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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 145

1912 - Danzig : Kasemann
—- 145 — Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle, Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen, daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann. Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe des Volkes für leuchtende Farben und buntemuster. Es sind prächtige Stoffe für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge- macht worden. Eine gewisse Berühmt- heit hat der kaschubische Warp erlangt, ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug und Einschlag aus gesponnener Schaf- wolle sind. In der Färberei wurde der Stoff gewaschen, gewalkt und ge- färbt, für die Männerkleidung ein- farbig blau, für die Frauen rot oder grün mit schwarzen Streublümchen. In jeder Kreisstadt gab es eine Fär- berei, von denen die in Berent, Bütow und Konitz die bedeutendsten gewesen sind und sich bis auf die Gegenwart erhalten haben. Neben der Landwirtschaft betrieb der kaschubische Bauer die Fischerei, da die meisten Dörfer an einem See oder an einem Fluß liegen. Die Netze verschrieb der Fischer sich nicht aus der Fabrik, sondern er strickte sie aus selbstgesponnenem Garn. Männer und Frauen haben darin eine erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit. Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile. Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus- ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen- stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver- sandkartons bewähren. ü Das „u" wird kurz gesprochen. Heimatkunde, Ii. Teil. Kaschubischer Fischer. 10

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 146

1912 - Danzig : Kasemann
146 Auch die Holzschnitzkunst wird von einigen Dorfkünstlern noch gepflegt, die namentlich Figuren für Wegekreuze anfertigen. Eine besondere ländliche Industrie, die ganz aus dem Bedürfnis des Volkes hervorgeht, ist die Anfertigung von Tabaksdosen. Der echte Kaschube ist kein Raucher, dafür aber ein um so leidenschaftlicherer Schnupfer. Und die Behälter für den Tabak, die Dosen, sind ein einheimisches Erzeugnis. Sie werden aus Birken-- oder Kirschbaumrinde und namentlich aus Rinder- gehörn angefertigt und mit Schnitzereien versehen. Auch den Tabak kaust sich der Kaschube nicht vom Krämer, sondern er macht sich ihn selbst. Früher hat er sich sogar seine Tabakstauden im Garten angebaut. Heute erwirbt er die Tabaksblätter im Dorfkrng, trocknet und zerschneidet sie und reibt sie in ei ner Schüssel mit r.'.uhem Boden zu feinem Ta- bakpulver. Es ist unleug- bar, daß der frühere Bauer mitseineraußer- vrdentlichen Ge- schicklichkeit dem heutigen Land- mann an Selb- ständigkeit lueit überlegen war. Der Dörfler von ehemals war ein Meister; sein ganzes Eigen- tum, vom Haus bis zum Holz- schuh, war oft das Werk seiner Hände. Der Bauer wußte nicht nur den Pflug zu führen, sondern er verstand ihn auch zu bauen. Heute überläßt der Dörfler schon das Aufstellen eines Zaunes dem Dorfhandwerker, und der arbeitet nach einem gewohnten Schema. Im allgemeinen ist man wohl der Ansicht, daß der Hansfleiß gänzlich erloschen ist. Für manche Landstriche trifft das auch zu, aber in den entlegenen Dörfern der Kaschubei ist er noch ziemlich stark verbreitet. Es werden eine Menge Gegenstände: Stühle, Ofenbänke, Körbe, Reusen, Lischken, Netze, Flachsschwingen usw. gefertigt. Das Spinnrad und den Webstuhl findet man noch in vielen Familien. Kleider aus selbstgefertigten Stoffen werden noch mehr getragen, als man anzunehmen pflegt. Soll man nun müßig zusehen, wie auch der letzte Rest einer alten Volkskunst, eines eingebürgerten Hausfleißes unwiederbringlich verloren geht? In Schweden hat man die Bedeutung, die der Hausfleiß für ein Volk hat, weit früher erkannt und sorgte für dessen Belebung Da war es namentlich Artur Hazelius, der Schöpfer des Nordischen Museums und des Freilichtmuseums in Skanson, der sich mit nie versagender Begeisterung in

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 270

1912 - Danzig : Kasemann
270 und hatte dabei auch Gelegenheit, die dortigen Jndustriestätten, die Königliche Porzellan-Manufaktur, die Königliche Gießerei, die Egells'fche Maschinen- fabrik u. a. kennen zu lernen. Nach Beendigung feiner Studien ging Schichau noch für einige Zeit nach England, der damals ausschließlichen Heimat des Maschinenbaus und der Industrie, um dort seine Kenntnisse zu erweitern. Nach Elbing zurückgekehrt, errichtete er hier am 4. Oktober 1837 eine kleine Maschinenwerkstatt, in der bald 8 Arbeiter beschäftigt wurden. Aus diesen kleinen Anfängen entwickelten sich im Laufe der Jahrzehnte jene großartigen Montagehalle von F. Schichan, Elbing. Werften und die umfangreichen Fabrikanlagen, die den Namen Schichaus in aller Welt bekannt gemacht haben. Was die Persönlichkeit Schichaus selbst anbelangt, so konnte auf einen Mann wie Schichau, diesen Großindustriellen von so hervorragender Bedeu- tung für die Entwicklung der gesamten deutschen Industrie, nicht nur die Bürgerschaft Elbings mit Stolz als auf den ihren blicken, sondern ganz Deutschland mit Recht stolz sein. Sein Feld, welches er rastlos bearbeitete, war indessen ausschließlich der Kreis seiner ausgedehnten Werkstätten. Über diesen Rahmen ging er nur dann hinaus, wenn es das Wohl seiner Mit- menschen oder höhere industrielle Interessen geboten. An seinen Werkstätten hing er mit jeder Faser seines Herzens. Hier griff er persönlich mit der ganzen schaffensfreudigen Tätigkeit, die ihm das Gefühl der vollen Befriedi- gung, des vollen Ausgehens in seinem Berufe verlieh, mit ein Und wie er groß war in seinem Berufe, indem er nur Großes angestrebt und erreicht hat, so war er auch groß in seinem Charakter, ein Mann von

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 290

1912 - Danzig : Kasemann
290 Die Stuhlfabrik in Gossentin, Kr. Neustadt Wpr. Die im Jahre 1899 gegründete Fabrik wurde, als sie nach mancherlei Fährnissen eben in das Stadium glücklichen Gedeihens getreten war, am 31. Oktober 1907 durch ein Schadenfeuer so gut wie vernichtet. Es ist ein Beweis für die solide Basis der Fabrik, daß diese trotz erheblichen Schadens größer und in allen Einzelheiten vollkommener neu entstanden ist. Schon unmittelbar nach dem Brande wurde das vom Feuer verschont gebliebene Sägewerk als provisorische Stuhlfabrik eingerichtet: und durch Tag- und Nachtbetrieb ermöglichte die Leitung es, in den beschränkten Räumen etwa zwei Drittel der früheren Produktion herzustellen. Der Wiederaufbau der neuen Fabrik wurde alsbald nach dern Brande in Angriff genommen, sodaß bereits im Oktober 1908 die neue Fabrik der Hauptsache nach in Benutzung genommen werden konnte. Um welche bedeutende Anlage es sich handelt, erhellt daraus, daß die Fabrik auf einem Areal von 15 Hektar bei 7200 Qu.-Mtr. bebauter Fläche für die Stuhlfabrik und 4200 Qu.-Mtr. für das Sägewerk eine Jahresproduktion von 360 000 Stühlen, d. i. etwa 1200 Stühle pro Arbeitstag hergestellt hat, ja 500 000 Stühle pro Jahr mit den vorhandenen Einrichtungen herzustellen in der Lage ist. Es ist hier nicht angängig, den Betrieb in seinen Einzelheiten zu be- schreiben, zumal eine Fülle von Maschinen, insbesondere von Holzbearbeitungs- maschinen, dabei mittätig ist, deren staunenerregende Wirksamkeiten nur die eigene Anschauung erfassen läßt. Nur einige allgemeine Gesichtspunkte mögen hier Erwähnung finden, die Zeugnis für die Gesundheit des Goßlerschen Gedankens abgeben, der einer westpreußischen Industrie Glück und Gedeihen versprach und ebnete, aber auch für den Geist, in dem das Unternehmen geführt wird. Bleibt doch jährlich ein Kapital von 8—900000 Mk. in Form von Löhnen aller Art und Ankäufen für Rohmaterialien aus der Umgegend im Neustädter Kreise. Die Fabrikation ist durch Teilung der Arbeit bis in die kleinsten Einzel- heiten hinein so eingerichtet, daß Arbeiter jeder Art ohne handwerkliche Vor- kenntnis in wenigen Tagen so leistungsfähig werden, daß kein gelernter Arbeiter sie zu übertreffen vermag. So sind von den 630 in der Fabrik tätigen Kräften nur zirka 40 als Werkmeister und Vorarbeiter wirklich Facharbeiter. Als eine vortreffliche Neuerung, die der Fabrik jährlich etwa 40 000 Mk. erspart, verdient die Einrichtung Erwähnung, daß außer dem Holze sämtliche Fabrikations- materialien, wie z. B. Leim, Spiritus, Papier, Jute, Flechtrohr, Bind- faden von den Arbeitern gekauft werden müssen und ihnen mit der ab- gelieferten Arbeit vergütet werden. Da so die Arbeiter ein Interesse an sparsamer Verwaltung ihrer Materialien haben, wird der Vergeudung wirksam Einhalt getan. Sehr interessant sind die Heizungsanlagen. Schon früher wurden natürlich die Holzabfülle zur Heizung mit verwertet, doch war immerhin der Kohlenbedarf recht erheblich. Mit rationelleren Kesseln mit Überhitzungseinrichtung werden die Holzabfälle, die durch Transport- und Absaugeanlagen zum Kesselhause befördert werden, direkt vergast, so

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 291

1912 - Danzig : Kasemann
291 daß für den gesamten Heizbetrieb nach nicht einmal alle Späne verbraucht werden. Eine andere Anlage befördert die Sägespäne vom Sägewerk nach der Hauptkesselanlage. Das Sägewerk wird gewöhnlich von der Haupt- maschinenanlage der Stuhlfabrik elektrisch angetrieben, hat aber auch eine eigene Kessel- und Maschinenanlage, die gleichzeitig so disponiert ist, daß sie im Bedarfsfälle mittels elektrischer Übertragung auch als Reserve für die Hauptfabrik benutzt werden kann. ^Eine interessante Anlage dient der Trocknung des Holzes. Während für die Trocknung an der freien Luft Jahr und Tag nötig ist, genügen in den künstlich erwärmten Trockenkammern 5—8 Tage. Einen Übelstand, daß bei der trockenen Hitze die Trocknung im Holze von außen nach innen geht und dadurch häufig ein Springen des Holzes veranlaßt wird, hat ein neueres System mit feuchter Wärme nach englischem Muster beseitigt. Zwar bleibt das Holz dabei zunächst noch feucht, trocknet aber bei der Möglichkeit, höhere Temperaturen anzuwenden, von innen nach außen und wird gleichfalls in etwa acht Tagen gebrauchsfertig. Trotz der Tagesproduktion von mehr als 1000 Stühlen erfordert die Fertigstellung des einzelnen Stuhles bei der intensiven Teilung der Arbeit einen Zeitraum von etwa einer Woche, also länger als der Handwerker, der alle Teile nacheinander selbst fertigt, benötigt, dafür ist aber eine Gewähr für vollständige Gleichheit der einzelnen Stücke in einem Maße gegeben, wie es bei Handarbeit mit primitiven Maschinen nicht annähernd der Fall ist. Das Sägewerk dient fast ausschließlich zum Einschnitt des eigenen Be- darfes an Holz, der sich jährlich ans etwa 12000 Festmeter Rohhvlz stellt. Es werden in der Fabrik sämtliche Zargenstühle in allen Holzarten und Ausführungen hergestellt, und zwar in etwa 2000 verschiedenen Formen und Ausführungen. Der größte Teil der Produktion wird auf dem deutschen Markt umgesetzt, ein verhältnismäßig nicht unbedeutender Bruchteil wird teils nach den Nachbarländern, teils nach überseeischen Ländern exportiert. Für den überseeischen Export kommt ausschließlich der der Fabrik durch verschiedene Patente geschützte zerleg- und zusammenschraubbare Resiak-Stuhl in Frage, bei welchem statt der verleimten Zapfen verdeckte, also äußerlich nicht sichtbare Metallschraubenverbindungen zur Anwendung kommen Durch Herstellung von selbsttätigen Feuerlösch-Einrichtungen nach engli- schem und amerikanischem System (sogenannten Sprinkleranlagen) ist mit einem Kostenaufwand von über 50000 Mk. nach menschlicher Berechnung kiinftig dem Auftreten von umfangreichen Schadenfeuern vorgebeugt; dem- selben Gesichtspunkte wurde bei der Einrichtung der Transmissionsanlage, die bei einer Holzbearbeitungsfabrik unter gewöhnlichen Umständen als er- hebliche Gefahrenstelle anzusehen ist, Rechnung getragen. Die Thorner Pfefferkuchen. ""kehr noch als durch seine bewegte Geschichte und durch seine inter- essanten Bauten ist Thorn durch seine Honigkuchen überall bekannt. Schon in der ersten Zeit ihres Bestehens wurden in der alten Weichselstadt Honig-

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 441

1912 - Danzig : Kasemann
441 wird er das Anerbieten Pappenheims dankend abgelehnt und auch keine Abgesandten nach Gardeleben geschickt haben — die Entfernung war doch zu groß, als daß auf diese Weise ein Erfolg hätte erwartet werden können; außerdem waren die Friedensverhandlungen zwischen Polen und Schweden zwar augenblicklich wiederum gescheitert, ihre Fortsetzung aber doch für die nächste Zeit in Aussicht genommen. Immerhin bleibt das Schreiben nicht nur für die Geschichte Danzigs, sondern auch in allgemeiner Hinsicht von Interesse, geht doch aus ihm deutlich hervor, wie schon damals die der kaiserlichen Partei in Deutschland von Gustav Adols drohende Gefahr von Männern wie Pappenheim richtig erkannt wurde. Otto Günther. Im Park zu Oliva. ^n allen Wipfeln hängt die Silberträne der Sommernacht in keuschem Morgenglanz, wie stille Lichtgedanken ziehen die Schwäne, umduftet süß von reichem Blütenkranz. Das Sonnenlicht fällt hell wie blonde Locken durch Busch und Baum und zartes Sommergrün, und durch den Glanz die alten Klosterglocken wie fromme Pilger ernst und langsam zieh'n . . . Wie in des Domes dämmerdunklem Raum kniet deine Seele andachtstill nun nieder — du träumst — und deine Stirn: sie fühlt es kaum, wie sie umschmeichelt blütenreicher Flieder. Wie eines Herzens Unrast klingt das Brausen des Wasserfalls aus dunkelgrünem Grund, und aus des Sturzes ungestümem Sausen hörst du's wie Sehnsuchtrus von heißem Mund . . . Hell grüßt das Schloß zum Wald und gold'nem Feld, und wie hier einst den Schwertern Rast beschieden: — mit sich, dem lauten Leben und der Welt macht auch das Herz nun still und selig Frieden. — — Brnno Pomp ecki. Thorn unter polnischer Oberhoheit. Turch den zweiten Frieden non Thorn vom 9. Oktober 1466 wurde Westpreußen an Polen abgetreten und dadurch die Schutzherrschaft Polens über Thorn eine dauernde.

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 288

1912 - Danzig : Kasemann
288 Untergrundbahnen, Tunnels und anderen Wunderwerken der modernen Technik hätten ohne Verwendung von Zement nicht ausgeführt werden können. Die Fabrikation von Zement hat sich naturgemäß in Gegenden ent- wickelt, wo die Rohmaterialien, Kalk und Ton, in reichlichem Maße vor- handen sind, und wo die Steinkohle, welche zum Brennen des Zements in großen Mengen gebraucht wird, nicht zu teuer ist So befinden sich in Deutschland, besonders am Rhein, an der Unterelbe, in Westfalen, Thüringen, Schlesien und bei Stettin große Zementfabriken. In Ost- und Westpreußen, Posen und Hinterpvmmern befindet sich wegen Mangels an geeigneten Rohmaterialien nur ein derartiges Werk, und zwar in Worte bei Neustadt Wpr. Zementfabrik bei Neustadt Westpr. Die Preußische Portland-Zementfabrik Neustadt Wpr. ist im Jahre 1872 erbaut; sie verwendet statt des Kalksteins einen weichen Wiesenkalk von großer Reinheit. Obwohl das Unternehmen bedeutende maschinelle Anlagen, umfangreiche Baulichkeiten und Einrichtungen verschiedener Art erfordert, ist der Gang der Fabrikation doch verhältnismäßig einfach. Unweit der Fabrik befinden sich unter einem weiten Wiesengelände die Kalk- und Tonlager. Nachdem die etwa 1,5 m starke Torfschicht durch Abgraben entfernt ist, wird der Kalk und der Ton mittels eines Dampfbaggers herausgehoben und in Kühne geschüttet. (Durch das Ausbaggern ist mit den Jahren ein etwa 15 ha großer See, der sogenannte Kalksee, entstanden.) Die gefüllten Kähne werden von kleinen Dampfern auf einem 5 km langen Kanal zur Fabrik geschleppt. Hier werden die Rohmaterialien, die sich in einem breiig- flüssigen Zustande befinden, ausgeladen und in dem erforderlichen Ver- hältnis — es sind ungefähr drei Terle Kalk und ein Teil Ton nötig in besonderen Maschinen und in großen Schlammbassins innigst gemischt. Nachdem durch ständige Kontrolle ermittelt ist, daß die Mischung stimmst

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 247

1912 - Danzig : Kasemann
247 Verbesserung ihrer Wirtschaften Aufwendungen zu machen, die großenteils- zunächst in der Einführung von Zuchtvieh angelegt wurden. Die Folge war, daß die Landwirte das größte Interesse für den Brennereibetrieb ge- wannen und alle Mühe anwandten, ihn, wo es irgend möglich wäre, zu ver- bessern. Die Brennereien wurden anfangs nur mit Handarbeit getrieben, alle Maschinen waren so eingerichtet, daß sie durch Menschenkräfte in Be- wegung gesetzt werden konnten. Die Kartoffeln wurden in großen hölzernen Fässern mit Dampf gekocht, wenn sie gar waren, auf Pressen geleitet, die durch Männer gedreht wurden, die gequetschte Masse in den sog. Vormaisch- bottichen mit heißem Wasser gemischt und von Männern, welche neben dem Vormaischbottich auf Bänken standen, mittels Latten, welche die Form von Rudern hatten, durcheinander gemischt, dann diese „Maische" in ein großes, flaches Holzgefüß, das sog. Kühlschiff, gepumpt und darin gerührt, bis der nötige Grad von Abkühlung erreicht war. Dann wurde diese fertige Maische in andere Holzgefüße, die sog. Gärungsbottiche, geleitet, dort Hefe zugesetzt, und die Gärung, durch welche der aus der Kartoffelstärke hervorgegangene Zucker in Spiritus verwandelt wird, eingeleitet. Aus dieser Schilderung geht hervor, daß eine große Zahl von Menschenkräften zu dem Betriebe er- fordert wurde, und die Bemühung der Landwirte, an ihrer Stelle Maschinen- betrieb, der durch billigere tierische Kräfte geleistet wurde, einzuführen, nahe- lag. Diese Bemühungen hatten Erfolg, man richtete sog. Göpel ein, in welchen Pferde ein Rad in Bewegung setzten, durch welches ein kompliziertes Ma- schinenwerk in Tätigkeit gebracht und alle Pumpen und Rührwerke getrieben wurden. Nachdem man erfahren hatte, daß der Maschinenbetrieb eine be deutend billigere Kraft herstellte, als durch Menschenarbeit zu erreichen war, wandte man diese Erfahrung auch für andere landwirtschaftliche Betriebe an, und großes Aufsehen machte es, als die ersten Dreschmaschinen, die durch Göpelwerk bewegt wurden, erschienen. Diese Arbeit wurde nicht blos billiger, sondern auch bedeutend besser ausgeführt, als das Dreschen mit den Händen das konnte, denn die Getreidekörner wurden viel reiner aus den Ähren gelöst, als es auf die alte Art möglich war. Als Beweis hiefür wurde häuiig angeführt, daß die Hühner das sogenannte Maschinenstroh viel weniger sorgfältig durchsuchten, als das durch sogenannten Handdrusch ge- wonnene Stroh. Die hier erwähnten Erfolge reizten die Landwirte zu weiteren Ver- suchen, die Handarbeit durch die Maschinenkraft zu ersetzen; zunächst kamen die Säemaschinen an die Reihe, dieselben verteilten das Saatkorn viel gleich- mäßiger, als es mit der Hand möglich gewesen war, und nicht lange darauf folgten die Mähmaschinen, welche ihre Arbeit ebenfalls billiger und besser leisteten, als früher die Schnitter. Die Mittel dazu, das muß ausdrücklich wiederholt werden, flössen großenteils aus dem Erlös für Spiritus, und wir können nicht dankbar genug betonen, daß die Einführung des Brennerei- Betriebes ein äußerst wirksames Mittel zur Entwicklung der Landwirtschaft dargeboten hat. Ueber die Benutzung von Maschinenkräften ist endlich noch zu sagen, daß seit einigen Jahren an Flüssen Stauungs-Anlagen gemacht sind, wodurch Wasserräder getrieben werden, die elektrische Kraft erzeugen (Uberlandzentralen). Diese Kraft ist durch Drähte auf mehreren Gütern zum Betriebe landwirtschaftlicher Maschinen verwandt worden, wodurch eine er- hebliche Ersparnis an Dampf- und Pferdekräften erzielt ist.

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 262

1912 - Danzig : Kasemann
262 Lokomotivfabrik; sodann die Herstellung von Messing-, Kupfer-, Nickel- und sonstigen Blechen und von Draht verschiedenster Art; nicht zu vergessen den großartigen Schiffbau, wie er uns in Danzig und Elbing begegnet. Sehr entwickelt ist auch die Industrie der Nahrungs- und Genuß- mittel, vor allem die Mühlenindustrie, die Spiritusgewinnung, die Brannt- wein- und Likörfabrikation, die Bierbrauerei, die Tabakindustrie, ganz be- sonders die Zigarren- und Zigarettenfabrikation, sowie die Zuckerindustrie, die eine weit über die östlichen Provinzen hinausgehende Bedeutung ge- wonnen hat. Als ein wichtiger Industriezweig der Provinz Westpreußen erscheint ferner die Industrie der Steine und Erden, welche zahlreiche Ziegeleien, Kalkbrüche, Kunststeinfabriken, Glashütten, Braunkohlengruben usw. umfaßt. Weltberühmt ist die Gewinnung und Verarbeitung des Bernsteins in Danzig. Erwähnt seien noch die Betriebe, welche forst- wirtschaftliche Nebenprodukte verarbeiten und Leuchtstoffe, Fette, Öle und Firnisse herstellen, die chemischen Fabriken, besonders diejenigen, welche künstliche Düngemittel erzeugen, die Leder- und Lederwaren- fabriken, die großen Unternehmungen für Hoch- und Tiefbau, die Papierindustrie und die sogenannten polygraphischen Gewerbe (Buch- druckereien u. dgl.). Was die räumliche Verteilung der Industrie in der Provinz West Preußen betrifft, so hat der Regierungsbezirk Danzig mehr Fabriken und eine viel größere Zahl von industriellen Arbeitern als der Regierungsbezirk Marienwerder. Naturgemäß befinden sich die meisten gewerblichen Anlagen in den Städten, und zwar vornehmlich in Danzig, Elbing, Preußisch-Stargard, Graudenz und Thorn. Die Provinzialhauptstadt Danzig ist zugleich der Hauptsitz der west- preußischen Industrie. Sie erfreut sich einer glücklichen geographischen Lage und erscheint deshalb für industrielle Tätigkeit in höherem Maße geeignet. Abgesehen von Kiel hat kein Hafen der deutschen Ostseeküste so gute Wasser- verhältnisse wie Danzig. Auch ist hier das Eisenbahnwesen für den Güter- verkehr recht günstig; andererseits haben wir von Danzig im allgemeinen gute Zugverbindungen nach den verschiedenen Richtungen, geradezu vorzügliche Fahrgelegenheiten nach Berlin und dem fernen Westen. Die Arbeiterverhält- nisse sind im Vergleich mit denjenigen anderer Städte des Ostens leidlich gut zu nennen. Jedenfalls sind in Danzig manche Vorbedingungen für eine in- dustrielle Entwickelung, selbstverständlich innerhalb gewisser Grenzen, gegeben. klm nunmehr die einzelnen Industriezweige, die in der Stadt Danzig und in ihrer nächsten Umgebung vertreten sind, aufzuführen, so ist vor allem der Schiffbau zu nennen, dessen Ruf weit über die Grenzen der östlichen Provinzen hinausgedrungen ist, ja die Welt erobert hat. Hierher gehören die Kaiserliche Werft, die Schiffswerften von F. Schichau und I. W. Klawitter und die Danziger Schiffswerft und Maschinenbauanstalt Johannsen & Co. Sehr bedeutende Anlagen weist auch die Metallindustrie auf. Zu erwähnen sind zwei staatliche Betriebe: die Königliche Gewehrfabrik und die Königliche Artilleriewerkstatt, die Kesselschmiede und Maschinenbauanstalt von I. W. Klawitter, die Waggonfabrik, die Schrauben-, Muttern- und Nieten- fabrik, die Deutschen Feld- und Industriebahn-Werke, mehrere andere Maschinenfabriken, Kesselschmieden, Eisenkonstruktions-Werkstätten, Kunst- schmieden und Schlossereien, Apparatebauanstalten usw.

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 263

1912 - Danzig : Kasemann
— 263 Zahlreiche Anlagen umfaßt die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel, die seit den ältesten Zeiten in Danzig geblüht hat. Zunächst nennen wir die Mühlenindustrie mit mehreren Getreidemühlen, die teils durch Wasserkraft, teils mit Dampf betrieben werden, sodann eine Ölmühle und Weizenstärkefabrik. Seit einigen Jahren hat Danzig drei Brotfabriken, welche die Herstellung von Brot in größerem Umfange betreiben. Die Zucker- industrie, die in der Provinz Westpreußen l9, größtenteils auf dem platten Lande befindliche Fabriken von Rohzucker umfaßt, ist in Danzig durch zwei große Raffinerien vertreten. Im Zusammenhange mit der Zuckerindustrie steht die Fabrikation von Schokolade und Zuckerwaren. Die Bierbrauerei Danzigs genießt schon seit Jahrhunderten einen guten Ruf; sie hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung genommen. Heute haben wir in Danzig eine große Anzahl von leistungsfähigen Brauereien. Desgleichen hat die Likörfabrikation, der zahlreiche Betriebe angehören, ihr Absatzgebiet weit über das Weichbild von Danzig ausgedehnt. Erwähnt seien noch mehrere Fabriken für Mineralwasser und sonstige alkoholfreie Getränke. Die Tabakindustrie zählt mehrere Kau-, Rauch- und Schnupftabakfabriken sowie einige Zigarettenfabriken, die sich eines regen Absatzes erfreuen. Zur Industrie der Nahrungs- und Genußmittel zählen schließlich noch Anlagen zum Schälen von Graupen, Grützen und Erbsen, zur Gewinnung von Speisefetten, zum Rösten von Kaffee, zur Herstellung von Melassefutter, sowie mehrere Fisch- räuchereien. Die Holzindustrie, die man als die wichtigste Industrie des Ostens bezeichnen kann, hat in Danzig und Umgegend eine Menge verschiedenartiger Anlagen. Etwa zwanzig Dampfsägewerke stellen vorzugsweise aus Kiefern- holz, das sie aus den Wäldern des östlichen Deutschlands oder aus Rußland und Galizien beziehen, Bretter, Bohlen, Leisten u. dgl. her und versenden ihre Ware, durch ganz Deutschland und nach dem Auslande. Ferner sind hierher zu rechnen Tischlereien für Fenster, Türen u. dgl., Parkettfabriken, eine Kistenfabrik, eine Faßfabrik, eine Fabrik für Steinholzfußböden (Dolo- ment) und eine Anstalt für die Imprägnierung von Eisenbahnschwellen. Dazu kommen die Erzeugnisse der Danziger Möbelfabriken, die einen guten Ruf genießen. Die Industrie der Steine und Erden umfaßt eine Reihe von Ziegeleien und Kiesgräbereien in der Nähe von Danzig, namentlich in den Amtsbezirken Brentau, Kelpin und Matern, sodann eine Zementwarenfabrik, einen größeren Steinmetzbetrieb mit Bildhauerwerkstätte und eine Glashütte, die ausschließlich Flaschen erzeugt. Endlich gehören hierher die Werkstätten der Bernsteinverarbeitnng. Die chemische Industrie ist im Osten noch wenig entwickelt. Immerhin treffen wir in Danzig einen alten Großbetrieb an, die Zweigniederlassung der Chemischen Fabrik Akt.-Ges. vormals Milch & Co. in Posen, die Dünge- mittel, Superphosphate, Schwefelsäure, Cyanprodukte und andere Erzeugnisse herstellt. Auch die neuentstandene chemische Fabrik von Felix Kloß L 0,-. Schubert sei hier erwähnt, die ebenfalls die Herstellung von Düngemitteln und Schwefelsäure betreibt. Im Zusammenhang mit der chemischen Industrie seien mehrere größere Seifenfabriken und eine Lack- und Firnisfabrik angeführt. Materialien für das Baugewerbe, das etliche Großbetriebe zählt, liefern vier Dachpappen- und Teerproduktensabriken. Einige Firmen stellen
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