Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 135
Gegner entschieden im Vortheil war, zu schwächen. Darum schloß
Richelieu ein Bündniß mit Bernhard von Weimar (S. 99), während
er die Hugenotten im eigenen Lande bekämpfte und drückte. Er brach
die Macht des Adels und der Beamten, berief die Stände des Reichs
(seit 1614) nicht mehr und bewirkte, als die Königin Mutter nicht
aufhörte, an seinem Sturze zu arbeiten, daß dieselbe des Landes ver-
wiesen wurde und in Dürftigkeit die letzten Tage ihres Lebens in
Köln verbrachte. Ueber alle seine Feinde wußte er zu triumphiren. und macht die
Als Vorkänipfer der unumschränktesten Königsherrschaft war er ein ent-
schiedener Gegner der Hugenotten, bei denen er die Keime der Frei- Gnade des
heitsliebe deutlich sah, und was seinem Vorgänger Luynes mißlungen
war, erreichte er durch seinen eisernen Willen. Er nahm den Prote-
stanten ihren letzten Waffenplatz la Rochelle, machte dieselben ganz von
der Gnade des Königs abhängig und bereitete dadurch die Aufhebung
des Ediktes von Nantes vor. Richelieu ist auch der Gründer der
französischen Seemacht; er suchte den Produkten Frankreichs Absatz nach
überseeischen Plätzen zu verschaffen, ließ Colouieen anlegen und Ent-
deckungsreisen unternehmen. Als er 1642 starb, verlor der König
seinen größten Staatsmann. Ludwig Xiii. selbst war ein Fürst ohne
große Tugenden und Laster, abhängig von seinen Günstlingen, von
Körper schwächlich, von Charakter unentschlossen, finster und argwöhnisch.
Er war nicht ohne geistige Befähigung, und im Kriege zeigte er
Tapferkeit. An Richelieus Stelle trat noch unter Ludwig Xi ll. der Car-
dinal Mazarin, welcher ganz in die Fußtapfen seines Vorgängers trat.
2. Ludwig Xiv. tritt die Regierung an.
Ludwig Xiv. war 6 Jahre alt, als sein Vater 1643 starb, und Ludwig xiv.
führte 72 Jahre lang den königlichen Titel. Während seiner Minder- 1643—1715
jährigkeit führte die Königin Mutter, Anna von Oestreich, die Vor-
nmndschaft und schenkte als Regentin Mazarin ihr ganzes Vertrauen.
Der Adel haßte den neuen Günstling, und ein Italiener Gondi, der re.qtert unter
nachmalige Cardinal Retz, welcher gern selbst Richelieu's Nachfolger ^^?Muttcr
geworden wäre, regte die Pariser zu Aufständen an, welche unter dem Anna von
Namen Fronde *) bekannt sind und Mazarins Sturz herbeiführen sollten. ^Mnims
Allein Mazarin siegte über seine Gegner theils durch Waffengewalt, Mazarin.
theils durch seine Klugheit. Um die Fronde zu entwaffnen, war er
'■) Fronde heißt die Schleuder und scheint zur Bezeichnung dieses Aufruhrs
gewählt worden zu sein, weil man gegen den Hof lärmte, wie die Straßen-
jungen mit Schleudern gegen einander tumultuiren.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig_Xi Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Anna_von_Oestreich Mazarin Gondi Cardinal_Retz Anna_von
Namen Allein_Mazarin
140
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Friede zu
Ryswick1697.
Die bedräng-
ten Ungarn
rufen die
Türken zu
Hülfe wider
Leopold I
bei den Berathungen im Kreise, im Viereck, in Hufeisen- oder Eiform
sitzen wolle. Es ergab sich, daß die meisten Gesandten nicht mit aus-
reichenden Vollmachten versehen waren; man verschob die Hauptange-
legenheit aus den nächsten Reichstag. Kaiser Leopold, dessen Land und
Hauptstadt von den Türken hart bedrängt war, verlangte Stillstand,
bis der gemeinsame Feind der Christenheit verjagt sei. Ludwig sagte
denselben zu, wenn ihm Straßburg und die vereinigten Gebietstheile
verblieben. Dies wurde ihm auf dem Reichstage zu Regensburg zu-
gestanden, wenn er sich von nun an aller Reunion enthalte. Ludwig
versprach es, hielt aber nicht Wort und veranlaßte abermals einen
neunjährigen Kriegs), aus welchem er zwar siegreich hervorging, aber
Frankreichs Erschöpfung veranlaßte. Darum wünschte er zuletzt selbst
den Frieden, welcher 1697 zu Ryswick zu Stande kam. Ludwig zeigte
sich in demselben überaus großmüthig, gab alle eroberten Orte außer
Straßburg und namentlich die auf dem rechten Rheinufer gelegenen
Festungen Kehl, Breisach, Freiburg und Philippsburg heraus und be-
stand nun mit entschiedener Hartnäckigkeit darauf, daß die katholische
Religion in der Pfalz, welche er mit Gewalt wieder eingesetzt hatte,
beibehalten werden müsse. Diese Großmuth Ludwigs hatte darin ihren
Grund, daß er hoffte, nach dem Tode des kinderlosen Königs Karls Ii.,
seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können.
5. Die Türken vor Wien (1683). Johann Sobiesky.
So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv.
bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wur-
den auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die
ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen
so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Ver-
schwörung entstand. Diese wurde durch den Dragoman des Großveziers
dem Kaiser hiuterbracht und hatte strenge Maßregeln zur Folge. Ein
talentvoller Edelmann, Emerich Tökölh, welcher durch den Verlust seiner
Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der
unzufriedenen Ungarn und bat den türkischen Sultan um Hülfe. Eine
große Bestürzung herrschte in Wien, als die Nachricht vom Anzuge
des gefürchteten Türkenfeindes erscholl. Ueberall hin sandte der Kaiser
Eilboten um Hülfe, da er nur 30,000 Mann in Bereitschaft hatte. *)
*) Abermals wurde die Rheinpfalz durch Plünderung und Verheerung der
schönsten Städte und Landstriche in eine Wüste verwandelt. Melac hieß
diesmal der königliche Mordbrenner.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I Leopold Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Großmuth_Ludwigs Ludwigs Karls Johann_Sobiesky Johann Leopold Leopold Ludwig_Xiv Ludwig Emerich_Tökölh Melac
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Hufeisen- Frankreichs Kehl Breisach Freiburg Philippsburg Karls Wien Ungarn Ungarn Wien Rheinpfalz
144
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Die wichtig-
sten Kriegs-
ereignisse.
Der Aufstand
der Tyroler.
Steg über die
Franzosen bei
Hbchstädt
1704.
Aufleopoldl.
f 1705 folgt
Joseph I.
1705—1711.
Aufstand in
Vatern.
Trotz der
Stege Eugens
und Marl-
boroughs
muß Karl
Spanien
verlassen.
Eugen eröffnete den Krieg in Italien und nahm den französischen
Feldhern Vitleroi gefangen. Der Nachfolger desselben, der Herzog von
Vendome, brachte den Prinzen in Verlegenheit durch eine imposante
Kriegsmacht, und der Kaiser, selbst hart bedrängt, konnte keine Ver-
stärkungen senden. Der Kurfürst von Baiern war nämlich in Tyrol
eingedrungen, um sich mit dem Herzoge von Vendome zu vereinigen
und dann vor Wien zu rücken. Allein die treuen Throler vereitelten
den kühnen Plan; der heldenmüthige Amtmann Martin Sterzinger
sammelte die besten Scharfschützen, besetzte die Höhen und Pässe und
trieb die Feinde zurück. Die Baiern vereinigten sich nun an der
Donau mit den Franzosen und erfochten bei Höchstädt (1703) einen
Sieg über die Oestreicher. Sofort eilten Marlborough aus den Nieder-
landen und Prinz Eugen aus Italien herbei und brachten ebendaselbst
(1704) den Franzosen unter dem Marschall Tallard eine bedeutende
Niederlage bei. Der hessische Rittmeister von Boyneburg hatte den
flüchtigen Marschall eingeholt und gefangen genommen. Der Kurfürst
von Baiern floh mit den Franzosen über den Rhein, und Baiern
wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde errichteten die Verbündeten eine
Ehrensäule mit der Inschrift: „Mögen die Fürsten lernen, daß Ver-
schwörungen mit den Feinden des Vaterlandes selten ungestraft bleiben,
Ludwig Xiv. aber erkennen, daß man vor dem Tode Niemand den
Großen oder Glücklichen nennen soll." 1705 starb Kaiser Leopold.
Sein Nachfolger Josef I. (1705—1711) ließ die Kurfürsten von
Köln und Baiern die ganze Schwere des Rechtes empfinden. Jener
verlor alle seine weltlichen Rechte und Besitzungen, dieser kam in die
Reichsacht. „Sein unglücklicher Leib soll ans des Kaisers und des Reiches
Schutz in Unfrieden und Unsicherheit verfallen, dergestalt, daß sich
Niemand weiter an ihm vergreisen und verfreveln kann." Diese
Strenge veranlaßte ein gefährlicher Ausstand, welcher 1705 ausge-
brochen war, um die Willkür der östreichischen Beamten zu rächen.
„Lieber bairisch sterben, als östreichisch verderben", war die allgemeine
Losung. Unter Anführung des kühnen Studenten Meindl hatten
20,000 Mann zu den Waffen gegriffen, waren aber unterlegen und
siüchtig geworden.
Nach dem glorreichen Siege bei Höchstädt waren Marlborough
nach den Niederlanden und Prinz Eugen nach Italien zurückgekehrt.
Man hatte zwar anfangs geglaubt, der Krieg sei beendet, da der Erz-
herzog Karl nach seiner Landung in Barcelona die Provinzen Cata-
lonien und Navarra unterworfen und 1706 seinen Einzug in Madrid
gehalten hatte. Allein er mußte sich bald wieder zurückziehen, da die
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Eugens Eugens Karl
Spanien Karl Eugen Eugen Martin_Sterzinger Marlborough Eugen Eugen Marschall_Tallard Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Meindl Marlborough Eugen Eugen Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Baiern Tyrol Donau Italien Boyneburg Baiern Rhein Baiern Baiern Italien Barcelona Cata- Navarra Madrid
Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution.
149
Schon der Cardinal Richelieu hatte durch die Stiftung der französi- Corneille,
scheu Akademie zur Beförderung der schönen Redekünste (1635) zum mâtiné,
Aufschwung der Wissenschaften einen guten Grund gelegt. Jetzt er-
hoben sie sich zu einer klassischen Blüte. Unter den geistlichen Red-
nern jener Zeit ragen besonders hervor Bossuet, Fenelon*), Bour-
daloue, Massillion, Flechier. Für das Drama waren Corneille, Racine
und Molière thätig. Corneille zeichnete sich im Erhabenen aus; seine
Tragödien ergreifen durch eine kraftvolle Sprache, großartige Charaktere
und treffende Schilderungen. Racine entzückte durch seinen vollendeten
Versbau und eine schöne Sprache, rührte durch seine fromme Be-
geisterung und setzte seine Zuhörer durch die tiefe Kenntniß des niensch-
lichen, insbesondere des weiblichen Herzens in Erstaunen. Molière
zeichnete in seinen Lustspielen mit treffendem Witze und schonungsloser
Geisel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine wurde durch seine£a F°àn-
Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung
und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige
und fein zeichnende Satiriker, geiselt die eigentlichen Laster seiner Zeit
und ist für die französische Literatur noch darum vou Bedeutung, daß
er in seiner urt poétique die Regeln für den Versbau und für die
verschiedenen Dichtungsarten aufstellt.
Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine Die franzo-
so allgemeine Verbreitung unter den gebildeten Völkern Europa's, daß
sie die Umgangssprache derselben ward und die lateinische aus den Ver- Sprache der
Handlungen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. untto'®"-
Von Ludwigs Hof ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit plomatcn.
und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Verschwen-
dungssucht und der Mode an die meisten großen und kleinen Höfe
Europa's über. Ludwigs Hof- und Privatleben ward hier bis ins
Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht selten die
Wohlfahrt des Staates und des Volkslebens, wie das gleiche Treiben
Frankreich in seinen Grundfesten erschütterte. Obwohl Ludwig den
Anforderungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er doch sten ängstlich
überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etiquette den königlichen na^ea^mt-
Anstand zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und
war von einem glänzenden Gefolge umgeben; denn er sah ängstlich
daraus, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoslager
Ludwigs
Hofleben
') Fenelon, der Erzieher des Herzogs von Bourgogne, Ludwigs Enkel, fiel
durch seine avaàres 6e Télémaque in Ungnade, weil man darin An-
spielungen ans den franzosischen Hof witterte.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Cardinal_Richelieu Boileau Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwigs_Enkel Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Hof Ludwigs_Hof- Frankreich
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
19
Wesen und unerinüdeter Thatkraft; groß im Cabinet als kluger Ordner
der Staatsgeschäfte und tapfer im Felde als Führer der Heerschaaren.
Alle Fäden der Politik hielt er in seiner Hand und lenkte sie nach seinen,
in schweigsamer Seele verschlossenen Plänen, bei deren Ausführung ihm
jedes Mittel, selbst Falschheit und Wortbrüchigkeit, dienen mußte.
Zn gleicher Zeit mit Karl herrschten Franz I. von Frankreich und iein
u , , , Nebenbuhler
Heinrich Viii. von England, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit
mit ihm den gleichen hochfahrenden despotischen Sinn und gewaltigen
Herrscherwillen hatten. Gerade deßhalb geriethen Karl und Franz mit
einander in Kampf, welchen eine unverkennbare durch die Gleichheit
ihrer Bestrebungen hervorgerufene Eifersucht anfachte und Ehrgeiz und
Ruhmsucht gewaltig in die Länge zog. Die Veranlassung gab das erobert Mat-
reiche Herzogthunl Mailand. Franz hatte es 1515 noch zu Lebzeiten tjnb 1515
Maximilians in der heißen Schlacht bei Marignano dem Herzog
Maximilian Sforza abgewonnen. Kaiser Karl, welcher Mailand, das
alte deutsche Lehen, nicht länger in den Händen seines tapferen aber
leichtsinnigen Gegners sehen mochte, griff zu den Waffen. Auf seiner
Seite standen der Papst Leo X. und Heinrich Viii., und während des
Kampfes trat sogar der Herzog Karl von Bourbon, einer der tapfersten
französischen Generäle, zu ihm über, weil er durch die Ränke der
Königin Mutter von Frankreich um den größten Theil seiner Erbgüter
gebracht worden war. Das französische Heer wurde in der ersten
Schlacht besiegt und zurückgedrängt; der edle Ritter Bayard (le etieva-
lier saus peur et sans reproche) fiel. Bald erholte sich Franz
wieder und eilte selbst nach Pavia; die Schweizer standen in seinem
Solde. Allein die deutschen Landsknechte unter Georg von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin brachten ihm bei Pavia eine entschiedene wird aber in
Niederlage bei. Franz gerieth selbst nach tapferer Gegenwehr, aus
mehreren Wunden blutend, in Gefangenschaft, und konnte wohl 1525 ■
an seine Mutter schreiben: „Madame, Alles ist verloren, nur die s^a»g«n
Ehre nicht!"
Karl zeigte große Mäßigung, als er in Madrid die Siegesbot-
schaft empfing. Er ließ dem gefangenen König die Freiheit anbieten,
wenn er Burgund abtreten, auf Italien verzichten und dem Herzoge
von Bourbon seine Besitzungen zurückgeben wolle. Allein darauf ging
Franz nicht ein, sondern verlangte nach Spanien geführt zu werden,
weil er von einer persönlichen Zusammenkunft mit Karl günstigere Be-
dingungen zu erlangen hoffte. Karl verweigerte ihm aber jede Unter-
redung, und aus Mißmuth verfiel Franz in eine bedenkliche Krankheit,
von der er jedoch bald genas. Die Gefangenschaft war ihm uner-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Heinrich_Viii Heinrich Karl Karl Franz Franz Franz Franz Maximilians Maximilian_Sforza Maximilian Karl Karl Leo_X Leo Heinrich_Viii Heinrich Karl_von_Bourbon Karl Bayard Franz Franz Georg_von_Frunds- Sebastian_Schärtlin Franz Franz Karl Karl Franz Franz Karl Karl Karl Karl Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: England Mailand Maximilians Marignano Mailand Frankreich Pavia Pavia Madrid Burgund Italien Spanien
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 187
in den östreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom
Kaiser das „Placet" erhalten habe. Durch das berühmte Toleranzgesetz
gestattete er (1781) in seinen Staaten freie Religionsübung *). Hier-
über gerieth Papst Pins in große Noth und reiste selbst nach Wien Der Papst in
(1782), um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte
den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeugungen ein und fuhr
mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen
verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehr-
furcht und Hochachtung, aber eine Aenderung der getroffenen Einrich-
tungen erreichte er nicht.
Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem Versuch-,-in-
Beispiele des Kaisers und benahmen sich milde und edel in Glaubens- ti^nluirch-zu
lehren. Ganz besonders that sich in kirchlichen Angelegenheiten damals gründen,
der Weihbischof von Trier hervor, Johann Nikolaus von Hontheim, Weite,n-
ein grundgelehrter, äußerst frommer und unbescholtener Mann, welcher
unter dem Namen Justinus Febronius eine Schrift gegen den römischen
Papst geschrieben und den Wunsch rege gemacht hatte, eine von Rom
unabhängige deutsche Nationalkirche zu gründen. Wirklich kamen 1785
mehrere Bischöfe in Ems zusammen, welche die Oberherrschaft des
Papstes verwarfen. Ihre Pläne scheiterten aber an dem Widersprüche
mehrerer Rom ergebener Bischöfe und an Josephs später erkaltetem
Eifer.
Auch die Presse wollte Joseph frei haben und hob, damit Jeder- 3°leph sieht
mann sich freimüthig äußern könne, die Censur auf. Allein er sah sich ^chelt-rn^
durch das Erscheinen einer Menge frecher, unsittlicher und maßloser
Schriften bald genöthigt, diesem Unfug wieder hemmend und zügelnd
entgegenzutreten. Die Todesstrafe verwandelte Joseph in Haft und
Zwangsarbeit. Einen betrügerischen Obersten stellte er an den Pranger,
einen Fürsten, der falsche Banknoten gemacht hatte, ließ er die Straße
kehren, viele vornehme Sträflinge mußten die Schiffe ans der Donau
ziehen. Im Staate sollte Einheit herrschen; überall sollte ein Gesetz,
eine Steuer, ein Gerichtsverfahren gelten, und vor dem Gesetze Alle
*) Fünfzig Jahre vorher hatte der Fürstbischof Leopold von Firmian zu
Salzburg an 20,000 Evangelische, die ihrem Glauben treu blieben und
nicht zur katholischen Kirche zurückkehren wollten, aus seinen Landen aus-
gewiesen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm die vertriebenen
Salzburger freudig in sein Land auf und erhielt an ihnen treue, arbeit-
same Unterthanen. Der traurige Auszug der Salzburger gab Göthe
Stoff und Veranlassung zu seinem bekannten, vortrefflichen epischen Ge-
dichte Hermann und Dorothea.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Johann_Nikolaus_von_Hontheim Johann Nikolaus Justinus_Febronius Joseph Joseph Leopold_von_Firmian Leopold Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I. Göthe Hermann Dorothea
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Salzburg Mainz Würzburg Rom Ems Josephs Donau Salzburg
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
Volkes nach. Vier Jahre später starb auch die von ihrem Gemahle so
tief gekränkte Königin Maria, deren Tod auf den König einen so er-
schütternden Eindruck machte, daß er ernstlich daran dachte, ein besserer
Mensch zu werden und sein lasterhaftes Leben aufzugeben. Allein die
Gräfin Dübarri, welche der Marquise von Pompadour Stelle einge- Gräfin
nommen hatte, erstickte jeden guten Vorsatz des Königs im Keime und Durant,
veranlaßte ihn zu einer Verschwendung, daß Ludwig selbst meinte:
„Die Monarchie wird wohl halten, so lange wir leben. Après nous
le déluge!" In fünf Jahren hatte die Gräfin 15 Millionen Livres
verbraucht; ihr Hang zum Aufwand kannte keine Grenzen, als sie den
König geneigt sah, ihr keinen Wunsch zu versagen. Einst kochte der
König ihr den Kaffee, während die Gräfin noch zu Bette lag. Als
Ludwig nicht Acht genug hatte, ries sie ihm laut zu: „Gieb doch Acht,
la France, dein Kaffee läuft ja zum Teufel!" Nach dem Tode des
Königs lebte sie noch 19 Jahre in Pracht und Aufwand, sah noch die
Schrecken der Revolution und mußte 1793 selbst das Schaffet besteigen.
Das leichtfertige, unsittliche Leben, welches unter Ludwig Xiv. Das leicht-
und Xv. an dem Hofe von Versailles herrschte, fand auch an anderen k"tig- Leben
Höfen Nachahmung. Namentlich führten die Kurfürsten von Sachsen H^e, wo
einen überaus glänzenden Hofhält und legten durch ihre Verschwendungen
dem Lande harte Steuern auf. Als 1694 August der Starke seinem
Bruder in der Regierung folgte, seufzte Sachsen unter den Erpressungen,
die eben erfolgt waren, und noch sollte es weit schlimmer werden.
Die Gemahlin des Kurfürsten, Christine Eberhardine, eine branden-
burgische Prinzessin, war ihrem lutherischen Glauben treu geblieben
und lebte getrennt vom Kurfürsten. Dafür herrschten andere Frauen
unumschränkt über ihn, zuerst die schöne, gebildete und geistreiche Gräfin Gräfin
von Königsmark, welche die Mutter des Marschalls Moritz von Sachsen Aurora von
ward und 1728 als Pröpstin des fürstlichen Stiftskapitels zu Qued- ^°"'bsmark,
linburg starb, und nachher die Gräfin Cosel, die Tochter des dänischen Gräfin
Obersten von Brocksdorf. August lernte sie als Gemahlin seines eoïei'
Ministers von Hoymb kennen; sie ließ sich scheiden und ward von
Kaiser Joseph zur Reichsgräfin ernannt, woraus ihr der Kurfürst ein
prachtvolles Palais in Dresden schenkte. Neun Jahre lang übte die
schöne und gebildete Frau eine unumschränkte Macht aus, wie man
dies in Deutschland noch nicht erfahren hatte. Allein ihre gränzenlose
Eifersucht und ihre lästige Herrschsucht entfremdeten ihr das Herz des
Kurfürsten, welcher seine Neigung nunmehr der Gräfin Donhof zu-
wandte. Als daher 1716 die Gräfin Cosel dem Könige nach Warschau
nacheilte, wurde sie des Landes verwiesen, später aber wegen unvor-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Maria Maria Gräfin_Dübarri Ludwig Ludwig Après Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig August Christine_Eberhardine Gräfin_Gräfin
von_Königsmark Moritz_von_Sachsen_Aurora Cosel August Joseph Cosel
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Sachsen Sachsen Dresden Deutschland Donhof Warschau
224
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Ludwig Xvi.
wird vom
Nationalcon-
vent zum
Tode ver-
urtheilt
müthige Sprache erbitterte das französische Volk auss äußerste.
Alles strömte zu den Fahnen, um dem Auslande das Recht zu be-
streiten, sich in die inneren Angelegenheiten Frankreichs zu mischen.
Bei St. Menehould (S. 220) hemmte Dümouriez, der französische
Führer, die Fortschritte der Preußen und ihrer Verbündeten und zwang
sie zu einem unglücklichen Rückzug. Ungünstige Witterung und schlechte
oder kärgliche Nahrung hatten die Ruhr im deutschen Heere verbreitet
und solche Entmuthigung hervorgerufen, daß man alle Eroberungen
wieder aufgeben mußte. Der französische General Cüstiue eilte, von
der günstigen Stimmung der Rheinländer für die Freiheit unterrichtet,
über Speier und Worms nach Mainz, bekam diese wichtige Festung
in seine Gewalt und eroberte auch Frankfurt (1792). Aber von hier
ward er durch die Hessen und Preußen bald wieder vertrieben und
kehrte über den Rhein zurück. Da der König von Sardinien sich den
Verbündeten angeschlossen hatte, so nahmen ihm die Franzosen Nizza
und Sardinien weg.
Die Jakobiner, über die Siege ihrer improvisirten Krieger, welche
mit der kältesten Todesverachtung pfeifend und singend sich in das
Gewühl der Schlachten gestürzt hatten, noch kühner gemacht, leiteten
nun, um Ludwig auf das Schaffot zu bringen, einen Prozeß gegen
denselben ein. Sie klagten ihn des Verrathes und der Verschwörung
gegen Frankreich an. Die Häupter der Jakobiner, Robespierre, Danton,
Marat, Pethion und Andere forderten nach dem ersten Verhöre, in
welchem Ludwig auf eine lange Anklage bezüglich des ihm zur Last
gelegten heimlichen Einverständnisses ruhig und klar geantwortet hatte,
man solle augenblicklich das Todcsurtheil aussprechen; allein die Giron-
disten setzten es durch, daß dem Könige zuvor ein Rechtsbeistand ge-
währt wurde, welcher ihn vertheidigen solle. Ludwig wählte sich den
berühmten Rechtsgelehrten Trouchet; ein früherer Minister, Malesherbes,
schon in hohem Greisenalter, bot ihm freiwillig seine Dienste an, und
beide nahmen den jungen talentvollen Deseze zum Gehilfen. Am
26. Dezember wurde der König nebst seinen Vertheidigern vor den
Convent gefordert. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen;
aber Deseze schilderte die Unschuld des Königs mit solcher Klarheit
und Beredtsamkeit, daß ein günstiger Erfolg erwartet wurde. Allein
der Tod des Königs war von den Jakobinern schon im voraus be-
schlossen worden. Der Kampf der Parteien über die Art und Weise
der Verurtheilung währte mehrere Tage und Nächte. Das bestehende
Gesetz, nach welchem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der
Stimmen zum Tode verurtheilt werden konnte, wurde aufgehoben und
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Cüstiue Ludwig Ludwig Danton Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
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vom Reich die Pflichten seines kaiserlichen Amtes länger zu erfüllen,
seinen Grundsätzen es schuldig sei, auf eine Krone zu verzichten, die
nur so lange Werth für ihn gehabt habe, als er die damit übernom-
menen Pflichten zu erfüllen ini Stande gewesen sei. Da er nun dies
nicht mehr vermöge, so lege er sein Anit und seine Würde als Ober-
haupt des Reiches nieder und entbinde auch alle Mitglieder desselben
von ihren gesetzlichen Verpflichtungen gegen ihn. So war das tausend-
jährige Reich aufgelöst und die deutsche Reichsversassung gestorben; das
deutsche Volk aber lebte noch.
Kaiser Napoleon, im sicheren Gefühle seines Uebergewichtes, ver-
schenkte neu^ Länder und Kronen wie Spielwaaren an seine Brüder
und Freunde. Als er vernahm, daß englische und russische Truppen
in Unteritalien gelandet seien, erklärte er höchst lakonisch: „Ferdinand
hat aufgehört Neapel zu regieren." General Massena erhielt den Auf-
trag, den kaiserlichen Machtspruch mit Hülfe eines auserlesenen Heeres
zu vollziehen und des Kaisers Bruder Joseph als König einzusetzen.
Ebenso empsing Napoleons Bruder Ludwig die batavische Republik als
Königreich Holland, der Marschall Berthier das Herzogthum Neufchatel,
Murat, welcher früher Koch gewesen, dann General und Schwager
des Kaisers geworden war, das Großherzogthum Cleve und Berg am
Niederrhein. Auch in Deutschland schaltete er ganz als unumschränkter
Herr über Fürsten und Völker. Sein Wille war höchstes Gesetz.
Spione hinterbrachten, wer eine andere Meinung zu haben wagte.
Der Nürnberger Buchhändler Palm hatte eine Flugschrift „Deutsch-
lands Erniedrigung" versandt. Er wurde plötzlich von französischen
Gensdarmen ergriffen und, da er den Verfasser nicht nennen konnte, er-
schossen (1806).
§. 22. Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen.
Im Jahr 1797 hatte König Friedrich Wilhelm Iii. den preußi-
schen Thron bestiegen. Er war ein seltener Herrscher und durch vor-
zügliche Geistesanlagen, ein edles Gemüth und große Charakterfestigkeit
gleich ausgezeichnet. Mit einer allgewinnenden Herablassung verband er
einen echt religiösen Sinn, eine strenge Rechtlichkeit und große Thätigkeit.
Wie in seinem Privatleben, so befleißigte er sich auch im Staatshaus-
halt einer großen Sparsamkeit und wählte nur solche Männer für
seine Umgebung aus, welche er für die redlichsten und uneigennützigsten
erachtete. Würdig stand ihm zur Seite seine edle Gemahlin, die unver-
geßliche Königin Louise, eine mecklenburgische Prinzessin, welche in
Napoleons
Brüder erhal-
ten Neapel,
Holland re.
Hinrichtung
des Buch-
händlers
Palm.
1806.
Friedrich
Wilhelm und
Louise von
Preußen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Massena Joseph Napoleons Ludwig Ludwig Marschall_Berthier Murat Koch Cleve Nürnberger_Buchhändler_Palm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Louise Napoleons Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Neapel Napoleons Holland Neufchatel Berg_am
Niederrhein Deutschland Napoleons Neapel Holland
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Zweite Periode der neueren Geschichte.
werden. Die schändlichsten Frevel wurden begangen; kein Alter, kein
Stand, kein Geschlecht konnte sich der gröbsten Mißhandlungen er-
wehren. Wie das Wild wurden die Reformirten gehetzt und einge-
fangen, in die Kirche geführt und zum Altar geschleppt, um das heilige
Abendmahl nach katholischer Weise zu empfangen. Wer standhaft bei
seinem Glauben verharrte, kam ins Gefängniß oder an den Galgen.
Damit aber Niemand entfliehen könne, hatte man die Grenzen besetzt,
und Jeder, der sich nicht mit einem bischöflichen Zeugnisse ausweisen
konnte, ward als Staatsverbrecher behandelt. So minderten sich aller-
dings die Reihen der Protestanten; die geistlichen Rathgeber des Königs
erwirkten aber in kurzem die Aufhebung des Ediktes von Nantes durch
das von Nimes (1685), wodurch den Reformirten jede kirchliche Zu-
sammenkunft bei Gefängnißstrafe und Verlust des Vermögens untersagt
wurde. Jeder Resormirte, welcher auswandern, und jeder Prediger,
welcher innerhalb vierzehn Tagen nicht auswandern würde, sollte zu
den Galeeren verdammt werden. Jetzt singen die Dragonaden aber
erst recht an; die Verzweiflung der verfolgten Reformirten stieg aufs
höchste. So sorgfältig auch der Kriegsminister Louvois die Grenzen
hatte besetzen lassen, so fanden doch an 50,000 Familien Mittel und
Wege ins Ausland zu entkommen, welches sie freudig aufnahm.
Die Rath- Ludwigs Regierung wird demungeachtet und nicht ganz mit Un-
geber und
Minister recht düs goldene Zeitalter Frankreichs genannt. Nie lebten daselbst
Ludwigs: f0 viele große Männer zugleich, deren Verdienste Ludwig Xiv. ver-
(Solbett und
Sem. herrlichten, als damals. An Mazarins Stelle hatte Colbert die Ver-
waltung des Innern übernommen. Dieser ordnende und schaffende
Geist belebte den Handel, beförderte Fabriken, legte Canäle an, gründete
Handelsgesellschaften für Ost- und Westindien, Colonien in Afrika und
Amerika. Der Kriegsminister Louvois hob das Kriegswesen und ver-
mehrte das stehende Heer. Der große Baumeister und Ingenieur
Der Inge- Vauban umgab Frankreich mit einer doppelten Reihe von Festungen.
dluch die Marine hob sich durch den Eifer des Königs zu einer k-
Festungen, wundernswerthen Höhe und flößte dem Ausland Achtung gegen die
französische Flagge ein. Im Innern ward eine halbrichterliche, halb
Die Polizei, militärische Gewalt, die Polizei, begründet, welche einestheils gegen
Mord und Eigenthumsverletzung Schutz gewähren, anderntheils durch
geheime Spione und Verletzung des Briefgeheimnisses alle Nachstellungen
gegen die öffentliche Sicherheit unmöglich machen sollte.
Die klassische Auch die Künste und Wissenschaften erreichten unter Ludwig ihren
französischen ^ödjsten Flor; er ehrte sie, weil sie ihn ehren und verherrlichen sollten.
Literatur. Jedes ausgezeichnete Talent wurde an den Hos berufen und unterstützt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Louvois Ludwigs Ludwigs Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Mazarins Louvois Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Nantes Nimes Frankreichs Westindien Afrika Amerika Frankreich