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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 125

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution. 125 Eröffnung der Parlamentssitzung von 1605 in die Luft zu sprengen. Die Verschwornen mietheten zu diesem Zwecke die Keller unter dem Parlamentshause, versteckten 36 kleine Fässer Pulver in denselben und bestimmten den 5. November zum Todestage ihrer Feinde. Einer der Verschworenen wünschte aber seinen Schwager, den Lord Mouuteagle, zu retten und schrieb demselben, er möge nicht im Parlamente erschei- nen, weil es einen entsetzlichen Schlag erhalten und doch Niemand sehen würde, woher er komme. Der Empfänger des Briefes machte An- zeige; man untersuchte die Keller und fand die Putvertonnen. Als am 5. November ein verabschiedeter Offizier, Guy Fawkes, erschien, das Pulver zu entzünden, ward er aus der Kellertreppe ergriffen und durchsucht. Man fand drei Lunten bei ihm. Die Folter entlockte ihm das Geständniß des verbrecherischen Vorhabens und die Namen der flüchtigen Verschworenen. Diese hatten sich, 80 an der Zahl, in einem Hause verschanzt, um sich auf Leben und Tod zu wehren. Zufällig fiel ein Funke in das Pulver, welches sie mitgebracht hatten, und Catesby mit einigen Anderen wurde stark verletzt. Ein Theil fioh, die Meisten sielen mit den Waffen in der Hand, die Gefangenen star- den am Galgen. Das ist die berüchtigte Pulververschwörung, zu deren Andenken noch jetzt in den meisten Städten Englands am 5. November ein als Offizier aufgeputzter Strohmann öffentlich verbrannt wird. An demselben Tage werden auch regelmäßig die Keller unter dem Parlamentshause gerichtlich durchsucht. König Jakob zerfiel auch mit dem Parlamente, da er ohne dasselbe zu regieren beabsichtigte und, um seiner Verschwendung zu genügen, ohne Zustimmung des Ober- und Unterhauses willkürlich Steuern ausschrieb. Völlerei und Sittenlosigkcit herrschten am Hofe. Eine treffende Schilderung vom ihm gibt der damalige französische Gesandte: „Die Prediger machen den König öffentlich auf der Kanzel herunter, die Comödianten stellen ihn auf der Bühne dar, seine Frau wohnt diesen Schauspielen bei, um ihren Gemahl zu verlachen, das Parlament und das Volk haßt ihn, trotzt ihm und verachtet ihn. Seine Laster schwächen ihn; wo er als König sprechen will, fährt er zu wie ein Tyrann, wo er sich herabläßt, wird er gemein. Das Ende von Allem ist der Becher. Den dringendsten Angelegenheiten widmet er keine Stunde, und eben so wenig kümmert er sich darum, was man von ihm urtheilt oder was nach seinem Tode aus seinem Reiche werden soll." 1625 starb Jakob I., er nahm ven Haß und die Verachtung des englischen Volkes mit sich in das Grab. Der Sache des bedräng- ten Protestantismus und seines vertriebenen Schwiegersohns, des böh- Jakob ist all gemein ver haßt. Er erregt durch seine Verwaltung und sein Pri vatlebcn An stoß und Aergerniß.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 135 Gegner entschieden im Vortheil war, zu schwächen. Darum schloß Richelieu ein Bündniß mit Bernhard von Weimar (S. 99), während er die Hugenotten im eigenen Lande bekämpfte und drückte. Er brach die Macht des Adels und der Beamten, berief die Stände des Reichs (seit 1614) nicht mehr und bewirkte, als die Königin Mutter nicht aufhörte, an seinem Sturze zu arbeiten, daß dieselbe des Landes ver- wiesen wurde und in Dürftigkeit die letzten Tage ihres Lebens in Köln verbrachte. Ueber alle seine Feinde wußte er zu triumphiren. und macht die Als Vorkänipfer der unumschränktesten Königsherrschaft war er ein ent- schiedener Gegner der Hugenotten, bei denen er die Keime der Frei- Gnade des heitsliebe deutlich sah, und was seinem Vorgänger Luynes mißlungen war, erreichte er durch seinen eisernen Willen. Er nahm den Prote- stanten ihren letzten Waffenplatz la Rochelle, machte dieselben ganz von der Gnade des Königs abhängig und bereitete dadurch die Aufhebung des Ediktes von Nantes vor. Richelieu ist auch der Gründer der französischen Seemacht; er suchte den Produkten Frankreichs Absatz nach überseeischen Plätzen zu verschaffen, ließ Colouieen anlegen und Ent- deckungsreisen unternehmen. Als er 1642 starb, verlor der König seinen größten Staatsmann. Ludwig Xiii. selbst war ein Fürst ohne große Tugenden und Laster, abhängig von seinen Günstlingen, von Körper schwächlich, von Charakter unentschlossen, finster und argwöhnisch. Er war nicht ohne geistige Befähigung, und im Kriege zeigte er Tapferkeit. An Richelieus Stelle trat noch unter Ludwig Xi ll. der Car- dinal Mazarin, welcher ganz in die Fußtapfen seines Vorgängers trat. 2. Ludwig Xiv. tritt die Regierung an. Ludwig Xiv. war 6 Jahre alt, als sein Vater 1643 starb, und Ludwig xiv. führte 72 Jahre lang den königlichen Titel. Während seiner Minder- 1643—1715 jährigkeit führte die Königin Mutter, Anna von Oestreich, die Vor- nmndschaft und schenkte als Regentin Mazarin ihr ganzes Vertrauen. Der Adel haßte den neuen Günstling, und ein Italiener Gondi, der re.qtert unter nachmalige Cardinal Retz, welcher gern selbst Richelieu's Nachfolger ^^?Muttcr geworden wäre, regte die Pariser zu Aufständen an, welche unter dem Anna von Namen Fronde *) bekannt sind und Mazarins Sturz herbeiführen sollten. ^Mnims Allein Mazarin siegte über seine Gegner theils durch Waffengewalt, Mazarin. theils durch seine Klugheit. Um die Fronde zu entwaffnen, war er '■) Fronde heißt die Schleuder und scheint zur Bezeichnung dieses Aufruhrs gewählt worden zu sein, weil man gegen den Hof lärmte, wie die Straßen- jungen mit Schleudern gegen einander tumultuiren.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 140

1868 - Mainz : Kunze
140 Zweite Periode der neueren Geschichte. Friede zu Ryswick1697. Die bedräng- ten Ungarn rufen die Türken zu Hülfe wider Leopold I bei den Berathungen im Kreise, im Viereck, in Hufeisen- oder Eiform sitzen wolle. Es ergab sich, daß die meisten Gesandten nicht mit aus- reichenden Vollmachten versehen waren; man verschob die Hauptange- legenheit aus den nächsten Reichstag. Kaiser Leopold, dessen Land und Hauptstadt von den Türken hart bedrängt war, verlangte Stillstand, bis der gemeinsame Feind der Christenheit verjagt sei. Ludwig sagte denselben zu, wenn ihm Straßburg und die vereinigten Gebietstheile verblieben. Dies wurde ihm auf dem Reichstage zu Regensburg zu- gestanden, wenn er sich von nun an aller Reunion enthalte. Ludwig versprach es, hielt aber nicht Wort und veranlaßte abermals einen neunjährigen Kriegs), aus welchem er zwar siegreich hervorging, aber Frankreichs Erschöpfung veranlaßte. Darum wünschte er zuletzt selbst den Frieden, welcher 1697 zu Ryswick zu Stande kam. Ludwig zeigte sich in demselben überaus großmüthig, gab alle eroberten Orte außer Straßburg und namentlich die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Festungen Kehl, Breisach, Freiburg und Philippsburg heraus und be- stand nun mit entschiedener Hartnäckigkeit darauf, daß die katholische Religion in der Pfalz, welche er mit Gewalt wieder eingesetzt hatte, beibehalten werden müsse. Diese Großmuth Ludwigs hatte darin ihren Grund, daß er hoffte, nach dem Tode des kinderlosen Königs Karls Ii., seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können. 5. Die Türken vor Wien (1683). Johann Sobiesky. So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv. bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wur- den auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Ver- schwörung entstand. Diese wurde durch den Dragoman des Großveziers dem Kaiser hiuterbracht und hatte strenge Maßregeln zur Folge. Ein talentvoller Edelmann, Emerich Tökölh, welcher durch den Verlust seiner Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der unzufriedenen Ungarn und bat den türkischen Sultan um Hülfe. Eine große Bestürzung herrschte in Wien, als die Nachricht vom Anzuge des gefürchteten Türkenfeindes erscholl. Ueberall hin sandte der Kaiser Eilboten um Hülfe, da er nur 30,000 Mann in Bereitschaft hatte. *) *) Abermals wurde die Rheinpfalz durch Plünderung und Verheerung der schönsten Städte und Landstriche in eine Wüste verwandelt. Melac hieß diesmal der königliche Mordbrenner.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 144

1868 - Mainz : Kunze
144 Zweite Periode der neueren Geschichte. Die wichtig- sten Kriegs- ereignisse. Der Aufstand der Tyroler. Steg über die Franzosen bei Hbchstädt 1704. Aufleopoldl. f 1705 folgt Joseph I. 1705—1711. Aufstand in Vatern. Trotz der Stege Eugens und Marl- boroughs muß Karl Spanien verlassen. Eugen eröffnete den Krieg in Italien und nahm den französischen Feldhern Vitleroi gefangen. Der Nachfolger desselben, der Herzog von Vendome, brachte den Prinzen in Verlegenheit durch eine imposante Kriegsmacht, und der Kaiser, selbst hart bedrängt, konnte keine Ver- stärkungen senden. Der Kurfürst von Baiern war nämlich in Tyrol eingedrungen, um sich mit dem Herzoge von Vendome zu vereinigen und dann vor Wien zu rücken. Allein die treuen Throler vereitelten den kühnen Plan; der heldenmüthige Amtmann Martin Sterzinger sammelte die besten Scharfschützen, besetzte die Höhen und Pässe und trieb die Feinde zurück. Die Baiern vereinigten sich nun an der Donau mit den Franzosen und erfochten bei Höchstädt (1703) einen Sieg über die Oestreicher. Sofort eilten Marlborough aus den Nieder- landen und Prinz Eugen aus Italien herbei und brachten ebendaselbst (1704) den Franzosen unter dem Marschall Tallard eine bedeutende Niederlage bei. Der hessische Rittmeister von Boyneburg hatte den flüchtigen Marschall eingeholt und gefangen genommen. Der Kurfürst von Baiern floh mit den Franzosen über den Rhein, und Baiern wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde errichteten die Verbündeten eine Ehrensäule mit der Inschrift: „Mögen die Fürsten lernen, daß Ver- schwörungen mit den Feinden des Vaterlandes selten ungestraft bleiben, Ludwig Xiv. aber erkennen, daß man vor dem Tode Niemand den Großen oder Glücklichen nennen soll." 1705 starb Kaiser Leopold. Sein Nachfolger Josef I. (1705—1711) ließ die Kurfürsten von Köln und Baiern die ganze Schwere des Rechtes empfinden. Jener verlor alle seine weltlichen Rechte und Besitzungen, dieser kam in die Reichsacht. „Sein unglücklicher Leib soll ans des Kaisers und des Reiches Schutz in Unfrieden und Unsicherheit verfallen, dergestalt, daß sich Niemand weiter an ihm vergreisen und verfreveln kann." Diese Strenge veranlaßte ein gefährlicher Ausstand, welcher 1705 ausge- brochen war, um die Willkür der östreichischen Beamten zu rächen. „Lieber bairisch sterben, als östreichisch verderben", war die allgemeine Losung. Unter Anführung des kühnen Studenten Meindl hatten 20,000 Mann zu den Waffen gegriffen, waren aber unterlegen und siüchtig geworden. Nach dem glorreichen Siege bei Höchstädt waren Marlborough nach den Niederlanden und Prinz Eugen nach Italien zurückgekehrt. Man hatte zwar anfangs geglaubt, der Krieg sei beendet, da der Erz- herzog Karl nach seiner Landung in Barcelona die Provinzen Cata- lonien und Navarra unterworfen und 1706 seinen Einzug in Madrid gehalten hatte. Allein er mußte sich bald wieder zurückziehen, da die

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 149

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution. 149 Schon der Cardinal Richelieu hatte durch die Stiftung der französi- Corneille, scheu Akademie zur Beförderung der schönen Redekünste (1635) zum mâtiné, Aufschwung der Wissenschaften einen guten Grund gelegt. Jetzt er- hoben sie sich zu einer klassischen Blüte. Unter den geistlichen Red- nern jener Zeit ragen besonders hervor Bossuet, Fenelon*), Bour- daloue, Massillion, Flechier. Für das Drama waren Corneille, Racine und Molière thätig. Corneille zeichnete sich im Erhabenen aus; seine Tragödien ergreifen durch eine kraftvolle Sprache, großartige Charaktere und treffende Schilderungen. Racine entzückte durch seinen vollendeten Versbau und eine schöne Sprache, rührte durch seine fromme Be- geisterung und setzte seine Zuhörer durch die tiefe Kenntniß des niensch- lichen, insbesondere des weiblichen Herzens in Erstaunen. Molière zeichnete in seinen Lustspielen mit treffendem Witze und schonungsloser Geisel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine wurde durch seine£a F°àn- Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige und fein zeichnende Satiriker, geiselt die eigentlichen Laster seiner Zeit und ist für die französische Literatur noch darum vou Bedeutung, daß er in seiner urt poétique die Regeln für den Versbau und für die verschiedenen Dichtungsarten aufstellt. Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine Die franzo- so allgemeine Verbreitung unter den gebildeten Völkern Europa's, daß sie die Umgangssprache derselben ward und die lateinische aus den Ver- Sprache der Handlungen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. untto'®"- Von Ludwigs Hof ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit plomatcn. und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Verschwen- dungssucht und der Mode an die meisten großen und kleinen Höfe Europa's über. Ludwigs Hof- und Privatleben ward hier bis ins Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht selten die Wohlfahrt des Staates und des Volkslebens, wie das gleiche Treiben Frankreich in seinen Grundfesten erschütterte. Obwohl Ludwig den Anforderungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er doch sten ängstlich überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etiquette den königlichen na^ea^mt- Anstand zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und war von einem glänzenden Gefolge umgeben; denn er sah ängstlich daraus, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoslager Ludwigs Hofleben ') Fenelon, der Erzieher des Herzogs von Bourgogne, Ludwigs Enkel, fiel durch seine avaàres 6e Télémaque in Ungnade, weil man darin An- spielungen ans den franzosischen Hof witterte.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 256

1868 - Mainz : Kunze
256 Dritte Periode der neueren Geschichte. herauszugeben. England und Rußland hatten sich dahin verständigt, Deutschland auf Kosten Frankreichs nicht stark werden zu lassen. Die Die Allitrten Verbündeten erhielten nach dein Abschlüsse dieses Friedens eine Ein- «Eengland! ^dung nach London. Kaiser Alexander und Friedrich Wilhelm Iii., Blücher, Gneisenau rc. erschienen in London, Kaiser Franz war nach Wien zurückgeeilt. Der alte Blücher empfing in London mehr Ehre und Beifall, als alle Gäste zusammen, so daß er selbst sagte: „Ich muß über mich wachen, vas ich nicht zum Narren werde." In London spannte ihm das Volk die Pferde ans und zog den Wagen selbst. Fest folgte auf Fest. Man wurde nicht müde, ihn mit Lobeserhebungen zu überhäufen und mit lauten Vivats zu begrüßen, wo der greise Held sich auch zeigte. Als er einmal der ihm gehaltenen Lobrede über- drüssig wurde, entgegnete er kurz: „Was ists, das ihr rühmet? Es ist meine Verwegenheit, Gneisenau's Besonnenheit, des großen Gottes Barmherzigkeit!" —Als ihn die Universität Oxford zum Doktor machte, sprach er: „Ich biu's zufrieden; aber dann macht den Gneisenau zum Apotheker; der hat mir die Pillen gedreht." §. 28. Die Herrschaft der 100 Tage. Napoleons Ende. Der Wiener Im Herbst 1814 versammelten sich zu Wien die europäischen Congreß. Ftsvsten und ihre vornehmsten Minister und Feldherrn zu einem großen Congreß, auf welchem alle noch streitigen Punkte beseitigt und eine neue Ordnung der Dinge hergestellt werden sollte. Die Geschäfte wechselten mit großen Festen ab. Es entstanden hier über die polni- schen und sächsischen Länder arge Mißhelligkeiten, so daß sich sogar insgeheim ein Bündniß gegen Preußen bildete. Allein das Ausland trat auf Preußens Seite und unterstützte dessen Forderungen nachdrücklich. Zustände in Mit den Bourbonen war eine große Anzahl Emigranten und Alt- Frankreich. afciiger nach Frankreich zurückgekehrt, welche nach ihrer Heimkehr große Ansprüche erhoben. Die Großen aus der Kaiserzeit verloren ihre Lehen und ihr Ansehen, und die Armee war unzufrieden. Ludwig Xviii* that Nichts, um den neuen Zustand erträglich zu machen, und belastete sogar den Staatsschatz mit 60 Millionen Franken, welche er im Exil gebraucht hatte. Auch den Emigranten wurden unermeßliche Summen und die besten Stellen verwilligt. Napoleon Napoleon hörte auf Elba mit großem Behagen von den Vorfällen verläßt Elba jn Wim und von der Unzufriedenheit des französischen Volkes mit der Regierung der Bourbonen und beschloß die Lage der Dinge zu seinem Vortheile auszubeuten. Er besaß noch einen ungeheliren Anhang,

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 264

1868 - Mainz : Kunze
264 Dritte Periode der neueren Geschichte. Der Aufstand der Griechen 1821-1827. Die Befreiung Griechen, lands vom türkischen Joche Bundestag zu Frankfurt den 13. Artikel der Bundesacte von der Ein- führung landständischer Verfassungen zur Berathung empfahl. Dieser letzte schwierige Punkt veranlaßte noch im nämlichen Jahre einen be- sonderen Ministereougreß sämmtlicher deutscher Bundesstaaten zu Wien, dessen Beschlüsse als die Schlußakte des deutschen Bundes einstimmig angenommen wurden. Sie zielten hauptsächlich dahin, den Landständen der einzelnen Staaten, welche allmählich ins Leben traten, jegliche Ein- mischung in allgemeine deutsche Angelegenheiten zu entziehen, sowie die Souverainität den Ständen gegenüber durch Verheißung der Bundes- hülfe zu heben. Schon seit der Eroberung Constantincpels schmachteten unsere Glaubensbrüder, die Griechen, unter dem Joche der Türken, des Erb- feindes des Christenthums. 1814 war zu Wien zur Zeit des Congresses von dem russischen Staatssecretär Grafen Capodistrias und dem in Pisa lebenden Erzbischof Ignatius unter dem Namen Hetäria ein ge- heimer Bund gestiftet worden, welchem nicht nur die angesehensten Griechen, sondern auch einflußreiche Männer anderer Nationen ange- hörten. Dem ursprünglichen Zwecke, das griechische Volk durch wissen- schaftliche Lehranstalteu und Volksschulen zu bilden, gesellte sich bald ein anderer bei, das türkische Joch von Griechenland abzuschütteln. Man baute auf Hülfe von Rußland und auf die Ohnmacht der Türken. Der Aufstand begann unter den Griechen in der Moldau und Wallachei, wo der Sohn eines ehemaligen Hospodars der Wallache!, Alexander Apsilanti, ein russischer Generalmajor, die Griechen zur Ab- werfung des türkischen Joches aufforderte. Vou allen Seiten stürmten heldenmüthige Schaaren zu seinen Fahnen, mit denen Npsilauti die Türken zu bezwingen hoffte. Im Peloponnes, in Hellas und Thessalien, auf den Inseln entbrannte zu gleicher Zeit der Aufruhr. Allein die Griechen fanden nirgends Beistand, im Gegentheil erklärten die auf dem Congresse zu Laibach versammelten Monarchen auf Metternichs Rath, daß sie die revolutionäre Bewegung der Griechen nicht unter- stützen würden. Bei Galacz und bei Dragaschau ward die heilige Schaar der Hetäristen aufgerieben; Npsilauti floh nach Siebenbürgen, wo er verhaftet wurde und vier Jahre in östreichischer Gefangenschaft schmachtete. Der Sultan richtete nach diesen Vorgängen unter den zu Constantinopel wohnenden Griechen ein furchtbares Blutbad an, weil er sie mit den revolutionären Bewegungen ihrer Glaubensbrüder ein- verstanden erklärte. Viele Familien wurden ermordet oder beraubt und verbannt, der 72jährige Patriarch von Constantinopel am Ostertage vom Hochaltare gerissen und mit seinen Bischöfen am Haupteingange

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 265

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 265 seiner Kirche aufgehängt, diese selbst nebst 15 andern dem Boden gleichgemacht. Die Fürsprache Rußlands und Oestreichs blieb un- beachtet. Die Wuth der Türken gegen die Griechen fachte den Aufstand nur noch heftiger an. Zu Wasser und zu Land brach der Krieg aus und ward auf beiden Seiten mit der heftigsten Erbitterung und der furcht- barsten Grausamkeit geführt. Am glücklichsten waren die Griechen zur See. Mit ihren kleinen, gefährlichen Brandern fuhren sie an die feindlichen Schiffe heran und steckten sie in Brand; unter Canaris, Sachturis und Miaulis verrichteten sie Thaten, welche ihrer Vorfahren würdig waren. Der Capudan Pascha, Admiral der türkischen Flotte, hatte auf der Insel Chios fast alle Griechen, Männer, Frauen, Greise und Kinder, ermorden lassen. Er ward von der griechischen Flotte angegriffen und mit feinem Admiralschisfe in die Luft gesprengt. Gleiches Schicksal traf seinen Nachfolger. Im Landkriege zeichnete sich Demetrius Npsilanti, Odysseus, Niketas, die Brüder Marko und Noto Bozzaris, Guras, Kolokotroni und Maurokordato aus und entrissen den Türken den größten Theil von Morea. Der Heldenmuth und die Selbstverläugnung der Griechen erregte in ganz Europa neben hoher Bewunderung innige Theilnahme. Es bildeten sich allenthalben Vereine zur Unterstützung der Griechen mit Waffen, Geld und andern Bedürfnissen, und viele für die griechische Freiheit begeisterte Jünglinge (Philhellenen) zogen als rüstige Streiter hin nach dem Land, dem wir in so vielen Beziehungen unsre Bildung zu danken haben. Der englische Dichter Lord Byron widmete der Sache Griechenlands sein Vermögen, seine Kraft und fand dort, dem Klima und der Anstrengung unterliegend, seinen Tod (1824); nächst ihm spendete ein reicher Genfer, Eynard, bedeutende Summen. Zm Jahr 1824 schickte der Vicekönig Mehemed Ali von Aegypten seinen Sohn Ibrahim, einen tapfern aber grausamen Mann, dem Sultan mit einer zahlreichen Macht zu Hülfe. Die unter sich uneinigen Griechen vermochten nicht zu widerstehen. Eine Stadt nach der andern fiel trotz der heldenmüthigsten Gegenwehr. Besonders zeichnete sich die Besatzung von Missolunghi rühmlich aus, welche lange die heftigsten Angriffe des zürnenden Ibrahim abschlug. Als die tapfere Schaar immer mehr zusammenschmolz und zuletzt sich nicht mehr gegen den überlegenen Feind zu halten vermochte, versuchte sie Nachts in geschlossenen Gliedern mit Weibern und Kindern in der Mitte einen Ausfall. Allein der Plan war verrathen worden, und als die Belagerten herausdrangen, stürzten die Türken auf sie los. 1000 Mann schlugen sich durch, die

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 266

1868 - Mainz : Kunze
266 Dritte Periode der neueren Geschichte. wird nach der Leeschlacht bei Ravanno durch den russisch-türki- schen Arie,, durchtzesrtzi. Prinz Otto von Baiern wird König von Griechenland. in der Festung zurückgebliebenen Kranken und Greise sprengten sich mit den eingedrungenen Türken in die Lust. Ibrahim verwüstete den Pe- loponnes mit Feuer und Schwert, und Viele gaben die Sache der Griechen aus. Da gelang es dem edlen Minister Canning in London, zwischen England, Frankreich und Rußland einen Vertrag zu Gunsten Griechenlands zu stiften. Die drei Großmächte schickten, da die Türken auf keine Unterhandlungen eingehen wollten, eine Flotte nach dem Peloponnes ab, welche im Hafen von Navarin die ganze türkische Flotte vernichtete (1827). Trotz dieser ungeheuren Niederlage wollte sich der Sultan noch immer nicht herbeilassen, die Griechen frei zu geben und benahm sich insbesondere gegen Rußland so wenig nachgiebig, daß Kaiser Nikolaus den Krieg erklärte. Dadurch wurden die Türken genöthigt, nachdem die Ianitscharen in Constantinopel auf Befehl des Sultans niedergemacht worden waren*), ihre Truppen aus Hellas zurückzuziehen. Ibrahim wurde von den Franzosen, welche unter dem General Maison in den Peloponnes eingerückt waren, verjagt, und in Folge der glücklichen Wendung der Dinge der Gras Capodistrias zum Präsidenten Griechen- lands ernannt. Mit ungewöhnlicher Raschheit rückten die Russen unter Wittgensteins Oberbefehl gegen die Türken über die Donau, eroberten 7 Donaufestuugen und das noch nie genommene Varna am schwarzen Meere (1828). Im folgenden Jahre übernahm General Diebilsch das Commando der Russen, schlug den Großvezier bei Schumla, erstürmte Silistria, überstieg den Balkan und rückte nach Constantinopel vor, während Fürst Paskiewitsch Eriwansky Erzerum in Kleinasien eroberte. In dieser Noth bequemte sich der Sultan znm Frieden von Adrianopel (1829), worin er die Unabhängigkeit der Griechen anerkennen, den Russen aber die freie Schiffahrt auf der Donau und in den Darda- nellen, sowie die Schutzherrschast über die Donaufürstenthümer ein- räumen mußte. Noch waren die inneren Angelegenheiten Griechenlands nicht ge- ordnet. Das Volk war insbesondere mit der Strenge des Präsidenten Capodistrias unzufrieden, welcher (1831) zuletzt ein Opfer des Meu- chelmordes wurde. Die Großmächte, welche Griechenlands Unabhängig- keit durchgesetzt hatten, ordneten nun auch die äußeren und inneren Verhältnisse des neuen unabhängigen Staates und bestimmten, daß der Peloponnes, die Inseln des Archipels mit Ausnahme von Samos ') Die Ianitscharen bildeten die Leibwache des Sultans und genossen vor den anderen türkischen Truppen mancherlei Vorrechte. Sie hatten sich damals gegen den Sultan aufgelehnt.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 303

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. ouö dem nachmaligen König Ludwig Xvi. Während der Einsegnung der Neuvermählten lobte ein furchtbares Gewitter. Vierzehn Tage später veranstaltete die Stadt Paris zum Schlüsse der Festlichkeiten ein glän- zendes Feuerwerk, zu welchen! zahlreiche Zuschauer herbeiströmten. Der Einsturz einiger Gerüste auf die dichtgedrängte Volksmasse kostete vielen Hunderten von Menschen das Leben, und so bereitwillig der Dauphin die unglücklichen Waisen und Wittwen unterstützte, so schwer war der traurige Eindruck zu verwischen, welchen dies unglückliche Ereigniß in allen Gemüthern hervorgerufen hatte. Marie Antoinette war wegen ihrer Anmuth und Schönheit, wegen ihrer Milde und Freigebigkeit, wegen ihres einnehmenden Wesens allgemein geliebt; aber bald ver- wandelte sich diese Liebe in Haß und Verachtung. Man warf ihr Verschwendung, Eitelkeit und Putzsucht vor. Ihre Liebe zur Musik und zum Schauspiel veranlaßte sie, Sänger und Sängerinnen zu be- günstigen und ein eigenes Hoftheater zu errichten, auf welchem sie selbst debutirte. Man verzieh es ihr nicht, daß sie zu einer Zeit, wo die Finanzen des Königs und des Staates bereits zerrüttet waren, große Summen für Pferde, Wettrennen, Bälle und ihre Toilette verwandt. Ihr Ruf litt noch mehr durch die nächtlichen Feste, welche sie gab, durch den nächtlichen Besuch der Theater, Gärten und Spaziergänge, worin ihre angeborne Leichtfertigkeit und Sorglosigkeit Nichts fand. Am meisten aber schadete ihr die berüchtigte Halsbandgeschichte, an welcher sie ganz unschuldig war. Die Gräsiu de la Motte stand mit dem Cardinal von Rohan, welcher bei Hofe in Ungnade gefallen war, auf vertrautem Fuße. Um sich wieder in Gunst zu setzen, ließ er sich von der Gräfin zu einem thörichten Wagniß verleiten. Diese hatte nämlich erfahren, daß ein Juwelier der Königin ein äußerst kostbares Halsband zum Kaufe angeboten habe, welches aber für dieselbe zu theuer war, und darum rieth die Gräfin dem Cardinal, er möge das Hals- band kaufen und es der Königin zusenden. Rohan kaufte den Schmuck, ohne ihn jedoch ganz bezahlen zu können, und übergab ihn der Gräfin, deren Gatte mit dem Raube nach England entfloh. Da aber der Juwelier vom Cardinal die volle Zahlung nicht erhalten konnte, so wandte er sich an die Königin selbst. Die ganze Geschichte kam an den Tag, und der König ließ den Prozeß zwar vor dem Parlamente verhandeln, allein die Feinde der Königin ließen es sich nicht mehr nehmen, daß sie an Allem schuld sei. Als die Revolution ausgebrochen war, hielt das Volk die Königin für seinen größten Feind. Darum forderte es in Versailles (S. 218) und so oft sich Marie Antoinette sehen ließ, ihr Blut. Sie zitterte nicht, als sie in Versailles die
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