Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution.
125
Eröffnung der Parlamentssitzung von 1605 in die Luft zu sprengen.
Die Verschwornen mietheten zu diesem Zwecke die Keller unter dem
Parlamentshause, versteckten 36 kleine Fässer Pulver in denselben und
bestimmten den 5. November zum Todestage ihrer Feinde. Einer der
Verschworenen wünschte aber seinen Schwager, den Lord Mouuteagle,
zu retten und schrieb demselben, er möge nicht im Parlamente erschei-
nen, weil es einen entsetzlichen Schlag erhalten und doch Niemand sehen
würde, woher er komme. Der Empfänger des Briefes machte An-
zeige; man untersuchte die Keller und fand die Putvertonnen. Als
am 5. November ein verabschiedeter Offizier, Guy Fawkes, erschien,
das Pulver zu entzünden, ward er aus der Kellertreppe ergriffen und
durchsucht. Man fand drei Lunten bei ihm. Die Folter entlockte ihm
das Geständniß des verbrecherischen Vorhabens und die Namen der
flüchtigen Verschworenen. Diese hatten sich, 80 an der Zahl, in einem
Hause verschanzt, um sich auf Leben und Tod zu wehren. Zufällig
fiel ein Funke in das Pulver, welches sie mitgebracht hatten, und
Catesby mit einigen Anderen wurde stark verletzt. Ein Theil fioh,
die Meisten sielen mit den Waffen in der Hand, die Gefangenen star-
den am Galgen. Das ist die berüchtigte Pulververschwörung, zu deren
Andenken noch jetzt in den meisten Städten Englands am 5. November
ein als Offizier aufgeputzter Strohmann öffentlich verbrannt wird.
An demselben Tage werden auch regelmäßig die Keller unter dem
Parlamentshause gerichtlich durchsucht.
König Jakob zerfiel auch mit dem Parlamente, da er ohne dasselbe
zu regieren beabsichtigte und, um seiner Verschwendung zu genügen,
ohne Zustimmung des Ober- und Unterhauses willkürlich Steuern
ausschrieb. Völlerei und Sittenlosigkcit herrschten am Hofe. Eine
treffende Schilderung vom ihm gibt der damalige französische Gesandte:
„Die Prediger machen den König öffentlich auf der Kanzel herunter,
die Comödianten stellen ihn auf der Bühne dar, seine Frau wohnt
diesen Schauspielen bei, um ihren Gemahl zu verlachen, das Parlament
und das Volk haßt ihn, trotzt ihm und verachtet ihn. Seine Laster
schwächen ihn; wo er als König sprechen will, fährt er zu wie ein
Tyrann, wo er sich herabläßt, wird er gemein. Das Ende von Allem
ist der Becher. Den dringendsten Angelegenheiten widmet er keine
Stunde, und eben so wenig kümmert er sich darum, was man von
ihm urtheilt oder was nach seinem Tode aus seinem Reiche werden
soll." 1625 starb Jakob I., er nahm ven Haß und die Verachtung
des englischen Volkes mit sich in das Grab. Der Sache des bedräng-
ten Protestantismus und seines vertriebenen Schwiegersohns, des böh-
Jakob ist all
gemein ver
haßt.
Er erregt
durch seine
Verwaltung
und sein Pri
vatlebcn An
stoß und
Aergerniß.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Catesby Jakob Jakob_I. Jakob
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 135
Gegner entschieden im Vortheil war, zu schwächen. Darum schloß
Richelieu ein Bündniß mit Bernhard von Weimar (S. 99), während
er die Hugenotten im eigenen Lande bekämpfte und drückte. Er brach
die Macht des Adels und der Beamten, berief die Stände des Reichs
(seit 1614) nicht mehr und bewirkte, als die Königin Mutter nicht
aufhörte, an seinem Sturze zu arbeiten, daß dieselbe des Landes ver-
wiesen wurde und in Dürftigkeit die letzten Tage ihres Lebens in
Köln verbrachte. Ueber alle seine Feinde wußte er zu triumphiren. und macht die
Als Vorkänipfer der unumschränktesten Königsherrschaft war er ein ent-
schiedener Gegner der Hugenotten, bei denen er die Keime der Frei- Gnade des
heitsliebe deutlich sah, und was seinem Vorgänger Luynes mißlungen
war, erreichte er durch seinen eisernen Willen. Er nahm den Prote-
stanten ihren letzten Waffenplatz la Rochelle, machte dieselben ganz von
der Gnade des Königs abhängig und bereitete dadurch die Aufhebung
des Ediktes von Nantes vor. Richelieu ist auch der Gründer der
französischen Seemacht; er suchte den Produkten Frankreichs Absatz nach
überseeischen Plätzen zu verschaffen, ließ Colouieen anlegen und Ent-
deckungsreisen unternehmen. Als er 1642 starb, verlor der König
seinen größten Staatsmann. Ludwig Xiii. selbst war ein Fürst ohne
große Tugenden und Laster, abhängig von seinen Günstlingen, von
Körper schwächlich, von Charakter unentschlossen, finster und argwöhnisch.
Er war nicht ohne geistige Befähigung, und im Kriege zeigte er
Tapferkeit. An Richelieus Stelle trat noch unter Ludwig Xi ll. der Car-
dinal Mazarin, welcher ganz in die Fußtapfen seines Vorgängers trat.
2. Ludwig Xiv. tritt die Regierung an.
Ludwig Xiv. war 6 Jahre alt, als sein Vater 1643 starb, und Ludwig xiv.
führte 72 Jahre lang den königlichen Titel. Während seiner Minder- 1643—1715
jährigkeit führte die Königin Mutter, Anna von Oestreich, die Vor-
nmndschaft und schenkte als Regentin Mazarin ihr ganzes Vertrauen.
Der Adel haßte den neuen Günstling, und ein Italiener Gondi, der re.qtert unter
nachmalige Cardinal Retz, welcher gern selbst Richelieu's Nachfolger ^^?Muttcr
geworden wäre, regte die Pariser zu Aufständen an, welche unter dem Anna von
Namen Fronde *) bekannt sind und Mazarins Sturz herbeiführen sollten. ^Mnims
Allein Mazarin siegte über seine Gegner theils durch Waffengewalt, Mazarin.
theils durch seine Klugheit. Um die Fronde zu entwaffnen, war er
'■) Fronde heißt die Schleuder und scheint zur Bezeichnung dieses Aufruhrs
gewählt worden zu sein, weil man gegen den Hof lärmte, wie die Straßen-
jungen mit Schleudern gegen einander tumultuiren.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig_Xi Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Anna_von_Oestreich Mazarin Gondi Cardinal_Retz Anna_von
Namen Allein_Mazarin
140
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Friede zu
Ryswick1697.
Die bedräng-
ten Ungarn
rufen die
Türken zu
Hülfe wider
Leopold I
bei den Berathungen im Kreise, im Viereck, in Hufeisen- oder Eiform
sitzen wolle. Es ergab sich, daß die meisten Gesandten nicht mit aus-
reichenden Vollmachten versehen waren; man verschob die Hauptange-
legenheit aus den nächsten Reichstag. Kaiser Leopold, dessen Land und
Hauptstadt von den Türken hart bedrängt war, verlangte Stillstand,
bis der gemeinsame Feind der Christenheit verjagt sei. Ludwig sagte
denselben zu, wenn ihm Straßburg und die vereinigten Gebietstheile
verblieben. Dies wurde ihm auf dem Reichstage zu Regensburg zu-
gestanden, wenn er sich von nun an aller Reunion enthalte. Ludwig
versprach es, hielt aber nicht Wort und veranlaßte abermals einen
neunjährigen Kriegs), aus welchem er zwar siegreich hervorging, aber
Frankreichs Erschöpfung veranlaßte. Darum wünschte er zuletzt selbst
den Frieden, welcher 1697 zu Ryswick zu Stande kam. Ludwig zeigte
sich in demselben überaus großmüthig, gab alle eroberten Orte außer
Straßburg und namentlich die auf dem rechten Rheinufer gelegenen
Festungen Kehl, Breisach, Freiburg und Philippsburg heraus und be-
stand nun mit entschiedener Hartnäckigkeit darauf, daß die katholische
Religion in der Pfalz, welche er mit Gewalt wieder eingesetzt hatte,
beibehalten werden müsse. Diese Großmuth Ludwigs hatte darin ihren
Grund, daß er hoffte, nach dem Tode des kinderlosen Königs Karls Ii.,
seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können.
5. Die Türken vor Wien (1683). Johann Sobiesky.
So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv.
bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wur-
den auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die
ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen
so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Ver-
schwörung entstand. Diese wurde durch den Dragoman des Großveziers
dem Kaiser hiuterbracht und hatte strenge Maßregeln zur Folge. Ein
talentvoller Edelmann, Emerich Tökölh, welcher durch den Verlust seiner
Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der
unzufriedenen Ungarn und bat den türkischen Sultan um Hülfe. Eine
große Bestürzung herrschte in Wien, als die Nachricht vom Anzuge
des gefürchteten Türkenfeindes erscholl. Ueberall hin sandte der Kaiser
Eilboten um Hülfe, da er nur 30,000 Mann in Bereitschaft hatte. *)
*) Abermals wurde die Rheinpfalz durch Plünderung und Verheerung der
schönsten Städte und Landstriche in eine Wüste verwandelt. Melac hieß
diesmal der königliche Mordbrenner.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_I Leopold Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Großmuth_Ludwigs Ludwigs Karls Johann_Sobiesky Johann Leopold Leopold Ludwig_Xiv Ludwig Emerich_Tökölh Melac
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Hufeisen- Frankreichs Kehl Breisach Freiburg Philippsburg Karls Wien Ungarn Ungarn Wien Rheinpfalz
144
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Die wichtig-
sten Kriegs-
ereignisse.
Der Aufstand
der Tyroler.
Steg über die
Franzosen bei
Hbchstädt
1704.
Aufleopoldl.
f 1705 folgt
Joseph I.
1705—1711.
Aufstand in
Vatern.
Trotz der
Stege Eugens
und Marl-
boroughs
muß Karl
Spanien
verlassen.
Eugen eröffnete den Krieg in Italien und nahm den französischen
Feldhern Vitleroi gefangen. Der Nachfolger desselben, der Herzog von
Vendome, brachte den Prinzen in Verlegenheit durch eine imposante
Kriegsmacht, und der Kaiser, selbst hart bedrängt, konnte keine Ver-
stärkungen senden. Der Kurfürst von Baiern war nämlich in Tyrol
eingedrungen, um sich mit dem Herzoge von Vendome zu vereinigen
und dann vor Wien zu rücken. Allein die treuen Throler vereitelten
den kühnen Plan; der heldenmüthige Amtmann Martin Sterzinger
sammelte die besten Scharfschützen, besetzte die Höhen und Pässe und
trieb die Feinde zurück. Die Baiern vereinigten sich nun an der
Donau mit den Franzosen und erfochten bei Höchstädt (1703) einen
Sieg über die Oestreicher. Sofort eilten Marlborough aus den Nieder-
landen und Prinz Eugen aus Italien herbei und brachten ebendaselbst
(1704) den Franzosen unter dem Marschall Tallard eine bedeutende
Niederlage bei. Der hessische Rittmeister von Boyneburg hatte den
flüchtigen Marschall eingeholt und gefangen genommen. Der Kurfürst
von Baiern floh mit den Franzosen über den Rhein, und Baiern
wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde errichteten die Verbündeten eine
Ehrensäule mit der Inschrift: „Mögen die Fürsten lernen, daß Ver-
schwörungen mit den Feinden des Vaterlandes selten ungestraft bleiben,
Ludwig Xiv. aber erkennen, daß man vor dem Tode Niemand den
Großen oder Glücklichen nennen soll." 1705 starb Kaiser Leopold.
Sein Nachfolger Josef I. (1705—1711) ließ die Kurfürsten von
Köln und Baiern die ganze Schwere des Rechtes empfinden. Jener
verlor alle seine weltlichen Rechte und Besitzungen, dieser kam in die
Reichsacht. „Sein unglücklicher Leib soll ans des Kaisers und des Reiches
Schutz in Unfrieden und Unsicherheit verfallen, dergestalt, daß sich
Niemand weiter an ihm vergreisen und verfreveln kann." Diese
Strenge veranlaßte ein gefährlicher Ausstand, welcher 1705 ausge-
brochen war, um die Willkür der östreichischen Beamten zu rächen.
„Lieber bairisch sterben, als östreichisch verderben", war die allgemeine
Losung. Unter Anführung des kühnen Studenten Meindl hatten
20,000 Mann zu den Waffen gegriffen, waren aber unterlegen und
siüchtig geworden.
Nach dem glorreichen Siege bei Höchstädt waren Marlborough
nach den Niederlanden und Prinz Eugen nach Italien zurückgekehrt.
Man hatte zwar anfangs geglaubt, der Krieg sei beendet, da der Erz-
herzog Karl nach seiner Landung in Barcelona die Provinzen Cata-
lonien und Navarra unterworfen und 1706 seinen Einzug in Madrid
gehalten hatte. Allein er mußte sich bald wieder zurückziehen, da die
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Eugens Eugens Karl
Spanien Karl Eugen Eugen Martin_Sterzinger Marlborough Eugen Eugen Marschall_Tallard Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Meindl Marlborough Eugen Eugen Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Baiern Tyrol Donau Italien Boyneburg Baiern Rhein Baiern Baiern Italien Barcelona Cata- Navarra Madrid
Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution.
149
Schon der Cardinal Richelieu hatte durch die Stiftung der französi- Corneille,
scheu Akademie zur Beförderung der schönen Redekünste (1635) zum mâtiné,
Aufschwung der Wissenschaften einen guten Grund gelegt. Jetzt er-
hoben sie sich zu einer klassischen Blüte. Unter den geistlichen Red-
nern jener Zeit ragen besonders hervor Bossuet, Fenelon*), Bour-
daloue, Massillion, Flechier. Für das Drama waren Corneille, Racine
und Molière thätig. Corneille zeichnete sich im Erhabenen aus; seine
Tragödien ergreifen durch eine kraftvolle Sprache, großartige Charaktere
und treffende Schilderungen. Racine entzückte durch seinen vollendeten
Versbau und eine schöne Sprache, rührte durch seine fromme Be-
geisterung und setzte seine Zuhörer durch die tiefe Kenntniß des niensch-
lichen, insbesondere des weiblichen Herzens in Erstaunen. Molière
zeichnete in seinen Lustspielen mit treffendem Witze und schonungsloser
Geisel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine wurde durch seine£a F°àn-
Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung
und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige
und fein zeichnende Satiriker, geiselt die eigentlichen Laster seiner Zeit
und ist für die französische Literatur noch darum vou Bedeutung, daß
er in seiner urt poétique die Regeln für den Versbau und für die
verschiedenen Dichtungsarten aufstellt.
Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine Die franzo-
so allgemeine Verbreitung unter den gebildeten Völkern Europa's, daß
sie die Umgangssprache derselben ward und die lateinische aus den Ver- Sprache der
Handlungen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. untto'®"-
Von Ludwigs Hof ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit plomatcn.
und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Verschwen-
dungssucht und der Mode an die meisten großen und kleinen Höfe
Europa's über. Ludwigs Hof- und Privatleben ward hier bis ins
Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht selten die
Wohlfahrt des Staates und des Volkslebens, wie das gleiche Treiben
Frankreich in seinen Grundfesten erschütterte. Obwohl Ludwig den
Anforderungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er doch sten ängstlich
überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etiquette den königlichen na^ea^mt-
Anstand zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und
war von einem glänzenden Gefolge umgeben; denn er sah ängstlich
daraus, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoslager
Ludwigs
Hofleben
') Fenelon, der Erzieher des Herzogs von Bourgogne, Ludwigs Enkel, fiel
durch seine avaàres 6e Télémaque in Ungnade, weil man darin An-
spielungen ans den franzosischen Hof witterte.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Cardinal_Richelieu Boileau Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwigs_Enkel Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Hof Ludwigs_Hof- Frankreich
256
Dritte Periode der neueren Geschichte.
herauszugeben. England und Rußland hatten sich dahin verständigt,
Deutschland auf Kosten Frankreichs nicht stark werden zu lassen. Die
Die Allitrten Verbündeten erhielten nach dein Abschlüsse dieses Friedens eine Ein-
«Eengland! ^dung nach London. Kaiser Alexander und Friedrich Wilhelm Iii.,
Blücher, Gneisenau rc. erschienen in London, Kaiser Franz war nach
Wien zurückgeeilt. Der alte Blücher empfing in London mehr Ehre
und Beifall, als alle Gäste zusammen, so daß er selbst sagte: „Ich
muß über mich wachen, vas ich nicht zum Narren werde." In London
spannte ihm das Volk die Pferde ans und zog den Wagen selbst.
Fest folgte auf Fest. Man wurde nicht müde, ihn mit Lobeserhebungen
zu überhäufen und mit lauten Vivats zu begrüßen, wo der greise Held
sich auch zeigte. Als er einmal der ihm gehaltenen Lobrede über-
drüssig wurde, entgegnete er kurz: „Was ists, das ihr rühmet? Es
ist meine Verwegenheit, Gneisenau's Besonnenheit, des großen Gottes
Barmherzigkeit!" —Als ihn die Universität Oxford zum Doktor machte,
sprach er: „Ich biu's zufrieden; aber dann macht den Gneisenau zum
Apotheker; der hat mir die Pillen gedreht."
§. 28. Die Herrschaft der 100 Tage. Napoleons Ende.
Der Wiener Im Herbst 1814 versammelten sich zu Wien die europäischen
Congreß. Ftsvsten und ihre vornehmsten Minister und Feldherrn zu einem großen
Congreß, auf welchem alle noch streitigen Punkte beseitigt und eine
neue Ordnung der Dinge hergestellt werden sollte. Die Geschäfte
wechselten mit großen Festen ab. Es entstanden hier über die polni-
schen und sächsischen Länder arge Mißhelligkeiten, so daß sich sogar
insgeheim ein Bündniß gegen Preußen bildete. Allein das Ausland trat
auf Preußens Seite und unterstützte dessen Forderungen nachdrücklich.
Zustände in Mit den Bourbonen war eine große Anzahl Emigranten und Alt-
Frankreich. afciiger nach Frankreich zurückgekehrt, welche nach ihrer Heimkehr große
Ansprüche erhoben. Die Großen aus der Kaiserzeit verloren ihre Lehen
und ihr Ansehen, und die Armee war unzufrieden. Ludwig Xviii*
that Nichts, um den neuen Zustand erträglich zu machen, und belastete
sogar den Staatsschatz mit 60 Millionen Franken, welche er im Exil
gebraucht hatte. Auch den Emigranten wurden unermeßliche Summen
und die besten Stellen verwilligt.
Napoleon Napoleon hörte auf Elba mit großem Behagen von den Vorfällen
verläßt Elba jn Wim und von der Unzufriedenheit des französischen Volkes mit
der Regierung der Bourbonen und beschloß die Lage der Dinge zu
seinem Vortheile auszubeuten. Er besaß noch einen ungeheliren Anhang,
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Franz Franz Napoleons Ludwig_Xviii* Ludwig Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Frankreichs London London Wien London London Gottes Napoleons Frankreich Frankreich Elba Elba
264
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Der Aufstand
der Griechen
1821-1827.
Die
Befreiung
Griechen,
lands vom
türkischen
Joche
Bundestag zu Frankfurt den 13. Artikel der Bundesacte von der Ein-
führung landständischer Verfassungen zur Berathung empfahl. Dieser
letzte schwierige Punkt veranlaßte noch im nämlichen Jahre einen be-
sonderen Ministereougreß sämmtlicher deutscher Bundesstaaten zu Wien,
dessen Beschlüsse als die Schlußakte des deutschen Bundes einstimmig
angenommen wurden. Sie zielten hauptsächlich dahin, den Landständen
der einzelnen Staaten, welche allmählich ins Leben traten, jegliche Ein-
mischung in allgemeine deutsche Angelegenheiten zu entziehen, sowie die
Souverainität den Ständen gegenüber durch Verheißung der Bundes-
hülfe zu heben.
Schon seit der Eroberung Constantincpels schmachteten unsere
Glaubensbrüder, die Griechen, unter dem Joche der Türken, des Erb-
feindes des Christenthums. 1814 war zu Wien zur Zeit des Congresses
von dem russischen Staatssecretär Grafen Capodistrias und dem in
Pisa lebenden Erzbischof Ignatius unter dem Namen Hetäria ein ge-
heimer Bund gestiftet worden, welchem nicht nur die angesehensten
Griechen, sondern auch einflußreiche Männer anderer Nationen ange-
hörten. Dem ursprünglichen Zwecke, das griechische Volk durch wissen-
schaftliche Lehranstalteu und Volksschulen zu bilden, gesellte sich bald
ein anderer bei, das türkische Joch von Griechenland abzuschütteln.
Man baute auf Hülfe von Rußland und auf die Ohnmacht der Türken.
Der Aufstand begann unter den Griechen in der Moldau und
Wallachei, wo der Sohn eines ehemaligen Hospodars der Wallache!,
Alexander Apsilanti, ein russischer Generalmajor, die Griechen zur Ab-
werfung des türkischen Joches aufforderte. Vou allen Seiten stürmten
heldenmüthige Schaaren zu seinen Fahnen, mit denen Npsilauti die
Türken zu bezwingen hoffte. Im Peloponnes, in Hellas und Thessalien,
auf den Inseln entbrannte zu gleicher Zeit der Aufruhr. Allein die
Griechen fanden nirgends Beistand, im Gegentheil erklärten die auf
dem Congresse zu Laibach versammelten Monarchen auf Metternichs
Rath, daß sie die revolutionäre Bewegung der Griechen nicht unter-
stützen würden. Bei Galacz und bei Dragaschau ward die heilige
Schaar der Hetäristen aufgerieben; Npsilauti floh nach Siebenbürgen,
wo er verhaftet wurde und vier Jahre in östreichischer Gefangenschaft
schmachtete. Der Sultan richtete nach diesen Vorgängen unter den zu
Constantinopel wohnenden Griechen ein furchtbares Blutbad an, weil
er sie mit den revolutionären Bewegungen ihrer Glaubensbrüder ein-
verstanden erklärte. Viele Familien wurden ermordet oder beraubt und
verbannt, der 72jährige Patriarch von Constantinopel am Ostertage
vom Hochaltare gerissen und mit seinen Bischöfen am Haupteingange
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Constantincpels Capodistrias Ignatius Hetäria Alexander_Apsilanti Alexander Metternichs
Rath
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
265
seiner Kirche aufgehängt, diese selbst nebst 15 andern dem Boden
gleichgemacht. Die Fürsprache Rußlands und Oestreichs blieb un-
beachtet.
Die Wuth der Türken gegen die Griechen fachte den Aufstand nur
noch heftiger an. Zu Wasser und zu Land brach der Krieg aus und
ward auf beiden Seiten mit der heftigsten Erbitterung und der furcht-
barsten Grausamkeit geführt. Am glücklichsten waren die Griechen zur
See. Mit ihren kleinen, gefährlichen Brandern fuhren sie an die
feindlichen Schiffe heran und steckten sie in Brand; unter Canaris,
Sachturis und Miaulis verrichteten sie Thaten, welche ihrer Vorfahren
würdig waren. Der Capudan Pascha, Admiral der türkischen Flotte,
hatte auf der Insel Chios fast alle Griechen, Männer, Frauen, Greise
und Kinder, ermorden lassen. Er ward von der griechischen Flotte
angegriffen und mit feinem Admiralschisfe in die Luft gesprengt. Gleiches
Schicksal traf seinen Nachfolger. Im Landkriege zeichnete sich Demetrius
Npsilanti, Odysseus, Niketas, die Brüder Marko und Noto Bozzaris,
Guras, Kolokotroni und Maurokordato aus und entrissen den Türken
den größten Theil von Morea.
Der Heldenmuth und die Selbstverläugnung der Griechen erregte
in ganz Europa neben hoher Bewunderung innige Theilnahme. Es
bildeten sich allenthalben Vereine zur Unterstützung der Griechen mit
Waffen, Geld und andern Bedürfnissen, und viele für die griechische
Freiheit begeisterte Jünglinge (Philhellenen) zogen als rüstige Streiter
hin nach dem Land, dem wir in so vielen Beziehungen unsre Bildung
zu danken haben. Der englische Dichter Lord Byron widmete der
Sache Griechenlands sein Vermögen, seine Kraft und fand dort, dem
Klima und der Anstrengung unterliegend, seinen Tod (1824); nächst
ihm spendete ein reicher Genfer, Eynard, bedeutende Summen.
Zm Jahr 1824 schickte der Vicekönig Mehemed Ali von Aegypten
seinen Sohn Ibrahim, einen tapfern aber grausamen Mann, dem Sultan
mit einer zahlreichen Macht zu Hülfe. Die unter sich uneinigen Griechen
vermochten nicht zu widerstehen. Eine Stadt nach der andern fiel trotz
der heldenmüthigsten Gegenwehr. Besonders zeichnete sich die Besatzung
von Missolunghi rühmlich aus, welche lange die heftigsten Angriffe des
zürnenden Ibrahim abschlug. Als die tapfere Schaar immer mehr
zusammenschmolz und zuletzt sich nicht mehr gegen den überlegenen
Feind zu halten vermochte, versuchte sie Nachts in geschlossenen Gliedern
mit Weibern und Kindern in der Mitte einen Ausfall. Allein der
Plan war verrathen worden, und als die Belagerten herausdrangen,
stürzten die Türken auf sie los. 1000 Mann schlugen sich durch, die
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Capudan_Pascha Demetrius
Npsilanti Niketas Marko Noto_Bozzaris Morea Lord_Byron Ibrahim
Extrahierte Ortsnamen: Rußlands Chios Guras Europa Griechenlands
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
wird nach der
Leeschlacht
bei Ravanno
durch den
russisch-türki-
schen Arie,,
durchtzesrtzi.
Prinz Otto
von Baiern
wird König
von
Griechenland.
in der Festung zurückgebliebenen Kranken und Greise sprengten sich mit
den eingedrungenen Türken in die Lust. Ibrahim verwüstete den Pe-
loponnes mit Feuer und Schwert, und Viele gaben die Sache der
Griechen aus. Da gelang es dem edlen Minister Canning in London,
zwischen England, Frankreich und Rußland einen Vertrag zu Gunsten
Griechenlands zu stiften. Die drei Großmächte schickten, da die Türken
auf keine Unterhandlungen eingehen wollten, eine Flotte nach dem
Peloponnes ab, welche im Hafen von Navarin die ganze türkische Flotte
vernichtete (1827). Trotz dieser ungeheuren Niederlage wollte sich der
Sultan noch immer nicht herbeilassen, die Griechen frei zu geben und
benahm sich insbesondere gegen Rußland so wenig nachgiebig, daß Kaiser
Nikolaus den Krieg erklärte. Dadurch wurden die Türken genöthigt,
nachdem die Ianitscharen in Constantinopel auf Befehl des Sultans
niedergemacht worden waren*), ihre Truppen aus Hellas zurückzuziehen.
Ibrahim wurde von den Franzosen, welche unter dem General Maison
in den Peloponnes eingerückt waren, verjagt, und in Folge der glücklichen
Wendung der Dinge der Gras Capodistrias zum Präsidenten Griechen-
lands ernannt. Mit ungewöhnlicher Raschheit rückten die Russen unter
Wittgensteins Oberbefehl gegen die Türken über die Donau, eroberten
7 Donaufestuugen und das noch nie genommene Varna am schwarzen
Meere (1828). Im folgenden Jahre übernahm General Diebilsch das
Commando der Russen, schlug den Großvezier bei Schumla, erstürmte
Silistria, überstieg den Balkan und rückte nach Constantinopel vor,
während Fürst Paskiewitsch Eriwansky Erzerum in Kleinasien eroberte.
In dieser Noth bequemte sich der Sultan znm Frieden von Adrianopel
(1829), worin er die Unabhängigkeit der Griechen anerkennen, den
Russen aber die freie Schiffahrt auf der Donau und in den Darda-
nellen, sowie die Schutzherrschast über die Donaufürstenthümer ein-
räumen mußte.
Noch waren die inneren Angelegenheiten Griechenlands nicht ge-
ordnet. Das Volk war insbesondere mit der Strenge des Präsidenten
Capodistrias unzufrieden, welcher (1831) zuletzt ein Opfer des Meu-
chelmordes wurde. Die Großmächte, welche Griechenlands Unabhängig-
keit durchgesetzt hatten, ordneten nun auch die äußeren und inneren
Verhältnisse des neuen unabhängigen Staates und bestimmten, daß
der Peloponnes, die Inseln des Archipels mit Ausnahme von Samos
') Die Ianitscharen bildeten die Leibwache des Sultans und genossen vor
den anderen türkischen Truppen mancherlei Vorrechte. Sie hatten sich
damals gegen den Sultan aufgelehnt.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Otto
von_Baiern Otto Ibrahim Canning Nikolaus Nikolaus Ibrahim Maison Capodistrias Diebilsch Schumla Paskiewitsch_Eriwansky_Erzerum Capodistrias
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland London England Frankreich Griechenlands Constantinopel Wittgensteins Donau Varna Balkan Constantinopel Kleinasien Donau Griechenlands Griechenlands Samos
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. ouö
dem nachmaligen König Ludwig Xvi. Während der Einsegnung der
Neuvermählten lobte ein furchtbares Gewitter. Vierzehn Tage später
veranstaltete die Stadt Paris zum Schlüsse der Festlichkeiten ein glän-
zendes Feuerwerk, zu welchen! zahlreiche Zuschauer herbeiströmten. Der
Einsturz einiger Gerüste auf die dichtgedrängte Volksmasse kostete vielen
Hunderten von Menschen das Leben, und so bereitwillig der Dauphin
die unglücklichen Waisen und Wittwen unterstützte, so schwer war der
traurige Eindruck zu verwischen, welchen dies unglückliche Ereigniß in
allen Gemüthern hervorgerufen hatte. Marie Antoinette war wegen
ihrer Anmuth und Schönheit, wegen ihrer Milde und Freigebigkeit,
wegen ihres einnehmenden Wesens allgemein geliebt; aber bald ver-
wandelte sich diese Liebe in Haß und Verachtung. Man warf ihr
Verschwendung, Eitelkeit und Putzsucht vor. Ihre Liebe zur Musik
und zum Schauspiel veranlaßte sie, Sänger und Sängerinnen zu be-
günstigen und ein eigenes Hoftheater zu errichten, auf welchem sie selbst
debutirte. Man verzieh es ihr nicht, daß sie zu einer Zeit, wo die
Finanzen des Königs und des Staates bereits zerrüttet waren, große
Summen für Pferde, Wettrennen, Bälle und ihre Toilette verwandt.
Ihr Ruf litt noch mehr durch die nächtlichen Feste, welche sie gab,
durch den nächtlichen Besuch der Theater, Gärten und Spaziergänge,
worin ihre angeborne Leichtfertigkeit und Sorglosigkeit Nichts fand.
Am meisten aber schadete ihr die berüchtigte Halsbandgeschichte, an
welcher sie ganz unschuldig war. Die Gräsiu de la Motte stand mit
dem Cardinal von Rohan, welcher bei Hofe in Ungnade gefallen war,
auf vertrautem Fuße. Um sich wieder in Gunst zu setzen, ließ er sich
von der Gräfin zu einem thörichten Wagniß verleiten. Diese hatte
nämlich erfahren, daß ein Juwelier der Königin ein äußerst kostbares
Halsband zum Kaufe angeboten habe, welches aber für dieselbe zu theuer
war, und darum rieth die Gräfin dem Cardinal, er möge das Hals-
band kaufen und es der Königin zusenden. Rohan kaufte den Schmuck,
ohne ihn jedoch ganz bezahlen zu können, und übergab ihn der Gräfin,
deren Gatte mit dem Raube nach England entfloh. Da aber der
Juwelier vom Cardinal die volle Zahlung nicht erhalten konnte, so
wandte er sich an die Königin selbst. Die ganze Geschichte kam an
den Tag, und der König ließ den Prozeß zwar vor dem Parlamente
verhandeln, allein die Feinde der Königin ließen es sich nicht mehr
nehmen, daß sie an Allem schuld sei. Als die Revolution ausgebrochen
war, hielt das Volk die Königin für seinen größten Feind. Darum
forderte es in Versailles (S. 218) und so oft sich Marie Antoinette
sehen ließ, ihr Blut. Sie zitterte nicht, als sie in Versailles die
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Marie_Antoinette Cardinal_von_Rohan Rohan Marie_Antoinette
Extrahierte Ortsnamen: Paris England Versailles Versailles