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1. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 88

1902 - Leipzig : Hirt
Quellenstze. 42) Aus Briefen der Elisabeth Charlotte:*) Ich halte es fr ein groß Lob, wenn man sagt, da ich ein deutsch Herz habe und mein Vaterland liebe. Knnte ich mit Ehren nach Deutschland, wrdet ihr mich bald sehen. Deutschland war mir lieber, und ich fand es nach meinem Sinn viel angenehmer, wie es weniger Pracht und mehr Aufrichtigkeit hat .... Ich hre als recht gern, wie es in Deutschland zugeht, bin wie die alten Kutscher oder Fuhrleute, die noch gern die Peitsch klacken hren, wenn sie nicht mehr fahren knnen .... Es ist nun 34 Jahr, da ich in Frankreich bin, und habe mich noch nicht an das Esfen hier im Lande gewhnen knnen, esse mein Leben kein Ragout, kann weder Tee, Kaffee noch Schokolade vertragen, kann nicht begreifen, wie man es gern trinkt .... Wie gern wollte ich den Pfannkuchen von Eurer Kammermagd essen! Das sollte mir besser schinecken als alles, was meine Kche machen .... Ich esse das ganze Jahr zu Mittag mutterallein, eile mich soviel mglich, denn es ist verdrielich, allein zu essen und zwanzig Kerls um sich zu haben, so einem ins Maul sehen und alle Bissen zhlen; esse deshalb in weniger als einer halben Stunde; nachts esse ich mit dem König, da sind wir fnf oder sechs an Tafel, jedes it vor sich weg wie in einem Kloster, ohne ein Wort zu sagen, als ein paar Worte heimlich an seinen Nachbar." 43) Es scheint jetzt, da bei uns der Mischmasch abscheulich berhand-genommen, also da der Prediger auf der Kanzel, der Sachwalter auf der Kanzlei, der Brgersmann im Schreiben und Reden mit erbrmlichem Franzsisch sein Deutsch verdirbt. Mithin es fast das Ansehen gewinnen will, wenn man so fort-fhrt und nichts dagegen tut, es werde das Deutsche in Deutschland selbst nicht weniger verloren gehen, als das Angelschsische in England. Gleichwohl wre es ewig schade und Schande, wenn unsere Haupt- und Heldensprache dergestalt durch unsere Fahrlssigkeit zu Grunde gehen sollte, was fast nichts Gutes ahnen liee, weil die Annehmung einer fremden Sprache gemeiniglich den Verlust der Freiheit ilnd ein fremdes Joch mit sich fhrt." (Seibntz.) **) *) Nach W. Mller, Historische Frauen, S. 217 ff. **) 43. 54 nach A. Richter, Qnellenbnch.

2. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 7

1902 - Leipzig : Hirt
73. Zustnde in Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege. nationale Fragen. Dazu kam eine lcherliche Rang- und Xitelfucht und eine frher nicht gekannte Kriecherei auf. 2. Gesellschaftliches Leben. Der Vergleich der zerrtteten heimischen Zustnde mit denen der Nachbarlnder, besonders Frankreichs, fhrte zur Nachahmung des Auslandes, und die eingerissene sittliche Verwilderung barg sich hinter steifer Frmlichkeit. Nach Paris ahmen die Shne der Vornehmen, um feine Lebensart" zu lernen; aus Paris kameu die alamodischeu" Trachten ( 72,2). Die einfache deutsche Art erschien als altfrnkisch". Vergebens erhoben ernste Geistliche und Schriftsteller gegen den Franzosenteufel" ihre warnende Stimme. . Die Stnde, a) Der Adel, mit wichtigen Vorrechten (Befreiung von Abgaben, Hof- und Staatsmter) ausgestattet, wurde der herrschende Stand. Zwar waren seine Reihen durch den Krieg sehr gelichtet, aber am kaiserlichen Hofe war man gern bereit, fr Geld zu adeln. Viele waren wirtschaftlich und sittlich heruntergekommen; solche pflegten als Krippenreiter" (Schmarotzer) ihre besser gestellten Standesgenossen zu belstigen. Auch in den Stdten kaufte sich mancher, der etwas Vermgen gerettet oder erworben hatte, einen Adelsbrief und tat sich dann durch Verschwendung und Vornehmtuerei hervor. d) Die Brger. Wie der Adel'gegen den Brgerstand, so schlssen sich in den Stdten die Gelehrten gegen die Ungelehrten ab, die Kaufleute gegen die Handwerker, die Znfte gegen drauen Stehende. Viele Znfte nahmen einen Fremden nur dann auf, wenn er die Tochter oder die Witwe eines Meisters heiratete. An die Stelle frherer religiser Gebruche waren leere Frmlichkeiten getreten (An-rede mit Gunst"). Eine vermehrte Anzahl von Beschftigungen galt als unehrlich" (z.b. die der Zllner, Gerichtsdiener, Nachtwchter, Musikanten). Sobald aber der ruhige Fortgang der Arbeit wieder die Freude am Dasein erhhte, tauchten auch die alten Lustbarkeiten wieder auf (Jahrmrkte, Tnze, Gelage). Der Handel erblhte zuerst in Hamburg wieder. Die Frauen und Mdchen standen ganz im Banne des ala-modischen Geistes. Arm an Bildung, wandten sie ihren Sinn nur auf das Nchstliegende, nicht am wenigsten auf Putz (Schnpflsterchen) und Tand und lernten aus Lehrbchern der Hflichkeit Rede und Gegenrede. Wie der ganze Verkehr, verlief auch die Eheschlieung in genau vorgeschriebenen Formen, und wichtiger als srher wurde die vermittelnde Rolle des Freiwerbers. e) Die Bauern. Die Unfreien, deren Verhltnis zur Gutsherr-schast durch den Krieg gelockert war, und denen die Flinte vertrauter

3. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 94

1902 - Leipzig : Hirt
94 es vermge seiner ruhmvollen Geschichte, seiner entwickelten Heeresorganisation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen mu." (Wilhelm I., An Mein Volk.) 56) Whrend eines ganz unglaublich langweiligen Vortrages eines hoch-geschtzten Kollegen" schrieb er an seine Schwester: Ich habe nie gezweifelt, da sie alle mit Wasser kochen, aber eine solche nchterne, einfltige Wassersuppe, auf der auch nicht ein einziges Fettauge zu spren ist, berrascht mich. Schickt den Schulzen 3e. oder Herrn von $. aus dem Chausseehause her; wenn sie gewaschen und gekmmt sind, so will ich in der Diplomatie Staat mit ihnen machen." 57) Das Vertrauen ist allgemein .... Jeder so todesmutig, ruhig, folgsam, gesittet, mit leerem Magen, nassen Kleidern, nassem Lager, wenig Schlaf, ab-fallenden Stiefelsohlen, freundlich gegen alle, kein Plndern und Sengen, be-zahlen, was sie knnen, und essen verschimmeltes Brot. Es mu doch ein tiefer Grund von Gottesfurcht im gemeinen Mann bei uns sitzen, sonst knnte das alles nicht sein." (Aus einem Briefe Bismarcks an seine Gemahlin.) 58) Telegramm des Knigs an seine Gemahlin: Welches Glck, dieser neue groe Sieg durch Fritz I Preise nur Gott fr seine Gnade! Gewann einige 30 Geschtze, 2 Adler, 6 Mitrailleusen, 4000 Gefangene. Mac Mahon war verstrkt aus der Hauptarmee. Es soll Viktoria geschossen werden. Wilhelm." 59) Napoleon an Wilhelm: Monsieur mon frere! N'ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu' remettre mon epee aux mains de Votre Majeste. Je suis de Votre Majeste le von frere Sedan, le 1er septembre 1870. Napoleon. 60) Anfang und Schlu der Proklamation: An das deutsche Volk." Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmtigen Ruf au Uns ge-richtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende deutsche Kaiserwrde zu erneuern und zu bernehmen, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, da wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vater-land betrachtet haben, diesem Rufe der verbndeten deutschen Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwrde anzunehmen. .....Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein nicht an kriegerischen Er-oberuugeu, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Gegeben Hauptquartier Versailles, den 18. Januar 1871. Wilhelm. 61) Bismarck im Reichstage, Febr. 1888: .....Wenn ich sage, wir mssen dauernd bestrebt sein, allen Eventualitten gewachsen zu sein, so erhebe ich

4. Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 33

1899 - Leipzig : Hirt
49. Die Zeit der ersten Hohenstaufen. 33 stellt wurden. Kleinere Burgen bestanden oft nur aus dem Turme und den umgebenden Befestigungswerken. Die Einrichtung der Burgen, selbst der frstlichen, war eine nach unfern Begriffen drftige. (Fig. 80.) Glasfenster und fen waren noch wenig bekannt. 5. Das Leben in der Burg verlief fr gewhnlich einfrmig, namentlich im Winter. Die Herrin des Hauses war mit der Besorgung des Haushalts, der berwachung der zahlreichen Dienerschaft, mit Schnei-dern und tiefen, der Ritter mit Waffenbungen, mit der Bewirtschaf-tung und Instandhaltung seines Besitzes beschftigt. Eine geschtzte Unterhaltung war der Besuch eines fahrenden Ritters oder eines Wall-fahrers, der neue Mr brachte. Bei einer Festlichkeit in schner Jahres-zeit aber ging's hoch her. Nach Frhmesse und Imbi veranstaltet ein Teil der Gste ein kleines Turnier; andere reiten mit den Damen auf die Falkenbeize. Gegen Abend wird zur Hauptmahlzeit geblasen. Auf die weigedeckte bekrnzte Tafel werden in zinnernen und silbernen Schsseln die stark gewrzten Speisen aufgetragen; Lffel und Messer werden gebraucht, aber keine Gabeln, und Wrzwein wird aus Bechern getrunken. Snger und Gaukler drfen nicht fehlen. Nachher vergngt sich das junge Volk mit Tanzen, wobei eigentliche Tnze und Reigen unterschieden wurden. Die Kleidung der ritterlichen Gesellschaft zeigt Fig. 85. 6. Die geistlichen Ritterorden. Nach dem ersten Kreuzzuge wurde in Jerusalem von Italienern der Johanniterorden und von Fran-zosen der Orden der Tempelherren*) gestiftet, denen sich spter ( 49, 2, d) der Deutsche Orden anreihte. Ihre Aufgaben waren die Be-kmpfung der Unglubigen, die Pflege der Kranken und die Besorgung des Gottesdienstes. Die Mitglieder wurden daher in Ritter, dienende Brder und Priester eingeteilt. An der Spitze jedes Ordens stand ein Hochmeister. Die Deutschen Ritter trugen als Ordenskleid einen weien Mantel mit schwarzem Kreuze. 49. Die Zeit der ersten Hohenstaufen. V Konrad Iii., 11381152. a) Hohenstaufen und Welfen. Nach dem Tode Lothars von Sachsen (11251138), den die Fürsten als Gegner der frnkischen Kaiser und der mit ihnen verwandten und ver-bndeten Hohenstaufen gewhlt hatten, wurde nicht Lothars Schwieger-shn Heinrich der Stolze aus dem Geschlechte der Welsen, Herzog *) Ihr Ordenshaus stand an der Stelle des ehemaligen Salomonischentempels. Christensen, Kleines Lehrbuch der Geschichte. Ii. B. 2. Aufl. 3

5. Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 16

1899 - Leipzig : Hirt
16 Zweite Periode. Die Zeit des Frankenreiches. An der Spitze der Gaue, in die das Reich nach Auflsung der frheren Herzogtmer geteilt war, standen als kaiserliche Beamte die Grafen; sie leiteten die Gerichte und den Heerbann. Zum Heerbann waren alle Freien verpflichtet. Zwar wurden die damit ver-bundenen Lasten den rmeren erleichtert; doch konnte die Regierung nicht verhindern, da viele eine freiwillige Leibeigenschaft den Opfern, welche die Wehrpflicht aus-erlegte, vorzogen. der die Marken, in denen stete Kriegsbereitschaft erforderlich war, waren Markgrafen mit erhhter Gewalt gesetzt. Zur Beaufsichtigung der Grafen, der Krn guter, berhaupt aller staatlichen und kirchlichen Einrichtungen, dienten weltliche und geistliche Knigs boten, die in Karls Auftrage das Land bereisten. Unter den Hofmtern war das wichtigste das des Pfalzgrafen, der den Kaiser in der Ausbung der hheren Gerichtsbarkeit vertrat. 3. Karls Sorge fr den Wohlstand. Eine Lieblingsbeschftigung des groen Kaisers war die Landwirtschaft. Auf seinen Gtern lie er Musterwirtschaften einrichten und gab selbst genaue Vorschriften der alle Einzelheiten.28) Um die Ausbreitung des Ackerbaues zu erleichtern, lie er Wlder und Einden urbar machen. Dem Handel ntzte er durch Einfhrung einheitlicher Mnzen*) (Fig. 71) und durch Anlegung von Landstraen. Anfang eines Main-Donau-Kanals. ^ Leben und Bildung. Der Kaiser hatte seine Hofhaltung in einer der Pfalzen (d. h. Palste), die er an verschiedenen Orten bauen lie. Am liebsten hielt er sich in Aachen auf, wo noch die von ihm erbaute Pfalzkapelle (Fig. 69) als ein Teil des Mnsters erhalten ist. Der Hof des Kaisers bot ein buntes, wechselvolles Bild. Vornehme aus allen Teilen des Reiches kamen, dem mchtigen Herrscher zu huldigen; braune Araber aus Bagdad, die Geschenke von Harun al Raschid brachten (darunter einen Elefanten und eine Wasseruhr), trafen dort rmische Mnche, die lateinische Verse zum Lobe des Kaisers dichteten; der Sachse begrte den Langobarden, der Slave den Avaren. Ein glnzendes Schauspiel war es, wenn der Kaiser mit seinen Shnen. Tchtern29) und Hofleuten auf die Jagd ritt, unter dem Getn der klffenden Meute und der schmetternden Hrner. Ein gemtliches Bild war es, wenn an der Tafel das Wildbret, am Spiee gebraten, aufgetragen wurde und dazu ein Schriftkundiger aus einem Geschichtsbuch oder einer Sagen-dichtuug vorlas oder eine der kaiserlichen Tchter zur Harfe sang. Karl selbst war vor allen mig in Speise und Trank und einfach in der *) 20 Solidi zu 12 Denaren gingen auf ein Pfund Silber.

6. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 234

1911 - Leipzig : Hirt
234 Quellenstze. 16) neas Sylvins der Wien. Tag und Nacht wird in den Straen wie in einer Schlacht gekmpft, indem bald die Handwerker gegen die Studenten, bald die Brger gegeneinander die Waffen ergreifen. . . . Das Volk lebt ganz dem Vergngen des Leibes und verzehrt am Sonntage, was es in der Woche er-worden hat. 17) Die lteste Polizei- und Kleiderordnung von Berlin-Kllns. Wir Ratmannen, alte und neue, von Berlin und Klln, bekennen offenbar in diesem Briefe, da wir mit einem gemeinen Rate darin bereingekommen sind, da wir von Jahr zu Jahr gnzlich halten wollen solche Stcke und Dinge, wie hiernach in diesem Briefe geschrieben sind. Zum ersten wollen wir, da keine Frau oder Jungfrau von rmelspangen oder von Geschmeide mehr tragen darf, als eine halbe Mark betrgt, und von feinen Perlen soll sie nicht mehr tragen, als eine halbe Mark wert ist. Auch soll keine Frau oder Jungfrau goldgestreifte Tcher oder gildene Risen **) tragen. Keine Jungfrau soll auch einen Kranz tragen von der einer Mark. Ferner wollen wir, da keine Frau oder Jungfrau Zobel oder Borden tragen soll auf ihren Kleidern oder ihrem Mantel. Auch wollen wir, da ein jeglicher, Frau oder Mann, bei geschworenen Eiden zu Hochzeiten nicht mehr Brger als zu vierzig Schsseln setzen soll an den Tischen und zehn Schsseln fr den Droften***) und drei Schsseln fr die Spielleute. Der Spielleute darf man sechs nehmen und nicht mehr, und fnf Gerichte darf man zu der Hochzeit geben und zwei Gste zu einer Schssel setzen und nicht mehr. Ferner, wenn eine Jungfrau einem Manne gegeben wird oder eine Frau wieder heiratet, so gnnen wir wohl, was man ihnen schenkt, und das drfen sie behalten und sollen niemandem etwas wiederschenken. Auch wollen wir, da niemand nach der letzten Glocke sich im Wirtshause auf-halten oder Bier schenken darf; falls man solches entdeckt, so soll man den Wirt mit den Gsten pfnden. Nach der letzten Glocke darf auch niemand auf der Strae tanzen, es sei Frau oder Mann. Auch darf niemand hher oder mehr schlagen oder dobbelnf) als auf fnf Schillinge. Zum letzten wollen wir, da, wenn jemand auer-halb unserer Städte eine Frau oder Jungfrau nhme und diese Frau oder Jungfrau groes Geschmeide in unsere Städte brchte, sie dies tragen darf einen Monat lang, das sind vier Wochen, und nicht lnger. Und die, welche die Statuten brechen, sollen den Ratmannen zehn Mark bezahlen, und wer fr sie bittet, der foll auch soviel geben. Geschehen und gegeben am Sonntage in der Oktavft) Pace unter dem Siegel unserer Städte: im Jahre des Herrn 1334. 18) Aus Kaiser Maximilians 1. Landfriedensgesetz. Wir Maximilian von Gottes Gnaden Rmischer König, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches :c., ent-bieten allen und jeglichen unseren und des Heiligen Rmischen Reiches Kurfrsten, Fürsten, geistlichen und weltlichen Prlaten, Grafen, Herren, Rittern, Knechten, Hauptleuten, Vgten, Pflegern, Verwesern, Amtleuten, Schultheien, Brgermeistern, Richtern, Rten, Brgern und Gemeinden und sonst allen andern Unfern und des Reiches Untertanen und Getreuen, in was Wrden, Standes oder Wesens die seien, denen dieser Unser kniglicher Brief oder dessen Abschrift zu sehen oder zu lesen vor-kommt, Unsere Gnade und alles Gute. Als wir hiervor zu der Hhe und Last des Heiligen Rmischen Reiches erwhlt und nun zur Regierung desselben gekommen sind und nun vor Augen sehen die stete, unaufhrliche Anfechtung der Christenheit, so seit langer Zeit gebt und dadurch viel Knigreiche und die Gewalt christlicher Lande in der Unglubigen Untertnigkeit gebracht find, also da die Unglubigen ihre Macht und Herrschaft bis an die Grenze *) 17 und 30 nach Zurbonfen, Quellenbuch. **) Eine Art Schleier. ***) Vogt, t) spielen, ff) Nachfeier am achten Tage nach einem Kirchenfest, hier am 24. September.

7. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 13

1911 - Leipzig : Hirt
Karl der Groe. 13 Pfalzen, die er hier, in Nimwegen und Ingelheim erbauen lie, stehen nicht mehr. Wohl aber ist die Pfalzkapelle in Aachen, die Grabsttte des Kaisers, als Kern des Mnsters erhalten. Als Vorbild diente eine italienische Kirche aus der Zeit Justinians, die im byzantinischen Stil erbaute San Vitale in Ravenna. (Sonst herrschte im abendlndischen Kirchenbau der Basilikenstil.) Auch ein groer Teil des Sulenmaterials stammt aus Italien. Der Verkehr am Hose bewirkte, da sich die bevorzugte Stadt rasch ausdehnte. Viel fremdes Volk strmte zusammen. Die Herbergen fllten sich oft mit weltlichen und geistlichen Groen und ihren Gefolgsleuten, mit Neugierigen, Geschftsleuten und Abenteurern, die Schtze der Awaren oder sonstige Kriegsbeute loswerden wollten. Jdische Wechsler schlugen ihre Buden auf und Kaufleute, die Kleidungsstcke und Erzeugnisse des Kunsthandwerks aus Italien, Konstantinopel und Bagdad feilboten. 5. Hofleben und Bildung. Auch der Hof selbst bot ein buntes, Wechsel-volles Bild. Hier begrte der vornehme Sachse in langem Linnengewande den langobardischen Grafen in kurzem Purpurmantel, turbangeschmckte Araber aus Bagdad, die Geschenke von Harun al Raschid brachten, trafen mit Stammesgeuoffen aus Spanien zusammen, und neben dem geflochtenen Haar des Awaren sah man die Tonsur des gelehrten Mnches. So oft es anging, weilte Karl im Kreise seiner Familie. Er war viermal vermhlt. Auch auf Reisen muten ihn die Seinigen nach Mg-lichkeit begleiten. Die Erziehung der Shne und Tchter leitete er nach frnkischer Art4). Gern veranstaltete er mit ihnen und den Hofleuten grere Jagdausflge5) in die Ardennen, wo sie gegen Hirsche, Wlfe, Wildschweine, Bren und Ure den Kampf aufnahmen und abends, wenn zum Sammeln geblasen wurde, die Zelte aufschlugen und das Wildbret bereiteten. Karl selbst war vor allen mig in Speise und Trank. Bei Tische lie er vorlesen. Er trug fast nur frnkische Kleidung, die seine Tchter gesponnen und gewebt hatten. Diese behielt er lieber bei sich, als da er ihnen das Heiraten erlaubte ein Zeichen seines Eigennutzes. Mit der kaiserlichen Familie bildeten die Gelehrten am Hose nach dem Muster arabischer Frstenhfe eine literanfchegestcfchaft(Academiapalatiiia). Dazu gehrten der Langobarde Paulus Diacouus, Verfasser eines Predigt-buches und einer Geschichte der Langobarden, der Franke Einhard, dessen Leben Karls des Groen" von seiner Bildung und seiner Gewandtheit im Ge-brauch der lateinischen Sprache zeugt, und der Franke An gilb er t, der in einem lateinischen Epos in Hexametern die Taten seines Herrn und Gnners besang. Vorsteher des literarischen Kreises war der Angelsachse Alkuin, Karls Ratgeber in geistlichen und weltlichen Dingen und Leiter der Hof-schule (Schola palatina), in der knftige Bischfe und weltliche Beamte ihre Ausbildung erhielten. Auch der Kaiser lie sich von Alkuin in den

8. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 47

1911 - Leipzig : Hirt
Das Rittertum. 47 die stark gewrzten Speisen aufgetragen; Lffel und Messer werden ge-braucht, aber keine Gabeln, und ltertrane"*) wird in Bechern gereicht. Das Lied eines fahrenden Sngers oder die Vorfhrungen eines Gauklers verschnern das Mahl. Nachher vergngt sich das junge Volk mit Tanzen**). Gewhnlich aber verlief das Leben einfrmig und war namentlich im Winter hart und einsam. Da es an Straen fehlte, hrte oft jeder Verkehr auf, bis der von den ritterlichen Dichtern so sehr gepriesene Mai die Wege wieder gangbar machte. Gnstigenfalls brachte ein obdach-suchender Wallfahrer Unterhaltung; man lauschte bei geschlossenen Fenster-laden am wrmenden Kamin, der freilich bei widrigem Winde rauchte, seinen Wundermren. 7. Die geistlichen Ritterorden. Eine Verbindung des Rittertums und des Mnchtnms, dieser beiden charakteristischen Erscheinungen des Mittel-alters, zeigte sich in den Orden, die in Palstina entstanden. Nach dem ersten Kreuzzuge stifteten Italiener den Orden der Johanniter oder Hofpitaliter (Ritter des Hospitals des heiligen Johannes in Jerusalem), Franzosen den Orden der Tempelherren (deren Ordenshaus an der Stelle des ehemaligen Salomonischen Tempels stand), denen sich im dritten Kreuzzuge der Deutsche Orden anreihte ( 79, 6). Ihre Gelbde waren: Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam, ihre Aufgaben: die Bekmpfung der Unglubigen, die Besorgung des Gottesdienstes und die Pflege der Kranken. Die Mitglieder zersielen deshalb in Ritter, Priester und dienende Brder. An der Spitze jedes Ordens stand ein Hochmeister. Die Johanniter verlegten nach dem Verluste Jerusalems ihren Sitz nach Akkon; als auch diese Stadt 1291 den Trken in die Hnde gefallen war, zogen sie nach Cypern, dann nach Rhodus und endlich nach Malta (Malteser), wo sie sich be-haupteten, bis Napoleon I. 1798 ihrer Herrschast ein Ende machte. Im 19. Jahrhundert traten unter dem Namen Johanniter mehrere adlige Vereine ins Leben, die sich Wohlttigkeit und Krankenpflege zur Aufgabe machten. Der Orden der Tempelherren verlegte nach dem Verlufte Palstinas seinen Hauptsitz nach Cypern. Auch in Europa, namentlich in Frankreich, besa er Nieder-lassungen und durch Geschenke und Vermchtnisse ansehnliche Gter, welche die Habsucht des franzsischen Knigs Philipp Iv. reizten. Er veranlasste den von ihm abhngigen, in Avignon residierenden Papst, 1312 die Aufhebung des Ordens auszusprechen, weil er sich der Ketzerei schuldig gemacht habe. Der Gromeister und der fnfzig Ordens-brder starben in Frankreich auf dem Scheiterhaufen. Der Deutsche Orden siedelte 1291 von Akkon nach Venedig der und 1809 nach Preußen ( 96,1). Als Ordenskleid trugen die Deutschen Ritter einen weien Mantel mit schwarzem Kreuz. *) der Krutern, z. B. Waldmeister, oder Gewrzen abgeklrter Wein. **) 8roet Arten von Tnzen sind zu unterscheiden, der Tanz in engerem Sinne und der Reihen. Jener war vorzugsweise in hfischen Kreisen gebruchlich. Die Paare machten mit schleifenden, leisen Schritten die Runde. Der Rethen wurde mit springenden Schritten getanzt.

9. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 176

1911 - Leipzig : Hirt
176 Die Neuzeit. Standesgenossen. Aber am Wiener Hofe lie man sich gern bereitfinden, fr Gelb den Adelstitel zu verleihen und so dem^Staude und zugleich der .kaiserlichen Schatulle ^ auszuhelfen. Auch in den Stdten kaufte sich mancher, der etwas Vermgen gerettet oder erworben hatte, einen Adels-Brief und tat sich dann durch Vornehmtuerei hervor. Rang- und Titel-sucht verbunden mit Unterwrfigkeit waren hufiger als Jemals. ~Tj) Die Brger. Wie der Adel gegen den Brgerstand, so schlssen sich in den Stdten die Gelehrten mit Geringschtzung gegen die Un-gelehrten ab, die^Kaufleute gegen die Handwerker, die Znfte gegen Drauenstehende. Viele Znfte nahmen einen Fremden nur dann auf, wenn er die Tochter oder die Witwe eines Meisterst heiratete. An die Stelle frherer religiser Zunftgebruche waren leere Frmlichkeiten ge-treten (Anrede Mit Gunst"). Noch galten manche Berufe als unehrlich" (z. V. die der Zllner, Gerichtsdiener, Nachtwchter, Musikanten). Sobald aber der ruhige Fortgang "Beiflhrbeit wieder die Freude am Dasein er-hhte, tauchten auch die alten Lustbarkeiten wieder auf (Jahrmrkte, Tnze, Gelage). Der Handel blhte zuerst in den drei Hansastdten und am Rhein wieder auf. Die Hansastdte erlangten nach der englischen Schiffahrtsakte M: das Recht, Waren aus allen deutschen Lndern nach England einzufhren. Die Frauen und Mdchen standen ganz im Banne des alamodischen Geistes. Arm an Bildung, wandten sie ihren Sinn nur auf das Nchst-liegende, nicht am wenigsten auf Putz (Schnpslsterchen) und Tand und lernten aus Lehrbchern der Hflichkeit Rede und Gegenrede. Wie der ganze Verkehr, verlief auch die Eheschlieung in genau vorgeschriebenen Formen, und wichtiger als frher wurde die vermittelnde Rolle des Freiwerbers. c) Die Bauern. Die Unfreien, deren Verhltnis zur Gutsherrschaft der Krieg gelockert hatte, und denen die Flinte vertrauter geworden war als der Pflug, kamen wieder unter harte Zucht. Viele suchten das unstete Leben fortzusetzen und streiften noch lange als Buschklepper und Land-streicher umher, bis sie von ihren Herren eingefangen wurden. Nur wer unter der Fahrte" (als regelrechter Soldat) gedient hatte, sollte die Freiheit behalten. Ost aber wurde es den Gutsherren leicht, die verarmten Freien zu Pchtern, die Pchter zu Hrigen und Leibeigenen herabzudrcken, die sie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch rechtlich (als Gerichts- und Polizei-Herren) ganz in der Gewalt hatten. Wo es an Einheimischen fehlte, siedelten sie Fremde als Pchter an. Die Zahl der Unfreien betrug mehr als die Hlfte des deutschen Volkes. 3. Geistiges Leben, a) Religio. Nur allmhlich konnte sich das kirchliche Leben wieder uerlich heben und innerlich erstarken. Wahre Frmmigkeit war selten, desto hufiger gemtloser Buchstabenglaube und vllige Gleichgltigkeit. Wo der Glaube Schaden gelitten hatte, wucherte ppig der Aberglaube (Hexenprozesse, Sterndeutern, Gespensterglaube).
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