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Anschauung kennen lernt. Aber vor Allem wohlthuend ist der Eindrucks
den das Land der Sachsen auf den deutschen Reisenden macht. Ist auch
der Boden nicht gerade der fruchtbarste, so bringt ihn doch Fleiß
und Mühe zu einem guten Ertrage. Ueberall bemerkt man Wohl-
habenheit und Behaglichkeit, was neben dem so eben gerühmten
Fleiße von der persönlichen Freiheit abzuleiten ist, die hier ein Jeder
genießt. Es sind aber die hiesigen Deutschen weniger den Sachsen^
als den Württembergern und Bayern an Sprache und Sitte ähn-
lich, stammen auch wohl ursprünglich zum großen Theil aus beiden
Staaten und heißen nur deßhalb Sachsen, weil man in Siebenbür-
gen alle Deutschen mit diesem Namen beehrt, wie man sie in Un-
garn ohne Ausnahme Schwaben nennt. In Hermannstadt fühlt
man sich ganz nach Deutschland versetzt und zwar in seine bestem
Gegenden. Die Stadt ist gerade nicht prachtvoll gebaut, sie hat
das Ansehen einer alten deutschen Mittelstadt, spricht aber sehr durch
die Gemüthlichkeit ihrer Bewohner an, die in den gebildeten Classen,
fast alle aus Deutschen bestehen. In den unteren Classen findet man
viele Wallachen, auch Zigeuner fehlen nicht. I. G. E l s n e r.
| Ii.xböhmen. j
Wenn man das einzige und nothwendige Naturprodukt des
Salzes, an welchem Böhmen auffallenden Mangel leidet, abrech-
net, so vereinigt dieses Land in seltener Weise Alles, was zu des
Lebens Nothdurft und Annehmlichkeit gehört: gesegnete Kornfelder^
holzreiche Waldungen, erzhaltige Berge, große Brcrun- und Stein-
kohlenlager, fruchtbare Wiesen, ergiebige Obstgärten, treffliche
Weinberge, vorzügliche Hopfenfelder — und dazu schiffbare Flüsse.
Darum wird auch Böhmen mit Recht der schönste Diamant in
Oesterreichs Krone genannt. Das Klima bietet eine herrliche Mitte
von Wärme und Kälte; nur in den Hochflächen und Gebirgsland-
schaften ist es rauh. Der hohe Wall des Erzgebirges wie der noch
höhere der Sudetenkette schützt indessen das anliegende tiefere Land
vor den Nord- und Ostwinden. Da, wo die Moldau in die Elbe
tritt, in der reizenden Gegend von Melnik, gedeihen seit Jahrhun-
derten Burgunderreben auf das Beste und liefern in guten Jahren
einen Wein, der fast das Originalgewächs übertrifft. Unter den
österreichischen Landestheilen steht Böhmens Gewerbfleiß unbedingt
obenan. Leinenwaaren werden für die Ausfuhr im Großen aus-
schließlich in Böhmen (am Riesengebirge) verfertigt, über eine
Million Stück jährlich, und die „Rumburger" Leinwand ist auch in
der nichtböhmischen Frauenwelt rühmlichst bekannt. Spitzengarn
wird von solcher Feinheit gesponnen, daß ein Faden von 16,000
böhmischen Ellen Länge nur Vf2 Loth wiegt. Auch die Wollen-
und Baumwollenspinnereien kommen jetzt mehr und mehr in Schwung.
In der Glasfabrikation aber behauptet Böhmen seit Langem ent-
schiedenen Vorrang; man rechnet 75 Glashütten und 22glasschlei-
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vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl