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1. Realienbuch - S. 98

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
98 (beschichte. I der französischen Republik hatten durch ihre Ziege bewiesen, daß die bisherige Krieg- führung (der Rngriff in enggeschlossenen Reihen) veraltet war. Dennoch hielt man in Preußen an dem hergebrachten hartnäckig fest. Die Rrmee bestand noch zum größten Teile aus landfremden Söldnern, die durch den Ztock in Zucht gehalten wurden. Die Offiziere waren stolz auf die Ziege Friedrichs des Großen. Sie hielten das preußische Heer für unüberwindlich und sahen hochmütig auf die andern Stände berab. Rn der Spitze der Rrmee standen greise Generale, denen es an Tatkraft fehlte. Der Staatsschatz war aufgezehrt, und Schulden drückten das Land. Unfähige und willensschwache Männer, die allen Fortschritten und Verbesserungen abgeneigt waren, nahmen hohe Stellungen in der Verwaltung ein. Die Bevölkerung wurde von den Behörden ängstlich bevormundet. Die alte Einfachheit der Sitten und die Bereitwilligkeit, für das Vaterland Opfer zu bringen, waren allmählich im preußischen Volke geschwunden. Rn ihre Stelle waren Vergnügungssucht, prahlerische Überhebung und Eigennutz getreten. Die Bürger standen dem Staatsleben, an dem sie nicht teilnehmen durften, gleichgiltig gegenüber. Die Bauern waren, wie fast überall im Deutschen Reiche, noch den Edelleuten erbuntertänig. 4. Deutsche Zustände am Lude der J8. Jahrhunderts. Rm Ende des i 8. Jahr- hunderts trug Franz Ii. die Rrone. Er war der letzte Raiser des gänzlich verfallenen Deutschen Reiches. Die Herrscher der zahllosen kleinen Länder wachten eifersüchtig über ihre Selbständigkeit. Sie bemühten sich, teils die prunkvolle Hofhaltung der französischen Rönige, teils das soldatische Wesen Friedrichs des Großen nachzuahmen. Der Rdel eiferte meist in Lebensweise, Benehmen und zierlicher Tracht den Franzosen nach. — Der Bürgerstand hatte bei der Ohnmacht des Reiches die Freude an dem gemeinsamen deutschen vaterlande verloren. Er suchte dafür Ersatz in der Pflege des Geisteslebens. Ihm verdankt Deutschland jene großen Männer, die durch ihre unsterblichen Werke eine noch nie erreichte Blüte der Dichtkunst und Musik hervorriefen. Der kunstsinnige Herzog Rarlrugustvonweimar vereinigte an seinem Hose eine Rnzahl von Dichtern, unter denen Schiller und Goethe dem deutschen Volke die liebsten geworden sind. In Wien lebten die großen Musiker Mozart und Beethoven. Viii. Napoleon I. und der Untergang des Deutschen Reiches. 1. Napoleon I. Unter den Generalen der jungen französischen Republik ragte be- sonders Napoleon Vonaparte hervor. Er wurde auf der Insel Korsika als Sohn eines Rechts- anwalts geboren, erhielt seine Erziehung auf einer Kriegsschule und wurde dann Rrtillerie- ofsizier. Rus Ehrgeiz schloß er sich der Revolution an und brachte es schon im Rlter von 27 Jahren zum General. Er war von kleiner Gestalt und finsterer, verschlossener Gemütsart. — Ris Österreich im Bunde mit Rußland und England gegen die französische Republik kämpfte, wurde Bonaparte Befehlshaber in Norditalien. Dort besiegte er die Gsterreicher und zwang sie zum Frieden. — Bald daraus entbrannte ein zweiter Krieg. Vonaparte, der inzwischen unter dem Titel „Erster Konsul" an die Spitze der französischen Republik gestellt worden war, schlug die Gsterreicher wiederum und nötigte sie, das linke Rheinufer an Frankreich abzutreten. — Begeistert durch seine Siege wählten ihn die Franzosen zum Konsul auf Lebenszeit. Wenige Jahre später (1804) machte sich Bonaparte mit Hilfe der Rrmee, die ihn schwärmerisch ver- ehrte, unter dem Namen „Napoleon I." zum erblichen Kaiser der Franzosen. — In einem dritten Kriege Frankreichs gegen Österreich, Rußland und England eroberte Napoleon I. Wien und schlug die Gsterreicher und Russen (1805) in der furchtbaren vreikaiserschlacht bei Ruster- litz (Franz Ii., Rlexander I. von Rußland und Napoleon I.). Die eroberten Länder schenkte er seinen verwandten und Günstlingen, die er zu Königen oder herzögen machte und mit Prinzessinnen aus den alten Fürstenfamilien verheiratete.

2. Realienbuch - S. 55

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 55 eines Bergmannes geboren. Zunächst besuchte er die Lateinschulen zu Magdeburg und Eisenach. Im Jahre 1501 bezog er dann die Hochschule zu Erfurt, um Bechtswissen- schaft zu studieren. Der plötzliche Tod eines Freundes und die bei einem Gewitter aus- gestandene Todesangst stimmten den lebenslustigen Jüngling ernst und bewogen ihn, in das Huguftinerflofter zu Erfurt einzutreten. Aber auch hier fand fein krankhaftes Gemüt trotz strenger Bußübungen und eifriger Studien keine Buhe. Bus Empfehlung seines Ordensvorstehers Johann von Staupitz wurde er im Jahre 1508 Lehrer der Weltweisheit (Philosophie) an der 1502 gegründeten Universität zu Wittenberg, hier verkündete er seine allmählich immer mehr von der Uirche abweichenden Lehrmeinungen. Buch mit der Lehre, daß der Mensch nicht durch seine Werke, sondern allein durch den Glauben an die Barmherzigkeit Gottes selig werde, stand Luther im Widerspruch mit der Buffassung der Kirche von der Verdienstlichkeit guter Werke. Da nun zur Erlangung des Ablasses ein gutes Werk, das freiwillig gespendete Blmosen, erforderlich war, so wurde Luther ein Gegner des Bblasses. 4. Beginn der Kampfer gegen die Uirche. Bls Tetzel in der Gegend von Wittenberg den Bblaß verkündigte, benutzte Luther diese Gelegenheit, um gegen die „dicken Irrtümer der Ablässe" vorzugehen. Er schrieb 95 Lätze über den Bblaß und schlug sie am 31. Oktober 1517 an die Türe der Schloßkirche zu Wittenberg an. La war es in jener Zeit üblich, wenn ein Gelehrter feine Meinung kundtun und andre zu einer Bußerung darüber veranlassen wollte. In jenen Lätzen wandte sich Luther zu- nächst gegen die Mißbräuche, die bei der Verkündigung des Ablasses vorgekommen waren. Dann aber äußerte er auch seine von der Lehre der Kirche abweichenden Mei- nungen über Bußsakrament und Bblaß. Mit großer Lchnelligkeit verbreiteten sich seine Thesen (Lätze) in ganz Deutschland und riefen eine große Zahl von Gegenschriften her- vor. Doch ließ sich Luther hierdurch nicht umstimmen. Die Kluft zwischen der Kirche und ihm wurde immer größer, da er einen Glaubenssatz nach dem andern verwarf. Da seine kirchenfeindlichen Lehren von vielen gebilligt wurden, sah sich der Papst zum Einschreiten gezwungen. Luther wurde nach Born zur Verantwortung geladen, erlangte jedoch aus Veranlassung des Kurfürsten von Lachsen ein verhör durch den päpstlichen Gesandten Eajetan in Bugsburg. hier verweigerte er den widerruf seiner Lehren, wenn er nicht durch die heilige Schrift widerlegt werde. Da er für seine Sicherheit fürchtete, floh er nachts aus der Stadt. Bei einer Unterredung zu Blteuburg versprach Luther dem päpstlichen Kämmerer Karl von Miltitz, fernerhin zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern Lchweigen auferlegt würde. Trotzdem wurde der Streit fortgesetzt. 5. Luthers völliger Abfall Von der Uirche. Gegen den willen der kirchlichen Behörden verabredete der Ingolstädter Professor Di-. Eck mit einem Bnhänger Luthers, dem Wittenberger Professor Bodenstein, eine gelehrte Besprechung der Glaubenssätze von der Bechtfertigung. Bn dieserleip zig er Disputation (Unterredung) im Jahre 1519 nahm auch Luther teil. hier bestritt er, daß der Papst als Nachfolger des hl. Petrus der Stellvertreter Ehristi aus Erden sei, und daß die Beschlüsse der allgemeinen Kirchen- versammlungen (Konzilien) von der ganzen Thristenheit angenommen werden müßten. In mehreren Schriften, die Luther bald daraus veröffentlichte, vertrat er noch andre der Kirche widersprechende Lehren. Da alle gütlichen Mittel, Luther zur Umkehr zu bewegen, fruchtlos geblieben waren, erklärte der Papst in einem Schreiben (der „Bulle")

3. Realienbuch - S. 100

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Geschichte. I 2. Erste Regierungrzeit. ats Friedrich Wil- helm Iii. die Regierung übernahm, war Preußen von schweren Schulden bedrückt. Durch sparsame Wirtschaft gelang es ihm aber, in acht Jahren die Hälfte davon abzutragen. Beim Heere freilich war diese Sparsam- keit nicht angebracht. Um keine Ruhegehälter zahlen zu müssen, ließ Friedrich Wilhelm viele alte Generale, die längst nicht mehr kriegstüchtig waren, in ihren Stellungen. Die Soldaten hatten sehr schweres Gepäck zu tragen, und die Gewehre waren schlecht und ver- braucht. Trotzdem unterblieben Verbesserungen in Uusrüstung und Bewaffnung. Der Rönig liebte Neuerungen überhaupt nicht, weil er sie auf die französische Revolution zurückführte. Daher wurde auch das Heerwesen in dem Zustande belassen, in dem es sich zur Zeit Friedrichs des Großen befunden hatte. Der Rönig hoffte nämlich, durch Friedens- liebe seinem Volke das Unglück eines Rrieges er- sparen zu können. 3. Jena und Auerstädt. Rls Österreich im Bunde mit Rußland und England 1805 zum dritten Male gegen Frankreich kämpfte, zogen französische Truppen durch preußisches Gebiet, obgleich Preußen am Rriege nicht beteiligt war. Der Gesandte, den Friedrich Wilhelm Iii. wegen dieser Rechtsverletzung zu Napoleon sandte, wurde mit Uusflüchten hingehalten, bis Österreicher und Russen bei Uusterlitz geschlagen waren. Uls dann Napoleon von diesen Feinden nichts mehr zu befürchten hatte, führte er gegen Preußen eine hochmütige Sprache. Er drängte ihm erst Hannover auf, bot dieses Land aber kurz darauf den Engländern an. So zwang er durch Hinterlist und verächtliche Behandlung Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1806 zum Rriege. Mit großer Zuversicht zogen die preußischen Offiziere, die längst schon den Rrieg gegen den übermütigen Eroberer ge- wünscht hatten, ins Feld. Zwei Krmeen unter Ferdinand von Braunschweig und dem Fürsten Hohenlohe traten den Franzosen und den Truppen des Rheinbundes entgegen. Es fehlte aber bei der Heeresleitung an der rechten Einheit und an rascher Entschlossen- heit. Ungehindert und überraschend schnell drangen daher die feindlichen Truppen über den Thüringer Wald vor. Die preußische Vorhut unter Prinz Louis Ferdinand von Preußen wurde am l0. Oktober 1806 bei Saalfeld geschlagen. Louis Ferdinand starb im Rampfe mit französischen Reitern den Heldentod. Km 14. Oktober kam es zur Entscheidungsschlacht. Fürst Hohenlohe unterlag bei Jena den kriegsgewohnten, leicht beweglichen Truppen und dem überlegenen Feldherrngeschicke Napoleons. Ferdi- nand von Braunschweig wurde an demselben Tage bei Ruerstädt unvermutet ange- griffen und verlor gleich bei Beginn der Schlacht durch einen Schuß beide Rügen. Bald befand sich die Rrmee trotz der Tapferkeit einzelner Rbteilungen in voller Flucht: das preußische Heer, das zur Zeit des großen Friedrich der ganzen Welt Trotz geboten hatte, war geschlagen. 4. Der Zusammenbruch der preußischen Heerwesens, viele alte Generale wurden von furchtbarem Schrecken befallen und verloren völlig Ruhe und Besinnung. Die starken Festungen Erfurt, Magdeburg, Spandau, Rüstrin, Stettin, die den Feind lange 100 Rönigin Luise.

4. Realienbuch - S. 57

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 57 die Bibel zu übersetzen. Die Sprache, die er hierbei gebrauchte, war so volkstümlich, daß sein Werk sich schnell verbreitete. Im Jahre 1546 starb Luther in Eisleben und wurde in Wittenberg, wo er so lange gelebt und gewirkt hatte, begraben. Seine letzten Lebensjahre waren durch Krankheiten und mancherlei üble Erfahrungen mit seinen Anhängern getrübt. 9. Die Wiedertäufer in Münster. Zur Zeit der Reformation traten Männer auf, die die Taufe der Rinder verwarfen und die Erwachsenen nochmals tauften. Diese „Wieder- täufer" wollten schon hier auf Erden ein Reich Gottes aufrichten. In der Stadt Münster i. w. vertrieben sie den Bischof und die Obrigkeit und erwählten ihren Führer Johann Bockold aus Leiden in Holland zum Könige. Dann zwangen sie die Bürger, ihren Besitz an Gold und Silber auf dem Rathause abzuliefern, und führten die Vielweiberei ein. Der Bischof von Münster und der Landgraf Philipp von Hessen eroberten schließlich die Stadt und machten der tollen Wirtschaft ein Ende (1535). It. Der Dauernkrieg. 1. Ursache. Die Lage des Bauernstandes war in den letzten Jahrhunderten immer schlechter geworden. Der Bauer mußte mit seinen Familiengliedern und mit seinen Zugtieren oft mehrere Tage der Woche auf dem Gutshofe unentgeltlich arbeiten (Hand- und Spann- dienste). Außerdem hatte er allerlei Abgaben an Vieh und Feldfrüchten an den Gutsherrn zu entrichten. Daher war es ihm auch bei großem Fleiße kaum möglich, das Leben zu fristen. Als nun Luther eine Schrift über die Glaubensfreiheit herausgab, bezogen die Bauern das Wort ,.Freiheit" auf ihre Lage. Im Jahre 1525 erhoben sie sich in ganz Süd- und Mittel- deutschland und verlangten Abschaffung der Leibeigenschaft, Beschränkung und Feststellung der Fronden und Abgaben, freie Jagd, freien Fischfang, freies holz und freie Wahl ihrer Geistlichen. Da Thristus alle Menschen mit seinem Blute freigemacht und erlöst habe, stehe die Leibeigenschaft mit der christlichen Lehre in Widerspruch. Auch bei ihren andern Forderungen beriefen sie sich auf die heilige Schrift. 2. Luther und die Bauern. Solange die Bauern sich vor Gewalttaten hüteten, trat Luther für sie ein. Er kannte ihre Not wohl. In einer Schrift hielt er den Fürsten vor, wie übel sie das arme Landvolk gehalten hätten. Ernstlich ermahnte er sie. „den Bauernstand billig zu behandeln, sonst werde Gott Vergeltung über sie schütten". Die Bauern aber warnte er, sich gegen die von Gott eingesetzte Gbrigkeit zu empören, und riet zum Frieden. Die Warnungen waren jedoch umsonst. Die Bauern fingen bald an zu plündern und zu rauben. Sie zündeten Burgen und Klöster an. Aus den Rellern holten sie die Fässer mit Wein oder Bier und hielten tagelang wüste Zechgelage. Wertvolle Bücher und Hand- schriften zerstörten oder verbrannten sie aus reiner Zerstörungswut. Edelleute und Geistliche wurden grausam ermordet. Als Luther von diesen Greueln hörte, forderte er in einer zornigen Schrift die Fürsten auf, die Bauern mit Gewalt zur Grdnung zu bringen. 3. Thomas Münzer. Der Hauptanführer der Bauern in Mitteldeutschland war der frühere Mönch Thomas Münzer. Er hatte schon an dem Bildersturm in Wittenberg teilgenommen. Unter seiner Führung bemächtigten sich die Bauern der freien Reichsstadt Mühlhausen i. Th. von hier aus verwüsteten sie viele Rlöster in Thüringen und am harze. Aber bald rückte der Landgraf Philipp von Hessen mit 6000 Mann gegen sie heran. Da stellte sich ihm Münzer mit 8000 Bauern bei Frankenhausen entgegen. Philipp von Hessen wollte die Bauern gern schonen und sandte daher einen jungen Ritter als Unterhändler zu ihnen. Wenn sie Münzer auslieferten, sollten sie Verzeihung erhalten. Aber Münzer ließ den Boten meuchlings niederstechen. Ohne Ordnung zogen die Bauernscharen in den Rampf.

5. Realienbuch - S. 102

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
102 Geschichte I häufig ermahnte sie ihre beiden ältesten Söhne Friedrich Wilhelm und Wilhelm, die alt genug waren, um das Unglück Preußens zu verstehen, tüchtige Männer zu werden, damit sie das Vaterland aus der Erniedrigung einst zu erretten vermöchten. 6. Preußisch-Eylau und Zrèedland. Im Unfange des Iahres 1807 war ein russisches Heer zur Unterstützung Preußens herangerückt. Ls kam bei Preußisch-Lplau zu einer hartnäckigen, zweitägigen Schlacht. In dieser verhinderte der preußische General Scharnhorst durch sein rechtzeitiges Eingreifen und durch seine Geschicklichkeit, daß Napoleon den Sieg erstritt. Vas blutige Ningen blieb unentschieden. Nach der Schlacht bot Napoleon Friedrich Wilhelm Iii. Frieden an, wenn er sich von Nußland trenne. Der Nönig war aber zu ehrenhaft, um den Kaiser Ulexander im Stich zu lassen. Venn dieser hatte zu ihm gesagt: „Nicht wahr, keiner von uns fällt allein? Entweder beide zusammen oder keiner!" Lr lehnte daher Napoleons Vorschläge ab. — Einige Monate später wurde aber das russische Heer bei Friedland von Napoleon vernichtet. 7. Der Friede zu Tilsit. Entmutigt durch die Niederlage von Friedland brach Kaiser Ulexander sein Wort. Napoleon verstand auch, seiner Eitelkeit zu schmeicheln. In einer Unterredung stellte er ihm die Teilung der Weltherrschaft zwischen Nußland und Frankreich in Uussicht. Da gab Ulexander Preußen der Nache des übermütigen Siegers preis. Furchtbar hart waren die Friedensbedingungen, die Napoleon Preußen auferlegte. Ulle Besitzungen westlich der Elbe mußten abgetreten werden. Napoleon forderte außer- dem ungeheure Kriegskosten, die er später sogar noch willkürlich erhöhte. Bis zu ihrer Zahlung mußten 160 000 Mann französischer Truppen, die die preußischen Festungen be- setzt hielten, ernährt werden. Über 1000 Millionen Mark wurden dem unglücklichen Lande in zwei Jahren abgenötigt. Um eine Wiedererhebung Preußens unmöglich zu machen, durfte Friedrich Wilhelm nur ein Heer von 42000 Mann unterhalten. Bus Liebe zum vaterlande gewann es die Königin Luise über sich, den stolzen Eroberer persönlich um mildere Friedensbedingungen zu bitten. Das Opfer wurde aber von ihr umsonst ge- bracht: Napoleon blieb auch gegen ihre Bitten taub. — Hus den Gebieten westlich der Elbe bildete Napoleon das Königreich Westfalen, dessen Hauptstadt Kassel wurde, und setzte einen seiner Brüder zum Könige ein. Die Kontinentalsperre. Das einzige Land, das Napoleon noch unbesiegt wider- stand leistete, war England. In zwei Seeschlachten war die sianzösische Flotte von der englischen vernichtet worden. Kein sianzösisches Schiff durfte wagen, den schützenden Hafen zu verlassen. Um das verhaßte Land zu schädigen, verbot Napoleon allen von ihm beherrschten Neichen, mit England Seehandel zu treiben. Ruch Preußen und Nußland wurden genötigt, ihre Häfen den englischen Schiffen zu verschließen, so daß das gesamte europäische Festland, der „Kontinent", für sie gesperrt war. Nile fremden waren, wie Kaffee, Neis, Zucker, Tee, Gewürze usw., wurden dadurch unerschwinglich teuer, und die Länder, die von der Kontinentalsperre betroffen wurden, erlitten großen Schaden. Nn den Meeresküsten entwickelte sich bald ein lebhafter Warenschmuggel. 8. Preußens Erneuerung. a) Reichsfreiherr von Stein. Friedrich Wilhelmiii. sah ein, daß alle Kräfte des preußischen Volkes aufgeboten werden mußten, wenn man sich von dem Ioche Napoleons wieder befreien wollte. Der Mann, der dem Könige bei dieser schweren Rufgabe als Ratgeber zur Seite stand, war der Reichsfreiherr von Stein. Er war wegen seiner vornehmen Gesinnung hochgeachtet, wegen seines schroffen Wesens aber auch gefürchtet. Mit klarem Blicke erkannte er, daß Vaterlandsliebe und Ehrgefühl im Volke von neuem geweckt werden müßten. Ls galt, den Bewohnern Preußens wieder vertrauen auf die eigene Kraft einzuflößen und sie an selbständiges handeln zu gewöhnen.

6. Realienbuch - S. 59

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
j Geschichte. 59 den Protestanten freie Religionsübung bis zu einer allgemeinen Rirchenverfammlung gewährt. 3. Der Zchmalkaldische Krieg. u) Moritz von Sachsen. Protestanten und Ratholiken standen sich nun im Reiche schroff gegenüber. Im Jahre 1546 — Luther war kurz vorher gestorben — brach der Kamps zwischen Karl V. und dem Schmalkal- dischen Runde aus. Der Kaiser hatte heimlich mit dem protestantischen Herzoge Moritz von Sachsen-Zeitz ein Bündnis geschlossen und ihm die Kurwürde versprochen, wenn er ihm Hilfe leistete, während der Kurfürst Johann Friedrich mit seinen Truppen in Süddeutschland stand und den Rngriff des Kaisers erwartete, brach sein Vetter Moritz in Sachsen ein. Da kehrte Johann Friedrich mit seinen Truppen eilends zurück, verjagte seinen Vetter und bedrängte ihn in seinem eigenen Lande. b) Die Schlacht bei Mühlberg. Der Kaiser zog ihm jedoch nach und erreichte ihn bei Mühlberg a. Elbe (1547). Vas kaiserliche Heer, das hauptsächlich aus Spaniern und Ungarn bestand, war dem kurfürstlichen weit überlegen. Johann Friedrich ging deshalb schnell auf das rechte Tlbufer hinüber, so daß sich der Fluß zwischen den beiden Heeren befand. Ts war an einem Sonntage, und der Kurfürst hielt in der Frühe Gottesdienst ab. Über dem Strome lag dichter Uebel. Da schwammen spanische Soldaten über die Elbe und holten die Kähne herüber, die von den Sachsen an das rechte Ufer geschafft worden waren. Ruf diesen wurde nun das kaiserliche Fußvolk übergesetzt. Den Reitern zeigte ein Müller, dem die kursächsischen Truppen zwei Pferde genommen hatten, aus Rache eine Furt. Der Kurfürst wurde überrascht und mußte mit seiner geringen Streitmacht fliehen. Er wurde jedoch eingeholt und erhielt im Reiterkampfe einen Säbelhieb über das Gesicht. Dann nahm ihn ein deutscher Ritter gefangen und führte ihn vor Karl V. c) Folgen der Schlacht. Das kaiserliche Heer belagerte nun Wittenberg, das die Gemahlin Johann Friedrichs tapfer verteidigte, vor Wittenberg wurde dem ge- fangenen Fürsten mitgeteilt, daß ihn der Kaiser zum Tode verurteilt habe. Karl V. ließ das Urteil indessen nicht vollstrecken. Er verlangte aber, der Kurfürst solle sich von Luthers Lehre lossagen. Dieser wies die Zumutung standhaft zurück. Er mußte jedoch die Kurwürde mit dem Kreise Wittenberg an seinen Vetter Moritz abtreten. Uur die sächsischen Herzogtümer (Weimar, Eisenach, Gotha usw.) behielt er, wo seine Nachkommen jetzt noch regieren. Philipp von Hessen unterwarf sich bald darauf dem Kaiser frei- willig. Er erbat kniend Karls V. Verzeihung. Rber noch am Rbende desselben Tages wurde er von dem Feldherrn des Kaisers, dem gefürchteten Herzog Rlba, ge- fangen gesetzt. 4. Der Augsburger Religionsfriede. Moritz von Sachsen war ungehalten dar- über, daß Karl V. den Landgrafen Philipp von Hessen, seinen Schwiegervater, in strenger haft hielt. Ruch fürchtete er wohl, daß der Kaiser gar zu mächtig werden könnte. Nach- dem er an das Ziel seiner Wünsche gelangt und Kurfürst geworden war, fiel er vom Kaiser wieder ab. Er schloß heimlich einen Bund mit dem Könige von Frankreich und versprach diesem als Lohn für feine Hilfe die drei lothringischen Städte Metz. Toul und Verdun. Diese sind im verlaufe des Kampfes auch in den Besitz der Franzosen gekommen (1552). Unvermutet rückte Moritz gegen Innsbruck und hätte den Kaiser, der dort gicht- krank daniederlag, beinahe gefangen genommen. Karl V. mußte Johann Friedrich von

7. Realienbuch - S. 104

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
104 Geschichte. I Gffizierstellen wurden jedem zugänglich gemacht, der sich im Frieden durch Bildung, im Kriege durch Tapferkeit und Umsicht auszeichnete. f) Geistige Erneuerung. In geistiger Hinsicht bereitete sich ebenfalls eine Erneuerung im Volke vor. Einsichtsvolle Männer, wie der Professor Fichte, der Prediger Schleiermacher, der Dichter Arndt, ermahnten in eindringlichen Worten die deutsche Jugend, die Selbstsucht abzulegen und für das Vaterland Opfer zu bringen. Der Gym- nasiallehrer Iahn richtete Turnplätze ein, um das heranwachsende Geschlecht durch körper- liche Übungen zur Befreiung des Vaterlandes tüchtig zu machen. Junge Lehrer wurden vom Staate nach der Schweiz zu dem großen volksfreunde und Erzieher Pestalozzi ge- schickt, um seine Unterrichtsweise kennen zu lernen. Auf diese Art erwuchs im preußischen Volke allmählich wieder ein ernster, tüchtiger Sinn. Ult und jung fing an, sich der pflichten zu erinnern, die jeder gegen das Vaterland zu erfüllen hat. hauptsitz dieser Bewegungen war die Universität zu Berlin, die 1810 von Frankfurt a. O. dahin verlegt wurde. Dem Kaiser Napoleon, der in Preußen zahlreiche Spione unterhielt, blieb dieses Er- wachen eines neuen Lebens nicht unbekannt. Uls ein Brief des Freiherrn von Stein, in dem er sich über seine Zukunftspläne aussprach, in französische Hände geriet, zwang daher Napoleon den König Friedrich Wilhelm Iii., den verdienstvollen Nlinister zu entlassen. Stein floh vor Napoleons Zorn nach Nußland und gewann dort bald großen Einfluß auf den Kaiser Ulexander. 9. Tod der Königin Luise. Die königliche Familie wohnte nach dem Frieden von Tilsit in Königsberg. Die Hofhaltung war so einfach wie möglich eingerichtet; ein großer Teil des goldnen und silbernen Tafelgerätes, das noch aus Friedrichs I. Zeit stammte, wurde verkauft. Im Jahre 1809 kehrte die königliche Familie auf Wunsch Napoleons nach Berlin zurück, obgleich dort noch eine französische Besatzung lag. Die edle Königin sah hier mit innerer Freude, daß ein neuer Geist über das preußische Volk gekommen war. Die Sorge über das Schicksal des Vaterlandes hatte ihre Gesund- heit in den letzten Iahren aber schwer erschüttert. —- Uls sie sich im Frühjahre 1810 zur Erholung bei ihrem Vater in Mecklenburg befand, brach ein altes Brustleiden wieder bei ihr aus. Da sich die Krankheit verschlimmerte, eilte der König mit seinen beiden ältesten Söhnen Friedrich Wilhelm und Wilhelm an ihr Krankenlager, weinend knieten die bei- den Prinzen an dem Bette der sterbenden Mutter. In Gegenwart ihres tiefgebeugten Gemahls, der ihre Hand in der seinen hielt, hauchte Königin Luise ihre edle Seele aus. Im Schloßgarten zu Tharlottenburg ließ der König seine unvergeßliche Gemahlin bei- setzen. Das preußische Volk trauerte aufrichtig mit der königlichen Familie über den Tod von „Preußens Schutzengel". 10. Napoleon auf der höhe seiner Macht. Im Iahre1809 zog der Kaiser von Öster- reich zum vierten Male gegen Napoleon das Schwert. Zugleich verjagten die treuen Tiroler unter Anführung von Nndreas Hofer die Feinde aus ihrem Lande. Ietzt glaubten in Preußen viele vaterlandsliebende Männer, die Zeit der Befreiung sei gekommen, und rieten dem Könige zum Kampfe. Aber Friedrich Wilhelm Iii. wußte, daß das Fortbestehen Preußens auf dem Spiele stand, wenn ein neuer Krieg unglücklich endete. — Da zog der Major von Schill (5.101,4) mit seinem husarenregimente eigenmächtig aus Berlin, drang in das Königreich Westfalen ein und begann auf eigene Faust den Krieg. Aber die Volkserhebung in Norddeutschland, auf die er gehofft hatte, blieb aus. Tr zog sich daher nach einigen glücklichen Gefechten vor der Übermacht nach Stralsund zurück, um sich dort nach England einzuschiffen. Die Stadt wurde jedoch von dem Feinde ge- nommen, und Schill fiel im Straßenkampfe. Elf gefangene Offiziere ließ Napoleon in Wesel erschießen, vierzehn von den Schillschen Neitern erlitten in Braunschweig dasselbe Schicksal;

8. Realienbuch - S. 61

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 61 vom Papste Paul Iii. unter dem Namen „Gesellschaft Jesu" bestätigt wurde. Nach und nach verbreitete sich der Orden über alle Länder und Neiche der Erde. Schon wenige Jahre nach seiner Gründung ging der hl. Franz Xaverius ins ferne Morgenland und verkündete dort mit so großem Erfolge das Evangelium, daß man ihn den Apostel Indiens und Japans nannte. 5luch in Amerika entwickelte der Orden eine rege Missionstätigkeit; besonders in den Wild- nissen Südamerikas entstanden viele blühende christliche Gemeinden. In Deutschland bekämpften die Iesuiten als Lehrer, Prediger und Schriftsteller den Irr- und Unglauben. Ihnen namentlich ist es zu verdanken, daß der Südosten und der Nordwesten Deutschlands der katholischen Kirche erhalten blieben. b) Andre geistliche Orden. Den Jesuiten schlossen sich die Franziskaner, Domini- kaner, Kapuziner und Lazaristen an. Sie befaßten sich sowohl mit der Seelsorge in den katholischen Ländern, als auch mit der Bekehrung der Heiden.— Der Krankenpflege widmeten sich die Barmherzigen Brüder, eine Vereinigung von Männern, die vom hl. Johannes von Gott gestiftet wurde, sowie die Barmherzigen Schwestern, deren Stifter der hl. vincenz de Paula war. Die Schulbrüder und die piaristen sorgten insbesondere für den Unterricht. Durch die Kirchenversammlung von Trient und durch das neuaufblühende Ordenswesen wurde der vielfach gefährdete Glaube aufs neue gefestigt und die Kirche nach innen gestärkt, sowie nach außen geeint. I V. Die Reformation in andern Ländern. In der Schweiz war Ulrich Zwingli, Prediger in Zürich, als Ueformator aufge- treten. Er gründete wie Luther die kirchliche Lehre nur auf die heilige Schrift. In einigen Punkten jedoch wich er von Luther ab, besonders in der Lehre vom heiligen Abendmahle. Er ließ es nämlich nur als Erinnerungsfeier an den Gpfertod Ehristi gellen. Als zwischen den „reformierten" und den katholisch gebliebenen Kantonen der Schweiz ein Krieg ausbrach, fiel Zwingli im Kampfe (1531). — In den westlichen Teilen der Schweiz kam die Lehre Johann Ealvins zur Herrschaft, der sich in der Glaubenslehre fast ganz an Zwingli anschloß, von Genf aus, wo er zuerst eine neue Kirchenform eingeführt hatte, verbreitete sich seine Lehre in Südwestdeutschland, Frankreich, den Niederlanden und Schottland. In den Augsburger Religions- frieden waren die Reformierten nicht mit eingeschlossen. — In Frankreich nannte man die reformierten Ehristen „Hugenotten". Um die streitenden religiösen Parteien zu versöhnen, verheiratete der französische König seine Schwester mit dem vornehmsten von ihnen, dem Prinzen Heinrich von Navarra. Zu der hochzeitsfeier waren aus ganz Frankreich zahlreiche Hugenotten in Paris zusammengeströmt. Da faßte des Königs Mutter den Entschluß, in der Nacht zum 24. August, dem Tage des heiligen Bartholomäus, alle Hugenotten in Paris töten zu lassen. Der schreckliche Plan wurde ausgeführt, und 25 000 Menschen verloren ihr Leben (1572). Man nennt diese furchtbare Verfolgung die pariser Vluthochzeit. Als Heinrich von Navarra später König von Frankreich wurde, nahm er zwar den katholischen Glauben an, gab aber (1598) das Edikt von Nantes (Nangt). Dies ist ein Gesetz, durch das den Hugenotten freie Religions- übung und gleiches Recht mit den Katholiken zugestanden wurde. — In den Niederlanden suchte der Sohn Karls V. durch Errichtung neuer Bistümer und durch strenge Gerichte die Ausbreitung der Reformation zu verhindern. Als herzog Alba, den er dorthin sandte, viele Anhänger der neuen Lehre hinrichten ließ, brach ein allgemeiner Aufstand aus. Unter der Führung des Prinzen Wilhelm von Oranien erstritt sich die nordöstliche Hälfte der Nieder- lande Freiheit des Glaubens und Unabhängigkeit. — Auch England, Dänemark, Schweden und Norwegen fielen von der katholischen Kirche ab.

9. Realienbuch - S. 106

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
106 Geschichte. I stimmte er seinem kühnen Generale zu. Dank seinem vorsichtigen Verhalten konnte er sich ungehindert nach Breslau begeben, wo er Herr seiner Entschließungen war. b) Preußens Erhebung. Unter Scharnhorsts Leitung wurde eifrig zum Kriege gerüstet. Um 3. Februar 1813 erließ der König den „Aufruf zur Bildung freiwilliger Iägerkorps". In diese traten junge Männer ein, die selbst für ihre Ausrüstung sorgen konnten. Auch Freikorps bildeten sich, unter denen das des Majors von Lützow das berühmteste wurde (Gedicht: Lützows wilde Jagd). In ihm dienten der Turnvater Iahn und der Freiheitsdichter Theodorkörner,dernochin demselben Iahre den Heldentod starb (Gedicht: Theodor Körners Grab). Am 28. Februar schlossen Friedrich Wilhelm Iii. und Alexander I. ein Bündnis, um „Europa freizumachen". Am Geburtstage der ver- storbenen Königin Luise (10. März) stiftete der König den Orden vom Eisernen Kreuz, und am 17. März erließ er den berühmten „Aufruf an mein Volk". Alle Stände rief er zu den Waffen. „Keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang", heißt es darin. Eine gewaltige Begeisterung ergriff das preu- ßische Volk, das durch die maßlosen Bedrückungen aufs äußerste gegen die Franzosen erbittert war. wer Waffen tragen konnte, trat in das Heer ein: der Handwerker ver- ließ seine Werkstätte, der Beamte die Schreibstube. Die Universitäten und höheren Schulen verödeten,- denn Lehrer und Schüler wollten ihre Pflicht gegen das Vaterland erfüllen. „Der König rief, und alle, alle kamen." wer nicht waffenfähig war, half mit seinem hab und Gut. Der Bauer gab sein letztes Roß her, der Bürger seinen Goldschmuck und sein Silbergeschirr. 150 000 goldene Trauringe wurden eingeliefert und zu Münzen geprägt. Die Geber erhielten dafür eiserne mit der Inschrift „Gold gab ich für Eisen!" Eine schlesische Jungfrau schnitt ihr schönes haar ab, verkaufte es und schenkte den Erlös für die Befreiung des Landes. Die Dichter Arndt, Körner, Schenkendorf, Kleist und Rückert begeisterten Volk und Heer durch zündende Freiheitslieder. Preußen stellte bei 5 Millionen Einwohnern 270000 Krieger ins Feld. Die militärisch nicht ausgebildeten Männer von 17—40 Iahren bildeten die „Landwehr". Sie trugen an der Wachstuch- mütze ein Kreuz mit der Inschrift: „Mit Gott für König und Vaterland". Anfangs waren sie nur mangelhaft mit Waffen und Kleidung versehen. Nachdem man sie einige Monate im Waffendienste geübt und ihre Ausrüstung verbessert hatte, erwiesen sie sich aber als brauchbare Feldtruppen. Der Oberbefehl über die Armee wurde auf Scharnhorsts Nat dem General Blücher übertragen, der später von den russischen Kriegern wegen seines ungestümen Vorgehens den Namen „Marschall vorwärts" erhielt. e) Lützen und Bautzen. Mit Hilfe des Rheinbundes hatte Napoleon in kurzer Zeit ein großes Heer zusammengebracht. Als er sich auf dem Marsche nach Leipzig befand, griffen ihn die vereinten Preußen und Russen bei Lützen (Großgörschen) an (2. Mai 1813). Lin langes, blutiges Ringen entspann sich. Napoleon, der mit Staunen die Todesverachtung der preußischen Truppen sah, rief grimmig aus: „Diese Bestien haben etwas gelernt!" Die Schlacht blieb ohne Entscheidung. Aber am Abende beschlossen die Russen gegen den willen Friedrich Wilhelms und der preußischen Generale den Rückzug. — (Scharnhorst war in der Schlacht verwundet worden. Lr reiste trotzdem im Dienste des Königs nach Österreich, um über ein Bündnis zu verhandeln. Unterwegs starb er jedoch.) — Drei Wochen später kam es bei Bautzen zu einer zweiten Schlacht, wiederum zwang Napoleon durch seine erdrückende Übermacht die Preußen und Russen zum Rück- züge. Lr hatte den Sieg aber furchtbar teuer erkaufen müssen. „Keine Fahne, kein Geschütz, keine Trophäe,- ist das ein Sieg!" rief er zornig am Abend der Schlacht.

10. Realienbuch - S. 63

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 63 er. Die Protestanten, die sich weigerten, zur katholischen Birche zurückzukehren, verwies er des Landes. Infolgedessen wanderten über 50 000 Familien aus ihrer Heimat aus. Die Führer der Böhmen, 27 angesehene evan- gelische Edelleute und Bürger, wurden in Prag hingerichtet. Ihre Landgüter gab der Kaiser seinen Anhängern. Der Herzog Maximilian von Bagern erhielt als Belohnung für seine Hilfe einen Teil der Länder Friedrichs und die Burwürde. 3. Ernst von Mansfeld und Ehristian von Braunschweig. Für den vertriebenen Burfürsten kämpften am Bheine und in Bord- deutschland der Graf Ernst von Mansfeld und der Herzog Ehriftianvonbraunfchweig. Beide waren rauhe und wilde Briegsmänner, die mit ihren Zöldnerfcharen Deutschland ver- heerten. Dabei machten sie zwischen Batholiken und Protestanten keinen Unterschied. 4. Lilly. Feldherr der Liga war der bayerische General Graf Tilly. Er stand damals schon in vorgerücktem Lebensalter, war klein von Gestalt und trug einen spitzen Binnbart. Tilly war ein hervorragender Feldherr und wie sein Herr, der Herzog Maximilian, streng katholisch gesinnt. Er schlug Ernst von Mansfeld und Ehristian von Braunschweig in mehreren Zchlachten, ohne jedoch ihre Heere völlig vernichten zu können. 5. Der Dänenkönig Christian Iv. Kaiser Ferdinand fing nun an, auch in Norddeutschland die evangelische Lehre zu unterdrücken. Dazu verheerten Tillys Zcharen weit und breit das Land. Deshalb riefen einige norddeutsche Fürsten den Dänen- könig Ehristian Iv. zu Hilfe. Dieser war zugleich Herzog von Holstein, also auch deutscher Beichsfürst. Mit einem stattlichen Heere trat er den Truppen der Liga entgegen. Buch Ernst von Mansfeld hatte die Trümmer feines Heeres gesammelt und neue Löldner- scharen angeworben. Diesen mächtigen Feinden gegenüber war der Kaiser vollständig aus die Liga angewiesen. Er selbst besaß keinen geeigneten Feldherrn und auch nicht Geld genug, um ein Heer anwerben zu können. Bus dieser Not befreite ihn ein böh- mischer Edelmann, namens Mallenstein. Dieser erbot sich, aus eigne Bosten für ihn ein Heer zu schaffen. Jedoch stellte er die Bedingung, daß ihm der Oberbefehl und die Anstellung der Offiziere überlassen würde. 6. wallenstein war das Kirtb lutherischer (Eltern. In früher Iugend verwaist, wurde er jedoch katholisch erzogen. Später nahm er Briegsdienste und wurde wegen seiner Tapfer- keit (Oberst. Er heiratete eine sehr reiche Frau und lieh dem Kaiser für den Brieg bedeutende Geldsummen. Als Entschädigung dafür erhielt er die Herrschaft Friedland in Böhmen und wurde in den Reichssürstenstand erhoben, lvallenstein war von hagerer Gestalt und hatte finstere, stechende Augen. Gewöhnlich trug er einen langen roten Mantel und einen grauen Hut, von dem eine rote Feder herabwinkte. Er glaubte, der Mensch könne sein zukünftiges Schicksal aus der Stellung der Gestirne erkennen. Deshalb hatte er auch einen besonderen
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