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1. Für Oberklassen - S. 2

1870 - Altenburg : Bonde
2 3. ©oft grüßt Manchen, der ihm nicht dankt. - Gott grüßt Manchen, der ihm nicht dankt, z. B.: Wenn dich früh die Sonne zu einem neuen, kräftigen Leben weckt, so bietet er dir: Guten Morgen! Wenn sich Abends dein Auge zum erquick- lichen Schlummer schließt: Gute Nacht! Wenn du mit gesundem Appetite dich zur Mahlzeit setzest: Wohl bekomm's! Wenn.du eine Gefahr noch zur rechten Zeit entdeckst, so sagt er: Nimm dich in Acht, junges Kind oder altes Kind, und kehre lieber wieder um! Wenn du am schönen Maitag im Blüthen- duft und Lerchengesang spazieren gehst, und es ist dir wohl, sagt er: Sei willkommen in meinem Schloßgarten! Oder du denkst an nichts, und es wird dir auf einmal wunderlich im Herzen und naß in den Augen und denkst: Ich will doch anders werden, als ich bin, so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Oder du gehst an einem offenen Grabe vorbei, und es schauert dich, so denkt er just nicht daran, daß du lutherisch oder reformirt bist, und sagt: Gelobt sei Jesus Christ! Also grüßt Gott Manchen, der ihm nicht antwortet und nicht dankt. Gott begegnet dir überall, wo du ihn grüßen möchtest. 4. Der Morgensegen. Ich danke Dir, mein himmlischer Vater durch Jesum Christum, Deinen lieben Sohn, daß Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, „Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß Dir all mein Thun und Leben gefalle; denn ich befehle mich, meinen Leib, Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde! Amen. Morgensegen und Abendsegen ist Tagessegen auf allen Wegen. 5. Friedrich der Große und sein Kammerdiener. Friedrich der Große arbeitete oft anhaltend bis in die Nacht hinein. Einst saß er noch arbeitend an seinem Pulte, als die Mitternachtsstunde schon geschlagen hatte. Da trat sein Kammer- diener Heise in das Zimmer. Dieser stand bei Friedrich in großer Gunst und konnte sich schon erlauben, was ein Anderer nicht wagen durfte. Jetzt erinnerte er den König, daß es schon spät und Zeit zur Ruhe sei. Der König sagte: „Ich habe da eine wichtige Arbeit vor, die keinen Aufschub leidet. Wenn ich jetzt zu Bette gehe, so muß Er mich spätestens morgen früh um 4 Ühr wecken. Ich werde dann noch schläfrig sein und nicht aufstehen und Ihn wieder weg- schicken wollen. Aber ich befehle Ihm, daß Er sich nicht abweisen läßt. Wenn ich nicht aufstehen will, so ziehe Er mir nur die Bett- decke weg. Hört Er?" Mit dem Schlage vier trat Heise ein. Der

2. Für Oberklassen - S. 42

1870 - Altenburg : Bonde
63. Was Gott thut, das ist wohl gethan. „Ich sterbe nicht, nur mein Elend stirbt," sagt mit der Blut- zeugin Cäcilie jeder, der im lebendigen Glauben an Christum den letzten Feind überwunden hat. Er fährt dahin, auf den Lippen das Triumph- lied des Apostels: Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Besiegt, bleibt er Sieger, gestorben, ist er lebendig. Solche und ähn- liche Gedanken waren es freilich nicht, welche dem Jenaischen Stadt- kantor Gastorius durch den Kopf gingen, als er im Jahre 1675 zum Tode krank auf seinem Bette lag. Eben hatte die alte Haushälterin ihm wieder einmal einen Löffel voll Arzenei eingegeben. Sie hatte vor die Lampe auf der Nußbaum-Kommode die große Nürnberger Bibel ge- stellt und sich in den mit Leder beschlagenen Lehnstuhl am Ofen gesetzt. Hier war sie, ermüdet von der Nachtwache, eingeschlafen. Gastorius lag mit offenen Augen da. Die Todtenuhr im alten Wandschranke hätte für diesen Abend ihr Picken sich ersparen können; auch ohne sie konnte der Kantor von dem alten Spruche nicht loskommen: Hin geht die Zeit, her kommt der Tod. Aber ein willkommner Bote wär er ihm nicht. „Fünf und zwanzig Jahre alt, und schon sterben! Habe bis vor Jahresfrist in meinem Leben nichts gehabt, als viele Mühe und schmale Kost. Jetzt sitze ich in Amt und Würden, bei voller Schüssel, da kommt das Ende. Ja, ja, je tiefer der Nagel in der Wand steckt, desto schwerer ist es ihn herauszuziehen." Da schlug es auf dem grünen Thürmchen der Stadtkirche acht Uhr. Es pochte leise an der Thüre, und herein trat ein junger Mann mit frischem Gesichte und blauen sinnigen Augen. „Wie ist es seit Mittag gegangen, Severus?" „Ach, Samuel, das Fieber macht einen Angriff nach dem andern; lange kann das der arme Leib nicht mehr aushalten. Es wird bald mit mir aus und vorbei sein. Aber du kommst heute spät, Samuel; es hat mich lange nach dir verlangt." „Seit einigen Stunden schon bin ich um dich gewesen, habe eine Arzenei bereitet für deine Seele. Hilf Gott, daß sie auch dem Leibe zu gute kommt!" Mit diesen Worten rückte er die Bibel ein wenig von der Lampe weg und las dem Jugendfreunde das Lied vor: Was Gott thut, das ist wohl gethan. Er war fertig. „Lies mir's noch einmal, Samuel!" — „so wird Gott mich ganz väterlich in seinen Armen halten, drum laß ich ihn nur walten," wiederholte der Kantor mit leiser, aber fröhlicher Stimme. Bei einer Viertelstunde war nichts zu hören, als der ein- tönige Schlag der Wanduhr und das Schnurren der Katze, die sich auf dem weichen Lager unter dem Ofen gütlich that. Über die eingefallenen Backen des Kantors schlich sich eine Thräne nach der andern; mit jeder fiel ein Sorgen - und Angststein von seiner Seele. „Habe Dank, Her- zensfreund. Ich kann mit vr. Martino sagen: Es war ein wunder- licher Krieg, da Tod und Leben rungen; das Leben das behielt den Sieg und hat den Tod verschlungen. Nun sterbe ich fröhlich und gebe es Gott! selig. Du hast mir den Tod zu einem Engel Gottes gemacht, der eine gar fröhliche Botschaft bringt: der Vater holt sein Kind heim zu ewiger Freude im Vaterhause." —

3. Für Oberklassen - S. 43

1870 - Altenburg : Bonde
„Gut, daß du kommst, Samuel," sagte am Morgen der Kantor zu seinem Freunde. „Dein Lied hat die ganze Nacht bei mir Wache gehalten, daß die Angst des Sterbens und die Gedanken der langen Todesnacht keine Macht an mir gefunden haben. Aber wir wollen auch im Tode verbunden bleiben. Du hast das Lied gemacht, ich die Melodie, diese Nacht. Setze dich her, ich will sie dir dictiren. Wenn sie in ein paar Tagen mich begraben, soll sie die Kantorei musiciren, aller Welt zur Kunde, daß einer im Glauben an seinen Vater im Himmel fröhlich von hinnen gegangen ist." Der Freund setzte die Melodie auf, es ist dieselbe, die du so oft gehört, selber gesungen hast. In Gottes Rathe war es anders beschlossen, als die beiden Freunde dachten. Der Kantor genas von seiner Krankheit, aber der siegreichen Schlacht, die er an jenem Abende mit seines Freundes Waffen wider den Tod geschlagen, hat er nimmer vergessen; jede Woche mußten ihm die Currentschüler das Lied unter seinen Fenstern singen. So ist es denn geschehen, daß es mancher fromme Student gehört und mit in sein Vaterland zurück genommen hat, daher es denn gar bald in der ganzen Lutherischen Kirche bekannt geworden ist. Und wer war Samuel? Ein paar Wochen später wanderte er von Jena aus über den waldigen Höhenzug der Wölmse nach Grüben, einem freundlichen Dörfchen in unserem Westkreise, 1 Stunde von Roda gelegen. Von dem Gipfel des Berges, an welchen sich das Pfarrhaus lehnte, tritt er durch die Thüre im Dache auf den Oberboden und geht die zwei Treppen hinunter in die Studirstube seines Vaters, des Pastors Rodigast. In der Kammer daneben hatte er am 19. Oktober 1649 das Licht der Welt erblickt. Gestorben ist er als Rector des Gym- nasiums zum grauen Kloster in Berlin, den 19. März 1708, hoch geachtet in der ganzen Stadt wegen seiner Gelehrsamkeit und seines Wandels in allem, was irgend eine Tugend und irgend ein Lob ist. 66. Gebrauch der Glieder. Soll dein Thun Gott wohl gefallen, So gebeut den Gliedern allen: Deinem Auge, daß es spähe Gutes fern und in der Nähe; Deinem Ohre, daß es höre Weisen Rath und fromme Lehre; Deiner Zunge, daß sie bringe Dank dem Schöpfer aller Dinge; Deinen Händen, daß sie spenden, Das Erworb'ne nicht verschwenden; Deinen Füßen, daß sie gern Gehen zu dem Haus des Herrn! So gebeut den Gliedern allen, Soll dein Thun Gott wohl gefallen. 67. Drei Paar und Einer. Du hast zwei Ohren und einen Mund; Willst du’s beklagen? Gar Vieles sollst du hören und Wenig drauf sagen. Du hast zwei Augen und einen Mund; Mach dir’s zu eigen: Gar Manches sollst du sehen und Manches verschweigen. Du hast zwei Hände und einen Mund; Lern’ es ermessen! Zwei sind da zur Arbeit und Einer zum Essen.

4. Für Oberklassen - S. 44

1870 - Altenburg : Bonde
44 68. Knabe und Hündchen. Knabe: Komm nur, mein Hündchen, zu deinem Herrn; ordentlich gerade sitzen lern! Hündchen: Ach, soll ich schon lernen und bin so klein? O laß es doch noch ein Weilchen sein! Knabe: Nein, Hündchen, es gehet am besten früh; denn später macht es dir große Müh'. Das Hündchen lernte, bald war's gescheh'n, da konnt' es schon sitzen und aufrecht geh'n, Getrost in das tiefste Wasser springen und schnell das Verlorne wiederbringen. Der Knabe sah seine Lust daran, lernt auch und ward ein kluger Mann. 69. Der dumme Hans. 1. Hänschen will ein Tischler werden, Ist zu schwer der Hobel; Schornsteinfeger will er werden, Doch das ist nicht-nobel; Hänschen will ein Bergmann werden, Mag sich doch nicht bücken; Hänschen will ein Müller werden, Doch die Säcke drücken; Hänschen will ein Weber werden, Doch das Garn zerreißt er: Immer, wenn er kaum begonnen, Jagt ihn fort der Meister. Hänschen, Hänschen, denke dran, Was aus dir noch werden kann! 2. Hänschen will ein Schlosser werden, Sind zu heiß die Kohlen; Hänschen will ein Schuster werden, Sind zu hart die Sohlen; Hänschen will ein Schneider werden, Doch die Nadeln stechen; Hänschen will ein Glaser werden, Doch die Scheiben brechen; Hänschen will Buchbinder werden — Riecht zu sehr der Kleister: Immer, wenn er kaum begonnen, Jagt ihn fort der Meister. Hänschen, Hänschen, denke dran, Was aus dir noch werden kann! 3. Hänschen hat noch viel begonnen, Brachte nichts zu Ende; Drüber ist die Zeit verronnen, Schwach sind seine Hände. Hänschen ist nun Hans geworden, Und er sitzt voll Sorgen, Hungert, bettelt, weint und klagt Abends und am Morgen: „Ach, warum nicht war ich Dummer In der Jugend fleißig? Was ich immer auch beginne — Dummer Hans nur heiß' ich. Ach, nun glaub' ich selbst daran, Daß aus mir nichts werden kann!" 70. Jungfer Margareth. 1. Das war die träge Margareth, Die wollte die Hand nicht regen; Da mußte die alte Mutter allein Wischen, waschen und fegen. 2. Das war die eitle Margareth, Die putzte sich schon am Morgen; Da mußte die alte Mutter allein Keller und Küche besorgen. 3. Das war die schöne Margareth, Die thät den Burschen gefallen; Sie tanzten und kosten gern mit ihr, Doch nahm sie keiner von allen. 4. Das war die verlaßne Margareth, Es kamen und gingen die Jahre, Vorbei war Putz und Spiel und Tanz, Die Mutter lag auf der Bahre. 5. Das ist die hungrige Margareth, Sie mag die Hand nicht rühren. Dort kommt sie mit dem Bettelsack Und bettelt vor den Thüren.

5. Für Oberklassen - S. 45

1870 - Altenburg : Bonde
45 71. Schulgang. „O du liebes Einmaleins, Hätt' ich dich im Köpfchen, Wie mein Turteltäubelein Körnchen hat im Kröpfchen!" „Aus dem schönen Bibelbuch Ich viel leichter lerne, Wär' es auch der schwerste Spruch; Zahlen — gar nicht gerne!" „Einmaleins und zweimalzwei — Ach die bösen Zahlen! Bringen manchem guten Kind Sorgen, Thränen, Qualen " „Auf der Rechnentafel läßt Sich doch etwas malen; Aber Zahlen in den Kopf — Ach die schlimmen Zahlen!" 72. Wie man sich verrechnen kann. Seltsam erging es einem Fürsten, der sein Leibpferd beschlagen ließ und den Hufschmidt nach dem Preise seiner Arbeit fragte. „Es sind zum Beschlagen des Pferdes," sagte der Schmidt, „gerade 32 Nägel erforderlich gewesen. Befiehl deinem Schatzmeister, daß er mir für den ersten Nagel 1 Pfennig, für den zweiten 2, für den dritten 4, für den vierten 8 und für jeden folgenden noch einmal so viel, als für den vorhergehenden gebe." Wie ist dieser Mensch doch so wunderlich, dachte der Fürst bei sich selber; das wird höch- stens einen Thaler austragen, und ich hätte ihm, weil es mein Leibpferd ist, unbedenklich 100 Dukaten gegeben. „Besinne dich eines Bessern," sagte er endlich zu dem Hufschmidt, „ich will deine Arbeit nicht wie ein gemeiner Bürger, sondern wie ein Fürst bezahlen." Weil aber der Mann auf seiner Forderung beharrte, so gab der Fürst den Befehl, ihm zu zahlen, was er verlangt hatte. „Da muß man erst noch eine Pfennigrechnung anstellen," sagte der Schatz- meister und fing an, die Summe zu berechnen. Aber wie erschrak er, als er fand, daß der letzte Nagel nicht weniger, als 2,147,483,648 Pfennige, das ist beinahe 7 Millionen Thaler kostete. Ich weiß nicht, ob der Fürst die ungeheure Summe bezahlt hat. Sinnreicher aber endet eine ähnliche Erzählung von einem Fürsten im Morgenlande. Sein Vezir, sein erster Beamter und Feldherr, hatte das Schachspiel .erfunden. Dies Spiel stellt zwei mit einander kämpfende Heere vor. Das Schlachtfeld ist ein in 64 Felder ge- theiltes Viereck. Das Spiel gefiel dem Fürsten so wohl, daß er dem Erfinder frei stellte, sich eine Belohnung zu erbitten, und als dieser für das erste Feld 1 Weizenkorn, für das zweite 2, für das dritte 4, für das vierte 8 und so fort für jedes Feld die doppelte Anzahl Körner verlangte, wurde der Fürst beinahe unwillig, daß der Mann seine Gnade verachte und sich höchstens einige Scheffel Weizen erbitte, wo er 100 Goldstücke und noch mehr hätte fordern können. Aber als der Schatzmeister die Anzahl der Weizenkörner berechnete und einen Ueberschlag machte, wieviel Scheffel Weizen das austragen sollte, da ergab sich, daß so viel Weizen, als dem Manne versprochen war, auf der ganzen Erde nicht vorhanden wäre und auch nicht in einem Jahre gebaut werden könnte, wenn

6. Für Oberklassen - S. 48

1870 - Altenburg : Bonde
48 78. Was Hilst es! I.wenn's Glück ihm günstig ist, Was hilft's dem Michel? Steckt er im Weizenfeld, Fehlt ihm die Sichel. 2. Wenn's Glück ihm günstig ist, Was hilft's dem Stöffel? Denn regnet's Hirsebrei, Fehlt ihm der Löffel. 79. Lob der Faulheit. Faulheit, jetzo will ich dir auch ein kleines Loblied singen. O, — wie — sau — er wird es mir, — dich — nach Wür- den — zu besingen! Doch ich will mein Bestes thun, nach der Arbeit ist gut ruh’n. Bester Schatz! Wer dich nur hat, dessen ungestörtes Leben — — Ach! — ich — gähn’ — — ich — werde matt. Nun — so — magst du — mir’s vergeben, dass ich dich nicht singen kann; du verhinderst mich ja dran. 80. Dienerschaft. Ich habe gute Dienerschaft; Die Knechte heißen: Selbst - geschafft Und Späbzu-Bett und Auf-bei-Zeit, Die Mägde: Ordnung, Rein- lichkeit ; Durst, Hunger heißen Schenk und Koch. Hab' auch zwei Edelknaben noch, Genannt: Gebet und gut Gewissen, Die, bis ich schlaf', mich wiegen müssen. 81. Sprüchwörter und Sprüche. Arbeit hat eine bittere Wurzel, aber süsse Frucht. — Ein fleissiger Spinner hat ein langes Hemd. — Bau Hoffnungsfeld mit Gebet und Fleiss, säe drein Geduld: trägt Ehrenpreis. — Bald gethan, ist wohl gethan. — Selber ist der Mann. — Wer selbst geht, den betrügt der Bote nicht. — Kann ich nicht, wie ich will, so will ich, wie ich kann. — Schicke dich in die Welt hinein; denn dein Kopf ist viel zu klein, als dass sich schicke die Welt hinein. — Ein jeder thue, was er soll, so wird das Haus des Segens voll. — Thue das Rechte in deinen Sachen, das Andere wird sich von selber machen. — Machst du’s gut, hast du’s gut; machst du’s schlecht, geschieht dir recht. — Willst du die Spitze der Leiter erreichen, musst du die unterste Sprosse ersteigen. — Besser ein dürrer Habich, als ein fetter Hättich. — Rast’ ich, so rost’ ich. — Das schlech- teste Rad am Wagen knarrt am meisten. — Faule Leute haben langen Tag. — Blauer Montag, fauler Dinstag. — Die Katze, die Handschuhe anhat, fängt keine Mäuse. — Trägheit geht langsam voran, und Armuth folgt schnell hinterdrein. — Hans Gutgenug, der bequeme Knecht, macht seine Sachen nur halb und schlecht. — Zwei Hälften machen zwar ein Ganzes; aber merk: aus halb und halb gethan, entsteht kein ganzes

7. Für Oberklassen - S. 265

1870 - Altenburg : Bonde
265 auch die übrigen fürstlichen Familienglieder geholt, und er nahm von allen Abschied, segnete und ermahnte sie und legte namentlich seinem Nachfolger und dessen junger Gemahlin dringend das Wohl des ihm so theuern Landes an's Herz. Auch den Dienern in seiner Umgebung dankte er für ihre Treue und bat, sie seinem Hause zu erhalten, auch wenn er nicht mehr sei, und kettete durch so viel Liebe die ihm längst gehörenden Herzen noch fester an sich. Am Abend dieses Tages äußerte er lebhaftes Verlangen, ein Bild- niß des Erlösers zu haben, und als ihm ein kleines Kruzifix gebracht wurde, küßte er mit Inbrunst das Bild des Heilands; rief ihn an als seine einzige Zuversicht und Stärke, als den, der erhaben ist über alles, was die Erde bieten kann, und so oft in der Folge seine Qua- len am heftigsten waren, stillte das Bild des für uns leidenden Erlö- sers wieder die Ausbrüche seines Schmerzes. Die Gegenwart und der Zuspruch seiner von ihm sehr geliebten Schwiegermutter, einer vielfach geprüften christlichen Dulderin, war ihm ein großer Trost, diese weilte mit der Frau Herzogin unausgesetzt an seinem Bette. Letzterer hatte er noch besonders seinen Segen gegeben und sie ermahnt, ihren ganzen Muth, ihren Glauben zu Hülfe zu neh- men, um in seinem Sinne fortzuleben; welches Versprechen die hohe Frau gleich dadurch zu bekräftigen strebte, daß sie durch keinerlei selbst- süchtige Klage dem theuern Gemahl den Abschied aus diesem Leben erschwerte. Am 2. gegen Mittag verschlimmerte sich der Zustand des hohen Patienten so sehr, daß man das Ende der Leiden, um das man flehen mußte, jeden Augenblick erwartete; allein es kam noch nicht, und der Kranke klagte laut, daß es ihm immer noch nicht vergönnt sei abzu- scheiden, daß er ja nichts mehr wünsche, als zu sterben, und daß der Erlöser immer noch nicht komme. Es übermannte ihn mitunter sogar die Versuchung, und er flehete den Arzt an, seinen Leiden ein Ende zu machen. Nachmittag, Abend und Nacht vergingen in gleicher Weise, und das Leben des theuern Kranken war eigentlich nur ein fortgesetztes Sterben. Am Morgen des 3. August war sein Aussehen sehr verändert, die Farbe schon todtenähnlich, die sonst so liebevollen Augen starr durch den Ausdruck entsetzlichen Schmerzes; aber eine überraschende Muskel- kraft ließ befürchten, daß der Kampf zwischen Leben und Tod noch lange dauern könne. Des Dulders Sehnsucht nach dem letzteren ging in ungeduldiges Verlangen über, und er forderte den ihn pfiegenden Diener dringend auf, für seine Erlösung zu beten; auf die Entgeg- nung: lassen Hoheit uns gemeinsam darum beten, doch, „wie Gott will!" faßte sich der Kämpfende indeß sogleich wieder und wiederholte mit dem Ausdruck innigster Ergebung, „wie Gott will!" — bei einer späteren Wiederholung desselben Wortes ergänzte er sogar selbst den Reim: „so halt ich still!" Nach kurzer Ruhe erneuerte sich indeß der Körper- und Seelen- kamps, und abermals drang die schmerzensvolle Frage über seine Lip- pen: „wird es noch nicht baib?" — „kann es noch Stunden

8. Für Oberklassen - S. 272

1870 - Altenburg : Bonde
272 und Forderungen; er verbarg ihre Briefe. Als einst sein Feldherr Antipater sich über sie und ihre Briefe an Alexander beklagte, sagte dieser: -„Antipater muss nicht wissen, dass eine einzige Thräne einer Mutter tausend solcher Briefe auslöschen kann.“ c. D i e Römer. Romulus und Nemus gründen Rom 753; über 200 Jahre von Königen regiert, wird es 509 eine Republik.— Nach den 3 Punischen Kriegen, in deren zweitem es durch Hannibal an den Rand des Untergangs gebracht wird, dehnt es seine Eroberungen über die ganze damals bekannte Welt aus. 60 erobern die Römer Palästina. Der Jdumäer Herodes wird König und vernichtet die Makkabäer; seine' Söhne, Archelaus, Antipas und Philippus, sowie sein Enkel Herodes Agrippa folgen ihm in der Regierung. — Nach der Über- windung des Pompejus macht sich Cäsar zum Alleinherrscher, nach seiner Ermordung, 44, Oktavianus, der als Kaiser Augustus genannt wird. — Jesus wird geboren. Born pejus räumte nicht nur den Seeräubern, die sich zu einer anderen Lebensart verstanden, Städte zur Wohnung ein, son- dern machte auch den König von Armenien, Tigranes, den er im Triumphe hätte aufführen können, zum Bundesgenossen, indem er sagte, an der Ewigkeit sei ihm mehr gelegen, als an einem einzigen Tage. — Cäsar war es, welcher in 14 Jahren das ganze, von streitbaren Völkern stark bewohnte Gallien und zweimal Spanien unterwarf, Deutschland und England betrat, siegreich Italien durch- zog, die Macht Pompejus des Grossen stürzte, Ägypten zum Ge- horsam brachte, den Pharnaces sah und schlug, in Afrika den grossen Kamen Catos und die Waffen Jubas besiegte, 50 Schlachten lieferte, in denen 1 Million, 200,000 Mann geblieben sein sollen, bei dem allen nach Cicero der grösste Redner, für Geschichts- schreiber ein unübertroffenes Muster; an der Ausführung grosser Pläne über Gesetzgebung und Ausbreitung des Reiches hinderte ihn sein Tod. — Als seine Freunde ihm riethen, eine Leibwache zu halten, verwarf er diese geradezu und sagte: „Es ist besser, einmal zu sterben, als den Tod immer zu fürchten!“ Ii. Zeittafel der lvettbegebenheiten nach Christi Geburt. 1. Von Augustus bis zum Untergange des Römi- schen Reichs. — Hermann befreit Deutschland durch den Sieg im Teutoburger Walde, 9. — Unter Vespasianus zerstört Titus im Jahre 70 Jerusalem.— Große Ehristenversolgungen — 323 wird Con- stantia Alleinherrscher; das Christenthum wird Staatsreligion. Erste allgemeine Kirchenversammlung zu Nieäa; Verlegung der Residenz nach Constantinopel. 375 fängt die Völkerwanderung an. Das Römische Reich wird in das Morgenländische und Abendländische getheilt; dieses geht unter durch Odoaeer, 476.

9. Für Oberklassen - S. 273

1870 - Altenburg : Bonde
273 Als Alarich, König der Westgothen, 408 Rom belagerte, wurden 2 angesehene Römer in sein Lager geschickt. Sie ver- kündigten dem Könige, die Römer seien entschlossen, ihre Würde zu behaupten; wenn Alarich einen anständigen Vergleich ausschlage, so möge er nur das Zeichen zur Schlacht geben und sich gefasst machen, ein zahlloses, in den Waffen geübtes und durch Ver- zweiflung furchtbares Volk zu bekämpfen. „Desto besser,“ ant- wortete Alarich, „je dichter das Gras, desto leichter das Mähen.“ Dieser Antwort gemäss waren seine Bedingungen. Alles Gold und Silber, alle bewegliche Habe von Werth und alle Sklaven, die nicht römischer Abkunft seien, müsse man ihm geben. „Wenn aber dies deine Forderungen, sind, o König,“ fragten die Abge- ordneten, „was denkst du dann uns zu lassen?“ „Euer Leben,“ antwortete der stolze Eroberer. — 2. Von Dboacer bis zu Karl dem Großen. — 486 stiftete Chlodwig das Fränkische Reich.— 622 Muhameds Flucht von Mekka nach Medina (Hedschra). Karl der Große wird Römischer Kaiser, 800. Muhamed sah mit Schmerz den Verfall seines Vaterlandes Arabien, wie es von den alten Sitten hinunter sank, fremde sich angewöhnte. Er gewann die Überzeugung, dass er der wäre, dessen die Völker bedürften. Im 40. Jahre seines Alters erschien ihm, wie er erzählt, „die gesegnete Nacht,“ worin Gabriel ihn, so sagte er, zum Propheten des Höchsten berief. Dieses erzählte er seiner Gattin Kadischa und seinem Vetter Waraka; sein Spruch war Feuer, er entflammte, sie schwuren: „Bei dem, in dessen Hand die Seele der Kadischa und des Waraka ist! Muhamed ist Prophet.“ Hierauf glaubte der junge Ali, der erste der Zeugen, Muhamed gab ihm seine Tochter. Nach diesem fiel Abubekr der Gerechte ihm bei. Bald aber mehrten sich seine Gegner; doch er erklärte: „Sollten sie auch die Sonne in meine Rechte und den Mond in meine Linke legen, so lasse ich dennoch nicht ab.“ — 3. Von Karl dem Großen bis Rudolf vonhabsburg. 843 wird durch den Vertrag von Verdun das Frankenreich getheilt. Von 843 — 911 herrschen die Karolinger in Deutschland; von 919 —1024 die Sächsischen Kaiser, von denen Heinrich I. die Ungarn 933 bei Merseburg, Otto I. 955 auf dem Lechfelde schlug; von 1024—1125 die Salisch-fränkischen Kaiser. Das Papst- thum bekommt durch Gregor Vii. das Übergewicht über das Kaiser- thum; Demüthigung Heinrichs Iv. zu Canossa 1077. — 1096 beginnen bte Kreuzzüge; Gottfried von Bouillon erobert Jerusalem 1099.— Von 1138—1254 herrschen die Hohen staufischen Kaiser; 1152— 1190 Friedrich Barbarossa. — Unter Innocenz Ui. ist das Papst- thum auf dem Gipfel seiner Macht. — Von 1256 — 1273 das Inter- regnum; das Faustrecht herrscht in seiner ganzen Ausdehnung. — „Das sei ferne,“ sagte Gottfried von Bouillon, als ihn die Kreuzfahrer zum Könige von Jerusalem machen wollten, „dass ich 4a die Königskrone trage, wo Christus die Dornenkrone getragen 18

10. Für Oberklassen - S. 200

1870 - Altenburg : Bonde
200 gefallen! Da steht Karl auf und setzt sich auf einen Stuhl, und der Mann im weißen Kleide predigt von Jesu, der gekommen ist, die Sün- der selig zu machen, und Karl beugt sein hohes Haupt, so oft Jesu Name genannt wird. Da segnet der Priester die Gemeine, der Gottes- dienst ist aus. Es war nicht Karls Haus, in dem sie gewesen, es war Gottes Haus, in welchem Karl gebetet hatte. Gott ist größer, als Karl, darum mußte auch Gottes Haus das größeste sein in der Stadt. Die Waffenbrüder gingen aus der Kirche. Vor der Kirchthür stand ein großer Haufe Bettler, in gleichem Gewände, wie sie es anhatten. Karl geht mild und freundlich zu den Armen und gibt jedem ein Stück- lein Geld und sagt: Gott segne es euch, meine Kinder, betet auch für mich. Ist das König Karl? fragen sich die erstaunten Blicke der Hel- den. Da tritt der König auch zu ihnen, sieht sie freundlich an und spricht: Ihr seid noch nicht hier gewesen, meine Freunde, kommt in mein Haus, da will ich euch auch geben euer Theil. Er geht, und sie folgen ihm. Sie kommen in sein Haus, das war kleiner, als Gottes Haus. Sie treten in seine Stube, da heißt er die Diener hinausgehen und geht aus Wittekind und Albion zu und reicht ihnen wie ein Bru- der die Hand und spricht: Willkommen, ihr starken Helden der Sachsen, in meiner Burg, Gott hat mein Gebet erhört, meine Feinde werden nun meine Freunde. Legt weg eure Lumpen, ich will euch fürstliche Kleider anziehen. Und er läßt ihnen fürstliche Kleider anziehen und sagt weiter: nun seid ihr meine Gäste, und bald auch, hoffe ich, mei- nes Herr Gottes Gäste. Das hatten die beiden Helden nicht erwartet, daß Karl sie in ihrer Verkleidung erkennen würde, das noch viel weni- ger, daß er sie so großmüthig und brüderlich behandeln würde. Vier- zehn Tage darauf hat der Priester im weißen Gewände sie getauft auf den Namen Gottes des Vaters, Sohnes und heiligen Geistes, und sie haben Treue geschworen dem Heiland Jesu Christo. 225. Heinrich I. 1. Als Heinrich I. im Jahre 919 zum deutschen König ge- wählt wurde, war Deutschland ein sehr unglückliches Land. Von Südosten her jagten auf ihren schnellen Pferden die Ungarn heran, trieben den Bauern das Yieh weg und sengten und plün- derten, wohin sie kamen. Sammelte sich langsam ein Haufe deut- scher Krieger wider sie, und fing er an sich in Marsch zu setzen, so waren sie sammt ihrer Beute bereits wieder fort. Von Kord- osten kamen die Wenden und machten es ebenso. Das war eine traurige Zeit. Was that nun der weise und bedächtige Heinrich? 2. Zuerst schloss er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den gefährlichen Ungarn. Nun begann im ganzen deutschen Beiche eine bessere Zeit. Ueberall fing man an, Häuser zu bauen, und hier und da eine grössere Anzahl derselben mit Mauern und Grä- den zu umgeben. Solch’ eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg. Ehre Bewohner hiessen Bürger. Aber es war leichter, Städte zu bauen, als Bewohner für dieselben zu finden; denn die
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