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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 235

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. ¿ob Fürstenthum Aschaffenburg, Wetzlar und das Bisthum Regensburg, wo er nunmehr residirte. Dagegen wurden 4 neue Kurwürden ge- schaffen, die von Heffeu-Cassel, Salzburg, Würtemberg und Baden, so daß das Kur-Collegium jetzt aus 10 Mitgliedern bestand. Die Reichsstädte verloren bis aus sechs ihre bisherige Selbständigkeit, die meisten Bisthümer und Abteien wurden eingezogen, die Bischöfe zu Beamten der Fürsten gemacht, die Reichsgrafen mediatisirt d. h. zu Unterthanen der größeren Landesherrn erklärt, die kaiserliche Gewalt gemindert und die Macht der Fürsten erhöht. Auf diese Weise war die deutsche Reichsverfassung vor ihrem gänzlichen Hinsiechen -zuletzt noch wesentlich verändert worden; die inneren Landesverträge und die bestehenden Religionsverhältnisse hatten keine Aenderung erfahren. Frankreich hatte im Vertrage von Lüneville des deutschen Napoleon Reiches mit 4 Millionen Seelen gewonnen. Napoleon verstand es rd(^g innete vortrefflich, die durch den Krieg geschlagenen Wunden zu heilen. In Angelegen- Gemeinschaft mit Papst Pins Vh. ordnete er die kirchlichen Angelegen- wnd'hl heiten und führte die Feier des öffentlichen Gottesdienstes wieder ein; auf Lebens- Schulen wurden hergestellt, zur Beförderung des Verkehrs Straßen 'c’t- und Canäle angelegt und in die ganze Verwaltung Einheit und Ord- nung gebracht. Für diese Verdienste ernannte ihn der Senat zum Consul auf Lebenszeit. Eine angebliche Verschwörung gegen das Leben des ersten Consuls, deren Theilnehmer Moreau, Pichegru, Georges und der Herzog von Enghien sein sollten, zog schwere Folgen nach sich. Pichegru kam im Gefängniß um, Moreau wurde nach Amerika ver- bannt und Georges guillotinirt. Der Herzog von Enghien ward Nachts D-r Herzog in Baden überfallen, nach Frankreich geschleppt und zu Vincennes ^^rscho" Nachts erschossen. Eine auf seiner Brust angebrachte Laterne hatte den sen. Schützen ihr trauriges Ziel zeigen müssen. Diese Verschwörung gab dem Consul Bonaparte die Mittel in die Napoleon Hand, den letzten Schritt zur Alleinherrschaft zu thun. Seine Freunde wußten dem Volke begreiflich zu machen, daß keine Ruhe sein werde, i804. wenn Napoleon nicht das große fränkische Reich Karls des Großen wieder herstelle. Solch ein Vorschlag mußte der Eitelkeit des franzö- sischen Volkes schmeicheln; und der gehorsame Senat übernahm es, dem 1. Consul die Kaiserkrone anzubieten. Als man ihm den Senatsbe- schluß überbrachte, wußte er die Rolle des Augustus meisterhaft zu spielen und entgegnete der Deputation des Senates: „Meine Herrn! Ich nehme den Titel an, weil der Senat für den Ruhm der Nation ihn zuträglich hält; ich hoffe, daß Frankreich die Ehre, mit welcher es meine Familie umgiebt, nie bereuen werde." Am 2. Dezember 1804

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 145

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 145 Geistlichkeit ihn wegen seines Bundes mit den ketzerischen Briten haßte. Man hatte in Madrid eine Münze geschlagen, welche die Inschrift trug: Karl Hi., von der Ketzer Gnaden König von Spanien! So oft sich der König in den Straßen sehen ließ, riefen einzelne Stimmen: „Es lebe der König!" aber die Rufer streckten dann fünf Finger in die Höhe, um damit anzudeuten, daß sie Philipp V. meinten. In den Niederlanden und in Italien erlitten 1706 die Fran- Ansehen und zosen entschiedene Niederlagen. Marlborough schlug den unfähigen ^r;^s v°n Marschall Villeroi ungeachtet seiner Uebermacht bei dem Dorfe Ra- Marlborough millies, unweit Waterloo, so aufs Haupt, daß ganz Brabant, das spanische Flandern und ein Theil von Hennegau dem Erzherzog Karl als König Karl Iit. huldigen mußte. In Italien erfocht Eugen den glänzenden Sieg bei Turin, der ganz Italien von den Franzosen reinigte und den länderlosen Herzog von Savoyen wieder in seine Staaten einsetzte. Die allgemeine Begeisterung für den kleinen Kapu- ziner äußerte sich zuweilen höchst seltsam. Eine Dame in London vermachte ihm aus ihrem Sterbebette 30,000 Gulden, ein armer Gärtner 1200. Deutsche und italienische Lieder meldeten den Ruhm des tapferen „Prinzen Eugenius, des edlen Ritters" und leben theil- weise noch fort im Munde des Volkes. Eben so feierten die Briten ihren glücklichen Führer in Liedern und Bildern. Auch der Feldzug von 1708 ging für die Franzosen verloren: Ludwig xiv. sie wurden in der Schlacht bei Oudenarde vollständig geschlagen. Bei dem entschiedenen Unglücke der französischen Heere, bei der großen Hungersnoth des Jahres 1708, bei der immer höher steigenden Ver- zweiflung seines Volkes und bei der gänzlichen Erschöpfung seines Staats- schatzes erbot sich Ludwig Xiv., obwohl sein Enkel in Spanien sich glücklich gegen Karl Iii. behauptet hatte, er wolle auf Spanien, Indien, Mailand und die Niederlande verzichten, wenn sein Enkel nur Neapel und Sicilien behalten könne. „Auch nicht ein Dorf von der ganzen spanischen Monarchie darf dem Hause Habsburg entzogen werden", gaben ihm die Verbündeten zur Antwort. Ludwig willigte ein und versprach sogar, den Elsaß und mehrere Festungen au der niederländi- schen und savoyischen Grenze zurückzugeben, die beiden Kurfürsten der Gnade des Reiches zu überlassen und zur Vertreibung seines Enkels mitzuwirken. Als ihm aber die Verbündeten noch die gewaltsame kann aber die Vertreibung seines Enkels aus Spanien zumutheteu, entgegnete er: /,Jch will lieber meine Feinde als meine Kinder bekriegen." Noch dtngungen einmal versuchte Ludwig das Kriegsglück, wurde aber (1709) bei «nneh. Malplaquet von Eugen und Marlborough abermals besiegt. Als Karl Cassians Geschichte. Iii. 2. Aufl. v. Stacke. 10

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 323

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. Wunsch m Erfüllung zu gehen. Sie schlief ein; die Wächterinnen verwendeten kein Auge von dem Angesichte der Kranken und meinten, sie schlafe so sanft. Es war der edlen Frau der Tod zu einem sanften tiefen Schlaf geworden, aus welchem sie nicht mehr erwachen sollte. Unter den vielen ihr auferlegten Prüfungen war ihre Seele bereits so rein von der Welt geschieden, daß der Todeskampf der mit ihrem Gotte längst Versöhnten erspart schien. Zeittafel. Erste Periode, 1517-1648. Von der Reformation durch Dr. Martin Luther bis zum Abschluß des westfälischen Friedens. 1517 Luther schlägt 95 Theses wider den Ablaßhandel an. 1519 Kaiser Karl V. wird gekrönt. 1520 Luther verbrennt die päpstliche Bannbulle. — Blutbad in Stockholm. 1521 Reichstag zu Worms. Luther begibt sich auf die Wartburg. 1521—1526 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I. 1523—1568 Gustav Wasa, Köuig von Schweden. 1525 Der Bauernkrieg in Deutschland. Thomas Münzer ch. — Preußen wird em weltliches Herzogthum. — Franz I. geräth bei Pavia in kaiserliche Gefangenschaft. 1527—1529 Zweiter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. 1529 Der Damcnfriede zu Cambray. — Belagerung Wiens durch die Türken. — Der Reichstag zu Speier (Protestanten). 1530 Reichstag zu Augsburg. Die Augsburgische Confession. 1531 Bündniß der protestantischen Fürsten zu Schmalkalden. — Zwingli füllt in der Schlacht bei Kappel. 1535 Unterdrückung der Wiedertäufer in Münster. 1536—1538 Dritter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. 1510 Bestätigung des durch Ignatius Loyola gestifteten Jesuitenordens. 1542—1541 Vierter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. 1515—1563 Coycil zu Trient.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 87

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 87 Inschrift setzen: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind!" Lilly schlug die räuberischen Schaaren des Braunschweigers bei Höchst und bei Stadtlohn im nordwestlichen Westfalen. 3. Der Dänenkrieg 1 625 — 1629. Obwohl nun die Feinde des Kaisers und der Liga aus dem Felde geschlagen waren, so blieb dennoch Lilly unter den Waffen und plün- derte die niedersächsischen Länder. Deßhalb bewaffneten sich dieselben und wählten Christian Iv. von Dänemark zu ihrem Obersten. . Auch Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig eilten mit ihren Söldnern herbei, welche Jakob von England hatte anwerben lassen. Es war dem Kaiser unangenehm, daß er alle seine Siege liguisti- schen Feldherren und Truppen zu danken hatte; er wollte ihnen daruin den Krieg nicht mehr allein überlassen und sammelte ein bedeutendes Heer, dessen Leitung Graf Albrecht von Wallenstein erhielt. Wallen- stein stammte von edlen Eltern ab, welche der lutherischen Lehre an- hingen, und war 1583 in Prag geboren. Frühe verlor er Vater und Mutter; darum brachte ihn ein Oheim nach Olmütz in die Iesuiten- schule und bewog ihn zum Uebertritte zur katholischen Religion. Als junger Mann bereiste er England, Frankreich, Spanien, Holland und Italien, studirte in Padua Astrologie und trat mit trefflichen Erfah- rungen bereichert in das kaiserliche Heer, welches unter Rudolf gegen die Türken focht. Schon hier zeichnete er sich durch Wachsamkeit, Klugheit und Tapferkeit aus. Als er nach geschlossenem Frieden eine sehr begüterte mährische Wittwe heirathete, verwandte er sein ganzes Vermögen beim Ausbruche der böhmischen Unruhen dazu, ein Kürassier- regiment auf eigene Kosten zu werben und dein Kaiser zuzuführen. Für diese treue Hingabe schenkte ihm Kaiser Ferdinand den Reichs- grafentitel und die Herrschaft Friedland. Zu der Zeit, als Tilly am Main, Rhein und 'in Niedersachsen focht, erbot sich Wallenstein, auf seine Kosten ein Heer von 50,000 Mann ins Feld zu stellen, wenn man ihm den Oberbefehl übertrüge. Dies Anerbieten ward ange- nommen, und alsbald sammelten sich um des Friedländers Panier raublustige Schaaren aus aller Herren Länder, gleichsam als gelte es, die ganze Welt zu erobern. Das bewirkte Wallensteins Leutseligkeit. War er auch streng im Dienst und unerbittlich gegen Ungehorsame, außerhalb des Dienstes hatte der Soldat unbedingte Freiheit zu thun und zu treiben, was er wollte. Wer sich auszeichnete, ward befördert, wer ungehorsam war, kam an den Galgen, wer willig folgte, erhielt fürstliche Belohnungen. Sein strenges Wesen auf der einen, sein leut- Albrecht von Wailenstein tritt an die Spitze eines kaiserlichen Heeres.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 90

1868 - Mainz : Kunze
90 Erste Periode der neueren Geschichte. Gustav Adolf von Schweden landet in Pommern 1630 und gewinnt Verbündete, kann aber Magdeburgs Fall nicht hindern. Ihr mir bringen würdet. Die Sterne zeigen, daß des Kurfürsten von Baiern Spiritus den Spiritus des Kaisers dominirte. Es thut mir weh, daß sich Se. Majestät meiner so wenig angenommen haben, aber ich werde Gehorsam leisten." Nachdem er die Gesandten und seine Truppen fürstlich belohnt hatte, zog sich der gefürchtete Mann auf seine Güter nach Böhmen zurück; er sprach es laut aus, daß man seiner bald wieder bedürfe. 4. Der Schwedenkrieg 1630—1 6 35. Ohne Schutz und Schirm stand die protestantische Kirche Deutsch- lands damals dem siegreichen Kaiser gegenüber. Da erleuchtete Gott einen frommen und gerechten Herrn, den König Gustav Adolf von Schweden, und erfüllte ihn mit heiligem Eifer, seinen bedrängten Glau- bensgenossen beizustehen und den Kaiser zu bekriegen. Bisher war er durch Krieg in Polen davon abgehalten worden; als er aber durch Frankreichs Vermittlung, welchem die östreichische Uebermacht bedenk- lich vorkam, einen sechsjährigen Waffenstillstand abgeschlossen hatte, folgte er dem Drange seines Herzens und den Bitten seiner Verwandten, der vertriebenen Herzöge von Mecklenburg, welche König Christian im Frieden zu Lübeck seinem Eigennutze geopfert hatte, und landete mit einem geübten Kriegsheere (1630) an der pommerschen Küste. Kaum ans Land gestiegen, kniete der fromme Held im Angesichte seines Heeres nieder, dankte Gott für- die glückliche Fahrt und flehte um seinen ferneren Schutz. Am kaiserlichen Hofe zu Wien spottete man über Gustavs Ankunft. „Da haben wir halt a Feindl mehr", sagte Fer- dinand, und die Katholiken meinten, der Schneekönig werde bald schmelzen, je weiter er nach Süden kommen würde. Gustav Adolf verbündete sich zunächst mit dem Herzog von Pommern und nöthigte die Kaiserlichen, welche seit Wallensteins Abdankung einer tüchtigen Leitung entbehrten, zum Rückzug. Nur Magdeburg und die Gräfin Juliane von Hessen-Cassel traten auf Gustavs Seite; die mächtigeren Fürsten, namentlich der Kurfürst Jo- hann Georg von Sachsen und des Königs Schwager, Georg Wilhelm von Brandenburg, schwankten lange und konnten nur durch die eindring- lichsten Vorstellungen und Drohungen bewogen werden, den Schweden endlich sich anzuschließen. Gustav konnte wegen dieser Unentschiedenheit dem hart bedrängten Magdeburg nicht, wie er wollte, zu Hülse eilen. Magdeburg war die einzige Stadt, welche sich der Ansführniig des Restitutionsedikts widersetzt und Wallenstein zum Abzüge genöthigt hatte, als er sie deshalb belagerte. Kaum war Gustav gelandet, so

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 94

1868 - Mainz : Kunze
94 Erste Periode der neueren Geschichte. In der Schlacht bei Lützen 1632 siegen die Schweden »nd verlieren ihren König, ordentlich cm dem Unglücke des Kurfürsten zu weiden. Endlich brach er nach Nürnberg aus, wo Gustav Adolf in einem befestigten Lager stand, und verschanzte sich ebenfalls den Schweden gegenüber. Umsonst bot ihm Gustav Adolf eine Schlacht an, umsonst stürmte er sein Lager, nachdem die beiden Heere drei Monate laug unthätig einander gegenüber gestanden hatten. Der Sturm mißlang. Jetzt wandte sich Gustav Adolf, da Nürnberg durch eine Besatzung gesichert, alles Land sieben Meilen in der Runde ausgezehrt und verwüstet war, nach der Donau. Wallenstein brach nach Sachsen auf, eroberte Leipzig und vereinigte sich mit Pappenheim. Ans den Hülferuf des Kurfürsten von Sachsen eilte Gustav Adolf nach der Saale, sah und umarmte in Erfurt zum letzte Male seine theure Gemahlin Marie Eleonore, welche ihm aus Schweden nachge- folgt war, und bezog auf der Ebene bei Naumburg ein festes Lager. Auf dem Zuge dahin drängten sich die protestantischen Bewohner schaaren- weise an ihn heran, warfen sich vor ihm nieder und küßten den Saum seines Kleides und die Scheide seines Schwertes. Der König fühlte sich sehr bewegt; eine bange Todesahnung gab ihm die Worte in den Mund: „Ist es nicht, als ob das Volk mich zum Gotte machen wollte? Unsere Sachen stehen gut, aber ich fürchte, die Rache des Himmels wird mich für dies verwegene Gaukelspiel strafen und diesem thörichten Hausen meine schwache, sterbliche Menschlichkeit früh genug offenbaren." Wallenstein stand bei dem Dorfe Lützen unweit Leipzig und dachte, es werde wegen der vorgerückten Jahreszeit (es war Mitte November) kein Angriff mehr erfolgen. In dieser Meinung entsandte er den General Pappenheim mit einem Theile des Heeres zur Einnahme der Moritzburg bei Halle. Sobald Gustav Adolf dies erfuhr, brach er nach Lützen auf und lieferte den Kaiserlichen eine Schlacht, in welcher zwar die Schweden einen vollständigen Sieg errangen, aber durch den Tod ihres Königs einen unersetzlichen Verlust erlitten. Es war ein neblichter Morgen als Gustav Adolf die Truppen ordnete. Unter Trompetenschall ließ er von dem ganzen Heere: „Eine feste Burg ist unser Gott" anstimmen und rückte, als der Nebel wich, voran, zunächst um das Wallensteinische Geschütz zu nehmen. Dies gelang; die feindliche Reiterei hatte aber das schwedische Fußvolk zu- rückgeworfen. Sogleich sprengte Gustav Adolf den Seinigen zu Hülfe; nur zwei Personen vermochten dem Galoppirenden zur Seite zu bleiben, es war der Herzog Franz von Lauenburg und der Page August von Leubelsing aus Nürnberg. Plötzlich erhielt das Pferd des Königs einen Schuß durch den Hals, dem König selbst zerschmetterte eine Kugel den linken Arm. Kaum hatte er den Herzog gebeten, ihn aus dem Ge-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 19

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 19 Wesen und unerinüdeter Thatkraft; groß im Cabinet als kluger Ordner der Staatsgeschäfte und tapfer im Felde als Führer der Heerschaaren. Alle Fäden der Politik hielt er in seiner Hand und lenkte sie nach seinen, in schweigsamer Seele verschlossenen Plänen, bei deren Ausführung ihm jedes Mittel, selbst Falschheit und Wortbrüchigkeit, dienen mußte. Zn gleicher Zeit mit Karl herrschten Franz I. von Frankreich und iein u , , , Nebenbuhler Heinrich Viii. von England, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit mit ihm den gleichen hochfahrenden despotischen Sinn und gewaltigen Herrscherwillen hatten. Gerade deßhalb geriethen Karl und Franz mit einander in Kampf, welchen eine unverkennbare durch die Gleichheit ihrer Bestrebungen hervorgerufene Eifersucht anfachte und Ehrgeiz und Ruhmsucht gewaltig in die Länge zog. Die Veranlassung gab das erobert Mat- reiche Herzogthunl Mailand. Franz hatte es 1515 noch zu Lebzeiten tjnb 1515 Maximilians in der heißen Schlacht bei Marignano dem Herzog Maximilian Sforza abgewonnen. Kaiser Karl, welcher Mailand, das alte deutsche Lehen, nicht länger in den Händen seines tapferen aber leichtsinnigen Gegners sehen mochte, griff zu den Waffen. Auf seiner Seite standen der Papst Leo X. und Heinrich Viii., und während des Kampfes trat sogar der Herzog Karl von Bourbon, einer der tapfersten französischen Generäle, zu ihm über, weil er durch die Ränke der Königin Mutter von Frankreich um den größten Theil seiner Erbgüter gebracht worden war. Das französische Heer wurde in der ersten Schlacht besiegt und zurückgedrängt; der edle Ritter Bayard (le etieva- lier saus peur et sans reproche) fiel. Bald erholte sich Franz wieder und eilte selbst nach Pavia; die Schweizer standen in seinem Solde. Allein die deutschen Landsknechte unter Georg von Frunds- berg und Sebastian Schärtlin brachten ihm bei Pavia eine entschiedene wird aber in Niederlage bei. Franz gerieth selbst nach tapferer Gegenwehr, aus mehreren Wunden blutend, in Gefangenschaft, und konnte wohl 1525 ■ an seine Mutter schreiben: „Madame, Alles ist verloren, nur die s^a»g«n Ehre nicht!" Karl zeigte große Mäßigung, als er in Madrid die Siegesbot- schaft empfing. Er ließ dem gefangenen König die Freiheit anbieten, wenn er Burgund abtreten, auf Italien verzichten und dem Herzoge von Bourbon seine Besitzungen zurückgeben wolle. Allein darauf ging Franz nicht ein, sondern verlangte nach Spanien geführt zu werden, weil er von einer persönlichen Zusammenkunft mit Karl günstigere Be- dingungen zu erlangen hoffte. Karl verweigerte ihm aber jede Unter- redung, und aus Mißmuth verfiel Franz in eine bedenkliche Krankheit, von der er jedoch bald genas. Die Gefangenschaft war ihm uner-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 181

1868 - Mainz : Kunze
Vom wcstfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. schloß Frieden. Dieser kam zwischen Sachsen, Preußen und Oestreich Fnedens- auf dem Schlosse Hubertsburg (1763) zu Stande. Friedrich behielt Harris bürg Schlesien und Alles, was er vor dem Kriege besessen hatte, gab dagegen »nd^Paris Sachsen, welches er fast ganz erobert hatte, an August Iii. zurück. Zwischen England und Frankreich, welche Staaten zur See, in Amerika, Ostindien und Afrika gleichzeitig heftig gestritten hatten, ward der Friede zu Paris abgeschlossen. Frankreich verlor seine Macht und sein Ansehen zur See, England gewann durch Hebung seiner Seemacht und Erweiterung seines Länderbesitzes in Nordamerika, wo es insbesondere Canada, Neubraunschweig und Neufoundland erwarb, an Ansehen und Bedeutung. 5. Das Ende Friedrichs des Großen 1786. Friedrich behielt bis zu seinem Tode die Grundsätze bei, welche Eiuzclnbciten er bei seinem Regierungsantritte aufgestellt hatte. In seinem Aeußeren Friedrichs blieb die alte Einfachheit. Seine Kleidung war abgetragen; die schlaffen des Großen. Stiefel waren fast roth und hingen unordentlich herunter. Ein dreieckiges Hütchen bedeckte daö lockige, weiße Haar; an der linken Seite hing der kleine Degen, die Rechte stützte er auf einen Krückeustock, welchen er auch zu Pferde nicht ablegte. Er schnupfte sehr stark und trug in der Regel seinen Tabak offen in der Tasche. Die Spuren dieser üblen Angewohnheit waren auf seiner Kleidung sehr deutlich wahrzunehmen. Nur an dem feurigen, lebhaften und geistreichen Auge erkannte man den König. Sein Muth, sein Witz, seine Leutseligkeit haben ihn zum Liebling des deutschen Volkes gemacht und werden in tausend Anekdoten Anekdoten verherrlicht. Für seine Dankbarkeit) die er seinen Generälen und Be- Kiedrich ii. amten für ihre geleisteten treuen Dienste zollte, sprechen folgende Beweise. Dem Obersten Forcade, welcher eine Schußwunde hatte, wurde das Stehen beschwerlich; als Friedrich dies bemerkte, holte er ihm einen Stuhl und sprach: „Ein so würdiger Mann verdient wohl, daß ich ihm selbst auch einen Stuhl holen darf." „Den alten lieben Papa Ziethen" zog er oft an seine Tafel; als er einst einschlief, und man ihn wecken wollte, sprach er: „Laßt ihn schlafen; er hat lange genug für uns gewacht!" Mit Liebe hing er an seinen Jugendfreunden, und dankbar bewies er sich gegen Alle, welche sein Schicksal einst gemildert hatten. Den Vater des unglücklichen Katte machte er zum Feldmarschall, Keith ward zurückberufen und befördert. Dem Gegner war er gerecht. Als er bei Kaiser Joseph Ii. zu Besuche war, setzte er den Marschall Laudon neben sich und sprach: „Ich sehe ihn lieber mir zur Seite, als mir gegenüber." Als Laudon einst bei Tafel zu spät kam, äußerte

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 139

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 139 der Aufwand an Geld und Mannschaft den Kräften seines Landes zu schwer siel, und schloß auf Englands Rath den Frieden zu Nymwegen, in welchem nur Frankreich gewann. Als der große Kurfürst vernahm, daß er die den Schweden abgenommenen Länder wieder herausgeben mußte, weil der Kaiser ihn aus kleinlicher Eifersucht preisgegeben habe, rief er voll Schmerz aus: „Möchte einst aus meinem Geschlechte ein Rächer entstehen!" 4. Straßburgs Verlust und Ludwigs Reunionsunsug. Ludwig Xiv. war durch das Glück, welches alle seine Unter- nehmungen bisher begleitet hatte, übermüthig geworden. Als ihm der onskammern Parlamentsrath Roland de Revaulx einen Plan vorlegte, wie er am Oberrhein bedeutende Länderstreckeu erwerben könne, wenn er die im westfälischen Frieden gebrauchten Worte „das Elsaß und die anderen Landschaften seien mit allen ihren Dependeuzen au Frankreich abgetreten" richtig auslegen lasse, bestellte Ludwig (1680) sogleich vier Gerichts- höfe, unter dem Namen Reunionskammern, zu Metz, Dooruik, Breisach und Besancon, welche feststellen sollten, was nach Rolands Ansicht Frankreich an Land und Leuten noch anzusprechen habe. Man klügelte Gerung heraus, daß Rechtsansprüche auf das Kloster Weissenburg, auf Germers- Frankreichs heim, Zweibrücken, Saarbrück, Mömpelgard, Slraßburg und die freien Städte im Elsaß vorlägen. Ludwig ließ sich durch Nichts beirren, seine ungerechten Forderungen beizutreiben und lud die Besitzer, welche Glieder des deutschen Reiches waren, vor die französischen Gerichte, um ihre Einreden vorztibringen. Da sie nicht erschienen, so zog er ihre Gebiete ein. Alle Betheiligten erhoben laute Klagen, Ludwig versprach, sich aus einem Congresse zu Frankfurt rechtfertigen zu wollen. Aber er ging noch weiter. 1681 erschien er unerwartet vor Straßburg und forderte die Stadt unter Drohungen zur Uebergabe auf. Man war auf keinen Widerstand vorbereitet, öffnete die Stadtthore und ließ sich die Waffen abnehmen. Der Bischof Egon von Fürstenberg empsing und nimmt den König an den Pforten des Münsters und begrüßte ihn: „Herr; Nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben den Heiland gesehen!" Während eine freie deutsche Stadt dem französischen Oberherrn Das Berhal- huldigen und ihre Religion nach dem Willen ihres Gebieters richten mußte, saßen die deutschen Fürsten zu Frankfurt und stritten mit den tage« gegen- Franzosen und unter einander über den Gebrauch der lateinischen über Ludwigs Sprache^ m diplomatischen Fragen und zankten heftig darüber, wem streichen, von den Gesandten die Bezeichnung Excellenz gebühre, und ob man

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 141

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 141 Der fränkische, bairische und schwäbische Kreis stellten ihr Contingent, die Kurfürsten von Baiern und Sachsen erschienen persönlich mit ihren Truppen. Das bedeutendste Heer führte der König Johann Sobiesky von Polen herbei; er erhielt den Oberbefehl über das vereinigte Heer der Polen und Deutschen. Leopold hatte Wien verlassen und die Ver- theidigung der Hauptstadt dem tapferen Grafen Rüdiger von Stahrem- berg übertragen, welcher mit 12,000 Bewaffneten, Soldaten, Bürgern und Studenten, die Heeresmacht der Türken, an 200,000 Mann stark, aufhielt. Kara Mustafa bedrängte die Stadt so sehr, daß ihre Lage von Stunde zu Stunde bedenklicher wurde und die schwache Be- satzung sich kaum der heftigen und häufigen Angriffe erwehren konnte. Endlich am 11. September, am 41. Tage der Belagerung, bemerkte Graf Stahremberg die Signalfeuer und Raketen des Entsatzes, welchen Johann Sobiesky herbeiführte. Unbeschreiblicher Jubel herrschte in der geängstigten Stadt, neuer Muth belebte alle Herzen, und Jubellieder ertönten in den Straßen und auf den Wällen bis tief in die Nacht. Der heiße Kampf des folgenden Tages fiel zu Gunsten der Christen aus; in wilde, unaufhaltsame Flucht ergoß sich das Türkenheer und ließ ein reiches Lager im Stiche. Johann Sobiesky und Rüdiger von Stahremberg wurden würdig geehrt, da ihnen allein die Rettung der Kaiserstadt gebührte. Erst 14 Tage nach dem Abzüge der Türken erschien Leopold in Wien, eifersüchtig auf den Ruhm des tapferen Polenkönigs, welchen das Volk fast vergötterte. Kalt und gemessen empfing der stolze Kaiser den Retter seines Reiches und seiner Haupt- stadt; er wäre eines besseren Empfanges würdig gewesen. Leopold ließ jetzt seiner Rache gegen die Ungarn freien Lauf. Ein strenges, un- barmherziges Gericht erging über Tököly's Anhänger und die Gegner der Jesuiten. Da§ uralte Recht der Nation, sich durch freie Wahl einen König zu küren, ward vernichtet und das Erbrecht des habs- burgischen Hauses dafür eingesetzt. 6. Der spanische Erbfolgekrieg (1700 —1 713). Als Karl Ii. von Spanien kinderlos gestorben war (1700), meldeten sich vier Erben für den spanischen Thron, Ludwig Xiv. von Frankreich, Leopold von Oestreich, Maximilian Emanuel von Baiern für seinen unmündigen Sohn, und Victor Amadeus von Savoyen. Ludwig Xiv. gründete seine Ansprüche auf seine Vermählung mit Philipps Iv. Tochter Maria Theresia, vergaß aber, wie früher schon einmal, daß er bei seiner Heirath aus den spanischen Thron vollkommen Helden- wüthige Ver- theidigung Wiens durch den Grafen Rüdiger von Stahremberg 1683. Die Stadt wird entsetzt durch Johann Sobiesky von Polen. Leopold züchtigt die Ungarn. Die Präten- denten der spanischen Krone.
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