370
Culturverhältnisse Amerikas. §. 72.
Wie unter den Ureinwohnern in genetischer und sprachlicher
Beziehung große Verschiedenheiten Vorkommen, so auch in Hinsicht
auf die Geslttungsverhältnisse und die Nahrungszweige,
wogegen unter den Eingewanderten, sowohl den Weißen als Schwar-
zen , eine größere Gleichartigkeit der Eristenzmittel vorhanden ist,
wenigstens sind alle zu festen Wohnsitzen gelangt.
Auf der niedrigsten Culturstuse stehen die in den tropischen
Urwäldern und Steppen (im Herzen Südamerikas), sowie in den
Savannen des Missouri herumstreifenden, von dem Ertrage der
Jagd lebenden Ureinwohner und die an den beiden äußersten Enden
des Erdtheils wohnenden Stämme der Eingebornen (die Eskimos,
die Tschnktschen u. s. w. im Norden, die Patagonen und Pescheräs
im Süden). Eine kaum über das thierische Leben erhabene Stufe
nehmen einzelne Jndianerstämme im westlichen Nordamerika ein,
welche sich von getrockneten Eicheln, von Wurzeln, von Heuschrecken
und andern Insekten nähren. Dagegen hat ein großer Theil der
Ureinwohner, namentlich in den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika, in Mittelamerika und im nördlichen Südamerika, seine
eigenthümlichen Sitten mit enropäischen vertauscht, wie denn über-
haupt die europäische Cultur, sowohl in ihrer Ausbreitung als in
ihrer Vervollkommnung, überraschende Fortschritte macht, nament-
lich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo erst seit
60 Jahren das ganze Mississippigebiet aus einer Wüste in ein
von 12 Mill. Menschen bewohntes Culturland umgeschaffen und
in jüngster Zeit auch die goldreiche Westküste angesiedelt worden
ist, welche dazu bestimmt scheint, in einen lebhaften Handels-
verkehr mit dem O. und S.-O. Asiens und mit Australien zu
treten. Weniger ist die europäische Cultur in Südamerika über
die Küstenstriche hinaus vorgedrungen, und hier liegt noch ein un-
ermeßlicher Reichthum an Bodenschätzen über und unter der Erde
unbenutzt, ja unbeachtet. — Die Europäer haben alle Zweige ihrer
physischen und technischen Cultur auch nach Amerika übertragen, unter
denen auch hier der Ackerbau (europäische Getreidearten im N.,
subtropische Erzeugnisse in den südlichen Staaten Nordamerikas, in
Meriko und in Westindien) die erste Stelle einnimmt, doch versteht
man unter Ackerbau in den tropischen Gegenden die zur Erzeugung
von sog. Colonialwaaren meist durch Sclaven betriebene Plantagen-
wirthschaft. Eine sorgfältige Viehzucht ist weniger Bedürfniß,
da zum Theil die Sclaven die fehlenden Arbeitsthiere ersetzen, und
in den weiten Pampas und Llanos werden die zahllosen Heerden
von verwilderten Rindern und Pferden mehr gejagt als gehütet.
Von großer Wichtigkeit ist der Fischfang, namentlich der Wall-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika. §. 74.
375
für ihre Befestigung den Werth zu erkennen gegeben, den sie auf den
Besitz dieser unscheinbaren Gruppe von Kvralleninseln legt als Militär-
und Handelsstation und als Verbannungsort für Verbrecher.
2. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Der östliche Küstenstrich Nordamerikas vereinigt alle Bedin-
gungen einer bedeutenden Culturfähigkeit in sich: einen gemäßigten
Himmelsstrich, wasserreiche Flüsse, fruchtbare Ebenen, hafenreiche
Gestade und größte Annäherung an die alte Welt, die Quelle der
Cultur für die ueue Welt. Die südliche Hälfte von Nordamerika
verbindet eine große Fruchtbarkeit des Bodens mit reichen Schätzen
an den beiden wichtigsten Mineralien (Eisen und Steinkohle) und
mit einer glücklichen Vertheilung der natürlichen und künstlichen
Verkehrsmittel. Dieses Zusammentreffen aller Bedingungen der
Culturentwickelung unv des Nationalreichthums hat schon jetzt die
Union zu dem gebildetsten, bevölkertsten und mächtigsten Staate
der westlichen Hemisphäre und zu einer Handelsmacht ersten Ranges
erhoben. Derselbe besitzt durch seine Weltlage einen ganz entschie-
denen Vorzug vor den seefahrenden Nationen Europas, indem seine
Küsten von den beiden größten Oceanen bespült werden, welche
man durch eine Eisenbahn zu verbinden im Begriffe ist, um dem
in riesenhaften Verhältnissen anwachsenden Produktenüberschuß auch
einen Abzug nach W. zu eröffnen. Ueber die westlichen Staaten
s. S. 378.
Die „Union", deren Bevölkerung sich seit dem ersten Census
im Jahr 1790 (3,929,328 E.) um das Achtfache vermehrt hat,
besteht gegenwärtig aus 34 Staaten, 1 District und 7 Territorien,
welche, wie die Schweiz, einen Bund mit einer gemeinschaftlichen
Verfassung ausmachen, während jeder einzelne Staat wieder seine
besondere Verfassung hat.
Die Gesammtheit wird vertreten durch den „Congreß" der gewähl-
ten Abgeordneten der einzelnen Staaten, welcher aus zwei Häusern, dem
der Senatoren und dem der Repräsentanten, besteht, sich in Washington
versammelt und für allgemeine Angelegenheiten Gesetze gibt. Die voll-
ziehende Gewalt übt ein auf 4 Jahre (durch Wahlmänner) erwählter
Präsident oder als dessen Stellvertreter ein Vicepräsident, zum Theil mit
Zuziehung des Senates, und ihm stebt ein aus 5 Staatssekretären ge-
bildetes Ministerium zur Seite. In ähnlicher Weise ist die Verfassung
der einzelnen Staaten geordnet, deren besondere Verwaltung durch einen
erwählten Gouverneur nach Gesetzen geschieht, welche erwählte Senatoren
und Repräsentanten beschlossen haben. — Die Territorien, d. h. neue
Provinzen, welche durch Eroberung, Kauf oder Abtretung in den Besitz
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Nordamerika Nordamerikas Nordamerika Europas Washington