— 18 —
Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen
ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa,
der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus-
wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort
jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder.
Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd
daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben
gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen.
So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer
engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus
den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen
kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült
und in das Meer geschleppt werden.
Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich
allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies
und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!)
ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt;
daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund
23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde,
der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen
Fuder für 280000000 Pferde,
der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen
Fuder für 630000000 Pferde,
Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt,
daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm
Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt
werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde,
daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen
kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke
und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist.
Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter,
unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge
und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden,
und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich
eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht
auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären.
*) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz,
Stuttgart.
**) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.
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Die Zeit des Humanismus.
157
Staates und erweitert darauf seine Grenzen int Osten; es erobert Ende des 15. Jahrhunderts in Italien und wird seit dem folgenden Deutschland gefährlich. t * •
In England beenden die Tndors den dreißigjährigen Bürgerkrieg,
sie erneuern aber die Eroberungskriege in Frankreich nicht. England bleibt ein insularer Staat, der sich von nun an dem Ausbau ferner Seemacht zuwendet. v , _ „ -
Auf der Pyrenäenhalbinsel wird das letzte Bollwerk des Islams gebrochen, Kastilien und Aragonien werden zum Königreich Spanien vereinigt. Die Nation, durch jahrhundertelange Glaubenskämpfe qestählt und durch strenge kirchliche Disziplin mit Hingebung und Begeisterung für den katholischen Glauben erfüllt, verläßt ihre Sonderstellung und übernimmt unter den habsburgischen Königen die Führung in
Diese Umwälzungen auf geistigem, politischem und gesellschaftlichem Gebiete begünstigt die allgemeine Anwendung dreier Erfindungen: der Bnchdruckerkunst, des Kompasses und des Pulvers. Die Buchdruckerkunst, der die Holzschneidekunst vorausging, ist eine Erfindung des Mainzer Patriziers Johann Gensfleisch, genannt Gutenberg. In Straßburg, wo er als Vertriebener weilte, wandte er um 1440 zum Druck zuerst bewegliche, aus Holz geschnittene, später aus Zinn gegossene Lettern an. Nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt, stellte er mit Unterstützung des Goldschmieds Fust das erste größere gedruckte Buch, eine lateinische Bibel, her. Fust und sein Schwiegersohn Schösser, die sich in den Besitz des Druckergeräts qesetzt hatten, vervollkommneten die Erfindung, die sich in wenigen Jahrzehnten nach allen Ländern des Abendlandes verbreitete. Für den Gedankenaustausch, für die Verbreitung von Wissenschaft und Bildung ward sie von unermeßlicher Bedeutung. (Buchhandel, Inkunabeln, Preffe.) — Die Nordweisung der Magnetnadel war in Frankreich und England schon um 1200 bekannt. Seit der Italiener Flavio Gioja dem Kompaß eme handlichere Form gegeben, fehlte dieser Wegweiser auf keinem Schiffe, das sich in den weiten Ozean wagen wollte.
Das Pulver, eine Mischung von Kohle, Salpeter und Schwefel, war wie die vorige Erfindung schon früh den Chinesen bekannt; zu Kriegszwecken wurde es in Europa zuerst von den spanischen Arabern und in den englisch-französischen Kriegen (Crecy, Azincourt) gebraucht. In Deutschland erregte die sagenumwobene „Faule Grete" in der Mark noch Bewunderung. Den schwerfälligen fahrbaren Büchsen, den Mörsern und Kanonen folgten Handfeuerwaffen (Arkebusen und Musketen), die anfangs durch die Lunte, später durch Radschloß und Feuerstein entzündet wurden. Durch diese Erfindung wurde nicht nur die Taktik und Befestigungskunst verändert, sondern es schwand auch die Bedeutung der ritterlichen Heere mit dem Aufkommen von Söldnerheeren (deutsche Landsknechte, Schweizer Reisläufer, Kondottieri) und der Bildung stehender Heere (zuerst in Frankreich unter Karl Vii.).
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Extrahierte Personennamen: Johann Gutenberg Schösser Flavio_Gioja Karl_Vii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland England Frankreich England Kastilien Aragonien Spanien Straßburg Frankreich England Europa Crecy Deutschland Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
95 —
10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege.
„Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie.
Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."
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Moor.
61
11. Torfstich im Hochmoor bei Bremen. Das Sinken des Wasserstandes ruft im Frühsommer den
Moorbauern ins Moor. In mühsamer Arbeit sticht er mit schmalem, scharfgeschliffenem Spaten die ver-
filzten Schichten der „brennenden Erde" ab, häuft sie auf, damit der Wind sie trocknet, und fährt den Brenn-
stoff in Kähnen auf dem Kanal zur Stadt. Aus den obersten Moorschichten wird Torfstreu gewonnen.
12. Schichten im Steller Moor bei Burgdorf in Hannover. Auf undurchlässigen Schlamm-
schichten über dem Geschiebemergel bildeten Wasserpflanzen das schlammige Niedermoor. Uber dieses breitete
sich Bruchwald aus (hier stämmige Eiben mit steinhartem Holz), vermoderte aber später zum Übergangsmoor.
Auf diesem wucherte dann das mächtige Hochmoor aus Sphagnum-Moosen und Wollgras, an trockenen Stellen
auch aus Heide und Strauchwerk und bildete dicke, filzige Schichten mit deutlich erkennbaren Pflanzenresten.
Die tieferen Lagen des Torfes haben erdige Form und dunklere Färbung bis zum Pechschwarz.
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196
oder doch sich gefährliche Stetten fanden, und sie mußten
jämmerlich ihr Leben enden. Andere achteten nicht dar-
auf, ob sie noch heiß waren oder nicht, und sprangen,
ganz erhitzt, in das kalte Wasser. Lähmungen der Glie-
der, Gicht und andere Krankheiten sind die gewöhnlichen
Folgen davon.
Bist du erhitzt, so setze oder lege dich nichts still hin,
sondern bleibe in mäßiger Bewegung, um dick/ nach und
nach wieder abzukühlen. Setze dich nicht auf den kalten
Boden oder in's Gras zur Abkühlung. Das Sitzen und
Liegen auf feuchter Erde ist sehr nachtheilig. Sind deine
Kleider durch Regen oder Schweiß durchnäßt, so sitze nicht
still darin, sondern sobald du dich ein wenig abgekühlt
hast, lege sie ab und ziehe trockne und warme Kleidung an.
Strenge bei Spiel und Tanz deine Kräfte nicht über-
mäßig an. Viele legten schon dadurch den Grund zu
unheilbaren Krankheiten und zu einem frühen Tode.
Sei vorsichtig, junger Mensch, und vergiß nicht, daß
kurze Lust oft die Quelle langer Leiden ist. Sorge da-
für, daß dein Körper in der Jugend abgehärtet werde,
daß er in spätern Jahren jede Witterung und die Arbeit
ertragen könne. Arbeite, laufe und spring?, muntrer Kna-
be, und stärke dadurch deinen Körper; aber treibe Alles
mit gehöriger Vorsicht, nur mit Erlaubniß und unter Auf-
sicht deiner Ältern, deines Lehrers oder eines andern ver-
ständigen Menschen. Und du, junges Mädchen, mache dir
viele Bewegung in der freien Luft, damit auch du einen
starken Körper erhältst, und du im Stande bist, die Be-
schwerden des Lebens, die nachher auch dich treffen, desto
besser zu ertragen. Wer sich verzärtelte oder verzärtelt
ward, ist übel daran; er hat fast immer mit Leiden zu
kämpfen, und genießt der Freuden weit weniger als
Andere.
Sei vorsichtig und mäßig im Genusse der Nah-
rungsmittel.
Sorge dafür, daß die Nahrungsmittel, die du genie-
ßest, dir gesund sind. Was dem Einen heilsam und dien-
lich ist, kann dem Andern sehr schädlich werden; daher
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222
stern. Würden sie in jedem Falle recht zusehen, dann
würden sie finden, daß Alles ganz natürlich zuginge.
Aber Hexen giebt es doch. Wie mancher Mensch ist
nicht schon behext! Wie manches Thier vom Behexen
krank geworden und gestorben? Wie machen es denn die
Hexen, wenn sie Jemand behexen? Und welche Mittel
muß man dagegen gebrauchen? — Leset über dies und
manches Andere das Folgende, und ihr werdet wissen,
was ihr zu glauben und zu thun habt.
Wenn eine Hexe einem Menschen nicht gut ist, so
nimmt sie, nach der Meinung der Einfältigen, die Erde,
worauf der Mensch gestanden hat, kocht diese in Wasser,
womit ein Todter gewaschen ist, dann muß dieser Mensch
bald sterben. Welche Thorheit! Kann diese Erde und
dieses Wasser wol auf einen entfernten Menschen wirken?
Ist Jemandem etwas gestohlen, so braucht der Kun-
dige nur die Spur des Diebes aufzunehmen, um ihn hart
zu züchtigen. Er thut die Erde in einen kleinen Beutel,
hängt ihn in den Rauch, und der Dieb wird bald unge-
sund. — Es wird nicht lange dauern, so wird der Beu-
tel gelb geräuchert, und die Erde darin trocken sein. Dies
wird durch das Räuchern bewirkt werden, weiter nichts.
Man kann einen unbekannten Dieb dahin bringen,
daß er das Gestohlene wieder bringen muß, oder thut er's
nicht, so kann man ihm die Augen ausschlagen. — Könnt ihr
wol einem Schafe die Wolle abschneiden wenn ihr's nicht
habt, und auch nicht einmal kennt? So unmöglich dies
ist, so unmöglich ist auch jenes.
Eine Hexe braucht nur ein paar Worte zu sprechen,
oder gewisse Zeichen zu machen, und ein Mensch wird
gleich krank davon. — Können Zeichen und Worte wol
so auf einen Körper wirken? unmöglich. Stellt euch
vor ein Sandkorn, und sprecht so viel ihr wollt, und
macht so viel Zeichen in die Luft, als euch beliebt, es
wird dadurch um nichts verändert werden, und ein Mensch
sollte krank dadurch werden?
Wenn du das Fieber hast, so brauchst du nur ein
kleines Stück Papier an den Hals zu hängen, worauf
ein Hexenmeister gewisse Worte geschrieben hat, so vergeht
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Italien. Zsz
Zitronen - Pomeranzen - Feigen« und Maulbeerbäumen, und
wohlriechender Lavendel, vortrefliches Getreide, Reis,
Daumwolie, und Safran wächst an seinem Fuße. Selbst
die schreckliche Lava wird, wenn ste kalt und fest gewor-
den ist, von den Einwohnern auf mancherlei Art genutzt:
denn man schleift sie, wie den feinsten Marmor, zu Tisch-
blättern, zu schönen Kästchen, Niechtöpfen, Dosen:c. und
mit dem Schaum der Lava deckt man Dächer.
Nun habet Ihr also einen Bruder des Hecla gesehen
und dabey zugleich gelernt, daß der Vater der Menschen
in der Natur nichts böses geschehen läßt, wenn es nicht desto
größeres Gutes befördert.
Das Land hat einen König zum Oberherrn, der sich
König beyder Sicilien, d. i. König von Neapolis und Sir
cilien nennt. Er heißt Ferdinand Iv., gebohren 1751,
und hat eine Schwester des römischen Kaysers zur Gemah-
lin. Jetzt sollet Ihr die besten Städte in beyden Ländern
sehen.
i) Im Königreich Neapolis sind
Neapolis (Napoli), die Haupt - und Residenzstadt,
eine von den größten, schönsten und prächtigsten Städten
in Europa. Sie hat 400,000 E., 400 Kirchen und eine
große Menge vortrefiicher Fabriken. Die Häuser haben
meist platte Dächer, auf denen man spatzieren gehen und
der Abendluft genießen kann. Am Tage über wird wegen
der großen Hitze, die hier herrscht, wenig gearbeitet; son-
dern des Morgens ganz früh und des Abends. Neapel
ist das Vaterland der (taftraten. Man findet diese u\u
glücklichen Menschensorten hier zu tausenden. 2luch woh-
nen hier die meisten Banditen: für einen Gulden läßt sich
gemeiniglich ein solcher Unmensch bewegen, seinem Mitbru»
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Deutschland. isi
und vielen Sammelt Seiden, Cattuiw Tuchk und Bart
chent i Manufakturen befinden; auch ist hier emschifsbaru
Werft, d. i. ein Ort auf dem Lande, wo derschrftzrmmer,
mann Schiffe baut. Ihr fraget mich, wie denn ein so großes
und schweres Gebäude, als ein Schiff ist, vom Landein-
Wasser gebracht wird. Das Gerüste, worauf man das
Schiff baut, und das man Stapel nennt, hat eine so
schräge Lage, daß das Gebäude, wenn es ins Wasser gelast
sen wird, durch seine eigene Schwere sich mit bewegen muß.
Damit es aber nicht zur Unzeit fortschiesse, wird eö an
starke Taue befestigt, und durch große Stützen und Wie,
Verlagen festgehalten. Ist es auf dem Srapel zu einer ge,
wissen Höhe gebaut, so läßt man es ins Wasser, oder —-■
richtiger — man läßts vom Stapel. Es werden nemlich
die Taue gekappt, die Wiederlagen weggenommen, die
Stützen abgehauen, der Stapel wird stark mit Seife ge,
schmiert und das Schiff selbst wird durch Winsen und durch
eine Menge Menschen in Bewegung gesetzt. Auf dem
Wasser selbst wirds dann völlig ausgebaut. Der Stadt ge-
hört noch ein ansehnliches, fruchtbares Gebiet mit verschiet
denen Ortschaften: darunter ist die kleine Stadt Trave-
münde am Einfluß der Traue in die Ostsee.
4) Goslar, auf dem Harze, am Nammelsbsrge,
und am Flüßchen Gose. Sie hat 8502 E-, die sämmtlich
evangelisch sind, 4 Stadrkirchen, 2 freye Reichgstister
und zwey evangelische Klöster. Ehedem stand sie in gross
sein Ansehen, denn sie war lange Zeit die Residenz der deut»
schenkayser. Die E. nähren sich vorn Kornhandel, Berg-
werkswesen, und Bierbrauen. Das hiesige Bier heißt
Gose und wird verfahren.
5) Nordhausen. Diese Reichsstadt liegt zwar in,
nerhalb der Grenzen des obersächsischen Kreises, wird aber
(Dürgersch. sr Vand) L zum
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Extrahierte Personennamen: Cattuiw_Tuchk
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Winsen Ostsee Goslar Nordhausen
ai
Einleitung.
stiget sind, auf dem Wasser schwimmen, um den Schiffern
den Weg zu bezeichnen, auf welchem sie sicher in den Hafen
einlaufen können. Wo etwa im Hafen selbst Sandbänke
Gefahren drohen, da werden geschickte, der Sache kundige
Seeleure, die man Lootsen nennt, gehalten, welche mit
ihren kleinen Fahrzeugen die einlaufenden Schiffe sicher in
den Hafen bringen. An manchen Orten hat man auch für
die Seefahrer die wohlthärige Einrichtung getroffen, daß
man auf sogenannten Leuchttbürmen in großen Laternen
zur Nachtzeit eine Menge Lichter anzündet.
i z) (Quelle; ein Wasser, das sich durch eigene Kraft
aus der Erbe bohrt. Es giebt eiskalte, kühle, warme,
heiße, und kochende Quellen. Auch findet man eine unber
schreibliche Menge Quellen, die in der Erde allerhand miner
ralischetheile, z. E Eisen, Schwefel, allerhand Erd'arten
u.s. w. abgespült und aufgelöst haben, und eben dadurch eine
heilende (medicinische) Kraft für den Menschen besitzen.
Man nennt sie Gesundbrunnen und Gesundbäder.
Andere Quellen haben denjenigen mineralischen Körper bey
sich, ans welchem das Küchensalz gesotten wird: man nennt
sie daher Salzquellen.
34) Ein Bach ist das Wasser einer oder mehrerer
Quellen.
15) Ein Zluß ist das Wasser mehrerer zusammenge,
stoffener Bäche.
16) Em Strom ist das Wasser mehrerer zusammen^
gelaufener Flüsse.
17) Ein Wasserfall ist eit. solcher Ort/ 'wo von eit
nem Berge oder Fels ein Fluß jähe herabstürzt.
is) Eine Furth ist eine seichte oder flache Stelle in
einem Strom oder Fluß, wo man durchfahren, reiten oder
waden kann.
V 3 19) Ein
' •)
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
61
während man umgekehrt das Kohlenbrennen in den unzugänglichsten
Bergverstecken vornimmt. Wo man daher in einer ganz entlegenen
Gegend anch sonst kein anderes menschliches Etablissement findet, da
stößt man doch noch aus eine Köhlerhütte.
Im Harze nennt man eine Köhlerbehausung eine „Köte", und
dieselbe ist gemeiniglich folgendermaßen beschaffen: Es ist ein kegel-
förmiges, aus zusammengestellten Baumstämmen konstruiertes und mit
großen Rindenlappen oder Rasenstücken dicht bedecktes Hüttchen. Wie
bei den Indianern Amerikas brennt in der Mitte desselben ein nie
erlöschendes Feuer, um das rund herum an den Wänden die mit Heu-
säckeu gepolsterten Bänke oder Ruhebetten der Bewohner und nebenher
am Eingange ihre kleinen Schränke und Vorratskasten stehen. Dabei
gilt die allgemeine Regel, daß jedesmal die Bank zur rechten des Ein-
gangs für den Herrn oder Meister, die zur linken für seinen ersten und
zweiten Knecht oder seine sogenannten „Hnlpen" bestimmt ist. Auf der
Bauk geradeaus im Hintergrunde der Höhle kauern die kleinen Köhler-
bnbeu oder die sogenannten „Haijungen".
Ein paar Bretter sind vor der Hütte zusammengenagelt, zum
Schutze eines Zottigen, aber treuen Hundes, dem die guten Leute in
ihrer Abwesenheit die Bewachung ihrer Habseligkeiten anvertrauen, und
unten am Bergabhange haben sie ein paar breite Rindeulappen an
Stangen befestigt und ausgespannt, die den Stall für die ihnen so
nötigen Pferde vorstellen. Zuweilen, jedoch selten, meckert auch noch
ein Zicklein daneben im Grase umher.
Das Feuer innerhalb eines großen Meilers so zu leiteu oder, wie
die Köhler sageu, „zu regieren", daß es alle Teile der Masse gleich-
mäßig und eine nach der anderen dnrchhitze, daß es stets bei einer
glimmenden und schwelenden Glut bleibt, daß es nirgends zu einem
flammenden Brande komme, ist eiue Kunst, die den arnteu Köhlermeistern
nicht wenig Kopfzerbrechen verursacht. Trotz aller Vorsicht ist das
Feuer, dies Naturkind, oft eigensinnig und arbeitet sich versteckte Kanäle
und Luftlöcher durch deu dicken, feuchten Erd- und Rasenmantel, mit
dem uian den Meiler bedeckt hatte, und namentlich, wenn der Sturm
ihm die Hand reicht, ist die Gefahr nicht gering, daß die Flammen
herausbrechen und, statt das Holz langsam, wie sie es sollten, in Kohlen
zu verwandeln, es schnell zu Asche verzehren. Ja mitunter, namentlich
wenn das Werk nicht ganz regelrecht und kunstgemäß gebaut war, und
wenn man den entwickelten Dämpfen und Gasen nicht rechtzeitig Luft
gab, zeigt sich der Meiler, wie die Köhler sich ausdrücken, „auf-
rührerifch". Es entstehen in ihm bei überhandnehmender Glut plötzliche
Erschütterungen, sogenannte „Bedungen". Die kolossale Klotzpyramide
wird auf einmal lebendig. Der Meiler schüttelt sich wie ein Pferd,
explodiert mit Lärm und Gekrach, wirft seinen ganzen Erdmantel ab
und lodert plötzlich in hellen Flammen empor. Zuweilen sind bei
solchen Gelegenheiten nicht nur auf des armen Köhlermeisters Kosten
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]