16 Asien.
stieg. Tie heutige Stadt ist unter der Herrschaft der P e r s e r entstanden und noch nicht 300 Jahre alt. Der berühmte Schah Jahau legte die regelmäßigen, verhältnismäßig breiten Straßen an und schuf die starken Befestigungen, die noch heute Schutz und Schirm verheißend emporragen. Er hat auch den kaiserlichen Pa 1 ast, der heute die Burg genannt wird, erbaut mit seinen prächtigen Toren, riesigen Höfen und herrlichen Hallen, unter denen besonders die öffentliche und die private Audienzhalle hervorragen. In der öffentlichen Audienzhalle stand der märchenhafte Pfauenthron, ganz aus Juwelen zusammengefügt, an dem 108 große Rubinen, 116 Smaragde und zahllose Perlen ein so berückendes Lichterspiel entfesselten, daß die dem Throne sich Nahenden geblendet zurückwichen. Ein französischer Juwelier, Tavernier, der den Thron 1665 sah, schätzte seinen Wert aus 1*20 Mill. M. Von diesem unvergleichlichen Wunderwerk ist, wie die Nachforschungen Lord Cnrzous erwiesen, nichts mehr übrig geblieben. In der privaten Audienzhalle steht in persischen Buchstaben die berühmte Inschrift: „Wenn es ein Paradies gibt auf dem Antlitz der Erde, so ist es hier." Die Eroberung Delhis durch Lord Lake 1803 bedeutet den Markstein in der britischen Besitzergreifung Indiens. Die Überzeugung, daß mit Delhi auch die Herrschaft über das Land verloren fei, ließ den Widerstand erlahmen und ebenso bewog 1857 diese Überzeugung die Engländer zu der heldenhaften Belagerung der Stadt. Hier fanden die heftigsten Kämpfe statt und die Erstürmung nach heftigem Bombardement, die mit der Vertreibung der Aufständischen endigte, brachte auch zugleich wieder ganz Indien in englische Gewalt. So ist Delhi stets der Schlüssel gewesen, der den Zugang zum Besitz Indiens ausschloß. Hier haben auch immer die großen Dnrbars (Feste) stattgesunden, in denen englische Machtentsaltung die Augen der staunenden Inder blendete.
Delhi wird etwa zu einem Drittel von Mohammedanern und zwei Dritteln von Hindus bewohnt. Der Stadtteil, in dem die Europäer ihre stattlichen Häuser, Kirchen, Arsenale und Kasernen aufgeführt haben, liegt abgesondert und durch einen Kanal von der übrigen Stadt getrennt. Doch sind auch die Hinbu- und Mohammebauerstabt streng geschieben. Währenb die ehemals großartigen und glänzenden Paläste der Vornehmen in Delhi selbst stark verfallen finb und die Hindutempel keine architektonische Bedeutung besitzen, liegen die wichtigsten archäologischen Denkmäler aus einem großen Trümmerfelde, so das grandiose Grabgebäude der Großmoguls und „die größte Säule der Erde", 80 m hoch, die 1193 als Triumphsäule des Mohammedanismus über das Brahmanentum von dem Zertrümmeret der indischen Herrsch äst in Delhi erbaut wurde und mit ihrer schlanken, eigenartigen Silhouette überall sichtbar ist, das phantastische Wahrzeichen Delhis, der indischen Kaiserstadt.
Das Hochland Dekan ist wie Arabien und Afrika ein Tafelland und wird an der Malabarküste von den Westghats und an der Koromandelküste von den
0 st g h a t s begrenzt. Da die Wasserdämpfe schon teilweise an den Randketten niedergeschlagen werden, so nehmen das Innere der Halbinsel größtenteils Savannen ein wie in Jnnerafrika. Die Wälder der W.-Ghats liefern namentlich das unverwüstliche, besonders für den Schiffsbau geeignete Tiekholz. ^Das Innere erzeugt infolge reichlicher künstlicher Bewässerung nächst Amerika die größten Mengen von Baumwolle. Im ganzen erscheint Dekan Afrika verwandt, mit dem es vermutlich einst zusammenhing.
An der W.-Küste ist Bombay (bombe), aus einer Insel gelegen, die erste Seestadt des Landes, Hauptausfuhrhafen für Baumwolle und wichtigste Fabrikstadt Indiens, fast
1 Mill. Einw.; au der Koromandelküste Madras (mabräs), 520 000 Einw.
Ceylon. (Abb. S. 14.) Ein Glied des vorderindischen Hochlands und ebenfalls englisch ist die Insel Ceylon, auf der sich insbesondere die T e e k n 11 u r
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Sidjelbünen
(Nach einem Aquarell von 5r. Reschreiter, München >
Dünen w üste (El Areg) in Algerien.
„Tie Sand- oder Dünenwüste, die sogenannte Areg der Araber, ist in ihrer schroffsten Ausbildung die trostloseste und furchtbarste aller Wüstenforinen; denn hier gesellt • A1^ J^uchtbanett des Bodens auch noch die Unbeständigkeit desselben. Ein reiner Quarzsand von lichtgelber Farbe, in der algerischen Sahara meist gipshaltig und metfiltch gefärbt, bildet das Material der Dünen. Aus einem ebenen oder schwach wellig gekräuselten Sandteppich treten in weiteren und engeren Abständen Gruppen unregelmäßig geordneter oder häufiger zu parallelen Ketten aneinander gereihter Hügel hervor. So weit das Auge schaut, sieht es nichts als Sand, ein einziges unab-■fi w m ®anfmecr' ?us welchem die Dünen, 50—150 m hoch, wie gewaltige, versteinerte Wellen hervorragen. Wo die Dünen in wirren Haufen beisammen stehen, ist der Jteisende zuweilen wie in einem tiefen Nessel von steilen Böschungen umschlossen und es erfordert alle Aufmerksamkeit des kundigen Führers, um den Ausweg
aus diesem Labyrinth zu finden." (K. von Zittel.)
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80 Amerika.
Nadelbaum, wenig Baumfarne und infolge der Dichte des Waldes nur wenige, das endlose Grün unterbrechende Blumen." Die Dichte und die Verflechtung der Vegetation macht das Eindringen in den Urwald zu einer schwierigen Aufgabe, oft ist ein Vorwärtskommen nur mittels des Messers oder im Bach- und Flußbette möglich. Ohne Kompaß ist eiue Orientierung und die Erreichung eines bestimmten Zieles ausgeschlossen wie in der Wüste oder auf dem Meere. Neben der Höhe einzelner Baumriesen, die bis 80 m erreichen, überrascht den Eintretenden die beträchtliche Verminderung der Temperatur ebenso sehr wie das eigentümliche Dunkel, das einen umfängt, und ebenso wundersam erscheint der Kampf der Pflanzen umdaslicht, denn nach dem Lichte strebt alles Leben. In diesem Kampf ums Licht haben sich 5 Hanpt-formen der Pflanzenwelt im Urwalde ausgebildet: Bäume, Lianen (Schlingpflanzen), E p i p h y t e n (Schmarotzer), die auf anderen Gewächsen leben, das Unterholz und endlich die Bodenvegetation. Eine Fahrt im brasilianischen Urwalde beschreibt Prinzessin Therese von Bayern in stimmungsvoller Darstellung in dem Werke: In den Brasilianischen Tropen: „Die Kanoesahrt in dem überschwemmten Urwald war zauberhaft schön. Wir mußten uns mühsam im Waldesdickicht vorwärts kämpfen, bald von einer Liane umstrickt bald von stacheligen Ranken bedroht und verwundet. Die auf den Pflanzen Hansende Jnsekten-welt wurde durch unsere Boote aufgestöbert und suchte sich an den kecken Eindringlingen zu rächen. Lilablühende Sträucher, reizende, paarig gefiederte Mimosen, Janary-pahnen und hundert andere Pflanzen blühten und grünten um uns Hemm, umschlangen einander in endlosen Abwechslungen und verloren sich in unabsehbaren Höhen in dem hehren Urwalddom, der sich uns zu Häupten wölbte. Scharen von Affen trieben ihr Wesen auf den Baumzweigen, Tukane faßen im Laubdickicht, reizende schlanke Sumpfvögel mit grüngelben Schwingen zogen graziös über die Wasserfläche hin. Ganz verborgen in einer füllen Bucht des Justiuosees, eines Flußsees des Amazonas, träumte die Victoria regia ihr vergängliches Blumendasein. Von allen Seiten Hingen Zweige und Blätter sonnenwehrend aus sie Herab und ich gedachte des Liedes von Heine:
Die Lotosblume ängstigt
Sich vor der Sonne Pracht.
Es war eine wunderbare Tropenwelt, die sich da vor uns aufgetan Hatte: der einsame, kleine See mit feiner überwuchernden Vegetation, die auf allen Seiten in den malerischsten Gehängen über das Wasser hereindrängte, die leuchtenden Strahlen des Tagesgestirnes, die durch das grüne Laubwerk spielten und ans den stillen Fluten glitzerten, die buntgefiederten Bewohner der Lüfte und farbenprächtigen Schmetterlinge, welche Leben und Bewegung in das Ganze brachten, endlich die mächtigen, schneeweißen, am Grunde rosa angehauchten Nymphaeen mit ihren riesengroßen, schwimmenden Blättern, welche in solcher Umgebung zu schaueu wenig Sterblichen vergönnt ist — es war ein Bild, bei dessen Anblick man von dem Gefühle überwältigt wurde, die Herrlichkeiten der Schöpfung bis auf die Neige ausgekostet zu haben."
2. Das Bergland von Brasilien ist ein trockenes, savannenreiches Plateau mit kleinen Palmbeständen, dem Lieblingsaufenthalte der Kolibris. An Mineralschätzen enthält das Bergland Gold und Diamanten. — Gut bebaut sind nur die Küstenzone und zwar hauptsächlich mit Kaffee, so daß Brasilien das e r st e K a f f e e l a n d der Erde ist.
Unmittelbar unter dem südlichen Wendekreise liegt Rio de Janeiro (schanero), die Hauptstadt Brasiliens, an einer der schönsten Buchten der (Srde,_ 860 000 Ein w. Ebenfalls an der Küste liegen Bahia (t) und Pernambnco (ü), dieses der Hauptausfuhrhafen des roten Färb- oder Brasilholzes, weshalb es auch Pernambukholz heißt. Die südlicheren
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Australien. 95
Schönheit und Liebenswürdigkeit der Bevölkerung, die dort unter Palmen wandelt.
Körperliche und geistige Anmut, die Einfachheit eines Naturvolkes und der poetische
Adel homerischer Menschen treten uns in ihnen entgegen. Ebenso wie die Kinder, mit
denen man sie reiferen Kulturvölkern gegenüber gern vergleicht, ermangeln sie der Fehler nicht; allein ich kenne keinen unbefangenen, offenherzigen Beobachter, der sie in längerem Umgange nicht auch liebgewonnen hätte.
Neben den Tonganern gelten die Samoaner als die wohlgebildetsten unter den polynesischen Völkern. Sie sind auch nach unseren Schönheitsbegriffen höchst wohlgefällig gebildet. Nicht gerade immer die Gesichter, wohl aber Körperwuchs und Haltung. Berühmt und von allen Reisenden begeistert gepriesen ist die Schönheit der Frau. Allein vom rein ästhetischen Standpunkt sind die Männer mindestens ebenso schön. Es sind hochgewachsene, oft das Durchschnittsmaß des Europäers erheblich überragende Erscheinungen von schlankem, kraftvollem Wuchs und prangender Gliederfülle. Das vornehme Rostbraun oder hellrötliche Braun der Haut gibt den mit würdevoll gelassenen Bewegungen dahinwandelnden Gestalten das Gepräge lebendig gewordener antiker Bildwerke. Das Haar ist schwarz und schlicht, das Auge dunkel und voll Leben, die Backenknochen stehen etwas hervor, die Nase ist kurz und breit; nicht die Höhe und Schärfe des Nasenrückens gilt, wie bei uns, als Schönheit, sondern die Plattheit, der infolgedessen im Kindheitsalter gelegentlich nachgeholfen werden soll. Die Frauen sind kleiner, aber von wohlproportioniertem Bau und in der Jugend oft von überraschendem Reiz. Beiden Geschlechtern kommt zugute, daß ihr eingeborener Stolz sie bis heute noch ihre wunderbar kleidsame, den natürlichen Wuchs nirgends einengende Tracht hat beibehalten lassen und daß die Gewohnheit sich wohlanständig in Haltung und Gebärden zu geben im Laufe der Generationen den Körper gleichsam mit natürlicher Anmut durchtränkt hat. Nie hat sich ein eamoaner bisher wie ans den meisten anderen Inseln zu der widerlichen Sitte europäischer Jgoseu und Stiesel herbeigelassen. Nur wenige, namentlich ältere Männer sieht man den Oberkörper mit einer Jacke bedecken, sonst tragen sie nur das kunstreich und geschmackvoll geknüpfte Lawa-Lawa, das Hüfttuch, das vom Gürtel bis nahe an das Knie den Körper bekleidet Dasselbe tun die Frauen. Die ursprüngliche Hüftenbekleidung aus Blättern oder geflochtenen Matten weicht mehr und mehr den europäischen Kattunen.
Nur in der Umgegend der Hauptstadt Apia haben sich die Frauen daran gewöhnt einen langen hemdartigen, den ganzen Körper lose umgebenden Rock zu tragen und beim Gottesdienst in der Kirche tragen sie europäische Damenhüte der billigsten und schauderhaftesten Art. Sonst besteht der Schmuck der Frau vorwiegend aus natürlichen Blumen und Fruchten, die sie mit wunderbar poetischem Geschmack um das Haupt, um den Hals, den Gürtel, Arme und selbst Füße zu winden versteht.
Die Samoaner sind eine ungewöhnlich liebenswürdige Nation von heiterem, fröhlichem Gruudzug, hochentwickelter Gastlichkeit und vielfach ritterlicher Gesinnung. Daß daneben auch Züge eines naiven Egoismus und gelegentlich aufflammender Grausamkeit zu erkennen find, darf bei einem der Natur der Kinder nahestehenden Naturvolke nicht auffallen, und daß ein kriegerischer Zug in ihnen lebt, wie sie durch die vielen und hartnackigen Parteikämpfe der letzten Jahrzehnte besonders gezeigt haben, wird der Angehörige f’ner Ertüchtigen 9?ati0n e^er ols ein Lob, denn als einen Tadel ansehen. Ihre geistige T' oegüchkeit, ihr natürlicher, bildungsfähiger Verstand erheben sie weit über das Niveau der Volker die unsere melanesische Kolonie bewohnen. Die zahlreichen, von dort ein-6«rten, Arbeiter auf den famoanifchen Plantagen ermöglichen den unmittelbaren Ver-gleich. Die Samoaner selbst betrachten diese durchaus als eine ganz untergeordnete Men-ichenart, wahrend sie gegenüber den Weißen ein Gefühl der Unterordnung kaum emp-^urteilslose Reisende kommt sehr rasch dazu, sie selbst in bezug auf geistige Verwandtschaft weit mehr auf die weiße als auf die schwarze Seite zu stellen.
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Südasien (Indien). 15
durch die jährlich in Britisch-Jndien gegen 20 000 Menschen umkommen. — Die wichtigsten Haustiere sind der Elefant und der Buckelochs (Zebu).
Die Urbewohner sind die dunkelhäutigen Dravida (Drawida); sie wurden von den aus Persien und dem Pamirplateau eiugewanderteu Indern oder Hindu größtenteils nach dem Dekan verdrängt. Die Hindu sind kaukasischer Herkunft und bekennen sich zumeist zum Brahmaismus, der dem Volke die Kasteneinteilung gebracht hat. Seit dem Jahr 1000 ist auch der Islam eingedrungen, unter dessen Einfluß die Wunderbauten in den Gangesstädten entstanden sind. — In der Gangesebene erreicht die Dichte der Bevölkerung bis 200 Einw. auf 1 qkm und darüber (Rheinprovinz 264, Sachsen 320 Einw. auf 1 qkm).
Siedelungen. Die Hauptsiedelungen des Gebietes folgen den Strömen. Im Kabultal: Peschawar (psschaur), eine wichtige Festung, da sie den Zugang von Afghanistan nach Indien beherrscht. — Im Pandschab ober Fünf st romland, so benannt nach den vier Himalajazuflüssen des Indus und biesem selbst: Lahore (lahor) an der großen Hanbelsftraße vom Kabultal nach dem Ganges, 230 000 Einw., und Simla, am Sübabhang des Himalaja, Sitz der inbischen Regierung in der heißen Jahreszeit. Das Gangesgebiet enthält die meisten Großstabte, herrliche Baudenkmäler aus der Herrscherperiobe der mohammebanischen Großmogule (1505—1788) und die heiligsten und berühmtesten inbischen Wallfahrtsorte; daher ist die Gangesebene der Schauplatz echt inbischen Lebens und Treibens. — Delhi, voll prächtiger.paläste, Hauptstabt des iubo-bri-tischen Reiches und Sitz des englischen Vizekönigs, 230 000 Einw. — Benares, 200 000 Einw., die heilige Stadt der Jnber (s. Abb. S. 14). — Am Hugli, dem westlichen Mim-bungsarm des Ganges: Kalkutta, 900 000 Einw., sehr bebeutenber Hanbelshafen.
Delhi, Indiens neue Hauptstadt.
„Keine Stadt Jnbiens kaun sich an Ruhm mit Delhi vergleichen. Wie Rom der Brennpunkt der alten Welt Europas war, so thronte Delhi als die Metropole Jnbiens, ja Asiens. Wie die „ewige Stadt" in den Wanblungen und Wirren der Zeitalter mehr benn einmal dem Ansturm der Barbaren erlag, so warb auch die kaiserliche Hochburg an den Ufern der Dschanma die Beute einer Reihe einanber folgenber Eroberer. Denn war nicht Delhi lange Zeit das stolze Pallabium, mit beffen Geschick das Schicksal der Halbinsel unauflöslich verknüpft war?" Diese Worte des beutfchen Jnbienkenners Grasen Königsmarck kennzeichnen die Bebeutung der „Kaiserin unter Jnbiens Städten", die kürzlich von König Georg V. von England wieber in ihre alten Rechte als Hanptstabt des Laubes und Mittelpunkt der Regierung eingesetzt worben ist. Die Stürme der Jahr-taus enbe finb hingebraust über biesen Ort, haben ihn viele Male verwüstet und beut Erb-boben gleich gemacht; aber immer wieber hat sich Delhi ans Trümmern und Asche erhoben und steht heute ba als eine moberne Stadt, die europäischste und mobernste unter Jnbiens Stäbten.
In dem alten Helbenlieb der Mahabharata leuchtet die märchenhafte Pracht des alten Delhi, das unter dem Namen Jnbraprastha die Residenz der Panbawa ober Sonnenkinder war. Mit Golb gepflastert waren die Straßen, die alltäglich mit köstlichen Essenzen benetzt würden; voll Kostbarkeiten prangten die Bazare, mit Diamanten und Edelsteinen waren die Paläste geschmückt. Die Herrlichkeit der Panbawa versank in nichts. Jnbische Könige und türkische Sultane schlugen in Delhi ihren Sitz auf und herrschten von hier ans über Indien. Dann kam der grimme Timur, eroberte 1398 die Stadt, plünberte sie und machte sie dem Erbboben gleich. Neue Dynastien folgten einanber, bis 1526 ein Nachkomme Timnrs, Sultan Babar, als erster Großmogul in Delhi den inbischen Thron be-
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22
Aus „Lampcrt, Die Völker der grbe". Teutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. Chinesische Teetrinker.
Jakuten mit der der Neger verbinden. Die Chinesen sind daher die einzigen Menschen, die bei der Auswanderung so gut wie niemals dem Klima zum £pfer fallen. Die geistigen Eigenschaften dieses ältesten Kulturvolkes aus der Erde erklären sich zum guten Teile aus d e r h o h e n D i ch t e d e r B e v ö l k e r u n g, die wiederum aus der Fruchtbarkeit des Bodens hervorgeht. Sie bewirkt den großartigsten Kampf ums Dasein, den je ein Volk gekämpft hat, und dieser erschus und vervollkommnete die Vorzüge des Chinesen-tums: den unvergleichlichen A r b e i t s f l e i ß, die geduldig st e A u § = dauer und d i e bescheiden ft e Einschränkungin den Genüssen des Lebens. In beni riesigen Arbeitshaus China, wo mau feine Sonntagsruhe und keinen Achtstundentag kennt, ist der Trieb zum emsigen Schassen dem Menschen zur anderen Natur geworden. Leben heißt hier arbeiten. Und trotz aller Rastlosigkeit bringt es der Chinese oft doch nur zu einem Hungerlohn. Es klingt wie ein Märchen, daß ein erwachsener Chinese den Tag über mit 8 Pfennig für seine Kost auskommt und damit seinen Bedarf au Reis, Gemüs, Fisch und Tee bestreitet und noch eine Kleinigkeit für Tabak übrig behält. Seine Genügsamkeit und sein Freisein von Ekel läßt ihm Hunde-, Katzen- und Rattenbraten, ja das Fleisch gefallener Tiere noch als willkommene Zukost erscheinen. Die Tugend der Sparsamkeit übt kein Volk in so hohem Maße wie das chinesische. Der nordchinesische Bauer wühlt sich wie ein Murmeltier in die steilen Lößwände, damit er seine Ernte nicht durch den Hüttenbau auf der Oberfläche um den Ertrag einiger Quadratnieter verkürze. Muß ein so eintöniges, freudloses Schaffen nicht unser wehes Mitgefühl erwecken? Ist die goldene Freiheit des Wilden nicht beneidenswerter als dieses Arbeits-elend des Kulturmenschen? Muß der Chinese bei seinem ewigen Hasten und sorgen für ein Nichts nicht in stumpssinnige Trübsal verfallen? Wir täuschen uns, wenn wir da
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Nordafrika. 39
bis schwarzer'.Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt und waren früher das Ziel der Sklavenjagden. Sie treiben meist Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Garten- und Haübau erfordern feste Wohnsitze und haben im Sudan unter Einwirkung des Islam eine Art Halbkultur erzeugt *).
Staatliche Einteilung. Im West- und Mittelsudan hat Frankreich, im Ostsudan England die Vorherrschaft — An der Atlantischen Küste liegt die französische Kolonie Senegambien am Senegal und Gambia, die große Mengen üott Erdnüssen liefert. — Hauptort des französischen Sudan ist die Wüstenstadt T i m b u 11 u am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstraßen. — Den Engländern gehören das Reich der A s ch a n t i und Nigeria. Nigeria erzeugt reichliche Mengen von Kakao. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der ganzen Guineaküste. Zwischen dem "englischen Reich der Aschanti und dem französischen Dähome liegt die deutsche Kolonie Togo. An der Küste von Oberguinea die Negerrepublik Liberia.
Der Ost- oder ägyptische Sudan. Den Mittelpunkt des Ostsudan bildet C h a r t u m am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil.
Die Neger (s. Abb. S. 38).
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevölkerung eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nordafrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Haunibal über die Pyrenäen und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist ihre dunkle Hautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie „vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Gesichtsund Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Mus kulatur der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach gehören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung wie die Zwergstämme Jnnerafrikas. Im Norden der Sahara bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mischvölker als reine Neger, so die Ägypter und die Berber oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großenteils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute in Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große Ausgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß fein, denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack und Schön-
/) Der Gartenbau der Neger erstreckt sich auf Bananen, süße Kartoffeln, $)am§ und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, diese das wichtigste afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Extrahierte Personennamen: Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Frankreich Ostsudan_England Atlantischen Senegal Gambia Niger Nigeria Nigeria Aschanti Togo Oberguinea Negerrepublik_Liberia Amerika Afrika Rom Ruanda Viktoria- Tanganjika-See Jnnerafrikas Amerika Afrika Durra
Nordamerika. 69
mitunter völligen Wüstencharakter zeigen. Der Sierra Nevada ist noch die K ü st e n-kette vorgelagert. — Die Gewässer der Plateaus sammeln sich entweder in abflußlosen Seen (Großer Salzsee) oder durchziehen in tiefen Schluchten oder Canons (Kanjons) die Hochflächen und durchbrechen die Einschlußgebirge, so der Columbia im Norden und der C o l o r a d o im Süden.
Einen Ersatz für die Unwirtlichkeit des Bodens bietet sein gewaltiger Reichtum an Edelmetallen. Kalifornien liefert Gold und Quecksilber, ist aber auch ein ausgezeichnetes Weizen-, Wein- und Obstland. In Kalifornien gedeiht auch die Riesenzeder oder Mammutfichte, die eine Höhe von 130—150 m erreicht (Kölner Dom 156 m).
Siedelungen. An der Küste und zwar an großer, herrlicher Bucht liegt die Hauptstadt Kaliforniens, San Francisco, der wichtigste Hafenort und der bedeutendste Handelsplatz an der gesamten Westküste Amerikas, 400 000 Ein tu. Die Seewege von Australien und Ostasien treffen hier zusammen und finden in der nach New Dork führenden Pazifikbahn (5260 km) ihre Fortsetzung. Die Bevölkerung der Stadt bildet ein buntes Völkergemisch; zahlreiche Chinesen bewohnen ein eigenes Viertel. — Im Süden Kaliforniens: Los Angeles, 330 000 Einw., mit ausgedehntem Anbau von Südfrüchten in der Umgebung. J
Das Wunderland am Yellowstone.
Im Jahre 1870 durcheilte die Neue Welt die Nachricht von der Entdeckung eines Wunderlandes im Felsengebirge und ein Jahr darauf wurde das Quellgebiet des Hellow-stonefluffes zum Nationalpark der Vereinigten Staaten von Amerika erklärt, das großartigste Vorbild zur Erhaltung der Naturdenkmäler eines Landes. Der Boden des Parkes besteht in der Hauptsache aus vulkanischem Gestein, aus Trachyt und Basalt, wenn es auch keinen einzigen tätigen Vulkan darin gibt; aber heiße Quellen, Geiser, Solsataren, Dampf-ausströmungen und Schlammvulkane stellen gewissermaßen die letzten Zuckungen der erlöschenden Feuerberge dar. Im ganzen sind bis jetzt im Mllowstonepark 3000—4000 heiße Quellen und 71 Geiser bekannt. Die hohe Temperatur der Quellen (bis 121° C) und die Verbreitung der Geiser lassen keinen Zweifel, daß die Erhitzung des Wassers durch vulkanisches Gestein erfolgt, das in mäßiger Tiefe noch einen Teil der Gluthitze bewahrt hat. Es gibt auf der Erde nur drei Gebiete, wo das Geiserphänomen zur vollen Entfaltung gelangt ist: Island, Neu-Seeland und der Mllowstonepark; aber an Zahl und Mannigfaltigkeit der Geiser und Thermen übertrifft der letztere alle. E r i st d a s e r st e S P r i u g -quellen gebiet der Welt. Der merkwürdigste Teil davon zieht am Feuerhöhlenfluß hin (Abb. S. 70), wo ein weithin leuchtendes, blendend weißes Sinterplateau die Aufmerksamkeit fesselt. Breite Bäche blauen Wassers strömen von der Höhe herab und bilden dampfende Wasserfälle. Oben auf dem Rücken des flachen Hügels liegen vier tiefblaue Seen wie in schimmernder weißer Schale. Der größte, mit etwa 100 m Durchmesser, ist die herrlichste unter allen heißen Quellen des Muowstoneparkes und wahrscheinlich der ganzen Welt. Der wunderbar blaue, gegen den Rand smaragdgrüne See liegt bei Hellem Wetter in voller Klarheit vor dem Beschauer und jede kleine, vom Lustzuge oder von aufsteigenden Gasen erregte Welle schillert in allen Farben des Regenbogens. Doch das größte Wunder des Parkes liegt einige Schritte tiefer. Wir stehen plötzlich vor einem Abgrund. Wenige Meter tiefer wogt ein zweiter gewaltiger See von unregelmäßigem Umfang. Zerrissen, geschichtet, llippenartig stürzen sich die Umfassungswände hinab zur Wasserfläche, teilweise überhängend und den wildesten Schlund bildend. Darin wogt das tiefblaue Wasser, eine Fläche von einem halben Acker groß. Trotz der Gefahr hinabzustürzen, lassen wir uns nicht abhalten, so nahe wie möglich heranzutreten, um dieses unvergleichliche Naturwunder ganz in der Nähe zu beschauen. Leichte Dampfwolken flattern
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Extrahierte Personennamen: Geiser
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Südamerika. 77
Weizenbau. Die Hauptstadt Santiago ist die größte Stadt des westlichen Südamerika, 330000 Einw.; die Hafenstadt Valparaiso (walpara-iso) hat 160 000 Einw. In Chile wohnen an 20 000 Deutsche; ihr Hauptsitz ist das südliche Mittelchile, wo sie als Kolonisten sich zu mäßigem Wohlstände emporgearbeitet haben. Zahlreich sind sie ferner in V a l d i v i a (3000) sowie in Valparaiso, wo sie als Großkaufleute bedeutende Stellungen einnehmen. — Südlich vom 40. Grad löst sich die Küste mehr und mehr in Inseln auf, ähnlich den Schären Norwegens.
Peru ist wie Bolivia ungemein reich an Silber und Zinn. Nahe der Küste liegt die Hauptstadt Lima; ihre Hafenstadt ist C a l l a o (kaljao), ein vielbesuchter Platz am Stillen Ozean. Die Bahnen Perus sind die höchsten der Erde: die Lima—orojabahn und die Arequipa (arekipa)—Pnnobahn überschreiten in Montblanchöhe die Anden. — Auf den regenlosen Küsteninselchen finden sich große Guanolager.
_ Die Hauptstadt von Bolivia ist Sucre. Größer und bedeutender aber ist La P a z (paß). P o t o f i war einst weltberühmt durch seine Silberminen. — An den Ufern des Titicacasees blühte früher der merkwürdige indianische Kulturstaat der Inkas. — Auf der Hochfläche von Ecuador liegt die Hauptstadt Quito (kito). — In Columbia teilen sich die Anden in drei Parallelketten, zwischen denen der M a g d a l e n e n st r o m in tief eingesenktem, in tropischer Pflanzenfülle prangendem Tale dahinzieht. Auf einer der vielen Hochebenen im Innern liegt die Hauptstadt Bogota, 85 000 Einw.
Die östlichen Länder von Südamerika.
Venezuela. Es umfaßt die von Columbia nordöstlich ziehende Küstenkette der Anden und nahezu das ganze Orinokogebiet mit den Llanos (ljanos, d. i. Ebenen), baumarmen Savannen. In den Llanos wird Viehzucht getrieben, an den Gebirgsabhängen und in den tropischen Küstenniederungen hauptsächlich Kaffee und Kakao gebaut. Die Landeshauptstadt ist C a r a c a s (karäkas).
Die Llanos.
Llanos (= Ebenen) nennt man die unermeßlichen meeresgleichen Grasfluren zu beiden Seiten des Orinoko, von denen Alex. von Humboldt eine so glänzende Schilderung gegeben hat. Es wäre aber unrichtig, diese Gebiete als reine Graslandschaften zu bezeichnen; namentlich am Gebirgsfnße im Westen und an Wasserläufen oder wo Grund-wasser an die Oberfläche tritt, entstehen Baumgruppen und Galeriewälder, die dem Lande mehr den Charakter einer Savanne verleihen. Stellenweise freilief) ist die Ebene ganz slach, entbehrt selbst des kleinsten Hügels, enthält nur an den Flußufern Waldstreifen und läßt keine menschliche Wohnung erkennen, da diese alle im Gebüsch versteckt sind. Dichter Dunst erfüllt die Atmosphäre und Rauchwolken zeigen die Grasbrände an. ^m Ljten gehen die trockenen Llanos streckenweise in vollkommene Sandwüsten über mit Sandwirbeln und Sandhosen in den heißen Stunden des Tages. In der Trockenzeit vergraben sich der Kaiman, eine Krokodilart, und die Wasserschlange
User, die Fische verlassen die kleineren Wasserläufe und steigen in die größeren piüsfe hinab, Pferde und Rinder suchen die Flußuser auf. In der Regenzeit dagegen lauert der Kaiman auf den Sandbänken der Flüsse auf Beute, die Wasserschlange verläßt ihre Erdhöhle, Pferde und Rinder flüchten sich auf die höheren, trockeneren Teile des Landes und ungeheure Scharen fischender Wasservögel bevölkern wieder die gefüllten -unrtpel und Lagunen, in denen der merkwürdige Zitteraal lebt. Art die Stelle der früheren Indianer sind Mischlinge, Neger und Weiße getreten, besonders Mulatten, weniger
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Extrahierte Personennamen: Südamerika Südamerika
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Valparaiso Chile Valparaiso Norwegens Lima Ozean Arequipa Sucre Ecuador Quito Columbia Bogota Venezuela Columbia