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105* Das Natioualderrkmal auf dem Niederwald.
(Mit Abbildung.)
Es war am 28. September 1883, als der greise Kaiser
Wilhelm, umgeben von den Fürsten des Reiches, seinen Ministern,
den Heerführern des letzten Krieges, den Abgeordneten der Volks-
vertretungen, der Universitäten und zahlloser Vereine und unter dem
Jubelrufe einer ungeheuren Volksmenge das Nationaldenkmal weihte
mit den Worten: „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden
zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung!"
In einer der schönsten Rheinlandschaften, nahe d.em weinge-
segneten Rüdesheim, erhebt sich das Denkmal 25 Meter hoch über
dem Niederwalde. Riesengroß, frei und meilenweit sichtbar ragt sie
empor, die Germania. Ihr reiches, blondes Haar wallt, wie von
frischem Winde bewegt, herab. Die Linke stützt sich aus das friedlich
gesenkte deutsche Schwert, und hoch hebt die Rechte des Reiches neu
erstandene Krone, unerreichbar allen Feinden und Neidern, in die freie
Luft. Ein Eichenkranz ruht auf dem wunderschönen Haupte, und
Lorbeerkränze zieren die Krone und das Schwert. Die Gewandung
ist reich und edel gehalten. Die vollendete weibliche Schönheit wird
erhöht durch den Ausdruck der Herrscherwürde, der Entschlossenheit,
der Erhabenheit. Schillings Meisterhand hat eine Germania ins
Dasein gerufen, wie sie so groß und schön bisher von keiner Künstler-
hand geschaffen wurde.
Von mächtiger Wirkung sind auch die audern Figuren des
Denkmals. In der Mitte des untern Sockels befindet sich eine
Bronzegruppe: der alte Vater Rhein überreicht der jugendlichen
Mosel, der neuen Grenzhüteriu, das Wachthorn. Zu beiden Seiten
erheben sich zwei gewaltige Gestalten als bedeutsame Sinnbilder: der
Krieg, ein feuriger Jüngling, in die Kriegsdrommete schmetternd, und
der Friede, eine Figur mit Palmenzweig und Füllhorn. Zwischen
beiden ist auf dem oberen Sockel ein figurenreiches Bild in erhabener
Arbeit angebracht, das nach des Künstlers eigenen Worten die
„Wacht am Rhein" in dem Augenblicke darstellt, als sich die deutschen
Krieger um ihren königlichen Führer scharen. In der Mitte sitzt der
Kaiser hoch zu Roß; um ihn versammelt sind die Fürsten und Feld-
herren, die ihm 1870 begeistert folgten. Es sind nahe an 200 Figuren,
die meisten in Lebensgröße und porträtähnlich. In gleicher Höhe
mit diesem vordern stehen die beiden großen Seitenbildwerke, die in
ergreifender Weise des „Kriegers Abschied" und der „Krieger Heim-
kehr" darstellen. Von der Vorderseite des Unterbaues strahlt die
Inschrift herab: „Zum Andenken an die einmütige, siegreiche Erhebung
des deutschen Volkes und an die Wiederherstellung des Deutschen
Reiches 1870—1871."
Herrlich ist das Stück deutscher Erde, über welches die Ger-
mania hütend und herrschend hinausschaut. Zwischen den von
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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198
üppigsten Reben umkränzten Ufern breitet sich das mächtige Becken
aus, in dem der gewaltige Strom seine Wellen beruhigt sammelt,
bevor er sich am Mäuseturme vorbei in die engen Pforten des
Schiefergebirges und durch die Strudel des Bingerlochs drängt.
Links unter uns liegt Rüdesheim mit seinen altersgrauen Burgen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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und Türmen. Am jenseitigen Ufer erblicken wir die freundliche
Stadt Bingen, im Westen begrenzt von der Nahe, deren silbernes
Band wir hinauf in die Pfalz verfolgen können: das bleibende
Merkzeichen der Heerstraße, auf der wir auszogen, um den Angriff
unsers übermütigen Feindes abzuschlagen, und auf der dann des
neuen Reiches Herrscher an der Spitze seines sieggekrönten Heeres
zurückkehrte. Drüben links auf halber Höhe des niedrigen, tiefgrünen
Bergzuges winkt Ingelheim, der Lieblingsaufenthalt Kaiser Karls
des Großen, und aus blauer Ferne schauen der Donnersberg und der
Odenwald, zwei Heiligtümer unserer Altvordern, zu dem neuen National-
heiligtume unsers Geschlechtes durch die klare Luft herüber.
Hamburger Lesebuch.
Iw. Auf dem Dome zu Metz.
1. Es war der letzte Tag, den ich in Metz verbringen sollte,
und so machte ich denn noch einmal denselben Weg, der einst mein
erster gewesen war, den Weg zum Dome. Noch einmal wollt ich
emporsteigen und einen letzten Blick tun ans die Stadt und ihre
Schönheit. Bald war die höchste Staffel der Wendeltreppe erreicht,
und so trat ich hinaus in die offene Brüstung. Da lag sie nun aus-
gebreitet im Abendgold, die stolze Moselstadt mit ihren zahllosen
Giebeln und Dächern, mit ihren Palästen und Gärten, mit ihrem
Prunk und ihrem Schmerz, der trotzig in allen Seelen liegt. Ruhig
und getragen ziehen die Wogen des Stromes in der Tiefe dahin,
mit bläulichen Schatten heben die gewaltigen Forts sich ab von der
weichen Luft, jene Forts, unter deren Schutz die geschlagenen Heere
sich flüchteten, als der Tag von Gravelotte erfüllt war! — So sah
ich in die senkrechte Tiefe, ein schwindelndes Gefühl erfaßte mir die
Sinne. Da fuhr ich auf, erwachend wie aus einem Traum, und
lauschte; ein schriller, langgezogener Laut klang an mein Ohr, und
schlanke Fittiche rauschen — das sind die Falken, die in den Fugen
des Turmes sich eingenistet und nun am Abend kreisend zu Neste
fliegen. Wie scharf und sicher schneiden sie durch die Lüfte, bald zur
Höhe schießend, bald mit jäher Wendung niederstoßend! jetzt klammern
sie sich mit den Fängen an das zackige Gestein, und dann geht es
wieder wirbelnd empor ins Blaue. Fürwahr, das ist das alte fröh-
liche Federspiel!
2. Ich war noch ganz vertieft, da fiel mit einemmal eine kräftige
Hand auf meine Schulter, und als ich mich wandte, stand der Türmer
vor mir. Schon lange hatte er den sinnenden Fremdling betrachtet,
und halb treuherzig, halb mürrisch frug er nun an, was denn eigentlich
mein Begehr sei.
Der Alte war eine fesselnde Gestalt — graues Haar und scharf
entschlossene Züge, aus denen blitzende Augen lugten; er selber sah
aus, als ob er ein grauer Turmfalke wäre, der seit einem halben
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2. £> schauet, wie ihm leuchten die Augen so klar!
£> schauet, wie ihm wallet sein schneeweißes Haar!
So frisch blüht sein Alter wie greifender Wein,
drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein.
3. Der Mann ist er gewesen, als alles versank,
der mutig auf gen Kimme! den Degen noch schwang;
da schwur er beim (Lisen gar zornig und hart,
den Welschen zu weisen die preußische Art.
H. Den Schwur hat er gehalten. Als Ariegsruf erklang,
hei! wie der weiße Jüngling in'n Sattel sich schwang!
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht,
mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
5. Bei Lützen auf der Aue er hielt solchen Strauß,
daß vielen tausend Welschen der Atem ging aus,
daß Tausende liefen dort hasigen Lauf,
zehntausend entschliefen, die nimmer wachen auf.
6. Am Wasser der Aatzbach er's auch hat bewährt,
da hat er den Franzosen das Schwimmen gelehrt:
Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab
und nehmt, Ohnehosen, den Walfisch zum Grab!
7. Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch!
Da schirmte die Franzosen nicht Schanze, noch Burg,
da mußten sie springen wie Hasen übers Feld,
hinterdrein ließ erklingen fein Hussa! der Held.
8. Bei Leipzig auf dem Alane, o herrliche Schlacht!
da brach er den Franzosen das Glück und die Macht,
da lagen sie sicher nach blutigem Fall,
da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall.
9. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren heraus!
Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus!
Dem Siege entgegen, zum Rhein, übern Rhein,
du tapferer Degen, in Frankreich hinein! E. M. Arndt.
67. Blücher am Rhein.
Die Heere blieben am Rheine stehn:
„Soll man hinein nach Frankreich gehn?"
Man dachte hin und wieder nach;
allein der alte Blücher sprach:
„Generalkarte Herl
Nach Frankreich gehn ist nicht so schwer,
wo steht der Feind?" — „Der Feind?
Dahierl"
„Den Finger drauf, den schlagen wir!
wo liegt Paris?" — „Paris? Da-
hierl"
„Den Finger drauf, das nehmen wir!
Nun schlagt die Brücken übern Rhein!
Ich denke, der Lhamxagnerwein
wird, wo er wächst, am besten sein."
Aug. Kopisch.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Arndt
Extrahierte Ortsnamen: Aatzbach Rhein Rhein Frankreich Rhein Rheine Frankreich Frankreich Paris Rhein
131
68. Vom Vater Blücher.
Als in dem zweiten Befreiungskriege die Preußen über den Rhein
auf Brüssel zu marschierten, war der Kaiser Napoleon zunächst darauf
bedacht, unsern alten Blücher, den preußischen Heldengreis, anzugreifen,
und am 16. Juni 1815 entbrannte eine heiße Schlacht bei Ligny.
Unsererseits waren bereits alle Truppen im Gefechte gegen Napoleons
Übermacht. Wir erwarteten englische Unterstützung, die uns ver-
sprochen war; sie kam aber nicht, und schon brach die Dunkelheit
herein. Unter ihrem Schutze war feindliches Fußvolk um das Dorf
Ligny herumgeschlichen und griff die Unsern, die hinter den Häusern
aufgestellt waren, plötzlich im Rücken an. Zu gleicher Zeit drang
ein Eisenkeil von 4000 feindlichen Gardekürassieren an einer andern
Stelle durch das Dorf. Da zog Blücher den Degen und führte eine
Schar leichter Kavallerie selbst gegen die französischen Eisenreiter.
Seine Leute wurden geworfen. Sein eignes Pferd traf ein Schuß.
In wilden Sprüngen raste es mit ihm fort, die Feinde hinter ihm
drein. Jetzt stürzte es zusammen, und der greise Feldmarschall lag
betäubt unter dem toten Tiere. Sein getreuer Adjutant, Graf Nostitz,
sprang ab und stellte sich mit gezogenem Degen neben ihn. Was er
wollte, so hat er später gestanden, wußte er selbst nicht. Aber Gottes
Auge wachte über dem Helden. Der Reitersturm zog vorüber; kein
feindliches Auge hatte den Feldherrn erblickt; Nostitz war wieder mit
ihm allein. Aber nicht lange, da brausten die Reiter zum zweiten
Male vorüber, von den Unsern zurückgeworfen. Doch wieder waren
sie wie mit Blindheit geschlagen. Die Unsern jagten hinter ihnen
drein. Schnell hielt Nostitz einen Husaren an. Mit Mühe wurde
der Feldmarschall unter dem toten Pferd hervorgezogen und auf das
Husarenpferd gesetzt. Es war die höchste Zeit, denn schon drangen
die feindlichen Reiter aufs neue vor. Unser Fußvolk, hinter Ligny
im Dunkel des Abends überfallen, rings umbraust von feindlichen
Reitern, zog sich geordnet in geschlossenen Massen zurück. Alle An-
griffe der feindlichen Reiterei schlug es kaltblütig mit Bajonett und
Gewehrfeuer ab. Eine Viertelstunde hinter dem Schlachtfelde stellte
sich unser Heer wieder auf. Der Feind wagte nicht, dasselbe zu ver-
folgen. Das Schlachtfeld war verloren, aber nicht die Ehre, nicht
der Mut. Denn schon am folgenden Tage versprach der Feldmar-
schall dem englischen Befehlshaber Lord Wellington, daß er ihm am
18. mit seinem ganzen Heere zu Hilfe kommen wolle.
Am 17. ließ er die Armee in Parade an sich vorbeimarschieren,
damit die Soldaten bei dem stolzen Paradezuge die gestrigen Unfälle
vergessen sollten. So neigte sich der Tag des 17. Juni. Inzwischen
waren die Engländer im Anmarsche, und Napoleon ging ihnen ent-
gegen, um eine Verbindung mit den Preußen zu verhindern. Schon
am folgenden Tage, am 18. Juni, stand er ihnen unweit Brüssel in
Schlachtordnung gegenüber. Der Herzog von Wellington hatte seine
9*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Graf_Nostitz Napoleon
202
mit Südwestdeutschland in kürzester Linie verband. Diese Linie
aber konnte nur über den St. Gotthard führen; denn von allen
Pässen ist der St. Gotthardpafs der einfachste und natür-
lichste Durchschnitt der Alpen. Von Brunnen am Vierwald-
stätter See zieht sich das Tal der Keufs wie eine gewaltige
Furche hin nach Süden, bis sich der Gebirgsstock der St. Gott-
hardgruppe massig in den Weg stellt; jenseit des Gebirgsstockes
führt das Tal des Tessin nach der Poebene. In riesenhaften
Windungen steigt die Fahrstrasse den Gebirgsstock hinauf. Die
Bahn wählte einen kürzeren Weg: sie bohrt sich geradeswegs
durch das Berginnere hindurch, und dieser Gotthardtunnel ist
wohl das gewaltigste Bauwerk der Neuzeit. Seine Länge be-
trägt 14 900 m oder fast zwei deutsche Meilen.
Der Bau des Tunnels, der 8 Jahre währte, bot verschiedene
Schwierigkeiten. Hier war das Gestein so hart, dass es der
Arbeit jedes Instrumentes zu spotten schien; dort wieder kam
man an lockeres Erdreich, das fortwährend herunter bröckelte
und alle Stützen und Wölbungen zerdrückte; dann stürzten
wieder Gewässer aus den Wänden, welche die Arbeiter be-
drohten. Die Hitze im Berginnern — beim Bau 34°, jetzt 20° —
und die schlechte Luft, die durch grosse Lüftungsmaschinen
kaum genügend gereinigt werden konnte, erzeugten allerhand
Krankheiten. Auf dem kleinen Kirchhofe zu Gesehenen liegen
179 Opfer des Tunnelbaues begraben; 877 Arbeiter wurden mehr
oder weniger schwer verletzt. Man kann sich deshalb wohl die
Erregung denken, die entstand, als die sich entgegenarbeitenden
italienischen und deutschen Arbeiter so nahe aneinandergerückt
waren, dass sie ihre Stimmen hörten. Bald bildete nur noch
eine 2 m dicke Steinmasse die Scheidewand, und nun fanden sich
die Hauptleiter des Baues im Tunnel ein, um dem feierlichen
Augenblicke des Durchbruches beizuwohnen. Als dieser erfolgte,
da stürzten über die Trümmer der Steinwand die Arbeiter sich
gegenseitig in die Arme; da sah man bei dieser Arbeit ergraute
Männer Freudentränen weinen darüber, dass das Ziel endlich
erreicht war. Vor den Tunneleingängen aber ertönten die Pfeifen
sämtlicher Dampfmaschinen, um durch diesen Höllenlärm das
freudige Ereignis zu feiern.
Zum Teil noch schwieriger als die Anlage des grossen
Gotthardtunnels erwies sich der Bau in den Tälern der Keufs
und des Tessin. Das Gefäll der Talsohle ist hier oft so stark,
dass die Anlage einer Bahn unmöglich wird. Der Erbauer von Ge-
birgsbahnen sucht sich bei ähnlichem Gelände dadurch zu helfen,
dass er in Seitenthäler einbiegt und so allmählich in die Höhe
steigt, um alsdann wieder in das Haupttal zurückzukehren.
Aber derartige Seitentäler sind hier nicht vorhanden; senkrecht
steigen die Felsen am Flussufer empor, und in Wasserfällen er-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
133
La Belle-Alliance zum Ziele nehmend, drangen Preußen und Eng-
länder unaufhaltsam vorwärts. Die Franzosen sahen sich von allen
Seiten angegriffen, und mit dem Rufe: „Rette sich, wer kann!" er-
gossen sie sich in wilder Verwirrung in die Flucht. Napoleon hielt
in dem letzten Viereck seiner Garden, mit starren Blicken den Greuel
der Vernichtung betrachtend. Einer seiner Marschälle ergriff den
Zügel des kaiserlichen Pferdes und riß seinen Gebieter, der den Tod
suchte, mit Gewalt fort. Bei Belle-Alliance, „dem schönen Bunde",
trafen sich die siegreichen Feldherrn Blücher und Wellington.
Den müden Preußen verblieb nun das saure, aber lustige Stück
Arbeit der Verfolgung. Hei, da ging's den tapfern Gneisenau an
der Spitze, unter dem Klange der Flügelhörner lustig in die Nacht
hinein. Bald erbeuteten die Unsern den Reisewagen Napoleons. Er
selbst hatte sich bei dem Geschrei: „Die Preußen kommen!" kaum
zum Schlage hinaus retten können und seinen Hut und Degen im
Stiche lassen müssen. In den Dörfern, im hohen Korne wurden die
todmüden Franzosen durch den Schall der Hörner, das Wirbeln der
Trommeln und das Knallen des Kleingewehrseuers aufgejagt. Hell
stand der Vollmond am Himmel, als wollte er den tapferen Preußen
leuchten. Aber immer dünner wurde die Schar der verfolgenden
Truppen. Zuletzt waren nur noch einige Reiter und ein paar Füsilier-
kompanien übrig geblieben. Einen unermüdlichen Trommler setzte
man in froher Siegeslaune auf eins der von Napoleons Wagen ge-
nommenen Kutschpferde; der mußte fortwährend die Trommel rühren,
und diese Handvoll Leute, dieser eine Tambour jagten jetzt die Neste
des fliehenden Heeres vor sich her, wie der Wind die fallenden Blätter.
Noch in derselben Nacht schrieb Blücher an den Fürsten Schwarzen-
berg: „Der herrlichste Sieg ist erfochten. Ausführliches wird folgen.
Ich denke, die Bonapartische Geschichte ist nun vorbei. Ich kann
nicht mehr schreiben, denn ich zittere an allen Gliedern. Die An-
strengung war zu groß." Und in der nämlichen Nacht richtete er
folgende schriftliche Ansprache an die Armee: „Ihr habt gezeigt, daß
tapfere Krieger wohl überwunden, aber ihr Mut nicht gebeugt werden
kann. Empfangt meinen Dank, ihr unübertrefflichen Soldaten! Ihr
habt euch einen großen Namen gemacht. Nie wird Preußen unter-
gehen, wenn eure Söhne und Enkel euch gleichen." — Und die Bona-
partische Geschichte war nun wirklich aus. Auf St. Helenas einsamem
Felsen hat der Gewaltige geendet, der einst die Welt mit seinem
Machtgebote beherrschte. Arndt.
69. Lied des Alten im Bart.
1. Durch tiefe Nacht ein Brausen zieht
und beugt die knospenden Reiser,
im Winde klingt ein altes Lied,
das Lied vom deutschen Kaiser.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Arndt Reiser
204
Widerhall tönt, indem der Zug auf dem glatten, unterirdischen
Eisenpfade dahingleitet, von der Wölbung zurück. Trüber und
trüber brennen die Wagenlampen, und wie tanzende Irrlichter
huschen die Tunnellampen vorüber. Während oben auf der Felsen-
höhe des Passes vielleicht ein eisiger Sturm weht, der den Schnee
hoch auftürmt, erreicht die Wärme während der Fahrt im
Tunnel eine Höhe, die über das Behagliche hinausgeht. — Der
Scheitelpunkt ist erreicht; allmählich macht sich eine Verände-
rung der Luft bemerkbar, mit geringem Gefälle eilt der Zug
bergabwärts. Schon zeigt sich in der Ferne ein lichter Punkt
— es geht dem goldenen Tageslichte rasch entgegen — nicht
lange währt es, und Airolo ist erreicht. Nun eilt der Zug, dem
Tessin das Geleit gebend, nach Bellinzona, wo die Bahnlinie
sich teilt, einerseits zum Langensee, andererseits zum Luganer
See sich wendend. Wenn der Reisende aber während der Fahrt
durch den Tunnel an die Gefahren des Gotthardpasses denkt,
an die Lawinen und Schneestürme, wenn er sich erinnert, dass
der Gotthard alljährlich seine Opfer an Tier- und Menschenleben
forderte, dann wird er sich auf der Reise nach dem sonnigen
Süden doch lieber und leichter dem Dampfrosse anvertrauen, das
ihn sicher und ungefährdet durch die geheimnisvolle, stille Tiefe
des Urgebirges trägt.
Die italienische Schweiz mit ihren ebenso grossartigen als
lieblichen Landschaften, sowie die schönen Ufer der ober-
italienischen Seen werden nun, leichter erreichbar, noch mehr
als bisher Zielpunkte der Vergnügungsreisenden werden. Noch
höher steht die Bedeutung unseres Schienenweges für den Han-
del und Postverkehr. Die Gotthardbahn ist die gerade Ver-
bindungslinie zwischen den Häfen der Nordsee, den ge werb-
reichen Rheinlanden, Baden und Württemberg, den bedeutendsten
Plätzen der Schweiz einerseits und der lombardischen Tiefebene
und dem grössten italienischen Mittelmeerhafen, Genua, anderer-
seits. Wie einst der Gotthardpass infolge seiner vorteilhaften
Lage alle anderen Alpenpässe an Bedeutung überflügelte, so
bildet auch die durch die Tiefe des Gebirges führende Gotthard-
bahn eine belebte und dabei in allen Jahreszeiten sichere Handels-
strasse zwischen der Nordsee und dem Mittelmeere, zwischen
Deutschland und Italien.
109. Ein Brief Moltkes ans Italien.
San Remo, den 24. März 1885.
Lieber Ludwig!
Herzlichen Gruß vom ligurischen Küstensaume her, der Dir von
Nervi in schöner Erinnerung sein wird! Freilich ist es eine Täuschung,
wenn wir in Deutschland denken, daß hier kein Winter sei. Noch
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TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Airolo Bellinzona Langensee Luganer
See Nordsee Baden Württemberg Genua Nordsee Deutschland Italien Italien Deutschland
135
Sohn war, glaubten die Mitschüler ihn um so mehr ducken zu müssen.
Das hat den artigen, offenen Knaben oft gekränkt und entrüstet —
war er doch nichts weniger als stolz oder einer, der was Besseres
sein wollte als die andern — und er bekam großes Heimweh. Wenn
er z. B. beim Spazierengehen einen Knecht auf dem Felde Pflügen
sah, mußte er weinen.
Dennoch hielt er sich tapfer und wußte sich sehr bald bei seinen
Mitschülern in Respekt zu setzen. So hatte er sich z. B. gegen sie
zur Wehr gesetzt, als sie ihn als „Neuen" in herkömmlicher Weise
„einweihen" wollten. Diesen Widerstand vergaßen sie ihm nicht und
dachten: „Wart nur! wenn die Badezeit anfängt, wollen wir dir's
schon heimzahlen!" Wer sich nämlich beim Baden vor dem Wasser
fürchtete, der wurde von dem Lehrer einfach kopfüber hineingeworfen
und von seinen Mitschülern so lange untergetaucht, bis er von der
„Wasserscheu" geheilt war. Alle freuten sich schon auf den Augen-
blick, wo Otto von Bismarck seine Taufe im Schafgraben erhalten
sollte; denn das setzte man als gewiß voraus, daß solch ein junges
Bürschchen die Wasserscheu habe. Alle standen schon bereit, um beim
Untertauchen gründlich zu helfen — siehe, da tritt Otto von Bis-
marck mit der größten Kaltblütigkeit an den Rand des Grabens,
stürzt sich hinein, taucht unter und kommt erst am jenseitigen Ufer
wieder zum Vorschein. Ein allgemeines „Ah!" folgte dieser Über-
raschung. Keiner aber wagte es jetzt, den kühnen Taucher nur zu
berühren. Bald war Otto von Bismarck einer der Tüchtigsten im
Schwimmen und Fechten und der angesehene und allbeliebte An-
führer beim Schneebällen, Kriegspielen u. s. w.
Aber auch beim Lernen sahen alle mit Bewunderung zu ihm
auf. Besonders in der Weltgeschichte wußte er wie keiner Bescheid.
Im Garten hinter dem Hause stand ein großer Lindenbaum, auf
welchen die Knaben in den Freistunden hinaufklettern durften. Wenn
es was Wichtiges mitzuteilen oder zu beraten gab, hieß es: „Nach
der Linde!" Den Ehrenplatz auf dem Baume nahm Otto von Bis-
marck ein; um ihn her oder, unter ihm die andern. Da saß er denn
oft zwischen den schattigen Ästen auf seinem luftigen Thron und las
ihnen aus der Weltgeschichte vor, am liebsten von den griechischen
Helden Ajax und Achilles und Odysseus im trojanischen Krieg aus
Beckers „Erzählungen aus der alten Welt"; das Buch wußte er
beinahe ganz auswendig. Er selber hieß bei seinen Kameraden „Ajax".
In seinem zwölften Lebensjahr kam Otto aufs Friedrich Wilhelms-
Gymnasium, wo er in die Untertertia aufgenommen wurde, während
Bernd bereits Sekundaner war. Er wohnte nun mit seinem Bruder
zusammen in der Wohnung, die seine Eltern in Berlin hatten. Zum
Winter pflegten diese selber nach Berlin überzusiedeln; im Sommer
aber sorgte „Trine Neumann", die treue Köchin, mütterlich für die
beiden jungen Herren. Noch vor wenigen Jahren erzählte der Reichs-
kanzler in scherzender und doch dankbarer Erinnerung: „Trine Neu
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Otto_von_Bismarck Otto Otto_von_Bis- Otto Otto_von_Bismarck Otto Otto Achilles Beckers Otto Friedrich_Wilhelms- Friedrich Bernd_bereits_Sekundaner
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Trauben ihrer roten Früchte sehen. Die Knospen der Feigenbäume
bräunen sich und fangen an zu glänzen und zu schwellen. Über die
Mauer hangen der weißblühende Jasmin und die blauen Blumen des
Immergrün zwischen üppig wucherndem Efeu herab, dessen goldgelbe
Blütenballen förmlich in der Sonne funkeln. Und über all diese
Farben- und Blütenpracht hinaus nicken purpurfarbene Rosen zu uns
herüber und scheinen zu sagen: „Freuet euch an uns; denn hier ist
Sommer, und bei euch zu Hause liegen Eis und Schnee über der
Erde, und kein Vogel singt, kein Schmetterling wiegt sich dort über
den Blumenkelchen wie hier; es ist alles tot im Norden — und ihr
lebt mit uns im Süden und im Frühlinge!"
Unten in der Straße führen Weltgeistliche in ihren langen,
schwarzen Gewändern die verschiedenen Klassen einer Schule zur Messe.
Einzelne Kapuziner aus dem nahegelegenen Kloster lassen sich blicken.
In langen Reihen treibt man die beladenen Maultiere vorüber, welche
Kalk und Gips und Holz nach den verschiedenen Werkstätten tragen.
Hier ruft ein Fischhändler seine Fische, dort ein Landmann den wohl-
schmeckenden weißen Ziegenquark aus, der hier bei den weniger Be-
mittelten die Stelle der Butter vertritt. In großen, offenen Körben
werden die herrlichsten Gemüse, die köstlichsten Blumen, unzählige
Kamelien, Schneeglöckchen, Veilchen, Hyacinthen und Levkoien vorüber-
getragen. Mützenverkäufer, Schuh-, Stiefel-, Bürsten- und Besenhändler,
Federviehverkäufer und Töpfer, Lumpensammler und Tabulettkrämer
bieten in langgezogenem Tone ihre Waren aus. Die römischen Haus-
frauen machen die Fenster auf und treten vor die Hausthüren. Hier
und dort stehen sie, die Arme behaglich übereinander gekreuzt, bei-
sammen und schwatzen. Von rechts und links laufen die Diener der
Kaffeehäuser mit den Theebrettern, die Diener der Speisewirtschaften
mit den großen Blechkästen, in denen sie das solidere Frühstück tragen,
die Straßen entlang. Sie machen einen kurzen Halt und sprechen mit
den Mädchen, die das Wasser in einem großen Kupferkruge aus dem
Kopfe tragen. Aber alles beeilt sich jetzt, alles hastet; denn es ist
bereits neun Uhr geworden.
Die Fremden fangen an, ihre Wohnungen zu verlassen. Wohl-
gewaschen und musterhaft gekämmt, gehen Engländer und Amerikaner
im Geschäftsschritt vorüber. Die Künstler wandern mit ihren Mappen,
mit ihren Malkästen, mit Feldstühlen und Malschirmen in die Cam-
pagna hinaus oder gehen in ihre Werkstätten. Jetzt fahren die Wagen,
schöne viersitzige Landauer und kleine offene Einspänner, vor die Häuser.
Die Frühstückszeit ist vorüber. Die Heimischen arbeiten, die Fremden
greifen zu ihren Reisebüchern, die Sonne lockt gar zu freundlich —
man muß hinaus, hinaus!
Langsam schlendern wir die Straßen entlang, bald eine schöne
Villa, bald ein kunstvolles Denkmal, bald einen reich geschmückten
Brunnen, bald den Bau einer Kirche bewundernd. Dabei haben wir
aber auch Gelegenheit zu sehen, wie oft dicht neben Pracht und Herr-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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