Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. ¿ob
Fürstenthum Aschaffenburg, Wetzlar und das Bisthum Regensburg,
wo er nunmehr residirte. Dagegen wurden 4 neue Kurwürden ge-
schaffen, die von Heffeu-Cassel, Salzburg, Würtemberg und Baden,
so daß das Kur-Collegium jetzt aus 10 Mitgliedern bestand. Die
Reichsstädte verloren bis aus sechs ihre bisherige Selbständigkeit, die meisten
Bisthümer und Abteien wurden eingezogen, die Bischöfe zu Beamten
der Fürsten gemacht, die Reichsgrafen mediatisirt d. h. zu Unterthanen
der größeren Landesherrn erklärt, die kaiserliche Gewalt gemindert und
die Macht der Fürsten erhöht. Auf diese Weise war die deutsche
Reichsverfassung vor ihrem gänzlichen Hinsiechen -zuletzt noch wesentlich
verändert worden; die inneren Landesverträge und die bestehenden
Religionsverhältnisse hatten keine Aenderung erfahren.
Frankreich hatte im Vertrage von Lüneville des deutschen Napoleon
Reiches mit 4 Millionen Seelen gewonnen. Napoleon verstand es rd(^g innete
vortrefflich, die durch den Krieg geschlagenen Wunden zu heilen. In Angelegen-
Gemeinschaft mit Papst Pins Vh. ordnete er die kirchlichen Angelegen- wnd'hl
heiten und führte die Feier des öffentlichen Gottesdienstes wieder ein; auf Lebens-
Schulen wurden hergestellt, zur Beförderung des Verkehrs Straßen 'c’t-
und Canäle angelegt und in die ganze Verwaltung Einheit und Ord-
nung gebracht. Für diese Verdienste ernannte ihn der Senat zum
Consul auf Lebenszeit. Eine angebliche Verschwörung gegen das Leben
des ersten Consuls, deren Theilnehmer Moreau, Pichegru, Georges
und der Herzog von Enghien sein sollten, zog schwere Folgen nach sich.
Pichegru kam im Gefängniß um, Moreau wurde nach Amerika ver-
bannt und Georges guillotinirt. Der Herzog von Enghien ward Nachts D-r Herzog
in Baden überfallen, nach Frankreich geschleppt und zu Vincennes ^^rscho"
Nachts erschossen. Eine auf seiner Brust angebrachte Laterne hatte den sen.
Schützen ihr trauriges Ziel zeigen müssen.
Diese Verschwörung gab dem Consul Bonaparte die Mittel in die Napoleon
Hand, den letzten Schritt zur Alleinherrschaft zu thun. Seine Freunde
wußten dem Volke begreiflich zu machen, daß keine Ruhe sein werde, i804.
wenn Napoleon nicht das große fränkische Reich Karls des Großen
wieder herstelle. Solch ein Vorschlag mußte der Eitelkeit des franzö-
sischen Volkes schmeicheln; und der gehorsame Senat übernahm es, dem
1. Consul die Kaiserkrone anzubieten. Als man ihm den Senatsbe-
schluß überbrachte, wußte er die Rolle des Augustus meisterhaft zu
spielen und entgegnete der Deputation des Senates: „Meine Herrn!
Ich nehme den Titel an, weil der Senat für den Ruhm der Nation
ihn zuträglich hält; ich hoffe, daß Frankreich die Ehre, mit welcher es
meine Familie umgiebt, nie bereuen werde." Am 2. Dezember 1804
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Theilnehmer_Moreau Pichegru Georges Pichegru Georges Napoleon Napoleon Karls Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Wetzlar Bisthum_Regensburg Salzburg Würtemberg Baden Frankreich Amerika Baden Frankreich Frankreich
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
Holland, Portugal und andere Staaten schienen in mancherlei Be-
ziehungen an Frankreichs Interesse gebunden zu sein. Diese günstige
Lage suchte Ludwig Xiv. zur Begründung des französischen Ueberge-
wichtes in Europa auszubeuten; Waffengewalt und diplomatische Künste
sollten helfen.
3. Ludwigs Xiv. Krieg mit Spanien und Holland.
Ludwig war der Schwiegersohn Philipp Iv. von Spanien und Ludwig xiv.
hatte bei seiner Bermählung mit der Infantin Maria Theresia feier-
l ich st auf die spanische» Lande Verzicht geleistet. Als aber Philipp Iv. Niederlande
(1665) starb, nahm Ludwig die spanischen Niederlande in Anspruch
und rückte sofort mit einem Heere, welches Turenne und Conde be-
fehligten, in Flandern und der Franche Comte ein. Die Spanier
waren schlecht gerüstet und hatten geringen Widerstand geleistet; man
erstaunte, in wie kurzer Zeit die niederländischen und burgundischen
Festungen in Ludwigs Hände gefallen waren. Die Holländer sahen
die neue Nachbarschaft mit gerechtem Mißtrauen an und schlossen deß-
halb mit England und Schweden einen Bund, „die Triple-Alliance", und stiftet die
um die spanische Herrschaft in den Niederlanden zu erhalten (1668). Màc^i668.
Ludwig gab im Frieden zu Aachen die Franche Comtö wieder heraus,
behielt aber die eroberten niederländischen Städte Charleroi, Tournai,
Donai und Lille.
Ludwig Xiv. war höchst aufgebracht gegen Holland, welches die Ludwig be-
Triple-Alliance zu Stande gebracht hatte, und beschloß an dem Groß- iut(9at„f1
Pensionär de Witt Rache dafür zu nehmen. Dieser wackere Führer
der republikanischen Partei hatte 20 Jahre hindurch die Schicksale
Hollands gelenkt und dessen Seeniacht unter den Admirälen Tromp und
Ruyter zu Macht und Ansehen erhoben; die Landmacht dagegen war
in Verfall gerathen. Als nun Ludwig Xiv. (1672) nicht nur die
Triple-Alliance aufgelöst, sondern sich auch durch ein Bündniß mit
England und Schweden und mehreren deutschen Reichsfürsten verstärkt
und den ersten Minister des Kaisers Leopold, Namens Lobkowitz, durch
sein Gold bestochen hatte, rückte er gegen Holland vor. Dies war
einem -so bedeutenden Gegner nicht gewachsen. Der wackere Kurfürst
Friedrich Wilhelm von Brandenburg nahm sich zwar der Bedrängten
an und wußte auch den Kaiser zur Kriegserklärung gegen Frankreich
zu bewegen, allein Lobkowitz suchte den kaiserlichen General Montecuculi
für sich zu gewinnen und alles energische Vorgehen zu vereiteln. Ludwig
eroberte in kurzer Zeit 40 feste Plätze theils durch Verrath, theils
durch Gewalt. In dieser Noth ward Wilhelm von Oranien der
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Portugal Frankreichs Europa Spanien Holland Spanien Niederlande Flandern Ludwigs_Hände England Schweden Niederlanden Aachen Tournai Donai Lille Holland Hollands England Schweden Holland Frankreich
140
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Friede zu
Ryswick1697.
Die bedräng-
ten Ungarn
rufen die
Türken zu
Hülfe wider
Leopold I
bei den Berathungen im Kreise, im Viereck, in Hufeisen- oder Eiform
sitzen wolle. Es ergab sich, daß die meisten Gesandten nicht mit aus-
reichenden Vollmachten versehen waren; man verschob die Hauptange-
legenheit aus den nächsten Reichstag. Kaiser Leopold, dessen Land und
Hauptstadt von den Türken hart bedrängt war, verlangte Stillstand,
bis der gemeinsame Feind der Christenheit verjagt sei. Ludwig sagte
denselben zu, wenn ihm Straßburg und die vereinigten Gebietstheile
verblieben. Dies wurde ihm auf dem Reichstage zu Regensburg zu-
gestanden, wenn er sich von nun an aller Reunion enthalte. Ludwig
versprach es, hielt aber nicht Wort und veranlaßte abermals einen
neunjährigen Kriegs), aus welchem er zwar siegreich hervorging, aber
Frankreichs Erschöpfung veranlaßte. Darum wünschte er zuletzt selbst
den Frieden, welcher 1697 zu Ryswick zu Stande kam. Ludwig zeigte
sich in demselben überaus großmüthig, gab alle eroberten Orte außer
Straßburg und namentlich die auf dem rechten Rheinufer gelegenen
Festungen Kehl, Breisach, Freiburg und Philippsburg heraus und be-
stand nun mit entschiedener Hartnäckigkeit darauf, daß die katholische
Religion in der Pfalz, welche er mit Gewalt wieder eingesetzt hatte,
beibehalten werden müsse. Diese Großmuth Ludwigs hatte darin ihren
Grund, daß er hoffte, nach dem Tode des kinderlosen Königs Karls Ii.,
seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können.
5. Die Türken vor Wien (1683). Johann Sobiesky.
So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv.
bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wur-
den auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die
ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen
so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Ver-
schwörung entstand. Diese wurde durch den Dragoman des Großveziers
dem Kaiser hiuterbracht und hatte strenge Maßregeln zur Folge. Ein
talentvoller Edelmann, Emerich Tökölh, welcher durch den Verlust seiner
Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der
unzufriedenen Ungarn und bat den türkischen Sultan um Hülfe. Eine
große Bestürzung herrschte in Wien, als die Nachricht vom Anzuge
des gefürchteten Türkenfeindes erscholl. Ueberall hin sandte der Kaiser
Eilboten um Hülfe, da er nur 30,000 Mann in Bereitschaft hatte. *)
*) Abermals wurde die Rheinpfalz durch Plünderung und Verheerung der
schönsten Städte und Landstriche in eine Wüste verwandelt. Melac hieß
diesmal der königliche Mordbrenner.
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Hufeisen- Frankreichs Kehl Breisach Freiburg Philippsburg Karls Wien Ungarn Ungarn Wien Rheinpfalz
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
243
Besitz Spaniens gesichert glaubte, eilte er nach Frankreich zurück. Ein
neuer Kampf harrte seiner.
§. 24. Der Krieg im Jahre 1809.
Im gleichen Jahre, in welchem Napoleon sich Spaniens bemach- Auflösung
tigte, entriß er auch dem Papste Pius Viii. erst einen Theil seines
Gebietes, dann 1809 den ganzen Kirchenstaat und vereinigte ihn mit
Frankreich. Der Papst ward in die Gefangenschaft nach Frankreich
abgeführt, Rom zur zweiten Hauptstadt des Reiches erklärt. Fast ganz
Italien stand jetzt unter französischer Herrschaft.
Diese Machtstellung Napoleons erfüllte den Kaiser Franz I. von grans i. cr.
Oestreich mit neuen Befürchtungen. In der Hoffnung, es möchten ft^tjeben
auch andere Fürsten sich entschließen gegen die französische Gewaltherr-
schaft anzukämpfen, griff er zu den Waffen und stellte unter Leitung
der kaiserlichen Prinzen ein Heer von 400,000 Mann ins Feld. Erz-
herzog Karl erließ einen Aufruf an die deutsche Nation sich zu erheben
und das schmähliche Joch zu zerbrechen und wieder zu erwerben die
Ehre und Unabhängigkeit, welche ihr gebühre. Die Tyroler und
Vorarlberger, welche durch den Preßburger Frieden an Baiern ge-
kommen waren (1805), folgten dem Aufrufe, ebenso einige kühne
Männer in Norddeutschland, der hessische Oberst von Dörnberg und
der Major Ferdinand Schill.
Während die Oestreicher mit unbegreiflicher Langsamkeit aus Schlachten
Böhmen nach Baiern vorrückten und ihre Kräfte zersplitterten, eilte 6ei
Cv> , . ' „ „ . , ' . ^ und Regens-
Napoleon lm Fluge von Parts an die Donau, wo die Truppen des bürg.
Rheinbundes bereits seiner harrten und seine demüthigende Ansprache ver-
nahmen: „Kein Franzose ist unter Euch; Ihr allein sollt die Oestreicher
schlagen." In der fünftägigen Schlacht bei Eckmühl und Regensburg
unterlagen die Oestreicher; sie zogen sich nach Böhmen zurück. Wien
fiel in die Hände des Siegers. Dieser versuchte nun die Armee des
Erzherzogs Karl zu vernichten und drang da, wo die Donau die Insel
Lobau bildet, über den Strom. Hier kam es bei Aspern und Eßlingen
im Angesichte der Kaiserstadt zu einer furchtbar heißen Schlacht, in
welcher Napoleon den Kürzeren zog. Der tapfere Marschall Lannes,
Herzog von Montebello, blieb, die Marschälle Massen« und Bessieres Sieg der
nebst vielen Generälen waren schwer verwundet. Die Franzosen zogen
sich aus die Insel Lobau zurück, und da durch Holzmassen und brennende
Fahrzeuge, welche den Strom hinabgeführt wurden, die Brücken ab-
brannten, so wäre das französische Heer verloren gewesen, wenn die
16*
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Franz_I. Franz_I. Oestreich Karl Karl Ferdinand_Schill Ferdinand Napoleon Rheinbundes Karl Karl Napoleon Marschall_Lannes von_Montebello
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Frankreich Spaniens Frankreich Frankreich Rom Italien Napoleons Baiern Norddeutschland Dörnberg Baiern Donau Eckmühl Wien Donau Aspern
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 145
Geistlichkeit ihn wegen seines Bundes mit den ketzerischen Briten haßte.
Man hatte in Madrid eine Münze geschlagen, welche die Inschrift
trug: Karl Hi., von der Ketzer Gnaden König von Spanien! So
oft sich der König in den Straßen sehen ließ, riefen einzelne Stimmen:
„Es lebe der König!" aber die Rufer streckten dann fünf Finger in
die Höhe, um damit anzudeuten, daß sie Philipp V. meinten.
In den Niederlanden und in Italien erlitten 1706 die Fran- Ansehen und
zosen entschiedene Niederlagen. Marlborough schlug den unfähigen ^r;^s v°n
Marschall Villeroi ungeachtet seiner Uebermacht bei dem Dorfe Ra- Marlborough
millies, unweit Waterloo, so aufs Haupt, daß ganz Brabant, das
spanische Flandern und ein Theil von Hennegau dem Erzherzog Karl
als König Karl Iit. huldigen mußte. In Italien erfocht Eugen den
glänzenden Sieg bei Turin, der ganz Italien von den Franzosen
reinigte und den länderlosen Herzog von Savoyen wieder in seine
Staaten einsetzte. Die allgemeine Begeisterung für den kleinen Kapu-
ziner äußerte sich zuweilen höchst seltsam. Eine Dame in London
vermachte ihm aus ihrem Sterbebette 30,000 Gulden, ein armer
Gärtner 1200. Deutsche und italienische Lieder meldeten den Ruhm
des tapferen „Prinzen Eugenius, des edlen Ritters" und leben theil-
weise noch fort im Munde des Volkes. Eben so feierten die Briten
ihren glücklichen Führer in Liedern und Bildern.
Auch der Feldzug von 1708 ging für die Franzosen verloren: Ludwig xiv.
sie wurden in der Schlacht bei Oudenarde vollständig geschlagen. Bei
dem entschiedenen Unglücke der französischen Heere, bei der großen
Hungersnoth des Jahres 1708, bei der immer höher steigenden Ver-
zweiflung seines Volkes und bei der gänzlichen Erschöpfung seines Staats-
schatzes erbot sich Ludwig Xiv., obwohl sein Enkel in Spanien sich
glücklich gegen Karl Iii. behauptet hatte, er wolle auf Spanien, Indien,
Mailand und die Niederlande verzichten, wenn sein Enkel nur Neapel
und Sicilien behalten könne. „Auch nicht ein Dorf von der ganzen
spanischen Monarchie darf dem Hause Habsburg entzogen werden",
gaben ihm die Verbündeten zur Antwort. Ludwig willigte ein und
versprach sogar, den Elsaß und mehrere Festungen au der niederländi-
schen und savoyischen Grenze zurückzugeben, die beiden Kurfürsten der
Gnade des Reiches zu überlassen und zur Vertreibung seines Enkels
mitzuwirken. Als ihm aber die Verbündeten noch die gewaltsame kann aber die
Vertreibung seines Enkels aus Spanien zumutheteu, entgegnete er:
/,Jch will lieber meine Feinde als meine Kinder bekriegen." Noch dtngungen
einmal versuchte Ludwig das Kriegsglück, wurde aber (1709) bei «nneh.
Malplaquet von Eugen und Marlborough abermals besiegt. Als Karl
Cassians Geschichte. Iii. 2. Aufl. v. Stacke. 10
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Extrahierte Personennamen: Karl_Hi Karl Philipp_V. Philipp_V. Marlborough Marschall_Villeroi Marlborough Karl Karl Karl_Iit Karl Eugen Eugen Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Karl_Iii Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Eugen Eugen Marlborough Karl
Cassians Karl
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
1711 begannen Unterhandlungen zwischen Frankreich und England,
welche 1713 im Frieden zu Utrecht zum Abschlüsse kamen*). In
demselben erhielt Ludwigs Enkel, Philipp V., Spanien und die außer-
europäischen Länder unter dem Vorbehalte, daß Frankreich und Spanien
nie unter einem Scepter vereinigt werden sollten; der Herzog von
Savoyen erhielt die Königswürde und die Insel Sicilien, die er sieben
Jahre später mit Sardinien vertauschte. Neapel, Sardinien, Mailand
und Belgien wurden dem Kaiser zuerkannt, welcher den Krieg noch
ein Jahr zu seinem Nachtheil fortführte und erst 1714 zu Rastatt
den Utrechter Frieden unterzeichnete. Die Kurfürsten von Baiern und
Köln wurden von der Reichsackt freigesprochen und in ihre Länder
wieder eingesetzt. Frankreich mußte an England die Hudsonsbai, Neu-
foundland, Neuschottland und Neubraunschweig, Spanien die Stadt
und Festung Gibraltar, welche England 1704 erobert hatte, abtreten.
Preußen, welches dem Kaiser treulich beigestanden hatte, erhielt einen
Theil von Geldern; die 1701 angenommene Königswürde und der
Besitz von Neufchatel wurden anerkannt. So endete der spanische
Erbfolgekrieg.
7. Ludwigs Xiv. Hof- und Privatleben.
Im Jahre 1715 starb Ludwig Xiv. Das französische Volk, Ludwig xiv.
unter Ludwigs langer Regierung arm und unglücklich geworden, jubelte ^ ^
bei der Nachricht seines Todes und verhöhnte den Leichenzug auf muth- 72jährigen
willige Art. Frankreich war in allen Beziehungen erschöpft. Die 5he3'etj"0'
ununterbrochenen Kriege, die Prachtliebe und Vergnügungssucht des
Königs hatten den Staatsschatz geleert. Eine Schuldenlast von 900
Millionen Thalern drückte das Land, das noch durch eine andere Maß-
regel des großen Königs hart mitgenommen worden war.
Nachdem Ludwig Xiv. eine Jugend voll Sünden und Aus- Seine Der-
schweifungen verlebt hatte, ward er fromm; die Jesuiten, insbesondere t°lgungend-r
der Beichtvater des Königs, La Chaise, benutzten diese Neigung und durch die b--
veranlaßte sie, die berüchtigten Dragonaden gegen die Protestanten Züchtigten
und die Aufhebung des Ediktes von Nantes (S. 58) zu erwirken.
Der bethörte König gab Befehl, man solle in alle Provinzen Dragoner
und katholische Priester schicken und das Bekehrungswerk beginnen; wer
nicht gutwillig zur katholischen Kirche zurückkehre, der solle gezwungen
*) Deutschlands nachtheilige Friedensschlüsse mit Ludwig Xiv. zu Nym-
wegen (1678), Ryßwik (1697) und Utrecht (1713) nannte der beißende
Volkswitz die Frieden von Nimm weg, Reiß weg und Unrecht!
10*
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Spanien Frankreich Spanien Sicilien Sardinien Neapel Sardinien Mailand Belgien Baiern Frankreich England Spanien England Frankreich La_Chaise Nantes Deutschlands Utrecht
Von der ersten französischeil Revolution bis zur Gegenwart. 289
zeichnet (Oktober. 1859). Sardinien trat an Napoleon Savoyen mit
Nizza ab*).
§. 34. Einheitsbestrebungen in Italien. Der zweite Krieg
gegen Dänemark. Der preußisch-östreichische Krieg. Italien.
In Italien dauerten die Einheitsbestrebungen fort. Victor Emanuel
ernannte den Garibaldi zum Oberbefehlshaber, und Toscana, Parma,
Modena und die Romagna, ja der Kirchenstaat bis auf Rom sielen dem
König Victor Emanuel zu (1860). Auch im Königreich Neapel, wo
Franz !l. seit dem Tode seines Vaters Ferdinand Ii. (Mai 1859)
König war, gährte es fortwährend. Am 1. Mai 1860 schiffte sich
Garibaldi niit 1000 kühnen Männern bei Genua ein und landete in
Sicilien, wo nach einigen Kämpfen Palermo und Messina in seine
Hände fielen. Siegreich ging er nach dem Festlande hinüber und zog
in Neapel ein, während Franz Ii. nach Gaöta floh. Nach dem Siege
Garibaldi's bei Caserta (1. October) trat Victor Emanuel an die
Spitze des sardinischen Heeres und vereinigte sich mit Garibaldi. Eine
allgemeine Volksabstimmung sprach die Annexion Neapels und Sicilieus
an Sardinien aus. Nach der Eroberung Capnas hielt Victor Emanuel
seinen Einzug in Neapel, Garibaldi zog sich nach der kleinen Insel
Caprera zurück. Franz Ii. mußte nach einem Bombardement Gasla
übergeben (15. Februar 1861) und ging nach Nom. Victor Emanuel
nannte sich nun König von Italien und wurde von England, Frankreich
und Belgien, im Juli 1862 auch von Preußen anerkannt.
Die Einheitsbestrebungen in Italien machten ähnliche Erhebungen
auch in anderen Ländern rege, und richteten namentlich in Deutschland
die allgemeine Theilnahme wieder von neuem auf die traurige Lage der
Herzogthümer Schleswig und Holstein, wo auch nach dem Tode Fried-
richs Vii. (15. November 1863), als Christian Ix. den dänischen
Thron bestieg, die Gewaltthätigkeiten gegen die deutschen Lande kein
Ende nahmen. Während die Bundesversammlung, die diesem Treiben
lange unthätig zugesehen hatte, sich endlich zur Ausführung einer Bundes-
execution verstand, eröffneten die beiden Großmächte, Preußen und
*} Der Grund des überraschend schnell abgeschlossenen Friedens lag in den
Rüstungen Preußens, wo seit der schweren Erkrankung des edeln, geift=
reichen und kunstsinnigen Friedrich Wilhelms Iv. der Prinz von Preußen
die Regierung führte. Diese Rüstungen mochten Napoleon den Frieden
wünschenswerth.
Cassians Geschichte. Iii. 2. Stuft, v. Stacke.
19
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Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
Wunsch m Erfüllung zu gehen. Sie schlief ein; die Wächterinnen
verwendeten kein Auge von dem Angesichte der Kranken und meinten,
sie schlafe so sanft. Es war der edlen Frau der Tod zu einem sanften
tiefen Schlaf geworden, aus welchem sie nicht mehr erwachen sollte.
Unter den vielen ihr auferlegten Prüfungen war ihre Seele bereits so
rein von der Welt geschieden, daß der Todeskampf der mit ihrem
Gotte längst Versöhnten erspart schien.
Zeittafel.
Erste Periode, 1517-1648.
Von der Reformation durch Dr. Martin Luther bis zum Abschluß
des westfälischen Friedens.
1517 Luther schlägt 95 Theses wider den Ablaßhandel an.
1519 Kaiser Karl V. wird gekrönt.
1520 Luther verbrennt die päpstliche Bannbulle. — Blutbad in Stockholm.
1521 Reichstag zu Worms. Luther begibt sich auf die Wartburg.
1521—1526 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
1523—1568 Gustav Wasa, Köuig von Schweden.
1525 Der Bauernkrieg in Deutschland. Thomas Münzer ch.
— Preußen wird em weltliches Herzogthum.
— Franz I. geräth bei Pavia in kaiserliche Gefangenschaft.
1527—1529 Zweiter Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
1529 Der Damcnfriede zu Cambray.
— Belagerung Wiens durch die Türken.
— Der Reichstag zu Speier (Protestanten).
1530 Reichstag zu Augsburg. Die Augsburgische Confession.
1531 Bündniß der protestantischen Fürsten zu Schmalkalden.
— Zwingli füllt in der Schlacht bei Kappel.
1535 Unterdrückung der Wiedertäufer in Münster.
1536—1538 Dritter Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
1510 Bestätigung des durch Ignatius Loyola gestifteten Jesuitenordens.
1542—1541 Vierter Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
1515—1563 Coycil zu Trient.
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Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
19
Wesen und unerinüdeter Thatkraft; groß im Cabinet als kluger Ordner
der Staatsgeschäfte und tapfer im Felde als Führer der Heerschaaren.
Alle Fäden der Politik hielt er in seiner Hand und lenkte sie nach seinen,
in schweigsamer Seele verschlossenen Plänen, bei deren Ausführung ihm
jedes Mittel, selbst Falschheit und Wortbrüchigkeit, dienen mußte.
Zn gleicher Zeit mit Karl herrschten Franz I. von Frankreich und iein
u , , , Nebenbuhler
Heinrich Viii. von England, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit
mit ihm den gleichen hochfahrenden despotischen Sinn und gewaltigen
Herrscherwillen hatten. Gerade deßhalb geriethen Karl und Franz mit
einander in Kampf, welchen eine unverkennbare durch die Gleichheit
ihrer Bestrebungen hervorgerufene Eifersucht anfachte und Ehrgeiz und
Ruhmsucht gewaltig in die Länge zog. Die Veranlassung gab das erobert Mat-
reiche Herzogthunl Mailand. Franz hatte es 1515 noch zu Lebzeiten tjnb 1515
Maximilians in der heißen Schlacht bei Marignano dem Herzog
Maximilian Sforza abgewonnen. Kaiser Karl, welcher Mailand, das
alte deutsche Lehen, nicht länger in den Händen seines tapferen aber
leichtsinnigen Gegners sehen mochte, griff zu den Waffen. Auf seiner
Seite standen der Papst Leo X. und Heinrich Viii., und während des
Kampfes trat sogar der Herzog Karl von Bourbon, einer der tapfersten
französischen Generäle, zu ihm über, weil er durch die Ränke der
Königin Mutter von Frankreich um den größten Theil seiner Erbgüter
gebracht worden war. Das französische Heer wurde in der ersten
Schlacht besiegt und zurückgedrängt; der edle Ritter Bayard (le etieva-
lier saus peur et sans reproche) fiel. Bald erholte sich Franz
wieder und eilte selbst nach Pavia; die Schweizer standen in seinem
Solde. Allein die deutschen Landsknechte unter Georg von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin brachten ihm bei Pavia eine entschiedene wird aber in
Niederlage bei. Franz gerieth selbst nach tapferer Gegenwehr, aus
mehreren Wunden blutend, in Gefangenschaft, und konnte wohl 1525 ■
an seine Mutter schreiben: „Madame, Alles ist verloren, nur die s^a»g«n
Ehre nicht!"
Karl zeigte große Mäßigung, als er in Madrid die Siegesbot-
schaft empfing. Er ließ dem gefangenen König die Freiheit anbieten,
wenn er Burgund abtreten, auf Italien verzichten und dem Herzoge
von Bourbon seine Besitzungen zurückgeben wolle. Allein darauf ging
Franz nicht ein, sondern verlangte nach Spanien geführt zu werden,
weil er von einer persönlichen Zusammenkunft mit Karl günstigere Be-
dingungen zu erlangen hoffte. Karl verweigerte ihm aber jede Unter-
redung, und aus Mißmuth verfiel Franz in eine bedenkliche Krankheit,
von der er jedoch bald genas. Die Gefangenschaft war ihm uner-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Heinrich_Viii Heinrich Karl Karl Franz Franz Franz Franz Maximilians Maximilian_Sforza Maximilian Karl Karl Leo_X Leo Heinrich_Viii Heinrich Karl_von_Bourbon Karl Bayard Franz Franz Georg_von_Frunds- Sebastian_Schärtlin Franz Franz Karl Karl Franz Franz Karl Karl Karl Karl Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: England Mailand Maximilians Marignano Mailand Frankreich Pavia Pavia Madrid Burgund Italien Spanien
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Zweite Periode der neueren Geschichte.
Wi-helm von Hollands. Er wußte den Heldengeist des Volkes zur äußersten
rettet Holland Nothwehr zu entflammen und drängte die Bewohner, die Dämme
zu durchstechen, wodurch das Land weithin überschwemmt und dem
siegreichen Vordringen der Feinde ein Ziel gesetzt wurde * **))«
Ludwig xvi. Ludwig Xiv. erlaubte sich zu gleicher Zeit übermüthige Plackereien
""uch^mit^ gegen das deutsche Reich und veranlaßte dadurch eine Kriegserklärung,
Deutschland welche aus dem Reichstage zu Regensburg (1673) beschlossen wurde.
Montecuculi, welcher den Feind in Franken unweit Ochseufurt am
Main entwischen ließ, verursachte durch seine Verrätherei die Niederlage
der Deutschen bei Holzheim, aus welche eine so gräuliche Verheerung
der Rheiupfalz erfolgte, daß der Kurfürst von der Pfalz den französischen
Marschall Türenne zum Zweikampfe herausforderte, welchen dieser aber
ausschlug. Montecuculi hatte die Ankunft seines besten Verbündeten,
des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, nicht abgewartet.
Ludwig Xiv. wußte ihn als Gegner höher zu achten und veranlaßte
die Schweden zu einem Einfalle in Brandenburg. Friedrich Wilhelm
befand sich mit seinem Heere auf dem Marsche nach Franken, als er
die Nachricht von dem Einfalle der Schweden erhielt. In Eilmärschen
Der große mußten die Reiter heimkehren, die Fußgänger wurden auf 1200 Wagen
betfeh^bellur sortgeschafft. Bei Fehrbellin erfuhren die Schweden, daß der Kurfürst
1675. nicht in Franken, sondern ihnen gegenüber stand. Nach ungeheuren
Anstrengungen siegten die Brandenburger und jagten die Schweden in
die Flucht^*). Der Kurfürst erntete allenthalben großen Ruhm, und
Montecuculi ließ auf die Kunde von diesem Siege drei Ehrensalven
abfeuern; er war auffallender Weise am Tage vor der Schlacht bei
Fehrbellin, von seinem großen Gegner Türenne, welchen eine Kanonen-
kugel in der Schlacht bei Saßbach getroffen hatte, unerwartet befreit
worden.
Friede zu Der Krieg ward noch vier Jahre zu Wasser und zu Lande ge-
Nymn^e.gen Ludwig Xiv. war trotz seiner Siege des Krieges müde, weil
*) Damals ward die republikanische Partei gestürzt und Wilhelm von Ora-
nien, dem Führer der oranischen Partei, die erbliche Statthalterschaft
übertragen. Johann de Witt und sein Bruder, Cornelius de Witt, Bür-
germeister von Dordrecht, wurden vom Volke ermordet (1672).
**) Die Schlacht bei Fehrbellin ist durch den Tod des Stallmeisters Froben
bekannt. Er hatte bemerkt, daß die Feinde sich den Schimmel seines
fürstlichen Herrn zum Zielpunkte machten, und den Kurfürsten gebeten,
das Pferd mit ihm zu tauschen. Kaum hatte Frobenius den Schimmel
bestiegen, so tödtete ihn zwei Schritte von dem Kurfürsten die diesem be-
stimmte Kugel.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_xvi Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Montecuculi Marschall_Türenne Montecuculi Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Johann_de_Witt Johann Cornelius_de_Witt Frobenius
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Holland Deutschland Regensburg Main Holzheim Rheiupfalz Brandenburg Schweden Brandenburg Schweden Eilmärschen Fehrbellin Schweden Schweden Fehrbellin Saßbach Dordrecht Fehrbellin