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1. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 217

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
217 Ostseebeherrschung zu verzichten. In dem 1621 mit Polen begonnenen Kriege machte er bedeutende Eroberungen in Kurland, Littauen und Preußen; doch brach der Krieg im Jahre 1629 mit erneuerter Heftigkeit wieder los, als Sigismund vom Kaiser unter-sttzt wurde, damit Gustav Adolf von Deutschland fern bliebe. In Dnemark hatte Christian Ii. aus Trotz gegen den Papst, der ihm wegen der Hinrichtung vieler schwedischer Bischfe zrnte, Luthers Reformation begnstigt, aber erst unter Christian Hi. wurden im Jahre 1536 die Rechte der alten Kirche aufgehoben und 1551 die neue Kirchenordnung Bugenhagens eingefhrt. In Dnemark wie in Schweden blieb die bischfliche Wrde bestehen, aber in vlliger Abhngigkeit von der Krone. Auch Norwegen und Island nahmen die Reformation an. B. Die Gegenreformation in Deutschland und der dreiig- jhrige Krieg. 1. Die Zeit von dem Augsburger Religionsfrieden bis zum Seginn des dreiigjhrigen Krieges. 1. a) Weitere Verbreitung des Protestantismus. Nach dem Augs-burger Religionsfrieden fand der Protestantismus noch immer weitere Ver-breitung, trotzdem der Same der Unduldsamkeit durch die Jesuiten reichlich ausgest wurde. Aber Kaiser Ferdinand I. (15561564) suchte zu vermitteln und hielt sich streng an die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens, und sein vortrefflicher Sohn, Kaiser Maximilian Ii. (156476), zeigte sogar persnliche Hinneigung zum Protestantismus und gestattete in seinen sterreichischen Erblanden volle Religions- und Ge-Wissensfreiheit. Alle Schulen und Universitten waren protestantisch, und zu Ausgang des Jahrhunderts hingen neun Zehntel der Bevlkerung Deutschlands der neuen Lehre an. b) Innere Schwchung des Protestantismus. Aber während so uerlich der Protestantismus wuchs, wurde durch innere Streitigkeiten seine Kraft gelhmt. Nicht nur wurde der Streit zwischen den Lutheranern und Calvinisten fortgefhrt, sondern die Lutheraner selbst schieden sich nach Luthers Tode in eine strenge Partei, die in Luthers Geiste weiterstrebte und an der Universitt Jena ihre Sttze hatte, und in eine milde Partei, die von Melanchthon und der ihm folgenden Universitt Wittenberg ver-treten wurde. Da Melanchthon einer Verstndigung mit den Calvinisten nicht abgeneigt war, so schalten die Jenenser ihn und seine Anhnger Kryptocalvinisten (versteckte Anhnger des Calvinismus). Um die lutherische Kirche von dem Kryptocalvinismus zu reinigen, wurde auf Be-trieb des Kurfrsten August von Sachsen zu Kloster Bergen 1580 die

2. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 219

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
219 Protestantismus. Das Erzbistum Kln war ihm vom Papst bertragen worden, als der Erzbischof Gebhard Truchse von Waldburg wegen seines bertrittes zum Protestantismus seines Amtes entsetzt worden war. Erzbischof Gebhard hatte auf den Beistand der protestantischen Fürsten gehofft, diese hatten es aber nicht verhindert, da er durch spanische Truppen aus seinem Erzstist Vertrieben wurde. b) Der Donauwrther Handel 1607. Auch gegen die protestan-tischen Bischfe eiferte die altkirchliche Partei. Sie fetzte es durch, da der Administrator von Magdeburg sowie die anderen evangelischen Admini-stratoren (Bezeichnung fr die Verwalter der skularisierten Bistmer) von der Teilnahme an den Reichstagen ausgeschlossen wurden. Darauf muten die Reichsstdte mit konfessionell gemischter Bevlkerung den Eifer der Papisten erfahren. Am schlimmsten erging es der kleinen, reichsunmittel-baren Stadt Donauwrth. Ihre Bevlkerung war durchaus lutherisch, nur hatte sich in der Stadt ein Kloster erhalten, dem aber vom Rat unter-sagt war, ffentliche Umzge zu halten. Nichtsdestoweniger zogen die Mnche in feierlicher Prozession durch die Straen der Stadt. Der Pbel strte sie, trat die Fahnen in den Kot und trieb die Mnche ins Kloster zurck. Da wurde auf die Vorstellungen des Herzogs Maximilian von Bayern, eines Jesuitenzglings, Donauwrth vom Kaiser mit der Acht belegt und Maximilian mit deren Vollstreckung betraut. Donauwrth wurde mit Bayern vereinigt, ihre protestantischen Prediger wurden ver-trieben und der Katholizismus wieder hergestellt (1607). c) Union und Liga. Dieses gewaltsame Verfahren zeigte den prote-stantischen Stnden die ganze Gesahr ihrer Lage. Es schlssen deshalb im Jahre 1608 mehrere protestantische Fürsten, jedoch ohne die Kurfrsten leos von Brandenburg und Sachsen, die Union, um sich gegenseitig zu schtzen und fernere Verletzung der Reichsverfaffnng zu verhten. Das Haupt der Union war der Wittelsbacher Friedrich Iv. von der Pfalz, der mit Heinrich Iv. von Frankreich, dem Feinde des habsburgischen bergewichts, eine Verbindung einging. Auf die Anregung eines anderen Wittels-bachers, des durch den Donauwrther Handel hervorgetretenen Herzogs Maximilian von Bayern, trat im Jahre 1609 unter Anlehnung an isos Spanien eine Anzahl katholischer Fürsten, unabhngig von sterreich, zu einer Liga zusammen, gleichfalls zum Schutze der Reichsgesetze aber auch der katholischen Religion. Somit waren beide Parteien zum Kampfe ge-rstet. Whrend aber die Union schwach und in sich nneins war, hatte die Liga eine einheitliche Leitung in Max, dem seine meist geist-lichen Bundesgenossen willig die Kriegsfhrung berlieen und auch ihre

3. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 221

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
221 Majesttsbrief vom Jahre 1609 allen seinen Untertanen freie Religions-bung und den Stnden (Herren, Rittern und kniglichen Stdten) auch das Recht des Kirchenbaues. Ein Vergleich zwischen den Stnden beider Konfessionen dehnte dies Zugestndnis auch aus die Untertanen kniglicher Gter aus, doch verwahrten sich die katholischen Reichsstnde gegen die Anwendung dieses Rechts auf ihre geistlichen Besitzungen. Auch war den Protestanten gestattet, zum Schutz ihres Bekenntnisses und ihrer Rechte die sogenannten Desensoren (Verteidiger) aus ihren Stnden zu whlen. Rudolf, der sich nun in Mue seinen Liebhabereien, alchimistischen und astrologischen Studien, hingab, verlor aber auch das Vertrauen der Bhmen, und nur der Tod bewahrte ihn vor dem Verlust der Kaiserkrone. Sein Nachfolger Matthias (16121619) suchte anfangs eine ver-mittelnde Stellung einzunehmen, da aber die Verwirrungen nicht endeten, so wollte er wenigstens dem Krftigsten seines Hauses, dem Erzherzog Ferdinand von Steiermark, die Nachfolge, zunchst in den sterreichischen Kronlndern, sichern. Er bertrug ihm die Erbfolge in Bhmen und auch in Ungarn. Ferdinand, ein Jugendgenosse des in der Regierung seines Landes hervorragenden Herzogs Maximilian von Bayern, war wie dieser durch die Jesuiten in Ingolstadt zu einem eifrigen Katholiken und un-vershnlichen Feinde des Protestantismus erzogen. In seinen Erblndern Steiermark, Krnten und Krain hatte er den Protestantismus nach seinem eigenen Urteil mit Stnmps und Stiel ausgerottet. Mit Besorgnis sahen darum die Evangelischen auf diesen zuknftigen Kaiser, während die Katholiken auf ihn die grten Hoffnungen fetzten. f) Der bhmische Aufstand. 1618. Seit der Erzherzog Ferdinand im Jahre 1617 in Prag zum König der Bhmen gekrnt war, fhlte sich die katholische Partei in Bhmen zu erhhter Ttigkeit angeregt. Vielfach klagten die Protestanten (Utraquisten) der Verletzung des Majesttsbriefes, und die Erregung wuchs auf beiden Seiten. Als nun zwei neue protestan-tische Kirchen, die eine zu Klostergrab bei Teplitz aus Besehl des Erzbischoss von Prag niedergerissen, die andere zu Braunau von dem dortigen Abt geschlossen wurde, sahen dieses Verfahren die Protestanten wiederum als eine grobe Verletzung des Majesttsbriefes an, indem sie die Geistlichen nach althusitischer Anschauung nur fr Nutznieer ihrer Gter, diese selbst aber als knigliche erklrten. Die Regierung teilte jedoch diese Ansicht nicht. Als nun die Protestanten mit ihrer Beschwerde mehrfach, zuletzt hart ab-gewiesen wurden, erschienen ihre Desensoren, gefhrt von dem Grasen Matthias von Thnrn und begleitet von zahlreichem Volk, auf dem kniglichen Schlosse zu Prag, um die kniglichen Statthalter zur Rede zu stellen

4. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 223

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
223 an; sie sagten sich von Ferdinand los und erhoben den Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbrgen auf den Thron. Nun erhielt der in seinen Erblanden Hlflose Ferdinand Beistand im Ausland. Spanien, der Papst, die Liga, auch der lutherische Kurfürst Johann Georg von Sachsen, der den reformierten Kurfrsten Friedrich von der Pfalz glhend hate, schlssen sich ihm an, während die Union von der Liga zur Neutralitt veranlat wurde. Diesem furchtbaren Bunde gegenber war Friedrich auf sich ganz allein angewiesen, da ihm sein Schwiegervater keine Hlfe sandte, und Bethlen Gabor in Ungarn durch eine katholische Gegenerhebung an krs-tiger Untersttzung gehindert war. Die ligistischen Truppen unter dem tapferen Feldherrn Grafen Tilly drangen von sterreich her, wo sie die Huldigung der sterreichischen Stnde erzwungen hatten, in Bhmen ein, während die Sachsen die Lausitz und Schlesien und die Spanier die Pfalz besetzten. Vor den Toren Prags wurden des Winterknigs" Friedrich Truppen in der Schlacht am weien Berge (Nov. 1620) durch Tilly i620 besiegt. Friedrich gab seine Sache verloren, zumal er durch Leichtsinn und Schwelgerei und durch seinen groen Eifer fr Einfhrung des re-formierten Gottesdienstes die Neigung seiner Untertanen verloren hatte. Er floh durch Schlesien nach Berlin, wo er vorbergehend Aufnahme bei feinem Schwager, dem Kurfrsten Georg Wilhelm von Brandenburg, fand; spter wandte er sich nach den Niederlanden. In kurzer Zeit geriet ganz Bhmen in die Gewalt des Kaisers, der nun mit eigener Hand den Majesttsbrief zerri und ein hartes Gericht der die Aufstndischen ergehen lie. Viele der vornehmsten Männer wurden hingerichtet und ihre Gter eingezogen. Dann befahl der Kaiser eine all-gemeine Rckkehr zur katholischen Kirche. Die Geistlichen wurden vertrieben, die protestantischen Gotteshuser geschlossen und die Universitt Prag den Jesuiten eingerumt. Tausende wurden von den Dragonern, den Selig-machern", in die Messe getrieben/) Wer durchaus nicht zur katholischen Kirche bertreten wollte, wurde aus Bhmen verbannt; an 36000 Familien trugen ihren evangelischen Glauben ins Ausland. Ebenso grausam ver-fuhr man in sterreich, auch in Mhren, Schlesien und in der Lausitz. In Schlesien verlor der mit Friedrich verbndet gewesene Markgraf Johann Georg von Hohenzollern fein Herzogtum Jgerndorf, das der Kaiser einzog. 2. Der pflzische Krieg (162123). Im Januar 1621 wurde Kurfürst Friedrich vom Kaiser in die Reichsacht und seiner Lnder verlustig 1) Die Seligmacher" in Glogau.

5. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 226

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
226 nach Thringen vorzudringen und in die frnkischen Bistmer einzubrechen, um den Kaiser und die Liga im eigenen Gebiet anzugreifen. Tilly drngte leae Christian zurck und schlug ihn vollstndig in der Schlacht bei Lutter am Barenberge (27. Aug.). Christian mute sich nach Mecklenburg und Holstein zurckziehen. Im folgenden Jahr kam auch Wallenstein durch Schlesien wieder nach Norddeutschland, durchzog rcksichtslos das neutrale Brandenburg und Mecklenburg und rckte nun mit Tilly vereinigt nach Holstein. Dies Land war bald erobert, ebenso Schleswig und Jtland und Christian von Dnemark vom Festland verdrngt. Die Herzge von Mecklenburg verjagte Wallenstein, weil sie Christian untersttzt hatten. Whrend Tilly, der mit Neid auf seinen Nebenbuhler blickte, Bremen und die Weser-besetzte, lagen Wallensteins Truppen in Jtland, Schleswig, Holstein, Pommern, Brandenburg und Mecklenburg und bten Brand-schatzungen und Bedrckungen aller Art. Nur Mecklenburg schonte er, seit es ihm der Kaiser als Unterpfand fr seine Geldforderungen bertragen hatte. Weil er namentlich in Pommern die grten Anstrengungen machte, um dem Habsburgischen Hause die Herrschaft auf der Ostsee zu verschaffen, verlieh ihm der Kaiser den Titel eines Generals des baltischen und ozeanischen Meeres". Doch vermochte er nicht, die wichtige und reiche Hansestadt Stralsunds zu gewinnen, trotzdem er verheien hatte, sie zu erobern, auch wenn sie mit Ketten an den Himmel geschmiedet wre. Als es dnischen und schwedischen Truppen gelungen war, zu landen, gab er die Belagerung auf (1628). Doch zwang er trotzdem den Dnenknig Christian zum Frieden von Lbeck (1629). Christian erhielt seine Lnder Holstein, Schleswig und Jtland gegen die Zusicherung zurck, sich fernerhin in die deutschen Angelegenheiten nicht mischen zu wollen. Gleich nach dem Frieden sprach der Kaiser die Absetzung der beiden Herzge von Mecklenburg aus und bertrug deren Lande Wallenstein fr die Dienste, die er mit heroi-schen Valor" geleistet habe und noch zu leisten vermge. 4. Das Restitutionsedikt 1629, Jetzt war der Kaiser unbestrittener Herr in Deutschland, und die katholische Partei hatte einen vollstndigen Sieg davongetragen. Der Kaiser stand mchtiger da, als selbst Karl V. nach der Schlacht bei Mhlberg. Da lie sich Ferdinand Ii. von den Jesuiten dazu bestimmen, aus eigener Machtvollkommenheit, ohne auch die katholischen 1629 Stnde hinzuziehen, das Restitutionsedikt zu erlassen (1629), um vornehmlich den Protestantismus in Norddeutschland zu vernichten. Das Edikt forderte auf Grund des geistlichen Vorbehalts, da alle seit dem !) Wallenstein vor Stralsund 1628.

6. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 229

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
229 Breitenfeld in der Nhe von Leipzig (Sept. 1631) so entscheidend, da das einzige kaiserliche Heer vernichtet war.1) 2. Gustav Adolfs Siegeszug bis Ltzen. Dieser erste groe Sieg der Schweden auf deutschem Boden ffnete Gustav Adolf den Weg nach Sddeutschland. Whrend die Sachsen Bhmen besetzten und Prag einnahmen, zog er, berall als Retter empfangen, durch Thringen nach Franken und gelangte an den Rhein. In Mainz weilte er im Winter-quartier?(1631). Mit dem kommenden Frhjahr 1632 wandte er sich nach Bayern, schlug am Lech ein neugeworbenes Heer Tillys, der bald darauf in Ingolstadt seiner Verwundung erlag, und hielt seinen Einzug in Mnchen. Ganz Bayern war in seiner Hand. Schon richtete Gustav Adols seinen Marsch auf Wien, da wurde seinem ununterbrochenen Siegeslauf pltzlich Halt geboten. An seiner Not hatte der ganz wehrlose Kaiser sich an Wallenstein mit der Bitte um Hlfe gewandt, doch dieser lie sich erst nach langen Verhandlungen bewegen, ein Heer aufzustellen. Es mute ihm zugestanden werden, da er den Oberbefehl als Generalissimus des rmi-schen Reiches und des Hauses sterreich fhre, kein anderer unabhngiger Heerfhrer neben |ihn gestellt wrde, da er die eroberten Lnder nach seinem Gutdnken behandeln und beim Friedensschlu mit ratschlagen drfe.2) Der Zauber seines Namens fhrte die Soldaten scharenweise unter seine, des Friedlnders Fahnen, und bald konnte er mit 40000 Mann ins Feld rcken. Bald hatte er die Sachsen aus Bhmen vertrieben und zog nun langsam nach Bayern, um seinen Todfeind zu befreien. Auf die Kunde von Wallensteins Anrcken war Gustav Adolf eiligst nach Franken gezogen, um Nrnberg zu schtzen. Dorthin folgte ihm Wallenstein und verschanzte sich angesichts der schwedischen Befestigungen in einem starken Feldlager, um die Schweden auszuhungern. Elf Wochen lagen hier Kaiser-liche und Schweden einander gegenber, da strmten die Schweden das Lager Wallensteins, wurden aber blutig zurckgewiesen. Endlich brach Gustav Adolf auf und wandte sich nach Sden, kehrte aber^um, als er vernahm, da Wallenstein sich gegen Sachsen gewandt habe, um den Kur-srsten zum Friedensschlu zu zwingen. In der Schlacht bei Ltzen, sdwestlich von Leipzig, siegten zwar die Schweden (16. Nov. 1632), doch lesa war der Sieg teuer durch Gustav Adolfs Heldentod erkaust. Noch auf dem Schlachtfelde hatte Bernhard von Weimar die Fhrung der *) Spottlied gegen Tilly nach der Schlacht bei Breitenfeld 1631. 2) Die Bedingungen, nach denen Wallenstein zum zweiten Male Generalissimus wird. April 1632.

7. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 231

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
231 weiterhin der Kaiser ihn ffentlich fr einen Verrter erklrte, und das Heer des Gehorsams gegen ihn entbunden wurde, da suchte er fo bald wie mglich sich mit den Schweden zu verbinden, zumal der grere Teil seiner Regimenter von ihm abgefallen war.1) Mit feinen Getteuen zog er nach Eger und lie den Herzog Bernhard bitten, mit feinem Heere der bhmischen Grenze sich zu nhern. Aber auch unter denen, die Wallenstedt anscheinend treu blieben, waren Verrter. Der Oberst Buttler, der mit nach Eger gezogen war, hatte die Absicht, Wallenstein lebend oder tot in des Kaisers Gewalt zu liefern. Er gewann den Kommandanten von Eger, den Schotten Gordon, fr feinen Plan und berredete den Hauptmann Deveronx, Wallenstein mit mehreren Getreuen zu ermorden. Das geschah am Abend des 25. Februar 1634. Das Geheimnis seiner letzten Plne hat Wallen-1634 stein mit ins Grab genommen. Den Oberbefehl der das kaiserliche Heer erhielt nun des Kaisers Sohn Ferdinand, dem der Gras Gallas beigegeben wurde. Er schlug noch im Jahre 1634, nachdem er Bayern von den Schweden befreit hatte, die vereinigten Heere Bernhards von Weimar und Horns bei Nrdlingen fo entscheidend, da das Ansehen der Schweden nahezu vernichtet war. Unter diesem Eindruck schlo der Kurfürst von Sachsen mit dem Kaiser den Sonderfrieden zu Prag (1635), in dem er sich von seinen Glaubens-genossen lossagte. Er erhielt die Ober- und Niederlausitz und die Zusage, da die seit dem Passauer Vertrag eingezogenen geistlichen Gter vorlufig in feinem Besitz bleiben sollten. Brandenburg und faft alle anderen norddeutschen Fürsten traten unter gleichen Bedingungen dem Frieden bei. d) Der schwedisch-franzsische Krieg 16351648* In dieser letzten Periode verlor der groe Krieg vllig den religisen Charakter und wurde ein Raubkrieg, den auslndische Mchte zur Erwerbung deutscher Gebiete fhrten. Infolge der langen Dauer und der furchtbaren Verwstungen verwilderten die Soldaten wie die Bevlkerung, und der Krieg gewann einen grauenhaften Charakter. Seit die Kaiserlichen nach dem Nrdlinger Siege gegen den Rhein vordrangen, mute sich Frankreich, das bisher nur durch Hlfsgelder am Kampfe gegen das Haus Habsburg teilgenommen hatte, sich zu offener Kriegserklrung an den Kaiser verstehen. Mit Frankreichs Untersttzung rstete Bernhard von Weimar ein Heer und kmpfte am Oberrhein mit Glck gegen die Kaiserlichen. Er schlug (1638) den khnen Reiter- 1) Vor Wallensteins Ermordung.

8. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 233

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
233 I. Gebietsvernderungen: 1. Frankreich wurde im Besitz von Metz, Toul und Verdun be-sttigt und erhielt den Besitz des ganzen Elsa (auer Straburg), in-dem ihm Breisach, die Landgrafschaft Ober- und Niederelsa, der Sund-gau mit Mhlhausen und Belfort und die Landvogtei der 10 Reichsstdte (Kolmar, Schlettstadt, Hagenau, Weienburg u. a.) abgetreten wurde. Es sollten aber die unmittelbaren Reichsglieder in ihrer Reichsfreiheit be-lassen werden. 2. Schweden bekam als Reichslehen Vorpommern mit Rgen und Stettin mit den Odermndungen, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Bistmer Bremen (ohne diese Stadt) und Verden als Herzogtmer. 3. Brandenburg erwarb den grten Teil von Hinterpommern und als Entschdigung fr das ihm seit dem Tode des letzten Herzogs von Pommern nach Erbrecht auch zustehende Vorpommern die Bistmer Halberstadt, Minden und Kammin als weltliche Frstentmer und die Anwartschaft auf das Herzogtum (bisher Erzbistum) Magdeburg. Dieses fiel nach dem Tode des Administrators August von Sachsen im Jahre 1680 an Brandenburg. 4. Bayern behielt die Oberpfalz mit der Kurwrde, während die Rheinpfalz mit einer neu errichteten achten Kurwrde an Friedrichs V. Sohn, den Pfalzgrafen Karl Ludwig, zurckgegeben wurde. 5. Die Schweiz und die Niederlande wurden als selbstndig und unabhngig anerkannt. Somit waren die Mndungen des Rheins, der Weser, der Oder und der Weichsel in der Gewalt fremder Mchte. Ii. Die kirchlichen Bestimmungen: 1. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wurde besttigt und auf die Reformierten ausgedehnt. 2. Das Restitutionsedikt von 1629 wurde ausgehoben (soda 1552 nicht mehr als Normaljahr galt.) Dagegen wurde als Normaljahr 1624 angenommen. a) fr die Ausbung der Religion: Wer schon vor dem 1. Januar 1624 volle Bekenntnisfreiheit (ffentlichen Gottesdienst und entsprechende kirchliche Einrichtungen) besa, behlt sie. b) sr den Besitz der Kirchengter: Danach wurden 2 Erzbis-tmer (Magdeburg und Bremen), 13 Bistmer und 6 Abteien protestantisch, 4 Erzbistmer (Mainz, Trier, Kln, Salzburg), 19 Bistmer und 8 Abteien katholisch, 1 Bistum (Osnabrck) abwechselnd protestantisch und katholisch. 3. Auf dem Reichstage sollte der kirchliche Fragen nicht durch Stimmenmehrheit, sondern durch gtlichen Vergleich zwischen der evange-

9. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 235

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
235 3. Deutschlands innere Zustnde nach dem dreiigjhrigen Kriege. Der dreiigjhrige Krieg hatte Deutschland so tiefe Wunden geschlagen , da es Jahrhunderte ntig hatte, um diese zu heilen, und in seiner Entwickelung in Handel, Gewerbe, Wissenschast, Kunst und Literatur aus lange Zeit gehemmt wurde. Von der reichen, schnen Kultur noch während der Reformationszeit war keine Spur mehr vorhanden. Alles hatte der frchterliche Krieg verwandelt. Statt blhender Felder und Wiesen gewahrte das Auge meilenweit Wsteneien, statt volkreicher Städte und sreundlicher Drfer Steinhaufen, Schutt und Asche. Fast zwei Dritteile des deutschen Volkes waren durch das Schwert, Hungersnot und Pestilenz weggerafft worden. Augsburg, einst bevlkert durch 90 000 Einwohner, zhlte nach Beendigung des Krieges nur noch 6 000 Bewohner. In der Pfalz, dem prangenden Garten Gottes", soll nur der fnfzigste Teil der Bevlkerung brig geblieben sein. Nirgends hatte aber auch der Krieg so arg gewtet wie hier. Nach der Nrdlinger Schlacht, als die zgellosen wilden Scharen der geschlagenen Schweden sich nach der Pfalz wandten, erreichten Elend und Jammer eine furchtbare Hhe. An der Bergstrae allein hausten die zuchtlosen Reste von 17 Regimentern, die der Pfalz die letzte lung" gaben. Und wie in der armen Pfalz, so sah es allenthalben in Deutschland aus. Gab es doch keine Gegend des Reichs, die nicht mindestens ein-oder zweimal, die meisten aber dauernd oder alljhrlich der Schauplatz des Kriegsgetmmels, der Schlachten, Durchzge, Verwstungen, Brandschatzungen gewesen waren. Und dabei war es ziemlich einerlei, ob Freund oder Feind ein Land betrat. Am schlimmsten stand es um die arme Bevlkerung, als die militrischen und moralischen Autoritten eines Tilly, Gustav Adolf und Wallenstein dahin gegangen und in der letzten Zeit die Leitung des Kriegswesens schwcheren Hnden anvertraut war. Da kam es denn von selber, da den zuchtlosen Banden nicht gewehrt wurde und diese in rohen Grausamkeiten, wilden Ausschweifungen, gierigen Erpressungen und Rubereien Erholung und Entschdigung von den Mhen des Krieges suchten/) Wehe der Gegend, wo ein Kriegsheer sein Lager aufschlug. In diesem wimmelte es von Soldatenweibern, Marketenderinnen, fahrenden Dirnen und Soldatenjungen. Der Tro betrug mitunter 16 000 Menschen, während das eigentliche Heer hchstens 50 000 Mann zhlte. Und diese ganze wilde Schar lebte von Raub, den sie meist mit teuslicher Peinigung *) Erlebnisse des Pfarrers Martin Btzinger im dreiigjhrigen Kriege.

10. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 237

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
achten, Fremdes fr nobel", fein" und alamomfch".1) Und Hof und Adel und Beamte und Volk bertnchten sich mit dem Wetschen Firnis. Mit dem deutschen Reiche war auch das deutsche Nationalgefhl, geschwunden, und nur einige satirische Dichter wie Logau und Moscherosch (siehe Philander von Sittewald la mode Kehrau") eiferten gegen die fcham-lose Tracht, in der deutsche Männer und Frauen den Franzosen nachahmten. Auch die Titelsucht kam von Frankreich nach Deutschland. Das Sie" wurde zwischen Eltern und Kindern Sitte, und an den Hfen wurde die franzsische Etiquette eingefhrt. Auf den Reichstagen kam die Zeit, wo der unfruchtbare Hader um den Rang, um den Exzellenztitel die wichtigsten Geschfte verdrngte; wo die Streitfrage, ob die frstlichen Ge-sandten nur auf grnen Sesseln zur Tafel sitzen sollten, oder gleich den kurfrstlichen auf roten, ob sie mit Gold oder Silber bedient werden drften, mit grter Wichtigkeit behandelt wurden. Die langen Kriegswirren lieen ferner weder die Literatur noch die freien Knste zur selbstndigen Entwicklung gelangen. Auch da zeigte sich die Abhngigkeit vom Auslande: in der Musik und Malerei von Italien, in der Architektur von Frankreich, in der Dichtkunst von beiden Vlkern. Nur in den Niederlanden brachte das krftige rege Volks-leben die Malerei zur hchsten Blte, indem sie neben der vollendeten Darstellung des Erhabenen die ergreifendste Naturwahrheit erreichte. (Nieder-lndifche Malerfchule. P. Rubens. P. Rembrandt. Van Dyk.) Der entsetzlichen undeutschen Sprachmengerei wurde wirksam gesteuert durch das Austreten von Martin Opitz (15971630) und der Fruchtbringenden Gesellschaft". Die Dichtkunst, die immer mehr der Gemtstiefe entbehrte und in leeres Formelwerk ausartete, stand unter dem bestimmenden Ein-flu von Martin Opitz, der in der deutschen Poeterei" neue metrische Regeln gab, die er freilich den Franzosen entlehnte. Eine Gegenstrmung gegen die nchterne und verstandesmige Dichtung der Opitzschen Schule erfolgte durch Paul Gerhard (16071676) mit seinen Kirchenliedern, die ein Ehrenschmuck der evangelischen Kirche sowie der deutschen Lyrik" sind. Auch der Roman dieser Zeit war vom Auslande nicht unabhngig; rhmliche Ausnahmen machen nur Hans Michael Moscherosch (16011669) mit seinem Philander von Sittewald" und Christoph von Grimmelshausen (16181676) mit dem zeitgeschichtlichen Roman Simplicius Simplicissimus". 1) Das Alamodewesen im 17. Jahrhundert.
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