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Ehrentitel. Chlodwig jedoch hatte das Christentum nur sehr äußerlich angenommen. Er blieb auch als Christ, was er als Heide gewesen war: ein ungerechter, tückischer, grausamer Herrscher. Um seine Macht zu vermehren, zog er nicht allein auf Krieg und Eroberungen aus, er übte auch Verrat gegen seine eigenen Verwandten. Damit keiner ihm die Alleinherrschaft streitig mache, räumte er sie alle durch Mord aus dem tdege.
10. Karl Itcartell. Pippin der Kleine.
1. Oie Hausineier. Chlodwigs Nachkommen auf dem fränkischen Throne waren ihm gleich an Grausamkeit, aber nicht an Hsrrscherkrast. Ja, durch ihre Laster gerieten sie endlich in solche Erschlaffung, daß sie sich gar nicht mehr um die Regierung kümmerten. Hur bei der großen Heerschau, die jedes Frühjahr gehalten wurde, bekam das Volk seinen König zu sehen. Da fuhr er nach alter Sitte auf einem von Gchsen gezogenen Wagen nach der Versammlung, setzte sich auf den Thron und ließ sich von dem Volke das herkömmliche Geschenk reichen. Die Regierung des Reiches überließ er ganz seinem obersten Beamten, der Hausmeier genannt wurde.
2. Karl Ittartell. Manche dieser Hausmeier waren sehr tüchtige Männer. Besonders ragte unter ihnen Karl Martell (der Hammer) hervor, so genannt, weil er wie ein Hammer alle Feinde niederschlug. Ris die Rraber von Spanien aus in Frankreich eindrangen, zog Karl mit seinen Franken gegen sie aus und besiegte sie bei Cours und poitiers in einer gewaltigen Schlacht (732). Zahllose Rraber wurden getötet, die übrigen flohen nach Spanien zurück. Es war ein herrlicher Sieg, von den wichtigsten Folgen. Iväre das Christenheer erlegen, wer kann sagen, wie weit sich die Rraber Europa unterworfen hätten, und ob nicht der Islam an die Stelle der göttlichen Lehre Jesu Christi getreten wäre.
3. Pippin der Kleine. Ruf Karl Martell folgte als Hausmeier sein Sohn Pippin d er Kleine. Mit kräftiger Hand und klugem Sinne lenkte er das Reich. Der schwache König dagegen saß untätig und verachtet in seinem Palaste. Da gedachte Pippin die Königskrone auf sein eigenes Haupt zu setzen. Er sandte Boten an den Papst und ließ ihn fragen: „Ider verdient König der Franken zu sein: der das Reich regiert, oder der nur den Königsnamen trägt?" Der Papst antwortete: „lver regiert,
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soll auch König heißen." Pippin schickte darauf den unfähigen Fürsten in ein Kloster und ließ sich aus einem Reichstage feierlich zum König „von Gottes Gnaden" ausrufen (751). Dem Papste bewies er sich dankbar. Mit starker Heeresmacht zog er nach Italien, eroberte ein Stück Land in der Nähe von Rom und machte es dem Papste zum Geschenk. So wurde der Papst weltlicher Herrscher, und es entstand der Kirchenstaat. Pippin starb nach ruhmvoller Regierung; ihm folgte sein Sohn Karl der Große.
11. Bonifatius, der Apostel der Deutschen.
!♦ Das Christentum in Deutschland. Zur Zeit Pippins herrschte das Christentum bereits bei den meisten süd- und westeuropäischen Völkern. Unter den Franken war es seit Chlodwig verbreitet. 3m Innern Deutschlands dagegen dauerte es noch lange, bis das ficht des Evangeliums das Heidentum verdrängte. Uber das Meer her, aus Irland und England kamen Glaubensboten, die hier das Wort vom Kreuze verkündeten. Auf jenen 3nseln hatte das Christentum kräftig Wurzel gefaßt: es blühten dort zahlreiche Kirchen und Klöster, und in den Mönchen lebte ein heiliger (Eifer, diesegnungen des (Evangeliums auchanbemüölfcern zu bringen. So zogen viele von ihnen nach Deutschland, wanderten unter mancherlei Mühseligkeiten, (Entbehrungen und Gefahren durch die dunkeln Wälder, verkündeten den rohen Volksstämmen die Lehre von Christus und legten in der Wildnis Klöster an, damit in ihnen das christliche Leben feste Stätten habe, von denen aus es immer weiter dringe.
2. Oie Donnereiche. Der tätigste dieser Männer war der englische Mönch winfrid, der den kirchlichen Hamen Boni-fatius erhalten hat. Mit Recht wird er als der eigentliche Rpostel der Deutschen gepriesen. (Er kam nach Deutschland zur Seit des Hausmeiers Karl Martell. Zuerst wirkte er unter dem wilden Friesenvolke in Holland; dann ging er nach Hessen und Thüringen, lehrte und taufte viele Tausende. Kühnen Mutes zertrümmerte er die Ritäre der heidnischen Götter und fällte die heiligen Bäume, unter denen das Volk Opfer brachte. Bei dem Dorfe Geismar im Hessenlande stand eine uralte, wunderbar große (Eiche, die war dem Donnergotte geheiligt und galt für unverletzlich! Bonifatius aber ergriff selbst die Rxt und half den Baum fällen. Erschrocken standen die Heiden umher und meinten, der Zorn ihres
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(Bottes werde alsbald Feuer auf den verwegenen herabschleudern. Die Eiche stürzte krachend nieder, aber Bonifatius blieb unverletzt. Da erkannte das Volk die Ohnmacht seiner Götter, sagte sich von ihnen los und nahm willig die Taufe an. Bonifatius ließ aus dem holze der Eiche eine Kapelle bauen, die er dem Apostel Petrus weihte.
3. Bonifatius wird Bischof. Das Werk der Bekehrung machte immer größere Fortschritte. Line Menge von Gehilfen sammelte sich um Bonifatius, die ihn in seiner Hrbeit unterstützten. Keine Beschwerden, keine Gefahr konnte seine Wirksamkeit hemmen, vom Papste zum Erzbischof von Deutschland erhoben, errichtete er in den bekehrten Gegenden eine Anzahl Bischofsitze, gründete Kirchen und Klöster zur Befestigung des neuen Glaubens und brachte das kirchliche £eben in die strenge Abhängigkeit von Hont, die noch jetzt besteht. Seine Lieblingsstiftung war das Kloster Sulöa, wo unter einem seiner Schüler eine berühmte Pflanzstätte für Geistliche aufblühte. Er selbst hatte später seinen Sitz in Mainz, und alle Bistümer Deutschlands waren ihm untergeordnet.
4. Htärtt)rcrtoö. Rber nicht in äußerem Glanze suchte Bonifatius seine (Ehre, sondern nur in der Ausbreitung des christlichen Glaubens. Daher entsagte er als siebzigjähriger Greis dem erzbischöflichen Stuhle, um noch einmal zu den Friesen zu gehen und ihre Bekehrung zu vollenden, von einer Anzahl Gehilfen begleitet, kam er in ihr Zanb, und seine predigt wirkte Wunder. Tausende von Männern, Frauen und Kindern wurden getauft. An einem festgesetzten Tage sollten die Neubekehrten von ihm den bischöflichen Segen empfangen. Er erwartete sie in seinem Gezelt, das auf freiem Felde aufgeschlagen war. Kaum dämmerte der Morgen, da strömte eine große Menschenschar herbei. Aber es waren nicht die erwarteten Freunde; es waren Heiden, die feindlich ihre Waffen schwangen. Die Begleiter des Bonifatius wollten sich zur wehr setzen, aber er rief ihnen zu: „Lasset ab vom Kampfe; denn die Schrift sagt: vergeltet nicht Böses mit Bösem. Der Tag ist gekommen, den ich lange erwartet habe; hoffet auf den Herrn, er wird eure Seelen erretten." Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so erschlugen ihn die Feinde mit seinem ganzen (Befolge (754). Seine Leiche wurde später nach dem Kloster Fulda gebracht, das er sich selbst zur letzten Ruhestätte erkoren hatte.
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12. Karl der Große. Seine Kriege.
1. Karls Bedeutung. Dem kleinen pippin, 6er mit so kräftiger Hand das Reich der Franken regiert hatte, folgte auf dem Throne sein Sohn Karl der Große (768—814), einer der größten Männer der ganzen (Beschichte. (Er hat sich nicht allein als Kriegsheld hervorgetan und seine Herrschaft durch (Eroberungen weit ausgedehnt; er hat auch als Gesetzgeber die verschiedenen Volker, die er unterwarf, zu einem friedlichen, wohlgeordneten Ganzen verbunden, hat das mächtige Reich voll Weisheit gelenkt, mit trefflichen (Einrichtungen beglückt und seine Untertanen gleich einem sorgsamen Vater zu christlicher Frömmigkeit und Bildung erzogen. Uber (Europas Grenzen hinaus strahlte der Glanz seines Hamens, und Jahrhunderte hindurch haben sich die Völker von dem großen Karl erzählt und seinen Ruhm in fiebern gesungen.
2. Der Sachsenkrieg. Karl hat fast während seiner ganzen Regierung Krieg geführt. Der schwerste war gegen die Sachsen gerichtet. Dreißig Jahre hat er gedauert. Denn die Sachsen waren ein tapferes Volk, das seine Freiheit, seine Götter und alten Sitten hochhielt und einem fremden Herrn und dem dhriftengott nicht dienen mochte. Sie wohnten im nördlichen Deutschland, von den Grenzen des Frankenreiches in der Nähe des Rheins bis zur (Elbe und Nordsee hin. von jeher hatten sie mit den Franken in Streit gelegen; fortwährend machten sie verheerende (Einfälle ins Frankenland. Um sein Reich gegen diese lästigen Nachbarn zu sichern, beschloß Karl, sie mit Gewalt zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Rber erst nach vielen Feldzügen, nach mancher Schlacht beugte sich der streitbare Sachsenherzog Widukind vor dem mächtigen Frankenkönig und unterwarfen sich die besiegten Sachsen der fränkischen Herrschaft. Mit dem Tode ward jeder Sachse fortan bedroht, der sich nicht taufen ließ, viele Sachsen wurden mit toeib und Kind ihrer Heimat entführt und im Frankenland angesiedelt. (Eine solche Ansiedelung war Sachsenhausen bei Frankfurt a. M.
3. Das Langobardenreich. (Einen zweiten Krieg führte Karl gegen die Langobarden in Italien, mit deren König Desiderlus er in Zwist geraten war. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die Ripen, eroberte die Hauptstadt des Langobardenkönigs, nahm ihn gefangen und schickte ihn als
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Iltönch in ein Kloster. Das langobardische Reich aber vereinigte er mit dem fränkischen.
4. 3ug nach Spanien. Ruch gegen die Araber in Spanien zog Karl zu Felde und entriß ihnen das Land nördlich vom (Ebro. Als er aber aus dem siegreichen Kampfe wieder heimkehrte, überfielen Heinde in dem engen (Bebirgstale Roncesvalles plötzlich sein Heer und töteten viele seiner Krieger. Da fiel auch Karls berühmter Feldherr, der tapfere Roland, über dessen Tod die Sage folgendes erzählt: Don vier Speeren zu Tode verwundet, nahm der Held sein herrliches leuchtendes Schwert und schlug es aus allen Kräften auf einen irtarmorstein; denn er wollte es lieber zertrümmern, als den Arabern überliefern. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Alsdann ergriff er sein Horn und stieß mit solcher Kraft hinein, daß es zersprang und die Adern an Rolands halse zerrissen. König Karl, der schon acht Meilen voraus war, vernahm den gewaltigen Schall und kehrte wieder um; aber er fand den Helden tot und beweinte ihn bitterlich.
5. toeitere Kriege. Die Bayern wollten sich Karls Herrschaft nicht fügen, doch er unterwarf sie ohne Mühe und schickte ihren Herzog Tassilo in ein Kloster. Dann rückte er Lurch ihr Gebiet weiter gen Osten vor und machte sich alles Land bis tief nach Ungarn hinein untertänig. Auch die D änen im Horden, die damals argen Seeraub trieben, bekamen die Stärke seines Armes zu fühlen. Durch diese (Eroberungen wurde Karls Reich das mächtigste in (Europa: der größte Teil von Deutschland und Italien, ganz Frankreich und selbst ein Stück von Spanien gehörten dazu (s. Karte Ii).
6. Kaiserkrönung. Wie schon sein Vater Pippin, so stand auch Karl mit dem Papste stets in guter Freundschaft. Gegen Feinde leistete er ihm seinen Schutz, und der Papst war ihm dafür dankbar. Ais Karl einst am Weihnachtfeste in Rom war und in festlichem Schmucke am Altare der Peterskirche zum Gebet niederkniete, da setzte der Papst dem Könige eine goldene Kaiserkrone aufs Haupt. Das versammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „heil und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten, friedebringenden römischen Kaiser!" So wurde die römische Kaiserwürde wiederhergestellt, die seit dem Untergange des alten Römerreiches vor mehr als dreihundert
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Jahren aufgehört hatte, und Karl war der oberste Herrscher in der ganzen Christenheit (800). Aber uns Deutschen wurde diese römische Krone verhängnisvoll. Denn verleitet durch ihren Glanz, strebten viele deutsche Kaiser nach dem Ruhm, auch in Italien zu herrschen, und darüber verloren sie aus den Rügen, was Deutschland frommte.
13. Karl der Große als Landesvater.
1. Landesverrvaltung. Karl, der große Kriegsmann, war auch ein tveijer Landesvater. Damit alles wohl verwaltet werde, teilte er das ganze Reich in viele kleine Bezirke oder (Baue, an deren Spitze er angesehene und erfahrene Ittänner, die Grafen, stellte. Streng hielt er darauf, daß überall im Reiche sein Mille gelte. Sein Petschaft war in seinen Schwertgriff gegraben. Hatte er einen Befehl an einen halsstarrigen Großen untersiegelt, so pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier — indem er das Schwert schüttelte— ist die Waffe, die ihm Gehorsam verschaffen wird."
2. Kirche und Schule, Die christliche Religion und Kirche lag ihm sehr am Herzen. Er sorgte, wo er nur konnte, für gute Geistliche und erwies ihrem heiligen Berufe große Achtung. Um den Kirchengesang zu verbessern, ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken hatten gar rauhe Kehlen, so daß die Italiener von ihrem Gesänge sagten, er gliche dem Geheul wilder Tiere oder dem Rumpeln eines Frachtwagens, der über einen Knüppeldamm fährt. Die (Erziehung der Jugend hielt er für eine seiner wichtigsten Rufgaben. Daher stiftete er viele Schulen und stellte geschickte Männer als Lehrer an. Rn seinem Hofe mußten alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne in die Schule schicken. (Eines Tages trat er selbst in die Schulstube, hörte eine Seitlang zu und sah dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler durch. Die gelobten mußten alle auf seine rechte, die getadelten auf seine linke Seite treten. Da fand es sich, daß die faulen meist die Söhne vornehmer (Eltern waren. Karl wandte sich zu den fleißigen, aber armen Knaben und sagte: „Ich freue mich, liebe Kinder, daß ihr so wacker seid; bleibt dabei und werdet immer vollkommener, du seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht fehlen." Zornig sah er dann auf die trägen Knaben zu seiner Linken und rief: „Ihr aber, ihr Söhne der vornehmen, die
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sefjrer seiner Löhne; denn er hielt darauf, daß diese nicht nur alle ritterlichen Übungen lernten, sondern auch in den Wissenschaften unterrichtet wurden. Seine Töchter mußten sich nach guter alter Sitte mit Edoliarbeiten, Spinnen und weben beschäftigen; dabei wurde ihre geistige Bildung nicht vergessen. Frommen Sinnes, wie er war, besuchte Karl täglich, früh und nachmittags, die Kirche. 3n Rachen baute er einen prachtvollen Dom.
4. Karls Gnöe. Die letzten Jahre des großen Kaisers waren durch schmerzliche Verluste getrübt. Zwei treffliche Söhne starben ihm, nur sein jüngster Sohn Ludwig blieb übrig. Rls nun der Kaiser fühlte, wie seine Kräfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in Rachen die Großen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwürde vor. Dann begab er sich im vollen Kaiserschmucke, die Krone auf dem Haupte, mit Ludwig und der ganzen Versammlung in die Kirche und kniete in stillem andächtigen Gebete vor dem Rltare, auf dem eine goldene Krone lag. Hier ermahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volke, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern allezeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben wie seine Kinder, die Rrmen zu unterstützen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, sich selbst aber vor Gott und Menschen jederzeit vorwurfsfrei zu halten. „Willst du das alles erfüllen, mein Sohn?“ schloß er seine Rede. Ludwig versprach es gerührt. „Wohlan denn, so setze dir selbst die Krone auf, und stets möge sie dich an dein versprechen erinnern." — Nicht lange danach ward Karl krank und starb (814). „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist," waren feine letzten Worte. 3m Dome zu Rachen wurde er bestattet. Man setzte den Leichnam auf einen goldnen Stuhl, hing ihm ein goldnes Kreuz und eine Pilgertasche um, schmückte sein Haupt mit der Krone, gab ihm einen Kelch in die Hand und legte ein goldnes (Evangelienbuch auf seine Knie. Der Kaiser war 72 Jahre alt, als er starb; 46 Jahre hatte er regiert.
15. Deutschland unter den Karolingern.
1. Teilung -es fränkischen Reiches. Karls des Großen Sohn Ludwig der Fromme war kein starker Herrscher; es wurde ihm schon recht schwer, das große Reich zusammenzuhalten. Seine drei Söhne aber wollten überhaupt kein einiges Reich haben,
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sondern teilten es nach einem Bruderkrieg unter sich in dem vertrage von Verdun (843). Die Länder rechts vom Rhein und die Bistümer Speyer, Idorms und Mainz links vom Rhein erhielt Ludwig der Deutsche; die andern Länder links vom Rhein bis etwa zur Maas, Scheibe, Rhone und Saone Lothar, dazu Friesland, Italien und den Kaisertitel; die übrigen Teile des jetzigen Frankreich erhielt Karl der Kahle. Hach dem Code der Söhne Lothars wurde (870) sein Land (Lotharingien = Lothringen) nach der Sprache geteilt: Die deutschen Stämme kamen zu Deutsch* land, die romanischen zu Frankreich. 3n Deutschland herrschten Karls des Großen Nachkommen, die Karolinger, noch bis zum 3ahre 911. Aber den meisten gebrach es an der nötigen Herrscher-kraft; ihr Ansehen sank immer mehr. Die von Karl dem Großen an die Spitze der einzelnen Völkerschaften (der Sachsen, Bayern usw.) gestellten Grasen warfen sich zu Herzögen auf, die ihre Itiacht beständig zu vermehren suchten und dem Könige nicht gehorchen wollten. Da riß Unordnung und Zwietracht im Reiche ein, und der innere Unfriede machte fortan Deutschland nur zu oft schwach und wehrlos auch gegen äußere Feinde. Nicht einmal gegen die fortwährenden (Einfälle räuberischer Nachbarvölker vermochte_es sich zu schützen.
2. Nutzere feinde, von Norden her, aus Dänemark und Norwegen, kamen auf schnellen Schiffen die beutelustigen Normannen (Nordmänner) an die Küste und in die Flüsse herein gefahren, schleppten alle Beute fort, machten die (Befangenen zu Sklaven und verheerten Städte und Länder mit Feuer und Schwert. — von Osten suchten die Slawen oder wenden die deutschen Gaue heim. Das waren Völkerschaften, die zur Zeit der Völkerwanderung, als so viele deutsche Stämme von ihrer Heimat ausgezogen waren, die verlassenen Gegenden östlich von der (Elbe in Besitz genommen hatten. — (Eine furchtbare Geißel für Deutschland waren endlich die räuberischen Ungarn. Ruf ihren schnellen Pferden stürmten sie ins Land herein, trieben den Bauern das Vieh weg, sengten und plünderten, wohin sie kamen. Sammelte sich endlich ein Haufe deutscher Krieger gegen sie, dann waren sie samt ihrer Beute längst wieder verschwunden.
3. König Kottrab I. Aus so großer Not konnte nur ein recht kräftiger Herrscher das arme Volk befreien. Das sah auch der Frankenherzog Konrad I. ein, den sich di^Deutschen nach dem
stnbrä, Erzählungen aus der deutschen (Beschichte. 3
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Russterben der Karolinger zum König erwählt hatten. Rls er auf dem Sterbebette lag, riet er den um ihn versammelten deutschen Fürsten: „Setzt den Sachsenherzog Heinrich zum König ein; der ist tapfer und klug und vermag das Land in dieser schweren Zeit mit starker Hand zu regieren." Und die Fürsten taten also. Nach Konrads Tode sandten sie die Königskrone mit dem Purpurmantel und Reichsschwert an Heinrich und riefen ihn zum Könige von Deutschland aus.
16. Heinrich der Finkler.
1. Heinrichs tocchl. Oie Ungarn. Die Sage erzählt, die ausgesandten Boten hätten den Sachsenherzog auf der Jagd gefunden, als er gerade mit Zinkenfang beschäftigt war. Daher hat man ihm den Beinamen der Finkler oder Vogelsteller gegeben, Rber er nerbient eher der Große zu heißen. Denn dieser Heinrich I., mit dem nun die Reihe der Kaiser aus dem Stammebersachsen (919—1024) beginnt, war ein vortrefflicher Herrscher. (Er wußte die wiberspenstigen herzöge balb zum Gehorsam zu zwingen. Dann galt es, die äußern Feinde des Reiches zu bekämpfen, vor allem die gefürchteten Ungarn. Rber dazu war Heinrichs Macht anfänglich zu gering; er mußte sein Volk erst zu dem schweren Kampfe tüchtig machen. Daher schloß er zunächst einen neunjährigen Waffenstillstand mit den Ungarn, wobei er sich freilich zu einem jährlichen Zins an die Feinde verstehen mußte. Rllein nun hatte er fürs erste Ruhe, und diese benutzte er aufs beste.
2. Stäötegriin&mtgen. (Es fehlte damals im Osten Deutschlands an festen Plätzen. Die Grte lagen offen da, ohne Mauern, ohne Gräben. Daher legte Heinrich Burgen an, die er weit ummauern ließ, so daß in den Mauern viele Menschen wohnen konnten. Rber die Deutschen liebten von alters her das wohnen auf dem Lande und sagten: „Sollen wir uns ins Gefängnis setzen? Die Städte mit ihren engen Mauern sind nichts anderes als Gefängnisse." Da befahl Heinrich, die Leute sollten losen, und jeder neunte von seinen Dienstmannen mußte vom Lande in die Stadt ziehen. 3n der Stadt aber würde ein Teil des (Ertrages der Felber in Speichern aufbewahrt, so daß der Lanbmamt in Kriegszeiten eine sichere Zuflucht bekam. Rllmählich blühten diese Städte empor. Die Bürger, die im.kriege die Waffen zu führen hatten, trieben
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Ungarn Ungarn Deutschlands
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im Frieden Handel und Gewerbe und fanden so hinter ihren Stadtmauern nicht nur Schutz vor Gefahr, sondern gelangten auch nach und nach zu Wohlstand.
3. Errichtung einer Reiterei. Slawen und Normannen. Heinrich wollte aber sein Land nicht nur durch Festungen vor den Ungarn schützen; er wollte den räuberischen Feinden auch eine wohlgerüstete Kriegsmacht entgegenstellen. Deshalb übte er seine Scharen aufs eifrigste in den Waffen, namentlich schuf er eine tüchtige Reiterei. Denn gerade durch ihre raschen Pferde waren die Ungarn gefährlich. Nachdem sich Heinrich so auf den Krieg vorbereitet hatte, zog er, noch ehe der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen war, zuerst gegen die Slawen aus. mitten im Winter rückte er über das (Eis gegen ihre Hauptstadt Brennabor (jetzt Brandenburg) an der Havel und eroberte sie samt dem umliegenden Lande. Zum Schutze der deutschen Grenze gegen die (Einfälle der Slawen gründete er die Nord mark (auf öerüin&en Seite der (Elbe). Dann zog er gegen öiedänen, besiegte sie und nahm ihnen das Land Schleswig weg.
4. Die große Ungarnschlacht (933). Nach diesen (Erfolgen fühlte sich Heinrich stark genug, den Kampf mit den gefürchteten Ungarn aufzunehmen. Der neunjährige Waffenstillstand war zu (Ende. Ungarische Gesandte kamen und forderten wieder den alten Zins. Rber Heinrich wies sie zurück. Bald brachen nun die räuberischen Feinde in Menge ins Land ein. Doch die Bauern konnten jetzt ihr Vieh und ihre sonstigen Habseligkeiten in die ummauerten Städte flüchten, wohin die Ungarn nicht einzudringen vermochten. Und König Heinrich sammelte schnell seine Krieger und feuerte sie zur Schlacht an. „Gedenket des (Elends," rief er, „das die wilden Feinde über euch gebracht haben; gedenket daran, wie sie eure Hütten verbrannt, eure habe geraubt, eure Frauen und Kinder gemordet, eure Kirchen und Ritäre zerstört haben. Krieger! der Tag der Vergeltung ist gekommen. Seid tltänner und betet zu dem dort oben, der Hilfe sendet in der Stunde der Not." Rn der Unstrut bei Riade kam es zur Schlacht. Der König selbst führte seine Scharen zum Kampfe; vor ihm flatterte die Reichsfahne mit dem Bilde des (Erzengels Michael. Rls nun das wohlbewaffnete stattliche Heer mutig gegen die feindlichen Horden losstürmte, da war der Sieg bald entschieden. So schnell sie konnten, ergriffen die geschlagenen Feinde die Flucht. Das Lager
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Michael
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