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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 135 Gegner entschieden im Vortheil war, zu schwächen. Darum schloß Richelieu ein Bündniß mit Bernhard von Weimar (S. 99), während er die Hugenotten im eigenen Lande bekämpfte und drückte. Er brach die Macht des Adels und der Beamten, berief die Stände des Reichs (seit 1614) nicht mehr und bewirkte, als die Königin Mutter nicht aufhörte, an seinem Sturze zu arbeiten, daß dieselbe des Landes ver- wiesen wurde und in Dürftigkeit die letzten Tage ihres Lebens in Köln verbrachte. Ueber alle seine Feinde wußte er zu triumphiren. und macht die Als Vorkänipfer der unumschränktesten Königsherrschaft war er ein ent- schiedener Gegner der Hugenotten, bei denen er die Keime der Frei- Gnade des heitsliebe deutlich sah, und was seinem Vorgänger Luynes mißlungen war, erreichte er durch seinen eisernen Willen. Er nahm den Prote- stanten ihren letzten Waffenplatz la Rochelle, machte dieselben ganz von der Gnade des Königs abhängig und bereitete dadurch die Aufhebung des Ediktes von Nantes vor. Richelieu ist auch der Gründer der französischen Seemacht; er suchte den Produkten Frankreichs Absatz nach überseeischen Plätzen zu verschaffen, ließ Colouieen anlegen und Ent- deckungsreisen unternehmen. Als er 1642 starb, verlor der König seinen größten Staatsmann. Ludwig Xiii. selbst war ein Fürst ohne große Tugenden und Laster, abhängig von seinen Günstlingen, von Körper schwächlich, von Charakter unentschlossen, finster und argwöhnisch. Er war nicht ohne geistige Befähigung, und im Kriege zeigte er Tapferkeit. An Richelieus Stelle trat noch unter Ludwig Xi ll. der Car- dinal Mazarin, welcher ganz in die Fußtapfen seines Vorgängers trat. 2. Ludwig Xiv. tritt die Regierung an. Ludwig Xiv. war 6 Jahre alt, als sein Vater 1643 starb, und Ludwig xiv. führte 72 Jahre lang den königlichen Titel. Während seiner Minder- 1643—1715 jährigkeit führte die Königin Mutter, Anna von Oestreich, die Vor- nmndschaft und schenkte als Regentin Mazarin ihr ganzes Vertrauen. Der Adel haßte den neuen Günstling, und ein Italiener Gondi, der re.qtert unter nachmalige Cardinal Retz, welcher gern selbst Richelieu's Nachfolger ^^?Muttcr geworden wäre, regte die Pariser zu Aufständen an, welche unter dem Anna von Namen Fronde *) bekannt sind und Mazarins Sturz herbeiführen sollten. ^Mnims Allein Mazarin siegte über seine Gegner theils durch Waffengewalt, Mazarin. theils durch seine Klugheit. Um die Fronde zu entwaffnen, war er '■) Fronde heißt die Schleuder und scheint zur Bezeichnung dieses Aufruhrs gewählt worden zu sein, weil man gegen den Hof lärmte, wie die Straßen- jungen mit Schleudern gegen einander tumultuiren.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 238

1868 - Mainz : Kunze
238 Dritte Periode der neueren Geschichte. Neutralität Preußens. Preußens Kriegserklä- rung an Frankreich. Zustand des preußischen Heeres. inniger Harmonie mit dem Könige vom gleichen Wunsche beseelt war, überall Verbesserungen einzuführen und heilsame Einrichtungen zu schaffen und zu fördern. Friedliebend und besorgt für die Wohlfahrt des Landes, hatte Friedrich Wilhelm Hi. an den Kämpfen gegen Napoleon bisher nicht Theil genommen, dieser sogar das den Engländern abgenommene Hannover an Preußen zur Entschädigung für das Herzogthum Cleve und Berg abgetreten (1805). Durch die Stiftung des Rheinbundes wurde indessen Friedrich Wilhelm Iii. auf Napoleons Plan aufmerksam, mit Hülfe der schwächeren Fürsten die mächtigen demüthigen und zuletzt alle zusammen stürzen zu wollen. Anfangs rieth er sogar Preußen an, einen großen norddeutschen Bund zu stiften, mahnte insgeheim aber Kurhessen und Sachsen vom Beitritte ab. Als aber Napoleon ohne Preußens Vorwissen Hannover wieder an England abtrat, ermannte sich Friedrich Wilhelm Iii., söhnte sich mit England und Schweden aus und erhielt von Rußland die Zusage seines Beistandes. Darauf folgte die Kriegserklärung. Allein der Geist Friedrichs des Großen war aus dem preußischen Heere ver- schwunden. Im Hauptquartier herrschte eine unverantwortliche Unord- nung. Unter den Offizieren waren viele von echt preußischem Muthe, aber sie hatten nur unfähigen Vorgesetzten zu gehorchen. Alle höheren Offiziere waren steif gewordene Greise; die jüngeren waren durch Vor- nehmthuerei und Liederlichkeit verdorben. Sie redeten nur vom Theater, von Gesellschaften, Pferden, Hunden und Spielen, verachteten alles gründliche Wissen, und wenn sie in ihren ungeheuren Federhüten mit Puder und Zopf, knappen ledernen Beinkleidern und großen Stiefeln ein recht martialisches Aussehen hatten und den Gamaschendienst unter Fluchen und Rippenstößen handhabten, dünkten sie sich den Helden des siebenjährigen Krieges ebenbürtig zu sein. Der gemeine Mann wurde angeworben, schlecht genährt und schlecht bezahlt, aber dafür tüchtig geplagt und gefuchtelt. Seine Flinte war schlecht, seine Kleidung zu knapp, im Marschiren hinderlich und gegen Frost unzureichend, seine Kost erbärmlich. Der Geiz der schlechtbesoldeten Hauptleute ging so weit, daß sie dem gemeinen Soldaten an Nahrung und Kleidung ab- zwackten, was sie konnten. Viele Soldaten hatten statt der Weste nur ein Stückchen Tuch an den unteren Theil der Uniform, wo die Weste gewöhnlich hervorsah, angenäht. Kein Wunder, daß unter solchen Um- ständen das Heer des Königs in einer einzigen Schlacht vernichtet ward.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 140

1868 - Mainz : Kunze
140 Zweite Periode der neueren Geschichte. Friede zu Ryswick1697. Die bedräng- ten Ungarn rufen die Türken zu Hülfe wider Leopold I bei den Berathungen im Kreise, im Viereck, in Hufeisen- oder Eiform sitzen wolle. Es ergab sich, daß die meisten Gesandten nicht mit aus- reichenden Vollmachten versehen waren; man verschob die Hauptange- legenheit aus den nächsten Reichstag. Kaiser Leopold, dessen Land und Hauptstadt von den Türken hart bedrängt war, verlangte Stillstand, bis der gemeinsame Feind der Christenheit verjagt sei. Ludwig sagte denselben zu, wenn ihm Straßburg und die vereinigten Gebietstheile verblieben. Dies wurde ihm auf dem Reichstage zu Regensburg zu- gestanden, wenn er sich von nun an aller Reunion enthalte. Ludwig versprach es, hielt aber nicht Wort und veranlaßte abermals einen neunjährigen Kriegs), aus welchem er zwar siegreich hervorging, aber Frankreichs Erschöpfung veranlaßte. Darum wünschte er zuletzt selbst den Frieden, welcher 1697 zu Ryswick zu Stande kam. Ludwig zeigte sich in demselben überaus großmüthig, gab alle eroberten Orte außer Straßburg und namentlich die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Festungen Kehl, Breisach, Freiburg und Philippsburg heraus und be- stand nun mit entschiedener Hartnäckigkeit darauf, daß die katholische Religion in der Pfalz, welche er mit Gewalt wieder eingesetzt hatte, beibehalten werden müsse. Diese Großmuth Ludwigs hatte darin ihren Grund, daß er hoffte, nach dem Tode des kinderlosen Königs Karls Ii., seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können. 5. Die Türken vor Wien (1683). Johann Sobiesky. So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv. bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wur- den auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Ver- schwörung entstand. Diese wurde durch den Dragoman des Großveziers dem Kaiser hiuterbracht und hatte strenge Maßregeln zur Folge. Ein talentvoller Edelmann, Emerich Tökölh, welcher durch den Verlust seiner Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der unzufriedenen Ungarn und bat den türkischen Sultan um Hülfe. Eine große Bestürzung herrschte in Wien, als die Nachricht vom Anzuge des gefürchteten Türkenfeindes erscholl. Ueberall hin sandte der Kaiser Eilboten um Hülfe, da er nur 30,000 Mann in Bereitschaft hatte. *) *) Abermals wurde die Rheinpfalz durch Plünderung und Verheerung der schönsten Städte und Landstriche in eine Wüste verwandelt. Melac hieß diesmal der königliche Mordbrenner.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 144

1868 - Mainz : Kunze
144 Zweite Periode der neueren Geschichte. Die wichtig- sten Kriegs- ereignisse. Der Aufstand der Tyroler. Steg über die Franzosen bei Hbchstädt 1704. Aufleopoldl. f 1705 folgt Joseph I. 1705—1711. Aufstand in Vatern. Trotz der Stege Eugens und Marl- boroughs muß Karl Spanien verlassen. Eugen eröffnete den Krieg in Italien und nahm den französischen Feldhern Vitleroi gefangen. Der Nachfolger desselben, der Herzog von Vendome, brachte den Prinzen in Verlegenheit durch eine imposante Kriegsmacht, und der Kaiser, selbst hart bedrängt, konnte keine Ver- stärkungen senden. Der Kurfürst von Baiern war nämlich in Tyrol eingedrungen, um sich mit dem Herzoge von Vendome zu vereinigen und dann vor Wien zu rücken. Allein die treuen Throler vereitelten den kühnen Plan; der heldenmüthige Amtmann Martin Sterzinger sammelte die besten Scharfschützen, besetzte die Höhen und Pässe und trieb die Feinde zurück. Die Baiern vereinigten sich nun an der Donau mit den Franzosen und erfochten bei Höchstädt (1703) einen Sieg über die Oestreicher. Sofort eilten Marlborough aus den Nieder- landen und Prinz Eugen aus Italien herbei und brachten ebendaselbst (1704) den Franzosen unter dem Marschall Tallard eine bedeutende Niederlage bei. Der hessische Rittmeister von Boyneburg hatte den flüchtigen Marschall eingeholt und gefangen genommen. Der Kurfürst von Baiern floh mit den Franzosen über den Rhein, und Baiern wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde errichteten die Verbündeten eine Ehrensäule mit der Inschrift: „Mögen die Fürsten lernen, daß Ver- schwörungen mit den Feinden des Vaterlandes selten ungestraft bleiben, Ludwig Xiv. aber erkennen, daß man vor dem Tode Niemand den Großen oder Glücklichen nennen soll." 1705 starb Kaiser Leopold. Sein Nachfolger Josef I. (1705—1711) ließ die Kurfürsten von Köln und Baiern die ganze Schwere des Rechtes empfinden. Jener verlor alle seine weltlichen Rechte und Besitzungen, dieser kam in die Reichsacht. „Sein unglücklicher Leib soll ans des Kaisers und des Reiches Schutz in Unfrieden und Unsicherheit verfallen, dergestalt, daß sich Niemand weiter an ihm vergreisen und verfreveln kann." Diese Strenge veranlaßte ein gefährlicher Ausstand, welcher 1705 ausge- brochen war, um die Willkür der östreichischen Beamten zu rächen. „Lieber bairisch sterben, als östreichisch verderben", war die allgemeine Losung. Unter Anführung des kühnen Studenten Meindl hatten 20,000 Mann zu den Waffen gegriffen, waren aber unterlegen und siüchtig geworden. Nach dem glorreichen Siege bei Höchstädt waren Marlborough nach den Niederlanden und Prinz Eugen nach Italien zurückgekehrt. Man hatte zwar anfangs geglaubt, der Krieg sei beendet, da der Erz- herzog Karl nach seiner Landung in Barcelona die Provinzen Cata- lonien und Navarra unterworfen und 1706 seinen Einzug in Madrid gehalten hatte. Allein er mußte sich bald wieder zurückziehen, da die

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 149

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution. 149 Schon der Cardinal Richelieu hatte durch die Stiftung der französi- Corneille, scheu Akademie zur Beförderung der schönen Redekünste (1635) zum mâtiné, Aufschwung der Wissenschaften einen guten Grund gelegt. Jetzt er- hoben sie sich zu einer klassischen Blüte. Unter den geistlichen Red- nern jener Zeit ragen besonders hervor Bossuet, Fenelon*), Bour- daloue, Massillion, Flechier. Für das Drama waren Corneille, Racine und Molière thätig. Corneille zeichnete sich im Erhabenen aus; seine Tragödien ergreifen durch eine kraftvolle Sprache, großartige Charaktere und treffende Schilderungen. Racine entzückte durch seinen vollendeten Versbau und eine schöne Sprache, rührte durch seine fromme Be- geisterung und setzte seine Zuhörer durch die tiefe Kenntniß des niensch- lichen, insbesondere des weiblichen Herzens in Erstaunen. Molière zeichnete in seinen Lustspielen mit treffendem Witze und schonungsloser Geisel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine wurde durch seine£a F°àn- Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige und fein zeichnende Satiriker, geiselt die eigentlichen Laster seiner Zeit und ist für die französische Literatur noch darum vou Bedeutung, daß er in seiner urt poétique die Regeln für den Versbau und für die verschiedenen Dichtungsarten aufstellt. Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine Die franzo- so allgemeine Verbreitung unter den gebildeten Völkern Europa's, daß sie die Umgangssprache derselben ward und die lateinische aus den Ver- Sprache der Handlungen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. untto'®"- Von Ludwigs Hof ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit plomatcn. und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Verschwen- dungssucht und der Mode an die meisten großen und kleinen Höfe Europa's über. Ludwigs Hof- und Privatleben ward hier bis ins Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht selten die Wohlfahrt des Staates und des Volkslebens, wie das gleiche Treiben Frankreich in seinen Grundfesten erschütterte. Obwohl Ludwig den Anforderungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er doch sten ängstlich überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etiquette den königlichen na^ea^mt- Anstand zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und war von einem glänzenden Gefolge umgeben; denn er sah ängstlich daraus, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoslager Ludwigs Hofleben ') Fenelon, der Erzieher des Herzogs von Bourgogne, Ludwigs Enkel, fiel durch seine avaàres 6e Télémaque in Ungnade, weil man darin An- spielungen ans den franzosischen Hof witterte.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 87

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 87 Inschrift setzen: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind!" Lilly schlug die räuberischen Schaaren des Braunschweigers bei Höchst und bei Stadtlohn im nordwestlichen Westfalen. 3. Der Dänenkrieg 1 625 — 1629. Obwohl nun die Feinde des Kaisers und der Liga aus dem Felde geschlagen waren, so blieb dennoch Lilly unter den Waffen und plün- derte die niedersächsischen Länder. Deßhalb bewaffneten sich dieselben und wählten Christian Iv. von Dänemark zu ihrem Obersten. . Auch Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig eilten mit ihren Söldnern herbei, welche Jakob von England hatte anwerben lassen. Es war dem Kaiser unangenehm, daß er alle seine Siege liguisti- schen Feldherren und Truppen zu danken hatte; er wollte ihnen daruin den Krieg nicht mehr allein überlassen und sammelte ein bedeutendes Heer, dessen Leitung Graf Albrecht von Wallenstein erhielt. Wallen- stein stammte von edlen Eltern ab, welche der lutherischen Lehre an- hingen, und war 1583 in Prag geboren. Frühe verlor er Vater und Mutter; darum brachte ihn ein Oheim nach Olmütz in die Iesuiten- schule und bewog ihn zum Uebertritte zur katholischen Religion. Als junger Mann bereiste er England, Frankreich, Spanien, Holland und Italien, studirte in Padua Astrologie und trat mit trefflichen Erfah- rungen bereichert in das kaiserliche Heer, welches unter Rudolf gegen die Türken focht. Schon hier zeichnete er sich durch Wachsamkeit, Klugheit und Tapferkeit aus. Als er nach geschlossenem Frieden eine sehr begüterte mährische Wittwe heirathete, verwandte er sein ganzes Vermögen beim Ausbruche der böhmischen Unruhen dazu, ein Kürassier- regiment auf eigene Kosten zu werben und dein Kaiser zuzuführen. Für diese treue Hingabe schenkte ihm Kaiser Ferdinand den Reichs- grafentitel und die Herrschaft Friedland. Zu der Zeit, als Tilly am Main, Rhein und 'in Niedersachsen focht, erbot sich Wallenstein, auf seine Kosten ein Heer von 50,000 Mann ins Feld zu stellen, wenn man ihm den Oberbefehl übertrüge. Dies Anerbieten ward ange- nommen, und alsbald sammelten sich um des Friedländers Panier raublustige Schaaren aus aller Herren Länder, gleichsam als gelte es, die ganze Welt zu erobern. Das bewirkte Wallensteins Leutseligkeit. War er auch streng im Dienst und unerbittlich gegen Ungehorsame, außerhalb des Dienstes hatte der Soldat unbedingte Freiheit zu thun und zu treiben, was er wollte. Wer sich auszeichnete, ward befördert, wer ungehorsam war, kam an den Galgen, wer willig folgte, erhielt fürstliche Belohnungen. Sein strenges Wesen auf der einen, sein leut- Albrecht von Wailenstein tritt an die Spitze eines kaiserlichen Heeres.

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 114

1868 - Mainz : Kunze
114 Erste Periode der neueren Geschichte. mit die allzugroße Nähe der Stadt ihre raublustigen Gäste nicht in Versuchung führe. ^Alba^um" '^)er ftan^e General näherte sich in Begleitung des Herzogs Frühstücke bei Heinrich von Braunschweig und seiner Söhne der Stadt und bat sich Schwarzburq kur(^ einen Boten bei Katharina aus ein Morgenbrod zu Gaste. Man Rudolstadt würde geben, was das Haus vermöchte, war die Antwort; seine Excellenz 1547- möchten vorlieb nehmen. Zugleich unterließ man nicht der Sauvegarde noch ein Mal zu gedenken und dem spanischen General die gewissenhafte Beobachtung derselben ans Herz zu legen. Ein freundlicher Empfang und eine gutbesetzte Tafel erwarteten den Herzog auf dem Schlosse. Er muß gestehen, daß die thüringischen Damen eine sehr gute Küche führen und auf die Ehre des Gastrechts halten. Noch hat man sich kaum niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saale ruft. Es wird ihr gemeldet, daß in einigen Dörfern unterwegs die Spanier den Bauern das Vieh mit Gewalt weggenommen hätten. Katharina war eine Mutter ihres Volkes; was dem Aermsten ihrer Unterthanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste über diese Wort- brüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegenwart nicht verlassen, befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft sich zu bewaffnen und die Schloß- pforten wohl zu verriegeln; sie selbst begibt sich wieder nach dem Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht worden und wie schlecht man das gegebene Kaiserwort gehalten. Man erwiederte ihr mit Lachen, daß dies nun einmal Kriegsgebrauch sei und daß bei einem Durchmärsche von Soldaten dergleichen kleine Unfälle nicht zu verhüten ständen. „Das wollen wir doch sehen", antwortete sie auf- gebracht. „Meinen armen Unterthanen muß das ihrige wieder werden, oder bei Gott, Fürstenblut für Ochsenblut!" Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das in wenigen Augenblicken mit Bewaffneten erfüllt war, die sich, das Schwert in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit hinter die Stühle der Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritte dieser kampflustigen Schaar ver- äuderte Herzog Alba die Farbe; stumm und betroffen sah man einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer überlegenen handfesten Menge umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und auf jede Bedingung hin die beleidigte Dame zu ver- söhnen. Heinrich von Braunschweig faßte sich zuerst und brach in lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, die ganze Sache ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und den entschlossenen Muth, den sie

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 19

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 19 Wesen und unerinüdeter Thatkraft; groß im Cabinet als kluger Ordner der Staatsgeschäfte und tapfer im Felde als Führer der Heerschaaren. Alle Fäden der Politik hielt er in seiner Hand und lenkte sie nach seinen, in schweigsamer Seele verschlossenen Plänen, bei deren Ausführung ihm jedes Mittel, selbst Falschheit und Wortbrüchigkeit, dienen mußte. Zn gleicher Zeit mit Karl herrschten Franz I. von Frankreich und iein u , , , Nebenbuhler Heinrich Viii. von England, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit mit ihm den gleichen hochfahrenden despotischen Sinn und gewaltigen Herrscherwillen hatten. Gerade deßhalb geriethen Karl und Franz mit einander in Kampf, welchen eine unverkennbare durch die Gleichheit ihrer Bestrebungen hervorgerufene Eifersucht anfachte und Ehrgeiz und Ruhmsucht gewaltig in die Länge zog. Die Veranlassung gab das erobert Mat- reiche Herzogthunl Mailand. Franz hatte es 1515 noch zu Lebzeiten tjnb 1515 Maximilians in der heißen Schlacht bei Marignano dem Herzog Maximilian Sforza abgewonnen. Kaiser Karl, welcher Mailand, das alte deutsche Lehen, nicht länger in den Händen seines tapferen aber leichtsinnigen Gegners sehen mochte, griff zu den Waffen. Auf seiner Seite standen der Papst Leo X. und Heinrich Viii., und während des Kampfes trat sogar der Herzog Karl von Bourbon, einer der tapfersten französischen Generäle, zu ihm über, weil er durch die Ränke der Königin Mutter von Frankreich um den größten Theil seiner Erbgüter gebracht worden war. Das französische Heer wurde in der ersten Schlacht besiegt und zurückgedrängt; der edle Ritter Bayard (le etieva- lier saus peur et sans reproche) fiel. Bald erholte sich Franz wieder und eilte selbst nach Pavia; die Schweizer standen in seinem Solde. Allein die deutschen Landsknechte unter Georg von Frunds- berg und Sebastian Schärtlin brachten ihm bei Pavia eine entschiedene wird aber in Niederlage bei. Franz gerieth selbst nach tapferer Gegenwehr, aus mehreren Wunden blutend, in Gefangenschaft, und konnte wohl 1525 ■ an seine Mutter schreiben: „Madame, Alles ist verloren, nur die s^a»g«n Ehre nicht!" Karl zeigte große Mäßigung, als er in Madrid die Siegesbot- schaft empfing. Er ließ dem gefangenen König die Freiheit anbieten, wenn er Burgund abtreten, auf Italien verzichten und dem Herzoge von Bourbon seine Besitzungen zurückgeben wolle. Allein darauf ging Franz nicht ein, sondern verlangte nach Spanien geführt zu werden, weil er von einer persönlichen Zusammenkunft mit Karl günstigere Be- dingungen zu erlangen hoffte. Karl verweigerte ihm aber jede Unter- redung, und aus Mißmuth verfiel Franz in eine bedenkliche Krankheit, von der er jedoch bald genas. Die Gefangenschaft war ihm uner-

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 187 in den östreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom Kaiser das „Placet" erhalten habe. Durch das berühmte Toleranzgesetz gestattete er (1781) in seinen Staaten freie Religionsübung *). Hier- über gerieth Papst Pins in große Noth und reiste selbst nach Wien Der Papst in (1782), um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeugungen ein und fuhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehr- furcht und Hochachtung, aber eine Aenderung der getroffenen Einrich- tungen erreichte er nicht. Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem Versuch-,-in- Beispiele des Kaisers und benahmen sich milde und edel in Glaubens- ti^nluirch-zu lehren. Ganz besonders that sich in kirchlichen Angelegenheiten damals gründen, der Weihbischof von Trier hervor, Johann Nikolaus von Hontheim, Weite,n- ein grundgelehrter, äußerst frommer und unbescholtener Mann, welcher unter dem Namen Justinus Febronius eine Schrift gegen den römischen Papst geschrieben und den Wunsch rege gemacht hatte, eine von Rom unabhängige deutsche Nationalkirche zu gründen. Wirklich kamen 1785 mehrere Bischöfe in Ems zusammen, welche die Oberherrschaft des Papstes verwarfen. Ihre Pläne scheiterten aber an dem Widersprüche mehrerer Rom ergebener Bischöfe und an Josephs später erkaltetem Eifer. Auch die Presse wollte Joseph frei haben und hob, damit Jeder- 3°leph sieht mann sich freimüthig äußern könne, die Censur auf. Allein er sah sich ^chelt-rn^ durch das Erscheinen einer Menge frecher, unsittlicher und maßloser Schriften bald genöthigt, diesem Unfug wieder hemmend und zügelnd entgegenzutreten. Die Todesstrafe verwandelte Joseph in Haft und Zwangsarbeit. Einen betrügerischen Obersten stellte er an den Pranger, einen Fürsten, der falsche Banknoten gemacht hatte, ließ er die Straße kehren, viele vornehme Sträflinge mußten die Schiffe ans der Donau ziehen. Im Staate sollte Einheit herrschen; überall sollte ein Gesetz, eine Steuer, ein Gerichtsverfahren gelten, und vor dem Gesetze Alle *) Fünfzig Jahre vorher hatte der Fürstbischof Leopold von Firmian zu Salzburg an 20,000 Evangelische, die ihrem Glauben treu blieben und nicht zur katholischen Kirche zurückkehren wollten, aus seinen Landen aus- gewiesen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm die vertriebenen Salzburger freudig in sein Land auf und erhielt an ihnen treue, arbeit- same Unterthanen. Der traurige Auszug der Salzburger gab Göthe Stoff und Veranlassung zu seinem bekannten, vortrefflichen epischen Ge- dichte Hermann und Dorothea.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 203

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. Volkes nach. Vier Jahre später starb auch die von ihrem Gemahle so tief gekränkte Königin Maria, deren Tod auf den König einen so er- schütternden Eindruck machte, daß er ernstlich daran dachte, ein besserer Mensch zu werden und sein lasterhaftes Leben aufzugeben. Allein die Gräfin Dübarri, welche der Marquise von Pompadour Stelle einge- Gräfin nommen hatte, erstickte jeden guten Vorsatz des Königs im Keime und Durant, veranlaßte ihn zu einer Verschwendung, daß Ludwig selbst meinte: „Die Monarchie wird wohl halten, so lange wir leben. Après nous le déluge!" In fünf Jahren hatte die Gräfin 15 Millionen Livres verbraucht; ihr Hang zum Aufwand kannte keine Grenzen, als sie den König geneigt sah, ihr keinen Wunsch zu versagen. Einst kochte der König ihr den Kaffee, während die Gräfin noch zu Bette lag. Als Ludwig nicht Acht genug hatte, ries sie ihm laut zu: „Gieb doch Acht, la France, dein Kaffee läuft ja zum Teufel!" Nach dem Tode des Königs lebte sie noch 19 Jahre in Pracht und Aufwand, sah noch die Schrecken der Revolution und mußte 1793 selbst das Schaffet besteigen. Das leichtfertige, unsittliche Leben, welches unter Ludwig Xiv. Das leicht- und Xv. an dem Hofe von Versailles herrschte, fand auch an anderen k"tig- Leben Höfen Nachahmung. Namentlich führten die Kurfürsten von Sachsen H^e, wo einen überaus glänzenden Hofhält und legten durch ihre Verschwendungen dem Lande harte Steuern auf. Als 1694 August der Starke seinem Bruder in der Regierung folgte, seufzte Sachsen unter den Erpressungen, die eben erfolgt waren, und noch sollte es weit schlimmer werden. Die Gemahlin des Kurfürsten, Christine Eberhardine, eine branden- burgische Prinzessin, war ihrem lutherischen Glauben treu geblieben und lebte getrennt vom Kurfürsten. Dafür herrschten andere Frauen unumschränkt über ihn, zuerst die schöne, gebildete und geistreiche Gräfin Gräfin von Königsmark, welche die Mutter des Marschalls Moritz von Sachsen Aurora von ward und 1728 als Pröpstin des fürstlichen Stiftskapitels zu Qued- ^°"'bsmark, linburg starb, und nachher die Gräfin Cosel, die Tochter des dänischen Gräfin Obersten von Brocksdorf. August lernte sie als Gemahlin seines eoïei' Ministers von Hoymb kennen; sie ließ sich scheiden und ward von Kaiser Joseph zur Reichsgräfin ernannt, woraus ihr der Kurfürst ein prachtvolles Palais in Dresden schenkte. Neun Jahre lang übte die schöne und gebildete Frau eine unumschränkte Macht aus, wie man dies in Deutschland noch nicht erfahren hatte. Allein ihre gränzenlose Eifersucht und ihre lästige Herrschsucht entfremdeten ihr das Herz des Kurfürsten, welcher seine Neigung nunmehr der Gräfin Donhof zu- wandte. Als daher 1716 die Gräfin Cosel dem Könige nach Warschau nacheilte, wurde sie des Landes verwiesen, später aber wegen unvor-
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