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1. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 64

1833 - Halle : Schwetschke
64 A. Europa. liche Hauptmasse diesseits und jenseits des Rheins ist größtenstheils gebirgig und wird von mannigfaltigen Aesten des Wesergebirges, des Westerwaldes, des Hundsrück und der Eifel durchzogen: nur die nördlichen Theile dieser Provinzen sind eben. Die lange Kü- stenstrecke der Monarchie an der Ostsee ist durchaus flach, den Ver- sandungen ausgesetzt und bildet keinen einzigen bedeutenden Hafen. Die Gebirge und Gewässer und die Producte dieser Länder sind theils schon in der allgemeinen Einleitung zu Deutschland erwähnt, theils sollen sie, um lästige Wiederholungen zu vermeiden, bei den einzelnen Provinzen vorkommen. Bewohner. Die große Mehrheit aller Bewohner der preußischen Monar- chie, nemlich über 9,600,000, sind Deutsche; sie machen daher auch beinahe in allen Provinzen die Mehrzahl aus. In den öst- lichen Provinzen, vorzüglich östlich der Elbe, leben nahe an 2 Mil- lionen von dem slavischen Stamme, besonders in der ehemaligen Lausitz, in Schlesien, Posen und Preußen. Sie sind theils Po- len, theils Litthauer, theils Wenden, theils Letten. Die Juden, vorzüglich im östlichen Theile der Monarchie lebend, machen über 160,000 Köpfe aus. In Hinsicht der Religion sind die Protestan- ten: Lutheraner, Reformirte, Herrenhuter u. s. w., im Ganzen die zahlreichsten, nemlich an 8,000,000. Der Confessionsunter- schied der Lutheraner und Reformirten ist fast im ganzen Staate verschwunden und beide Parteien haben sich fast überall zu einer evangelischen Kirche vereinigt. Die Katholiken zählen über 4^2 Million Seelen. Verfassung, Orden. u. s. w. Zur Zeit ist Preußen eine unbeschränkte Monarchie; zur Aus- führung einer ständischen Verfassung sind bis jetzt erst Provinzial- ftände eingeführt. Die Orden der preußischen Monarchie sind: der schwarze Adlerorden, am 18. Januar 1701 von Friedrich 1. gestiftet; der rothe Adlerorden, ursprünglich 1734 vom Markgrafen Friedrich Carl zu Baireuth gestiftet, seit 1792 zum zweiten preußi- schen Hausorden erhoben, wird in 4 Klassen vertheilt; das all- gemeine Ehrenzeichen, seit 1814. Militairische Orden sind: das eiserne Kreuz, welches aus einem Großkreuz und einer Iften und 2ten Klasse besteht; es ward 1813 gestiftet und nur für die Kriege von 1813 — 15 ausgetheilt; auch für bürgerliche Verdienste ist es, jedoch an einem verschiedenen Bande, ertheilt worden. Außerdem hat jeder in jenen Jahren vor dem Feinde ge- standene eine eherne Denkmünze aus erobertem Geschütz erhalten und

2. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 53

1833 - Halle : Schwetschke
55 Vii. Deutschland. Oesireicher erobern Schlesien und streifen bis Berlin, dennoch aber siegt Friedrich, 6. Nov., bei Roßbach über die Franzosen, eilt nach Schlesien, vernichtet eine östreichische Armee bei Leuchen, 5 Dez., und hat am Ende des Jahres ganz Schlesien mit Ausnahme einiger Festungen wieder erobert. Minder glänzend sind die folgenden Jahre; die Russen werden zwar bei Zorndorf 1758 geschlagen, sie- gen aber im folgenden Jahre bei Cunersdorf. Mehrere andre Un- fälle hatten Friedrich geschwächt; die Schlackt bei Liegnitz und der große Sieg bei Torgau 1760 gaben ihm in Schlesien und Sachsen das Uebergewicht wieder, doch wäre er bei gänzlicher Erschöpfung seiner Kräfte, und bei ausbleibenden Hülfsgeldern Englands, wohl endlich unterlegen, wenn nicht 1762 der Tod seiner erbitterten Feindin Elisabeth von Rußland ihn gerettet hätte. Matter ward nun der Krieg von allen geführt, und der Hubertsburger Friede endigte 1763 den großen Kampf, .ohne daß Friedrich auch nur das geringste von seinen Staaten eingebüßt hätte. Seinem Vater folgte Joseph Ii. auf dem Kaiserthron 1765, voll Bewunderung der Größe Friedrichs, und mit dem Wunsche, gleich ihm der Schöpfer einer neuen Zeit für seine Staaten zu werden, doch behielt Maria Theresia bis zu ihrem Tode 1780 die Regierung ihrer Länder. Die erste Theilung Polens, 1772, in welcher Preußen Westpreußen, doch ohne Danzig und Thorn, und später den Netzdistrict, Oestreich einen Theil von Galizien, und Rußland bedeutende Provinzen er- warb, so wie der baiersche Krieg, 1778 — 79, in welchem Friedrich noch einmal zur Vertheidigung Baierns gegen Oestreich die Waffen ergriff, störten im Ganzen nicht die Ruhe Deutschlands. Nach dem Tode Maria Theresia's griff Joseph das Werk der Verbesserung in seinen Staaten mit redlichem aber allzuraschem Elfer an. Er erbitterte die Geistlichkeit durch Aufhebung vieler Klöster und andre Neuerungen, die Ungarn durch gewaltsame Einführung der deut- schen Sprache, vorzüglich aber die Niederländer, welche sowohl auf ihre religiösen Einrichtungen als auf ihre bürgerlichen Freihei- ten höchst eifersüchtig waren. Ein unglücklich geführter Türken- krieg vollendete das Mißvergnügen, und als Joseph 1790 uner- wartet starb, hinterließ er seinen Bruder Leopold Is., bis dahin Herzog von Toskana, in der schwierigsten Lage. Alle Provinzen waren in Gährung, und die eben in Frankreich ausgebrochenen Unruhen, woran die Niederländer lebhaft Theil nahmen, waren wohl geeignet, allen Fürsten Europa's die ernstesten Besorgnisse einzuflößen. Ehe wir aber diesen letzten Theil der deutschen Ge- schichte betrachten, werfen wir einen Blick auf die geistige Entwicke- lung Deutschlands, für welche der lange im Ganzen ruhige Zeitraum vom 30jährigen Kriege bis zur französischen Revolution eben so günstig gewesen, als er auf die politischen Verhältnisse des Vater- landes nachtheilig gewirkt hat.

3. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 87

1833 - Halle : Schwetschke
Vii. Deutschland. Preußen. 87 und Warthe-Niederungen hat die östlich von der Oder liegende Neu mark. Die starke Festung Cüstrin, am Zusammenfluß der Warthe und Oder, ergab sich 1806 ohne Belagerung und ward erst 1814 wieder erobert. 6. Die Provinz Sachsen Sie besteht aus den von Sachsen abgetretenen Gebieten, dem ehemaligen Fürstenthum Halberstadt, dem Herzogthum Magde- burg, der Grafschaft Mansfeld, der Altmark und einigen kleine- ren neuen Erwerbungen, und wird von Hannover, Branden- burg, Anhalt, dem Königreich Sachsen, den sächsischen Herzog- thümern und Braunschweig umgeben; einige Theile derselben lie- gen außer dem Zusammenhäng mit dem Uebrigen. Sie zählt auf 484 □ M. über 1,400,000 Einw., welche zum bei weitem größ- ten Theile Protestanten sind. Oeftlich der Saale und Elbe besteht die Bevölkerung vorzüglich aus Wenden. Der nördliche und öst- liche Theil dieser Provinz ist eben; im Westen liegt ein Theil des Harzes und die Vorgebirge desselben; im Süden berührt sie den Thüringer Wald, so daß der ganze südwestliche Theil von den zwi- schen beiden Gebirgen sich erhebenden Rücken, der hohen Finne, Hainleite u. a. durchzogen wird. Die rechts von der Elbe gelege- nen Gegenden sind meist sandig; desto vortrefflicher sind die süd- lichen Gegenden von Magdeburg und Halberstadt, das ehemalige Thüringen, die Gegend von Halle u.s.w., wo sich im Magde- burgischen die Börde, in Thüringen die goldne Aue durch die höchste Fruchtbarkeit auszeichnen. Getreide, Oelpflanzen und Obst sind die Hauptproducte; dazu kommen wichtige Kupfer-, Blei- und Eisengruben; Steinkohlen und Braunkohlen, vor allem aber ein unermeßlicher Reichthum an Salz, so daß diese Provinz in jeder Hinsicht zu den gesegnetsten der Monarchie gehört. — Sachsen wird durchströmt von der Elbe, der Saale und ihren uns schon bekannten Nebenflüssen. Dazu kommen: der Plauensche Kanal, von Friedrich Ii. 1743 — 45 angelegt, welcher, die Elbe und Havel verbindet, und dieschifffahrt zwischen Berlin und Mag- deburg abkürzt: er beginnt bei Parey an der Elbe und endet bei Plauen an der Havel und ist 4'/2 M. lang. Früher war die Saale nur bis Halle schiffbar; jetzt aber können Schiffe durch meh- rere neu erbaute Schleusen, jedoch nur bei günstigem Wasserstande, bis Naumburg und von dort auf der Unstrut bis Artern gelangen. An Seen sind blos der Arendsee in der Altmark, und die beiden Mansfelder Seen zu bemerken, wovon der östliche durch die Nach- barschaft einiger Salzquellen ein etwas salziges Wasser hat. An den Ufern dieser Seen wird etwas Weinbau getrieben. Der Plauensche See, unweit Brandenburg, berührt nur eben die Gränze der Provinz.

4. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 92

1833 - Halle : Schwetschke
9¿ A. Europa. burtsort Luthers. Das Haus, wo er am 10. Nov. 1483 geboren ward, schon langst zu einer Armenschule benutzt, ist 1817 auf Befehl des Königs ansehnlich erweitert und reichlicher begabt worden. Erfurt, an der Gera, eine Festung mir den Citadellen Pe- tersberg und Cyriaksburg, zahlt über 24009 Einw. Die ehemals wohlhabendere Stadt ist sehr herunter gekommen, doch hat sie noch einige Fabriken und Branntweinbrennereien. Der schöne alte, auf einem Hügel liegende Dom ist im Innern durch den Krieg gänzlich verwüstet; seine 275 Centner schwere Glocke ist berühmt. Indem vormaligen Auguftinerklofter, jetzt Waisenhaus, zeigt man noch die Zelle, welche Luther einst als Mönch bewohnte. Die 1380 gegründete Universitär ist 18iö aufgehoben worden. In der Gegend wird viel Mohn , Brunnenkresse, Rettige und Ge- müse gebaut. Südwestlich davon liegen auf 3 isolirten Hügeln die zum Theil noch bewohnten Ruinen von 3 Bergschlössern: Gleichen, Mühlberg und Wachsenburg, gewöhnlich die drei Gleichen genannt. Die erstere war derzsitz der berühmten Grafen von Gleichen; die Wachsenburg ist gothaisch. Die beiden ehemaligen freien Reichsstädte: Mühlhausen, an der Unstrut, mit Wällen und Graben umgeben, zählt etwa 10900 Einw., welche von mannigfaltigen Fabriken, besonders Tuch-und andrer Wollweberei, Brau-und Brennerei leben; und N o rd h a u se n, an der Zorge, eine alterthümlich gebaute, nahrhafte Stadt, mit über 10000 Einw. Die Tuch - und Wollen- fabriken, vorzüglich aber der Getreidehandel, die Brauereien und Brennereien und der Biehhandel sind sehr bedeutend. Ganz abgesondert, aber zu dieser Provinz gehörig, am süd- lichen Abhange des Thüringer Waldes, in der ehemals sächsischen Grafschaft Henneberg, liegen: Schleusin gen mit 2000, und der freundliche Ort Suhl, mit 6000 Einw. Beide Orte ver- arbeiten die Producte der nahen Eisen- und Kupfergruben. Die Suhler Gewehrfabriken wetteifern mit den Lüttichern. 7. Die Provinz oder das Herzogthum Schlesien. Sie wird von Brandenburg, Posen, Polen,^ Mähren, Böhmen und Sachsen umgeben und zählt auf 742 □ M. an 2,400,000 Einwohner. Von ihrem alten Umfange hat sie den Kreis von Schwiebus an Brandenburg verloren, dagegen aber einen Theil der ehemals sächsischen Oberlausitz gewonnen. Die Einwohner sind theils Deutsche, theils Slaven vom polnischen Stamme; in dem Lausitzer Kreise Wenden- Die Slaven sind haust-

5. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 93

1833 - Halle : Schwetschke
93 Vii, Deutschland. Preußen. ger auf der rechten Seite der Oder, und an den Gränzen von Polen und in Oberschlesien noch am wenigsten verdeutscht; hier wie überall zeichnet sich der Deutsche durch Betriebsamkeit und höhere Cultur vor dem Slaven aus. Die Protestanten sind etwas zahlreicher als die Katholiken, haben aber erst seit der preußischen Eroberung vollkommene Freiheit und gleiche Rechte erhalten. Schlesien machte lange Zeit einen Theil des polnischen Reiches aus, gerieth aber, als durch Erbtheilungen im 14ten Jahrhundert an 16 verschiedene unabhängige, schlesische Regentenhauser entstan- den waren, unter böhmische Lehnsherrschaft. Die eigenen Für- sten starben nach und nach aus, und Schlesien blieb ein Theil der Krone Böhmen bis 1742. Unter der östreichischen Herrschaft wur- den die zahlreichen Protestanten sehr bedrückt und ihre durch den westphalischen Frieden bestimmten Rechte wenig geachtet. Die meisten ihrer Kirchen wurden zerstört, und nur Carls Xíi. sieg- reiche Waffen konnten den Hof bewegen, die entrissenen zurückzu- geben und den Aufbau einiger neuen, daher Gnaden-Kirchen ge- nannt, zu gestatten. Die Provinz Schlesien wird in ihrer ganzen Länge von So. nach Nw. von der Oder durchströmt, welche bei Ratibor anfängt schiffbar zu werden. Sie theilt das Land in zwei beinahe gleiche Hälften, deren Beschaffenheit aber sehr verschieden ist: die rechte, oder polnische Seite ist durchaus eben und meist sandig; die linke, oder deutsche Seite ist hügelig und gebirgig und im Ganzen ungleich fruchtbarer und besser angebaut. Der Lauf der Oder begründet auch die alte Eintheilung in Ober- und Niederschlesien, wovon ersteres ein rauheres Klima, weniger fruchtbaren Boden und zahlreiche Waldungen hat. Nach Polen und Brandenburg zu ist das Land durchaus eben und offen, auf der südlichen Seite aber wird cs von Mähren und Böhmen durch ein ununterbrochenes Gebirge, die Sudeten oder der Sudetsch, getrennt, welche in verschiedenen Abtheilungen verschiedene Na- men führen. Der Theil des langen Gebirgszuges, welcher sich von den Karpathen an der mährischen Gränze bis an die ehema- lige Grafschaft Glatz erstreckt, heißt das mährische Gebirge; hierauf folgt das mehr Massen - und kesselartige Gebirge der Graf- schaft Glatz; und von da an heißt der Gebirgszug bis an die Lausitz das Riesengebirge. Dieses, der höchste Theil der ganzen Reihe, trägt auch auf seinem Kamm oder Rücken die höchsten, einsam emporsteigenden Kuppen; so die Schnee- oder Riesen- koppe oder Kuppe, 5000 F. hoch, auf deren Gipfel eine 1681 erbaute Kapelle steht, worin sonst einigemal im Jahre Gottes- dienst gehalten wurde, jetzt aber ist sie zur Aufnahme von Reisen- den eingerichtet. Die eigentliche Kuppe ist ziemlich steil und schwie- rig zu ersteigen. Das große Rad 4700 F., die Sturm- haube 4500 F. hoch u. a. Der nordwestliche Theil endlich wird das Jsergebirge oder der Jserkamm genannt und endigt

6. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 117

1833 - Halle : Schwetschke
Vii. Deutschland. Königreich Sachsen. 117 und Anlagen und 4 Hauptquellen, von deren Wasser jährlich an 300,000 Flaschen versendet werden. Io. Das Königreich Sachsen. Das jetzige Königreich Sachsen war bis zum Anfange de- loten Jahrhunderts im Besitz mehrerer wendischen Stamme; erst der Kaiser Heinrich I. entriß ihnen das Land zwischen der Saale und Elbe und legte hier zum Schutz die Markgrafschaft Meißen an, welche anfanglick von verschiedenen Familien verwaltet und zuletzt in der askanischen oder anhaltischen erblich wurde. Als im 12ten Jahrhundert das mächtige Herzogthum Sachsen, welches das heutige Westphalen und Niedersachsen umfaßte, Heinrich dem Löwen entrissen und zersplittert wurde, erhielt Bernhard von As- kamen wohl die Würde eine Herzogs von Sachsen, vermochte aber nicht zum Besitz zu gelangen und übertrug daher den Namen Sachsen auf diejenigen Länder, welche er wirklich besaß und welche einige Theile des heutigen Königreichs und der preußischen Pro- vinz Sachsen ausmachten. Nach dem Erlöschen der hier herrschen- den Zweige dieser Familie gelangte Friedrich der Streitbare, Landgraf von Thüringen, aus dem Hause der Grafen von Wettin, 1423 zum Besitz der-sächsischen Kurwürde, und er ist der Stamm- vater der noch letzt vorhandenen sächsischen Häuser. Denn seit 1485 hat diese Familie sich in 2 Zweige, den Ernestiniscken, den altern, welcher Thüringen und die Kurwürde, und den Albertini- schen, welcher Meißen und den Herzogstitel besaß, getheilt. Aus der Erneftinischen Linie waren daher jene als muthige Beschützer der Reformation bekannten Kurfürsten Friedrich der Weise 1486—1525; Johann der Beständige bis 1532, und Johann Friedrich der Großmüthige bis 1554, welcher in der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg 1547 gefangen, seinem Vetter Moritz, von der Albertinischen Linie, die Kurwürde und einen Theil seiner Länder abtreten mußte. Aus dieser zurückgesetzten ältern Erne- stinischen Linie stammen die jetzigen herzoglich sächsischen Häuser, so wche der König von Sachsen aus der jüngern Albertinischen Linie. Diese letzte Familie ist mit Friedrich August I., 1694 —1733, zur katholischen Kirche übergetreten und erlangte damit auf eine Zeitlang die polnische Krone. Im Jahre 1806 ward Sachsen, nach der unglücklichen Schlacht bei Jena, zum Königreiche, doch ohne bedeutenden Ländererwerb, erhoben; nur ward dem Könige das neu errichtete Herzogthum Warschau übertragen. Das Jahr 1813 vernichtete diese neue Schöpfung wieder und führte die für Sachsen allerdings traurige Theilung herbei, wodurch 1815 der größere und fruchtbarste Theil des Landes an Preußen übergeben

7. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 196

1833 - Halle : Schwetschke
196 A, Europa. dessen Werke 1809 zum Theil vernichtet wurden, dient nur noch als Staatsgefängniß und Zuchthaus. Auf dem nahen Franzens; berge ist 1818 ein Obelisk dem Kaiser Franz, seinen Bundesgenos- sen und Heeren errichtet. Brünn hat gute Schulen, auch eine protestantische, ein Theater, große Wohlthätigkeitsanstalten und sehr ansehnliche Tuch - und Baumwollenfabriken. Sie ist der Hauptsitz des mährischen Handels und hat 4 große Jahrmärkte, welche von Polen stark besucht werden. — Bei dem nahen Au- sterlitz siegten die Franzosen den 2. und 3. Dez. 1805. Olmütz (slav. Holo niauc), eine starke Festung an der March, mit 15000 Einw. Sie hat ein berühmtes Lyceum mit 4 Facultätcn und einer ansehnlichen Bibliothek; ein Theater, ein schönes Zeughaus", und treibt großen Viehhandel mit Rußland und der Moldau. Der Erzbischof von Olmütz residirt gewöhnlich in der schön gebauten Stadt Krem sie r, an der March, mit 5800 Einw., einem schönen Schlosse, worin eine Bibliothek, Na- turalien-und Gemäldesammlung. Jglau (slav. Gislawa), an derjglawa, in einer rauhen Berggegend, an der böhmischen Gränze; eine wohlgebaute, nahr- hafte Stadt mit 14000 Einw., welche schöne Tuchfabriken und Getreide- und Hopfenhandel unterhalten. Oeftreichisch Schlesien, aus den Fürstenthümern Te- schen, Troppau, Jägerndorf und einigen kleineren Herrschaften bestehend, ist ein durchaus gebirgiges Land, dessen fleißige Bewoh- ner sich größtentheils mit der Tuch- und Leinenweberei beschäfti- gen. Der bedeutendste Ort ist Troppau, an der Oppa, mit nahe an 13000 Einw., berühmt durch den hier 1820 gehaltenen Fürstencongreß. Nächstdem Teschen, an der Else und Bobreck, mit 6000 Einw., wo der den baierschen Krieg 1779 beendigende Friede geschlossen ward. * B. Die polnischen Provinzen, oder das König- reich Galizien und Lodomerien, mit der Bukowina. Diese vom ehemaligen Königreiche Polen abgerissenen Provin- zen gehörten bis 1374 zu Ungarn, und hierauf gründeten sich 1772 bei der ersten Theilung Polens die Ansprüche Oestreichs auf diesel- den. 1777 kam noch die von den Türken abgetretene Provinz Bu- kowina hinzu. Im Jahre 1809 mußte Oestreich einen großen Theil Galiziens an das Herzogthum Warschau und an Rußland abtreten, aber das Jahr 1814 hat den frühern Zustand so ziemlich wieder herbeigeführt. Das ganze Land, 1548 (Um., ist die nördliche Abdachung der Karpathen, deren höchste Gipfel zu Un- garn gehören, welche zwar westlich sich bis an die Weichsel erstrek-

8. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 66

1833 - Halle : Schwetschke
66 A. Europa. ßen), die Lausitz und bedeutende Theile des jetzigen Sachsen. Mit ihrem Aussterben im 14ten Jahrhundert erlosch der Glanz dieses neuen Staates, viele Provinzen wurden von den Nachbarn an sich gerissen, und wilde Fehden zerrütteten das Innere. So blieb der Zustand der Mark Brandenburg unter den Fürsten aus dem Vaierischen und Luxemburgischen Hause, bis endlich das noch jetzt herrschende Haus Hohenzollern den Frieden und die Ordnung wie- der herstellte. Der luxemburgische Kaiser Sigismund war dem Burggrafen von Nürnberg Friedrich Vi. bedeutende Summen schuldig und überließ ihm endlich 1415 die Mark Brandenburg, nebst der Kurwürde, gegen eine Schuldforderung von 400,000 Goldgülden (etwa Ducaten, eine für die damalige Zeit und den traurigen Zustand der Mark nicht unbedeutende Summe). Die feierliche Belehnung geschah auf dem berühmten Concilio zu Cost- nitz. Das Haus Zollern oder Hohenzollern stammt von dem Berg- schlosse dieses Namens in Schwaben her; der älteste bekannte Stammherr des Geschlechts ist Graf Thassilo, welcher um das Jahr 800 starb. Seine Nachkommen theilten sich in zwei Linien: von der einen stammen die jetzigen Fürsten von Hohenzollern, von der andern das königliche Haus in Preußen. Diese jetzt preußische Linie hatte im Mittelalter große Besitzungen in Franken, Anspach und Baireuth, auch das erbliche Burggrafthum Nürnberg erwor- den, als es mit Friedrich, nun Friedrich I., zur Kurwürde in Brandenburg erhoben wurde. Wenige fürstliche Häuser mögen sich einer solchen Reihe löblicher, theils selbst ausgezeichneter Re- genten rühmen, als das hohenzollernsche. Die Nachfolger Frie- drichs waren unablässig bemüht, die Fehden im Innern zu däm- pfen und den gesunkenen Wohlstand des Landes zu heben; auch er- warben sie die Neumark und Theile der Lausitz wieder; die fränki- schen Länder aber fielen, bei mehreren Erbtheilungen, einer Seiten- linie zu, welche erst 1791 erlosch. Unter Joachim 1., einem die Wissenschaften liebenden Fürsten, ward die Universität Frank- furt a. d. Oder 1506 gestiftet, und sein Sohn Joachim Ii. führte 1536 die Reformation ein. Unter Johann Sigismund fielen dem Staate 2 bedeutende Länder zu: das damalige Herzogthum Preu- ßen (Ostpreußen) 1618 nach Absterben des letzten blödsinnigen Her- zogs, über welchen Brandenburg schon längst die Vormundschaft geführt hatte, und die Hälfte der Jülich-Cleveschen Länder, nach dem 1609 erfolgten Aussterben der dortigen Herzoge, nemlich Cleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg. Unter sei- nem Nachfolger, dem schwächsten allerregenten aus diesem Hause, Georg Wilhelm, litt das Land außerordentlich währenddes 30jäh- rigen Krieges, erholte sich aber schnell unter der langen und höchst kraftvollen Regierung des großen Kürfürsten Friedrich Wilhelm, 1640 — 1688. Er vergrößerte seine Staaten beim westphälischen Frieden durch den größten Theil von Hinterpommern (die Schwe-

9. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 67

1833 - Halle : Schwetschke
67 Vii. Deutschland. Preußen. den blieben im Besitz des Uebrigen), welches ihm durch Erbver- trag zufiel, und durch die Bisthümec Halberstadt, Minden, Ca- min und das Erzbisthum Magdeburg. Auch machte er das Her- zogthum Preußen von dem Lehnsverbande mit Polen frei, und er- warb die Herrschaften Lauenburg und Bütow in Pommern. Sein Sohn und Nachfolger Friedrich I. setzte sich am 18. Januar 1701 die Königskrone zu Königsberg auf, und seitdem ward der Staat nach jener entlegenen Provinz benannt. Auch er vergrößerte seine Staaten theils durch Erbschaft: so erhielt er die Grafschaften Lin- ken undmörs und das Fürstenthum Neufchatel aus der oranischen Erbschaft; theils durch Ankauf von Quedlinburg und der Graf- schaft Tecklenburg. Sein Sohn, der sparsame und strenge Frie- drich Wilhelm 1., erhielt im Utrechter Frieden 1713 einen Theil von Geldern und die Grafschaft Limburg; von Schweden ward ihm, gegen eine Summe von 2 Millionen, Pommern bis an die Peene abgetreten. Die bedeutendsten Erwerbungen aber verdankt der preußische Staat dem großen Könige Friedrich 11. Er er- oberte 1740, da seine gerechten Ansprüche auf die Herzogthümer Jagerndorf, Liegnitz, Brng und Wolau von Oestreich nicht an> erkannt wurden, ganz Schlesien, und behauptete diese Eroberung im zweiten schlesischen und im siebenjährigen Kriege gegen halb Europa. Im Jahre 1744 fiel dem Könige Ostfriesland durch Erb- schaft zu. Im Jahre 1772 nahm Preußen einen Theil von Polen, das jetzige Westpreußen, mit Ausnahme von Danzig und Thorn, in Besitz, so wie auch 1773 den sogenannten Netzdistrict. 1779 fiel ihm ein Theil der Grafschaft Mannsfeld zu. Auch unter sei- nem Nachfolger Friedrich Wilhelm Ii. fielen der Monarchie be- deutende Lander zu; 1791 die Fürftenthümer Anspach und Bai- reuth durch Erbschaft, und 1793, bei der ersten Theilung Polens, Danzig, Thorn und ein ansehnlicher District unter dem Namen Südpreußen; 1795 aber, bei der letzten Theilung, selbst die Haupt- stadt Warschau und neue Provinzen, unter dem Namen Neu-Ost- preußen. Unter dem jetzt regierenden Könige waren die ersten Ver- änderungen im Landerbesitz dem Staate sehr ungünstig. Zwar er- hielt er 1803, bei der vom Reiche beschlossenen Säcularisation geistlicher Lander, Hildesheim, Paderborn und Münster, mußte aber 1805 durch den Wiener Tractat, nach der Schlacht bei Au- sterlitz, auf Anspach und Baireuth, Neufchatel und die jenseits des Rheins liegenden Provinzen, gegen den augenscheinlich un- sichern Besitz von Hannover Verzicht leisten. Der unglückliche Friede zu Tilsit 1807 raubte Preußen beinahe die Hälfte seiner Be- sitzungen, nemlich alle Länder zwischen der Elbe und dem Rhein und, mit Ausnahme des geschmälerten Westpreußens, alles was es von Polen besessen. Nach dem Sturze Napoleons, wo 1815 auf dem Wiener Congreß der Länderbesitz der meisten europäischen Staaten aufs neue festgesetzt wurde, erhielt Preußen seine jetzige

10. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 68

1833 - Halle : Schwetschke
68 A. Europa. Gestalt. Ein Theil von Polen, unter dem Namen Großherzog- thum Posen, ward ihm wieder zugesprochen, so wie Neufchatel, die Hälfte von Sachsen, das bisherige Schwedisch - Pommern, und am Rhein und in Westphalen außer seinen alten Provinzen noch Jülich und Berg, die ehemals Trier - und Cölnischen Länder, woraus die jetzige westliche Hälfte der Monarchie besteht; dagegen trat es an Baiern Anspach und Baireuth und an Hannover Oft- fricsland, Hildesheim und einen bedeutenden Theil von Münster ab; so daß die Monarchie jetzt zwar die Seelenzahl von 1806 mehr als vollständig besitzt, dagegen aber an Flächenraum verloren hat. E i n t h e i l u n g. Die preußische Monarchie wird jetzt, mit Ausnahme von Neufchatel, in 10 Provinzen eingetheilt, welche zwar größten- theils die Namen ihrer alten Bestandtheile führen, doch mit ver- änderten Gränzen und Umfang. Jede Provinz wird in mehrere Regierungsbezirke, zusammen 25, und jeder Bezirk in Kreise ge- theilt. Von den 10 Provinzen gehören 7 zum deutschen Bunde, die 3 übrigen, Ost - und Westpreußen und Posen, sind davon aus- geschlossen. Die östliche Hauptmasse enthält: 1. und 2. Oft-und Westpreußen, oder das Königreich Preußen. Umgeben von der Ostsee, von Rußland, Polen, Posen, Brandenburg und Pommern, enthalten diese Provinzen auf 1168 □ Meilen etwa 2 Millionen Einwohner. Diese sind zwar größtentheils Deutsche, doch sind im Osten von Ostpreußen die Litthauer und in Westpreußen die Polen zahlreich, daher auch alle 3 Sprachen hier geredet werden. Die Litthauer gehören zum Stamme der Letten. Die in Preußen wohnenden haben, obwohl mit vielen deutschen Colonisten untermischt, noch zum Theil ihre Sprache und ihren Nationalcharakter beibehalten. Sie sind flei- ßig, stark, und gute Soldaten. Von ihren eigenthümlichen Lie- dern, Oa'inos, hat Herder uns Proben gegeben. Ganz Ostpreu- ßen ist lutherisch, Westpreußen größtentheils katholisch. Außer diesen beiden herrschenden Kirchen finden sich in Preußen zerstreut, besonders in Westpreußen, etwa 13000 Mennoniten, oder Tauf- gesinnte, wie sie sich selbst lieber nennen. Sie sind eigentlich die Nachkommen der durch ihren unsinnigen Fanatismus zur Zeit der Reformation berüchtigten Wiedertäufer, nur sind ihre Ansichten und Lehren durch einen friesländischen Geistlichen, Simonis Menno, 1505 f 1561, gemildert worden. Sie taufen nur Er- wachsene und Unterrichtete, leisten keinen Eid, führen nie die
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