Scnega mbien.
875
und aus der Sahara als trockene Nordostwinde kommen. Seltsam
ist es, daß wahrend diese Winde auf die Eingebornen höchst nachthei-
lig wirken und unter andern Augenübel verursachen, unlängst ange-
kommene Fremde sie als sehr erfrischend und gesund rühmen, indem
die Lust trocken wird, der Körper seine Elastizität wieder erhalt, die
Krankheiten aufhören und die Fremden sich erquickt, erleichtert und
neu gestärkt fühlen. Während der Dauer der Harmattans ist das
Geräthe in den Häusern mit einem feinen Sandstaub bedeckt und
Tische und Stühle bekommen Risse.
Zu den merkwürdigsten Gewächsen dieses Landes gehört ohne
Zweifel der Baobab, Affenbrodbaum (Adansonia digitata,
nach dem berühmten Naturforscher Adanson, der im 18. Jahrhunderte
lebte und Afrika, vorzüglich Senegambien bereiste, so genannt), ein
Baum, dem man wegen seiner Größe mit Recht den Riesen, den
König des Afrikanischen Pflanzenreichs nennen darf. Sein Stamm
erreicht zwar nur bis zu den Zweigen eine Höhe von 12 bis 15 F.,
aber die Dicke desselben beträgt im Durchmesser 25—27 F. und mit-
hin im Umkreise 75—78 F., so daß 12 Männer ihn nicht umfassen
können. Die Krone wird gegen 70 F. hoch und breitet sich auf
120 F. weit aus. 'Die Wurzeln haben zum Theil eine Länge von
160 F. In den ersten Jahren wächst er schnell, nachher aber so
langsam, daß Adanson glaubt, dieser Baum gelange zu einem Alter
von mehreren Jahrtausenden *). Die ungeheuren Zweige senken sich
zuletzt, von ihrer Schwere niedergedrückt, mit ihren Spitzen auf die
Erde herab und verdecken, große Lauben bildend, den Stamm. Ein
solcher Baum bedeckt zuweilen eine Fläche von beinahe 200 shruthen
oder von ohngefähr 1| Ackern. Das Holz ist leicht, weiß und sehr
zart, daher auch der Stamm bei der geringsten Verletzung hohl wird;
die etwa 5 Zoll langen und 2 Zoll breiten Blätter sind gefingert, die
Blüthen weiß und die Früchte haben eine längliche, an beiden Enden
zugespitzte Form, sind gegen 18 Zoll lang und 6 Zoll breit, hängen
an fast 2 F. langen Stielen, und gleichen einer Melone. Die schwarz-
braune Schale der Frucht ist hart und holzig und mit 13 Furchen
gerippt, welche Anfangs mit einer.dünnen, seinen und kurzen Wolle
von grünlicher Farbe überdeckt sind. Mit der Reife verliert sich diese
Wolle und läßt die glatte, glänzend polirte Schale überall bloß. Sie
enthält ein Mark oder Fleisch von einem angenehmen säuerlichen Ge-
schmack, das frisch und getrocknet gegessen und als ein Hauptmittel
gegen die Ruhr benutzt wird. Aus der Rinde des Baums sollen die
Neger, wie Mollien sagt, ein unzerstörbares Tauwerk verfertigen. Übri-
*) Adanson fand in der Mitte des vorigen Jahrhunderts an Bäumen,
die erst 6 F. dick waren, Namen von Seefahrern aus dem 15. und
16. Jahrhunderte eingeschnitten, und diese Einschnitte hatten sich noch
nicht sehr erweiteet.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
876
Afrika.
gens wächst die Adansonia nicht allein in Senegambien, sondem auch
in Guinea und in Nigritien.
Unter den eßbaren Gewächsen Senegambiens fähren wir die
Bataten und Maniok oder Kassave an. Die Bataten sind die
knolligen Wurzeln einer Pflanze, welche zu der Gattung der Winde
(Convolviilii«) gehört, wovon wir oben schon (Bd. Ii. S. 749) eine
Art, nämlich die Jalappenwinde erwähnt haben. Die Bataten-
wind e treibt rauhe Stengel, die sich an nahestehende Pflanzen in die
Höhe ranken oder auf der Erde fortkriechen. An den Wurzeln setzen
sich, wie bei unsern Kartoffeln, längliche, von Außen rothe, inwendig
weißgelbe Knollen an, von einem sehr angenehmen süßlichen Geschmacke,
die zu Gemüse, Mehl und zu einem geistigen Getränke benutzt wer-
den. Die Pflanze wird in Ostindien, Westindien und andern Ame-
rikanischen Ländern häufig angebaut, so wie auch in verschiedenen
Ländern Afrikas.
Der Maniok oder Manihot (Jatropha manihot) ist ein
4—6 F. hoher Strauch, mit holzigem, knotigem und mit Mark ange-
fülltem Stamme, und wächst nicht allein in Afrika und Amerika
wild, sondern wird auch daselbst mit vielem Fleiße angebaut. Der
vornehmste Nutzen des Maniok besteht in den knollenartigen, mehligen
Wurzeln, deren milchiger Saft zwar giftig ist, woraus man aber,
nachdem sie zerrieben und von dem giftigen Safte durch Auspressung
befreit worden sind, ein weißes Mehl gewinnt, aus dem ein wohlschme-
ckendes Brod gewonnen wird, das man eigentlich Kassava oder Kas-
sa da nennt, wiewohl man auch den Strauch selbst mit diesem Na-
men bezeichnet. In Amerika heißt das aus der Kassava bereitete
Mehl Tapioca. Übrigens läßt sich dies Gewächs, das eine aschfar-
bige Rinde hat und sich oben in mehrere grüne Zweige theilt, aus
denen breite, von einem rothen Stengel getragene Blätter hervorspros-
sen, nicht nur leicht aus dem Samen und durch Sprößlinge fortpflan-
zen, sondern wuchert auch wild stark, und ist daher besonders für die
Armen eine große Wohlthat.
Unter den verschiedenen Negervölkern bemerken wir vorzüglich die
Fuhlas oder Po ulen, die mit den oben bei Nigritien beschriebenen
Fellatas Ein Volk sind, und eine mächtige Nation Senegambiens bil-
den, von wo sie sich bis nach Sudan hin verbreitet haben. In Se-
negambien bewohnen sie unter andern Futa-Toro, Bondu, Futa d'
Jallon, Fuladu rc. Man kennt den Ursprung der Fuhlas nicht mit
Bestimmtheit. Der Sage nach bewohnten sie vor alten Zeiten die
fruchtbaren Gegenden im nördlichen Theile von Afrika, und waren
damals Hirten und Nomaden. Als die Araber in jene Gegenden
einbrachen, zogen sie in ihre jetzigen Wohnplätze in Senegambien und
vertrieben die eingebornen Neger. Späterhin folgten die Mauren den
Fuhlahs nach den südlichen Ufern des Senegals und nöthigten diese
zur Annahme der Muhamedanischen Religion und zur Erlegung eines
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Personennamen: Futa_d'
Jallon
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Senegambien Guinea Nigritien Ostindien Westindien Afrikas Afrika Amerika Amerika Bondu Afrika Senegals
Senegambicn. *
877
jährlichen Tributs. Mit dem Islam ist auch die Arabische Sprache
eingeführt und die meisten Fulahs verstehen sie etwas. Fast überall
vermischten die Fulahs sich mit den schwarzen Eingebornen, so daß die
ursprünglich braune und gelbliche Rasse der Fulahs beinahe ganz ver-
schwunden und einer andern aus röthlichen oder schwarzen Menschen
bestehend, Platz gemacht hat. Ihre Farbe und ihr Äußeres ist daher
auch nach den Gegenden verschieden. In den nahe am Gebiete der
Mauren gelegenen Gegenden sind sie hellfarbiger als in den südlichen
Staaten, ihre Gesichtszüge gleichen Arabischen und Europäischen, das
lange geflochtene Haar fällt ihnen in dichten, gleich lang geschnittenen
Locken auf die Schultern, nur die Lippe ist etwas dick. Mollien be-
hauptet sogar, Einzelne unter den Fulahs gesehen zu haben, welche in
Farbe und Gesichtszügen ganz den Südeuropaern gleich waren. Die
Frauen sind in der Jugend hübsch, sobald sie aber Mütter geworden
sind, werden sie häßlich, ja abschreckend. Die Männer tragen bis ans
Knie reichende Beinkleider, eine Pagne um die Schultern, Ohrringe
und gläserne Halsketten; bei Festen schmücken sie ihr helmartig gefloch-
tenes Haar mit Straußfedern. Der Anzug der Frauen gleicht dem
der andern Negerinnen. Kops, Hals und Beine sind wie mit Glas-
kügelchen beladen. Ein Theil der Fulahs, besonders in Futa-Torr hat
die Gewohnheit ihre Haare mit Palmöl oder Palmbutter *)
einzuschmieren. Vornehmlich zeichnen sich durch diese Sitte die Fulahs
aus, denen man den Namen Laobeh giebt, welche ein nomadischer
Stamm sind, der von dem Ertrage seiner Heerden lebt. Auch tragen
die Fulahs auf der Stirne Säckchen von Baumwolle, in denen ihre
Grigris oder Amulette verborgen sind. Nicht minder haben sie öfters
solche Amulette, bestehend in einem schützenden Spruche aus dem Koran,
in rothen Lederkästchen in großer Anzahl um den Hals hängen. Der
Eifer derselben, die Muhamedanische Religion unter den Negern aus-
zubreiten, ist mit Erfolg begleitet, und dies hat das Gute, daß der
rohe Fetischdienst der Neger verdrängt und zugleich Fortschreiten in nütz?
lichen Künsten und eine anständigere Kleidung sich verbreiten.
Die Fulahs werden als ein von Natur gut gesinntes, rechtliches,
gastfreies, menschliches Volk geschildert, das schon einige bedeutende
Fortschritte in der Gesittung gemacht hat. Von den Fulahs in Futa-
Djallon macht Mollien, der dieses Land durchreiste, folgende Schilde-
rung: ,,der Poule von Futa-Djallon ist ernsten Sinnes, zuweilen gar
melancholisch; er besitzt Grundsätze der Höflichkeit, die mich in Erstau-
*) Dieses Palmöl gewinnen die Einwohner von einer besondern Palmen-
art, der Olpalme (Elais guineensis), aus dem ölhaltigen Fleische der
Frucht, das man durch starkes Stoßen in einem Mörser zu einer Art
Teig bereitet, den man mit Master vermischt und hierauf diese Mi-
schung sieden läßt. Der ölige Theil schwimmt dann auf der Ober-
fläche des Wassers, wo er eine Haut bildet, die im kalten Zustands
gerinnt und so fest wie Butter wird.
/
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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878
Afrika.
nen gesetzt haben und einen überzeugenden Beweis geben, daß dieses
Volk in der Civilisation schon bedeutende Fortschritte gemacht hat. Ec
ist geschickt und aufmerksam in allem, was er thut; seine Arbeiten zeu-
gen sogar von Geschmack. Seine Vorrathshauser sind sehr geräumig
und seine Hütten die am besten gebauten in diesem ganzen Theile
des westlichen Afrikas, groß, lustig und mit weiten Thüren versehen
und von Bambusrohr erbaut. Im Innern der Wohnungen herrscht
die größte Reinlichkeit und es gehört zum Luxus, selbige mit Waffen
und Matten zu verzieren. Diese Poulen sind auch geschickte Töpfer,
und ihre Gesäße sehen so glänzend aus, als wenn sie mit Firniß über-
zogen wären. Eben so habe ich mich auch über die Niedlichkeit ihrer
hölzernen Näpfe gewundert, um so mehr, da sie dieselben nicht drech-
seln, sondern ihnen mit dem Beile die Form geben. Ihre Lederar-
beiten und ihre Dolche stehen denen der Mauern weit nach; dagegen
suchen sie ihres Gleichen in der Verfertigung von Bogen, in deren
Handhaben sie sich ebenfalls auszeichnen. Das Gift, in welches sie
ihre Pfeilspitzen tauchen, und welches aus einer Art Euphorbium be-
reitet wird, ist von fürchterlicher Wirkung. Die R u m b d e s sind An-
stalten, welche ihre Menschlichkeit beweisen. Nämlich jedes Dorf er-
laubt seinen Sklaven, sich auf einem bestimmten freien Platze nachbar-
lich neben einander Hütten zu bauen; eine solche Vereinigung von
Hütten heißt nun ein Ru mb de. Zum Oberhaupt in demselben
wählt man einen aus der Mitte der Sklaven selbst, nach besten Tode
seine Kinder, wenn sie für würdig befunden werden, in seine Stelle
wieder eintreten. Die Einwohner dieser Numbdes, welche in der That
nur dem Namen nach Sklaven sind, bauen das Land ihrer Herren
und folgen denselben als Lastträger auf ihren Reisen. Nie werden sie,
wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben, oder im Lande geboren sind,
verkauft. Führt einer aus ihrer Mitte sich schlecht aus, so wird er
dem Herrn desselben von seinen eignen Kameraden zum Verkauf
überliefert."
Überhaupt ist der Fleiß der Fulahs im Ackerbau und in der Vieh-
zucht ausgezeichnet. Sie haben zahlreiche Rinder- und Schafheerden,
behandeln ihr Vieh gut und sanft, treiben gute Milchwirthschast und
bereiten Butter, jedoch keinen Käse, haben treffliche Pferde, die aus
einer Vermischung der einheimischen Rasse mit Arabischen entstanden
zu seyn scheinen, nicht groß, aber sehr schnell sind. Die Fulahs sind
auch tüchtige Jäger und stellen den Löwen, Panthern und Elephan-
ten nach. Ihre Dörfer gewähren einen freundlichen Anblick, indem
die aus Lehm gebauten Häuser oder Hütten und mit einem kegelför-
migen Dache von Stroh versehen, in Reihen geordnet und mit einer
Art von Verpallisadirung umgeben sind. Sie weben Zeuge mit Sorg-
falt und verzieren sie mit hübschen Stickereien. Weber, Schuster und
Schmiede giebt es in jedem Dorfe. Schöne Sandalen aus rothem
Saffian, Steigbügel, von Kunst zeugende Schlösser, silberne Schnallen,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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879
Senegambien.
Ohrringe und andere Putzsachen verfertigt man mit vielem Fleiße und
großer Zierlichkeit, so wie auch das gebrannte Töpfergeschirr sich durch
seine Güte empfiehlt.
Die Mandingos, das zweite vorzüglich merkwürdige Neger-
volk Senegambiens, nehmen jetzt einen großen Theil dieses Landes ein,
so wie sie auch in einigen Gegenden der Sierra-Leona-Küste sich finden.
Aus Manding, einem großen Lande, westlich von Bambarra, sind sie,
wie Laing behauptet, vor etwa hundert Jahren ausgewandert und als
ein eroberndes Volk aufgetreten, indem sie von Manding' aus gegen
W. in vielen Ländern, theils am Falehme, theils am Gambia und
selbst an der Küste sich angesiedelt haben, und z. B. Bambuk, Den-
tilia, Tenda, Wulli, Pani, Salum rc. bewohnen. Auch in Bambarra
bilden sie die Hauptmasse der Bevölkerung. Sie sind das gebildetste
und gewerbfleißigfte unter den Negervölkern, in dessen Hand aller
Handel mit Gold und Elfenbein ist, sondern haben auch durch Klug-
heit und Verschmitztheit nach und nach ihre Herrschaft über den süd-
lichen Theil Senegambiens ausgebreitet. Wo sie hinkommen, suchen
sie Handel, Bildung und den Islam, zu welchem sie sich selbst beken-
nen, einzuführen, und so haben sie sich allgemeine Achtung, Einfluß
und Herrschaft verschafft, und bevormunden die meisten Völker; vor-
züglich üben ihre Priester oder Marabuts großen Einfluß aus und
bilden eine äußerst geachtete Kaste, welche allein das Vorrecht genie-
ßen, von Landarbeiten befreit zu seyn. Um Marabut zu seyn, bedarf
es nur, daß man der Sohn eines Marabuts ist und das Arabische lesen
und schreiben kann. Ein Bart am Kinne, eine stets ernste Miene,
Emsigkeit in dem bei Auf- und Untergange der Sonne Statt finden-
den Morgen- und Abendgebete — dies sind die unterscheidenden Merk-
male eines Priesters. Als Lohn für die genaue Beobachtung dieser
Vorschriften empfing er vom Propheten das Vorrecht, in der Zukunft
zu lesen, gestohlene Gegenstände wieder herbei zu schaffen und eine
oder mehrere Personen mit Zauber zu belegen, durch dessen Wirkung
sie, wofern sie sich nicht durch Geschenke loskaufen oder sich unter die
schirmende Obhut eines andern mächtigern Marabuts stellen, der sie
zu schützen geruht, auf eine jämmerliche Weise zu Grunde gehen. Die
Hauptindustrie eines Marabuts indessen ist die Verfertigung der Gri-
gris, einer Art mehr oder weniger wirksamen Amulette, je nach dem
Grade der Heiligkeit des Marabuts, der sie verkauft. Die Form der-
selben ändert sich je nach dem Scharfsinn oder der Laune des Verfer-
tigers; es giebt deren für alle Übel und für alle Verhältnisse des Lebens.
Mit seinem Grigri um den Hals gehängt, findet der Jäger Schutz
gegen die Angriffe der Boa (Riesenschlange) und des Tigers; der Krie-
ger vermag den Dolchen und den Pfeilern zu trotzen; der Fischer hat
weder den Haifisch noch das Krokodill zu fürchten — alles um dieser
Amulette willen; die Zauberer vermögen nichts über eine durch das
Grigri geschützte Frau, und ihre Kinder wachsen und werden glücklich
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
860
Afri ka.
trotz der Zaubereien ihrer Nachbarn. Doch wir kehren, nach dieser Ab-
schweifung zu den Mandingos zurück.
Die Mandingos sind ein Negervolk, jedoch in seinen Formen et-
was gemildert und in seiner Farbe herrscht Schwarz mit etwas Gelb
gemischt. Ihre Gesichtsbildung ist regelmäßiger, ovaler, feiner als
ihrer Nachbarn im Tieflande. Meistentheils sind sie von Mittelgröße,
wohlgebildet, stark und können große Anstrengungen ertragen. Man
könnte sie in mancher Rücksicht die Hindus von Afrika nennen. Die
Kleidung beider Geschlechter besteht aus Zeugen von Baumwolle, die
sie selbst verfertigen. Die Männer tragen Beinkleider, die nur bis an
das Knie reichen, und mit einem starken Bande um den Leib befestigt
werden. Die Weite der Beinkleider ist ein Zeichen des Ranges unter
den Mandingos; daher auch der Ausdruck „weite Beinkleider" gleich-
bedeutend ist mit „vornehmer Mann." Laing sah einen Mandingo-
Hauptling, der ein Stück Zeug von 30 Ellen zu einem einzigen Paar
Beinkleidern verbraucht hatte. Über die Beinkleider hangt ein Hemd
oder Rock, bestehend aus 3 oder 4 Ellen von blauem oder weißem
baumwollenen Zeuge, mit einem Loch in der Mitte, und an den Sei-
ten nur bis auf die Halste hinauf zusammen genahet, so daß die Arme
freien Spielraum haben. Den Kopf bedeckt man mit einer weißen
Mütze, bei den Mandingos auf der Sierra-Leona-Küste sah Laing sie
aus rothem oder blauem Zeuge verfertigt, kegelförmig und mit Faden
von verschiedener Farbe sauber durchnäht. An den Füßen tragen die
Mandingos Sandalen. Die Weiber gebrauchen zu ihrer Bekleidung
zwei Tücher, jedes 6 F. lang und 3 breit, eins winden sie um den
Unterleib, dies dient als Rock, das andere werfen sie nachlaßig um
Busen und Schultern. Ihre Hauser sind denen des übrigen Afrika
gleich, runde Lehmhütten mit kegelförmigen Dächern von Bambus-
rohrstaben und mit Gras bedeckt; ihr Hausgerath ist eben so einfach.
Jedes Weib eines Mandingo, deren jeder mehrere hat, bewohnt seine
eigene Hütte und alle einer Familie gehörigen Hütten umgiebt eine
Umzäunung von Bambus. Das Ganze heißt dann S irk oder Surk.
Eine Anzahl solcher Gehöfde, die ohne Ordnung, nach Willkühr eines
jeden neben einander gestellt sind, mit engen Straßen dazwischen, heißt
dann eine Stadt.
Die Mandingos sind gutartig, freundlich, gesellig, neugierig, leicht-
gläubig und eitel, mild und theilnehmend. Fremden entwenden sie
gern etwas, unter einander thun sie es fast nie. Einen Beweis von
ihrer Gutmüthigkeit giebt die Aufnahme Mungo Parks bei ihnen.
Dieser kam aus Sudan, halb nackt, krank, in ihren Augen als ein
verworfener Landstreicher und als ein Ungläubiger zu ihnen; sie nah-
men ihn auf, gastfrei, mitleidig, uneigennützig; sie pflegten sein mit
Liebe und führten ihn wieder seinen Landsleuten zu. Mütter zeigen
große Liebe zu ihren Kindern und werden von diesen geliebt und in
Ehren gehalten. Schläge verschmerzt der Mandingo, aber Beschim-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Senegambien.
88 i
pfung seiner Mutter nie. Besonders gewöhnen sie ihre Kinder zur
Wahrheitsliebe. Will die Mutter den Sohn rühmen, so sagt sie, er
hat nie eine Unwahrheit geredet. Die Erziehung ist ganz in den
Handen der Frauen. Letztere werden gut behandelt, genießen Achtung
und Einfluß, und nehmen an den öffentlichen Vergnügungen Theil.
Streitigkeiten unter ihnen entscheidet der Mann. Ist aber das Anse-
hen desselben nicht hinreichend, den Hausfrieden zu erhalten, so nimmt
er seine Zuflucht zum Mumbo-Jumbo, einer Art von Popanz,
das Schrecken der Weiber. Dies ist ein aus Baumrinde verfertigter
kolossaler Mann, mit verschiedenen Farben bemalt, der gewöhnlich an
einem Baume in geringer Entfernung von dem Dorfe aufgehängt
wird. Sein Kopf ist mit einer ungeheuern spitzigen Mütze bedeckt,
welche niagifche Figuren schmücken, sein übriger Anzug besteht aus
einem langen Nocke mit weiten Ärmeln. Mit Einbruch der Nacht,
erscheint er, von mehreren Marabuts begleitet, nachdem er schon vorher
seine Ankunft durch fürchterliches Schreien in den nahen Wäldern
verkündet hat, auf dem gewöhnlichen Verfammlungsplatze (Bentang)
der Einwohner eines Ortes, wo alle, auch die Weiber sogleich erschei-
nen müssen. Die Ceremonie beginnt mit Tanzen und Gefangen, die
bis Mitternacht fortdauern. Wehe derjenigen Frau, die eifersüchtig
auf ihbe Genossen und nach der Herrschaft im Haufe strebend, die
Ruhe desselben gestört hat. Sofort ruft sie die furchtbare Stimme
des Mumbo-Jumbo vor seinen Richterstuhl, seinem Ausfpruche folgt
die Vollziehung. Sie wird ergriffen, entkleidet, an einen Pfahl ge-
bunden und mit der Ruthe des Mumbo-Jumbo bis aufs Blut durch-
gehauen, unter dem Spott und dem Gelächter der ganzen Versamm-
lung. Nach Beendigung der Ceremonie tritt alles wieder in seinen
gewöhnlichen Zustand. Mumbo-Jumbo verschwindet und am nächsten
Tage sieht man ihn wieder an der Stelle hangen, die er am vorher-
gehenden Abende einnahm. Diese mit einem unverletzlichen Geheimnisse
umhüllte Rolle wird abwechselnd durch die Mitglieder einer verborge-
nen Gesellschaft gespielt, deren Beschlüsse die Bevölkerung in Schre-
cken setzen.
Mit Unrecht betrachten die Weißen die Neger und besonders die
Mandingos als trage und unthätig. Das Klima selbst verbietet große
Anstrengungen, aber ein Volk, das sich alle seine Bedürfnisse verschafft,
kann man nicht faul nennen; daß sie nicht mehr thun, darf uns nicht
Wunder nehmen, da der größere Ertrag keinen Absatz findet. Die
Feldarbeit beschäftigt sie hinreichend in der Regenzeit, in den andern
Monaten treiben die an den Flüssen wohnenden Fischerei. Andere
jagen. Die Weiber bereiten Baumwolle und spinnen an der Spin-
del, die Männer weben und jene färben das Zeug ächt blau mit In-
digo. Dies sind die Arbeiten, welche jeder versteht. Als künstliche
Arbeiten gelten die Bereitung des Leders und das Schmieden des
Eisens. Dse meisten Schmiede arbeiten auch in Gold. Die Freien
Carmabich's Hülfsbuch. Ii. Band, 56
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
882
Afrika.
machen im Allgemeinen nur ein Viertel der Bevölkerung aus, drei
Viertel sind Sklaven, die das Land bestellen, das Vieh hüten und alle
niedrigen Arbeiten verrichten müssen. Im Hause geborne Sklaven
dürfen nicht verkauft, noch viel weniger getödtet werden. Nur Kriegs-
gefangene kommen in den Handel und dürfen behandelt werden, wie
man will. Im Handel sind die Mandingos Meister und an Unter-
nehmungsgeist allen ihren Nachbarn überlegen, und bilden die unter-
nehmendsten und gewandtesten Kaufleute vom Joliba bis zum Atlanti-
schen Ozean, und haben den Goldhandel von Bambuk, den Handel
mit Elfenbein und Sklaven fast allein in ihren Handen.
O b e r g u i n e ü.
Die Kenntniß der Europäer von diesen großen Landerstrecken ist
noch sehr mangelhaft, und beschrankt sich meistens auf einzelne Küsten-
punkte; das Innere hingegen, welches nur hier und da einige Euro-
päische Reisende besucht haben, ohne jedoch tief vorgedrungen zu seyn,
ist fast ganz unbekannt und die darüber vorhandenen Nachrichten sind
sehr unsicher. Am unbekanntesten sind die Landestheile, welche die
Geographen mit den Namen Körner- oder Pfeffer-, Zahnküste und
Küste Benin bezeichnen. In das Innere der Sierra-Leona-Küste
ist in neueren Zeiten der schon öfters angeführte Brittische Reisende
Laing eingedrungen, indem er 1822 das Land Timmanis durchreiste
und die dahinter liegenden Gebiete der Kurrankos und Sulimas be-
suchte. Von der Goldküste haben wir durch die Reise des Britten
Bowdich, der als Gesandter 1817 bis zur Hauptstadt des Königreichs
Ashantee (Aschanti) gelangte, genauere Nachrichten erhalten, und die
Sklavenküste durreisten bis ins Innere, doch nur in einer Richtung
Elapperton und die Gebrüder Lander, wo sie vorzüglich das König-
reich Uarribata kennen lernten. Auf der Küste Benin mündet sich,
wie man durch die Entdeckung der Lander weiß, der Quorra (vermein-
te Niger), und durch ihre Fahrt auf dem einen Mündungsarme dieses
großen Flusses hat man auch über das Land selbst einige Kenntniß
erhalten, die sich in der Folge sehr erweitern möchte, wenn die von den
Britten angefangene Beschiffung des Quorra mit Dampfbooten thäti-
ger fortgesetzt wird. So sind kürzlich (1836) die Britten Becroft
und Oldfield auf einem Dampfboote, den Alt-Calabor (einen an-
dern Mündungsarm des Quorra, als der von den Landern befahrene),
etwa 20 Meilen aufwärts von der Küste an gerechnet, bis zu dem
Dorfe oder der Stadt Alt-Ekrikok gefahren. In England hat
auch schon der Kapitain Allen, der gleichfalls mit einem Dampfboote
den Quorra befuhr, eine treffliche Karte des untern Laufes des Quorra,
entworfen; jedoch ist Allen der Meinung, daß der Alt:Calabor ein
großer vom Quorra unabhängige Fluß sey, der seine Quellen weit im
Innern des Landes habe, in die Bai von Benin sich ergieße und
Ik.,
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Extrahierte Personennamen: Oldfield
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Joliba Benin Britten
Bowdich Königreichs
Ashantee Benin Niger Alt-Ekrikok England Benin
883
Öberguinea.
mit dem Quorra ein gemeinschaftliches Delta bilde. Man sieht aus
dem allen, daß Oberguinea den Europäern noch ein weites Feld zu
geographischen Entdeckungen darbietet.
Unter den Europäern waren die Portugiesen die ersten, welche diese
Küsten Oberguineas beschifften, und hier und da Forts und Nieder-
lassungen zur Beschützung und Beorderung des Landes anlegten. Die
Spuren ihres ausgebreiteten Einssusses auf diese Küsten in früheren
Zeiten, sind noch deutlich genug. So reden viele Neger noch heutiges
Tages die Portugiesische Sprache; auch ist die Sprache aller Küsten-
neger mehr oder weniger mit Portugiesischen Worten vermischt. Nach
den Portugiesen begannen auch andere Europäische Volker sich hier
nieder zu lassen, z. B. die Niederländer, Britten, Franzosen, Schwe-
den, Danen, Preußen, und so entstanden eine Menge Forts, vorzüg-
lich an der Goldküste, von welchen jetzt die Britten, Niederländer und
Danen die meisten haben, wahrend von den übrigen nur die Franzo-
sen und Portugiesen eins und die Schweden und Preußen gar keins
Mehr besitzen.
Man kann sich einen ziemlich richtigen Begriff von einem Afrika-
nischen Fort machen, wenn man sich einen Mit Kalk getünchten Thurm
ohne Spitze denkt, so bedeutend erweitert, daß das Fort 50 Schritte
Raum auf jeder Seite bekommt; doch bildet es nicht immer ein voll-
kommenes Quadrat. Auswendig sind die Forts in einiger Entfernung
gemeiniglich mit einer 6 bis 7 Ellen hohen Mauer umgeben. Die
Mauer und der auf solche Weise beschützte Platz wird das Vorwerk
genannt, und ist eigentlich dazu bestimmt, in Kriegszeiten die verbün-
deten Neger aufzunehmen, wenn sie von ihren Feinden gedrängt wer-
den. Da mehrere von den Forts an hohen Orten liegen, so sehen sie
in weiter Entfernung, wenn sie kürzlich mit Kalk getüncht sind, Krei-
debergen ähnlich, besonders wenn die Sonne darauf scheint. Die
Mauern der Forts sind sehr dick Und oben darauf ist eine Brustwehr
mit Schießlöchern für die Kanonen. Am Fuße des Forts nach der
Seeseite ist in einigen Brittischen Forts noch eine starke gemauerte
Batterie angebracht. Die Zahl der Kanonen ist nach der Größe der
Forts verschieden. Keins hak über 40 Kanonen. Im Hofe der Forts
sind gemeiniglich die Packhauscr, die Eisternen Und eingeschlossenen
Raume, die sonst für die Sklaven bestimmt waren. Die meisten
Europäer haben luftige Zimmer in den flachen Gebäuden auf den Bat-
terien selbst, besonders zeichnet sich der sogenannte Gouvernementssaal
durch seine Größe und Zuweilen durch seine Pracht aus. Redouten
sind im Grunde einerlei mit den Forts, bloß nach einem viel kleinern
Maßstabe, und führen selten mehr als 6—8 Kanonen. Privatleute
Unter den Europäern haben oft in der Nähe der Forts Gebäude, die
in demselben Style wie diese aufgeführt, doch unbefestigt und niedriger
sind, damit die Kanonen der Forts darüber schießen können. Das
Hauptfort der Britten heißt Cape Co äst, das der Niederländer St.
56 *
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938
Afrika.
und sogar einen Angriff auf die dazu gehörende Stadt Grahams-
Town machte, allein die eingedrungenen Kaffern wurden zurückgetrie-
den und mußten sogar den östlich vom großen Fischfluß bis zum Flusse
Keiskamma gelegenen Theil ihres Gebietes raumen, der hierauf für ein
neutrales, beiden Theilen untersagtes Gebieterklart wurde; allein dieses
Verhältniß blieb nicht lange, sondern sowohl die Kolonisten als auch
Kaffern fanden sich in diesem für neutral erklärten Gebiete ein und
benutzte dasselbe zur Weide für ihre Heerden, woraus manche Feind-
seligkeiten zwischen den Kolonisten und Kaffern entstanden, weshalb
1834 der Gouverneur der Kolonie die Kafferstamme aus diesem Land-
striche verjagte und zwar zu einer Zeit, in welcher eine große Dürre sich
einstellte, so daß die Kaffern großen Verlust an ihren Heerden erlitten.
Dies war die Ursache ihrer Erbitterung und ihrer Feindseligkeiten gegen
die Kolonie, welche nun mit der größten Heftigkeit ausbrachen und
den Kolonisten vielen Verlust verursachten, bis 1833 Frieden geschlossen
und der Fluß Kei zur Gränze der Kolonie bestimmt wurde und aber-
mals ein bedeutender Landstrich, den auf der Westseite der Keiskamma
und auf der Ostseite der Kei begranzt, für die Kaffern verloren ging,
aus welchem hierauf eine neue Provinz Adelaide gemacht wurde, deren
Küstentheile sich schnell mit Ansiedlern füllten, wahrend noch immer
in den höhern Theilen Kaffern sich aufhalten, unter der Bedingung,
daß sie die Brittische Oberhoheit anerkennen. Jedoch ist nach öffent-
lichen Nachrichten von der Brittischen Regierung diese neueste Erwei-
terung der Kolonie nicht genehmigt und dem Gouverneur verboten wor-
den, den Kolonisten Ländereien in der Provinz Adelaide anzuweisen,
indem die Souveranetat über diesen Distrikt, welcher durch einen unge-
rechten Krieg erworben worden sey, aufgegeben und derselbe spätestens
am Schluffe des Jahres 1836 gänzlich geräumt werden soll.
Die Hottentotten waren, als im 17. Jahrhunderte hier die
Holländer die Kapkolonie gründeten, die Ureinwohner des Landes und
ihre Zahl konnte sich damals auf 200,000 Individuen belaufen. Jetzt
belauft sich das, was man die Hottentottenbevölkerung in der Kolonie
nennt, auf kaum 20,000 Personen, von denen jedoch der größte Theil
gemischten Ursprungs ist. Reine Hottentotten leben gegenwärtig in
der Kolonie, die jetzt gegen 130,000 Bewohner zahlt, kaum 5000
und von diesen sprechen vielleicht nur einige hundert die Sprache ihrer
Vater, so daß jetzt diese merkwürdige Menschenrace auf dem eignen
heimischen Boden beinahe ausgerottet ist und dieselbe nur noch außer-
halb der Gränzen der Kolonie zu finden ist, wo, wie wir oben gehört
haben, die Buschmänner, die Koraquas, die Nomaquas und die Da-
maras zu der Race der Hottentotten gehören. Vis zu den neuesten
Zeiten waren die in der Kolonie lebenden Hottentotten von den Kolo-
nisten zll einer Art von Dienstbarkeit herabgedrückt, die schlimmer als
die Sklaverei war, und befanden sich in einer noch weit traurigern
Lage, als selbst die Negersklaven und wurden mehr verachtet und
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