Die Zeit Wenzels (1378-1400) und Ruprechts (1400 -1410;.
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§ 82. Die deutschen Städtebünde. Die letzten Jahre Karls Iv. und die ersten Wenzels sind die Zeit, in der die deutschen Städte ihre höchste Macht erreichten und am stolzesten dastanden. Damals wurde der schwäbische Städtebund gegründet, dessen Mittelpunkt Ulm war. Er hatte den Zweck, die Sicherheit und Freiheit seiner Mitglieder, zugleich Handel und Verkehr zu schirmen; seine schlimmsten Feinde waren einerseits der wilde und kriegerische Graf von Württemberg, Eberhard der Greiner (d. h- der Zänker) oder der Rauschebart, der so manche schwäbische Stadt gern zu einer Württembergischen Landschaft gemacht hätte, andrerseits die Ritter, die alten Gegner städtischen Wesens, die sich damals in Schwaben und am Rhein ebenfalls zu Bündnissen zusammentraten, dem Löwenbunde, dem Bunde der Martinsvögel, der Schlegler n. a.
Da gelang es den Städtern, bei Reutlingen im Jahre 1377 dem Sohne Eberhards, Ulrich, eine schwere Niederlage beizubringen; als der Geschlagene zum Vater zurückkehrte, schnitt dieser, wie erzählt wird, in seinem Grimme das Tischtuch zwischen sich und dem Sohne entzwei. Auch ein rheinischer Städtebund entstand jetzt wieder, wie im dreizehnten Jahrhundert; wohl siebzig süddeutsche Städte gehörten den beiden Vereinigungen an, und ihre Staatsmänner hingen kühnen Gedanken städtischer Freiheit und Selbständigkeit nach. Darauf aber trat ein Umschlag ein. Ein städtisches Heer, das im Jahre 1388 plündernd in Württemberg eingefallen war, wurde bei dem Dorfe Döffingen durch Eberhard völlig, besiegt; damals siel Ulrich, tapfer kämpfend. Die Folge war ein allmählicher Niedergang der städtischen Macht in Süddeutschland.
Länger als die Macht des schwäbischen Stüdtebnndes dauerte die 2 Gewalt der Hanse. Dieser Bund umfaßte zur Zeit seiner Blüte mehr als siebzig Städte. Ihm gehörten z. B. im Westen Köln, sodann Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck, Berlin-Kölln, im Westen endlich Danzig, Thorn und Königsberg an. Aber auch twe Stadt Wisby auf der Insel Gotland, einst ein reicher Ort, dessen Kirchen heute als malerische Ruinen dastehen, ferner Riga in Livland waren Glieder des Bundes. Der Hauptort war Lübeck, damals die erste Handelsstadt Norddeutschlands, der wichtigste Hafen der Ostsee; hier fanden für gewöhnlich die Tagfahrten der Hanse statt. Ihr Zweck war, im Inland und Ausland den Handel zu schützen. Darum hatten die Städte Kriegsschiffe, mit denen sie rechtlose und feindselige Handlungen fremder Fürsten straften; sie erwarben Handelsvorrechte bei den Völkern des Nordens; sie gründeten Niederlassungen deutscher Kaufleute in der Fremde, so in der russischen großen Handels- und Meßstadt Nowgorod, wo ihnen der Petershos gehörte, in Bergen, wo die
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Graf_von_Württemberg Eberhard_der_Greiner Ulrich Eberhard Ulrich
1. Die Umgestaltung Preußens.
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Mündungen wären nicht mehr der Rhein. Erst als die preußische Regierung zu Cöln den Rheinstapel errichtete, wo alle Waren umgeladen werden sollten, bequemte sich Holland zur Freigabe der Mündungsarme des Rheins. Friedrich Harkort machte sich auch um den Bau von Eisenbahnen verdient. Der Engländer George Stephenson ist der Erfinder der Lokomotive, die nach jahrelangen Versuchen 1825 eine zukunftssichere Zugkraft zeigte. In demselben Jahre wurde in England die erste Eisenbahn eröffnet, in Deutschland erst 1835 die Linie Nürnberg-Fürth, 1839 Berlin-Potsdam und Leipzig-Dresden. Die Eisenbahnglocke läutete die Sterbestunde der Postkutsche und des Schlagbaumes ein. Das Schließen der Stadttore am Abend hatte keinen Zweck mehr, als die Eisenbahn die Fahrgäste auch während der Nacht in die Städte brachte. Die mittelalterlichen Stadtmauern fielen, einzelne Tore sind als Baudenkmäler erhalten geblieben. (Fig. 25, 26, 1—3.)
Die Eisenbahn hatte anfangs viele Gegner; manche Städte wollten keinen Bahnhof haben; der ausgedehnte Stand der Fuhrleute und die Fuhrmannswirte eiferten dagegen; sogar fortschrittlich gesinnte Männer, wie der Franzose Adolphe Thiers, meinten, die Erfindung habe keine Zukunft. Es bedurfte wirklich treibender Kräfte, wie Harkort eine war, um dem Eisenbahnbau die Wege zu ebnen und die Vorurteile zu zerstreuen. Besonders machte Harkort auf die Bedeutung der Eisenbahnen im Kriegsfälle aufmerksam. Er schrieb: „Die Kunst der Feldherren neuerer Zeit besteht darin, rasch große Streitmassen nach einem Punkte zu bewegen; während ein preußisches Korps sich von Magdeburg nach Minden oder Kassel begibt, erreicht in derselben Zeit ein französisches Heer von Straßburg aus Mainz, von Metz aus Koblenz, von Brüssel aus Aachen; wir verlieren also zehn Tagemärsche, die oft einen Feldzug entscheiden. Diesen Nachteil würde die Eisenbahn heben, indem 150 Wagen eine ganze Brigade in einem Tage von Minden nach Cöln schafften, wo die Leute wohl ausgeruht mit Munition und Gepäck einträfen" ... (Sin andrer einflußreicher Förderer des Eisenbahnbaues ist David Hanse-mann, damals Inhaber einer Wollhandlung in Aachen, später Finanz-minister unter Friedrich Wilhelm Iv.
In die Zeit der ersten Eisenbahnen fällt auch die Erfindung des elektrischen Telegraphen durch die Professoren der Göttinger Universität Wilhelm Weber und Friedrich Gauß (1833).
Die preußische Regierung kam dem Aufschwung der Industrie und des Handels entgegen durch ein Werk, das gleichzeitig ein einigendes Band um die einzelnen Bundesstaaten schloß und gewissermaßen der Grundstein des Deutschen Reiches unter Preußens Führung geworden ist: das ist der Zollverein. Die Lage des Staates drängte zu dieser Gründung. Die östlichen Provinzen waren durch Hannover, Hessen-Nassau von den westlichen getrennt, eine Länderbrücke zwischen Osten und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Harkort Friedrich George_Stephenson Adolphe_Thiers Harkort Harkort Metz Brüssel David_Hanse-mann David Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Friedrich_Gauß Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rheinstapel Holland Rheins England Deutschland Magdeburg Kassel Mainz Koblenz Aachen Minden Aachen Hannover Hessen-Nassau
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Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1619.
§ 82. Die deutschen Städtebünde. Die letzten Jahre Karls Iv. und
die ersten Wenzels sind die Zeit, in der die deutschen Städte ihre höchste Macht erreichten und am stolzesten dastanden. Damals wurde der »chwäbtsche schwäbische Städtebund gegründet, dessen Mittelpunkt Ulm war. Städlebund. hme den Zweck, die Sicherheit und Freiheit seiner Mitglieder, zugleich Handel und Verkehr zu schirmen; seine schlimmsten Feinde waren einerseits der wilde und kriegerische Graf von Württemberg, Eberhard der G r e i n e r (d. h. der Zänker) oder der Rauschebart, der so manche schwäbische Stadt gern zu einer württembergischen Landschaft gemacht hätte, andrerseits die Ritter, die alten Gegner städtischen Wesens, die sich damals in Schwaben und am Rhein ebenfalls zu Bündnissen zusammentraten, dem Löwenbunde, dem Bunde der Martinsvögel, der Schlegler u. a.
Da gelang es den Städtern, bei Reutlingen im Jahre 1377 dem Sohne Eberhards, Ulrich, eine schwere Niederlage beizubringen; als der Geschlagene zum Vater zurückkehrte, schnitt dieser, wie erzählt wird, in seinem Grimme das Tischtuch zwischen sich und dem Sohne entzwei. Auch ein rheinischer Städtebund entstand jetzt wieder, wie im dreizehnten Jahrhundert; wohl siebzig süddeutsche Städte gehörten den beiden Vereinigungen an, und ihre Staatsmänner hingen kühnen Gedanken städtischer Freiheit und Selbständigkeit nach. Darauf aber trat ein Umschlag ein. Ein städtisches Heer, das im Jahre 1388 plündernd in Württemberg ein-» gefallen war, wurde bei dem Dorfe Döffingen durch Eberhard völlig besiegt; damals fiel Ulrich, tapfer kämpfend. Die Folge war ein allmählicher Niedergang der städtischen Macht in Süddeutschland, rie Hanse. Länger als die Macht des schwäbischen Städtebundes dauerte die Gewalt der Hanse. Dieser Bund umfaßte zur Zeit seiner Blüte mehr als siebzig Städte. Ihm gehörten z.b. im Westen Köln, sodann Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck, Berlin-Kölln, im Osten endlich Danzig, Thorn und Königsberg an. Aber auch die Stadt Wisby auf der Insel Gotland, einst ein reicher Ort, dessen Kirchen heute als malerische Ruinen dastehen, ferner Riga in Livland waren Glieder des Bundes. Der Hauptort war Lübeck, damals die erste Handelsstadt Norddeutschlands, der wichtigste Hafen der Ostsee; hier fanden für gewöhnlich die Tagfahrten der Hanse statt. Ihr Zweck war, im Inland und Ausland den Handel zu schützen. Darum hatten die Städte Kriegsschiffe, mit denen sie rechtlose und feindselige Handlungen fremder Fürsten straften; sie erwarben Handelsvorrechte bei den Völkern des Nordens; sie gründeten Niederlassungen deutscher Kaufleute in der Fremde, so in der russischen großen Handels- und Meßstadt Nowgorod, wo ihnen der Petershof gehörte, in Bergen, wo die
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Extrahierte Personennamen: Karls Graf_von_Württemberg Eberhard Ulrich Eberhard Ulrich
— 105 —
Richtern ein, daß Großen und Kleinen, Armen und Reichen gleiche und unparteiische Gerechtigkeit zuteil werde. Sie sollten bedenken, daß sie sich einstens vor dem Richterstnhl Gottes zu verantworten hätten, und sollten dafür sorgen, daß die Seufzer der Witweu und Waisen nicht auf ihr und ihrer Kinder Haupt kämen. Die Herausgabe eines zweiten von ihm angeordneten Gesetzbuches „das allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten" erlebte er nicht mehr; es erschien unter seinem Nachfolger. Die Anwendung der Folter verbot er im Gerichtsverfahren. Wie sehr er sich selbst vor dem Gesetze beugte, zeigt die bekannte Erzählung: Der König und der Müller.*) Besonders war er darauf bedacht, den Wohlstand und damit die Steuerkraft feiner Untertanen zu heben. Gleich im Anfang feiner Regierung zog er viele Ansiedler in fein Land. Die Württemberger brachte er in Gegenden mit gutem Ackerboden, die Holländer verwandte er zur Verbesserung der Viehzucht, die Pfälzer für Garten- und Obstbau, die Italiener zur Hebung des Seidenbaues. In siebenjähriger Arbeit entwässerte er den Oderbruch und gewann eine so große Bodenfläche, daß er sagen konnte: „Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert." Weiteres fruchtbares Land gewann er durch Entsumpfung des Warthe- und Netzebruches. Berlin erhielt unter der Regierung des großen Königs die erste Por-zellansabrik. Um den Tuchwebereien der Mark gute Wolle zu liefern, wurde das spanische Edelschaf im Lande eingeführt. In Schlesien blühte bald die Leinenfabrikation. Um den Handel in die Höhe zu bringen, baute er drei große Kanäle: den Plnuefchen Kanal, der Elbe und Havel, den Finowkanal, der Havel und Oder, und den Bromberger Kanal, der Netze, Brahe und Weichfel verbindet. Auch der Schule wandte er feine Sorge zu. Er erließ das Generallandfchulreglement, in dem er Bestimmungen über Schulbesuch, Schulgeld, Schulzeit, Anstellung der Lehrer traf, wie sie heute noch in Geltung sind. Alle diese Arbeiten unternahm er nur aus Liebe zu seinen Untertanen. „Die Völker sind nicht um der Regenten willen, sondern die Regenten um der Völker willen vorhanden," lautete einer seiner Aussprüche. In derselben hochsinnigen Anschauung sprach er auch das Wort: „Ich bin nur der erste Diener des Staates." Seine Lebensweise war einfach und prunklos. Am liebsten verweilte er aus dem Schlosse Sanssonei bei Potsdam. Es ist ein durchaus prunkloses, aber recht wohnliches Gebäude in einem großen Parke mit prächtigen Bäumen. Der König erhob sich täglich in früher Morgenstunde, las die eingegangenen Briefe und Berichte über Staatsangelegenheiten und schrieb auf den Rand derselben seine Entscheidungen. Im Laufe des Vormittags kamen die Minister
*) Vergl. im Anhang das betreffende Gedicht.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Berlin Schlesien Weichfel Potsdam
Das Norddeutsche Tiefland. 171
hat eine sehr hohe Bedeutung für die deutsche Handelsschisfahrt und Marine
'1906 verkehrten 3400 Schiffe (6 Mill. t), die durchschnittlich 80 M. Abgaben
entrichteten. 7/8 aller Schiffe fuhren unter deutscher Flagge. — Eckernförd e,
im Hintergrunde der gleichnamigen Bucht. — Flensburg, rege Handels-
und Fabrikstadt an der Flensburger Bucht, der bedeutendste Ostsee-Reederei-
Hasen*).
2. Der Norddeutsche Landrücken umzieht den s. Rand der Ostsee
als eine einheitlich gebaute flache Bodenschwelle, die durch drei Quertäler, die
von der Weichsel.oder und dem Stecknitzkanal benutzt werden, in 4
Teile zerschnitten wird. Wie heißen die einzelnen Seenplatten, Landrücken?
Welche Flüsse begrenzen die einzelnen Abschnitte?
Die Oberfläche ist sehr reich an Seen. Auf welchen Teilen liegen
Mauer-, Spirdiug-, Müritz- und Plöner-See? Auf welchem Land-
rücken findet sich der Turmberg (330 m)?
Gib Quelle, Laufrichtung und Mündung von Pregel, Drewenz —
— Brahe, Persante — — Havel, Peene, Warnow — — Trave
und Eider an!
Trotz seiner großen Ausdehnung von 0.—W. ist der Landrücken an
feiner Oberfläche übereinstimmend gebaut. Es lassen sich zwei Streifen
unterscheiden.
1. Der nördliche, der Ostsee zugewandt, hat eine unruhige Bodenform,
Zahllose Kuppen reihen sich aneinander, wie Maulwurfshügel im großen;
der Ostpreuße nennt diese Gegend mit Recht die „bucklige Welt". Der
Boden besteht aus Lehm, überall findet man Ackerfelder. Die Gehöfte zeugen
vom Wohlstand der zahlreichen Bewohner. Der spärliche Wald zeigt viel-
fach Laubholz. Die Seen sind mehr oder weniger von rundlicher Gestalt
^Maner- und Spirdingsee).
2. Ganz anders die südliche Abdachung! Die Gegend ist flach und
neigt sich langsam nach 8. Der Boden ist sandig, nahe an der nördlichen
Grenze dieses Streifens grobkörniger, und daher trockener, unfruchtbarer. In
den zahlreichen Wäldern, wie in der Tuchler Heide, Schorfheide in der Ucker-
mark, tritt die Kiefer auf. Menschliche Anfiedlnngen triffst du selten. Die
Seen dieses Gebietes sind schmal, flnßartig, es sind Rinnenseen, z. B.
der Werbellinsee.
3. An der Grenze beider Gebiete treten in der Regel breite Stein-
streifen, oft langgestreckte Steinrücken auf, die eine Bearbeitung des Bodens
unmöglich machen.
Die Oberslächenform stammt aus dem letzten Teile der Eiszeit, aus der
Abschmelzzeit, als das zurückweichende Eis auf dem höheren und kühleren
Landrücken zum Stillstand kam. Die Steinwälle find die Endmoränen'
nördlich davon finden wir die Grundmoränenlandschast mit dem Wechsel von
hoch und niedrig und mit der Grundmoräne, dem Lehmboden; südlich das
Gleschervorland, das von Schmelzwassern durchströmt, ausgewaschen wurde,
so daß nur Sande zurückblieben.
Ortsknndt. Die Städte im Gebiet des Baltischen Landrückens sind als
Landstädte klein. Die größten liegen auf der nördlichen und südlichen Ab-
dachung an den großen Flüssen; zahlreiche Kleinstädte auf der Hochfläche.
*) d. h. die Flensburger verfügen über einen größeren Tonnengehalt ihrer
■sämtlichen Schiffe, als irgend ein anderer Ostseehafen, Stettin einbegriffen.
Flensburg steht an 3. Stelle im Reiche und wird nur von Hamburg und
Bremen übertrossen.
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Das Norddeutsche Tiefland. 173
in dem die Erle vorherrscht. Der größte Teil des Bodens ist Wiese oder dem
Pflug und Spaten dienstbar gemacht. — Der Verkehr findet bei der Unzahl
der Wasserstraßen meistenteils mit Kähnen, im Winter mit Schlitten und
Schlittschuhen statt. - Die Bewohner des Spreewaldes sind Abkömmlinge
der Wenden und haben in Sprache, Sitten und Trachten ihre Stammes-
eigentümlichkeiten treu bewahrt. Im Sommer hat der Spreewald viel
Fremdenverkehr.
Die Bodcnstächen zwischen den Haupttälern werden von den Quertälern
der Ströme und den Flußrinnen der Nebenflüsse, die meist aus der Abschmelz-
zeit stammen, in zahlreiche Einzellandschaften zerlegt, die mitunter seenreich
sind. Die.fruchtbarkeit des höher gelegenen Bodens wird durch dürre Sand-
flächen sehr beeinträchtigt, die nicht selten mit großen Kiefernwäldern bestanden
sind, „Märkischer Sand". In der Niederlausitz kommt Braunkohle vor, da-
her die Industrie und eine Reihe von Mittelstädten, wie Kottbus, Guben
Forst.
Ortsknnde. a) In Posen: % Posen, gewerbereiche Hst. der Provinz, in
ihrer Mitte an der Warthe gelegen. Diese starke Festung deckt die große ow.
Verkehrslinie nach Berlin. — Bromberg, R.-B.-H. an der Brahe und dem
Bromberger Kanal; Flußschiffahrt, Holz und Getreidehandel. — Hohen-
salza, früher Jnowrazlaw, Salzbergwerk und Saline nebst Solbad. —
Gnesen, alte, sagenreiche Krönungsstadt der ehemaligen polnischen Könige. —
Schneidemühl, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt.
K) In Brandenburg: Berlin, 21/2 Mill. E., Hst. des Deutschen Reichs
und des Königreichs Preußen, in seiner Mitte an der schiffbaren Spree ge-
legen, zweitgrößte Stadt Europas, Weltstadt. Seine Bedeutung und Große
verdankt Berlin der günstigen Lage inmitten des deutschen Tieflandes, der
Gunst des preuß. Königshauses und dem Umstände, daß es Hauptstadt des
Reiches ist. Es ist der Haupt sitz der deutschen Wissenschaft (große
Plan von Berlin.
Universität) und Kunst, bedeutendste Industriestadt des Reichs, der
wichtigste Eisend ah nkno tenp un kt von Mittel europ a mit Fernverkehr
nach allen Himmelsgegenden; 4 große Wasserstraßen streben nach Berlin.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlausitz Guben
Forst Posen Posen Berlin Bromberg Gnesen Brandenburg Berlin Europas Berlin Berlin Berlin
174 Das Deutsche Reich.
Großartige Bauwerke sind die Stadtbahn, die elekrrifche Hochbahn,
die Siegessäule, das Königliche Schloß, das Zeughaus, das
Kaiser Wilh elm-D enkm al. das Reichtagsgebäude. ' Die schönste
Straße ist die „Unter den Linden". Ein Spaziergang durch den schönen,
schattigen Tiergarten und durch die Siegesallee mit den Denkmälern
samtlicher märkischer und preußischer Herrscher führt uns nach Charlotten-
bürg, reich an Villen und Gartenanlagen.*) — Spandau, Festung an der
Spreemündung, wichtiger Waffenplatz der Mark, berühmt durch seine Gewehr
sabriken und Geschützgießereien und die Militärschießschule. Im Juliusturin
liegt der Reichskriegsschatz, 120 Mill. Ml in Gold. — Potsdam, R.-B.-H.,
zweite Residenz der preuß. Könige, an der seenartig erweiterten Havel in
schöner Umgebung gelegen. Schlösser Sanssouci, Babelsberg, Neues
Palais u. a. — Brandenburg a. d. Havel, älteste Stadt der Mark^
Fahrradwerke. — Eberswalde, am Finow-Kanal, Forstakademie. —
Frankfurt a. £>., R.-B.-H., an der großen wö. Verkehrslinie. — Küftrin,
starke Festung an der Warthemündung. — Guben, gewerbreiche Stadt an
der Lausitzer Neiße. — Kottbus, Eisenbahnknoten.
; c) In der Provinz Sachsen: Stendal, alte Hst. der Altmark.
4. Der südliche Landrücken besteht aus einzelnen, lose aneinander
gereihten Erhebungen, die sich von 80. nach Sw. erstrecken und in dieser
Richtung an Höhe abnehmen. Er zeigt sandigen, wenig fruchtbaren Boden.
Ihm fehlen die Seen. Vorwiegend trifft man magere Ackerfelder und Kiefern-
wälder an.
In Oberschlesien bildet der Landrücken auf der rechten Oderseite die
Tarnowitzer Höhe, die fehr reich an Zink, Steinkohlen und Eisen ist.
Die Eisenschätze haben hier den dichtbevölkerten oberschlesischen
Jndustriebezirk hervorgerufen mit zahlreichen, schnell gewachsenen Städten.
N. von Kosel erreicht der Landrücken seine höchste Erhebung, 400 in. Auf
der Feldmark Paruschowitz befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde, 2002 in.
tief. S. S. 15.
Recht fruchtbar ist die zwischen Höhenzug und Sudeten gelegene, von
der Oder und ihren Nebenflüssen bewässerte schlesische Ebene. Aus ihr
erhebt sich zwischen Eulengebirge und Oder der Zobten. Etwa von der
Katzbachmündung ab beginnt das Oderdurchbruchstal. Zu den Hügelketten
dieses Gebietes gehören die weinreichen Grünberger Berge. In der Nw.=
Richtung des Landrückens folgen jetzt die niederschlesischen Heide-
gebiete und der Niederlausitzer Grenzwall, worauf der Landrücken
in den wasserarmen, kahlen Höhen des Flämings hervortritt. Jenseits der
Elbfurche und der fruchtbaren aus Löß bestehenden waldlosen Magdeburger
Börde zeigen sich, noch im Gebiete des ostdeutschen Tieflandes, die letzten
Ausläufer des südlichen Landrückens in den wellenförmigen Sandrücken der
Lüneburger Heide. Den südlichen Landrücken begleitet eine Reihe zu-
sammenhängender Niederungen, die noch jetzt durch Malapane, Oder (bis-
unterhalb Breslau), Schwarze Elster, Elbe (— Magdeburg), Aller, Uuter-
weser kenntlich sind. Man nennt sie das Breslau—bremer Haupttal.
Die Liineburger Heide ist eine starkgewellte, sandige diluviale Fläche.
Auf weiten Strecken herrscht eine traurige Öde, „in der sich Wachholder, Heide
und Besenpfriem Gesellschaft leisten." ' Hin und wieder tritt Kiefernwald,
Ackerfeld oder Hochmoor auf; an einzelnen Stellen triffst du ein Hünengrabs
mit mächtigen Steinblöcken umstellt. Die Bewohner ernähren sich von der
*) Bedeutendste Vororte: Neu-Weißensee, Wilmersdorf, Pankow, # Rix-
dorf, 5 Schöneberg, Steglitz, Groß-Lichterfelde.
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176 Das Deutsche Reich,
bei hohem Luftdruck entwickelt sich das Landklima: Heiteres Wetter, Hitze im
Sommer, Kälte im Winter,
3. Die Bewohner.
a) Abstammung. Das ostdeutsche Tiefland war ehedem von
s l a v i s ch e n Völkern bewohnt, ist aber jetzt mit Ausnahme einzelner Striche
völlig verdeutscht. Die deutschen Stämme des Ostens sind (bis auf die
Schlesier und eiueu kleinen Teil Oberdeutscher im w. Ostpreußen) Nieder-
deutsche. Als deutsche Grenzstämme im rauhen Osten gegenüber dem
andringenden Slaventum zeichneten sie sich von jeher durch markiges, arbeit-
sames vaterlandsliebendes Wesen aus. Es sind in dieser Hinsicht besonders
zu nennen die kernigen, gefinnungstrenen Ostpreußen, die derben, aber biedern
Pommern, die gemütsreichen, treuherzigen Schlesier, die tatkräftigen, kriegs-
tüchtigen Märker und endlich die redegewandten, witzigen, praktischen Berlin er.
— Über die slavischen und lettischen Volksüberreste vergl. S. 137.
d) Die Bev ölkeruugsdichtigkeit ist wegen geringerer Fruchtbar-
keit des Bodens gering. Nach der Übersichtstafel S. 139 bleiben alle Ge-
biete des Ostens außer Schlesien ziemlich bedeutend hinter der mittleren Be-
Völkerungsdichte des Reichs zurück. Schlesien übertrifft sie. — Einzelne
Striche leiden zudem unter Auswanderung, so Posen, Brandenburg und
Westpreußen.
c) Religion. Die herrschende Kirche ist die evangelische.
Katholisch sind die Bewohner in Oberschlesien, im ostpreußischen Ermlande,
sowie zur Hälfte in Westprenßen und überwiegend in Posen. Juden sind
zahlreich im Polnischen anzutreffen.
ä) Nahrungsquellen. Der hauptsächlichste Erwerbszweig ist die
Landwirtschaft. Etwa J/5 des Bodens ist mit Wald bedeckt. Jnbezug
auf Viehzucht ist besonders die Pferdezucht in Ostpreußen (Trakehnen), Holstein
und Mecklenburg und die Schafzucht in Pommern hervorzuheben. Wie ein
Garten erscheint das nördliche und östliche Vorland des Harzes. Hier die
fruchtbaren Lößgebiete mit dem Zuckerrübenbau; die Hälfte aller
deutschen Zuckerfabriken findet sich auf dem Streifen Saale—
Halberstadt—leine.
Als Wohnhaus der bäuerlichen Bevölkerung kommt vorzugsweise die
sränkischehofanlage(S. 149), daneben anch das sächsische Bauern-
haus und endlich in Ostpreußen und den Weichselgegenden das nordische
Haus vor. Es ist, wie das fränkische, von den Wirtschaftsgebäuden ge-
sondert, hat an der Giebel- oder auch an der Frontseite eine Vorhalle,
„Vorlaube", die ganz oder halb offen und der Haupteingang des Hauses ist,
und wird im Innern von beiden Seiten durch Fenster erhellt. Hinter dem
Hause sind Gartenanlagen. Aus den Wirtschaftshof gelangt man durch das
„Hoftor".
Eine eigenartige Erscheinung im wirtschaftlichen Leben der Landbevöl-
kerung des Ostens, namentlich in Posen und Westpreußen, ist die sogen.
„Sachsengängerei". Tausende von Landarbeitern ziehen im Frühjahr nach
den „Rübenländern" und Industriegebieten des Westens, aber nur Hunderte
kehren zu Beginn des Winters mit ihrem ersparten Verdienst wieder heim. In
und um Berlin, im Havellande, in der Gegend von Magdeburg, Halberstadt
und andern Gebieten der Provinz Sachsen, ferner um Leipzig und in den
rheinwestfälischen Industriegebieten gibt es viele Polenkolonien (zusammen
1/5 Mill. Köpfe).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Posen Brandenburg Oberschlesien Westprenßen Posen Ostpreußen Holstein Pommern Ostpreußen Posen Berlin Magdeburg Halberstadt Leipzig
Das Norddeutsche Tiefland. 179
Die Insel Helgoland (0,6 qkm) hat die Gestalt eines Dreiecks, dessen
größte Seite etwa lx/2 km lang ist. Sie besteht aus einer steil aus der See
hervorragenden, nach No. einfallenden braunroten Buntsandsteinscholle, dem
sogenannten „Oberlande", und einem im 80. vorgelagerten sandigen Vor-
lande, dem „Unterlande". Im 0. der Insel, durch einen schmalen Meeres-
arm von ihr getrennt, liegt eine langgestreckte Düneninsel, die ehedem mit
der Hauptinsel' zusammenhing. Sie ist der eigentliche Badeplatz Helgolands.
— Des starren Sturmwinds wegen gedeihen Bäume und Sträucher nur ver-
einzelt im Schutze der Gebäude/— Die Bewohner gehören zum friesischen
Stamme und ernähren sich von dem starken Fremdenbesuch des Seebades
und der Fischerei. Aus dem höchsten Teile des Oberlandes im Nw. erhebt
sich der Leuchtturm, dessen Schein bis an die deutsche Küste dringt. Durch
die neuen Besestigungswerke auf dein Oberlande ist die Insel zu einem
wichtigen Wachtposten im „Deutschen Meere" geworden. Bon der Hafenmole
führt ein Schienenstrang durch einen Tunnel zum Oberlande. — Die
Natur des Felseneilandes wird am kürzesten durch folgenden Spruch der
Helgoländer gekennzeichnet: „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist
der Sand. Das sind die Farben von Helgoland."
Die Festlandskiiste ist ohne jede größere Erhebung über das Meer, hat
weder Wald noch Dünen und ist vor dem Ansturm des Meeres durch starke
Deiche geschützt. Jenseits liegen die „Watten", breite Streifen Landes,
die bei der Ebbe bloßgelegt, bei wiederkehrender Flut indes von der See
bedeckt werden. Diesseits der Deiche ziehen sich an den Küsten entlang und
um die Mündungen der Flüsse die äußerst fruchtbaren Marschen hin.
Hinter den Marschen Schleswig-Holsteins breitet sich das unfruchtbare
Geestland aus.
Ortsknnde. Die seichte Küste ist arm an Häsen. Die bedeutendsten
Hafenstädte liegen an den Flußmündungen oder im Hintergrunde von Meeres-
buchten.'
a) Freie und Hansestadt Ohamburg. Hamburg liegt da, wo die
die Elbe herauflaufenden Tiden ein Anlegen und Löfchen der Ladung noch
gestatten. Unter Hinwegräumung mancherlei Hindernisse haben es die
Hamburger verstanden, auch den tiefgehenden, modernen Seedampfern den
Zugang zu ihrem Hafen zu ermöglichen. Andrerseits erschloß die Elbe seit
alters das Hinterland in ausgezeichneter Weise bis Böhmen hinein. Trotz der
zahlreichen Eisenbahnen, die von Hamburg ausgehen, ist die Elbe nach dem
Niederrhein die befahrenste deutsche Wasserstraße. So ist Hamburg der
größte Seehandels- und Reedereiplatz des europäischen
Festlandes, mit einem Hinterland, das bis zur Donau reicht; die Ham-
burg-Amerikalinie, die größte Reederei der Welt, hat hier ihren Sitz. Hamburg
bewältigt fast 2/s des gesamten deutschen Außenhandels und zählt 3/4 Mill. E.;
insgesamt wohnen an dieser Erdstelle mehr als 1 Mill. Menschen. — Die
deutsche Seewarte (Reichsanstalt) veröffentlicht täglich Weiterberichte und
erläßt Sturmwarnungen für die deutschen Küsten. Der Vorhafen von Hamburg
ist das an der Elbmündung gelegene Cuxhaven.
b) In S chlesw ig-Holst ein: »"Altona, größte Stadt der Provinz,
an der^Elbe abwärts Hamburg gelegen und mit diesem zusammenhängend;
große Fabrik- und Seehandelsstadt. — Im 0. von Hamburg, im Lauen-
burgischen, Friedrichsruh, Bismarcks Ruhestätte.
c) Im Gebiet der Freien und Hansestadt Bremen: Bremer-
Häven, Vorhafen von Bremen mit bedeutendem Seeverkehr.
ä) Zu Hannover: Wilhelmshaven, am Jadebusen gelegen, starker
deutscher Kriegshafen an der Nordsee. — Emden, alte Seehandelsstadt in
der Nähe des Dollarts, durch Kanäle mit ihm und dem rheinischen Industrie-
gebiet verbunden. Von Emden gehen zwei deutsche Kabel über die Azoren
nach Neu-Iork und alle deutschen überseeischen Leitungen nach sremden
Ländern, im ganzen 23.
12*
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Rückblick auf die Staaten Norddeutschlands. 185'
Neb enslüssen, z. B. Drewenz, Brahe, wird das Land zur D anziger Bucht
und zum Frischen Haff (Nogat) entwässert. Zahlreiche Seen tragen zum
Wasserreichtum des Gebietes bei. — Die Fruchtbarkeit ist im Weichseltal
und besonders im Weichseldelta sehr groß, auf dem Hügellande mätzig, in
manchen sandigen Strichen (Tuchler Heide, Kassubei) dürftig. Uber 1{6 der
Bodenfläche ist waldbedeckt.
b) Die Bewohner. Die Bevölkerung ist zu 2/s deutsch, 1/3 flavisch
«Polen und Kassuben). Die Hälfte der Bewohner, darunter die Polen und-
Kassuben, bekennt sich zur katholischen Kirche. Die größeren Städte,
Weichseltal und -Delta haben überwiegend ev an gelisch e Bevölkerung. —
Hauptn ahrungsguelle ist die Landwirtschaft. In der Viehzucht steht
besonders die Schafzucht auf hoher Stufe. Die Industrie ist gering ent-
wickelt; der Handel ist sehr lebhaft und knüpft sich besonders an Danzig und
die Weichselstädte. Die Fischerei wird durch Haff, Ostsee und Weichsel sehr-
begünstigt. An der See mehrere Seebäder.
c) Ortskund e. S. 170: Danzig, Neufahrwasser, Zoppot. — S. 172:
Thorn, Graudenz, Marienwerder, Dirschau, Marienburg, Elbing.
4. Provinz Ostpreußen, a) Das Land ist das östlichste des Deutschen
Reichs und breitet sich im Gebiet der preußischen Seenplatte und um die
untere Memel und den Pregel aus. Die Ostsee dringt mit dem Frischen
und dem Kurischen Haff ins Land ein. Zwischen diesen beiden durch
Nehrungen seewärts abgegrenzten Haffen liegt die bernsteinreiche Halbinsel
Samland. Der größte der Küstenflüsse ist die Passarge; die größten Land-
seen sind der Sp'irding- und der Mauersee. — Das Land hat von den
Ländern des deutschen Tieflandes das rauheste Klima. Die Fruchtb arkeit
ist sehr verschieden. Die fruchtbarsten Striche weijen die wiesenreichen
Niederungen um Memel und Pregel auf. Unfruchtbarer Sandboden herrscht
auf den beiden Nehrungen und in den südlichen Landesteilen vor. Auch
zahlreiche kleinere Moorflächen finden sich im Lande zerstreut. Großartige
Kiesernforsten, Laub- und gemischte Waldbestände; „Johannisburger Heide"
und „Rominter Heide" in Masuren; „Jbenhorst" im Memelqebiet. "L des
Bodens ist Waldland.
b) Die Bewohner. Ehedem war Ostpreußen von dem lettischen
Volksstamm der alten Preußen bewohnt, der aber durch das Schwert der
Ordensritter fast ganz aufgerieben wurde. Ein kleiner Rest dieser Völker-
familie sind die Litauer im Memelgebiet. Die südlichen und südöstlichen
Striche sind von den slavisch en Masuren bewohnt. Alle übrigen Landesgebiete
haben deutsche Bevölkerung, im westlichen Hügellande Oberdeutsche. Die
Deutschen bilden a/4 der Volkszahl, sind stolz auf ihr Heimatland und wegen
ihrer Biederkeit und Gradheit im ganzen Reiche bekannt. Die herrschende
,vurche ist die evangelische (7/8); katholische Bevölkerung ist im Ermlande
anzutreffen, — Hauptnahrungs quelle ist die Landwirtschaft. In der
Pferdezucht nimmt Oftpreußen den ersten Rang unter allen
deutschen Ländern ein. — Die Industrie tritt zurück; dagegen ist das
Kleingewerbe in den Binnenstädten entwickelt. — Der Handel knüpft sich
namentlich an die Seestädte Königsberg und Memel. Forstwirtschaft
in den großen Wäldern. Bernsteingewinnung an der samländischen
Küste; Seefischerei an der Ostsee und den beiden Haffen; Seebäder an
der Oftfeeküste.
Ortskunde. S. 170: Memel, Königsberg, Pillau. — S. 172: Tilsit,
Gumbinnen, Jnsterburg, Allenstein, Trakehnen, Teerbude.
Geschichtlich bekannte Orte: Tannenberg, Wehlau, Pr. Eylau,
Fnedland. * j > v j
5. Provinz Posen, a) Das Land ist im wesentlichen das Flußgebiet
mittlerert Warthe, die die in der Mitte der Provinz sich hinziehende
^Posener Platte" durchbricht. Im N. greift das Pofener Gebiet auf den
Baltischen, im 8. auf den südlichen Landrücken über. Der äußerste
X>. gehört mit Weichsel und Brahe zum Stromgebiet der Weichsel, der
ganze übrige Teil mit Warthe, Netze und Obra zum Stromgebiet der
^der. Zahlreiche Landseen, namentlich im Gebiet der kujawischen Seen-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]