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1. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 9

1910 - Leutkirch : Bernklau
9 Gegner. Ein 12tägiger Plünderungszug mitten durch das Württem- berger Land sollte dem Grafen für immer die Lust vertreiben, mit den Städtern anzubinden. Von Eßlingen zog das städtische Heer, mehr als 4000 Mann stark, quer über die Filder nach Weilderstadt. Die Bauern der benachbarten Württembergischen Orte hatten ihr Hab und Gut in den befestigten Kirchhof zu Döffiugeu geflüchtet. Diese Beute wollten sich die Städter nicht entgehen lassen. Sie beschlossen, den Kirchhof zu stürmen. Aber der Greiner kam mit seinen in der Eile zusammengerafften Dienstleuten über sie. Ein heißer Kampf entbrennt. Graf Ulrich füllt. In höchster Not erhält Eberhard Hilfe, und die Städter werden niedergeworfen. Im Erntemond geschah es, bei Gott, ein heißer Tag! Was da der edeln Garben auf allen Feldern lag! Durch die Schlacht bei Döffingen hatte endgültig die Fürsten- macht die Oberhand über die Städter gewonnen. Das aufstrebende Württemberg hatte von ihnen nichts mehr zu befürchten. Fortan war Eberhards Name den Feinden ein Schrecken, den Freunden ein Schild. Er starb im Alter von 77 Jahren nach beinahe 48 jähriger Regierung 1392. Sein Leben war ein fast ununterbrochener Kampf, und die Mitwelt hat ihm darum auch den Beinamen „Greiner" oder „Zänker" gegeben. 4. Gras Eberhard V., im Kart. 1457—1496. Teilung Württembergs. Der Nachfolger und Enkel des Greiners, Eberhard Iii., „der Milde", nahm die Schlegler bei Heimsheim gefangen. Sein Sohn Eber- hard Iv. heiratete die Gräfin Henriette von Mömpelgard und brachte dadurch diese Grafschaft an Württemberg. Er starb schon nach zweijähriger Regierung und hinterließ das Land seinen beiden Söhnen Ludwig und Ulrich. Die beiden regierten eine Reihe von Jahren gemeinschaftlich. Im Jahre 1441 verlangte Ulrich auch eine Hofhaltung, und es kam zur Teilung des Landes. Ludwig I. erhielt den Uracher Teil und residierte in Urach; Ulrich V. wurde Herr des Stutt- garter Teils mit der Residenzstadt Stuttgart. Die Mutter Henriette behielt Möm- pelgard, das nach ihrem Tode durchs Los an Ludwig fiel. Eine wilde Jugendzeit. Der letzte der Grafen von Württemberg war Eberhard V., Sohn des Grafen Ludwig I. von der Uracher Linie. Als er 1457 zur Herrschaft kam, war er erst 12 Jahre alt. Er hatte das Unglück, als Kind von 5 Jahren seinen Vater und mit ihm die so notwendige Strenge der väterlichen Erziehung zu verlieren. In wilder Jugendlust und leichtfertiger Ausgelassenheit hörte der junge Graf weder auf die Mahnungen seiner frommen Mutter, noch küm- merten ihn Lernen und Bildung. Aber nicht lange blieb er auf seinen Irrwegen: aus stürmischer Jugend heraus bildete er sich zu

2. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 10

1910 - Leutkirch : Bernklau
10 einem wahren Edelmanne in Geist und Gesinnung und wurde eine Zierde seines ganzen Jahrhunderts. Pilgerfahrt ins Heilige Land. Eberhard legte sür immer den Leichtsinn seiner Jugend ab und entließ die Genossen seiner Verirrungen. Ernste, edle Männer wurden nun seine Freunde und Ratgeber. Eine Pilgerfahrt ins Heilige Land sollte seine Fehler sühnen und ihn in seinen neuen Entschlüssen stärken. Der Graf machte sein Testament und traf Vorsorge für alle Fülle. Im Mai 1468 ritt er mit dem Wahlspruche „attempto", „ich wags", der ihm fortan eigen blieb, von zahlreichem Gefolge begleitet aus Urachs Toren. Uber Ulm, Innsbruck und den Brennerpaß ging die Reise nach Venedig. Zu Schiff durchquerte der jugendliche Fürst das Mittelmeer, landete glücklich in Jaffa und hielt im Juli seinen Einzug in Jeru- salem. Voll Andacht besuchte er die heiligen Stätten und ließ sich am Heiligen Grab zum Ritter schlagen. Als wahrer christlicher Ritter, als Vorbild ritterlicher und fürstlicher Tugend bewährte er sich fortan. Der Rückweg führte ihn über Neapel nach Rom. Hier in der ewigen Stadt besuchte er auch den Papst. An Allerseelen des gleichen Jahres kam Eberhard wohlbehalten in sein Land zurück. Am Grabe des Vaters dankte er Gott für den gnädigen Schutz. In Einsiedel bei Tübingen pflanzte er einen Weißdorn, deir er aus dem Heiligen Land mitgebracht hatte. Der Strauch blühte und wurde ein mächtiger Baum. Aus der Wallfahrt hatte der Graf den Bart wachsen lassen. Er behielt ihn auch uachher bei, wes- halb er Eberhard „im Bart" genannt wurde. Von jetzt an war der treffliche Fürst mit allen Kräften bestrebt, die Gottesfurcht und den zeitlichen Wohlstand seines Volkes zu heben. Er selbst ging in der Frömmigkeit mit dem besten Beispiel voran. Fleißig besuchte er den Gottesdienst; oft sah man ihn zum Tische des Herrn hintreten. Die vielen schönen Kirchen, mit denen Altwürttem- berg übersät ist, stammen zumeist aus Eberhards Zeit. Heute noch sind sie Zeugen seines frommen Sinnes. Gründung der Universität Tübingen 1477. Da Eberhard in seiner Jugend die Studien selbst vernachlässigt hatte, so wollte er wenigstens andern Kenntnisse und Bildung verschaffen. Darum förderte er be- sonders die Schulen. Im Jahre 1477 gründete er die Universität Tübingen. Gerne weilte er selber in Tübingen und verkehrte mit den Gelehrten der Hochschule. Münsinger Vertrag 1482. Dem praktischen Sinn Eberhards war die Teilung Württembergs längst zuwider. Er wußte nur zu gut, welche Schwäche die Zerstückelung für beide Grafschaften zur Folge hatte. Zudem war die Teilung eine Quelle der Zwietracht gewor- den; die Zänkereien zwischen den beiden gräflichen Linien wollten kein Ende nehmen. Im Jahre 1480 starb Ulrich V., der Vielgeliebte. Von ihm erbte sein ungeratener Sohn Eberhard Vi. den Stuttgarter Teil.

3. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 13

1910 - Leutkirch : Bernklau
13 Heinrich von Mömpelgard, Erbe des Landes, das bis zur Volljährigkeit des erst 11jährigen Prinzen durch den Vormundschaftsrat verwaltet werden sollte. Jugendzeit. Ulrichs Vater war schwachsinnig, die Mutter starb bald nach seiner Geburt. Eberhard im Bart hatte sich des Knaben angenommen und ihm an seinem Hofe eine sorgfältige Erziehung angedeihen lassen. Nach Eberhards zu frühem Tode ver- nachlässigte der Regentschaftsrat des Prinzen weitere Ausbildung. Schon zu dieser Zeit zeigten sich Spuren seines Starrsinns und seiner Gewalttätigkeit. Im Glanz und Reichtum. Mit 16 Jahren wurde Ulrich für volljährig erklärt. Die ersten Jahre seiner Regierung waren glücklich. In einem Feldzug gegen die Pfalz gewann er dem Lande bedeutenden Zuwachs. Aber nun bemächtigte sich des allzu jungen Fürsten ein stolzer Siegesrausch. Er richtete sich eine prächtige Hofhaltung ein und verstand es, den ganzen Glanz seiner Stellung zu entfalten. Auf einem Reichstag zu Konstanz erschien er mit 300 Rittern. Der Aufenthalt kostete ihn gewaltige Summen Geldes. Verschwenderische Pracht und übertrie- bene Gastlichkeit zeichneten die Tage seiner Vermählung mit der Herzogin Sabine von Bayern aus. Ulrich wußte zuletzt nicht mehr, woher er das Geld zur Fortsetzung seines verschwenderischen Lebens nehmen sollte. Schulden auf Schulden wurden angehäuft. Der arme Konrad. Die immer größer werdenden Abgaben, die Besteue- rung von Fleisch, Mehl und Wein sowie die Verringerung von Maß und Gewicht brachten die Untertanen, deren Treue Eberhard im Bart einst mit Stolz gerühmt hatte, zu offenem Aufstand gegen den Herzog. Die Empörung begann 1514 im Remstal und verbreitete sich schnell durch das ganze Land. Der Aufstand ist be- kannt unter dem Namen „Der arme Konrad". Tübinger Vertrag 1514. Zu dem Aufstand der Bauern gesellte sich die Unzufriedenheit der andern Untertanen, welche die verschwen- derische Hofhaltung des Herzogs verdroß. Durch Vermittlung des Kaisers und anderer Fürsten kam es 1514 zum Tübinger Ver- trag, der ersten Grundlage der württember- gischen Verfassung. Das Land übernahm die Schulden des Herzogs mit 800000 Gulden. Dem Herzog wurden die Bedingungen vorgeschrieben, unter denen er regieren müsse. „Ohne Rat", heißt es da, „ohne Wissen und Willen der Landstände darf kein Krieg an- gefangen, kein Landesteil veräußert oder verpfändet und keine Steuer ausgeschrieben werden. Ohne Urteil und Recht kann niemand peinlich gerichtet, Friedensbrecher und Aufrührer aber sollen mit dem Tode bestraft werden." Im Elend. Der Aufstand war beendet; aber die Erbitterung im Volke dauerte fort, umso mehr, als dieses sah, daß es am Hofe nicht besser wurde. Ulrich lebte nur dem Vergnügen. Er wollte von nichts als von Festen und Lustbarkeiten wissen. Die Regierung überließ er nach wie vor treulosen Räten. Um den Tübinger Vertrag kümmerte er sich wenig. Die Einschränkungen, die ihm derselbe auferlegte, sowie

4. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 15

1910 - Leutkirch : Bernklau
15 faltige Erziehung erhielt. Nachher kam er an den Hof des weltgebie- tenden Kaisers Karl V. Dieser fand Gefallen an dem aufgeweckten Jüngling und nahm ihn auf seinen weiten Reisen mit sich. Auf einer solchen entfloh Christoph zu seinen Verwandten nach Bayern. Später hielt er sich in Mömpelgard auf, wo er zum neuen Glauben übertrat. Im November 1560 eilte er an das Sterbelager des Vaters, traf ihn aber nicht mehr unter den Lebenden. Regierungsantritt. Mit fester Hand ergriff der in harter Schule gereifte Mann die Zügel der Regierung. Sein Erbe war in einem traurigen Zustande. Eine große Schuldenlast drückte das Land; durch die neue Lehre waren die Gemüter entzweit, und König Ferdinand machte Ansprüche auf das Herzogtum. Erst nach langen Verhand- lungen kam ein Vergleich zustande. Christoph behielt sein Land, aber nur als österreichisches Lehen und gegen Entrichtung einer Summe von 250 000 Gulden. Landrecht 1555. Um Ruhe und Frieden in dem aufgeregten Lande herzustellen, bestätigte Christoph den „Tübinger Vertrag" in seinem vollen Umfang. Er erneuerte und verbesserte die „Landes- ordnung" Eberhards im Bart und schuf ein Landesgesetzbuch, das im Jahre 1555 veröffentlichte „Land recht". Ebenso führte er durch die „Landmeß- und Eichordnung" gleiches Maß und Gewicht ein und gab noch andere Vorschriften in bezug auf Handel und Gewerbe, wodurch der Wohlstand des Landes wuchs. Kirchenordnung 1559. Mit Eifer führte Herzog Christoph das Werk seines Vaters zu Ende, Württemberg protestantisch zu machen. Seine Berater waren Johannes Brenz aus Weilderstadt, Propst an der Stiftskirche zu Stuttgart, und Jakob A n d r e ä, Kanzler der Universität Tübingen. Nach seiner „K i r ch e n o r d n u n g" vom Jahre 1659 sind die evangelisch-kirchlichen Verhältnisse im wesentlichen bis heute eingerichtet. Für die Heranbildung evangelischer Geistlichen erweiterte er das Augustinerkloster in Tübingen zum „Stift"; in den aufgehobenen Klöstern zu Blaubeuren, Urach und Maulbronn gründete er die niedern Seminare. Schulordnung 1559. Auch dem Schulweseu wandte Christoph seine Aufmerksamkeit zu, und zwar galt seine Sorge ebenso dem niedern wie dem höhern Schulwesen. Seine Schulordnung vom Jahre 1559 ordnete für jeden Ort die Errichtung von Schulen an, an deren Unterricht auch die Mädchen teilnehmen sollten; in den Städten sollten lateinische Schulen errichtet werden. Bauten. Herzog Christoph war ein sparsamer Mann. Seinem haushälterischen Sinn gelang es, die Schulden des Landes mehr und

5. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 18

1910 - Leutkirch : Bernklau
18 Da kam am Ende des 17. Jahrhunderts neues Unglück über das Land. Die Franzosen fielen verheerend in Württemberg ein. In dieser Zeit regierte in Frankreich Ludwig Xiv., ein ehr- und ländersüch- tiger König. Es war ihm nicht genug, daß er sein eigenes Land ganz nach Willkür beherrschte, auch andere Länder wollte er sich untertan machen. Besonders war ihm daran gelegen, Deutschland zu schaden und zu schwächen. Ohne Grund nahm er deutsche Gebiete und deutsche Städte weg. Große Strecken Deutschlands wur- den einer Wüste gleich gemacht. Deutschland sollte verarmen und dadurch wehr- los werden. Am schlimmsten erging es bei den Plünderungszügen den Ländern an der französischen Grenze: der Pfalz, Baden und Württemberg. 1. Raubzug. Im Jahre 1688, mitten im Frieden, zogen die fran- zösischen Heere über den Rhein und kamen in unser Land. Der fran- zösische Oberbefehlshaber zog das Neckartal herauf. Die freie Reichs- stadt Heilbronn öffnete nach kurzer Gegenwehr die Tore. Die württem- bergische Festung Hohenasperg ergab sich auf Befehl der Württember- gischen Regierung ohne Schwertstreich; die Franzosen hatten nämlich für den Weigerungsfall angedroht, Stuttgart dem Erdboden gleich zu machen. Trotz aller Versprechungen wurde Stuttgart später doch geplündert. Der ganzen Umgebung der Hauptstadt erging es schlimm, besonders unter dem Mordbrenner General Melac. Auch die freie Reichsstadt Reutlingen und die Württembergische Stadt Tübingen wurden heimgesucht. Entschlossenen Widerstand fanden die Franzosen vor Schorndorf. Der Kommandant Peter Krummhaar verteidigte die Stadt aufs mutigste, und als die Väter der Stadt wankten, da war es der Mut der Schorndorfer Frauen, der die Stadt rettete. Nachdem das ganze Land ausgesogen war, rückte endlich ein Reichsheer heran, vor dem sich die Franzosen zurückzogen. 2. Raubzug. Im Jahre 1692 drangen die Franzosen abermals in das Herzogtum ein und hausten noch schlimmer als im Jahre 1688. Die ganze Armee ging nur auf Raubeu und Morden aus. Diesmal hatten namentlich das Murr- und Bottwartal sowie das Enz- und Nagoldtal schwer zu leiden. Gegen 2000 Gebäude wurden ein Raub der Flammen, darunter auch das prächtige Kloster Hirsau. 3. Treiben der Franzosen. Überall, wohin die Franzosen ihren Fuß setzten, hatten die Bewohner beinahe unerschwingliche Abgaben zu entrichten. Die Kriegssteuern wiederholten sich immer wieder. Konnte nicht sofort bezahlt werden, so wurden die vornehmsten Bürger als Geiseln mitgeschleppt und wie Verbrecher in Haft gehalten, bis die Schuld getilgt war. Manche von den Geiseln sahen ihr Vaterland nicht wieder. Außerdem suchten sich die wilden Kriegsleute vom

6. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 19

1910 - Leutkirch : Bernklau
19 gewöhnlichen Soldaten angefangen bis zum General hinauf mit allen Mitteln zu bereichern. Zogen die Franzosen aus einer Stadt ab, so zerstörten sie die Mauern und Burgen und raubten noch, was immer möglich war. Ja sie verlangten von den Bauern, daß diese das noch übrige Getreide und Futter anzünden sollten. Der gesamte Schaden, den Württemberg durch die Franzosen- einfälle erlitt, wird auf 80 Millionen Mark berechnet. Es sah am Ende derselben, da zu dem Kriege sich noch Hungersnot und Seuchen gesellten, beinahe so traurig aus wie nach dem Dreißigjährigen Kriege. Die Einwohnerzahl war wieder auf die Hälfte gesunken, das Land gänzlich verarmt. 9. Ans -er Zeit -es Herzogs Karl. 1737—1792. Herzog Karl Eugen wurde am Hofe Friedrichs des Großen erzogen und in der Staats- und Kriegskunst ausgebildet. Mit 16 Jahren wurde er für volljährig erklärt und trat die Regierung an. Karls erste Regierungszeit. Der jugendliche Fürst beschwor den Tübinger Vertrag und versprach, „als ein rechtschaffener, wahrer Vater des Vaterlandes treuherzig zu handeln und nach den Rechten und Ord- nungen des Landes zu herrschen". Die erste Zeit seiner Regierung war glücklich. Aber bald trat eine Wendung zum Schlimmen ein. Der Glanz des französischen Hofes, das Beispiel des Sonnenkönigs Ludwig Xiv. lockte den Herzog, der nun eine fabelhafte Pracht zu entfalten begann. Das alte Schloß des Herzogs Christoph genügte ihn: nicht mehr. Im Jahre 1746 wurde der Grundstein zum heutigen Residenz- schloß gelegt. Das Lustschloß Solitude wurde erbaut und die Hof- haltung im Jahre 1764 nach Ludwigsburg verlegt. Das Schlößchen Monrepos und verschiedene Jagdschlösser wie Hohenheim und Scharn- hausen sind Karls Schöpfungen. Der Herzog war nämlich ein leiden- schaftlicher Jagdliebhaber. Die Bauern wurden zu harten Frondiensten angehalten und hatten unter großem Wildschaden zu leiden. Trotz der beständigen Geldnot wurde der Hofstaat immer prächtiger. Fest reihte sich an Fest. In Sprache und Sitte wurde der Hof Ludwigs Xiv. nachgeahmt. Unzufriedenheit im Lande. Des Herzogs verschwenderisches Leben kostete ungeheure Summen. Um diese zu beschaffen, griffen die herzoglichen Räte zu den verwerflichsten Mitteln. Das Kirchen- gut wurde angegriffen, die Landschaftskasse beraubt, Maß und Ge- wicht verkürzt. Die Erbitterung des Volkes steigerte sich aufs höchste. Selbst der Reichshofrat in Wien wurde um Hilfe angegangen.

7. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 23

1910 - Leutkirch : Bernklau
— 23 — Name bleibt aufs engste verknüpft mit der Vergrößerung des Landes und mit der Königswürde. 11. König Wilhelm I. 1816—1864. Mit Jubel begrüßte das Württembergische Volk den Kronprinzen Wilhelm als König. Sein Vater Friedrich hatte ihm durch treffliche Lehrer und Erzieher eine tüchtige Bildung zuteil werden lassen. Der Prinz bereicherte seine Kenntnisse durch große Reisen in Frankreich und Italien. Seit 1806 lebte er zurückgezogen in Stuttgart. Er haßte in Napoleon den Unterdrücker Deutschlands. Nur auf den strengen Befehl seines Vaters nahm er 1812 mit den württember- gischen Truppen an dem Feldzug gegen Rußland teil, kehrte aber wegen Krankheit bald wieder heim. Für Deutschlands Freiheit. Willkommen war ihm der Ruf zu den Waffen, als es nach der Schlacht bei Leipzig zum Kampfe für die Freiheit des deutschen Vaterlandes ging. Voll Begeisterung zog er 1814 an der Spitze von 24 000 Württembergern gegen den unersättlichen französischen Eroberer und nahm als Feldherr in ruhm- vollen Kämpfen an der Vernichtung der Gewaltherrschaft Napoleons teil. Bei dem siegreichen Einzug in Paris am 13. Mürz 1814 ritt an der Seite des Kaisers von Rußland und des Königs von Preußen auch der Kronprinz Wilhelm von Württemberg. Sein Königswort beim Regierungsantritt, daß die Wohlfahrt und das Glück seiner Untertanen das einzige Ziel seiner Bemühungen sein werde, hat Wilhelm I. während seiner 48jährigen Regierung vollauf gehalten. Mit ihm kam ein Geist der Milde und Ordnung. An die Stelle willkürlicher Maßregeln traten weise Gesetze, und es herrschte Vertrauen zwischen König und Volk. Notjahr 1816/17. Die erste Sorge des Königs war, der schreck- lichen Not des teuren Jahres 1816/17 zu steuern. Unermüd- lich war der edle Fürst tätig, das Elend zu lindern. Seine Regierung verbot die Ausfuhr des Getreides und hinderte den Wucher. Vom Rhein und aus Holland wurde für mehr als 5 Millionen Mark Getreide herbeigeschafft und mit den aufgespeicherten Vorräten zu herabgesetzten Preisen verkauft. Auch wurde für die Bestellung der Saatfelder gesorgt. Der Armen und Kranken nahm sich be- sonders die edle Gemahlin Wilhelms, Königin Katharina, an. In allen Teilen des Landes ließ sie Vereine gründen, die für Nahrung, Arzneien und Beschäftigung der Armen sorgten. Die erste Leitung dieser Wohltätigkeitsvereine übernahm die Kö- nigin selbst. Nächst Gott, der 1817 eine reichliche Ernte schenkte,

8. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 25

1910 - Leutkirch : Bernklau
lief). Er verband die katholisch-theologische Fakultät in Ellwangen mit der Universität Tübingen (1817), verlegte das Priesterseminar vom Schönenberg nach R o t t e n b u r g, errichtete zur Heranbildung von Geistlichen in Tübingen das W i l h e l m s st i f t und die niedern Konvikte in Rottweil und Ehingen. Im Jahre 1828 wurde das Bistum Rottenburg errichtet. Wirtschaftlicher Fortschritt. Die Verdienste Wilhelms um He- bung der Landwirtschaft und des Bauernstandes erwarben ihm den Namen „König der Landwirte". Die Abschaffung der Leibeigen- schaft, die Errichtung der landwirtschaftlichen Schule in Hohenheim, das jährliche Cannstatter Volksfest, die Zentralstelle für die Land- wirtschaft, sowie die Zentralstelle für Handel und Gewerbe, die land- wirtschaftlichen Vereine sind Werke seiner Umsicht. Dampsschissahrt, Eisenbahn. Unter König Wilhelm wurde die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee errichtet und die erste Eisenbahn in Württemberg von Cannstatt nach Untertürkheim im Jahre 1846 eröffnet. Regierungsjubiläum. Mächtig flammte des dankbaren Volkes Begeisterung und Liebe zu seinem edeln König auf bei dessen 25jäh- rigem Regierungsjubilüum 1841. Zum immerwährenden Gedächtnis daran wurde im Oktober 1841 die Jubiläumssäule auf dem Schloß- platz zu Stuttgart errichtet. Revolution 1848. Zum zweitenmal kam unter der Regierung Wilhelms Teurung über das Land, im Jahre 1847. Auch die Re- volution von 1848 brachte schwere Zeiten. Allein König Wilhelm verlor die Ruhe und Besonnenheit nicht. Mit Weisheit gab er berech- tigte Freiheiten; mit Kraft wies er aber auch die Forderungen eines falschen Freiheitsgeistes zurück. Tod. Am 25. Juni 1864 starb der König auf dem Lustschlosse Rosenstein. Auch in seinem Testament beweist er seine wahrhaft könig- liche Gesinnung durch die Worte: „Ich habe für die Einigkeit, Selb- ständigkeit und den Ruhm von Deutschland gelebt, mein Württem- berg über alles geliebt. Heil meinem Vaterland für alle Zukunft!" 12. König Karl I. 1864-1891. Die Herrschertugenden Wilhelms, Liebe zum Volk, unablässige Sorge für dessen Wohl und gerechtes Wohlwollen gegen alle Unter- tanen zierten auch den königlichen Sohn Karl, der am Todestage des Vaters den Thron bestieg. Regierungsantritt. Der neue König gelobte, im Geiste seines Vaters zu regieren. Er trat die Regierung an mit den schönen Worten: „Indem Ich die Zügel der Regierung ergreife, vertraue Ich vor allem

9. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 27

1910 - Leutkirch : Bernklau
27 Frankreich. Die Württembergischen Truppen bewährten ihre Tapfer- keit bei Wörth und Sedan. Ihre Hauptruhmestage aber sind der 30. November und der 2. Dezember 1870, wo sie bei Bry und Cham- pigny mit Heldenmut gegen den zehnfach überlegenen Feind kämpf- ten. Der Sieg war freilich mit viel Blut erkauft. Über 2000 Tote und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld. Seit der Gründung des Deutschen Reiches stand König Karl und mit ihm das Land Württemberg fest und treu zu Kaiser und Reich. In dankbarer Freude und Verehrung feierte Württemberg im Jahre 1889 das 25jährige Regierungsjubiläum des geliebten Königs (König-Karls-Halle im Landesgewerbemuseum zu Stuttgart). Am 6. Oktober 1891 starb König Karl, aufrichtig betrauert von seinem Volke. Ein Jahr darauf entschlief auch seine hochsinnige Gemahlin, Königin Olga. Beide sind in der Kapelle des alten Schlosses zu Stutt- gart beigesetzt. 13. König Wilhelm Ii. Da König Karl der Gütige kinderlos starb, übernahm ein Enkel Wilhelms I., Prinz Wilhelm von Württemberg, als König Wil- helm Ii. die Regierung. Er wurde geboren am 25. Februar 1848. Als Prinz machte er den Deutsch- französischen Krieg mit und widmete sich auch während der Friedensjahre haupt- sächlich dem militärischen Dienst. Im Jahre 1877 vermählte er sich mit der Prinzessin Marie von Waldeck-Pyrmont, die ihm einen Prinzen, der bald starb, und eine Tochter schenkte, Prinzessin P a u l i n e. Die glückliche Ehe wurde durch den unerwarteten Tod der Gemahlin 1882 getrennt. 1886 schloß Prinz Wilhelm eine zweite Ehe mit der Prinzessin Charlottevonschaumburg-Lippe, unserer jetzigen geliebten, durch Werke der Nächstenliebe segensreich wirkenden Landesmutter. Regierungsantritt. Wie sehr unserem König das Wohl seines angestammten Landes und unseres geeinigten deutschen Vaterlandes am Herzen liegt, davon zeugt sein Erlaß „An mein Volk" beim Re- gierungsantritt am 6. Oktober 1891. Darin bekennt er: „Im Aufsehen zu Gott verspreche Ich, die Verfassung des Landes getreu zu wahren, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu Pflegen, den Armen und Schwachen ein wahrer Freund und Helfer, dem Rechte allzeit ein eifriger Hüter zu sein und Meine Stellung als Regent eines deutschen Staates in unerschütterlicher Treue zu den Verträgen, die unser großes deutsches Vaterland begründeten, zu wahren." Seit seiner Thronbesteigung störten keine großen kriegerischen Ereignisse die Entwicklung unseres Landes. König Wilhelm Ii. konnte daher in segensvoller Friedensarbeit seine Liebe zu Schwabens Volk und Land betätigen und den stets sich mehrenden Kulturausgaben seine ganze Kraft widmen.

10. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 33

1910 - Leutkirch : Bernklau
33 am Mittelrhein und Main, die K a t t e n oder Hessen an der Fulda, die C h e r u s k e r an der Weser, die Sachsen an der Elbe und die Friesen an der Nordsee. Stände. Das ganze Volk zerfiel in Freie und Unfreie. Die Freien waren die Besitzer von Grund und Boden. Sie schieden sich wieder in die Adeligen oder Edelinge und in die Gemeinfreien. Die Ade- ligen zeichneten sich aus durch großen Besitz und hohes Ansehen. Doch durften die Gemeinfreien wie die Adeligen Waffen tragen, an den Volksversammlungen teilnehmen und das Priester- und Richteramt ausüben. Die Unfreien waren entweder Hörige oder Leibeigene. Die Hörigen erhielten von den Freien kleinere Teile Ackerland, das sie gegen Entrichtung von Abgaben bebauten. Den niedersten Stand bildeten die leibeigenen Knechte. Erziehung. Von Jugend an wurden die Kinder durch körper- liche Übungen und kalte Bäder abgehärtet. Häufig begleitete der Sohn den Vater auf die Jagd. Sehr beliebt waren Spiele, wobei die Jünglinge ihre Gewandtheit in Führung von Schwert und Lanze sowie ihre Unerschrockenheit zeigten (Schwerttanz). Es war ein fest- licher Tag, wenn der Jüngling vor versammelter Gaugemeinde für wehrhaft erklärt und mit Schild und Lanze geschmückt wurde. Von nun an trennte er sich nicht mehr von seinen Waffen. Beschäftigung. Die Besorgung des Hauswesens und des Feld- baus überließen die alten Deutschen den Frauen, Knechten und Mäg- den, ebenso die Sorge für das Vieh. Die Hauptbeschäftigung der Freien zu Friedenszeiten war Spiel und Jagd und die Übung in den Waffen. Krieg. Von den Römern wurden die alten Deutschen Ger- manen, d. i. tobende Kriegsleute genannt; denn kriegslustig wareu die Deutschen wie kein anderes Volk. Nahte ein Feind dem Lande, dann erscholl der Kriegsruf von Hof zu Hof durch alle Gaue. Alle wehrfähigen freien Männer wurden aufgeboten. Ein solches Aufgebot hieß Heer- dann. Mit Streitaxt, Schwert und Spieß bewehrt strömten die Kampf- gierigen herbei. Die Brust deckte ein Schild aus Holz oder Weiden- geflecht. Um den Feind zu schrecken, trugen sie oft eine Sturm- haube aus der Haut eures wilden Tieres. Aus dem heiligen Haine wurden die Feldzeichen herbeigeschafft. Der tapferste der Edelinge wurde auf den Schild erhoben, ließ das Banner entfalten und zog als Führer vor dem Aufgebot her: er war der Herzog. In der Schlacht stürzten sich die Todesmutigen mit furchtbarem Geschrei dem Feind entgegen. Aus der Schlacht zu weichen, wenn der Führer gefallen war, brachte Schande fürs ganze Leben. Herrschte Realienbuch. 3
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