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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 199

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 199 — nn Frieden nur wenige Fürsten aller Zeiten zu vergleichen sind. Bon tiefster Rührung ergriffen, teilte Fürst Bismarck dem Reichstage den Tod des ehrwürdigen Kaisers mit. „Die heldenmütige Tapferkeit," sagte er, „das nationale hochgespannte Ehrgefühl und vor allen Dingen die treue arbeitsame Pflichterfüllung im Dienste des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterlande, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert waren — mögen sie ein unzerstörbares Erbteil unsrer Nation sein, welches der aus unsrer Mitte geschiedene Kaiser uns hinterlassen hat!" 2 Kaiser Friedrich Iii. (1888; 9. März bis 15. Juni). Dem ersten Kaiser folgte aus dem Throne sein Sohn Friedrich Iii., geb. 18. Oktober 1831. Bei seinem Regierungsantritte verhieß er, „in den Wegen des glorreichen Vaters zu wandeln und dessen Werk fortzuführen." Das deutsche Volk, das den Helden von Königgrätz, Wörth und Sedan, den schönen, stattlichen, leutseligen Prinzen, den edeln Förderer alles Guten und Großen seit lange ehrte und liebte, kam dem neuen Kaiser voll begeisterten Vertrauens entgegen. Doch dem edeln Fürsten war es nicht mehr vergönnt, die hochherzigen Herrschergedanken zu verwirklichen, von denen er beseelt war. Schon vor seiner Thronbesteigung schwererkrankt, starb er, ein hartgepüster Dulder, nach einer Regierung von 99 Tagen, 56 Jahre alt. „Lerne leiden ohne zu klagen", das war eine seiner letzten Mahnungen an seinen Sohn und Nachfolger. 3. Kaiser Wilhelm Ii. (seit 1888). Wie seine berühmten Ahnen aus dem Hohenzollernstamme, der Große Kurfürst und König Friedrich der Große, stand Wilhelm Ii. beim Antritt seiner Regierung in der Vollkraft der Jugend (geb. 27. Jan. 1859). Durch seines Großvaters und seines Vaters Vorbild wurde er für seinen großen Beruf trefflich vorbereitet. Unter dem Einfluß seiner hochgebildeten, für Kunst und Wissenschaft begeisterten Mutter Viktoria gewann er als Prinz frühe ein lebhaftes Interesse für alle geistigen Güter des Lebens, vor allem für Literatur, Musik und Malerei. Seine Schulbildung empfing er auf dem Gymnasium zu Kassel, nach der Reifeprüfung studierte er zwei Jahre auf der Universität Bonn, lernte dann die Staatsverwaltung gründlich kennen und wurde durch den Fürsten Bismarck mit den schwierigen Fragen der Politik vertraut gemacht. Am 27. Februar 1881 vermählte sich Prinz Wilhelm mit Auguste Viktoria von Schleswig.holstein-Augustenburg, der Tochter des Herzogs von Augustenburg, einer Prinzessin von echt deutschem Wesen.

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 95

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 95 - rvohner, der ausgedehnte Handel, die mächtig wachsende Schiffahrt — alles das erfüllte ihn mit Bewunderung. Was er hier in Holland gelernt hatte, das sollte später während seiner Regierungszeit für sein eigenes Land von großem Segen werden. 2. Die Thronbesteigung. Als Friedrich Wilhelm die Negierung antrat, war sein Land in einem kläglichen Zustande. Die dreifache Zersplitterung des Landesgebietes: die Klevischen Lande am Rhein, Brandenburg in der Mitte und Preußen im Osten, erschwerte eine einheitliche Leitung außerordentlich. In allen drei Gebieten lagen bald die Schweden und bald die Kaiserlichen. Die brandenbnrgischen Truppen hatten dem Kaiser Treue schwören müssen, und die eigentliche Gewalt im Lande hatte nicht der Kurfürst, sondern sein Minister, der katholische Gras Schwarzenberg. Überall herrschte im Volke Verwirrung, Unzufriedenheit, Hoffnungslosigkeit. So fand Friedrich Wilhelm sein Land. Aber er ließ sich nicht entmutigen; er war von entschlossenem und selbständigem Wesen und wollte seinem Lande ein starker Herr sein. Sogleich entließ er Schwarzenberg, schloß mit den Schweden einen Waffenstillstand und nahm seinen Truppen selbst den Eid der Treue ab. In wenigen Jahren hatte er ein schlagfertiges Heer von mehr als 20000 Mann. Gestützt auf diese Macht, war er unabhängig und konnte bei den Friedensverhandlungen seinen Worten Nachdruck verleihen. Seinem Einfluß ist es zu verdanken, daß im Westfälischen Frieden auch den Reformierten die Rechte der Protestanten zu teil wurden. Auch gewann er durch diesen Frieden eine beträchtliche Gebietserweiterung durch Hinterpommern und durch die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kamin. 3. Seine Gemahlin Luise Henrielle. Mit unermüdlichem Eifer suchte der Kurfürst die Wunden zu heilen, die der Dreißigjährige Krieg seinem Lande geschlagen hatte. Unterstützt wurde er bei dieser Friedensarbeit vor allem durch feine Gemahlin Luise Henriette von Dr anten. Sie war das Muster einer treuen Gattin und einer echten Landesmutter, rastlos tätig, stets hilsbereü, freundlich und milde. Sie war eine kluge Frau, und oft hat der Kurfürst sich bei ihr Rat in schwierigen Fragen geholt. Ihrer Arbeit ist es z. B. zu verdanken, daß ein durch den Krieg verwüstetes Städtchen bei Berlin wieder emporblühte; ihr zu Ehren gab der Kurfürst dieser Stadt den Namen Oranienburg. Ihre Frömmigkeit war echt und tief; sie dichtete selbst mehrere Kirchenlieder, und eines davon: „Jesus, meine Zuversicht" wird noch heute in evangelischen Kirchen und auf Friedhöfen gesungen.

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 98

1905 - Leipzig : Voigtländer
' Bä — 98 — zogin von Orleans. Sie war die Enkelin des unglücklichen Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz. In ihrer Jugend war sie viel und fröhlich in der Umgebung der schönen Stadt Heidelberg umhergestreift und kannte alle Wege und Stege. „Da kommt die Lise Lotte," sagten die Leute, die sie alle gern hatten. Denn lustig sprach sie mit jedermann, und die steifen Hofdamen waren oft ganz entsetzt, wenn sie mit derben Redensarten herausfuhr, die sie von geringen Leuten gehört hatte. Lise Lotte wäre am allerliebsten in Heidelberg geblieben. Aber ihr Vater hielt es seinem Lande für nützlich, daß sie den Bruder des mächtigen Königs Ludwig heiratete, den Prinzen von Orleans. Die arme Prinzessin mußte gehorchen und kam nun an den glänzenden Hof in Versailles. Aber sie ließ sich nicht betören und blieb eine deutsche Frau, die ihre alte Heimat lieb behielt. Da spotteten wohl die französischen Höflinge über die Pfälzerin, die gar nicht so fein tat, wie die andern Damen am Hofe, und die ihre Meinung derb heraus sagte. Aber sie meinte: „Ich halte es für ein großes Lob, wenn man sagt, daß ich ein deutsches Herz habe und mein Vaterland liebe; dies Lob werde ich, so Gott will, suchen, bis an mein Ende zu hetyaltm." 4. Die Verwüstung der pfal). Der größte Schmerz der edeln Elisabeth Charlotte war, daß sie umsonst ihr Lebensglück dem vermeintlichen Besten ihres Landes geopfert hatte, ja daß gerade ihre Heirat der Anlaß zu dessen Unglück wurde. Als sie sich mit dem Prinzen von Orleans vermählte, hatte sie ausdrücklich auf alle Ansprüche an das pfälzische Land verzichtet. Als dessen Herrscherhaus aber ausstarb, verlangte Ludwig Xiv. einen Teil der Nheinpfalz als ihr Erbteil für Frankreich und besetzte das Land mit einem Heere. Dagegen wehrte sich der deutsche Kaiser im Bunde mit Spanien, Holland und England. Gegen so viel Feinde konnten die Franzosen die Pfalz nicht behaupten, und da ließen sie das schone Land verwüsten. Mordend und brennend durchzog das französische Heer unter Führung der Generale T u r e n n e und M e l a c die Pfalz (1688). Die Stadt Heidelberg mit ihrem herrlichen Schlosse wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt; dasselbe Schicksal hatten Mannheim, Speyer und Worms. Die entsetzlichsten Greuel wurden von den zuchtlosen Mordbrennern verübt. Selbst die Ruhestätten der Toten waren vor ihnen nicht sicher; die Gräber der alten deutschen Kaiser im Dome zu Speyer wurden erbrochen, die silbernen Särge geraubt, die Gebeine unter Hohnlachen umhergeworfen. Elisabeth Charlotte weinte blutige Tränen über diese furchtbare Grausamkeit gegen ihr Heimatland. Noch jetzt erinnern dort die Triim*

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 165

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 165 — von Elba nach Frankreich rückte der Prinz noch einmal ins Feld, und zum zweitenmal zog er in die französische Hauptstadt siegreich ein. 3. prin; Wilhelm bis zum Regierungsantritt. Von jetzt ab widmete sich Prinz Wilhelm ganz der Pflege des preußischen Militär-wesens, und mit freudigem Stolze schaute das Heer in dem ritterlichen Prinzen ein hohes Vorbild kriegerischer Tüchtigkeit. 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusia von Sachsen-Weimar, einer Fürstin von hoher geistiger Begabung und edelster vaterländischer Gesinnung. Zwei Kinder wurden ihnen geboren: Prinz Friedrich Wilhelm, am 18. Oktober 1831 (später Kaiser Friedrich Iii.), und Prinzessin Luise (später Großherzogin von Baden), am 3. Dezember 1838. Da Friedrich Wilhelm Iv. kinberlos war, so erhielt Prinz Wilhelm schon im Jahre 1840 als der mutmaßliche Thronfolger den Titel „Prinz von Preußen". Er verlangte ein festes, zielbewußtes Regiment, erklärte sich im Jahre 1848 zwar mit der dem Volke gegebnen Verfassung einverstanben, wollte aber jebe schwache Haltung der Regierung währenb der unruhigen Zeit vermieben wissen. Deshalb forberte er, daß der verberbliche Volksausstanb in Berlin mit Waffengewalt rücksichtslos niebergefchlagen würde. Die Wut der Volksverführer richtete sich nun gegen den Prinzen, und der König hielt es für geraten, ihn nach England zu schicken. Hier aus der Ferne lernte er die beutfchen Verhältnisse beutlicher überblicken, und die Bestimmung des preußischen Staates in der deutschen Einheitsfrage würde ihm klar. Als er wieber nach Preußen zurückgekehrt war, brach im Großherzogtum Baden und in Rheinbayern eine Revolution aus (1849); Der Prinz von Preußen erhielt den Befehl, den Aufstanb zu unterbrücken, und in wenigen Wochen hatte er die Empörer niedergeworfen und Ruhe und Ordnung wieder hergestellt. Durch feine echt deutsche Gesinnung, feine Aufrichtigkeit, Wahrheitsliebe und Entschiedenheit hatte der Prinz bald die Herzen des Volkes für sich gewonnen, und selbst feine Gegner zollten ihm die größte Achtung. Daher waren alle beutichgesinnten Männer voll freubiger Hoffnung, als der Prinz von Preußen währenb der schweren Krankheit des Königs die Regentschaft im Jahre 1858 übernahm. 7^. Kriege mit Dänemark und Österreich. 1. König Wilhelm von Preußen. Als Friedrich Wilhelm Iv. itn^ahre 1861 starb, bestieg König Wilhelm I. den preußischen Thron. Unter großer Pracht und Feierlichkeit setzte er sich am 18. Oktober 1861,

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 103

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 103 — Gaffenmeister gingen umher und warfen den Unrat in die Häuser, wo vor der Tür nicht gefegt war. Reihum mußten die Bürger abends Laternen aushängen; erst allmählich kamen Straßenlaternen an hölzernen Pfählen auf. Da suchte der König Berlin durch Bauten zu verschönern. Der große Baumeister Schlüter schuf das schöne Königsschloß, das Zeughaus (jetzt Ruhmeshalle), und das berühmte Reiterstandbild des Großen Kurfürsten. Dann gründete der König eine Akademie der Wissenschaften in Berlin und die Universität in Halle. Unter den Hallischen Universitätslehrern befand sich auch der fromme August Hermann Francke, der das große gesegnete Waisenhaus gestiftet hat. — Freilich hatte Friedrichs Regierung auch ihre Schattenseiten. Wie die meisten Fürsten seiner Zeit, liebte der König allzusehr die Pracht. An seinem Hofe ging es ungemein glänzend zu; eine prunkvolle Festlichkeit reihte sich an die andere. Das verursachte schwere Abgaben und drückte den Wohlstand des Landes. 3. Die Königin Sophie Charlotte. Friedrichs Gemahlin, die erste preußische Königin Sophie Charlotte (von Hannover), war eine ausgezeichnete Frau. Wie ihr Gemahl, sorgte auch sie für die Wohlfahrt ihrer Untertanen. Einen großen Garten und ein zugehöriges Ackerfeld verteilte sie an Berliner Bürger zu Baustelleu und Gärten. Darauf entstand der Stadtteil, der noch jetzt Sophienstadt heißt. Sie liebte die Künste, die Literatur und die Wissenschaften. In ihrem Schlosse zu Charlottenburg umgab sie sich mit einem Kreise bedeutender Männer, unter denen besonders der große Gelehrte Leibniz hervorragte. Ihr Enkel, der große Friedrich, sagte von ihr: „Sie brachte gesellschaftliche Feinheit, Liebe zu Künsten und Wissenschaften nach Preußen, und Geist und Würde in die von ihrem Gemahl so sehr geliebte Hofsitte." Peter der Große von Rußland. ^.Rußland vor peter dem Großen. Vor 200 Jahren hat man in Europa von dem Volke der Russen noch sehr wenig gewußt. Es war eine große Seltenheit, wenn einmal ein europäischer Fürst eine Gesandtschaft nach ihrer fernen Hauptstadt Moskau schickte. An Sitten, Gebräuchen imd Kleidung waren die Russen von den andern Völkern Europas ganz verschieden. Da kam ein Herrscher zur Regierung, der so viel für die Gesittung seines Volkes tat, daß es unter seiner Regierung größere Fortschritte machte, als andere Völker in Jahrhunderten. Dieser Herrscher war der Zar (d. i. Kaiser) Peter der Große.

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 134

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 134 — und Schneegestöber, obwohl die Königin noch nicht ganz von schwerer Krankheit genesen war. „Ich will lieber in Gottes Hand fallen, als in die der Franzosen," sagte sie. Als endlich der Friede geschloffen werden sollte, da trat sie selbst dem hochmütigen Eroberer gegenüber, um vielleicht bessere Friedensbedingungen für ihr unglückliches Land zu erlangen. „Aber wie konnten Sie es wagen, mit mir, der ich schon mächtigere Nationen besiegt habe, Krieg anzufangen?" fragte Napoleon den König. „Sire, dem Ruhme Friedrichs des Großen war es wohl erlaubt, über unsere Kräfte uns zu täuschen," antwortete die Königin. Napoleon war von ihr ganz eingenommen; eine solche weibliche Anmut und Würde war ihm noch nicht begegnet- Aber ihre Worte waren vergeblich; keine Demütigung blieb Preußen erspart. Damals schrieb die Königin in ihr Tagebuch die Verse des großen Dichters Goethe: Wer nie sein Brot mit Tränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß, Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte. 3. Nach dem Friedensschlüsse. Drei Jahre dauerte es, bis die königliche Familie wieder nach ihrer Hauptstadt Berlin kommen konnte, die bis dahin von den Franzosen besetzt gehalten worden war. Das Land war ausgeplündert und durch unerschwingliche Kriegsauflagen verarmt. In dieser schweren Zeit gab das Königshaus ein herrliches Vorbild der Opferfreudigkeit. Das goldne und silberne Tafelgeschirr wurde eingeschmolzen und zu Münzen geschlagen; die königlichen Prinzen und Prinzessinnen gaben ein Drittel ihres jährlichen Leibgedinges hin. An der königlichen Tafel speiste man so einfach wie in einem schlichten Bürgerhause. Die Königin verkaufte ihren Juwelenschmuck bis auf eine Perlenkette. „Perlen bedeuten Tränen," sagte sie wehmütig, „und ich habe deren so viele vergossen." Aber Gottvertrauen, Mut und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wichen nicht aus ihrem Herzen. „Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen," äußerte sie. Von dem heranwachsenden Geschlechte erhoffte sie die Rettung, und so widmete sie sich vor allem der Erziehung der Jugend und der Volksbildung. Ihren eignen fünf Kindern war sie eine treue liebevolle Mutter. 4. Ihr Tod. Aber die harten Schicksalsschläge hatten die Kraft der Königin gebrochen; ihre Gesundheit hatte durch die Aufregungen des Krieges, ihrer Flucht und durch den namenlosen Schmerz über das Unglück ihres Landes schwer gelitten. Da trieb sie eine unbezwingliche

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 135

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 135 — Sehnsucht nach Mecklenburg zu ihrem Vater, an dem sie mit rührender Liebe hing. Dort, auf dem Schlosse Hohenzieritz, wurde sie krank und starb (19. Juli 1810). Ihre Überreste ruhen im Schloßgarten zu Charlottenburg, wo über ihrem Grabe der berühmte Bildhauer Rauch ein herrliches Denkmal errichtet hat: wie schlummernd liegt die hehre schöne Gestalt da, jeden Beschauer zur Liebe und Ehrfurcht zwingend. Das hohe Vorbild der Königin, ihre warme vaterländische Gesinnung wirkten fort unter dem preußischen Volke, und dem Geringsten unter ihm sollte sie immerdar gelten als das hohe Muster einer deutschen Frau und Mutter. 62. Preußens Wiedergeburt. 1. Scharnhorst. Der Zusammenbruch aller Stützen des Vaterlandes rüttelte das preußische und deutsche Volk auf. Tief brannte das Gefühl der erlittenen Schmach. Aber man fühlte auch, daß das Unglück nicht unverdient gekommen sei: „Laßt uns besser werden, dann wird's besser sein", hieß es. Auf solchen Sinn gestützt, konnte König Friedrich Wilhelm beginnen, ein neues Preußen aufzurichten, das dereinst die alten Ehren wieder zu erringen fähig sei. Vor allem galt es, das Heer neu zu gestalten, und dazu fand der König den rechten Mann indem General Gerhard Scharnhorst. Der war ein hannoverischer Bauernsohn, einfach und schlicht, gelehrt wie kein andrer, an Kriegserfahrung reich und von allen geachtet. Unter seiner Leitung wurde das Heer zweckmäßiger bewaffnet und bekleidet. Grausame, entehrende Strafen, wie das Spießrutenlaufen, wurden abgeschafft; künftig sollten nur Landeskinder in dem Heere dienen und es als eine Ehre ansehen, des Königs Rock zu tragen. Das ganze Volk unter die Waffen zu bringen, allgemeine Wehrpflicht einzuführen, das war Scharnhorsts Gedanke. Nur so könne das Vaterland wieder frei, die Macht Preußens wieder hergestellt werden. Aber nach Napoleons Machtgebot durfte Preußen nur 42000 Mann unter den Waffen haben. Scharnhorsts Plan einer Landwehr konnte also erst im nächsten Kriege ausgeführt werden. Vorerst mußte er sich damit begnügen, die Mannschaften des stehenden Heeres in kürzerer Zeit auszubilden und ohne Aufsehen hier und da Rekruten an Stelle der Abgehenden einzustellen. Mit tausend Listen und Schlichen mußten die französischen Späher getäuscht werden, daß sie das nicht merkten. Dennoch wurde Napoleon endlich mißtrauisch und verlangte, daß der König

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 94

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 94 — sich zum erblichen Herzog von Preußen erklärt. Ihm folgte sein Sohn A l b r e ch t F r i e d r i ch in der Herzogwürde, und als dieser ohne männliche Nachkommen starb, fiel das Herzogtum an dessen Schwiegersohn Johann Sigismund von Brandenburg. So wurde das Herzogtum Preußen mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt (1618). 3. Brandenburg im Dreißigjährigen Kriege. Auf Johann Sigismund folgte sein Sohn Georg Wilhelm als Kurfürst von Brandenburg. Dieser Herrscher war den schweren Aufgaben einer Kriegszeit nicht gewachsen. Daher geriet das Land durch den Dreißigjährigen Krieg, der während seiner Regierung wütete, in die tiefste Zerrüttung. Unsägliches Elend, Verheerung und Zerstörung herrschten überall; in der Hauptstadt Berlin wohnten zuletzt nur noch 3000 Bürger, die nicht viel mehr als das nackte Leben hatten. Zum Glück folgte dem schwachen Vater ein ausgezeichneter Sohn. Der Große Kurfürst. (1640-1688. — Karte Vh.) 1. Des Großen Kurfürsten Jugend. Georg Wilhelms Sohn Friedrich Wilhelm war unter den Stürmen des Dreißigjährigen Krieges ausgewachsen. Oft mußte der junge Prinz vor den plündernden Kriegshorden fliehen und an festen Orten, z. B. in Küstrin, Sicherheit suchen. Da kam sein Oheim, der Schwedenkönig Gustav Adolf, nach Berlin (1631), und in ihm fand der Prinz das Vorbild eines großen Herrschers, eines protestantischen Fürsten und eines gewaltigen Kriegshelden; ihm gleichzukommen war seitdem sein eifrigstes Bestreben. Da während der unruhigen Zeit an eine regelrechte Ausbildung des Prinzen im eignen Lande nicht zu denken war, so wurde er nach Holland geschickt, wo er studierte. Am Hofe im Haag herrschte ein lockeres Leben, und man suchte auch den jungen Prinzen in diese Schwelgereien hineinzuziehen. Er aber widerstand der Versuchung und verließ sogleich den Hof mit den Worten:/„Ich bin das meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Er begab sich ins Feldlager zu seinem Oheim von Oranien, der damals die Stadt Breda belagerte. Der nahm ihn freundlich auf und sagte: „Eure Flucht ist heldenmütiger, als wenn ich das belagerte Breda eroberte. Vetter, Ihr habt das getan, Ihr werdet mehr tun. Wer sich selbst besiegt, ist großer Taten fähig." — Der Prinz war von allem, was er in Holland sah, begeistert. Der blühende Gewerbefleiß, die Kunstleistungen, der tüchtige Sinn der Be-

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 164

1905 - Leipzig : Voigtländer
- 164 - staunenswerten Werke des Friedens dem deutschen Volke wieder ein großes einiges Vaterland geschaffen und Deutschland aus ohnmächtiger Zersplitterung zur ge biete ndenweltmacht erhoben. 2. Seine Jugeud. Prinz Wilhelm wurde am 22. März 1797 geboren. Er war der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der unvergeßlichen Königin Luise. Schon früh, in den Tagen des Schreckens und der Niederlagen, lernte der Prinz die schweren Schicksalschläge fühlen, die das preußische Königshaus und sein armes Vaterland trafen. An den Tränen seiner Mutter und an den bekümmerten Gesichtszügen seines Vaters erkannte der Knabe das Unglück, das auf Preußen lastete. Unauslöschlich prägten sich alle jene traurigen Scenen der Flucht fernem Gemüte ein, und mit bebendem Herzen lauschte er auf die Worte der unglücklichen Mutter, als sie auf der Flucht zu ihren Söhnen sagte: „Ruft künftig, wenn eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in euer Gedächtnis zurück! Vielleicht läßt Preußens Schutzgeist sich auf euch nieder. Suchet den jetzt verdunkelten Ruhm eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern. Werdet Männer und geizet nach dem Ruhme großer Feldherren und Helden! Wenn euch dieser Ehrgeiz fehlte, so würdet ihr des Namens von Prinzen und Enkeln des großen Friedrich unwürdig sein." Wenige Jahre darauf sah Prinz Wilhelm feine über alles geliebte Mutter ins Grab sinken. Aber ihr Bild lebte weiter in seiner Seele, und die Erinnerung an diese unvergleichliche Mutter war ihm ein heiliges Vermächtnis, ein Trost und ein Sporn in den Tagen schwerer Prüfung. Schon früh zeichnete sich der Prinz durch feinen ernsten Charakter aus, durch seinen praktischen Geist und durch einen ausgeprägten militärischen Sinn. Voll Begeisterung setzte der sechzehnjährige Jüngling es durch, daß er den Krieg gegen Napoleon im Jahre 1814 mitmachen durfte. Ja, er zeigte so viel Mut und Entschlossenheit, daß ihm das eiserne Kreuz zu teil wurde. An der Seite seines Vaters zog er mit den siegreichen Truppen in Paris ein. Im nächsten Jahre wurde Prinz Wilhelm konfirmiert, und hierzu hatte er seine „Lebensgrundsätze und Gelöbnis" niedergeschrieben. „Ich weiß," sagte er darin, „was ich als Mensch und Fürst der wahren Ehre schuldig bin. Nie will ich m Dingen meine Ehre suchen, in denen nur der Wahn sie finden kann. Meine Kräfte gehören der Welt, dem Vaterlande. Ich will unablässig tätig sein, meine Kräfte auf das beste anwenden und so viel Gutes stiften, als in meinem Vermögen steht. Verderbte Menschen und Schmeichler will ich von mir weisen." Nach der Rückkehr Napoleons

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 110

1905 - Leipzig : Voigtländer
- 110 - Strenge vermochteder Knabe noch nicht einzusehen, und das unaufhörliche Exerzieren gewährte seinem lebhaften Geiste keine Befriedigung. Erlas lieber französische Bücher, machte Gedichte und ergötzte sich mit Flötenspiel. Das war dem derben Sinne des Vaters zuwider; er fürchtete, bei solchen Neigungen werde aus seinem Sohne nimmermehr ein rechter Feldherr werden. „Fritz," sagte er verdrießlich, „ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." 2. Friedrichs Fluchtversuch. Je mehr der Prinz heranwuchs, desto mehr entfremdete er sich seinem Vater und desto härter wurde er behandelt. Endlich faßte er den pflichtwidrigen und törichten Entschluß, heimlich nach England zu entfliehen. Aber die Sache wurde verraten und Friedrich verhaftet in dem Augenblicke, wo er fein Vorhaben ausführen wollte. Als er vor den Vater geführt wurde, geriet dieser so in Zorn, daß er nach dem Degen griff, um den „feigen Ausreißer", wie er den Prinzen nannte, zu durchbohren. Aber ein alter General sprang dazwischen, hielt des Königs Arm zurück und rief: „Töten Sie mich, Majestät, aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Der Kronprinz wurde auf die Festung Küstrin ins Gefängnis gebracht, und ein Kriegsgericht sollte ihn auf des Königs Befehl zum Tode verurteilen. Das geschah zwar nicht, aber sein Freund, der Leutnant K a 11 e, der ihm bei dem Fluchtversuche behilflich gewesen war, wurde an seinem Kerkerfenster vorüber zum Blutgerüste geführt. 3. Friedrich in Küstrin. Dies alles machte auf Friedrichs Gemüt einen tiefen Eindruck. Er las mit einem frommen Prediger, der ihn in feinem Kerker besuchte, eifrig in der Bibel und äußerte ernste Reue über feirt Unrecht. Den Vater bat er in einem Briefe demütig um Verzeihung und versprach, ihm künftig in allen Stücken ein gehorsamer Sohn zu sein. Darauf wurde er der strengen Hast entlassen, mußte aber noch längere Zeit in Küstrin bleiben und bei der Regierung arbeiten. Das tat er mit großem Fleiße und lernte so die Geschäfte der Staatsverwaltung gründlich kennen. Als sogar sich der Prinz auf den Wunsch des Vaters, wider seine eigene Neigung, mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig vermählt hatte, war der Vater vollständig versöhnt; er setzte ihn als Oberst an die Spitze eines Regiments und kaufte ihm das Lustschloß Rheiusberg bei Ruppin- 4. Friedrich in Nheinsberg. Auf diesem freundlichen Schlosse verlebte der Prinz eine glückliche Zeit. Hier konnte er sich nach Herzenslust mit den Wissenschaften beschäftigen; hier las er mit Bewunderung
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