: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
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— 9 —
Durch das Aufzählen der Erscheinungen der Heimat, auch wenn
es noch so sicher und fehlerlos geht, darf man sich eben nicht täuschen
lassen.
Wer genau zusieht und hinter dem Schein das Wesen sucht,
wird sich von der Inhaltslosigkeit der eingeprägten und glatt aufge-
sagten Namen und Wörter überzeugen können.
Man untersuche z. B. nur einmal, was sich die Schüler unter
Ober-, Mittel- und Unterlauf eines Flusses denken, und man wird
die ganze Leere dieser Wörter entdecken, die doch ständig im Ge-
brauch sind.
So kann man nur zu oft feststellen, wie glatt und sicher die
Schüler über Dinge sprechen und vortragen können, bei denen sie
sich nichts oder fast nichts Rechtes zu denken vermögen.
Ein Rektor, mit dem ich über diese alltägliche Erscheinung im
Schulleben sprach, erzählte mir eine Geschichte, die ich, wenn sie auch
schon eine Reihe von Jahren zurückliegt, hier wiedergebe, weil sie
die Sache scharf beleuchtet.
Bei einer Prüfung führte ein Lehrer vor, was er von der Bach-
stelze durchgenommen hatte. Alles ging gut, und der Schulrat hörte
geduldig zu. Da fragte er ein Kind, das fehr schön vorgetragen hatte:
„Sag mal, wie nennt denn ihr zu Hause, vielleicht plattdeutsch, den
Vogel?" Plötzlich stockt der Redeschwall, und die Antwort bleibt aus.
Die spätere Frage an den Lehrer: „Glauben Sie, daß die
Schüler wirklich den Vogel kennen?" belehrte den gewissenhaften Mann,
wie wenig er mit feiner fleißigen Arbeit erreicht hatte.
Wenn er sich alles gespart hätte, was er sorgfältig durchgenommen
und dem Gedächtnis feiner Schüler sicher eingeprägt hatte, statt dessen
aber mit allen Schülern draußen gewesen wäre, um den Vogel
in der Natur beobachten zu lassen, so hätte der Junge sich keinen
Augenblick auf „Wipp-" oder „Quickstert" und „Pflugtreiber" zu be-
sinnen brauchen, es hätte ihm Spaß gemacht, die Namen zu erklären.
Schon allein dadurch, daß die Beobachtung in der Natur eine
richtige und klare Vorstellung von dem Vogel vermittelt hätte, wäre
ein größerer Gewinn erzielt worden als durch die fleißige, aber
lebensfremde Arbeit in der Klasse.
Man glaube ja nicht, daß das Anschauungsbild die Schüler
stets befähige, sich richtige Vorstellungen zu machen.
Das wird in vielen Fällen vielleicht möglich sein.
Aber das Beobachten in Natur und Leben ist zuverlässiger
und deshalb stets das Beste.
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der Schiffahrt, Gewinnung fruchtbaren Kulturlandes, Schaffung ge-
sunder Wohnstätten, Bau und Befestigung von Straßen, Förderung
von Handel und Verkehr und ähnliche Kulturzwecke nicht weggeworfenes
Geld sind, sondern sich reichlich bezahlt machen und daher mit zu den
notwendigsten und wichtigsten Ausgaben eines Landes gehören, dann
lernen die Schüler doch auch zugleich an einem Beispiel, das ihnen
ganz bestimmte bedeutungsvolle Aufgaben und Pflichten eines Kultur-
staates zeigt, ein gut Stück Bürger- und Staatskunde.
Sie haben dann doch mehr, als wenn man nur auf Karte und
Atlas Namen, Lauf, Richtung der Flüsse mit den daranliegenden
Orten aufsuchen und einprägen läßt und dann noch das, was nach
dem Lehrbuche ungefähr durchgenommen werden soll, mitteilt, erklärt
und zum Lernen aufgibt.
Wenn dann später einmal, etwa bei der Besprechung des Volks-
lebens in Spanien, im Anschluß an das Anschauungsbild „Stier-
gefecht" darauf hingewiesen wird,*) daß an jedem Sonn- und Fest-
tage etwa von Ostern bis in den Spätherbst hinein —■ wegen der
dort herrschenden katholischen Religion sind diese Tage zahlreich —
über 2000000 Spanier aller Stände, vom Könige und Minister bis
zum Arbeiter und zur Zigarettenmacherin, im Stierzirkus sitzen, wo die
Eintrittspreise wegen der teuren Stiere und sonstigen großen Kosten
sehr hoch sind, nur um sich an den blutigen Stierkämpfen zu weiden,
daß Spanien so in jedem Jahre ganz ungeheure Summen,
ungezählte Millionen für bloße Schaustücke, die noch dazu
das menschliche Gefühl abstumpfen und verrohen müssen, ver-
geudet, also für das Volksvermögen verliert und für das all-
gemeine Wohl nicht aufwenden kann,
daß es für den Bau von Straßen, Post- und Eisenbahn-
Verbindungen, Schulen und andere Kulturaufgaben aber nicht
die allernötigsten Mittel aufbringen kann,**)
dann hat die Besprechung der Stiergefechte doch eine ganz andere
Unterlage und infolgedessen doch auch für die Schüler einen
viel tieferen Sinn als nur den, daß sie wissen, daß in Spanien
Stierkämpfe stattfinden,
*) Vgl. die Erläuterung zu dem Anfchauungsbild von Wünsche, Land
und Leute, Verlag von Leutert und Schneidewind, Dresden.
**) Für die Schiffbarmachung des Ebros, d. h. des Flusses, der für eine
bedeutende Schiffahrt hauptsächlich in Betracht kommt, da die meisten übrigen
Flüsse ein zu niedriges Wasser, zu tief eingeschnittene Flußbetten, für die An-
läge von Häfen zu hohe Ufer und an den Mündungen Wasserfälle und Strom-
schnellen aufweisen, hat es allerdings viel getan und Mustergültiges geschaffen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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— 17 —
Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und
braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich
nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen
Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu-
sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen.
Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch
eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg-
lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel
Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in
einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf
1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles
Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken
und gewissenhafte Arbeit verlangten.
So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen
und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen
Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer
nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen
» billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft
könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an
der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und
Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem
Meere zu verfrachten.
Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen
vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da
fährt. Es sind meist l1/2 cbm.
Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf-
gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren,
20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte.
*) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben:
Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec.
2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „
3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „
**) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl.
Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der
Jahre 1895—1910 = 717,1 mm,
als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!)
ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!)
ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !)
Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm,
im August 1912 überhaupt 126 mm!
Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m,
Assam am Himalaja 12 m!
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2
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Extrahierte Personennamen: Spilker Wulff August August
— 95 —
Sammlungen, Denkmälern, geschichtlich bedeutsamen Bauten, bota-
nischen, zoologischen und andern Gärten, Parkanlagen, Ausstellungen
und andern Veranstaltungen, Wohlfahrtseinrichtungen und den mannig-
fachen Erscheinungen des sonstigen neuzeitlichen Lebens auf Schritt
und Tritt guten Unterrichtsstoff im Sinne des bodenständigen Unter-
richts?
Sind außer manchen Besuchen der Museen, Sammlungen, Gärten,
Einrichtungen für Belehrungen und Weiterbildung usw. bei den aus-
gezeichneten Verkehrsverhältnissen nicht auch Ausflüge und Spazier-
gänge in die Vorstädte, in andere Stadtteile und in die Natur draußen,
außerhalb der Riesenstadt möglich?
Natürlich kann in erster Linie nicht die ganze Großstadt, sondern
nur der enge Bezirk, in dem das Wohnhaus der Eltern und die
Schule liegen, für den bodenständigen Unterricht in Frage kommen.
Das ergibt sich ohne weiteres aus der Bestimmung des Umsangs des
heimatlichen Gebietes: nur das gehört dazu, was der Schüler selbst
unschwer und oft aufsuchen und durch eigene Anschauung kennen
lernen kann.
Wenn man das überall, auch in der Großstadt, mit Eifer und
Geschick, besonders nach einiger Erfahrung, unterrichtlich ausnutzt,
so braucht keine Schule, weder der Großstadt noch des entlegensten
Dorfes, über Mangel an bodenständigen Unterrichtsstoffen zu klagen.
Annäherung der Lehrpläne in den verschiedenen
Schulen.
Wenn aber alle Schulen ihre nächstliegenden Aufgaben erfüllen,
so ist eine Folge die, daß ihr Arbeitsstoff in vielen Unterrichtsstunden
gleich oder ähnlich wird; denn alle, Volks-, Fortbildungs- und höhere
Schulen, haben die Pflicht, unbedingt mit der Heimat bekannt zu
machen, und zwar so gut und so weitgehend, als es ihre Zeit und
besonderen Einrichtungen zulassen.
Diese Annäherung der Arbeit der einzelnen Schulgattungen ist
zwar klein, aber doch nicht unwichtig. Sie ist wertvoll im Hinblick
auf die Entwicklung des gemeinsamen Volksbewußtseins, eines starken
heimatlichen und deutschen Empsindens und Denkens. Die Kenntnis,
Wertschätzung und Liebe der Heimat, das Gefühl der Zugehörigkeit
zu einer Volksfamilie wird dadurch bei der gesamten Jugend gestärkt,
das Deutschtum allgemein gewinnen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 71 —
über einzelne Zweige unsers heimischen Gewerbfleißes, wie Wäsche-,
Zuckerwaren-, Möbel-, Zigarrenfabriken usw.,
oder über das Gerichts-, Schul-, Kirchenwesen usw.
So kann heute gar nicht angegeben werden, wie viele und welche
heimatkundlichen Einzelhefte erscheinen müßten.
Eine gewisse Einheitlichkeit ließe sich vielleicht dadurch herstellen,
daß sie alle von einem Herausgeber, in demselben Verlage, in mög-
lichst gleicher Ausstattung und zu ungefähr demselben Preise er-
schienen, etwa wie die Hefte „Aus Natur und Geisteswelt" oder
ähnliche Buchreihen.
Freilich werden sich diese Heimatbücher nur langsam einfinden.
Es wäre sehr zu wünschen, daß sich geeignete Fachleute in
Herford selbst zu solcher Arbeit entschließen möchten, und daß uns
Studierende, insbesondere der Volkswirtschaft, Naturgeschichte, Volks-
künde usw., Beiträge*) lieferten.
Jede Hilfe, von welcher Seite sie auch kommen mag, bringt
uns einen wichtigen Schritt weiter, und was wir nicht im nächsten
Jahre erreichen, erhoffen wir vom folgenden usw.
So aber würden wir wohl zu einer gründlichen und erschöpfenden
Heimatkunde für Herford kommen können.
Man sieht, daß hier unter Heimatkunde etwas andres ver-
standen wird als bisher. künde.
Als Stoffe der Heimatkunde behandelte und behandelt man wohl
noch immer nicht nur den Heimatort mit seiner nächsten Umgebung,
sondern mindestens auch noch den Heimatkreis, vielleicht auch den
Regierungsbezirk und wohl sogar noch die Heimatprovinz.
Das ist der Ausdehnung nach viel zu viel.
Anderseits aber ist der Begriffsinhalt viel zu beschränkt. Denn
man bespricht im großen und ganzen nur die Berge. Flüsse, Orte.
Bewohner und ihre Beschäftigung, Sage und Geschichte dieser sog.
Heimat.
*) Vgl. 1. Festschrift zur Erinnerung an die dreihundertjährige Zugehörig-
keit der Grafschaft Ravensberg zum brandenburgisch-preußischen
Staate. Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig.
2. Eduard Schoneweg: Flachsbau und Garnspinnerei in Sitte,
Sprache und Anschauung des Ravensbergers. 25. Jahresbericht
des Historischen Vereins zu Bielefeld.
3. Dr. Frd. Schwagmeier: Der Lautstand der Ravensbergischen
Mundart von Hiddenhausen.
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Schoneweg Eduard Schwagmeier
— 114 —
Das bedeutet zunächst und wesentlich ein Abwehren aller
äußeren schädlichen Gewalten, ein Bewahren vor störenden und zer-
störenden Einflüssen, ein Keimen- und Wachsenlassen!
Persönliche, gute, herzliche Bekanntschaft, innige Vertrautheit
als Folge stetigen Verkehrs und liebevoll gepflegten Umganges —
das sind die Quellen von Freundschaft und Liebe.
Durch Spiel und Arbeit, durch die Annehmlichkeiten und durch
die Liebe, die Eltern und Freunde bereiten und spenden, dadurch,
daß die Heimat jedem Menschen die ersten, die nachhaltigsten und
die bedeutsamsten Eindrücke gibt, nicht durch unsere jetzige Schule,
wächst der Mensch mit seiner Umgebung, mit seiner Heimat
zusammen.
Diese große Heimatliebe, die jedes Kind täglich, auch schon auf
seinem ersten Schulgange, mitbringt, hat die Schule zu sehen
und als eine kostbare Mitgist zu schätzen, zu erhalten und zu
mehren!
Dann aber darf sie den Schüler nicht herausreißen aus dieser
seiner innigen Liebe, nicht herausreißen aus seinen Gedanken, die
mit allen Fasern in der nächsten Umgebung haften, sondern dann
muß sie diese Wurzeln tiefer schlagen lassen, die Gedanken weiter
spinnen, dann muß sie mit aller Sorgfalt und Liebe zu unbefangener
und freudiger Hingabe an die Dinge der Heimat und zu eingehender
Beschäftigung mit ihnen führen.
Schon diejenigen, die da glauben, durch den Unterricht zur
Heimatliebe „erziehen" zu können, müßten folgerichtig doch längst
gegen eine kurze und oberflächliche „Behandlung" der Heimat, wie
sie in unferm Unterricht üblich ist, Einspruch erhoben und Nachdruck
auf eine längere und eingehende Beschäftigung mit der Heimat gelegt
haben. Denn eine Jugenderziehung, noch dazu zu einer so wichtigen
Sache, wie es eine starke und unauslöschliche Liebe zur Heimat ist,
kann doch nicht die flüchtige Arbeit weniger Wochen sein! Ja, noch
mehr! Da man zu nichts wirklich erziehen kann, was man nicht
selbst hat oder ist, müßten jene zuerst sich selbst lange mit der
Heimat abgegeben und auf dieser Grundlage die innigste Liebe zur
Heimat erworben haben.
Wenn man von dem Grade der Bekanntschaft mit der Heimat
die Größe der Heimatliebe abhängig macht, dann sollten wir Lehrer
aus Rücksicht auf unsere Schüler, die sicher sehr schlecht wegkämen,
und auch aus Schonung unser selbst von Erziehung zur Heimatliebe
nicht allzuviel reden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 116 —
unfern Vorschriften und amtlichen Bestimmungen sein sollte und
vorausgesetzt wird; daß wir also jeden Schüler möglichst nach seiner
Einart, nach seinen Neigungen, Anlagen und Fähigkeiten zu be-
schäftigen suchen und zu beschäftigen verstehen, um seine Eigen-
werte zu erhöhen und seine besonderen Verknüpfungen mit der
Heimat zu festigen und zu mehren — alles, um im Hinblick
auf die Pflege der Heimatliebe unsere schönste Aufgabe und unser
höchstes Ziel zu erreichen: nämlich die Lust und Liebe zur Be-
schästigung mit der Umgebung und ihren Fragen sich immer besser
und kräftiger entwickeln zu lassen!
Mehr als jede fertige Leistung gilt uns dann diese Freude an
der Beschäftigung mit der Heimat, weil wir wissen, daß nur
sie später im Leben das leisten und nachholen kann, was die Schule,
auch im besten Falle und unter den günstigsten Umständen, liegen
lassen muß, weil Zeit und Kraft nicht reichen.
Wer die Heimatliebe pflegen will, der muß diesen Weg des
schonenden, jeder Eigenart Rechnung tragenden, liebevollen und ein-
gehenden Arbeitsunterrichts gehen!
Durch einen solchen heimatkundlichen, bodenständigen Unterricht,
dem der Trieb zu eigener Beschäftigung das Wichtigste und Beste
ist, kann man Menschen bilden helfen, auf die man das Wort an-
wenden darf:
„Der ist in tiefster Seele treu,
der die Heimat liebt wie du!"
Ein solcher bodenständiger Arbeitsunterricht, der sich aus viel-
seitigstes Können stützt und einstellt, ist freilich eine Kunst, die nur
in Luft und Licht aufkommen, nur bei ausreichender Bewegungs-
freiheit der Lehrer und Schüler aufblühen kann.
Und eine solche bodenständige Unterrichtskunst und die durch
sie mögliche beste und fruchtbarste Pflege der Liebe zur Heimat
und zum Vaterlande möchte ich auf das allerwärmste und an-
gelegentlichste empfehlen!
Bodenständige Unterrichtskunst — das Ziel unsers Strebens!
Druck von Oswald Schmidt, Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 18 —
Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen
ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa,
der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus-
wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort
jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder.
Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd
daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben
gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen.
So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer
engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus
den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen
kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült
und in das Meer geschleppt werden.
Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich
allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies
und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!)
ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt;
daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund
23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde,
der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen
Fuder für 280000000 Pferde,
der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen
Fuder für 630000000 Pferde,
Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt,
daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm
Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt
werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde,
daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen
kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke
und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist.
Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter,
unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge
und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden,
und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich
eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht
auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären.
*) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz,
Stuttgart.
**) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
— 90 —
Schularbeit abgestoßen und überlassen diese am liebsten ganz
' den Schülern, wenn sie sich nicht aus Rücksicht auf deren
Fortkommen (Versetzung zu Ostern, Prüfungen) zu einer
Beteiligung gezwungen sehen. Durch die Stoffe des täglichen
Lebens und der Heimat aber wird die Schule eher die
Aufmerksamkeit und freudige Mitarbeit des Elternhauses
gewinnen.
6. Durch ein vielseitiges und gründliches Verständnis der Heimat
mit ihren mannigfaltigen Dingen und Fragen erhalten die
Schüler die beste Ausbildung ihrer Kräfte und zugleich auch
die beste Ausbildung für das Leben;' denn sie kommen
eher und mehr zur Selbsttätigkeit und so zu selbständiger
Tüchtigkeit.
7. Durch eine umfangreiche und eingehende Beschäftigung mit
den heimischen Angelegenheiten wird ihr Denken und Wollen
mit den Aufgaben und Bestrebungen der Erwachsenen und
so mit ihren eigenen künftigen Angelegenheiten, mit Heimat-
lichem, vaterländischem Inhalt erfüllt. Das erzeugt in ihnen
ein starkes, selbstherrliches Volksgefühl, das sich auf die Kenntnis
und das Verständnis der Heimat und auf die Liebe zu ihr
gründet.
Allerdings werden diese Gründe, wenn sie auch als zutreffend
oder beachtenswert anerkannt werden sollten, für die Einführung
einer wirklichen Heimatkunde wenig bedeuten.
Nicht mit Gründen, sondern mit brauchbaren Arbeiten
wird man ihr zum Siege verhelfen!
Da wäre es freilich am zweckmäßigsten, wenn gleich bis ins
einzelne ausgearbeitete Lehrpläne eines solchen Unterrichts mit genauer
Stoffoerteilung für die verschiedenen Schulen, Stufen und Klaffen
vorgelegt werden könnten.
Dazu aber fehlen uns noch alle Vorarbeiten. Es bedarf vor
allem erst der eingehenden, wissenschaftlichen Behandlung der einzelnen
heimatkundlichen Fragen durch Fachmänner.
Ihre Einzelhefte (Heimatbücher) haben uns zunächst die boden-
ständigen Unterrichtsstoffe nachzuweisen und zusammenzubringen.
Dann erst können diese von uns Lehrern nach ihrer Brauchbar-
keit und Schwierigkeit für den Unterricht in den einzelnen Schulen
(Volks-, höheren und Fortbildungsschulen) und Klassen ausgewählt,
geordnet und bearbeitet werden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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