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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Altertum - S. 25

1894 - Oldenburg : Stalling
25 Verteilung und das zwiefache Knigtum bei; erst nach Lykurg wurden die fnf Ephoren, ursprnglich Aufseher in polizeilichen Angelegenheiten, zu einer Aufsichtsbehrde, die sich allmhlich das Recht anmate, selbst die Könige vor Gericht zu stellen und sogar zu verhaften. Auch den Rat der Alten lie Lykurg bestehen, der aus 28 wenigstens 60 Jahre alten Mnnern zusammengesetzte war, zu denen noch die beiden Könige als Vorsitzende kamen. Sein Geschft war die Beratung der wichtigsten Staatsangelegenheiten. Daneben stand die Volksversammlung, an der jeder der 30 Jahre alte Spartiate teil nahm. Sie hatte, jedoch ohne weitere Be-sprechung, der die ihr vorgelegten Gesetze, der Beamtenwahlen, der Krieg und Frieden, durch bloes Ja" oder Rein;" zu entscheiden. Vahlversahre zum Aate der Alten. Merkwrdig war die Art und Weise, wie die neuen Mitglieder dieses Rates gewhlt wurden. Auserlesene Männer schlssen sich in ein Haus ein, von dem aus sie alles hren, aber nichts sehen konnten, was drauen in der Volksver-sammlung vorging. Nun schritten die Bewerber einzeln vor der Ber-sammlung einher, und die Beamten im Hause merkten sich, wie bei den einzelnen Vorbergehenden das Volk strker oder schwcher schrie, je nachdem ihm bcr Bewerber mehr ober weniger lieb war. Derjenige, bei welchem das Volk am lautesten schrie, wurde in den Rat ausgenommen. Da Lykurgs Gesetzgebung als hchstes Ziel die kriegerische Tchtigkeit der Brger ius Auge fate, so blieb die Stadt ohne Mauern, denn die Tapferkeit der Brger sollte ihre Mauern Kii,. Handel und Verkehr wurden sehr erschwert, namentlich durch Einfhrung des eisernen Geldes, von dem man zu einer geringen Summe schon einen besonderen Raum im Hause und zur Fort-schaffung einen Wagen ntig hatte. Das Reisen ins Ausland ward mit dem Tode bestrast. Durch diese Maregeln wurden zu>ar viele Vergehungen verhindert, aber auch die Entwickelung von Kunst und Wissenschaft gnzlich gelhmt. Die Erziehung der Kinder, von denen die schwchlichen gleich nach der Geburt in die Bergschluchten des Taygetus ausgesetzt wrben, lag bis zum siebenten Jahre den Mttern ob: von da an bernahm sie der Staat in den Knaben- und Jnnglingsabteilungen. von denen, jebe einen

2. Altertum - S. 113

1894 - Oldenburg : Stalling
113 den. Darauf ernannten sich Cinna und Marius zu Konsuln: der letztere, der dieses Amt nun zum siebenten Male bekleidete, starb bald an den Folgen seiner Ausschweifungen und der Angst vor Sulla (86). Cmna aber blieb drei Jahre nacheinander Konsul, bis er von seinen eigenen Truppen, die nicht gegen Sulla fechten wollten, erschlagen ward. Dieser hatte in zwischen im ersten mithridtischen Kriege (87 bis 84) die Stadt Athen erobert, den Archelaus bei Chronea und Orchmenos in Botien besiegt, den König von Pontus znr Rumnng seiner asiatischen Eroberungen gezwungen und auf sein Erbreich beschrnkt. Nun kehrte er an der Spitze eines siegreichen Heeres von 40 000 Mann, das er berschwenglich belohnt hatte, nach Italien zurck (83). Die Marianer stellten ihm eine Macht von *200 000 Mann entgegen. Doch Sulla besiegte alle ihre Heere, zuletzt in einer Schlacht vor Roms Thoren namentlich die Samniter, die vergeblich den Entsatz des belagerten Prneste ver-sucht hatten. Der junge Marius lie sich in Prneste von einem Sklaven tten. Whrend der Sieger den im Tempel der Bellona versammelten Senatoren eine Strafrede hielt, in der er sie nicht "ls Hupter eines freien Staates, sondern als pflichtvergessene linterthancn behandelte, lie er in der Nhe 6000 Gefangene niederhauen und beruhigte bic durch das Geschrei der Unglcklichen bestrzten Senatoren mit den Worten: Lat euch nicht stren; ihr hrt nur das Geschrei einiger Aufrhrer, die auf meinen Befehl gestraft werden." Nun begann er gegen die Marianer in ganz Italien zu wten. In der Absicht, alle aus dem Wege zu rumen, stellte er Proskriptions- (chtungs)listen auf, welche die Namen der zum Tode Bestimmten enthielten. Viele Tausenbe verloren das Leben, die Gter der Gcmorbctcn wrben eingezogen und verteilt. Wer einen Gechteten ttete, bekam 2 Talente (bei-nahe 10 000 Mark), wer einen solchen versteckte, ward hingerichtet. Damals geschahen scheuliche Thaten. Alle Treue war verschwun-den: der Sklave verriet seinen Herrn, der Bruder den Bruder, der Sohn den Vater, um das Blntgeld zu verdienen. 40 000 Marianer sollen in jenen Schreckenstagen erschlagen sein. Nun St acte, Hlfsbuch I. s. Aufl. o

3. Altertum - S. 130

1894 - Oldenburg : Stalling
130 Titus, der ihn mit der Zerstrung Jerusalems beendete (70). Damit hrte die Selbstndigkeit des jdischen Volkes auf, und es begann seine Zerstreuung unter alle Völker. Zzekagerung von Jerusalem. Neben dem Krieg gegen den ueren Feind wteten in Jerusalem innere Zwistigkeiten unter den Juden selbst. Eine wtende Rotte, die Zeloten (Eiferer), vor welcher die den Frieden wnschenden Gemigten zitterten, hatte sich des Tempels bemchtigt und fhrte eine Schreckensherrschast. Auch die Zeloten zerfielen unter sich und bekmpften sich aufs heftigste, so da Vespasianus den Angriff verschob, um die Juden sich selbst aufreiben zu lassen. Titus rckte int Jahre 70 vor die Stadt, wo Zerrttung und Elend den hchsten Grad erreicht hatten. Aber Jerusalem war so stark befestigt, da es kaum mit Waffengewalt zv erobern schien. Titus bot Verzeihung an. aber man wollte sich nicht ergeben. Die Hungersnot stieg so hoch, da eine Mutter ihr Kind schlachtete upd a, und Titus entsetzt ausrief: ..Ich will den Grucl des Kinderfraes mit den Trmmern der Stadt bedecken: die Sonne soll nickt mehr eine Stadt Weinen, in der Mtter also sich nhren!" (vgl. 3. Mos. 26. V. 2729). Hunger und Seuchen wteten um die Wette; die Leichen wurden zu Hunderttausenden der die Mauern ge-worfcn. Nach Erstrmung der Mauern griffen die Rmer den Tempel an, den Titus gern erhalten htte, aber die Juden meinten, Gott selber msse ihren Tempel schtzen, und ergaben sich nicht. Endlich ward der Prachtbau durch Feuer zerstrt. Ein allgemeines Blutbad erfolgte; mehr als eine Million Juden sollen in diesem Kriege umgekommen sein (vgl. Luc. 19, V. 44). Unterdessen kehrte mit Vespasian wieder Ordnung und Sicher-heit in das zerrttete Reich zurck. Er stellte die gesunkene Kriegs-zucht wieder her, reinigte den Senat von unwrdigen Mitgliedern, beschrnkte die Anklagen wegen Majesttsbeleidigung und fhrte eine weise Verwaltung ein. Er verschnerte die Stadt durch prachtvolle Gebude, besonders durch ein ungeheueres Amphitheater (Kolosseum), welches 87 000 Menschen fate. Der Aufstand der Bataver unter Claudius Civilis, in dem Velleda, eine^ung-srau aus dem germanischen Stamme der Brukterer, als Seherin austrat, wurde unterdrckt. Britannien wurde durch die Mde und Gerechtigkeit des Julius Agrkola fr rmische Bildung gewonnen.

4. Mittelalter - S. 11

1882 - Oldenburg : Stalling
11 Die Hunnen, entweder zur mongolischen Rasse gehörig, oder ein unedler Zweig des Türkenstammes, waren ein Volk von fürchterlicher Wildheit und gräßlichem Ansehen. Ein gedrungener Körperbau, dicker Kopf, hervorstehende Backenknochen, tiefliegende Augen, braungelbe Farbe kennzeichneten ihren Stamm. Den Bartwuchs unterdrückten sie durch Schnitte in Kinn und Wangen. Sie glichen mehr Brückenpfeilern als Menschen und lebten von Wurzeln und rohem durch einen Ritt aus dem Pferde mürbe gemachtem Fleisch. Als Nomadenvolk brachten sie ihr Leben Tag und Nacht auf dem Pferde zu, wo auch die Beratungen gehalten wurden; ifire schmutzigen Weiber und Kinder folgten ihnen auf Wagen nach. Ohne Vorstellung von einer Gottheit, von Recht und Unrecht überließen sie sich ihren tierischen Begierden, besonders ihrer Raubsucht. Ihre Kittel von Leinen oder ans zusammengenähten Fellen von Waldmäusen trugen sie, bis sie in Fetzen zerfielen. Ihre Kampfweise bestand im raschen Ansturm, wobei sie Pfeile abschössen, in der Nähe im Gefecht mit dem Schwerte, wobei sie dem Feinde Schlingen um den Hals warfen, endlich im schnellen Rückzug, und diese Art wiederholte sich bis zur Ermüdung des Gegners. Die Hunnen stürzten sich zuerst auf die zwischen Wolga und Don wohnenden Alanen; diese erlagen und wälzten sich mit den Siegern vereint auf das Volk der Ostgoten, die zwischen Don und Dnjepr saßen. Ihr llojähriger König Hermanrich, am Siege verzweifelnd, stürzte sich in sein eigenes Schwert, und die geschlagenen Ostgoten wurden über den Dnjepr in die Sitze der Westgoten gedrängt, die sich bis zur Theiß ausdehnten. Die Westgoten aber, dem andrängenden Völkerschwarme nicht gewachsen, baten durch eine Gesandtschaft, an deren Spitze Ulfilas (Wulfi-las) stand*), den Kaiser Valens um Aufnahme im römischen Reiche. Sie erhielten Wohnsitze im Süden der Donau (Mösien, Thracien), blieben aber dem Vertrage zuwider im Besitz ihrer Waffen. Durch die Härte der Statthalter, die ihnen die schlechtesten Speisen zu den teuersten Preisen verabreichen ließen, (der Hunger zwang viele, ihre Kinder in die Sklaverei zu geben), wurden die Goten zur Empörung aufgereizt, nahmen Mareianopel (am schwärzen Meer) und zogen unter furchtbaren Verwüstungen durch ganz Thracien. Kaiser Valens zog mit einem Heere heran, wurde aber bei *) Ulfilas hat die Bibel ins Gotische übersetzt. Die Reste dieser Übersetzung sind das älteste Denkmal deutscher Sprache.

5. Mittelalter - S. 28

1882 - Oldenburg : Stalling
28 und schlugen die Goten in der neuntägigen Schlacht bei Xerez de la Frontera (nordöstlich von Cadix; 711). Spanien erlag den Arabern. Die Reste der Westgoten zogen sich nach dem Norden, von wo in der Folge die Bildung neuer christlicher Reiche ausging. Von Spanien aus draugen die Araber auch über die Pyrenäen ins Frankenreich, wo ihnen der fränkische Hausmeier' Karl Martell (§ 5) zwischen Tours und Poitiers in achttägiger Schlacht eine solche Niederlage beibrachte, daß sie nach Spanien zurückgingen. Von jetzt an nahm die Macht des Chaüfenreiches ab. Ihre Sitteneinfachheit wich der Pracht und Schwelgerei, die Statthalter machten sich unabhängig. Endlich besiegten die Abbassiden den Omijadischen Chaliseu (750) und vernichteten erbarmungslos das ganze Geschlecht, mit Ausnahme eines Einzigen, des Abder-rahman, der nach Spanien entkam und hier ein eigenes Chalifat, das von Cordova, gründete (755), das sich nie wieder mit dem Hauptreiche vereinigte. In der Folge rissen sich noch weitere Provinzen vom Hauptreiche ab. § 5. Die Hausmeier im Frankenreiche. Pipin der Kleine, König der Franken. Nach Chlodwigs Tode wurde das Frankenreich unter seine vier Söhne geteilt; die östliche Hälfte hieß Anstrasien, die westliche Neustrien. Zwar erweiterten die Brüder das Reich durch Unterwerfung der Thüringer (580) zwischen Harz und Unstrut und durch Unterjochung der Burgunder (534), aber im Innern des Merowingischen Königshauses entwickelte sich von jetzt an eine Kette vou Greueln jeder Art. Die beiden Königinnen Frede-gunde und Bruuhilde überboten durch unerhörte Frevel alle früheren Unthaten, deren lange Reihe erst mit dem Jahre 613 abschloß. Das Ansehen der Könige war inzwischen zu gänzlicher Unbedeutendheit herabgesunken, und der Besuch der jährlichen

6. Mittelalter - S. 44

1882 - Oldenburg : Stalling
44 Zu Fritzlar ward er von den fränkischen und sächsischen Großen als König begrüßt (919). Als der Erzbischof von Mainz herantrat, den neuen König zu salben, sagte dieser: „Es ist mir genug, daß ich aus meinem Volke zuerst zur königlichen Würde gelangt bin; euer Salböl hebt siir Würdigere auf, für mich ist diese Ehre zu groß." So war das Königtum vom Stamme der Franken auf den Stamm der Sachsen übergegangen. Heinrich war ein Mann voll Einsicht und Thatkraft, voll frommen Sinnes im Geiste seiner Zeit. Anfangs wurde er nur von den Franken und Sachsen anerkannt; bald wußte er aber auch die Schwaben und Baiern, ja sogar die Lothringer zu gewinnen. Nun wandte er alle Kraft auf die Bekämpfung der Ungarn, die seit Arnulfs Zeiten verheerende Einfülle in Deutschland machten. Im Jahre 924 brachen sie mit erneuter Wut bis nach Thüringen vor unter Mord und Raub, unter Sengen und Brennen. Heinrich mußte sich in die Stadt Verla im Hildesheimschen zurückziehen. Gegen Auslieferung eines gefangenen Fürsten verstanden sich die Ungarn zu einem neunjährigen Waffenstillstand, wogegen ihnen Heinrich noch einen jährlichen Tribut zahlte. Die Waffenruhe wußte der König trefflich zu benutzen. Er legte Festungen an und setzte die vorhandenen in besseren Stand. Der nennte Mann der Bevölkerung mußte als Dienstmann in die Burg gehen (Bürger), die übrigen mußten ein Drittel des Feldertrags in die Burg abliefern. Von der Anlage dieser festen Plätze, ans denen in der Folge Städte (Merseburg, Quedlinburg, Nordhausen u. a.) entstanden, führt Heinrich den Namen des Städtebauers. Aber die Deutschen liebten den Aufenthalt in den Städten nicht, in denen sie nur „Gräber" sahen; doch Heinrich überwand ihren Widerwillen und wurde Gründer des Bürgerstandes. Außerdem verwandte er seine Sorge auf Verbesserung des Fußvolks und Ausbildung einer tüchtigen Reiterei. Nach diesen Vorbereitungen zog er gegen die slavischen Ha-veller und eroberte mitten im Winter „durch Eis, Eisen und Hunger" ihre Hauptstadt Bren na borg (Brandenburg). Dann

7. Mittelalter - S. 55

1882 - Oldenburg : Stalling
Heinrich zu seiner Entlassung, aber einige Jahre nachher kehrte dieser an den Hof zurück, und die Bedrückung der Sachsen hörte nicht auf. Schlösser und Burgen mehrten sich in ihrem Lande, des Königs Mannen übten Übermut und Frevel an den Bewohnern. Heinrich soll, von einer Bergeshöhe das Land überschauend, gesagt haben: „Sachsen ist ein schönes Land, aber seine Bewohner sind nichtswürdige Knechte, zu nichts gut, als Zins zu zahlen und Frohndienste zu leisten." Damals trat ein übelberüchtigter Ritter, Namens Egino, mit der Anklage gegen Otto von Baiern auf, dieser habe ihn zur Ermordung des Königs dingen wollen. Die Sache sollte durch einen Zweikampf entschieden werden (1070), aber Heinrich weigerte dem Otto sicheres Geleit und der Zweikampf unterblieb. Da entsetzte Heinrich den Otto seiner Würde und gab das Herzogtum Baiern dessen Schwiegersohn Welf. Es kam zum Kriege, aber Heinrich nahm seinen Gegner Otto und dessen Bundesgenossen, den jungen Sachsenherzog Magnus gefangen. Otto wurde bald wieder freigegeben, aber Magnus blieb in Haft. Da einigten sich die sächsischen Großen und ließen dem König sagen, er möge die Burgen in ihrem Lande niederreißen, sich nicht immer in Sachsen aufhalten und seine schlechten Ratgeber entlassen. Heinrich erteilte eine höhnische Antwort, aber plötzlich standen 60 000 Sachsen vor der Harzburg (bei Goslar). Mit Not entkam der König, irrte flüchtig mehrere Tage umher und kam nach Hersfeld. Hier ließ er den Herzog Magnus frei und entbot die Fürsten zu sich. Er bat sie flehentlich um Erbarmen in seiner Not, aber sie wandten sich treulos von ihm und bestimmten bereits einen Tag, an dem er abgesetzt werden sollte. Nur in den rheinischen Städten fand er Anhang. Die Stadt Worms bot ihm Hülfe an, aber Heinrich mochte sie für zu schwach halten und beschloß nachzugeben (1074). In einem Vergleiche (zu Gerstun gen an der Werra) versprach er, die Burgen zu schleifen und dem Herzog Otto Baiern zurückzugeben; nur sollten von der Harzbürg, seinem Lieblingssitze, blos die äußeren Befestigungen gebrochen, die inneren Gebäude geschont werden. Aber die wachsen kannten in ihrer Wut keine Grenzen; sie zerstörten

8. Mittelalter - S. 66

1882 - Oldenburg : Stalling
66 Da nun zugleich auch eine Gesandtschaft des griechischen Kaisers Alexius, der sein Reich von den Türken mit dem Untergänge bedroht sah, den Papst um schleunige Hülfe bat, so berief Urban eine Kirchenversammlung nach Piaeenza, die so zahlreich besucht war, daß die Stadt die Versammelten kaum faßte. Eine zweite Versammlung zu Clermont (in der Auvergne im südlichen Frankreich) bot ein noch glänzenderes Schauspiel. Die Menschenmenge war so groß, daß alle Orte der Umgegend angefüllt waren, und trotz der Kälte des Novembers viele unter freiem Himmel sich lagern mußten. Zuerst schilderte Peter in feuriger Rede die Leiden der christlichen Brüder in Palästina, und seine Rede ergriff die Umstehenden in wunderbarer Weise; dann trat der Papst selbst auf und seine Rebe, in der er das Elend der heiligen Stadt mit glühenden Farben malte, rief die feurigste Begeisterung hervor. Aus aller Munbe erscholl der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" Allen Teilnehmern am Zuge warb vollstänbige Sünben-vergebung verheißen; kein Herr sollte seine Untergebenen an der Teilnahme hindern dürfen, allen Schuldnern war wahrend der Dauer des Zuges ihre Schuld erlassen. Zuerst erklärten die Geistlichen, dann viele Laien ihre Teilnahme. Alle hefteten ein rotes Kreuz aus die rechte Schulter, woher ihr Name Kreuzfahrer und die Benennung Kreuzzüge rührt. Die allgemeine Begeisterung sah aller Orten Wundercrscheinnngen: Steine fielen vom Himmel, Kometen und Nordlichter erschienen: man sah eine große Stadt am Himmel, ein feuriger Weg ging durch den blauen Himmel nach Morgen hin und bald erschien der halbe Himmel blutrot. Man sah am Himmel Schwerter, ein ganzes Heer, zwei feurige Ritter fechtend und den mit dem Kreuze siegend, ja es hieß, Karl der Große sei von den Toten auferstanden und werde die heiligen Streiter selbst anführen. Eine damals ausbrechende Seuche, das heilige Feuer genannt, wurde schon als göttliche Strafe der Zögerung ausgelegt. Viele konnten die Zeit des Aufbruchs nicht abwarten. Peter von Amiens, mit ihm Walther von Habenichts brachen schon im Frühling 1095 mit ihren wüsten Scharen auf, fanden aber infolge ihrer Zügellosigkeit in Ungarn, Bulgarien und Kleinasien durch die Rache der Einwohner ihren Untergang; nur Peter kehrte mit einem Häuflein nach Konstantinopel zurück. — Auch die Juden verfolgte der fromme Wahn.

9. Mittelalter - S. 70

1882 - Oldenburg : Stalling
70 lief er durch zwei brennende Scheiterhaufen, kam zwar lebendig hindurch, starb aber an den erhaltenen Brandwunden. Die Kreuzfahrer gelangten endlich im Juni 1099 unter steten Mühseligkeiten über Stamla und Emans auf eine Anhöhe und sahen 0on hier aus die heilige Stadt I eru s a lern. Unter Thränen fielen alle auf die Kniee und stimmten, aller bisherigen Leiden vergessend, fromme Lobgesänge an. Man schritt zur Belagerung und am 15. Juli 1099 ward die Stadt mit Sturm genommen. Jerusalem war stark befestigt und hatte eine Besatzung von 40 000 Mann, während die Christen nur noch 20 000 Mann zu Fuß und 1500 Reiter zählten. Aber das Feldgeschrei: „Gott will es!" begeisterte auch jetzt das kleine Heer. Lebensrnittel und Bänine zu den Belagerungsmaschinen wurden herbeigeschafft, aber bald stellte sich ein furchtbarer Wassermangel ein. Aus den Quellen, die nicht verstopft waren, mnßte jeder Trunk Wasser deu Saraeenen darum mit Blnt abgerungen werden, ja die Christen erhoben unter sich selbst Mutige Streitigkeiten. Viele Lastthiere starben vor Dnrst und verpesteten die Lnst. Zum Wassermangel in der brennendsten Sommerhitze kam noch Mangel an Lebensmitteln. Endlich brachte eine genuesische Flotte von Joppe her Nahrungsmittel und Zimmer-leute mit ihren Werkzeugen zum Bau der Belagerungsmaschinen. Da es hieß, ein ägyptisches Heer werde bald zum Entsatz herannahen, unternahm man am 14. Juli einen Sturm, der aber von den Belagerten abgeschlagen ward. Am folgenden Tage, den 15. Juli, erneuerten die Christen, begeistert durch die Erscbcinnng eines glänzenden Ritters mit blitzendem Schilde, den Sturm; die äußere Mauer ward erstiegen, die innere von Gottfried von seinem Belagerungsturme aus zuerst bestiegen. Nun drangen die Wallfahrer in die Stadt ein und erhoben unter dem Geschrei: „Gott will rs!" ein entsetzliches Blutbad. In Omars Moschee rieselte das Blut über die Treppen. Von 70 000 Einwohnern blieben nicht so viele übrig, als nötig waren, die Toten zu begraben. Die Beute der geplünderten Stadt war unermeßlich. Nur Herzog Gottfried hielt sich von solchen Greueln frei. Gleich nach Eroberung der Stadt ging er barfuß und int wollenen Bnß-hemd in die Kirche des Hl. Grabes, um Gott für feine Gna^c zu danken. Und nun zogen auch dieselben Krieger, die so viele Greuel verübt, vom Blute gereinigt, in die Auferstchungskirche, um zu danken und Buße zu geloben. — Die kleine Besatzung des Davidlurmes erhielt freien Abzug. Unter der Bcntc befand sich das mit Gold reich verzierte Kreitz, in dessen Mitte ein Stück des allerheiligstcn Kreuzes Christi eingefaßt war. Dieses Kreuz ward später vor der Schlacht von den christlichen Streitern geküßt

10. Mittelalter - S. 81

1882 - Oldenburg : Stalling
81 und die Abgeordneten der Städte zu einem neuen Reichstage in der ronealischen Ebene. Hier wurden ihm alle Hoheitsrechte und die Ernennung der Obrigkeiten in den Städten zugesprochen. Aber die Mailänder wollten die kaiserlichen Beamten (Podestas) nicht aufnehmen. Friedrich sprach über Mailand abermals die Reichsacht aus (1159). Zunächst aber sollte die von Mailand aufgereizte Stadt Crema gezüchtigt werden: sie ward sieben Monate belagert und dann zerstört, wobei die Bewohner von Lodi und Cremona aus Haß eifrig mitwirkten (1160). Während dieser Belagerung erreichte die Grausamkeit auf beiden Seiten den höchsten Grad. Die Belagerer spielten mit den abgehauenen Köpfen der Gefangenen wie mit Bällen, und die Cremenfer rissen Kaiserliche auf den Maueru in Stücke. Die Kinder der vornehmsten Cremenser wurden an einen Belagerungsturm gebunden, um die Einwohner vom Widerstände abzuhalten, aber die Belagerten richteten dennoch ihre Wurfgeschosse dagegen und priesen die Kinder glücklich, daß thuen schon im zarten Alter der Tod für die Freiheit' bestimmt sei. Nun rückte der Kaiser, durch ein neues deutsches Heer verstärkt, gegen Mailand. Inzwischen war Hadrian Iv. gestorben, und der neue Papst Alexander Iii. hatte den Kaiser in den Bann gethan. Die Belagerung von Mailand zog sich in die Länge, und beide Theile überboten sich an Grausamkeit. Alle, welche Zufuhr bringen wollten, verloren die rechte Hand; um die Grausamkeiten der Mailänder zu rächen, wurde der größte Teil der Gefangenen aufgehängt. Friedrich schwur, nicht eher die Krone wieder auf sein Haupt zu setzen,'als bis die Stadt erobert sei.-Endlich, nach zweijähriger Belagerung, bequemten sich die Mailänder, vom Hunger gezwungen, am 1. März 1162 zur Unterwerfung. Die Konsuln von Mailand und die vornehmsten Adeligen warfen sich dem Kaiser in seinem Lager bei Lodi zu Füßen und leisteten die vorgeschriebenen Eide. Drei Tage nachher brachten 300 Ritter die Schlüssel aller Thore und Burgen mit 36 Fahnen der Stadt und leisteten den Eid der Treue. Nach abermals drei Tagen erschien das ganze Volk, in hundert Scharen abgeteilt, mit Stricken um den Hals, Asche auf den Häuptern, und Kreuze in den Händen, in seiner Mitte das Karroeio, der Fahnen-wagen mit einem hohen Maste, dessen Spitze mit einem Kreuze und dem Bilde des hl. Ambrosius, des Schutzheiligen von Mailand, geziert war. Als der Kaiser auf seinem Throne Platz genommen, ging der Zug in Stacke, Hülfsbuch. Ii. Teil. 6
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