zu denken; Heinrich Iv. machte ihm so viel zu schaffen, daß er bald alles Andere darüber vergaß, und so blieb denn der Wunsch, das heilige Grab den Händen der Ungläubigen zu entreißen, ein sogenannter frommer Wunsch. Darüber starb Gregor. Urban Ii. folgte ihm. Eines Tages (1094) ließ sich bei ihm ein Männchen in einem grauen Pilgerrocke und von sonderbarem Aussehen melden und verlangte durchaus vorgelassen zu werden. Urban ließ ihn eintreten. Es war Peter von Amiens, gewöhnlich Kntten-Peter oder Knkupeter genannt. Der trat vor ihn hin, sagte, er käme unmittelbar aus Jerusalem, und überreichte ihm ein Empfehlungsschreiben vom griechischen Patriarchen daselbst. Dann erzählte er ihm mit funkelnden Augen und einem hinreißenden Feuer der Beredsamkeit von dem unglücklichen Zustande der Christen im heiligen Lande: wie er früherhin ein Einsiedler gewesen; wie es ihm in seiner Zelle zu enge geworden; wie Ihn der Prang, das heilige Grab zu sehen, nach Jerusalem getrieben; wie er dort mit Inbrunst am Grabe des Erlösers gebetet, aber mit herzzerreißendem Jammer den Ueber-muth der Ungläubigen und die Mißhandlungen der armen Christen gesehen habe; und wie endlich der feste Wille in ihm entstanden sei, zurückzugehen nach Europa und alle Völker und ihre Fürsten aufzufordern, daß sie das Grab des Heilandes von der Schmach befreiten, von den Ungläubigen entehrt zu werden. Urban hörte mit Erstaunen den flammenden Worten des Feuerkopfes zu und erkannte bald, daß das der rechte Mann sei, um die Völker zu einem solchen Zuge nach Jerusalem aufzuregen. Er sah ihn freund* lich an, befahl ihm, Italien und Frankreich zu durchziehen und die Gemüther auf einey solchen Zug vorzubereiten; er selbst würde dann schon das Uebrige thun. Kukupeter bestieg seinen bescheidenen Esel und reiste damit durch Italien und Frankreich. Von allen Seiten strömten die Leute herbei, wenn sie seinen sonderbaren Auszug sahen. Wirklich hatte man einen so seltsamen Mann noch nicht gesehen. Auf einem kleinen Esel.saß ein kleines, halbvertrocknetes Männchen, welches fast nur aus Haut und Knochen bestand, obgleich erst 41 Jahre

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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