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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 135 Gegner entschieden im Vortheil war, zu schwächen. Darum schloß Richelieu ein Bündniß mit Bernhard von Weimar (S. 99), während er die Hugenotten im eigenen Lande bekämpfte und drückte. Er brach die Macht des Adels und der Beamten, berief die Stände des Reichs (seit 1614) nicht mehr und bewirkte, als die Königin Mutter nicht aufhörte, an seinem Sturze zu arbeiten, daß dieselbe des Landes ver- wiesen wurde und in Dürftigkeit die letzten Tage ihres Lebens in Köln verbrachte. Ueber alle seine Feinde wußte er zu triumphiren. und macht die Als Vorkänipfer der unumschränktesten Königsherrschaft war er ein ent- schiedener Gegner der Hugenotten, bei denen er die Keime der Frei- Gnade des heitsliebe deutlich sah, und was seinem Vorgänger Luynes mißlungen war, erreichte er durch seinen eisernen Willen. Er nahm den Prote- stanten ihren letzten Waffenplatz la Rochelle, machte dieselben ganz von der Gnade des Königs abhängig und bereitete dadurch die Aufhebung des Ediktes von Nantes vor. Richelieu ist auch der Gründer der französischen Seemacht; er suchte den Produkten Frankreichs Absatz nach überseeischen Plätzen zu verschaffen, ließ Colouieen anlegen und Ent- deckungsreisen unternehmen. Als er 1642 starb, verlor der König seinen größten Staatsmann. Ludwig Xiii. selbst war ein Fürst ohne große Tugenden und Laster, abhängig von seinen Günstlingen, von Körper schwächlich, von Charakter unentschlossen, finster und argwöhnisch. Er war nicht ohne geistige Befähigung, und im Kriege zeigte er Tapferkeit. An Richelieus Stelle trat noch unter Ludwig Xi ll. der Car- dinal Mazarin, welcher ganz in die Fußtapfen seines Vorgängers trat. 2. Ludwig Xiv. tritt die Regierung an. Ludwig Xiv. war 6 Jahre alt, als sein Vater 1643 starb, und Ludwig xiv. führte 72 Jahre lang den königlichen Titel. Während seiner Minder- 1643—1715 jährigkeit führte die Königin Mutter, Anna von Oestreich, die Vor- nmndschaft und schenkte als Regentin Mazarin ihr ganzes Vertrauen. Der Adel haßte den neuen Günstling, und ein Italiener Gondi, der re.qtert unter nachmalige Cardinal Retz, welcher gern selbst Richelieu's Nachfolger ^^?Muttcr geworden wäre, regte die Pariser zu Aufständen an, welche unter dem Anna von Namen Fronde *) bekannt sind und Mazarins Sturz herbeiführen sollten. ^Mnims Allein Mazarin siegte über seine Gegner theils durch Waffengewalt, Mazarin. theils durch seine Klugheit. Um die Fronde zu entwaffnen, war er '■) Fronde heißt die Schleuder und scheint zur Bezeichnung dieses Aufruhrs gewählt worden zu sein, weil man gegen den Hof lärmte, wie die Straßen- jungen mit Schleudern gegen einander tumultuiren.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 140

1868 - Mainz : Kunze
140 Zweite Periode der neueren Geschichte. Friede zu Ryswick1697. Die bedräng- ten Ungarn rufen die Türken zu Hülfe wider Leopold I bei den Berathungen im Kreise, im Viereck, in Hufeisen- oder Eiform sitzen wolle. Es ergab sich, daß die meisten Gesandten nicht mit aus- reichenden Vollmachten versehen waren; man verschob die Hauptange- legenheit aus den nächsten Reichstag. Kaiser Leopold, dessen Land und Hauptstadt von den Türken hart bedrängt war, verlangte Stillstand, bis der gemeinsame Feind der Christenheit verjagt sei. Ludwig sagte denselben zu, wenn ihm Straßburg und die vereinigten Gebietstheile verblieben. Dies wurde ihm auf dem Reichstage zu Regensburg zu- gestanden, wenn er sich von nun an aller Reunion enthalte. Ludwig versprach es, hielt aber nicht Wort und veranlaßte abermals einen neunjährigen Kriegs), aus welchem er zwar siegreich hervorging, aber Frankreichs Erschöpfung veranlaßte. Darum wünschte er zuletzt selbst den Frieden, welcher 1697 zu Ryswick zu Stande kam. Ludwig zeigte sich in demselben überaus großmüthig, gab alle eroberten Orte außer Straßburg und namentlich die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Festungen Kehl, Breisach, Freiburg und Philippsburg heraus und be- stand nun mit entschiedener Hartnäckigkeit darauf, daß die katholische Religion in der Pfalz, welche er mit Gewalt wieder eingesetzt hatte, beibehalten werden müsse. Diese Großmuth Ludwigs hatte darin ihren Grund, daß er hoffte, nach dem Tode des kinderlosen Königs Karls Ii., seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können. 5. Die Türken vor Wien (1683). Johann Sobiesky. So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv. bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wur- den auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Ver- schwörung entstand. Diese wurde durch den Dragoman des Großveziers dem Kaiser hiuterbracht und hatte strenge Maßregeln zur Folge. Ein talentvoller Edelmann, Emerich Tökölh, welcher durch den Verlust seiner Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der unzufriedenen Ungarn und bat den türkischen Sultan um Hülfe. Eine große Bestürzung herrschte in Wien, als die Nachricht vom Anzuge des gefürchteten Türkenfeindes erscholl. Ueberall hin sandte der Kaiser Eilboten um Hülfe, da er nur 30,000 Mann in Bereitschaft hatte. *) *) Abermals wurde die Rheinpfalz durch Plünderung und Verheerung der schönsten Städte und Landstriche in eine Wüste verwandelt. Melac hieß diesmal der königliche Mordbrenner.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 144

1868 - Mainz : Kunze
144 Zweite Periode der neueren Geschichte. Die wichtig- sten Kriegs- ereignisse. Der Aufstand der Tyroler. Steg über die Franzosen bei Hbchstädt 1704. Aufleopoldl. f 1705 folgt Joseph I. 1705—1711. Aufstand in Vatern. Trotz der Stege Eugens und Marl- boroughs muß Karl Spanien verlassen. Eugen eröffnete den Krieg in Italien und nahm den französischen Feldhern Vitleroi gefangen. Der Nachfolger desselben, der Herzog von Vendome, brachte den Prinzen in Verlegenheit durch eine imposante Kriegsmacht, und der Kaiser, selbst hart bedrängt, konnte keine Ver- stärkungen senden. Der Kurfürst von Baiern war nämlich in Tyrol eingedrungen, um sich mit dem Herzoge von Vendome zu vereinigen und dann vor Wien zu rücken. Allein die treuen Throler vereitelten den kühnen Plan; der heldenmüthige Amtmann Martin Sterzinger sammelte die besten Scharfschützen, besetzte die Höhen und Pässe und trieb die Feinde zurück. Die Baiern vereinigten sich nun an der Donau mit den Franzosen und erfochten bei Höchstädt (1703) einen Sieg über die Oestreicher. Sofort eilten Marlborough aus den Nieder- landen und Prinz Eugen aus Italien herbei und brachten ebendaselbst (1704) den Franzosen unter dem Marschall Tallard eine bedeutende Niederlage bei. Der hessische Rittmeister von Boyneburg hatte den flüchtigen Marschall eingeholt und gefangen genommen. Der Kurfürst von Baiern floh mit den Franzosen über den Rhein, und Baiern wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde errichteten die Verbündeten eine Ehrensäule mit der Inschrift: „Mögen die Fürsten lernen, daß Ver- schwörungen mit den Feinden des Vaterlandes selten ungestraft bleiben, Ludwig Xiv. aber erkennen, daß man vor dem Tode Niemand den Großen oder Glücklichen nennen soll." 1705 starb Kaiser Leopold. Sein Nachfolger Josef I. (1705—1711) ließ die Kurfürsten von Köln und Baiern die ganze Schwere des Rechtes empfinden. Jener verlor alle seine weltlichen Rechte und Besitzungen, dieser kam in die Reichsacht. „Sein unglücklicher Leib soll ans des Kaisers und des Reiches Schutz in Unfrieden und Unsicherheit verfallen, dergestalt, daß sich Niemand weiter an ihm vergreisen und verfreveln kann." Diese Strenge veranlaßte ein gefährlicher Ausstand, welcher 1705 ausge- brochen war, um die Willkür der östreichischen Beamten zu rächen. „Lieber bairisch sterben, als östreichisch verderben", war die allgemeine Losung. Unter Anführung des kühnen Studenten Meindl hatten 20,000 Mann zu den Waffen gegriffen, waren aber unterlegen und siüchtig geworden. Nach dem glorreichen Siege bei Höchstädt waren Marlborough nach den Niederlanden und Prinz Eugen nach Italien zurückgekehrt. Man hatte zwar anfangs geglaubt, der Krieg sei beendet, da der Erz- herzog Karl nach seiner Landung in Barcelona die Provinzen Cata- lonien und Navarra unterworfen und 1706 seinen Einzug in Madrid gehalten hatte. Allein er mußte sich bald wieder zurückziehen, da die

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 149

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution. 149 Schon der Cardinal Richelieu hatte durch die Stiftung der französi- Corneille, scheu Akademie zur Beförderung der schönen Redekünste (1635) zum mâtiné, Aufschwung der Wissenschaften einen guten Grund gelegt. Jetzt er- hoben sie sich zu einer klassischen Blüte. Unter den geistlichen Red- nern jener Zeit ragen besonders hervor Bossuet, Fenelon*), Bour- daloue, Massillion, Flechier. Für das Drama waren Corneille, Racine und Molière thätig. Corneille zeichnete sich im Erhabenen aus; seine Tragödien ergreifen durch eine kraftvolle Sprache, großartige Charaktere und treffende Schilderungen. Racine entzückte durch seinen vollendeten Versbau und eine schöne Sprache, rührte durch seine fromme Be- geisterung und setzte seine Zuhörer durch die tiefe Kenntniß des niensch- lichen, insbesondere des weiblichen Herzens in Erstaunen. Molière zeichnete in seinen Lustspielen mit treffendem Witze und schonungsloser Geisel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine wurde durch seine£a F°àn- Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige und fein zeichnende Satiriker, geiselt die eigentlichen Laster seiner Zeit und ist für die französische Literatur noch darum vou Bedeutung, daß er in seiner urt poétique die Regeln für den Versbau und für die verschiedenen Dichtungsarten aufstellt. Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine Die franzo- so allgemeine Verbreitung unter den gebildeten Völkern Europa's, daß sie die Umgangssprache derselben ward und die lateinische aus den Ver- Sprache der Handlungen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. untto'®"- Von Ludwigs Hof ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit plomatcn. und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Verschwen- dungssucht und der Mode an die meisten großen und kleinen Höfe Europa's über. Ludwigs Hof- und Privatleben ward hier bis ins Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht selten die Wohlfahrt des Staates und des Volkslebens, wie das gleiche Treiben Frankreich in seinen Grundfesten erschütterte. Obwohl Ludwig den Anforderungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er doch sten ängstlich überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etiquette den königlichen na^ea^mt- Anstand zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und war von einem glänzenden Gefolge umgeben; denn er sah ängstlich daraus, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoslager Ludwigs Hofleben ') Fenelon, der Erzieher des Herzogs von Bourgogne, Ludwigs Enkel, fiel durch seine avaàres 6e Télémaque in Ungnade, weil man darin An- spielungen ans den franzosischen Hof witterte.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 19

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 19 Wesen und unerinüdeter Thatkraft; groß im Cabinet als kluger Ordner der Staatsgeschäfte und tapfer im Felde als Führer der Heerschaaren. Alle Fäden der Politik hielt er in seiner Hand und lenkte sie nach seinen, in schweigsamer Seele verschlossenen Plänen, bei deren Ausführung ihm jedes Mittel, selbst Falschheit und Wortbrüchigkeit, dienen mußte. Zn gleicher Zeit mit Karl herrschten Franz I. von Frankreich und iein u , , , Nebenbuhler Heinrich Viii. von England, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit mit ihm den gleichen hochfahrenden despotischen Sinn und gewaltigen Herrscherwillen hatten. Gerade deßhalb geriethen Karl und Franz mit einander in Kampf, welchen eine unverkennbare durch die Gleichheit ihrer Bestrebungen hervorgerufene Eifersucht anfachte und Ehrgeiz und Ruhmsucht gewaltig in die Länge zog. Die Veranlassung gab das erobert Mat- reiche Herzogthunl Mailand. Franz hatte es 1515 noch zu Lebzeiten tjnb 1515 Maximilians in der heißen Schlacht bei Marignano dem Herzog Maximilian Sforza abgewonnen. Kaiser Karl, welcher Mailand, das alte deutsche Lehen, nicht länger in den Händen seines tapferen aber leichtsinnigen Gegners sehen mochte, griff zu den Waffen. Auf seiner Seite standen der Papst Leo X. und Heinrich Viii., und während des Kampfes trat sogar der Herzog Karl von Bourbon, einer der tapfersten französischen Generäle, zu ihm über, weil er durch die Ränke der Königin Mutter von Frankreich um den größten Theil seiner Erbgüter gebracht worden war. Das französische Heer wurde in der ersten Schlacht besiegt und zurückgedrängt; der edle Ritter Bayard (le etieva- lier saus peur et sans reproche) fiel. Bald erholte sich Franz wieder und eilte selbst nach Pavia; die Schweizer standen in seinem Solde. Allein die deutschen Landsknechte unter Georg von Frunds- berg und Sebastian Schärtlin brachten ihm bei Pavia eine entschiedene wird aber in Niederlage bei. Franz gerieth selbst nach tapferer Gegenwehr, aus mehreren Wunden blutend, in Gefangenschaft, und konnte wohl 1525 ■ an seine Mutter schreiben: „Madame, Alles ist verloren, nur die s^a»g«n Ehre nicht!" Karl zeigte große Mäßigung, als er in Madrid die Siegesbot- schaft empfing. Er ließ dem gefangenen König die Freiheit anbieten, wenn er Burgund abtreten, auf Italien verzichten und dem Herzoge von Bourbon seine Besitzungen zurückgeben wolle. Allein darauf ging Franz nicht ein, sondern verlangte nach Spanien geführt zu werden, weil er von einer persönlichen Zusammenkunft mit Karl günstigere Be- dingungen zu erlangen hoffte. Karl verweigerte ihm aber jede Unter- redung, und aus Mißmuth verfiel Franz in eine bedenkliche Krankheit, von der er jedoch bald genas. Die Gefangenschaft war ihm uner-

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 187 in den östreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom Kaiser das „Placet" erhalten habe. Durch das berühmte Toleranzgesetz gestattete er (1781) in seinen Staaten freie Religionsübung *). Hier- über gerieth Papst Pins in große Noth und reiste selbst nach Wien Der Papst in (1782), um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeugungen ein und fuhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehr- furcht und Hochachtung, aber eine Aenderung der getroffenen Einrich- tungen erreichte er nicht. Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem Versuch-,-in- Beispiele des Kaisers und benahmen sich milde und edel in Glaubens- ti^nluirch-zu lehren. Ganz besonders that sich in kirchlichen Angelegenheiten damals gründen, der Weihbischof von Trier hervor, Johann Nikolaus von Hontheim, Weite,n- ein grundgelehrter, äußerst frommer und unbescholtener Mann, welcher unter dem Namen Justinus Febronius eine Schrift gegen den römischen Papst geschrieben und den Wunsch rege gemacht hatte, eine von Rom unabhängige deutsche Nationalkirche zu gründen. Wirklich kamen 1785 mehrere Bischöfe in Ems zusammen, welche die Oberherrschaft des Papstes verwarfen. Ihre Pläne scheiterten aber an dem Widersprüche mehrerer Rom ergebener Bischöfe und an Josephs später erkaltetem Eifer. Auch die Presse wollte Joseph frei haben und hob, damit Jeder- 3°leph sieht mann sich freimüthig äußern könne, die Censur auf. Allein er sah sich ^chelt-rn^ durch das Erscheinen einer Menge frecher, unsittlicher und maßloser Schriften bald genöthigt, diesem Unfug wieder hemmend und zügelnd entgegenzutreten. Die Todesstrafe verwandelte Joseph in Haft und Zwangsarbeit. Einen betrügerischen Obersten stellte er an den Pranger, einen Fürsten, der falsche Banknoten gemacht hatte, ließ er die Straße kehren, viele vornehme Sträflinge mußten die Schiffe ans der Donau ziehen. Im Staate sollte Einheit herrschen; überall sollte ein Gesetz, eine Steuer, ein Gerichtsverfahren gelten, und vor dem Gesetze Alle *) Fünfzig Jahre vorher hatte der Fürstbischof Leopold von Firmian zu Salzburg an 20,000 Evangelische, die ihrem Glauben treu blieben und nicht zur katholischen Kirche zurückkehren wollten, aus seinen Landen aus- gewiesen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm die vertriebenen Salzburger freudig in sein Land auf und erhielt an ihnen treue, arbeit- same Unterthanen. Der traurige Auszug der Salzburger gab Göthe Stoff und Veranlassung zu seinem bekannten, vortrefflichen epischen Ge- dichte Hermann und Dorothea.

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 203

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. Volkes nach. Vier Jahre später starb auch die von ihrem Gemahle so tief gekränkte Königin Maria, deren Tod auf den König einen so er- schütternden Eindruck machte, daß er ernstlich daran dachte, ein besserer Mensch zu werden und sein lasterhaftes Leben aufzugeben. Allein die Gräfin Dübarri, welche der Marquise von Pompadour Stelle einge- Gräfin nommen hatte, erstickte jeden guten Vorsatz des Königs im Keime und Durant, veranlaßte ihn zu einer Verschwendung, daß Ludwig selbst meinte: „Die Monarchie wird wohl halten, so lange wir leben. Après nous le déluge!" In fünf Jahren hatte die Gräfin 15 Millionen Livres verbraucht; ihr Hang zum Aufwand kannte keine Grenzen, als sie den König geneigt sah, ihr keinen Wunsch zu versagen. Einst kochte der König ihr den Kaffee, während die Gräfin noch zu Bette lag. Als Ludwig nicht Acht genug hatte, ries sie ihm laut zu: „Gieb doch Acht, la France, dein Kaffee läuft ja zum Teufel!" Nach dem Tode des Königs lebte sie noch 19 Jahre in Pracht und Aufwand, sah noch die Schrecken der Revolution und mußte 1793 selbst das Schaffet besteigen. Das leichtfertige, unsittliche Leben, welches unter Ludwig Xiv. Das leicht- und Xv. an dem Hofe von Versailles herrschte, fand auch an anderen k"tig- Leben Höfen Nachahmung. Namentlich führten die Kurfürsten von Sachsen H^e, wo einen überaus glänzenden Hofhält und legten durch ihre Verschwendungen dem Lande harte Steuern auf. Als 1694 August der Starke seinem Bruder in der Regierung folgte, seufzte Sachsen unter den Erpressungen, die eben erfolgt waren, und noch sollte es weit schlimmer werden. Die Gemahlin des Kurfürsten, Christine Eberhardine, eine branden- burgische Prinzessin, war ihrem lutherischen Glauben treu geblieben und lebte getrennt vom Kurfürsten. Dafür herrschten andere Frauen unumschränkt über ihn, zuerst die schöne, gebildete und geistreiche Gräfin Gräfin von Königsmark, welche die Mutter des Marschalls Moritz von Sachsen Aurora von ward und 1728 als Pröpstin des fürstlichen Stiftskapitels zu Qued- ^°"'bsmark, linburg starb, und nachher die Gräfin Cosel, die Tochter des dänischen Gräfin Obersten von Brocksdorf. August lernte sie als Gemahlin seines eoïei' Ministers von Hoymb kennen; sie ließ sich scheiden und ward von Kaiser Joseph zur Reichsgräfin ernannt, woraus ihr der Kurfürst ein prachtvolles Palais in Dresden schenkte. Neun Jahre lang übte die schöne und gebildete Frau eine unumschränkte Macht aus, wie man dies in Deutschland noch nicht erfahren hatte. Allein ihre gränzenlose Eifersucht und ihre lästige Herrschsucht entfremdeten ihr das Herz des Kurfürsten, welcher seine Neigung nunmehr der Gräfin Donhof zu- wandte. Als daher 1716 die Gräfin Cosel dem Könige nach Warschau nacheilte, wurde sie des Landes verwiesen, später aber wegen unvor-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 224

1868 - Mainz : Kunze
224 Dritte Periode der neueren Geschichte. Ludwig Xvi. wird vom Nationalcon- vent zum Tode ver- urtheilt müthige Sprache erbitterte das französische Volk auss äußerste. Alles strömte zu den Fahnen, um dem Auslande das Recht zu be- streiten, sich in die inneren Angelegenheiten Frankreichs zu mischen. Bei St. Menehould (S. 220) hemmte Dümouriez, der französische Führer, die Fortschritte der Preußen und ihrer Verbündeten und zwang sie zu einem unglücklichen Rückzug. Ungünstige Witterung und schlechte oder kärgliche Nahrung hatten die Ruhr im deutschen Heere verbreitet und solche Entmuthigung hervorgerufen, daß man alle Eroberungen wieder aufgeben mußte. Der französische General Cüstiue eilte, von der günstigen Stimmung der Rheinländer für die Freiheit unterrichtet, über Speier und Worms nach Mainz, bekam diese wichtige Festung in seine Gewalt und eroberte auch Frankfurt (1792). Aber von hier ward er durch die Hessen und Preußen bald wieder vertrieben und kehrte über den Rhein zurück. Da der König von Sardinien sich den Verbündeten angeschlossen hatte, so nahmen ihm die Franzosen Nizza und Sardinien weg. Die Jakobiner, über die Siege ihrer improvisirten Krieger, welche mit der kältesten Todesverachtung pfeifend und singend sich in das Gewühl der Schlachten gestürzt hatten, noch kühner gemacht, leiteten nun, um Ludwig auf das Schaffot zu bringen, einen Prozeß gegen denselben ein. Sie klagten ihn des Verrathes und der Verschwörung gegen Frankreich an. Die Häupter der Jakobiner, Robespierre, Danton, Marat, Pethion und Andere forderten nach dem ersten Verhöre, in welchem Ludwig auf eine lange Anklage bezüglich des ihm zur Last gelegten heimlichen Einverständnisses ruhig und klar geantwortet hatte, man solle augenblicklich das Todcsurtheil aussprechen; allein die Giron- disten setzten es durch, daß dem Könige zuvor ein Rechtsbeistand ge- währt wurde, welcher ihn vertheidigen solle. Ludwig wählte sich den berühmten Rechtsgelehrten Trouchet; ein früherer Minister, Malesherbes, schon in hohem Greisenalter, bot ihm freiwillig seine Dienste an, und beide nahmen den jungen talentvollen Deseze zum Gehilfen. Am 26. Dezember wurde der König nebst seinen Vertheidigern vor den Convent gefordert. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen; aber Deseze schilderte die Unschuld des Königs mit solcher Klarheit und Beredtsamkeit, daß ein günstiger Erfolg erwartet wurde. Allein der Tod des Königs war von den Jakobinern schon im voraus be- schlossen worden. Der Kampf der Parteien über die Art und Weise der Verurtheilung währte mehrere Tage und Nächte. Das bestehende Gesetz, nach welchem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der Stimmen zum Tode verurtheilt werden konnte, wurde aufgehoben und

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 237

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 237 vom Reich die Pflichten seines kaiserlichen Amtes länger zu erfüllen, seinen Grundsätzen es schuldig sei, auf eine Krone zu verzichten, die nur so lange Werth für ihn gehabt habe, als er die damit übernom- menen Pflichten zu erfüllen ini Stande gewesen sei. Da er nun dies nicht mehr vermöge, so lege er sein Anit und seine Würde als Ober- haupt des Reiches nieder und entbinde auch alle Mitglieder desselben von ihren gesetzlichen Verpflichtungen gegen ihn. So war das tausend- jährige Reich aufgelöst und die deutsche Reichsversassung gestorben; das deutsche Volk aber lebte noch. Kaiser Napoleon, im sicheren Gefühle seines Uebergewichtes, ver- schenkte neu^ Länder und Kronen wie Spielwaaren an seine Brüder und Freunde. Als er vernahm, daß englische und russische Truppen in Unteritalien gelandet seien, erklärte er höchst lakonisch: „Ferdinand hat aufgehört Neapel zu regieren." General Massena erhielt den Auf- trag, den kaiserlichen Machtspruch mit Hülfe eines auserlesenen Heeres zu vollziehen und des Kaisers Bruder Joseph als König einzusetzen. Ebenso empsing Napoleons Bruder Ludwig die batavische Republik als Königreich Holland, der Marschall Berthier das Herzogthum Neufchatel, Murat, welcher früher Koch gewesen, dann General und Schwager des Kaisers geworden war, das Großherzogthum Cleve und Berg am Niederrhein. Auch in Deutschland schaltete er ganz als unumschränkter Herr über Fürsten und Völker. Sein Wille war höchstes Gesetz. Spione hinterbrachten, wer eine andere Meinung zu haben wagte. Der Nürnberger Buchhändler Palm hatte eine Flugschrift „Deutsch- lands Erniedrigung" versandt. Er wurde plötzlich von französischen Gensdarmen ergriffen und, da er den Verfasser nicht nennen konnte, er- schossen (1806). §. 22. Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen. Im Jahr 1797 hatte König Friedrich Wilhelm Iii. den preußi- schen Thron bestiegen. Er war ein seltener Herrscher und durch vor- zügliche Geistesanlagen, ein edles Gemüth und große Charakterfestigkeit gleich ausgezeichnet. Mit einer allgewinnenden Herablassung verband er einen echt religiösen Sinn, eine strenge Rechtlichkeit und große Thätigkeit. Wie in seinem Privatleben, so befleißigte er sich auch im Staatshaus- halt einer großen Sparsamkeit und wählte nur solche Männer für seine Umgebung aus, welche er für die redlichsten und uneigennützigsten erachtete. Würdig stand ihm zur Seite seine edle Gemahlin, die unver- geßliche Königin Louise, eine mecklenburgische Prinzessin, welche in Napoleons Brüder erhal- ten Neapel, Holland re. Hinrichtung des Buch- händlers Palm. 1806. Friedrich Wilhelm und Louise von Preußen.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 148

1868 - Mainz : Kunze
148 Zweite Periode der neueren Geschichte. werden. Die schändlichsten Frevel wurden begangen; kein Alter, kein Stand, kein Geschlecht konnte sich der gröbsten Mißhandlungen er- wehren. Wie das Wild wurden die Reformirten gehetzt und einge- fangen, in die Kirche geführt und zum Altar geschleppt, um das heilige Abendmahl nach katholischer Weise zu empfangen. Wer standhaft bei seinem Glauben verharrte, kam ins Gefängniß oder an den Galgen. Damit aber Niemand entfliehen könne, hatte man die Grenzen besetzt, und Jeder, der sich nicht mit einem bischöflichen Zeugnisse ausweisen konnte, ward als Staatsverbrecher behandelt. So minderten sich aller- dings die Reihen der Protestanten; die geistlichen Rathgeber des Königs erwirkten aber in kurzem die Aufhebung des Ediktes von Nantes durch das von Nimes (1685), wodurch den Reformirten jede kirchliche Zu- sammenkunft bei Gefängnißstrafe und Verlust des Vermögens untersagt wurde. Jeder Resormirte, welcher auswandern, und jeder Prediger, welcher innerhalb vierzehn Tagen nicht auswandern würde, sollte zu den Galeeren verdammt werden. Jetzt singen die Dragonaden aber erst recht an; die Verzweiflung der verfolgten Reformirten stieg aufs höchste. So sorgfältig auch der Kriegsminister Louvois die Grenzen hatte besetzen lassen, so fanden doch an 50,000 Familien Mittel und Wege ins Ausland zu entkommen, welches sie freudig aufnahm. Die Rath- Ludwigs Regierung wird demungeachtet und nicht ganz mit Un- geber und Minister recht düs goldene Zeitalter Frankreichs genannt. Nie lebten daselbst Ludwigs: f0 viele große Männer zugleich, deren Verdienste Ludwig Xiv. ver- (Solbett und Sem. herrlichten, als damals. An Mazarins Stelle hatte Colbert die Ver- waltung des Innern übernommen. Dieser ordnende und schaffende Geist belebte den Handel, beförderte Fabriken, legte Canäle an, gründete Handelsgesellschaften für Ost- und Westindien, Colonien in Afrika und Amerika. Der Kriegsminister Louvois hob das Kriegswesen und ver- mehrte das stehende Heer. Der große Baumeister und Ingenieur Der Inge- Vauban umgab Frankreich mit einer doppelten Reihe von Festungen. dluch die Marine hob sich durch den Eifer des Königs zu einer k- Festungen, wundernswerthen Höhe und flößte dem Ausland Achtung gegen die französische Flagge ein. Im Innern ward eine halbrichterliche, halb Die Polizei, militärische Gewalt, die Polizei, begründet, welche einestheils gegen Mord und Eigenthumsverletzung Schutz gewähren, anderntheils durch geheime Spione und Verletzung des Briefgeheimnisses alle Nachstellungen gegen die öffentliche Sicherheit unmöglich machen sollte. Die klassische Auch die Künste und Wissenschaften erreichten unter Ludwig ihren französischen ^ödjsten Flor; er ehrte sie, weil sie ihn ehren und verherrlichen sollten. Literatur. Jedes ausgezeichnete Talent wurde an den Hos berufen und unterstützt.
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