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kleiner als Maikäfer, schwarz von Farbe und an den abgestutzten Flügel-
decken mit zwei rostfarbenen, wellenförmigen Querbinden versehen. Sie
bemühen sich, diese Thiere zu begraben, wozu sie sich eben auch nicht
ungeschickt anstellen. Sie laufen erst um dieselben herum, wie wenn
sie das Mass nehmen wollten, durchgraben dann die Erde, und wenn
Steine sie am Geschäfte hindern, so schieben sie das Aas an eine gün-
stigere Stelle, stecken den Kopf darunter und heben es; dabei scharren
sie mit den Vordersüssen die Erde weg, dass es sinkt. Kommt die Ar-
beit in's Stocken, so macht sich bald hier, bald dort einer hervor, die
Ursache zu erforschen, worauf sie sodann mit vereinigten Kräften die
Erde von der hindernden Stelle wegzubringen suchen. In Zeit von drei
Stunden haben sie eine Maus schon so tief unter die Erde gebracht,
dass man nichts mehr davon sieht. Sie setzen ihre Arbeit so lange
fort, bis das Thier einen halben oder ganzen Schuh unter der Erde
liegt, damit es die Schmeissfliegen nicht in Beschlag nehmen. Von
grösseren Thieren begraben sie nur einzelne Theile. Man könnte glau-
den, die Natur habe diesen Käfern, welche Todtengräber heissen,
das Geschäft, welches ihr Name andeutet, der Reinlichkeit wegen über-
tragen. Allerdings wird dieser Zweck auch durch sie erreicht; doch
liegt ihrer Thätigkeit eine tiefere Ursache zu Grunde, nämlich die Sorge
für ihre Nachkommenschaft. Nach der Vergrabung legt das Weibchen
dieses Käfers auf den Thierkörper seine Eier; aus diesen kommen nach
vierzehn Tagen die Larven, welche ihren Unterhalt gleich zur Steile ha-
den. Ehe sie sich verpuppen, verlassen sie das Aas, kriegen tiefer in
die Erde und machen daselbst ihre Verwandlung durch , nach welcher
die Käfer aus der Erde kommen und davon fliegen.
Nicht so unschädlich und bescheiden ist der Maikäfer; denn er
verzehrt mit seiner zahlreichen Kameradschaft die Blätter und Knospen
der Obstbäume, dass sie keine Früchte tragen, und auch andere Bäume
bleiben von ihnen nicht verschont. Meist tritt dies ein , wenn vorher
einige trockene Jahre gewesen sind Biese Verheerungen würden auf-
fallender und häufiger sein, wenn der Maikäfer nicht durch Feinde ver-
tilgt würde. Zu diesen gehören viele Vögel, die Fledermäuse, Igel,
Füchse; dass die Haushühncr sie gern fressen, ist bekannt. Millionen
gehen zu Grunde, wenn das Wetter zur Zeit ihres Erscheinens kühl und
nass ist. Alsdann können sie keine Eier legen und im künftigen Jahre
ist die Menge der Maikäfer merklich gering. Doch ist ihre Fruchtbar-
keit so gross, dass sie oft nach einigen Jahren wieder so häufig erschei-
nen, als je. Aus ihren Eiern entstehen die Engerlinge, die häufig beim
Pflügen in den Furchen liegen und von den Raben aufgelesen werden.
Sie bringen vier Jahre lang unter der Erde zu. Während dieser Zeit
thun sie durch Benagen der Wurzeln dem Getreide, den Wiesen und
Waldungen grossen Schaden. Viele dieser schädlichen Thiere werden
von Maulwürfen und Spitzmäusen verzehrt; es sollte aber auch von Sei-
len des Menschen auf deren Vertilgung Bedacht genommen werden,
zumal man die beim Pflügen und Graben sich findenden einsammeln
und als Futter für das Hausgeflügel und die Schweine benützen kann.
— Einige Wochen nach dem Maikäfer erscheint der kleinere Brach-
käser, dessen Engerlinge gleichfalls im Verdacht stehen. dass sie auf
ähnliche Art schädlich werden, wie die des Maikäfers.
7. Laufkäfer.
Daö Heer der Insekten erscheint mit dem Frühlinge und schreckt
durch seine Gefräßigkeit; aber um diese Zeit fängt auch die Schaar
132
27. Hlliigbieit und Dankbarkeit einer Luwin.
Von der Mannschaft eines englischen Schiffes, die an der
ostindischen Küste ans Land geschickt worden war, um Holz zu
fällen, hatte sich ein Matrose entfernt und sich weiter als die
Uebrigen in den Wald gewagt. Aber plötzlich hemmte Schrecken
seine Schritte, denn er sah rasch eine Löwin auf sich zueilen,
der zu entfliehen nicht mehr möglich war. Doch bald trat Verwun-
derung an die Stelle der-Furcht, als sich das Thier ihm schmei-
chelnd zu Füssen legte, erst ihn an- und dann nach einem Baume
hinsah. Nachdem sie dies einige Male wiederholt hatte, stand
sie wieder auf und ging auf jenen Baum zu, sich mehrmals
nach dem Matrosen umblickend, woraus dieser schloss, dass sie
wünsche, er solle ihr folgen, was er endlich auch that. Ange-
kommen bei dem Baume sah er auf diesem einen grossen Pa-
vian sitzen, der kleine Thierchert im Arme hatte, welche, wie
er aus den unverwandt dahin gerichteten Blicken der Löwin,
die sich katzenartig unter dem Baume niedergekauert hatte,
schloss, deren Jungen sein mochten. Hinauf zu klettern und
dem Pavian die Beute abzujagen, dazu hatte er keine Lust,
aber er war mit einer Axt versehen und so dachte er bequemer
und sicherer den Wunsch der Löwin zu erfüllen. Basch fing
er nun an, den Baum umzuhauen, bei welcher Arbeit die Lö-
win abwechselnd ihn und den Bäuber ihrer Jungen im Auge
behielt, was ihm in der Förderung seiner Arbeit ein nicht klei-
ner Sporn war; auch währte es nicht lange, so musste der
Baum seinen kräftigen Hieben weichen, er fiel und mit ihm
der Pavian, den die Löwin mit einem Satze fasste und in
Stücken riss. Der Matrose stand und zitterte über diesen
Anblick wie ein Espenlaub. Nachdem die Löwin ihre Jungen
unversehrt gefunden, berochen und beleckt hatte, sprang sie von
Neuem auf den armen und zitternden Matrosen los, um diesem
durch Lecken und Sehmeicheln ihre Dankbarkeit zu beweisen.
Sie schmiegte sich um seine Füsse, rieb einige Male ihren Kopf
an ihm, nahm dann ihre Jungen, wie die Katzen zu thun
pflegen, ins Maul und trabte mit denselben davon. Bebend
und bleich kam der Matrose auf dem Schiffe an, und es
dauerte lange, bis er sich so weit erholt hatte, dass er das
Abenteuer erzählen konnte.
28. Der Hund auf dem St, Bernhardsiterg.
Ein frommer savoyischer Edelmann , Bernhard von
M e n t h o n, stiftete im Jahre 962 auf einem sehr hohen Berge
im südlichen Theile von Wallis ein Kloster, dessen Bewohner
das heilige Gelübde auf sich nehmen, den Wanderern auf diesem
wilden Bergpfade jede mögliche Erleichterung und Erquickung
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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199
vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl
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fein; dort schwebt eins in geringer Höhe über der Erde, bald gesellt
sich ein zweites und jetzt ern drittes und noch mehr zu ihm, und in
leuchtenden unbestimmten Linien oder länglichen Kreisen schweben sie
dahin, dort an dem Weidenstumpf verschwindend und bald wieder er-
scheinend, um von Neuem das schöne Schauspiel zu wiederholen, wel-
ches bis zur Mitternachtsstunde währt. Und dazu scheint freundlich der
gestirnte Himmel; auf Erden herrscht ringsum tiefe Stille, die Blüm-
chen träumen im gesenkten Kelche und die Menschen in den Armen des
Schlummers, und die wenigsten sehen, daß die Sommernacht eines der
schönsten Schauspiele aufführt.
Die Leuchtwürmchen halten sich am Tage im Grase auf und sind
dann selten zu sehen. Die Weibchen haben keine Flügel; sie sind so
lang, wie die Kellerassel, aber schmäler, oben schwärzlichbraun, unten
blaßgelb; ihr Körper besteht aus elf Ringen. Biegt sich das Thier-
chen nach unten, so erscheinen die Fugen zwischen den Gelenken gelb;
doch ist hier nicht die leuchtende Stelle, sondern am Ende des Kör-
pers. Diese Käfer haben das Leuchten in der Gewalt, so daß sie es
bald mehr, bald weniger erscheinen lassen können. Ihre Nahrung
kennt man nicht, daher sie auch in der Gefangenschaft nicht lange er-
halten werden können. Die Männchen sind kleiner und seltener, als
die Weibchen, diesen aber an Gestalt gleich. Ihre Flügeldecken,
länger als der Leib, sind braun, unter denselben liegen die Flügel.
Die Larven dieser Insekten besitzen gleichfalls die Fähigkeit zu leuchten.
Jedem Kinde ist das artige Marienkäferchen bekannt. Weil
es den Winter überlebt und unter den Insekten eins der ersten ist,
welche im Frühjahre erscheinen, somit gleichsam die schöne Jahreszeit
anmeldet, so nennt man es auch Sommerkindchen. Die Kinder
fangen es oft und lassen es an der Hand umherlaufen. Angerührt
stellt es sich todt, bald aber läuft es ein wenig, hält dann ein, breitet
die Flügel aus und fliegt davon. An jeder der rothen oder gelben
Flügeldecken besinden sich drei schwarze Punkte in Form eines Dreiecks
und einer ist gemeinschaftlich vorne; am Kopfe aber sind zwei weiße
Tüpfchen und am Halse zwei weiße Flecken. Der Leib ist unten
flach, hart und schwarz, oben aber weich und daselbst von den gewölb-
ten Flügeldecken geschützt. Es gibt mehrere Arten dieser Käfer, welche
sich durch die Farbe und Düpfelchen bei oberflächlicher Betrachtung
leicht unterscheiden. Sie nähren sich, sowohl im Larvenzustand als
auch nach der Verwandlung, von Blättläusen und sind daher auf Bäu-
men, Blumen und Kräutern zu treffen. Besonders zeichnen sich die
Larven durch Vertilgung des genannten Ungeziefers aus, unter dem sie
wie die blutgierigsten Raubthiere wüthen.
9. Die Schmetterlinge.
Es wird nicht leicht einen Knaben geben, dem die schönsten un-
serer Schmetterlinge unbekannt wären und der nicht Jagd auf sie
machte. Beute ist dem Schmetterlingssänger auch stets gewiß, sofern
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ihrem Abwelken, sondern sie verbirgt die unreifen Körner in einer weißen,
zarten Kapsel unter dem Boden, wo sie den ganzen Winter über ruhen.
Im Frühjahre kommen ihre dunkelgrünen Blätter noch vor dem Grase
aus dem Boden, und wenn man sie stehen läßt, so entfalten sie sich und
die Samenkapsel wird ziemlich groß, enthält viele Körner, welche, wenn
sie reif werden, braungelb aussehen. Diese Pflanze ist erstens ein Wiesen-
unkraut, denn sie versperrt dem Grase oder andern Futterpflanzen den Platz
und nimmt ihnen die Nahrung weg. Sie ist ferner für das Vieh nicht
gesund, und so lange sie grün ist, wird sie von dem Vieh nicht angerührt;
mit dem Heu getrocknet verliert sic ihre Schärfe und wird von dem Vieh,
wiewohl nicht gerne, doch ohne Schaden gefressen. Die Herbstzeitlose ist
aber zweitens eine Giftpflanze. Ich weiß ein Beispiel, daß zwei Kälber,
welche sie grün im Frühjahre abweideten, daran zu Grunde gingen. Ja
es ist schon mehrmals der Fall gewesen, daß Kinder zuerst mit der Samen-
kapsel spielten, dann die Körner verschluckten und daran sterben mußten.
Dieses Kraut ist schwer zu vertilgen; denn es hat ziemlich tief im Boden
seine Zwiebel, aus welcher die Blätter herauskommen, und diese Zwiebel
ist schwer aus dem Boden zu bringen, wenn man nicht eigens dazu gerich-
tetes Stcchwcrkzeug hat. Wenn man aber die Blätter im Frühjahre, wenn
sie schon ziemlich aus dem Boden find, wegschneidet und zwar möglich
weit unten, und dies im nächsten Frühjahre wiederholt, so bleibt die
Pflanze aus, weil die Zwiebel im Boden verfault. Wäre dies nicht ein
nützliches Geschäft für die Knaben? So viel Herbzeitlosen blieben immer
noch übrig, als der Apotheker zu der Bereitung einer Arznei gebraucht,
welche besonders in Gichtanfällen angewandt wird.
8. Dev Weinstock.
Was die Rose unter den Blumen ist, das ist die Weintraube
unter den Früchten. Lieblich ist schon der Geruch der zarten Blüthe
des Weinstockes; aber noch herrlicher ist der Geschmack der gereiften
Beere. Der Weinstock gehört unter die klimmenden und mit Ranken
zum Festhalten versehenen Sträucher, und ist ohne Zweifel, wie wir
aus der Bibel wissen, im milderen Asten ursprünglich einheimisch.
Nach Deutschland kam er wahrscheinlich durch die Römer. Man
lernte schon sehr frühzeitig die Kunst, aus dem Safte seiner Beeren
durch Gährung ein erquickendes und stärkendes, aber zugleich auch
berauschendes Getränke zu bereiten. Die Weinbeere besteht nämlich
aus zarten Schläuchen, deren einige einen wässerigen Sauerstoss
(Säure), andere Zuckerstoff enthalten ; nebstdem ist auch Schleim
damit vermischt. Die Gährung der vorher zerquetschten Beeren,
wodurch die Schläuche zersprengt werden, besteht in der Wirkung
des Sauerstoffs auf den Zuckerstoff, wodurch Luftsäure (Kohlen-
säure) entbunden und Weingeist erzeugt wird. Dadurch geschieht
die Verwandlung des Mostes in Wein. Hat in schlechten Zähren
der zuckerhaltige Theil der Traube stch nicht gehörig ausbilden
können, so gibt es einen schlechten Wein, der aber um Vieles besser
wird, wenn man dem gährenden Most Zucker zusetzt.
Durch die Kultur, die Verschiedenheit des Bodens und des
Klima's sind nach und nach eine große Menge von Abarten und
Spielarten der Weintrauben entstanden, so daß man bereits gegen
107
1400 Sorten zählt, und eben deswegen gibt es auch eine so große
Menge von Weinarten, die sich durch Güte und Geschmack, wie
auch durch Farbe und andere Eigenschaften sehr von einander unter-
scheiden. Unter den deutschen Weinen wird der Rheinwein für den
besten gehalten. Die besten Traubensorten zum Essen sind: der
Muskateller, wovon es eine weiße und eine rothe Spielart gibt,
der Gutedel, ebenfalls weiß oder roth, und die Zibentraube, mit
ovalen gelblichen Beeren, wovon in den wärmeren Ländern die
großen Rosinen oder Zibeben kommen. Die besten Weine geben:
der Riesling, welcher weiße (grüne) Beeren hat, und besonders
häufig am Rhein gebaut wird, wovon die Rheinweine so vorzüglich
sind; der Klüvn-er, welcher kleine, dunkelblaue oder graue Beeren
hat; der Sylvaner (Salviner) oder Oestreicher mit einer weißen
oder einer blauen Spielart; der Traminer, roth; der Strohwein
oder Sekt entsteht aus den Trauben, die man im Herbste noch auf
dem Stroh trocknet, wodurch sie einen großen Theil des Wässerigen
verlieren und also an Süße zunehmen.
Wohl ist der Wein ein herrliches, den Müden und Kranken
erquickendes, den Niedergeschlagenen erfreuendes Getränke, das
der, der es haben kann, täglich genießen mag, aber immer so, daß
wirklich nur das Herz erfreut wird und nicht der Bauch dabei in
seine tolle Luftigkeit geräth, wobei er mit dem Verstände und dem
Herzen durchgeht, und beide zu Sachen hinreißt, die nicht gut und
nicht recht sind.
9. Der Haifeebaimi.
Seine Bhitler sehen fast wie Pommeranzenblät-
ter aus; nur sind sie viel länger; die Blüthen sind
weiss; die Frucht ist eine kleine Hirsche, welche
anfangs grün, später roth, zuletzt bei völliger Heise
schwarz ist. Sie enthält unter dem dünnen, widrig-
süsslichen, ungeniessbaren Fleische zwei harte Sa-
menkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche mit
den flachen Seiten an einander liegen. Der Kaffeebaum
blüht jährlich zweimal und man findet fast immer
Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben.
Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien,
wo er in vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt
ist, als bei uns der Zwetschenbaum. Und gewiss
ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte in
der ganzen luteit. Ufenn man aber meint, dass
nun auch in jenen Gegenden immer und überall der
beste Kuffee getrunken werde, so irrt man sich sehr.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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121
Bei manchen Schlangen tobtet dieser Biß aus der Stelle, bei andern er-
folgt der Tod erst einige Zeit nachher; bei noch andern bringt der Biß
bloß Geschwulst hervor, oder tobtet nur zuweilen. Die Wilden essen selbst
giftige Schlangen ohne Nachtheil, wenn diese nicht etwa sich selbst ge-
bissen haben. Hebel.
17. Die Riesenschlange.
Ein holländischer Offizier, der sich in Ceylon aufhielt, erzählt:
,,Ich wohnte am Ende der vornehmsten Stadt dieser Insel und
hatte die Aussicht auf den naheliegenden Wald. Nicht weit von
meiner Wohnung war ein kleiner Hügel, auf welchem drei bis vier
Palmbäume standen, deren Anblick mir alle Morgen viel Vergnügen
machte. Als ich einstmals des Morgens meine Augen auf sie ge-
richtet hatte, schien mir ein dicker Zweig auf demselben allerlei
wunderliche Bewegungen zu machen; er drehte sich von einer Seite
zur andern, neigte sich auf die Erde herab, hob sich wieder in die
Höhe und verlor sich unter den andern Zweigen. Kein Wind wehte,
die Luft war gänzlich still, und ich hatte allerhand Gedanken über
diese Erscheinung, als mich ein Ceylonese besuchte. Ich zeigte ihm,
was mich in Verwunderung setzte. Er sah nach den Bäumen hin,
wurde ganz blass im Gesichte und wollte vor Schrecken zur Erde
sinken. Er bat mich, dass ich den Augenblick alle meine Fenster
und Thüren zumachen und verriegeln sollte; denn was ich für den
Zweig eines Baumes halte, sei eine ungeheure Schlange, die sich an
solchen Bewegungen belustige. Ich erkannte bald, dass er recht
hatte; denn nicht lange darauf sah ich, dass sie ein kleines Thier
von der Erde haschte und mit sich unter die Zweige des Baumes
nahm. Wir versammelten uns hierauf, zwölf Personen an der Zahl,
und ritten wohlbewaffnet hinter ein dichtes Gebüsch , wo wir die
Schlange mit unsern Flinten erreichen konnten. Als wir sie nun in
der Nähe betrachteten und ihre ungeheure Grösse wahrnahmen, er-
griff uns alle ein Schauder, und keiner wagte einen Schuss zu thun,
weil man sie zu verfehlen fürchtete. Alle Ceylonesen, die bei mir
waren, gestanden, dass diese Schlange alle, die sie je gesehen hätten,
an Grösse überträfe. Sie war dicker als der Leib eines mageren
Menschen, schien aber nicht fett zu sein, und war im Verhältniss
ihrer Dicke sehr lang. Mit ihrem Schwanz hing sie sich an einen
der obersten Zweige des Baumes und mit dem Kopfe reichte sie bis
zur Erde. Sie war ausserordentlich geschwind und machte in einem
Augenblicke mit ihrem Körper tausend Wendungen. Sie kam herab,
wickelte den Schwanz um den Stamm des Baumes, legte sich der
Länge nach auf die Erde und in einem Augenblicke hatte sie sich
unter den Aesten des Baumes verloren. Mitten unter diesen Luft-
sprüngen sahen wir, dass sie sich mit ungemeiner Schnelligkeit zu-
rückzog und sich in die Zweige hinlegte. Wir bemerkten bald die
Ursache hievon; ein kleiner Fuchs , den sie unstreitig gesehen hatte,
wollte unter dem Baume vorbeigehen; allem die Schlange schoss auf
ihn herab und hatte ihn in einigen Augenblicken ausgesogen. Mit
ihrer breiten, schwärzlichen Zunge leckte sie an seinem Fleische
herum und legte sich auf die Erde gemächlich nieder; doch, blieb
der Schwanz immer um den Stamm des Baumes gewickelt. Wir
betrachteten sie genau, und als wir uns an ihrem Anblick satt ge-
sehen hatten, schossen ivir nach ihrem Kopfe; allein wir trafen sie
nicht, und sie verrieth auch nicht die geringste Furcht, sondern
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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laufen, wie einen Affen, und mißhandelten es, bis es starb. Ach,
welch ein Jammergeschrei der unglücklichen Kleinen und ihrer El-
tern ! Oft erhaschten sie die Kleinen und hingen sie in Körben vop
die Fenster ihrer Riesenwohnungen. Da wehklagten die Eltern bei
dem traurigen Anblicke; da schrieen die Kleinen ihre Eltern um
Hülfe an, bis sie endlich verschmachteten." — „Ach Gott, Herr
Treu!" schrieen die meisten Kinder, „hören Sie auf, uns von
den abscheulichen Riesen zu erzählen." — Aber noch fuhr Herr
Treu fort:
„Bald rissen sie diesem ein Bein aus, bald jenem den Arm,
bald stachen sie diesem die Augen aus, bald rauften sie jenem die
Haare aus, daß das Blut darnach lief."
„Herr Treu! bester Herr Treu, wir müssen entlaufen, wenn
Sie nicht aufhören!"
• „Gut," sprach Herr Treu, „ich will denn aufhören, die Un-
menschlichkeiten zu beschreiben, ich könnte noch viel ärgere hinzu-
fügen. Aber nun ist die Reihe an Euch. Wer ist im Stande, den
Sinn dieses Mährchens zu finden?" Da legte dieser und jener die
Finger an die Nase; dieser und jener rieb sich die Stirne und ver-
deckte mit der Hand die Augen, wie man es zu machen pflegt, wenn
man über etwas nachdenkt. Aber keiner kam dem Sinn auf
die Spur.
Da stand Herr Treu auf und überschaute die Kinder, und von
ihnen vorzüglich die Knaben, dann sprach er: „Beinahe ihr allzu-
sammen könnt den Sinn des Mährchens nicht finden. Das macht
mir Freude. Vielleicht aber gibt es unter euch zwei oder drei, die
ihn finden, aber es nicht wagen, ihn frei herauszusagen. Gut! so
will ich es selbst thun:"
„Hört ihr den schönen Gesang der Waldbewohner! jetzt den
Finken, jetzt den Hänfling, jetzt die Nachtigall! — Seht die schö-
nen Schmetterlinge, die um uns herumflattern! Seht die goldenen,
die bunten Käfer, die am Boden und in dem Laubwerk umher-
kriechen! Hört ihr die Frösche dort unten im Sumpfe! — Setzt sie
einmal an die Stelle der vorhin beklagten Einwohner, über
welche die grausamen Riesen den Herrn spielten. Ihr aber
kommt mit mir! Wir wollen die Riesen sein! — Nun? —
was thut's denn weiter ? Wir zerstreuen uns in den Wald;
wir durchstreifen die Büsche; wir suchen die Wohnungen der
kleinen Waldbewohner; wir reißen ihre Nester unter den Zwei-
gen heraus; wir nehmen den Alten die Jungen, den Jungen
die Alten; wir spießen die Frösche; wir- zertreten die Kaser,
wo wir einen finden; wir fangen Fliegen und reißen dieser
die Flügel, jener die Beine aus u. s. w. Was meint Ihr? —
Sagt an!"
„Nein!" schrie fast der ganze Haufen: „wir wollen nicht sein,
wie die abscheulichen Niesen!"
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mit beunruhigender Schnelle. Ein dichter Nebel umgab uns eine
Weile, und als wir nach wenig Minuten durch ihn herabgesunken
waren, lag plötzlich von Neuem die Erde im hellsten Sonnenschein
unter uns, und die Thürme von Potsdam, die wir schon deutlich
unterscheiden konnten, begrüßten uns. Wir waren im vollkom-
mensten Fallen begriffen und sahen dabei nichts unter uns als
Wasser (die vielen Arme und Seen der Havel), nur hie und da
mit Wald untermischt, auf den wir uns möglichst hinzulenken suchten.
Der Wald erschien mir aus der Höhe nur wie ein niedriges Dickicht,
dem wir und jetzt mit größter Schnelligkeit näherten. Es währte
auch nicht lange, so hingen wir wirklich in den Aesten eines dieser
— Sträucher. Ich machte schon Anstalt zum Ausstcigen, als mir
Herr Reichardt zurief: „Um's Himmelswillen! Rühren Sie sich
nicht; wir sitzen auf einer großen Fichte." So sehr hatte ich in
Kurzem den gewöhnlichen Maßstab verloren., daß ich mehrere Se-
cunden bedurfte, ehe ich mich überzeugen konnte, daß seine Be-
hauptung ganz wahr sei.
Wir hingen indeß ganz gemächlich in den Aesten des ge-
räumigen Baumes, wußten aber durchaus nicht, wie wir herunter
kommen sollten. Lange riefen wir vergebens um Hülfe; endlich
kam in der schon eingetretenen Dämmerung ein Ofsizier auf der
nahen Landstraße hergeritten. Er hielt unser Rufen zuerst für
irgend einem ihm angethanen Schabernack. Endlich entdeckte er
uns, hielt höchst verwundert sein Pferd an, kam näher und schien
immer noch seinen Augen nicht trauen zu wollen, noch zu begreifen,
wie dieses seltsame Nest auf die alte Fichte gerathen sei. Wir
mußten ziemlich lange von unserer Höhe unterhandeln, ehe er sich
entschloß, nach der Stadt zurückzureiten, um Menschen, Leitern
und einen Wagen zu holen. Zuletzt ging Alles gut von statten;
aber in dunkler Nacht erst fuhren wir in Potsdam ein, den wenig
beschädigten, nun leeren Ball in unseren Wagen gepackt und die
treue Gondel zu unseren Füßen. Pückler-Mus kau.
34. Hl« Taucherglocke.
Wir waren in die Taucherglocke gestiegen, sie begann sich
zu senken; plötzlich erhielt jeder der Mitreisenden einen unbe-
schreibbaren Schlag in die Nerven des Gehirns, an die Schläfe,
in das Ohr; man halte die Glocke gesenkt, und der Augenblick
jenes Schlages war der, wo ihr Rand die Wasseroberfläche be-
rührte. Die Luft innerhalb der Glocke war mit einem Male
abgeschnitten von jeder Verbindung nach Aussen, von unten
wurde sie nach oben gedrängt. Dies war die Ursache der
heftigen Erschütterung, die wir empfanden. Die tödtlichste Angst
bemächtigte sich plötzlich unser Aller, unsere Antlitze erbleich-
ten, der Mund wurde unwillkührlich krampfhaft aufgerissen,
Zungen und Augen traten hervor, und ein solches Weh von
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