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Zur Heimatliebe zu erziehen ist meiner Ansicht nach ebenso un-
nötig und auch ebenso unmöglich wie eine Erziehung zur Mutterliebe.
Beide, die Liebe zur Mutter und die Liebe zur Heimat, sind
die natürlichsten und selbstverständlichsten Dinge von der Welt. Zu
beiden, zur leiblichen Mutter und zur heimatlichen „Mutter Erde",
steht jeder Mensch von Haus aus im innigsten Verhältnis. Zu
beiden kann er sagen: „Ich bin Fleisch von deinem Fleisch."
Wo aber einmal unnatürlicherweise diese Liebe fehlte, kann
niemand in der Schule dazu erziehen.
Zur Erziehung zur Mutterliebe aufzufordern, ist auch noch
keinem eingefallen. Jeder weiß, daß das Kind ganz von selbst seine
Mutter liebt, und daß da, wo es nicht so ist, keine Überredungskunst
und keine Macht es dazu bringen könnte.
Ebenso ist es mit der Heimatliebe.
Das Kind liebt seine Heimat, ohne daß die Schule dazu auch
nur einen Finger gerührt hätte und zu rühren brauchte; und was
unser Unterricht in der Erziehung zur Heimatliebe trotz aller Rederei
darüber tatsächlich geleistet hat, würde sich, wenn man es genau
nach- und ausrechnen^ könnte, wohl als ziemlich dürftig und kläglich
erweisen. Man frage doch nur einmal sich selbst und andere, welchen
Einfluß denn der genossene heimatkundliche Unterricht auf die eigene
Heimatliebe gehabt hat! Ich fürchte, es werden gar zu viele zu
finden sein, die da sagen, daß sie nicht wegen, sondern trotz des
Schulunterrichts ihre Heimat lieben und immer geliebt haben.
Wie konnte denn auch der bisherige Unterricht zur Heimatliebe
führen, da er sich doch um die Heimat gar nicht kümmerte, ihren
Wert und ihre Bedeutung, ihren Reichtum und ihre Schönheit ja
nicht im geringsten gezeigt hat, ja sogar, sobald er einsetzte, alle
Fäden mit der Heimat unbarmherzig zerschnitt und das Kind in eine
ihm völlig fremde und kalte Welt führte, es herausriß aus allem,
was ihm lieb und vertraut war, aus allem, in dem es mit seinen
liebsten Gedanken, mit allen seinen Wünschen und Arbeiten lebte?
Wahrlich, wenn die Heimatliebe nicht so urwüchsig, so ursprünglich
und stark wäre, wenn sie nicht immer wieder durch das tägliche
Leben der Kinder außerhalb der Schule genährt und belebt würde —
durch unsern bisherigen Schulunterricht wäre sie eher beeinträchtigt
und herabgemindert als erhöht.
Wie überall im Unterricht, so haben wir auch in der üblichen
Heimatkunde in der Klasse strenge auf äußere Ordnung, auf Stille-
sitzen und Stillesein, auf Unterdrückung aller eigenen Gedanken und
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Das bedeutet zunächst und wesentlich ein Abwehren aller
äußeren schädlichen Gewalten, ein Bewahren vor störenden und zer-
störenden Einflüssen, ein Keimen- und Wachsenlassen!
Persönliche, gute, herzliche Bekanntschaft, innige Vertrautheit
als Folge stetigen Verkehrs und liebevoll gepflegten Umganges —
das sind die Quellen von Freundschaft und Liebe.
Durch Spiel und Arbeit, durch die Annehmlichkeiten und durch
die Liebe, die Eltern und Freunde bereiten und spenden, dadurch,
daß die Heimat jedem Menschen die ersten, die nachhaltigsten und
die bedeutsamsten Eindrücke gibt, nicht durch unsere jetzige Schule,
wächst der Mensch mit seiner Umgebung, mit seiner Heimat
zusammen.
Diese große Heimatliebe, die jedes Kind täglich, auch schon auf
seinem ersten Schulgange, mitbringt, hat die Schule zu sehen
und als eine kostbare Mitgist zu schätzen, zu erhalten und zu
mehren!
Dann aber darf sie den Schüler nicht herausreißen aus dieser
seiner innigen Liebe, nicht herausreißen aus seinen Gedanken, die
mit allen Fasern in der nächsten Umgebung haften, sondern dann
muß sie diese Wurzeln tiefer schlagen lassen, die Gedanken weiter
spinnen, dann muß sie mit aller Sorgfalt und Liebe zu unbefangener
und freudiger Hingabe an die Dinge der Heimat und zu eingehender
Beschäftigung mit ihnen führen.
Schon diejenigen, die da glauben, durch den Unterricht zur
Heimatliebe „erziehen" zu können, müßten folgerichtig doch längst
gegen eine kurze und oberflächliche „Behandlung" der Heimat, wie
sie in unferm Unterricht üblich ist, Einspruch erhoben und Nachdruck
auf eine längere und eingehende Beschäftigung mit der Heimat gelegt
haben. Denn eine Jugenderziehung, noch dazu zu einer so wichtigen
Sache, wie es eine starke und unauslöschliche Liebe zur Heimat ist,
kann doch nicht die flüchtige Arbeit weniger Wochen sein! Ja, noch
mehr! Da man zu nichts wirklich erziehen kann, was man nicht
selbst hat oder ist, müßten jene zuerst sich selbst lange mit der
Heimat abgegeben und auf dieser Grundlage die innigste Liebe zur
Heimat erworben haben.
Wenn man von dem Grade der Bekanntschaft mit der Heimat
die Größe der Heimatliebe abhängig macht, dann sollten wir Lehrer
aus Rücksicht auf unsere Schüler, die sicher sehr schlecht wegkämen,
und auch aus Schonung unser selbst von Erziehung zur Heimatliebe
nicht allzuviel reden.
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Innungen usw.), mit den Aufgaben und Arten der Vermal-
tungen, der Gerichte, des Verkehrs usw.
Das sind in der Tat schwerwiegende Bedenken, die wohl manchen
von der Ausführung der Spaziergänge zurückschrecken können und werden.
Doch es fragt sich, ob die Schwierigkeiten zu überwinden sind, und
ob es sich lohnt, eine solche durchaus nicht leichte Arbeit doch zu tun.
Gehen wir die Einwände durch.
Die Heimat- Daß die Spaziergänge sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, daran
Spazier" läßt sich nichts oder nicht viel ändern,
fordern viel Es fällt dabei auch noch erschwerend ins Gewicht, daß die
,3ett" Schüler an solchen Nachmittagen, an denen sie heimatkundliche
Spaziergänge machen, nicht gut ihre Schularbeiten für den nächsten
Tag anfertigen können. Denn wenn sie von einem solchen Aus-
gange mehr oder weniger müde zurückkommen, so haben sie zum
Lernen und zu schriftlichen Arbeiten wenig Lust und Kraft.
Diesem Übelstande könnte man nun großes Gewicht beilegen,
wenn die Schüler jeden Nachmittag ausgeführt würden und auf
den Spaziergängen nichts lernten.
Aber wenn sie vorläufig wöchentlich nur einen Spaziergang, dann
und wann vielleicht auch zwei machen, so ist das schon ziemlich viel.
Und wenn man nun noch, falls das aus fachlichen und persönlichen
Gründen (Witterung usw.) möglich ist, den Sonnabend dazu nimmt,
so würde der folgende Sonntag das Bedenken so ziemlich beseitigen.
Ferner darf man nicht vergessen, daß die lange Zeit, die die
Spaziergänge erfordern, in der frischen Luft zugebracht wird. Die
Bewegung draußen kommt der Gesundheit zugute.
Außerdem ist die Zeit doch auch insofern nicht verloren, als die
Schüler sie, die sie freilich sonst ungezwungener ihren Lieblings-
beschästigungen und Spielereien gewidmet hätten, zu dem Kennen-
und Verstehenlernen der Heimat gebrauchen.
Es fragt sich, was man höher anschlägt, den Nachteil oder den Nutzen.
Weiter wird man einwenden, daß viele Kinder, besonders die
aus den armen und ärmeren Familien, keine Zeit zu solchen Spazier-
gängen hätten. Sie müßten entweder zu Hause bleiben, um dort
in Abwesenheit der Eltern die Arbeiten zu besorgen und auf
die jüngeren Geschwister zu achten; oder aber sie wären gezwungen,
als Laufburschen, Kindermädchen, Zeitungsausträger u. dgl. schon
selbst mit verdienen zu Helsen; sie hätten daher die Nachmittage zu
notwendigeren Dingen als zu Schulspaziergängen zu verwenden.
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Aber kann denn tatsächlich eine eingehende Beschäftigung mit
der Heimat die Heimatliebe nicht vertiefen, verstärken, erhöhen?
Ganz gewiß!
Doch dabei kommt es weniger auf das Wissen, das dabei
keine erste, keine führende, herrschende, sondern eine dienende,
helfende, fördernde Rolle spielt, als vielmehr auf die Art der Be-
schäftigung an.
Auch das zeigt uns am besten der Vergleich mit der Mutterliebe.
Das Kind liebt seine Mutter um so inniger, nicht je mehr und
je eindringlicher ihm das gepredigt und anbefohlen wird, sondern je
liebevoller sie selbst bei guter Zucht ihrem Kinde zugeneigt ist. Je
kälter, je herzloser sie sich zeigt, desto geringer ist die Anhänglichkeit,
je freundlicher und gütiger sie ist, je mehr sie sich um ihr Kind
bemüht und sorgt, desto größer ist dessen Gegenliebe.
Je mehr wir uns den heimatlichen Dingen und Fragen hin-
geben, je unmittelbarer und echter unsere eigene Freude an der
Heimat ist, je lieber und je eingehender wir uns der Beschäftigung
mit der Heimat widmen, je mehr wir uns um sie bemühen,
je vertrauter wir mit ihr selbst sind, je mehr Heimatliebe wir
selbst haben, desto mehr wird davon auch auf unsere Schüler über-
springen.
Nicht äußerer Drillunterricht, der ja auch uns selbst keine Liebe
zur Heimat bringt, unsere eigene Heimatliebe sicher nicht erhöht,
sondern freudige Hingabe an die Heimat, freiwilliges, eigenes Suchen,
Forschen und Arbeiten, das ist es, was in erster Linie für uns selbst
nötig ist, wenn wir durch Heimatkunde auch Heimatliebe aus unsere
Schüler übertragen, bei ihnen hegen und pflegen wollen.
Dann aber weiter kommt es nicht so sehr darauf an, unfern
Schülern Kenntnisse zu vermitteln — die fallen uns als reife Früchte
schon von selbst in den Schoß! —, als vielmehr auch in ihnen die
Freude am eigenen Beobachten, Suchen, Untersuchen, Formen, Nach-
bilden und an sonstigen Arbeiten zu wecken und zu. erhöhen!
Das aber setzt wieder voraus, daß wir so, wie die Mutter mit
feiner Beobachtung und liebevoller Beachtung, mit kluger Geduld,
staunenswertem Geschick und selbstloser Aufopferung jede Eigenart
ihrer Kinder zu ihrem Recht kommen läßt, daß auch wir so alle
unterrichtliche Gleichmacherei, wie sie jetzt überall, hier mehr, da
minder, in unsern Schulen herrscht, vermeiden, daß wir vielmehr
jeden Schüler möglichst zu seinem Rechte kommen lassen, ihn so
nehmen, wie er ist, nicht wie wir ihn haben müssen, wie er nach
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Franzosen die Kirchenglocken läuten, so fragten sie: „Franzos Bim-Bim?" b. H. ob gegen sie Sturm geläutet werde. Hieß die Antwort: „Nein, tut Franzos, sondern Kirch Bim-Bim", so zogen sie beruhigt weiter.
3m Streu- und Saalgrund und in der Rhön wurde der Volkskrieg ernster und mit einer wütenden Erbitterung geführt. Bauern plünderten einzelne Transporte aus. Wo die Franzosen sich bewaffneter Landleute bemächtigten, schossen sie diese nieder. Hajg und Wut beider Teile waren auf das höchste gestiegen. Auch im Fuldaischen und im Spessart griff der Volkskrieg um sich und forderte viele Gpfer. Noch nach 5—6 Wochen entdeckte man verborgene französische Soldaten.
(Ein Aufruf „zur Steuerung der Not" in den am meisten betroffenen Dörfern schildert den Jammer des Krieges folgendermaßen: „vergessen könnt ihr doch nicht haben, daß die abgebrannten Bewohner von fünf Dörfern und etlichen Böfen unter den Unglücklichen des schrecklichen Sommers ^796 gerade die unglücklichsten waren. Sie haben alles getraqen und geduldet wie ihr, die (Erpressungen, Plünderungen, Mißhandlungen und Schrecknisse des feindlichen Her- und Rückzuges, aber eine Stunde hat ihnen alles genommen, Habt ihr die wallende und den Himmel rötende Flamme, das stumme Händeringen verzweifelter Väter gesehen, gehört das Jammergeschrei der Mütter und Kinder, als ihr Hab und Gut von Feuersglut verzehrt wurde? Das (Elend ist über alle Beschreibung. Ihre Wohnungen, Scheunen, Baus- und Feldgerätschaften, Betten, Kleider, alles Futter, alles Getreide zur Aussaat, alles hat die gierige Flamme in einen Aschenhaufen verwandelt. Niemand konnte, niemand durfte löschen. Die Betten, die man aus den Fenstern warf, nahm die Raubgierde, was die Leute mit den Händen zusammengerafft hatten, nahm ihnen der Soldat. Das entledigte Vieh irrte umher, eine willkommene Beute des hungrigen Feindes.
Schulen und Kirchen liegen in Asche . . . Die Unglücklichen stehen da ohne Obdach, den Winter vor der Türe, alles Nötigen beraubt und sehen einer schrecklichen Zukunft entgegen. Franken, was sollte euch zurückhalten, euren Brüdern die Tränen zu trocknen?" —
Der Brandschaden an Gebäuden in den würz burgischen Orten Niederlauer, Wülfingen, (Dttendorf, Arnstein, Hundsbach, Burggrumbach, Unterpleichfeld, Güntersleben, Mühlhausen, Lengfeld, Retzstadt, Reiterswiesen und Krönungen wurde auf 725 fl. geschätzt. 20 835 fl. gingen durch milde Beiträge ein und wurden nach Maßgabe der Verluste verteilt.
6. Ein Schreckenstag für Unlererthal (1796).
Der für Untererthal so verhängnisvolle H. September brach an. Dichter Nebel bedeckte die (Erde. 3n aller Frühe schon war eine die Nacht über hier gelegene französische Proviant- und Munitionskolonne aufgebrochen in der Richtung nach Brückenau. Die Nachricht von der französischen Niederlage bei Würzburg war bereits bis hierher gedrungen.
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TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]