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1. Bodenständiger Unterricht - S. 9

1913 - Leipzig : Dürr
— 9 — Durch das Aufzählen der Erscheinungen der Heimat, auch wenn es noch so sicher und fehlerlos geht, darf man sich eben nicht täuschen lassen. Wer genau zusieht und hinter dem Schein das Wesen sucht, wird sich von der Inhaltslosigkeit der eingeprägten und glatt aufge- sagten Namen und Wörter überzeugen können. Man untersuche z. B. nur einmal, was sich die Schüler unter Ober-, Mittel- und Unterlauf eines Flusses denken, und man wird die ganze Leere dieser Wörter entdecken, die doch ständig im Ge- brauch sind. So kann man nur zu oft feststellen, wie glatt und sicher die Schüler über Dinge sprechen und vortragen können, bei denen sie sich nichts oder fast nichts Rechtes zu denken vermögen. Ein Rektor, mit dem ich über diese alltägliche Erscheinung im Schulleben sprach, erzählte mir eine Geschichte, die ich, wenn sie auch schon eine Reihe von Jahren zurückliegt, hier wiedergebe, weil sie die Sache scharf beleuchtet. Bei einer Prüfung führte ein Lehrer vor, was er von der Bach- stelze durchgenommen hatte. Alles ging gut, und der Schulrat hörte geduldig zu. Da fragte er ein Kind, das fehr schön vorgetragen hatte: „Sag mal, wie nennt denn ihr zu Hause, vielleicht plattdeutsch, den Vogel?" Plötzlich stockt der Redeschwall, und die Antwort bleibt aus. Die spätere Frage an den Lehrer: „Glauben Sie, daß die Schüler wirklich den Vogel kennen?" belehrte den gewissenhaften Mann, wie wenig er mit feiner fleißigen Arbeit erreicht hatte. Wenn er sich alles gespart hätte, was er sorgfältig durchgenommen und dem Gedächtnis feiner Schüler sicher eingeprägt hatte, statt dessen aber mit allen Schülern draußen gewesen wäre, um den Vogel in der Natur beobachten zu lassen, so hätte der Junge sich keinen Augenblick auf „Wipp-" oder „Quickstert" und „Pflugtreiber" zu be- sinnen brauchen, es hätte ihm Spaß gemacht, die Namen zu erklären. Schon allein dadurch, daß die Beobachtung in der Natur eine richtige und klare Vorstellung von dem Vogel vermittelt hätte, wäre ein größerer Gewinn erzielt worden als durch die fleißige, aber lebensfremde Arbeit in der Klasse. Man glaube ja nicht, daß das Anschauungsbild die Schüler stets befähige, sich richtige Vorstellungen zu machen. Das wird in vielen Fällen vielleicht möglich sein. Aber das Beobachten in Natur und Leben ist zuverlässiger und deshalb stets das Beste.

2. Bodenständiger Unterricht - S. 21

1913 - Leipzig : Dürr
der Schiffahrt, Gewinnung fruchtbaren Kulturlandes, Schaffung ge- sunder Wohnstätten, Bau und Befestigung von Straßen, Förderung von Handel und Verkehr und ähnliche Kulturzwecke nicht weggeworfenes Geld sind, sondern sich reichlich bezahlt machen und daher mit zu den notwendigsten und wichtigsten Ausgaben eines Landes gehören, dann lernen die Schüler doch auch zugleich an einem Beispiel, das ihnen ganz bestimmte bedeutungsvolle Aufgaben und Pflichten eines Kultur- staates zeigt, ein gut Stück Bürger- und Staatskunde. Sie haben dann doch mehr, als wenn man nur auf Karte und Atlas Namen, Lauf, Richtung der Flüsse mit den daranliegenden Orten aufsuchen und einprägen läßt und dann noch das, was nach dem Lehrbuche ungefähr durchgenommen werden soll, mitteilt, erklärt und zum Lernen aufgibt. Wenn dann später einmal, etwa bei der Besprechung des Volks- lebens in Spanien, im Anschluß an das Anschauungsbild „Stier- gefecht" darauf hingewiesen wird,*) daß an jedem Sonn- und Fest- tage etwa von Ostern bis in den Spätherbst hinein —■ wegen der dort herrschenden katholischen Religion sind diese Tage zahlreich — über 2000000 Spanier aller Stände, vom Könige und Minister bis zum Arbeiter und zur Zigarettenmacherin, im Stierzirkus sitzen, wo die Eintrittspreise wegen der teuren Stiere und sonstigen großen Kosten sehr hoch sind, nur um sich an den blutigen Stierkämpfen zu weiden, daß Spanien so in jedem Jahre ganz ungeheure Summen, ungezählte Millionen für bloße Schaustücke, die noch dazu das menschliche Gefühl abstumpfen und verrohen müssen, ver- geudet, also für das Volksvermögen verliert und für das all- gemeine Wohl nicht aufwenden kann, daß es für den Bau von Straßen, Post- und Eisenbahn- Verbindungen, Schulen und andere Kulturaufgaben aber nicht die allernötigsten Mittel aufbringen kann,**) dann hat die Besprechung der Stiergefechte doch eine ganz andere Unterlage und infolgedessen doch auch für die Schüler einen viel tieferen Sinn als nur den, daß sie wissen, daß in Spanien Stierkämpfe stattfinden, *) Vgl. die Erläuterung zu dem Anfchauungsbild von Wünsche, Land und Leute, Verlag von Leutert und Schneidewind, Dresden. **) Für die Schiffbarmachung des Ebros, d. h. des Flusses, der für eine bedeutende Schiffahrt hauptsächlich in Betracht kommt, da die meisten übrigen Flüsse ein zu niedriges Wasser, zu tief eingeschnittene Flußbetten, für die An- läge von Häfen zu hohe Ufer und an den Mündungen Wasserfälle und Strom- schnellen aufweisen, hat es allerdings viel getan und Mustergültiges geschaffen.

3. Bodenständiger Unterricht - S. 17

1913 - Leipzig : Dürr
— 17 — Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu- sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen. Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg- lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf 1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken und gewissenhafte Arbeit verlangten. So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen » billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem Meere zu verfrachten. Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da fährt. Es sind meist l1/2 cbm. Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf- gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren, 20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte. *) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben: Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec. 2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „ 3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „ **) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl. Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der Jahre 1895—1910 = 717,1 mm, als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!) ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!) ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !) Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm, im August 1912 überhaupt 126 mm! Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m, Assam am Himalaja 12 m! Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2

4. Bodenständiger Unterricht - S. 95

1913 - Leipzig : Dürr
— 95 — Sammlungen, Denkmälern, geschichtlich bedeutsamen Bauten, bota- nischen, zoologischen und andern Gärten, Parkanlagen, Ausstellungen und andern Veranstaltungen, Wohlfahrtseinrichtungen und den mannig- fachen Erscheinungen des sonstigen neuzeitlichen Lebens auf Schritt und Tritt guten Unterrichtsstoff im Sinne des bodenständigen Unter- richts? Sind außer manchen Besuchen der Museen, Sammlungen, Gärten, Einrichtungen für Belehrungen und Weiterbildung usw. bei den aus- gezeichneten Verkehrsverhältnissen nicht auch Ausflüge und Spazier- gänge in die Vorstädte, in andere Stadtteile und in die Natur draußen, außerhalb der Riesenstadt möglich? Natürlich kann in erster Linie nicht die ganze Großstadt, sondern nur der enge Bezirk, in dem das Wohnhaus der Eltern und die Schule liegen, für den bodenständigen Unterricht in Frage kommen. Das ergibt sich ohne weiteres aus der Bestimmung des Umsangs des heimatlichen Gebietes: nur das gehört dazu, was der Schüler selbst unschwer und oft aufsuchen und durch eigene Anschauung kennen lernen kann. Wenn man das überall, auch in der Großstadt, mit Eifer und Geschick, besonders nach einiger Erfahrung, unterrichtlich ausnutzt, so braucht keine Schule, weder der Großstadt noch des entlegensten Dorfes, über Mangel an bodenständigen Unterrichtsstoffen zu klagen. Annäherung der Lehrpläne in den verschiedenen Schulen. Wenn aber alle Schulen ihre nächstliegenden Aufgaben erfüllen, so ist eine Folge die, daß ihr Arbeitsstoff in vielen Unterrichtsstunden gleich oder ähnlich wird; denn alle, Volks-, Fortbildungs- und höhere Schulen, haben die Pflicht, unbedingt mit der Heimat bekannt zu machen, und zwar so gut und so weitgehend, als es ihre Zeit und besonderen Einrichtungen zulassen. Diese Annäherung der Arbeit der einzelnen Schulgattungen ist zwar klein, aber doch nicht unwichtig. Sie ist wertvoll im Hinblick auf die Entwicklung des gemeinsamen Volksbewußtseins, eines starken heimatlichen und deutschen Empsindens und Denkens. Die Kenntnis, Wertschätzung und Liebe der Heimat, das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Volksfamilie wird dadurch bei der gesamten Jugend gestärkt, das Deutschtum allgemein gewinnen.

5. Bodenständiger Unterricht - S. 71

1913 - Leipzig : Dürr
— 71 — über einzelne Zweige unsers heimischen Gewerbfleißes, wie Wäsche-, Zuckerwaren-, Möbel-, Zigarrenfabriken usw., oder über das Gerichts-, Schul-, Kirchenwesen usw. So kann heute gar nicht angegeben werden, wie viele und welche heimatkundlichen Einzelhefte erscheinen müßten. Eine gewisse Einheitlichkeit ließe sich vielleicht dadurch herstellen, daß sie alle von einem Herausgeber, in demselben Verlage, in mög- lichst gleicher Ausstattung und zu ungefähr demselben Preise er- schienen, etwa wie die Hefte „Aus Natur und Geisteswelt" oder ähnliche Buchreihen. Freilich werden sich diese Heimatbücher nur langsam einfinden. Es wäre sehr zu wünschen, daß sich geeignete Fachleute in Herford selbst zu solcher Arbeit entschließen möchten, und daß uns Studierende, insbesondere der Volkswirtschaft, Naturgeschichte, Volks- künde usw., Beiträge*) lieferten. Jede Hilfe, von welcher Seite sie auch kommen mag, bringt uns einen wichtigen Schritt weiter, und was wir nicht im nächsten Jahre erreichen, erhoffen wir vom folgenden usw. So aber würden wir wohl zu einer gründlichen und erschöpfenden Heimatkunde für Herford kommen können. Man sieht, daß hier unter Heimatkunde etwas andres ver- standen wird als bisher. künde. Als Stoffe der Heimatkunde behandelte und behandelt man wohl noch immer nicht nur den Heimatort mit seiner nächsten Umgebung, sondern mindestens auch noch den Heimatkreis, vielleicht auch den Regierungsbezirk und wohl sogar noch die Heimatprovinz. Das ist der Ausdehnung nach viel zu viel. Anderseits aber ist der Begriffsinhalt viel zu beschränkt. Denn man bespricht im großen und ganzen nur die Berge. Flüsse, Orte. Bewohner und ihre Beschäftigung, Sage und Geschichte dieser sog. Heimat. *) Vgl. 1. Festschrift zur Erinnerung an die dreihundertjährige Zugehörig- keit der Grafschaft Ravensberg zum brandenburgisch-preußischen Staate. Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig. 2. Eduard Schoneweg: Flachsbau und Garnspinnerei in Sitte, Sprache und Anschauung des Ravensbergers. 25. Jahresbericht des Historischen Vereins zu Bielefeld. 3. Dr. Frd. Schwagmeier: Der Lautstand der Ravensbergischen Mundart von Hiddenhausen.

6. Bodenständiger Unterricht - S. 114

1913 - Leipzig : Dürr
— 114 — Das bedeutet zunächst und wesentlich ein Abwehren aller äußeren schädlichen Gewalten, ein Bewahren vor störenden und zer- störenden Einflüssen, ein Keimen- und Wachsenlassen! Persönliche, gute, herzliche Bekanntschaft, innige Vertrautheit als Folge stetigen Verkehrs und liebevoll gepflegten Umganges — das sind die Quellen von Freundschaft und Liebe. Durch Spiel und Arbeit, durch die Annehmlichkeiten und durch die Liebe, die Eltern und Freunde bereiten und spenden, dadurch, daß die Heimat jedem Menschen die ersten, die nachhaltigsten und die bedeutsamsten Eindrücke gibt, nicht durch unsere jetzige Schule, wächst der Mensch mit seiner Umgebung, mit seiner Heimat zusammen. Diese große Heimatliebe, die jedes Kind täglich, auch schon auf seinem ersten Schulgange, mitbringt, hat die Schule zu sehen und als eine kostbare Mitgist zu schätzen, zu erhalten und zu mehren! Dann aber darf sie den Schüler nicht herausreißen aus dieser seiner innigen Liebe, nicht herausreißen aus seinen Gedanken, die mit allen Fasern in der nächsten Umgebung haften, sondern dann muß sie diese Wurzeln tiefer schlagen lassen, die Gedanken weiter spinnen, dann muß sie mit aller Sorgfalt und Liebe zu unbefangener und freudiger Hingabe an die Dinge der Heimat und zu eingehender Beschäftigung mit ihnen führen. Schon diejenigen, die da glauben, durch den Unterricht zur Heimatliebe „erziehen" zu können, müßten folgerichtig doch längst gegen eine kurze und oberflächliche „Behandlung" der Heimat, wie sie in unferm Unterricht üblich ist, Einspruch erhoben und Nachdruck auf eine längere und eingehende Beschäftigung mit der Heimat gelegt haben. Denn eine Jugenderziehung, noch dazu zu einer so wichtigen Sache, wie es eine starke und unauslöschliche Liebe zur Heimat ist, kann doch nicht die flüchtige Arbeit weniger Wochen sein! Ja, noch mehr! Da man zu nichts wirklich erziehen kann, was man nicht selbst hat oder ist, müßten jene zuerst sich selbst lange mit der Heimat abgegeben und auf dieser Grundlage die innigste Liebe zur Heimat erworben haben. Wenn man von dem Grade der Bekanntschaft mit der Heimat die Größe der Heimatliebe abhängig macht, dann sollten wir Lehrer aus Rücksicht auf unsere Schüler, die sicher sehr schlecht wegkämen, und auch aus Schonung unser selbst von Erziehung zur Heimatliebe nicht allzuviel reden.

7. Bodenständiger Unterricht - S. 116

1913 - Leipzig : Dürr
— 116 — unfern Vorschriften und amtlichen Bestimmungen sein sollte und vorausgesetzt wird; daß wir also jeden Schüler möglichst nach seiner Einart, nach seinen Neigungen, Anlagen und Fähigkeiten zu be- schäftigen suchen und zu beschäftigen verstehen, um seine Eigen- werte zu erhöhen und seine besonderen Verknüpfungen mit der Heimat zu festigen und zu mehren — alles, um im Hinblick auf die Pflege der Heimatliebe unsere schönste Aufgabe und unser höchstes Ziel zu erreichen: nämlich die Lust und Liebe zur Be- schästigung mit der Umgebung und ihren Fragen sich immer besser und kräftiger entwickeln zu lassen! Mehr als jede fertige Leistung gilt uns dann diese Freude an der Beschäftigung mit der Heimat, weil wir wissen, daß nur sie später im Leben das leisten und nachholen kann, was die Schule, auch im besten Falle und unter den günstigsten Umständen, liegen lassen muß, weil Zeit und Kraft nicht reichen. Wer die Heimatliebe pflegen will, der muß diesen Weg des schonenden, jeder Eigenart Rechnung tragenden, liebevollen und ein- gehenden Arbeitsunterrichts gehen! Durch einen solchen heimatkundlichen, bodenständigen Unterricht, dem der Trieb zu eigener Beschäftigung das Wichtigste und Beste ist, kann man Menschen bilden helfen, auf die man das Wort an- wenden darf: „Der ist in tiefster Seele treu, der die Heimat liebt wie du!" Ein solcher bodenständiger Arbeitsunterricht, der sich aus viel- seitigstes Können stützt und einstellt, ist freilich eine Kunst, die nur in Luft und Licht aufkommen, nur bei ausreichender Bewegungs- freiheit der Lehrer und Schüler aufblühen kann. Und eine solche bodenständige Unterrichtskunst und die durch sie mögliche beste und fruchtbarste Pflege der Liebe zur Heimat und zum Vaterlande möchte ich auf das allerwärmste und an- gelegentlichste empfehlen! Bodenständige Unterrichtskunst — das Ziel unsers Strebens! Druck von Oswald Schmidt, Leipzig.

8. Bodenständiger Unterricht - S. 90

1913 - Leipzig : Dürr
— 90 — Schularbeit abgestoßen und überlassen diese am liebsten ganz ' den Schülern, wenn sie sich nicht aus Rücksicht auf deren Fortkommen (Versetzung zu Ostern, Prüfungen) zu einer Beteiligung gezwungen sehen. Durch die Stoffe des täglichen Lebens und der Heimat aber wird die Schule eher die Aufmerksamkeit und freudige Mitarbeit des Elternhauses gewinnen. 6. Durch ein vielseitiges und gründliches Verständnis der Heimat mit ihren mannigfaltigen Dingen und Fragen erhalten die Schüler die beste Ausbildung ihrer Kräfte und zugleich auch die beste Ausbildung für das Leben;' denn sie kommen eher und mehr zur Selbsttätigkeit und so zu selbständiger Tüchtigkeit. 7. Durch eine umfangreiche und eingehende Beschäftigung mit den heimischen Angelegenheiten wird ihr Denken und Wollen mit den Aufgaben und Bestrebungen der Erwachsenen und so mit ihren eigenen künftigen Angelegenheiten, mit Heimat- lichem, vaterländischem Inhalt erfüllt. Das erzeugt in ihnen ein starkes, selbstherrliches Volksgefühl, das sich auf die Kenntnis und das Verständnis der Heimat und auf die Liebe zu ihr gründet. Allerdings werden diese Gründe, wenn sie auch als zutreffend oder beachtenswert anerkannt werden sollten, für die Einführung einer wirklichen Heimatkunde wenig bedeuten. Nicht mit Gründen, sondern mit brauchbaren Arbeiten wird man ihr zum Siege verhelfen! Da wäre es freilich am zweckmäßigsten, wenn gleich bis ins einzelne ausgearbeitete Lehrpläne eines solchen Unterrichts mit genauer Stoffoerteilung für die verschiedenen Schulen, Stufen und Klaffen vorgelegt werden könnten. Dazu aber fehlen uns noch alle Vorarbeiten. Es bedarf vor allem erst der eingehenden, wissenschaftlichen Behandlung der einzelnen heimatkundlichen Fragen durch Fachmänner. Ihre Einzelhefte (Heimatbücher) haben uns zunächst die boden- ständigen Unterrichtsstoffe nachzuweisen und zusammenzubringen. Dann erst können diese von uns Lehrern nach ihrer Brauchbar- keit und Schwierigkeit für den Unterricht in den einzelnen Schulen (Volks-, höheren und Fortbildungsschulen) und Klassen ausgewählt, geordnet und bearbeitet werden.

9. Bodenständiger Unterricht - S. 107

1913 - Leipzig : Dürr
— 107 — Unterricht, oder erst dem Wirklichkeit- und dann anschließend dem Lichtbildunterricht gewidmet würde, so wäre ein solcher Natur- geschichtsunterricht doch sicher viel erfolgreicher als der heutige; es ließe sich dann zweifellos eine viel gründlichere, dauerndere Kennt- nis der Natur, ein besseres Verständnis naturgeschichtlicher Dinge und Vorgänge, eine echtere und tiefere Freude an der Natur und ihrem Geschehen erreichen als jetzt. Wenn man so den einen halben oder viertel Tag der Natur- geschichte, einen andern der Erdkunde, einen dritten der Geschichte, einen vierten dem Aufsatzunterrichte usw. überließe, so würde doch schon an die Stelle der übergroßen Zersplitterung der Schularbeit, wie sie unsere jetzigen Stundenpläne herbeiführen, mehr Gleich- Mäßigkeit und Ruhe, die Möglichkeit des längeren Verweilens und der Vertiefung treten. Wer sich dazu entschließen will, muß freilich die Rücksicht auf Schulprüfungen unserer jetzigen Art beiseite setzen und allein die Ausbildung und Durchbildung, die Gesundheit und die Natürlichkeit (im Gegensatz zu angelerntem Scheinwissen) der Schüler im Auge haben. Doch sicher ist eine solche einschneidende Änderung unsers Schullebens leichter gefordert als ohne Fehler in die Tat umgesetzt. Da könnte man es einmal nur bei wenigen, ausgesuchten Schulen auf eine bestimmte, vorläufig nicht zu lang bemessene Zeit, etwa auf ein Jahr versuchen, unsere jetzigen Stundenpläne außer Kraft zu setzen und an ihre Stelle eine Verteilung der Fächer auf Tage oder auf mehrere Stunden hintereinander treten zu lassen. Vielleicht könnte man auch einige Wochen hindurch einer kleinen Gruppe von Fächern, die zusammengehören, den breitesten Raum gewähren, z. B. allen Seiten der Naturgeschichte und Erdkunde oder den wirtschaftlichen Verhältnissen der Heimat oder der Wohlsahrts- pflege usw., die dann von einer andern Gruppe abgelöst würde, wozu etwa besondere Umstände, z. B. längere schöne oder längere regnerische Zeit, Unwetter und seine Folgen, Wege-, Kanal-Bauten usw., Zusammenlegung von Grundstücken in einer Gemeinde, wichtige Er- eignisse und andere Besonderheiten der Heimat, Veranlassung gäben. Auch die Bedürfnisse des Unterrichts könnten einen Wechsel der Fächergruppen herbeiführen. Wenn man z. B. einige Zeit hindurch überwiegend anschaulichen Sachunterricht getrieben hat, kann man die formunterrichtlichen Fächer vorherrschen lassen, um die formalistische Bildung nicht zu vernachlässigen und die nötigen Fertigkeiten zu erzielen (schriftliche Übungen, Rechnen usw.).

10. Bodenständiger Unterricht - S. 113

1913 - Leipzig : Dürr
— 113 — Neigungen, auf willige Folgsamkeit gehalten und halten müssen. Es kam uns und es kommt uns ja gar nicht daraus an, die Neu- gierde, die kindliche Lust am Fragen und die eingehende liebevolle Beschäftigung mit heimatlichen Dingen, die fast gar nichts mit unserm jetzigen Unterricht zu tun haben, zu erhalten, geschweige denn zu wecken und zu stärken. Daß wir da mit den heimatkundlichen Namen und Aufzählungen, mit dem möglichst schnellen und sichern Lernen und Eindrillen von Gebirgen, Flüssen, Nebenflüssen, Ort- schaften usw., daß wir ferner mit den dürftigen Sagen und Ge- schichtchen, die wir in der Hauptsache ja auch nicht zur Freude der Schüler und zur Weckung der Heimatliebe, sondern zum — Ein- prägen zu erzählen haben, damit sie jederzeit glatt vorgeführt werden können, daß wir mit diesem spärlichen und trocknen Unterricht, den wir einige Wochen hindurch oder auch etwas länger Kindern im 2. oder 3. Schuljahr erteilen, Liebe zur Heimat erweckten, ist doch wohl ein kühner Glaube und eine wunderliche Ansicht, zu denen sich nur Anfänger und Phrasenhelden bekennen können. Nein, wer sich das schöne Ziel einer wirklichen Pflege der Heimat- und Vaterlandsliebe durch den Unterricht stellen will — ein Ziel, in allen Schulen aufs innigste zu wünschen! —, der muß die Sache denn doch tiefer auffassen und viel ehrlicher, behutsamer, sorgfältiger und ernster anfassen. Er muß sich zunächst klar darüber sein, daß das „Erziehen" zur Heimatliebe eine ganz falsche Ausdrucksweise ist. Denn sie kann die irrige Meinung aufkommen lassen, als ob es sich dabei — etwa wie bei der Erziehung zur Wahrheitsliebe — um eine gewisse Ge- wöhnung handle, bei der man ohne Übung und Zwang nicht immer auskommt. Man könnte zu dem Gedanken verleitet werden, als ob die Heimatliebe erst das Endergebnis einer mehr oder weniger strengen Schularbeit, einer bewußten längeren erzieherischen Einwirkung durch den Unterricht wäre, bei der entgegengesetzte Anlagen und wider- strebende Neigungen der Schüler zu bekämpfen und zu über- winden seien. Auch von Weckung der Heimatliebe oder von einem Führen zur Heimatliebe durch den Schulunterricht kann gar keine Rede sein. Denn sie ist ja längst und immer wieder da, auch ohne die Arbeit der Schule. Aber um eine Pflege der vorhandenen Heimatliebe handelt es sich, um ein Schonen, um ein Hegen und Behüten, um ein Ver- stärken, Vertiefen, Erhöhen. Nolte, Bodenständiger Unterricht. Georg-Eckert-lnstltut g für internationale Schulbuchforschung Braunschweig Schulbuchbibliothek
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