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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 279

1855 - Mainz : Kirchheim
279 kleiner als Maikäfer, schwarz von Farbe und an den abgestutzten Flügel- decken mit zwei rostfarbenen, wellenförmigen Querbinden versehen. Sie bemühen sich, diese Thiere zu begraben, wozu sie sich eben auch nicht ungeschickt anstellen. Sie laufen erst um dieselben herum, wie wenn sie das Mass nehmen wollten, durchgraben dann die Erde, und wenn Steine sie am Geschäfte hindern, so schieben sie das Aas an eine gün- stigere Stelle, stecken den Kopf darunter und heben es; dabei scharren sie mit den Vordersüssen die Erde weg, dass es sinkt. Kommt die Ar- beit in's Stocken, so macht sich bald hier, bald dort einer hervor, die Ursache zu erforschen, worauf sie sodann mit vereinigten Kräften die Erde von der hindernden Stelle wegzubringen suchen. In Zeit von drei Stunden haben sie eine Maus schon so tief unter die Erde gebracht, dass man nichts mehr davon sieht. Sie setzen ihre Arbeit so lange fort, bis das Thier einen halben oder ganzen Schuh unter der Erde liegt, damit es die Schmeissfliegen nicht in Beschlag nehmen. Von grösseren Thieren begraben sie nur einzelne Theile. Man könnte glau- den, die Natur habe diesen Käfern, welche Todtengräber heissen, das Geschäft, welches ihr Name andeutet, der Reinlichkeit wegen über- tragen. Allerdings wird dieser Zweck auch durch sie erreicht; doch liegt ihrer Thätigkeit eine tiefere Ursache zu Grunde, nämlich die Sorge für ihre Nachkommenschaft. Nach der Vergrabung legt das Weibchen dieses Käfers auf den Thierkörper seine Eier; aus diesen kommen nach vierzehn Tagen die Larven, welche ihren Unterhalt gleich zur Steile ha- den. Ehe sie sich verpuppen, verlassen sie das Aas, kriegen tiefer in die Erde und machen daselbst ihre Verwandlung durch , nach welcher die Käfer aus der Erde kommen und davon fliegen. Nicht so unschädlich und bescheiden ist der Maikäfer; denn er verzehrt mit seiner zahlreichen Kameradschaft die Blätter und Knospen der Obstbäume, dass sie keine Früchte tragen, und auch andere Bäume bleiben von ihnen nicht verschont. Meist tritt dies ein , wenn vorher einige trockene Jahre gewesen sind Biese Verheerungen würden auf- fallender und häufiger sein, wenn der Maikäfer nicht durch Feinde ver- tilgt würde. Zu diesen gehören viele Vögel, die Fledermäuse, Igel, Füchse; dass die Haushühncr sie gern fressen, ist bekannt. Millionen gehen zu Grunde, wenn das Wetter zur Zeit ihres Erscheinens kühl und nass ist. Alsdann können sie keine Eier legen und im künftigen Jahre ist die Menge der Maikäfer merklich gering. Doch ist ihre Fruchtbar- keit so gross, dass sie oft nach einigen Jahren wieder so häufig erschei- nen, als je. Aus ihren Eiern entstehen die Engerlinge, die häufig beim Pflügen in den Furchen liegen und von den Raben aufgelesen werden. Sie bringen vier Jahre lang unter der Erde zu. Während dieser Zeit thun sie durch Benagen der Wurzeln dem Getreide, den Wiesen und Waldungen grossen Schaden. Viele dieser schädlichen Thiere werden von Maulwürfen und Spitzmäusen verzehrt; es sollte aber auch von Sei- len des Menschen auf deren Vertilgung Bedacht genommen werden, zumal man die beim Pflügen und Graben sich findenden einsammeln und als Futter für das Hausgeflügel und die Schweine benützen kann. — Einige Wochen nach dem Maikäfer erscheint der kleinere Brach- käser, dessen Engerlinge gleichfalls im Verdacht stehen. dass sie auf ähnliche Art schädlich werden, wie die des Maikäfers. 7. Laufkäfer. Daö Heer der Insekten erscheint mit dem Frühlinge und schreckt durch seine Gefräßigkeit; aber um diese Zeit fängt auch die Schaar

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 132

1855 - Mainz : Kirchheim
132 27. Hlliigbieit und Dankbarkeit einer Luwin. Von der Mannschaft eines englischen Schiffes, die an der ostindischen Küste ans Land geschickt worden war, um Holz zu fällen, hatte sich ein Matrose entfernt und sich weiter als die Uebrigen in den Wald gewagt. Aber plötzlich hemmte Schrecken seine Schritte, denn er sah rasch eine Löwin auf sich zueilen, der zu entfliehen nicht mehr möglich war. Doch bald trat Verwun- derung an die Stelle der-Furcht, als sich das Thier ihm schmei- chelnd zu Füssen legte, erst ihn an- und dann nach einem Baume hinsah. Nachdem sie dies einige Male wiederholt hatte, stand sie wieder auf und ging auf jenen Baum zu, sich mehrmals nach dem Matrosen umblickend, woraus dieser schloss, dass sie wünsche, er solle ihr folgen, was er endlich auch that. Ange- kommen bei dem Baume sah er auf diesem einen grossen Pa- vian sitzen, der kleine Thierchert im Arme hatte, welche, wie er aus den unverwandt dahin gerichteten Blicken der Löwin, die sich katzenartig unter dem Baume niedergekauert hatte, schloss, deren Jungen sein mochten. Hinauf zu klettern und dem Pavian die Beute abzujagen, dazu hatte er keine Lust, aber er war mit einer Axt versehen und so dachte er bequemer und sicherer den Wunsch der Löwin zu erfüllen. Basch fing er nun an, den Baum umzuhauen, bei welcher Arbeit die Lö- win abwechselnd ihn und den Bäuber ihrer Jungen im Auge behielt, was ihm in der Förderung seiner Arbeit ein nicht klei- ner Sporn war; auch währte es nicht lange, so musste der Baum seinen kräftigen Hieben weichen, er fiel und mit ihm der Pavian, den die Löwin mit einem Satze fasste und in Stücken riss. Der Matrose stand und zitterte über diesen Anblick wie ein Espenlaub. Nachdem die Löwin ihre Jungen unversehrt gefunden, berochen und beleckt hatte, sprang sie von Neuem auf den armen und zitternden Matrosen los, um diesem durch Lecken und Sehmeicheln ihre Dankbarkeit zu beweisen. Sie schmiegte sich um seine Füsse, rieb einige Male ihren Kopf an ihm, nahm dann ihre Jungen, wie die Katzen zu thun pflegen, ins Maul und trabte mit denselben davon. Bebend und bleich kam der Matrose auf dem Schiffe an, und es dauerte lange, bis er sich so weit erholt hatte, dass er das Abenteuer erzählen konnte. 28. Der Hund auf dem St, Bernhardsiterg. Ein frommer savoyischer Edelmann , Bernhard von M e n t h o n, stiftete im Jahre 962 auf einem sehr hohen Berge im südlichen Theile von Wallis ein Kloster, dessen Bewohner das heilige Gelübde auf sich nehmen, den Wanderern auf diesem wilden Bergpfade jede mögliche Erleichterung und Erquickung

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 199

1855 - Mainz : Kirchheim
199 vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam, um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern- den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei- gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp. 13. Kavl der Große. Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne, dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje- stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden, den mächtigen Weltbeherrscher. Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische, wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar- über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel- steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen- hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er- ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis. Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen. Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul- den, eure dagegen viele Pfund Silbers." Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 281

1855 - Mainz : Kirchheim
281 fein; dort schwebt eins in geringer Höhe über der Erde, bald gesellt sich ein zweites und jetzt ern drittes und noch mehr zu ihm, und in leuchtenden unbestimmten Linien oder länglichen Kreisen schweben sie dahin, dort an dem Weidenstumpf verschwindend und bald wieder er- scheinend, um von Neuem das schöne Schauspiel zu wiederholen, wel- ches bis zur Mitternachtsstunde währt. Und dazu scheint freundlich der gestirnte Himmel; auf Erden herrscht ringsum tiefe Stille, die Blüm- chen träumen im gesenkten Kelche und die Menschen in den Armen des Schlummers, und die wenigsten sehen, daß die Sommernacht eines der schönsten Schauspiele aufführt. Die Leuchtwürmchen halten sich am Tage im Grase auf und sind dann selten zu sehen. Die Weibchen haben keine Flügel; sie sind so lang, wie die Kellerassel, aber schmäler, oben schwärzlichbraun, unten blaßgelb; ihr Körper besteht aus elf Ringen. Biegt sich das Thier- chen nach unten, so erscheinen die Fugen zwischen den Gelenken gelb; doch ist hier nicht die leuchtende Stelle, sondern am Ende des Kör- pers. Diese Käfer haben das Leuchten in der Gewalt, so daß sie es bald mehr, bald weniger erscheinen lassen können. Ihre Nahrung kennt man nicht, daher sie auch in der Gefangenschaft nicht lange er- halten werden können. Die Männchen sind kleiner und seltener, als die Weibchen, diesen aber an Gestalt gleich. Ihre Flügeldecken, länger als der Leib, sind braun, unter denselben liegen die Flügel. Die Larven dieser Insekten besitzen gleichfalls die Fähigkeit zu leuchten. Jedem Kinde ist das artige Marienkäferchen bekannt. Weil es den Winter überlebt und unter den Insekten eins der ersten ist, welche im Frühjahre erscheinen, somit gleichsam die schöne Jahreszeit anmeldet, so nennt man es auch Sommerkindchen. Die Kinder fangen es oft und lassen es an der Hand umherlaufen. Angerührt stellt es sich todt, bald aber läuft es ein wenig, hält dann ein, breitet die Flügel aus und fliegt davon. An jeder der rothen oder gelben Flügeldecken besinden sich drei schwarze Punkte in Form eines Dreiecks und einer ist gemeinschaftlich vorne; am Kopfe aber sind zwei weiße Tüpfchen und am Halse zwei weiße Flecken. Der Leib ist unten flach, hart und schwarz, oben aber weich und daselbst von den gewölb- ten Flügeldecken geschützt. Es gibt mehrere Arten dieser Käfer, welche sich durch die Farbe und Düpfelchen bei oberflächlicher Betrachtung leicht unterscheiden. Sie nähren sich, sowohl im Larvenzustand als auch nach der Verwandlung, von Blättläusen und sind daher auf Bäu- men, Blumen und Kräutern zu treffen. Besonders zeichnen sich die Larven durch Vertilgung des genannten Ungeziefers aus, unter dem sie wie die blutgierigsten Raubthiere wüthen. 9. Die Schmetterlinge. Es wird nicht leicht einen Knaben geben, dem die schönsten un- serer Schmetterlinge unbekannt wären und der nicht Jagd auf sie machte. Beute ist dem Schmetterlingssänger auch stets gewiß, sofern

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 106

1855 - Mainz : Kirchheim
106 ihrem Abwelken, sondern sie verbirgt die unreifen Körner in einer weißen, zarten Kapsel unter dem Boden, wo sie den ganzen Winter über ruhen. Im Frühjahre kommen ihre dunkelgrünen Blätter noch vor dem Grase aus dem Boden, und wenn man sie stehen läßt, so entfalten sie sich und die Samenkapsel wird ziemlich groß, enthält viele Körner, welche, wenn sie reif werden, braungelb aussehen. Diese Pflanze ist erstens ein Wiesen- unkraut, denn sie versperrt dem Grase oder andern Futterpflanzen den Platz und nimmt ihnen die Nahrung weg. Sie ist ferner für das Vieh nicht gesund, und so lange sie grün ist, wird sie von dem Vieh nicht angerührt; mit dem Heu getrocknet verliert sic ihre Schärfe und wird von dem Vieh, wiewohl nicht gerne, doch ohne Schaden gefressen. Die Herbstzeitlose ist aber zweitens eine Giftpflanze. Ich weiß ein Beispiel, daß zwei Kälber, welche sie grün im Frühjahre abweideten, daran zu Grunde gingen. Ja es ist schon mehrmals der Fall gewesen, daß Kinder zuerst mit der Samen- kapsel spielten, dann die Körner verschluckten und daran sterben mußten. Dieses Kraut ist schwer zu vertilgen; denn es hat ziemlich tief im Boden seine Zwiebel, aus welcher die Blätter herauskommen, und diese Zwiebel ist schwer aus dem Boden zu bringen, wenn man nicht eigens dazu gerich- tetes Stcchwcrkzeug hat. Wenn man aber die Blätter im Frühjahre, wenn sie schon ziemlich aus dem Boden find, wegschneidet und zwar möglich weit unten, und dies im nächsten Frühjahre wiederholt, so bleibt die Pflanze aus, weil die Zwiebel im Boden verfault. Wäre dies nicht ein nützliches Geschäft für die Knaben? So viel Herbzeitlosen blieben immer noch übrig, als der Apotheker zu der Bereitung einer Arznei gebraucht, welche besonders in Gichtanfällen angewandt wird. 8. Dev Weinstock. Was die Rose unter den Blumen ist, das ist die Weintraube unter den Früchten. Lieblich ist schon der Geruch der zarten Blüthe des Weinstockes; aber noch herrlicher ist der Geschmack der gereiften Beere. Der Weinstock gehört unter die klimmenden und mit Ranken zum Festhalten versehenen Sträucher, und ist ohne Zweifel, wie wir aus der Bibel wissen, im milderen Asten ursprünglich einheimisch. Nach Deutschland kam er wahrscheinlich durch die Römer. Man lernte schon sehr frühzeitig die Kunst, aus dem Safte seiner Beeren durch Gährung ein erquickendes und stärkendes, aber zugleich auch berauschendes Getränke zu bereiten. Die Weinbeere besteht nämlich aus zarten Schläuchen, deren einige einen wässerigen Sauerstoss (Säure), andere Zuckerstoff enthalten ; nebstdem ist auch Schleim damit vermischt. Die Gährung der vorher zerquetschten Beeren, wodurch die Schläuche zersprengt werden, besteht in der Wirkung des Sauerstoffs auf den Zuckerstoff, wodurch Luftsäure (Kohlen- säure) entbunden und Weingeist erzeugt wird. Dadurch geschieht die Verwandlung des Mostes in Wein. Hat in schlechten Zähren der zuckerhaltige Theil der Traube stch nicht gehörig ausbilden können, so gibt es einen schlechten Wein, der aber um Vieles besser wird, wenn man dem gährenden Most Zucker zusetzt. Durch die Kultur, die Verschiedenheit des Bodens und des Klima's sind nach und nach eine große Menge von Abarten und Spielarten der Weintrauben entstanden, so daß man bereits gegen

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 107

1855 - Mainz : Kirchheim
107 1400 Sorten zählt, und eben deswegen gibt es auch eine so große Menge von Weinarten, die sich durch Güte und Geschmack, wie auch durch Farbe und andere Eigenschaften sehr von einander unter- scheiden. Unter den deutschen Weinen wird der Rheinwein für den besten gehalten. Die besten Traubensorten zum Essen sind: der Muskateller, wovon es eine weiße und eine rothe Spielart gibt, der Gutedel, ebenfalls weiß oder roth, und die Zibentraube, mit ovalen gelblichen Beeren, wovon in den wärmeren Ländern die großen Rosinen oder Zibeben kommen. Die besten Weine geben: der Riesling, welcher weiße (grüne) Beeren hat, und besonders häufig am Rhein gebaut wird, wovon die Rheinweine so vorzüglich sind; der Klüvn-er, welcher kleine, dunkelblaue oder graue Beeren hat; der Sylvaner (Salviner) oder Oestreicher mit einer weißen oder einer blauen Spielart; der Traminer, roth; der Strohwein oder Sekt entsteht aus den Trauben, die man im Herbste noch auf dem Stroh trocknet, wodurch sie einen großen Theil des Wässerigen verlieren und also an Süße zunehmen. Wohl ist der Wein ein herrliches, den Müden und Kranken erquickendes, den Niedergeschlagenen erfreuendes Getränke, das der, der es haben kann, täglich genießen mag, aber immer so, daß wirklich nur das Herz erfreut wird und nicht der Bauch dabei in seine tolle Luftigkeit geräth, wobei er mit dem Verstände und dem Herzen durchgeht, und beide zu Sachen hinreißt, die nicht gut und nicht recht sind. 9. Der Haifeebaimi. Seine Bhitler sehen fast wie Pommeranzenblät- ter aus; nur sind sie viel länger; die Blüthen sind weiss; die Frucht ist eine kleine Hirsche, welche anfangs grün, später roth, zuletzt bei völliger Heise schwarz ist. Sie enthält unter dem dünnen, widrig- süsslichen, ungeniessbaren Fleische zwei harte Sa- menkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche mit den flachen Seiten an einander liegen. Der Kaffeebaum blüht jährlich zweimal und man findet fast immer Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben. Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien, wo er in vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt ist, als bei uns der Zwetschenbaum. Und gewiss ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte in der ganzen luteit. Ufenn man aber meint, dass nun auch in jenen Gegenden immer und überall der beste Kuffee getrunken werde, so irrt man sich sehr.

7. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 121

1855 - Mainz : Kirchheim
121 Bei manchen Schlangen tobtet dieser Biß aus der Stelle, bei andern er- folgt der Tod erst einige Zeit nachher; bei noch andern bringt der Biß bloß Geschwulst hervor, oder tobtet nur zuweilen. Die Wilden essen selbst giftige Schlangen ohne Nachtheil, wenn diese nicht etwa sich selbst ge- bissen haben. Hebel. 17. Die Riesenschlange. Ein holländischer Offizier, der sich in Ceylon aufhielt, erzählt: ,,Ich wohnte am Ende der vornehmsten Stadt dieser Insel und hatte die Aussicht auf den naheliegenden Wald. Nicht weit von meiner Wohnung war ein kleiner Hügel, auf welchem drei bis vier Palmbäume standen, deren Anblick mir alle Morgen viel Vergnügen machte. Als ich einstmals des Morgens meine Augen auf sie ge- richtet hatte, schien mir ein dicker Zweig auf demselben allerlei wunderliche Bewegungen zu machen; er drehte sich von einer Seite zur andern, neigte sich auf die Erde herab, hob sich wieder in die Höhe und verlor sich unter den andern Zweigen. Kein Wind wehte, die Luft war gänzlich still, und ich hatte allerhand Gedanken über diese Erscheinung, als mich ein Ceylonese besuchte. Ich zeigte ihm, was mich in Verwunderung setzte. Er sah nach den Bäumen hin, wurde ganz blass im Gesichte und wollte vor Schrecken zur Erde sinken. Er bat mich, dass ich den Augenblick alle meine Fenster und Thüren zumachen und verriegeln sollte; denn was ich für den Zweig eines Baumes halte, sei eine ungeheure Schlange, die sich an solchen Bewegungen belustige. Ich erkannte bald, dass er recht hatte; denn nicht lange darauf sah ich, dass sie ein kleines Thier von der Erde haschte und mit sich unter die Zweige des Baumes nahm. Wir versammelten uns hierauf, zwölf Personen an der Zahl, und ritten wohlbewaffnet hinter ein dichtes Gebüsch , wo wir die Schlange mit unsern Flinten erreichen konnten. Als wir sie nun in der Nähe betrachteten und ihre ungeheure Grösse wahrnahmen, er- griff uns alle ein Schauder, und keiner wagte einen Schuss zu thun, weil man sie zu verfehlen fürchtete. Alle Ceylonesen, die bei mir waren, gestanden, dass diese Schlange alle, die sie je gesehen hätten, an Grösse überträfe. Sie war dicker als der Leib eines mageren Menschen, schien aber nicht fett zu sein, und war im Verhältniss ihrer Dicke sehr lang. Mit ihrem Schwanz hing sie sich an einen der obersten Zweige des Baumes und mit dem Kopfe reichte sie bis zur Erde. Sie war ausserordentlich geschwind und machte in einem Augenblicke mit ihrem Körper tausend Wendungen. Sie kam herab, wickelte den Schwanz um den Stamm des Baumes, legte sich der Länge nach auf die Erde und in einem Augenblicke hatte sie sich unter den Aesten des Baumes verloren. Mitten unter diesen Luft- sprüngen sahen wir, dass sie sich mit ungemeiner Schnelligkeit zu- rückzog und sich in die Zweige hinlegte. Wir bemerkten bald die Ursache hievon; ein kleiner Fuchs , den sie unstreitig gesehen hatte, wollte unter dem Baume vorbeigehen; allem die Schlange schoss auf ihn herab und hatte ihn in einigen Augenblicken ausgesogen. Mit ihrer breiten, schwärzlichen Zunge leckte sie an seinem Fleische herum und legte sich auf die Erde gemächlich nieder; doch, blieb der Schwanz immer um den Stamm des Baumes gewickelt. Wir betrachteten sie genau, und als wir uns an ihrem Anblick satt ge- sehen hatten, schossen ivir nach ihrem Kopfe; allein wir trafen sie nicht, und sie verrieth auch nicht die geringste Furcht, sondern

8. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 85

1855 - Mainz : Kirchheim
85 laufen, wie einen Affen, und mißhandelten es, bis es starb. Ach, welch ein Jammergeschrei der unglücklichen Kleinen und ihrer El- tern ! Oft erhaschten sie die Kleinen und hingen sie in Körben vop die Fenster ihrer Riesenwohnungen. Da wehklagten die Eltern bei dem traurigen Anblicke; da schrieen die Kleinen ihre Eltern um Hülfe an, bis sie endlich verschmachteten." — „Ach Gott, Herr Treu!" schrieen die meisten Kinder, „hören Sie auf, uns von den abscheulichen Riesen zu erzählen." — Aber noch fuhr Herr Treu fort: „Bald rissen sie diesem ein Bein aus, bald jenem den Arm, bald stachen sie diesem die Augen aus, bald rauften sie jenem die Haare aus, daß das Blut darnach lief." „Herr Treu! bester Herr Treu, wir müssen entlaufen, wenn Sie nicht aufhören!" • „Gut," sprach Herr Treu, „ich will denn aufhören, die Un- menschlichkeiten zu beschreiben, ich könnte noch viel ärgere hinzu- fügen. Aber nun ist die Reihe an Euch. Wer ist im Stande, den Sinn dieses Mährchens zu finden?" Da legte dieser und jener die Finger an die Nase; dieser und jener rieb sich die Stirne und ver- deckte mit der Hand die Augen, wie man es zu machen pflegt, wenn man über etwas nachdenkt. Aber keiner kam dem Sinn auf die Spur. Da stand Herr Treu auf und überschaute die Kinder, und von ihnen vorzüglich die Knaben, dann sprach er: „Beinahe ihr allzu- sammen könnt den Sinn des Mährchens nicht finden. Das macht mir Freude. Vielleicht aber gibt es unter euch zwei oder drei, die ihn finden, aber es nicht wagen, ihn frei herauszusagen. Gut! so will ich es selbst thun:" „Hört ihr den schönen Gesang der Waldbewohner! jetzt den Finken, jetzt den Hänfling, jetzt die Nachtigall! — Seht die schö- nen Schmetterlinge, die um uns herumflattern! Seht die goldenen, die bunten Käfer, die am Boden und in dem Laubwerk umher- kriechen! Hört ihr die Frösche dort unten im Sumpfe! — Setzt sie einmal an die Stelle der vorhin beklagten Einwohner, über welche die grausamen Riesen den Herrn spielten. Ihr aber kommt mit mir! Wir wollen die Riesen sein! — Nun? — was thut's denn weiter ? Wir zerstreuen uns in den Wald; wir durchstreifen die Büsche; wir suchen die Wohnungen der kleinen Waldbewohner; wir reißen ihre Nester unter den Zwei- gen heraus; wir nehmen den Alten die Jungen, den Jungen die Alten; wir spießen die Frösche; wir- zertreten die Kaser, wo wir einen finden; wir fangen Fliegen und reißen dieser die Flügel, jener die Beine aus u. s. w. Was meint Ihr? — Sagt an!" „Nein!" schrie fast der ganze Haufen: „wir wollen nicht sein, wie die abscheulichen Niesen!"

9. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 142

1855 - Mainz : Kirchheim
142 mit beunruhigender Schnelle. Ein dichter Nebel umgab uns eine Weile, und als wir nach wenig Minuten durch ihn herabgesunken waren, lag plötzlich von Neuem die Erde im hellsten Sonnenschein unter uns, und die Thürme von Potsdam, die wir schon deutlich unterscheiden konnten, begrüßten uns. Wir waren im vollkom- mensten Fallen begriffen und sahen dabei nichts unter uns als Wasser (die vielen Arme und Seen der Havel), nur hie und da mit Wald untermischt, auf den wir uns möglichst hinzulenken suchten. Der Wald erschien mir aus der Höhe nur wie ein niedriges Dickicht, dem wir und jetzt mit größter Schnelligkeit näherten. Es währte auch nicht lange, so hingen wir wirklich in den Aesten eines dieser — Sträucher. Ich machte schon Anstalt zum Ausstcigen, als mir Herr Reichardt zurief: „Um's Himmelswillen! Rühren Sie sich nicht; wir sitzen auf einer großen Fichte." So sehr hatte ich in Kurzem den gewöhnlichen Maßstab verloren., daß ich mehrere Se- cunden bedurfte, ehe ich mich überzeugen konnte, daß seine Be- hauptung ganz wahr sei. Wir hingen indeß ganz gemächlich in den Aesten des ge- räumigen Baumes, wußten aber durchaus nicht, wie wir herunter kommen sollten. Lange riefen wir vergebens um Hülfe; endlich kam in der schon eingetretenen Dämmerung ein Ofsizier auf der nahen Landstraße hergeritten. Er hielt unser Rufen zuerst für irgend einem ihm angethanen Schabernack. Endlich entdeckte er uns, hielt höchst verwundert sein Pferd an, kam näher und schien immer noch seinen Augen nicht trauen zu wollen, noch zu begreifen, wie dieses seltsame Nest auf die alte Fichte gerathen sei. Wir mußten ziemlich lange von unserer Höhe unterhandeln, ehe er sich entschloß, nach der Stadt zurückzureiten, um Menschen, Leitern und einen Wagen zu holen. Zuletzt ging Alles gut von statten; aber in dunkler Nacht erst fuhren wir in Potsdam ein, den wenig beschädigten, nun leeren Ball in unseren Wagen gepackt und die treue Gondel zu unseren Füßen. Pückler-Mus kau. 34. Hl« Taucherglocke. Wir waren in die Taucherglocke gestiegen, sie begann sich zu senken; plötzlich erhielt jeder der Mitreisenden einen unbe- schreibbaren Schlag in die Nerven des Gehirns, an die Schläfe, in das Ohr; man halte die Glocke gesenkt, und der Augenblick jenes Schlages war der, wo ihr Rand die Wasseroberfläche be- rührte. Die Luft innerhalb der Glocke war mit einem Male abgeschnitten von jeder Verbindung nach Aussen, von unten wurde sie nach oben gedrängt. Dies war die Ursache der heftigen Erschütterung, die wir empfanden. Die tödtlichste Angst bemächtigte sich plötzlich unser Aller, unsere Antlitze erbleich- ten, der Mund wurde unwillkührlich krampfhaft aufgerissen, Zungen und Augen traten hervor, und ein solches Weh von
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