150 Von Rudolf von Habsburg bis zur Reformation.
Wissenschaften beflissen, die in gewissen Stdten dauernde Pflege fanden. Schon unter Friedrich Barbarossa hatte die Rechtsschule von Bologna Berhmtheit, während fr die Heilkunde die Schule zu Salerno hnliches Ansehen gewann. Aus der Vereinigung solcher fachwissenschaftlichen Hochschulen entstanden die Universitten. Die erste war die zu Paris im Anfange des 13. Jahrhunderts begrndete; die erste staatliche Universitt stiftete Friedrich Ii. zu Neapel in seinem sditalienischen Reiche. Die erste deutsche Universitt wurde 1348 von Karl Iv. zu Prag gegrndet, dem bald andere Fürsten und Städte (Universitten zu Heidelberg, Erfurt, Cln, Leipzig u. a.) folgten. Das wissenschaftliche Leben an den deutschen Universitten kam erst durch die Bewegung des Humanismus in Flu.
2. Literatur. Das Rittertum, vordem Trger der Sangeskunst, war entartet. Doch fand die Dichtkunst im Sche des Brgerstandes der blhenden sddeutschen Städte noch eine schwache Nahrung. Wh-rend hier der Meistergesang zu handwerksmigem Betriebe und platter Gewhnlichkeit herabsank, bekunden die Volkslieder dieser Zeit das tiefe Gemt des deutschen Volkes.
Einen hheren Schwung nahm die Poesie im 14. Jahrhundert in Italien durch Dante, dessen Gttliche Komdie in erhabener Sprache eine Wanderung durch die Hlle, das Fegfeuer und den Himmel dar stellt, und den begeisterten Lyriker Petrarca.
3. Bildende Knste. In der Baukunst gelangte seit der Mitte des 13. Jahrhunderts allmhlich in Deutschland der gotische Stil zur Herrschaft. Er beruht auf der folgerechten Anwendung des Spitz-bogens. In den gotischen Kirchen werden die spitzbogigen Fenster^ derart vergrert, da nur schmale Mauerflchen brig bleiben, die an der Auenseite durch Strebepfeiler verstrkt werden. Bei den Basiliken (d. h Kirchen mit erhhtem Mittelschiff) wird der Druck des Mittelschiffgewlbes durch Strebebogen auf diese Pfeiler bertragen. Art die Stelle der Basilika tritt vielfach die Hallenkirche, in der alle Schiffe gleich hoch sind. Der Chor ist nicht oder nur wenig mehr erhht, und die Krypta fehlt; die Sule ist einem massigen Pfeiler (Bndelpfeiler) gewichen. Eine Hauptzierde der gotischen Kirchen sind die schlanken hochragenden Trme mit durchbrochenem Helme, der in einem ins Kreuz gestellten Blatt, der Kreuzblume, endigt. Anstatt des Vierungsturmes erscheint ein kleines Trmchen, der Dachreiter.
Der gotische Stil gelangte zuerst im nrdlichen Frankreich in den Kathedralen von Paris, Reims und Amiens zur Anwendung. Von dort kam er nach Deutschland. Hier ist die Liebfrauenkirche in Trier die lteste rein gotische Kirche. Hervorragende andere Gotteshuser im gotischen Stil sind die Dome zu Regensburg, Ulm, Freiburg i. B. und das Mnster zu Straburg; das groartigste ist der Cln er Dom (be-gnnen 1248, vollendet 1880).
1 An den gotischen Fenstern unterscheidet man das Stabwerk, senkrechte dnne Pfosten aus Haustein, welche das Fenster in mehrere Teile zerlegen, und das Mawerk, Kreise und Kreisausschnitte, welche die Bogenfelder ausfllen.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich_Ii Friedrich Karl_Iv Karl Petrarca
Extrahierte Ortsnamen: Bologna Salerno Neapel Heidelberg Erfurt Leipzig Italien Deutschland Frankreich Paris Reims Amiens Deutschland Ulm Freiburg Haustein
Einleitung.
157
den Entdeckungsfahrten und den geschftlichen Unternehmungen in den Kolonien der Spanier und Portugiesen; aber die Eifersucht der fhrenden Seemchte machte bei der trostlosen inneren Zersplitterung des deutschen Reiches und bei dem Niedergange der Hansa, die sich gegen die erstarkenden nordischen Mchte nicht behaupten konnte, es unmglich, da Deutschland in den berseeischen Wettbewerb der europischen Mchte eintrat.
c) Die ergiebigen Bergwerke Mexikos und Perus lieferten eine solche Menge von G 01 d un d S i 1 b er, da der W er t d e s G e 1 d e s in Europa um ein vielfaches sank. Whrend bisher der Reichtum hauptschlich noch in ausgedehntem Grundbesitze bestand, begann sich
in den Hnden einzelner ein mchtiges Kapitalvermgen anzu sammeln. So erhielt der reiche Handelsstand einen immer hheren Einflu.
d) Der fruchtbare Boden des neuen Erdteiles lockte viele zur Einwanderung an, und die Zwanglosigkeit und Ungebundenheit des Lebens und die freieren staatlichen Zustnde jenseits des Ozeans blieben nicht ohne Einflu auf Europa.
e) Amerika erhielt von der Alten Welt auch wertvolle Kulturtiere l Pferd, Rind) und Pflanzen (Getreide, Wein, sowie das Zuckerrohr, den Kaffeebaum, die Baumwollstaude); dafr empfing diese von der Neuen Welt den Mais, die Kartoffel und den Tabak. Die der seeischen Erzeugnisse Kaffee, Tee, Kakao, Tabak wurden all-mhlich unentbehrliche Bedrfnisse der Europer.
f) Den Wissenschaften, besonders der Naturkunde und der Erdbeschreibung, erschlossen sich durch die Entdeckungen neue Gebiete.
Ii. Der Humanismus.
Die Beschftigung mit der lateinischen und der griechischen Literatur wurde in Italien seit dem 14. Jahrhundert mit erhhtem Eifer betrieben. Die Humanisten, wie man diese Gelehrten nannte, versenkten sich nicht nur in den Inhalt der Werke des klassischen Altertums, sondern ahmten auch in der Bewunderung ihrer sprachlichen Schnheit die latei-nischen Prosaiker und Dichter in der Form nach. Das Studium der griechischen Literatur lebte namentlich durch die Einwirkung der grie-chischen Gelehrten wieder auf, welche (besonders bei dem Falle Konstantinopels, 1453) nach Italien auswanderten.
Die groen italienischen Dichter Dante und Petr_(Hca waren auch Humanisten von bedeutendem Einflu, lanzliebende Fürsten, vor allen die Medice er in Florenz, setzten in die freigebige Untersttzung der Wissenschaften und der Knste ihren hchsten Stolz. Unter
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Mexikos Europa Europa Amerika Italien Konstantinopels Italien Petr_(Hca Florenz
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Papstleo X. aus dem Haufe der Mediceer errang der Humanismus seine hchsten Triumphe und setzte sich insbesondere auch die Wieder-erweckung der antiken flunft zum Ziele (Renaissance, s. das Schlutzkapitel dieses Bandes).
' Indeutschland wandte man sich seit der Mitte des 15. Jahr U ' V ^Uderts mit regem Eifer den humanistischen Studien zu. und auf den . U n i v e r s i t t e n. die in dieser Zeit zahlreich gegrndet wurden, rang bald die neue gelehrte Richtung mit den Vertretern der alten sog. scho-/ lastischen Gelehrsamkeit. Whrend im Mittelalter die Geistlichkeit der vornehmste und fast der einzige Trger der gelehrten Bildung war. wurde die Wissenschaft jetzt auch von den anderen Stnden gepflegt und zeitigte eine selbstndige, neue weltliche Bildung. Die berhmtesten der deutschen Humanisten waren Johann Neuchlin und Eras-mus von Rotterdam.
Der Rechtsgelehrte Johann Reuchlin (aus Pforzheim in Baden) machte sich besonders um die hebrische Sprachforschung und die alttestamentlichen Studien verdient. Seine Wertschtzung der hebrischen Literatur verwickelte ihn in den rgerlichen Humanistenstreit. Ein zum Christentum bergetretener Jude hatte nmlich die Verbrennung der rabbinischen Schriften der Juden wegen der darin enthaltenen Angriffe auf das Christentum verlangt. Reuchlin sprach sich fr die Erhaltung dieser Schriften aus. Die Dominikaner in Cln und andere Theologen nahmen gegen Reuchlin Partei, bis Papst Leo X. die Nieder-schlagung des Streites befahl. Der geistreiche Reichsritter und Humanist Ulrich von Hutten feierte den Sieg Reuchlins, und in den Epistulae obscurorum virorum" (d. h. Briefe der Dunkelmnner) gssen mehrere witzige Humanisten bitteren Spott der die Mnche und ihr unklassisches Latein aus.
Desiderius Erasmus von Rotterdam, etwas jnger als Reuchlin. trat anfnglich ins Kloster, das er aber frh wieder verlie. Am Hofe des jungen Karl von Osterreich (des nachmaligen Karl V.) in Brssel besorgte er eine griechische Ausgabe des Neuen Testamentes. Seine Zeitgenossen bewunderten ihn als den geistreichsten Gelehrten und als feinfhlenden Kenner der lateini-< . schen und griechischen Sprache.
'1 Verbreitung der Bildung wurde wesentlich gefrdert durch die
Erfindung der Vuchdruckerkunst. Die Buchdruckerkunst, welcher die Erfindung des Leinenpapiers voraufging, entwickelte sich aus der Kunst es Holzschnittes (f. S. 151); man schnitt schon einzelne Stze. Heiligen-bilder mit Sprchen, Bilderbcher u. dgl. Johann Gensfleisch, genannt Gutenberg, aus einem in Mainz ansssigen Patriziergeschlechte, kam nun zuerst auf den Gedanken, einzelne, bewegliche metallene Lettern anzuwenden. Er verband sich aus Geldmangel mit dem Goldschmied Johann Fust und gab (1450) das erste mit Lettern gedruckte Buch, eine lateinische Bibel, heraus. Die Druckerkunst wurde anfangs geheim-
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Der Ausgang der Kreuzzge.
115
c) Das Ende der Christenherrschaft in Syrien. Da die Christen in Syrien vom Abendlande keine militrische Untersttzung mehr erhielten, eroberten die Sultane von gypten eine christliche Stadt nach der an deren. Als letztes Bollwerk der Christen fiel das wichtige Akkon (1291, 100 Jahre nach seiner Eroberung durch den dritten Kreuzzug).
d) Folgen der Kreuzzge. Die ftrezzge haben ihren Zweck, die Befreiung des Heiligen Landes aus den Hnden der Mohammedaner durch die Begrndung eines syrisch-christlichen Reiches, nicht auf die Dauer erreicht. Die Grnde ihres unglcklichen Ausganges lagen vor allem a) in dem Fehlen einer ausreichenden dauernden Einwandt rung aus dem Abendlande, b) in der feindlichen Stellung, welche die griechischen Kaiser gegen die Kreuzzge einnahmen, c) in der Uneinigkeit und Eifersucht der Kreuzfahrer der verschiedenen Nationen, d) in der Zwietracht zwischen Kaisertum und Papsttum, e) in dem moralischen Verfalle der Christen im Morgenlande.
Aber wenn die Kreuzzge auch ihre nchste Aufgabe nicht gelst haben, so waren sie doch fr die geschichtliche Entwicklung des Abendlandes von sehr groer Bedeutung.
1. Die Macht der Ppste, welche die Kreuzfahrten anregten und unter ihren Schutz stellten, wurde gesteigert.
2. Dem Rittertum stellten die Kreuzzge ein hohes ideales Ziel fr seinen kriegerischen Tatendrang, und in den geistlichen Ritterorden er-hielt der Adel eine starke Sttze.
3. Die Seestdte Italiens blhten durch den lebhafteren Handel, der aus dem lange Zeit auch friedlichen Verkehr mit dem Morgenlande erwuchs, mchtig empor. Die bedeutendsten Vermittler dieses See-Handels waren Amalfi, Pisa, Genua und vor allen Venedig. Die Blte des italienischen Handels befruchtete auch den Handel in den sddeutschen Stdten (Augsburg, Regensburg, Nrnberg, Frankfurt a. M.), wohin die morgenlndischen und indischen Waren der die Alpenstraen gefhrt wurden; anderseits mndete auch der neu-belebte Orienthandel der Konstantinopel auf der Donaustrae in den sddeutschen Handelspltzen (Wien, Regensburg usw.) aus.
Durch den erhhten Wohlstand wuchs ferner das Ansehen und die Geltung des Brger st andes neben dem Adel und der Geistlichkeit.
4. Die Wissenschaften und Knste erhielten durch die Berhrung mit dem Morgenlande mannigfache Anregung. Die Kreuzfahrten er-wetterten die geographischen Kenntnisse und gaben den Ansto zu gro-artigen Reisen in den Orient (vgl. Marco Polo). In der Mathematik,
8*
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Frankreich.
191
Die franzsische ftnigsfrone nutzte also nach seinem Tode Heinrich von Naoarra, dem Fhrer der Hugenotten, zufallen; er war nach dem Pariser Blutbad in der Gewalt des Knigs zum katholischen Bekenntnis bergetreten, entrann aber der Haft und kehrte wieder zu seinem evangelischen Glauben zurck.
Um einem protestantischen Knigtum vorzubeugen, stiftete Heinrich von Guise unter den katholischen Groen die beiliae Liaue. Bei dem erbitterten Kampfe der beiden Parteien litt das Ansehen des Knigs, der sich der Ligue in die Arme geworfen hatte, am meisten. Von den Guisen fast aller Macht beraubt, suchte sich Heinrich Iii. durch ein schmachvolles Mittel zu helfen. Er lie &u-a-ub..von Guise und dessen Bruder (den Kardinal Ludwig) ermor^eri. Dann verband er sich mit Heinrich von Navarra und zog mit diesem vereint vor Paris. Im Lager vor der Haupstadt wurde Heinrich Iii. von einem sanatischen Dominikanermnch ermordet (1589).
Mit Heinrich Iv. (15891610) bestieg das Haus Bourbon den Thron. Aber nicht sofort fand der Rntg allgemeine Anerkennung, sondern die Partei der Emsen setzte den Krieg gegen ihn fort. Sie wurde dabei von Philipp Ii. von Spanien untersttzt, der, berall bereit, die Sache des Katholizismus zu verfechten, nebenbei den Plan verfolgte, seiner Tochter (die von der franzsischen Prinzessin Elisabeth abstammte) den Thron Frankreichs zu verschaffen. Spanien gegenber fand Heinrich Iv. bei England und einigen protestantischen Fürsten in Deutschland Untersttzung. Um die Gegenpartei zu vershnen, trat der König zum katholischen Bekenntnisse der. Nun fand er bald allgemeine Anerkennung; Paris ffnete ihm die Tore, und der Papst sprach ihn vom Banne los.
5. Neuer Aufschwung Frankreichs. Zur Ausgleichung des Streites mit den Hugenotten erliefe Heinrich Iv. das Edikt von Wrrrttec; (1598). Dieses gewhrte den Protestanten freien Gottesdienst in allen Orten, wo er bisher gestattet war, und staatliche Gleichberechtigung mit den Katholiken; auerdem blieb eine Anzahl fester Pltze im sdlichen und westlichen Frankreich in ihren Hnden.
Nach der Beendigung der Neligionsjtreitigfeiten wandte der König seine Aufmerksamkeit der Hebung der inneren Wohlfahrt zu. Mit Hilfe seines ^Finanzministers Su11u ordnete er die Finanzen, tilgte einen groen Teil der hochnmmrchftnen Staatsschuld und hob den Verkehr durch Anlage von Land- und Wasserstraen. In der auswrtig enpol itik nahm Heinrich wieder den Plan auf, das Haus Habsburg zu schwchen. Schon war er, um dieses Ziel zu er-reichen, mii'^enaemscheil Protestanten in Verbindung getreten; da traf
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Geistige Kultur der Reformationszeit.
219
groartigen wirtschaftlichen Aufschwung ungeheurer Reichtum ansam-melte, auch die Kunst, besonders die Malerei, zur hchsten Blte. Die flandrische Schule in den katholischen spanischen Niederlanden wurde stark von den Italienern beeinflut, Me hollndische 6chule in den protestantischen freien Niederlanden nahm eine selbstndige Ent-Wicklung. In der flandrischen Schule ragte hervor Peter Paul Rubens (geboren zu Siegen in Westfalen 1577, gestorben zu Antwerpen 1640). Rubens ist einer der grten Maler aller Zeiten, ein Knstler von im erfchpflicher Fruchtbarkeit und grter Vielseitigkeit. Seine oft derben Gestalten atmen hchste Kraft und Lebensflle, an Leuchtkraft der Farbe steht er unbertroffen da. Sein bedeutendster Schler ist van Dyck, spter Hofmaler Jakobs I. von England, wo er zahlreiche Portrts in geistvoller Charakterisierung der Persnlichkeiten geschaffen hat. In seinen historischen Bildern erreicht er nicht seinen Meister an Kraft und Tiefe, allein sie sind von zarter Innigkeit durchweht. Unter den Ver-tretern der hollndischen Schule ist Rembrandt (f 1669) bei weitem der bedeutendste. Er steht Rubens an Gre kaum nach. Kein zweiter gibt die feinsten Luftreize, besonders das Helldunkel so meisterhaft wieder wie Rembrandt. Er starb in der hchsten Armut.
Im 17. Jahrhundert erreichte die Malerei auch in Spanien hohe Vollkommenheit. Ihre Hauptvertreter sind V e l a s q u e z, welcher der realistischen Richtung angehrte, und Murillo, der durch seine idealisierenden kirchlichen Malereien und durch seine naiven und humorvollen Bilder aus dem Volksleben berhmt ist.
c) Das Kunstgewerbe.
Die Renaissance bewirkte auch einen Aufschwung des deutschen Kunstgewerbes. Besonders frderlich mar es fr dieses, da die grten deutschen Knstler wie Drer und Holbein d. I. Zeichnungen fr die Arbeit der Kunsthandwerker lieferten. Vor allem bei der Kunsttisch lerei zeigte sich die Einwirkung des neuen Stils. Sulen, Halbsulen und Pilaster fanden auch an den Schrnken reiche Verwendung. Nicht selten bilden sie eine fensterartige Umrahmung der Fllung. Diese ist mit Flchenornamenten mannigfaltiger Art geziert, besonders beliebt sind Einlegearbeiten (Intarsia), bei denen schne Wirkungen durch die verschiedene Farbe der verwendeten Holzarten erzielt wurden. Viele Schrnke krnt ein den Giebeldchern der Fenster nachgebildeter Aufsatz mit der Muschel. In den Kirchen schuf die Kunst der Tischler und Schmtzer die schon erwhnten (S. 152) Altre, prchtige Ehorsthle und herrliche Kanzeln.
Die Goldschmiedekunst zog ihren Vorteil aus der reichlichen Zufuhr von Gold und Silber aus den neuentdeckten Lndern, von Edel-steinen und Perlen aus Indien. Sie lieferte der Kirche die kostbaren Gerte, den Stdten den Ratssilberschatz, prchtige Tafelaufstze. Will-kommskannen und -becher, Schmuckgegenstnde aller Art. Aus der Werksttte der Waffenschmiede gingen prchtige Rstungen her-vor. Kunstvolles metallenes Gerte fr den Haushalt arbeiteten durch Treiben, Gieen und Drehen die Kupferschlger aus Kupfer, Messing und Zinn. Als neues Kunstgewerbe kam hierzu die knstlerische
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Das deutsche Reich bis zum Ende des Interregnums.
d) Folgen der Kreuzzge. Die Kreuzzge haben ihren Zweck, die Befreiung des Heiligen Landes aus den Hnden der Moham-ntedaner durch die Begrndung eines syrisch-christlichen Reiches, nicht auf die Dauer erreicht. Die Grnde ihres unglcklichen Ausganges lagen vor allein a) in dem Fehlen einer ausreichen-den dauernden Einwanderung aus dem Abendlande, b) in der feindlichen Stellung, welche die griechischen Kaiser gegen die Kreuzzge einnahmen, c) in der Uneinigkeit und Eifersucht der Kreuzfahrer der verschiedenen Nationen, d) in der Zwietracht zwischen Kaisertum und Papsttum, e) in dem moralischen Verfalle der Christen im Morgenlande.
Aber wenn die Kreuzzge auch ihre nchste Aufgabe nicht gelst haben, so waren sie doch fr die geschichtliche Entwicklung des Abendlandes von sehr groer Bedeutung.
1. Die Macht der Ppste, welche die Kreuzfahrten anregten und unter ihren Schutz stellten, wurde gesteigert.
2. Dem Rittertum stellten die Kreuzzge ein hohes ideales Ziel fr seinen kriegerischen Tatendrang, und in den geistlichen Ritterorden erhielt der Adel eine starke Sttze.
3. Die Seestdte Italiens blhten durch den lebhafteren Handel, der aus dem lange Zeit auch friedlichen Verkehr mit dem Morgenlande erwuchs, mchtig empor. Die bedeutendsten Vermittler dieses Seehandels waren Amalfi, Pisa, Genua und vor allen Venedig. Die Blte des italienischen Handels befruchtete auch den Handel in den sddeutschen Stdten (Augsburg, Regensburg, Nrnberg, Frankfurt a. M.), wohin die morgenlndischen und indischen Waren der die Alpenstraen gefhrt wurden; anderseits mndete auch der neubelebte Orient-Handel der Konstantinopel auf der Donaustrae in den sd-deutschen Handelspltzen (Wien, Regensburg usw.) aus.
Durch den erhhten Wohlstand wuchs ferner das Ansehen und die Geltung des Brgerstandes neben dem Adel und der Geistlichkeit.
4. Die Wissenschaften und Knste erhielten durch die Be-rhrung mit dem Morgenlande mannigfache Anregung. Die geographischen Kenntnisse wurden erweitert, und zu groartigen Reisen in den Orient (vgl. Marco Polo) wurde der Ansto ge-geben. In der Mathematik, der Astronomie, der Medizin und
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Von Rudolf von Habsburg bis zur Reformation.
Landfriedensbruche die Kriegsinacht des Kreises aufzubieten hatte. Das Knigreich Bhmen (Bhmen, Mhren, Schlesien, Lausitz), mte auch die Schweiz, die sich die Freiheit vom Reichs-kammergericht gewaltsam erstritt, wurden in die Kreis eint ei-lung nicht aufgenommen.
c) Um die erforderlichen Geldmittel fr die Kosten des Reichskammergerichtes und fr die Verteidigung des Reiches zu beschaffen, wurde eine allgemeine Reichssteuer, der gemeine Pfennig, beschlossen, aber bei dem Widerstreben vieler Stnde wieder fallen gelassen. Dagegen wurde die Reichskriegs-Verfassung, die vollstndig in Trmmern lag, reformiert, indem man ein Verzeichnis der Truppenkontingente aufstellte, welche die einzelnen Reichsstnde int Kriegsfalle zum Reichsheere zu stellen htten. (Die Reichsmatrikel.) An die Stelle der Truppen traten bald auch Geldbetrge, die gleichfalls nach der Matrikel auf die Stnde umgelegt wurden.
2. Einmischung in die spanisch-franzsischenkriege in Italien. Die politische Zersplitterung Italiens, die mit dem Einbrche der Langobarden begonnen hatte, war immer grer geworden. Nach dem Untergange der Hohenstaufen standen nur wenige Gebiete im nrdlichen Italien und auch diese nur dem Namen nach unter der Hoheit des Kaisers. Die wichtigsten staat-lichen Gebilde Italiens waren damals folgende:
a) In Oberitalien: 1. Die Republik Venedig, die namentlich seit den Kreuzzgen durch den regen Handelsverkehr mit dem Morgenlande zu Reichtum und Macht gelangt war. Die Stadt gewann Kstenstriche und Inseln des griechischen Reiches (f. S. 101) sowie das fr den Handel nach dem Orient wichtige Cypern. Mit dem Vordringen der Trken sank aber die Macht Venedigs, und die Entdeckung neuer Seewege gab seinem Handel den empfindlichsten Sto. 2. Mailand, wo im 14. Jahrhundert die Familie Visconti, dann die Familie Sforza herrschte. 3. Das Herzogtum Savoyen. 4. Die nur mehr wenig bedeutende Republik Genua.
b) In Mittelitalien: 1. Florenz (Toscana). Hier hatte die auer-ordentlich reiche Kaufmannsfamilie der Medici eine frstliche Stellung erlangt. Diemediceer, besonders Lorenz der Prchtige (um 1480), verschnerten die Stadt durch Meisterwerke der Bildhauerei und Malerei und begnstigten die Knste und Wissenschaften mit frstlicher Gromut. 2. Der Kirchenstaat. Nur allmhlich kehrten in dem Kirchenstaat, der seit der sog. babylonischen Gefangenschaft der Ppste (13051377) durch
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Sforza
Staatl. Zustnde Deutschlands in diesem Zeitraum.
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alters einen fest abgeschlossenen Wirtschaftsbezirk, inner-halb dessen die Produktion der einzelnen Erwerbsklassen einander ergnzte. (Stadtwirtschaft.) Da zwischen dem Handwerker und dem Konsumenten in der Regel kein Zwischenhandel bestand, so war der Handel im Stadtgebiet wenig bedeutend. Dieser war hauptschlich Grohandel mit solchen Erzeugnissen, die in der Stadt der den stdtischen Bedarf hergestellt wurden, und mit auslndischen Produkten (Gewrzen, Schmucksachen, Pelzen, feinen Tchern, Stickereien, Tonwaren u. dgl.). Je mehr er sich entwickelte/ eine um so grere Rolle begann das Geld-wesen zu spielen.
In dem gesteigerten Wettbewerb des 15. Jahrhunderts gelangten manche Handelsfamilien durch Tatkraft und Glck zu ungeheurem Reichtum und wurden zu frmlichen Handels- und Geldmchten, wie die Fugger und Welser in Augsburg. Der Reichtum der Städte uerte sich in einer Besserung und Verfeinerung der ueren Lebenshaltung, die sogar Gesetze gegen den Luxus der Brger wie der Bauern ntig erscheinen lie, er offenbarte sich auch in einer reichen Pflege der Kunst, namentlich der Baukunst (Stadtmauern mit Trmen und Torbauten, Kirchen, Rathuser, Zunfthuser) und der Malerei, in der Errichtung von Wohlttigkeitsanstalten, Schulen und Universitten. I- 2- Indessen schon zeigten sich die Spuren des Niedergangs. Im Kaufmannsstande bildeten sich groe Handelsgesell-schaften, denen gegenber mancher mittlere und kleinere Kauf-mann seine Ea-istenz nicht aufrecht halten konnte. Der Grund-satz der Gleichheit in den Znften hemmte den freien Fortschritt der einzelnen berlegenen Kraft, und die Meister begannen im selbstschtigen Interesse ihrer Familie die Aufnahme in den Meisterstand fr Gesellen aus nichtznftigen Familien zu er-schweren oder zu versperren.
Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts geriet vollends die Macht der Hansa ins Schwanken. Die wichtigsten Ursachen waren die innere Uneinigkeit und Konkurrenz zwischen den
1 Damals entstanden zuerst zur Erleichterung des Verkehrs regelmige Postverbindungen. In Deutschland fhrte Maximilian I. eine solche zwischen Brssel und Wien ein, sein Nachfolger Karl V. bertrug der Familie Taxis das Generalpostmeisteramt fr alle seine Lnder.
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156 Von Rudolf von Habsburg bis zur Reformation.
ins Stocken. Als ihre Macht durch den Zerfall des Mongolen-reiches wieder erstarkt roar, rangen sie in wechselvollem Kampfe mit den Ungarn und Polen. Endlich ging auch das oft vergebens angegriffene Konstantinopel an die Trken verloren. Unter Konstantin (Ix.), dem letzten Kaiser aus dem Hause der Palo-logen, wurde Konstantinopel von dem Sultan Moham-med Ii. erstrmt, und der Halbmond glnzte fortan auf der Hagia Sophia (1453). Mit der Hauptstadt wurde der Rest des Reiches eine Beute des Siegers. Nur in Albanien hielten sich die Christen noch lnger, und die Venetianer behaupteten noch einige Zeit ihre Besitzungen auf der Balkanhalbinsel.
88. C. Geistige Kultur im Ausgange des Mittelalters.
1. Wissenschaft. Neben der allgemeinen Bildung in den Kloster- und den Domschulen, zu denen im spteren Mittelalter die stdtischen Schulen kamen, mar schon in der vorhergehenden Periode das Studium einzelner Wissenschaften, insbesondere der Theologie und Philosophie eifrig betrieben morden. In Italien hatte man sich bereits auch anderer Wissenschaften beflissen, die in gewissen Stdten dauernde Pflege fanden. Schon unter Friedrich Barbarossa hatte die Rechtsschule von Bologna Berhmtheit, während fr die Heilkunde die Schule zu Sa-lerno hnliches Ansehen gewann. Aus der Vereinigung solcher fachwissenschaftlichen Hochschulen entstanden die Universitten. Die erste war die zu Paris im Anfange des 13. Jahrhunderts begrndete; die erste staatliche Universitt stiftete Friedrich Ii. zu Neapel in seinem sditalienischen Reiche. Die erste deutsche Universitt wurde 1348 von Karl Iv. zu Prag gegrndet, dem bald andere Fürsten und Städte (Universitten zu Heidelberg, Erfurt, Cln, Leipzig u. a.) folgten. Das wissenschaftliche Leben an den deutschen Universitten kam erst durch die Bewegung des Humanismus in Fluh.
2. Literatur. Das Rittertum, vordem Trger der Sangeskunst, war entartet. Doch fand die Dichtkunst im Sche des Brgerstandes der blhenden sddeutschen Städte noch eine schwache Nahrung. Whrend hier der Meistergesang zu handwerksmigem Betriebe und platter Gewhnlichkeit herabsank, bekunden die Volkslieder dieser Zeit das tiefe Gemt des deutschen Volkes.
Einen hheren Schwung nahm die Poesie im 14. Jahrhundert in Italien durch Dante, dessen Gttliche Komdie in erhabener Sprache eine Wanderung durch die Hlle, das Feg-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Konstantin_( C. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich_Ii Friedrich Karl_Iv Karl