50
B. Asien.
Weltgeschichte haben
Hier entstanden die ältesten Reiche, welche
höchst
wichtige Rolle gespid
schichte kennt, das babylonische im südlichen, und das assyrische im nördlichen
Theile, welches
Gemahlin
und Nachfolgerin Semiramis, Babylon und viele benachbarte Reiche unter-
warf, aber unter dem schwelgerischen Sardanapal, etwa 800 v. Chr., wie-
der in viele kleinere Reiche zerfiel. Aus diesen bildeten sich ein neu-assyri-
sches und ein neu-babylonisches Reich, welche später den Medern und Chal-
däern unterlagen, bis diese Gegenden von dem Gründer der persischen Macht,
Cyrus, etwa 550 v. Chr., erobert wurden. Von den Persern kamen sie
nach Alexander an die griechischen Könige von Syrien. Später ward Me-
sopotamien eine Beute der Parther und der streitige Schauplatz der Kriege
zwischen diesen und den Römern. Den Ren-Persern ward es 651 von
den Arabern entrissen, welche hier eine Zeit lang den Mittelpunkt ihrer
Macht, das Chalifat von Bagdad, gründeten. Später hat es seine Be-
herrscher sehr oft gewechselt, bis es endlich 1637 den Persern von den
Türken entrissen ward. Jetzt steht es größtentheils unter der Herrschaft
des von der Pforte sehr wenig abhängigen mächtigen Paschas von Bag-
dad. — In diesem Lande der ältesten Reiche und der einst mächtigsten
Städte können wir jetzt nur folgende O
Theile:
Orfa, das alte Ur oder Edessa,
der Römer gegen die Parther und zur Zeit
auszeichnen
nördlichen
mächtige
;s eigenen kleinen christlichen
schlecht befestigt und mag über 9000
ie Hauptstadt
liegt am Abhänge zweier Berge,
iinw. haben, welche bedeutenden
Zeuge und schönen
Saffian
Weiter südöstlich muß das Carrae gelegen haben, wo das Heer des Crassus
von den Parthern vernichtet ward. — Am Tigris liegt Mossul, eine
ziemlich feste, übel gebaute, aber volkreiche und betriebsame Stadt, 1 M.
im Umfange; sie soll über 70,000 Eiuw. haben, in der That mag sie aber
nur 20,000 Einw. zählen, welche vorzüglich schöne baumwollene Zeuge
(Musselin) verfertigen und bedeutenden Handel treiben. Die Einwohner sind
ein Gemisch von Tiirken, Armeniern, Kurden, Juden und Christen. Inder
Nähe von Mossul hat man in der neuesten Zeit bedeutende Ueberreste,
Sculpturen und Inschriften, von Palästen und Tempeln des alten Ninive
entdeckt. Nördlich davon liegt El-Kosch, mit einem Kloster, woselbst der
chaldäisch-katholische Patriarch wohnt. Oestlich von Mossul muß das Schlacht-
I ö l 7 "-----V --------------^ -----
eines Orts, Erbil, deutet entschieden darauf.
schlug
Mossul bis Bagdad ist jetzt Alles wüst; aber zahlreiche Trüm-
Ltädteu und Moscheen zeigen noch deutlich, >vie blühend die User
Zeit
Da, wo beide Flüsse sich ein
nähern, unter 33", haben m verschiedenen Zeiten die mächtigsten, jetzt
'urlos verschwundenen Städte in geringer Entfernung von einander
geblüht. Hier
Euphrat, die
I r
ungeheur
ihrer Zerstörung. Bon ihren Ruinen ist der be-
rühmte pyramidalische Thurm, noch jetzt die Burg Nimrods genannt, die
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Alexander Alexander
136
A. Europa.
worden. Aus dem Sagenkreise von Karl dem Großen haben wir: das
Rolandlied vom Pfaffen Konrad aus dem 12. Jahrh.; Flore und
Blau cheflur von Konrad von Flecke ans dem 13.; Wilhelm von
Oranse, von Wolfram von Eschenbach. Auch das Alterthum wurde
ganz auf die nämliche Weise, d. h. in der Farbe und im Ton der Zeit,
in welcher die Dichter lebten, aufgefaßt und dargestellt. So die En eit
(Aeneis) von Heinrich von Veldeck im 12. Jahrh.; der Trojanische
Krieg von Konrad von Würzburg; die Geschichte Alexanders des
Großen, Ovids Verwandlungen, und mehrere heilige Legenden,
Erzählungen, wie der arme Heinrich von Hartmann von der Aue;
aber auch lustige Geschichten und Schwänke gab es in großer Menge.
Unter den gereimten Chroniken verdienen die Kaiserchronik aus dem
12. und die Reimchronik von Oesterreich, aus dem 14. Jahrh., erwähnt
zu werden. Viele dieser Sachen sind nur noch in Handschriften vorhanden.
Das sind die wichtigsten Ueberbleibsel ans jener schönen, nur allzubald
spurlos verschwundenen Zeit. Denn als mit dein Erlöschen des schwä-
bischen Kaiserhauses eine lange unselige Zeit der Verwirrung und Anarchie
für Deutschland eintrat, da verwilderten die Sitten des Adels; roher
Kriegs- und Raubsinn traten an die Stelle der edlen Lust an Abenteuern
und rühmlicher Gefahr; die Stimme der ritterlichen Sänger verstummte,
und als Nachklang blieb nichts als die peinlich künstlichen, aber geistlosen
Reimereien der sogenannten Meistersänger in den Städten, wo die
edle Dichtkunst nun zünftig werden und sich allerlei handwerksmäßigen
Formen und Gebräuchen unterwerfen mußte. Wir kehren nun zur Geschichte
zurück.
Die unselige Zeit von dem Tode Friedrichs Ii., 1250—72, auch das
Interregnum genannt, wo Fremdlinge den Namen deutscher Kaiser
führten, ward beendigt durch die Wahl Rudolphs Grasen von Habsburg,
1273—91, eines in Schwaben und der Schweiz mittelmäßig begüterten
Ritters, weil die Fürsten einen durch großen Länderbesitz mächtigen König
fürchteten. Er ist als der Stifter der nachmaligen Größe des österrei-
chischen Hauses zu betrachten; denn als Ottokar, König von Böhmen,
unzufrieden mit der Wahl Rudolphs, diesem den Lehnseid weigerte und von
ihm 1278 auf dem Marchfelde bei Wien geschlagen worden und umge-
kommen war, belieh Rudolph seine beiden Söhne mit den dem Ottokar ent-
rissenen Herzogthümern Oesterreich, Steiermark lind Krain, womit der erste
Grund zur österreichischen Größe gelegt wurde. Auch Deutschland ver-
dankt Rudolphs wackerer Regierung viel, indem er unaufhörlich bemüht
war, durch Zerstörung der zahlreichen Raubschlösser des verwilderten Adels
und Bestrafung der Unruhestifter den inneren Frieden wieder herzustellen.
Doch konnte er es nicht erlangen, daß sein Sohn Albrecht zil seinem Nach
feiger erwählt wurde; vielmehr erhoben die auf die wachsende Macht
Oesterreichs schon eifersüchtigen Fürsten den armen Adolph von Nassau,
1291—98, auf den Thron, und erst als dieser durch Ohnmacht verächtlich
geworden, gelang es Albrecht, sich von einigen Fürsten zum König erwähle»
zu lassen. Adolph fiel in einer Schacht bei Worms, wie man glaubt,
von der Hand seines Nebenbuhlers. Albrecht I., 1298 1308, durch
Habsucht und Ländergier verhaßt, fand 1308 den Tod von der Hand
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Konrad Konrad_von_Flecke Konrad Wilhelm Wolfram_von_Eschenbach Heinrich_von_Veldeck Heinrich Konrad_von_Würzburg Konrad Alexanders Heinrich_von_Hartmann Heinrich Friedrichs Rudolphs_Grasen_von_Habsburg Ottokar Ottokar Rudolphs Rudolph Ottokar_ent- Ottokar Rudolphs Albrecht_zil Albrecht Adolph_von_Nassau Albrecht Albrecht Albrecht_I. Albrecht_I.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oesterreich Deutschland Friedrichs Schwaben Wien Oesterreich Krain Deutschland Oesterreichs Worms
Vit. Deutschland.
157
Radde, A. Bastian u. A.; in Australien und Neu Leeland Leichardt
und Haast, letzterer ist der wissenschaftliche Erforscher der Alpen von Neu
Seeland. Ganz besonders aber ist Afrika mit Porliebe von Deutschen er-
forscht : es sind hier zu nennen Hornemann, Heinrich Barth, Vogel,
Overweg, v. Beurmann, G. Rohlfs, v. Heuglin, Munzinger,
von der "Decken und dessen Begleiter O. Kersten und R. Brenner,
die Mssionäre Krapf und Rebmann, ferner Ruppel, Russegger,
Kolsckv, Manch u. A. In Hinsicht auf wissenschaftliche oder kartogra-
vbiicke Verarbeitung und Darstellung des geographischen Stoffs nehmen
die Deutschen unbestritten den ersten Rang ein: die verdientesten der Gegen-
wart sind Oscar Peschel, Karl Andree, Heinrich Kiepert, Au-
gust Petermann, Henry Lange, H. Berghaus, v. Sydow u. A.
Als Verfasser von Handbüchern ftir die Länder- und Völkerkunde sind
zu nennen Cannabich, Blanc, Vollrath Hoffmann, Stein,
Wappäus, Heinrich Berghaus, v. Roon, v. Klöden, Daniel.
Auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung wirken und wirkten besonders in
neuester Zeit Ranke, Leo, Pertz, Droysen, Dahlmann, Gervi-
nus, v. Sybel, Häusser, v. Giesebrecht u. A.
Die Gescbichte der neuesten Zeit, seil dem Ausbruche der französischen
Revolution haben wir unter Frankreich bereits kennen gelernt und holen
daher hier nur dasjenige nach, was, mehr zur deutschen Geschichte gehörend,
dort nicht angeführt werden konnte. — Die in den Gemüthern aller Fürsten
durch die in Frankreich ausgebrochenen Unruhen veranlaßten Besorgnisse;
der Wunsch, die alte Ordnung und das Ansehen des Königs dort wieder
herzustellen, veranlaßten Oesterreich und Preußen, sich durch den Vertrag
von Pilnitz 1791 enger zu verbinden. Leopold erlebte den Ausbruch des
Krieges nickt, und sein Sohn Franz Ii. ward sein Nachfolger. Die Fran-
zosen, weit entfernt, die verbündeten Monarchen zu siirchlen, erklärten ihnen
selbst 1792 den Krieg. An der Spitze eines zu schwachen Heeres von
Oesterreichern und Preußen drang der Herzog von Braunschweig in die
Champagne ein, fand aber bald, wie sehr die hochgespannten Erwartungen
der Entigramen ihn getäuscht, und mußte nach einigen unbedeutenden Vor-
tbeilen einen durch Mangel, ungünstige Witterung und dadurch erzeugte
Krankbeilen hockst verderblichen Rückzug antreten. In den 'Niederlanden
wie am Rhein wart nun mit Erbitterung gefochten; allein trotz einiger
Sieze der Oesierreicker und Preußen blieb doch im Ganzen genommen das
Uebergewickt aus Leiten der Franzosen. Dies und der in Polen ausge-
brochene allgemeine Aufstand, welcher Preußen auch dort einen gefährlichen
Krieg zu führen nöthigte, bewog diese Macht zu dem Baseler Frieden 1795
mit Frankreick, wodurch das linke Rheinufer preisgegeben, das nördliche
Deutschland aber wenigstens durch eine von Preußen besetzte Demarcations-
linie gedeckt wurde. Oesterreich beharrte noch 2 Jahre auf dem Kriegs-
schauplätze: als aber Bonaparte 1796 in einem glänzenden Feldzuge ganz
Oberitalien erobert und im folgenden Jahre selbst in die .österreichischen
Erbslaaten vorgedrungen war, während Moreau in Deutschland die vom
Erzherzog Karl zescklagene Armee Jourdan's aus einem meisterhaften Rück-
züge aus Baiern bis an den Rhein führte, kam der erste Friede mit Frank-
reich zu Campo Formio 1797 zu Stande, und in dem darauf folgenden
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Extrahierte Personennamen: A._Bastian Heinrich_Barth Heinrich Rohlfs Krapf Oscar_Peschel Karl_Andree Karl Heinrich_Kiepert Heinrich Petermann Henry_Lange H._Berghaus Sydow Vollrath_Hoffmann Heinrich_Berghaus Heinrich Daniel Leo Leo Droysen Dahlmann Leopold Leopold Franz_Ii Franz Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Australien Leeland_Leichardt Seeland Afrika Overweg Russegger Frankreich Frankreich Oesterreich Braunschweig Rhein Polen Deutschland Oesterreich Oberitalien Deutschland Baiern Rhein
224
A. Europa.
ter anderen ans dem rechten
Hier wohnen alle christlichei
Handel und Fabriken beleben den Ort, der über 8060 Einw. zählt; ganz
besonders sind die hiesigen Uhren, Blech- und Tischlerarbeiten berühmt. In
der Nähe findet man Spuren eines festen römischen Lagers, und die da
selbst gefundenen Allerthümer werden auf dem fürstlichen Schlosse zu Neu-
wied bewahrt, wo sich auch eine Sammlung brasilianischer Seltenheiten
befindet, welche der Prinz Maximilian selbst an Ort und Stelle gesammelt
hat. 1 St. weiter hinunter, bei Andernach (3.ut.nmuacmm), mit 4370
Einw., berühren die Berge wieder den Rhein, und ein zweites ebenso schönes
Felsenthal stihrt 8 St. lang bis nach Bonn. Die Gegend von Andernach
liefert vortreffliche Mühlsteine und den für den Wasserbau wichtigen Traß.
Die ganze Gegend zeigt Spuren erloschener Vulcane, von welchen der
Laach er See, 1 '/> St. von Andernach, 8700' lang, als ein ehemaliger
Krater zu betrachten ist. Bei Rhense, einem kleinen Orte am linken
Rheinufer, 2 St. oberhalb Koblenz, sah man sonst den sogenannten Königs-
stuhl, ein achteckiges, auf Pfeilern ruhendes, überwölbtes Gebäude, welches
acht Sitze für die Kurfürsten und den Kaiser enthielt und mehrmals bei
der Wahl deutscher Könige gedient hatte. Er ward im Revolntionskriege
zu Anfange dieses Jahrhunderts zerstört, ist aber im letzten Jahrzehnt wie-
der hergestellt worden. Unter den in neuester Zeit tvieder hergestellten
Burgen sind die schönsten Stolzenfels, Rheinstein und Rhein eck. —
Bei Kreuznach, an der Nahe, mit 11,870 Einw., sind zwei unbedeu
tende Salinen mit neu angelegten und viel besuchten Soolbädern, und in
der Nähe die Ruinen der Ebernburg, welche Franz von Sickingen ge-
hörte. Dieser Regierungsbezirk bringt mehrere geschätzte Weinsorten her-
vor, besonders die Rheinweine ans der Gegend von Bacharach und Bingen
an der Nahe; die Moselweine, unter welchen der Branneberger, Pisporter
schönen
Ahrbleichert
9 f w
anz abgesondert von dieser Provinz, in der Provinz Hessen und Fran-
ken, liegt der Kreis Wetzlar, der, wie es heißt, der vorgenannten Provinz
einverleibt worden ist. — Die Herrschaft Meisenheim, 3,4 □üdi. mit
13,752 Einw., seit 1866 preußisch. Das Städtchen Meisenheini,
2000 E., ist ein betriebsamer Ort, Eisenwerke, Steinkohlengruben, Glashütte,
d) Im Regierungsbezirk Trier:
Trier (^n^usta Treviroruia, fr anz. Treves), eine der ältesten
Städte Deutschlands, am rechten Ufer der Mosel, über welche eine stei
nerne, 690' lange Brücke führt, deren Pfeiler von den Römern erbaut
sind. Die Stadt, obgleich sie einigen Handel mit Frantr-eich unterhält, ist
sehr von ihrer ehemaligen Größe herabgetommen; sie zählt 21,680 Einw.
Merkwürdig ist sie besonders wegen der vielen römischen Denkmäler, welche
sich in und bei der Stadt befinden. Eins ihrer Thore, die 1'orta uigra,
ist ein noch wohlerhaltenes, aber ziemlich rohes römisches Gebäude —
wahrscheinlich aus der Zeit Constanttns des Großen, — in dessen oberem
Theile im Mittelalter eine Kirche angebracht war. Auch finden sich be
deutende Ueberreste von einem Theater, gewöhnlich 1‘orta ajba genannt,
welche in neuerer Zeit aus dem Schutte ausgegraben worden; viele Mün-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Franz_von_Sickingen Franz Treves
Vii. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
225
zen, Graburnen, vorzüglich gläserne u. s. w. Die kleine, aber sehr alte
Domkirche ist sehenswerth, sowie der sogenannte Heidenthurm, ein vermuth
«
lich römischer Theil des Schlosses, jetzt Kaserne, und die schöne Liebfrauen-
kirche, mit herrlichen Gemälden. In einer Vorstadt liegt die im neueren
Stil, aber schön gebaute Kirche des heiligen Paulin. In der Nähe der
Stadt hat man angefangen, ein verschüttetes römisches Amphitheater auf-
zugraben. Das Klima von Trier ist so mildes, daß in der mit Rebhügeln
geschntiickten llmgegend an den Bergen ganze Waldungen echter Kastanien
vorkommen, deren Früchte einen Handelsartikel ausmachen. 1 */2 St. da-
von, mitten in dem Dorfe Igel an der Mosel, steht noch ein vortrefflich
erhaltenes römisches Monument, in Gestalt eines Obelisk, mit vielen
halb erhabenen Figuren von schöner Arbeit.
An der Grenze von Frankreich liegen: die Festung Saarlouis, am
linken Saarufer, mit 7500 Einw., und die freundliche Stadt Saarbrück, an
der Saar, mit 13,120 Einw. In der ganzen Gegend umher findet man
Eisen und außerordentlich viel Steinkohlen; in einer dieser letzteren Gruben,
bei Duttweiler, haben sich die Kohlen entzündet und brennen seit 100
Jahren. — Hierher gehört noch das kleine, 1834 von Sachsen-Koburg an
Preußen verkaufte Fürstenthum Lichtenberg, mit dem Hauptorte St.
3 en de l, an der Blies, mit 2960 Einw.
e) Im Regierungsbezirk Aachen:
Aachen (Aquisgranum oder Civitas aquensis, franz. Aix-la-Cha-
pelle), eine sehr alte Stadt in einer reizenden, hügeligen, mit Wiesen und
Hecken geschmückten Gegend. An ihrer Ostseite fließt der nach N. strö-
mende Wurmbach, welchem in der Stadt selbst noch einige Bäche und der
Abfluß der heißen Quellen zufließen. Sie war, wo nicht der Geburtsort,
doch die gewöhnlichste Residenz Karls des Großen, der auch hier 814
starb. Ihrer Bäder wegen war sie schon bei den Römern bekannt; dann
wurde sie freie Reichsstadt, blieb lange Zeit bis 1558 der Krönungsort der
Kaiser und blühte durch Handel und Gewerbe; aber Parteiungen und lln-
duldsamkeit haben zum großen Nachtheil Aachens viele fleißige Hände ver-
trieben und die ganze Umgegend mit Fabriken bevölkert. Sie ist sehr un-
gleich gebaut: das Innere, die älteste Stadt, hat enge, krumme Gassen,
und nur einige Gegenden am Markte sind schön zu nennen; um diese zieht
sich die neuere Stadt herum, deren Wälle zum Theil in Spaziergänge ver-
wandelt sind; seit der preußischen Besitznahme ist unglaublich viel gebaut
worden, und die Bevölkerung hat sich von 12,000 auf 63,811 gehoben.
Der alte Palast Karls des Großen ist nicht mehr vorhanden; an seiner
Stelle steht das Rathhaus, wo man den restanrirten und neu ausgeschmück-
ten Kaisersaal zeigt. Daneben liegt die alte Domkirche, in welcher die
deutschen Könige und Kaiser gekrönt wurden, wovon einige Theile wohl von
Karl dem Großen erbaut sein mögen, der größte Theil aber ist neuer;
man sieht hier das höchst einfache Grab dieses großen Mannes und das Ottos
111., den auf mehreren Stufen erhöhten, marmornen Krönnngssitz und
viele Reliquien. Auf dem schönen Markte vor dem Rathhause steht mitten
in einem ehernen Wasserbecken die metallene Statue Karls des Großen.
Berühmt sind die Bäder mitten in der Stadt selbst; man zählt sechs
warme Schwefelquellen, darunter die Kaiserquelle 46" heiß, und einen
Blanc's Handbuch 77. 8te Nufl. 15
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Extrahierte Personennamen: Duttweiler Karls Karls Karl_dem_Großen Karl Ottos Karls
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Sachsen-Koburg Lichtenberg Aachen Aachens Spaziergänge Ottos
294
A. Europa.
eine berühmte Pfalz (Palatium, Palast) Karls d. Gr.; die letzten Ueber-
reftc derselben sind 1831 zusammengestürzt.
Worms, auch eine der älteren, berühmtesten deutschen Städte und
ehemalige freie ^Reichsstadt, nahe am Rhein, jetzt mit 12,000, in der Zeit
seiner Blüthe 70,000 Einw., einst die Heimath der Nibelungen mit dem
Rosengarten und der Sitz des gehörnten Siegfrieds u. s. w.' Im Jahre
1689 ward sie, wie Speier, Mannheim und andere Städte der Pfalz, von
den Franzosen verbrannt. Noch stehen der alte Dom und einige andere
Kirchen; aber die Stadt hat sich nie wieder von diesem Verlnst erholt;
Handel
Reichst
Hier
ingen, am
Einfluß der Nahe, über welche eine alte, für römisch gehaltene Brücke
führt, in den Rhein, mit 5700 Einw. Die Stadt, in wunderbar reizender
Gegend gelegen, nährt sich vom Weinbau (in der Nähe wächst der Schar-
lachberger), von Tabacks- und Lederfabriken und vom Handel. Auf dem
nahen Rochusberge steht eine Kapelle, wohin gewallfahrtet und wo ein
jährliches Fest gefeiert wird. Unterhalb der Stadt ist das berühmte Binger
Loch, d. h. die Stelle, wo sich plötzlich die Felsen dem Rheinufer nähern
und sein Bett durchsetzen, wodurch ehemals die Fahrt bei niedrigem Wasser
gefährlich wurde; seit 1832 ist durch Sprengung vieler Felsen jede Gefahr
entfernt worden. In der Mitte des Stroms liegt, südlich von dieser Stelle,
auf einer kleinen Insel der sogenannte Mäusethurm, in welchem der
Sage nach der unbarmherzige Erzbischof Hatto von den Mäusen gefressen
worden. Wahrscheinlich ist diese Sage aus der Verwechselung mit Mauth-
oder Zollthurm entstanden.
20. Das Großherzogthmn Baden.
Die regierende Familie in Baden gehört zu den ältesten deutschen
Geschlechtern; sie leitet ihren Ursprung von den alten Herzögen der Alle-
mannen im 7. und 8. Jahrhundert her. Zuverlässig wird indeß diese Ge-
schlechtsfolge erst mit Berthold, einem Grafen von Breisgau, im 11. Jahr
hundert, welcher das Schloß Zähringen erbaute, daher auch seine Familie
den Namen der Zähringer führt, welche später den Titel Markgrafen von
Baden annahmen und viele in Schwaben, Helvetieu und Burgund zer-
streute Güter besaßen. Mancherlei Erbtheilungen zersplitterten die Be-
sitzungen noch mehr, bis endlich 1527 die beiden Linien Baden-Baden und
Baden-Durlach entstanden, wovon erstere indeß 1771 wieder ausstarb.
Seitdem blieben die von der Schweiz bis zum Neckar am Rhein hin zer-
streuten Besitzungen unter einem Haupte vereinigt und betrugen bis zum
Jahre 1801 nicht mehr als 52 H>M. mit 220,000 Einw. Im Lüne-
viller Frieden erhielt Baden einen Zuwachs von 60 ds)?. mit 245,000
Einw., und der seitherige Markgraf nahm 1803 die Kurwürde an. Noch
viel bedeutender waren die badenschen Erwerbungen, als es nach dem Pres
burger Frieden 1805 in den Rheinbund ttat und nun die Kurwürde mit
der großherzoglicheu vertauschte, so daß es 1864 277,B dm. mit 1,429,200
Einw. zählte.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Karls Siegfrieds Hatto Berthold
Extrahierte Ortsnamen: Europa Karls Worms Rhein Siegfrieds Mannheim Rhein Baden Baden Breisgau Baden Schwaben Burgund Baden-Baden Baden-Durlach Rhein Rheinbund
Ix. Italien.
399
Zu diesen, welche man die Urv'ölker Italiens nennen kaun, kamen nun
im südlichen Theile und auf Sicilien viele griechische Niederlassungen; dvch
waren mit geringen Ausnahmen diese griechischen Städte schon größtentheils
zerstört oder sehr herabgekommen, als die Römer in jene Gegenden vor-
drangen. Im nördlichen Italien verbreiteten sich schon in sehr alter Zeit
gallische Völkerschaften und verdrängten einen Theil der Ligurer und der
Etruster; sie waren so sehr das vorherrschende Volk in jenen Gegenden,
daß die Römer, mit denen sie vor ihrer Unterjochung häufige und blutige
Kriege geführt, nach ihnen das ganze nördliche Italien, Gullia cisalpina
(Gallien diesseit der Alpen) oder Oallia togata nannten, weil die über-
wundenen Gallier mit der Sprache und den Sitten der Römer auch das
diesen eigenthümliche Kleid, die Inga, angenommen hatten, im Gegensatz
des eigentlichen Galliens oder Frankreichs, welches bei den Römern Oaliia
transalpina (das jenseit der Alpen gelegene) oder coinata hieß, weil die
dortigen Einwohner das Haupthaar (coma) lang wachsen ließen.
Einer alten, allerdings durchaus unhistorischen und fabelhaften, aber
seit dem 5. Jahrhundert Roms so allgemein angenommenen Sage nach,
daß Virgil daraus sein Heldengedicht gründen konnte, war Aeneas, nach der
Zerstörung Trojas, mit fliehenden Trojanern an der Küste Latinms gelandet,
hatte Lavinia, die Tochter des dortigen Königs der Aboriginer Latinus,
geheirathet und eine Stadt Lavinium gegründet. Sein Sohn Ascanius erbte
die Herrschaft über die nunmehrigen Lateiner und gründete 30 Jahre
später in einer fruchtbareren Gegend die Stadt Alba longa. Die Reihe
der von ihm abstammenden albanischen Könige ist durchaus fabelhaft; den-
noch knüpft sich an sie die erste, überaus unsichere, wo nicht ganz mythische,
doch von Dichtungen aller Art sehr entstellte Geschichte der Entstehung und
der ersten Erweiterung Roms. Da hier nicht der Drt ist zu historischen
Untersuchungen, so können wir auch hier nur die herkömmliche Geschichte
Roms erzählen. Der letzte König von Alba aus des Aeneas Geschlecht,
Nümitor, so erzählt die Sage, ward von seinem jüngern Bruder Amulius
verdrängt und sein Sohn ermordet. Seine Tochter Rhea Sylvia aber,
welche Amulius, damit sie kinderlos bliebe, unter die Jungfrauen der Vesta
halte aufnehmen lassen, ward durch den Gott Mars Mutter und gebar
Zwillinge, den Romulus und Remus. Diese befahl Amulius in die eben
stark ausgetretene Tiber zu werfen; sie wurden aber an's seichte Ufer ge-
trieben, von einer Wölfin gesäugt und von einem herbeigekommenen Hirten
erzogen. Später zu kriegerischen Jünglingen herangewachsen und von ihrer
Herkunft unterrichtet, erschlugen sie den Amulius und setzten ihren Großvater
wieder auf den Thron. Sie selbst aber beschlossen, an der Tiber, in einer
mit Hügeln, Morästen und Wald erfüllten Gegend, eine neue Stadt zu
gründen. Jeder begab sich auf den von ihm gewählten Hügel, um aus
dein Fluge der Vögel zu erforschen, welcher von beiden den Platz bestimmen
und die Herrschaft führen sollte. Remus erblickte zuerst 6 Geier, Romulus
später Id!, welche Mehrzahl für ihn entschied. In der Folge deutele man
dies auf Jahrhunderte der Bestehung des römischen Reichs, welches, da
man gewöhnlich das Jahr 753 v. Ehr. als das der Gründung Roins an-
nimmt und das weströmische Reich 480 unterging, ziemlich genau mit der
Geschichte übereinstimmt. Als Stiftungstag ward in Rom der 21. April
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Extrahierte Personennamen: Inga Lavinia Ascanius Sylvia Remus
436
À. Europa.
sie glückliche Zeiten verlebten. Aber nach dem Tode Konrads, Sohns
Friedrichs Il, riefen die Päpste, ewige Feinde der Hohenstaufen, den Karl
von Anjou, einen Bruder Ludwigs des Heiligen, welcher auch den Vor-
mund des jungen Conradin, Manfred, der sich selbst zum Könige aufge-
worfen, besiegte und das Reich in Besitz nahm. Conradin, der letzte
Sprößling jenes edlen Haches, als Kind in Deutschland erzogen, kam mit
einem Heere nach Italien, um sein unbestreitbares Recht zu behaupten;
aber in der Schlacht bei Aguila oder Tagliacozzo 1268 gefangen, ließ der
unedle Sieger ihn 1269 zu Neapel enthaupten. Vor seinem Tode hatte
er seinen Verwandten Peter, König von Aragon zum Erben ernannt, und
dieser entriß auch Karl glücklich Sicilien, nachdem alle Franzosen auf
dieser Insel am 30. März 1282 (die sicilianische Vesper) waren ermordet
worden. Bis 1442 blieben beide Länder getrennt, wo Alphons V. von
Aragon nun auch Neapel erwarb. Nach seinem Tode wurden sie wieder
getrennt; sein Bruder Johann Ii. erbte Sicilien, und von diesem erbte es
Ferdinand der Katholische von Spanien. Neapel aber fiel Ferdinand, einem
natürlichen Sohne Alphons V. zu; doch wurden seine Nachfolger von Fer-
dinand dem Katholischen vertrieben, und so blieb das Reich beider Si-
cilien von 1504 an zwei Jahrhunderte hindurch bei Spanien mid wurde
von Vicekönigeu regiert.
Wichtiger, als diese zunr Theil unbedeutenden politischen Angelegen-
heiten, ist die Betrachtung des Wiederauflebens der Künste und Wissen-
schaften in Italien, wo sie nach langen Jahrhunderten der Barbarei zuerst
wieder eine günstige Aufnahme fanden und besonders im 15. und 16.
Jahrhundert im herrlichsten Verein, wie in keinem anderen Lande Europas,
blühten. Wir geben also hier eine kurze Uebersicht der italienischen
Kunst und Literatur, welche wir, um Unterbrechungen zu vermeiden,
gleich bis auf die neueste Zeit hinabführen.
Kunst.
Die künstlerischen Unternehmungen, welche, unabhängig von den groß-
griechischen Colonien, in Italien zur Ausfiihrunz kamen und dem Volke der
Etrusker angehören, bereiteten zunächst den Boden vor, auf welchem nach-
mals sich die römisch-griechische Kunst in ihrem selbstständigen Glanze
entfaltete. Besonders berühmt sind die in Thon und Bronze gearbeiteten
Bildwerke der ettuskischen Künstler, ihre Gräber und manche Bauwerke.
Mit Roms steigender Macht stellte sich das Bedürfniß des künstlerischen
Schmuckes ein, wozu die hoch ausgebildete Kunst der Griechen ebenso wür-
dige als glanzvolle Formen lieferte. So entwickelte sich erst bei den Rö-
mern Liebe zur Kunst und Geschmack; ihre wichtigsten Leistungen erblicken
wir in der Architektur, deren Blüthe in das Zeitalter des Julius Cäsar
fällt. An die Stelle der älteren etruskischen Meister traten später griechische
Bildhauer und übersiedelten seit dem letzten Jahrhundert v. Chr. die Rach-
blüthe der griechischen Sculptur nach Rom, wobei sich eine eigenthümliche
römische Behandlungsweise der Kunst entwickelte. Nach der ersten Hälfte
des 2. Jahrhunderts n. Chr. sank die Kunst erst allmälig, dann immer
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Extrahierte Personennamen: Konrads Friedrichs Karl
von_Anjou Karl Ludwigs Manfred Aguila Peter Karl Karl Alphons_V._von
Aragon Johann_Ii Johann Ferdinand Ferdinand Ferdinand Alphons_V. Julius_Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Europa Friedrichs Deutschland Italien Neapel Aragon Sicilien Neapel Sicilien Spanien Neapel Spanien Italien Europas Italien Rom
450
A. Europa.
heidnischer Unglaube herrschte. Im 16. und zu Anfang des 17. Jahrh,
standen die Wissenschaften in Italien in der schönsten Blüthe. Damals
lebten Männer wie Galileo Galilei (1564, f 1642), der Erfinder oder
doch Verbesserer der Fernrohre, welcher damit viele bedeutende Entdeckungen
machte, aber von den Jesuiten wegen des kopernikanischen Systems, zu wel-
chem er sich bekannte, hart verfolgt, ins Gefängniß geworfen wurde und
seine vermeinten Irrthümer abschwören mußte; gegen das Ende seines Le-
bens wurde er blind. Evangelista Torricelli (1608, f 1647), der Erfin-
der des Barometers, Riccioli (1598, ft 1671), Griraaldi (1613, ft 1663),
Aldrovandi, und die Geschichtschreiber: Guicciardini (1482, f 1540),
der eine Geschichte von Italien geschrieben; Niccolö Macchiavelli (1469,
f 1527), welcher auch als Staatsmann in seiner Vaterstadt Florenz
glänzte; seine Betrachtungen über die 10 ersten Bücher des Livius und
seine meisterhafte Geschichte von Florenz widerlegen zur Genüge die her-
kömmliche Meinung, als sei er ein Freund jener nach ihm unbilliger
Weise benannten scheußlichen Politik gewesen, deren Greuel er, ohne sie
zu billigen, in seinem Principe (der Fürst) geschildert hat. Der mu-
thige und hellsehende Geschichtschreiber der trideutinischen Kirchenversaiiim
lung Fra Paolo Sarpi, aus Venedig (1552, f 1623). Nach ihnen
kann man nur noch nennen: Arrigo liävila (1576, f 1631), der die
bürgerlichen Kriege seiner Zeit in Frankreich beschrieben, und den neapoli-
tanischen Geschichtschreiber Giamione. In neuester Zeit haben sich Carlo
Botta, der Graf Cesare Balbo und Cesare Cantü durch geschicht-
liche Werke berühmt gemacht. Im 18. Jahrh, verdienen am meisten
Erwähnung die drei Cassini, Vater, Sohn und Enkel, wovon der letzte
Cesare Cassini erst 1784 gestorben und der Verfasser der bekannten
trefflichen Karten von Frankreich ist; alle drei haben in Frankreich gelebt;
ferner Cesare Beecaria (1735, f 1793), Verfasser eines trefflichen
Werkes über Verbrechen und Strafen, und Gaetano Filangieri (1752,
1788), der über die Wissenschaft der Gesetzgebung geschrieben. In
der neuesten Zeit haben in Italien wie in Frankreich die mathematischen
und physischen Wissenschaften die meiste Vorliebe gefunden, und Männer
wie Giovanni Battista Beecaria (1716, ft 1781), Galvani (1737, ft
1798), Volta (1745, ft 1826), Cavallo, Melloni u. A. haben sich in
der Physik, 8pallanzani (1729, ft 1799) in der Physiologie, und
Piazzi in der Astronomie rühmlichst bekannt gemacht. — Italien ist die
Wiege der Statistik, und vorzüglich wurde durch Venedigs Verkehr der Zu-
stand naher und ferner Staaten bekannt; so fällt schon zu Ende des
13. Jahrh, die Reise des berühmten Marco Polo, welche über das innere
Asien die wichtigsten Aufschlüsse lieferte. In neuester Zeit sind die be-
kanntesten Statistiker Balln, Quadri, Maestri n. A.
T
Beinahe das ganze 16. Jahrhundert hindurch ward Italien durch
Kriege beunruhigt, welche die Eroberungssucht der Franzosen und die Eifer-
sucht der spanischen und österreichischen Monarchie gegen dieses Volk veran-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
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Ix. Italien.
541
Rom. Die Brücken in der Stadt sind: nördlich Ponte 8. Augelo
(Pons Aeliuo), in der Mitte Ponte 8isto und südlich die die Insel
8. Bartolommeo mit beiden Ufern verbindende Doppelbrücke, P. Cestius
links und P. Fabricius rechts. Außerdem sind noch unweit des P. 8.
Angelo einige Pfeiler des alten Pons Vatioanus (jetzt P- cki 8. Spirito)
sichtbar und unterhalb der Doppelbrücke der halb zerstörte und daher nicht
mehr gangbare Pont-e rottn oder Palatinus und noch weiter südlich
Spuren des alten Pons 8ublieius. — Ueber das Entstehen und den all-
mäligen Anwachs der Stadt ist das Wichtigste in der Geschichte gesagt.
Das alte Rom lag ziemlich auf der nämlichen Stelle, wo das heutige, nur
daß der Theil, welcher auf dem rechten Tiberufer liegt, an Umfang bedeu-
tend 'gewonnen und daß auf dem linken Ufer die heutige Stadt sich
ganz nach 4t. gedrängt hat, während der ganze S. und Q. der alten
Stadt jetzt nur sehr spärlich mit Kirchen, Klöstern und Gartenhäusern
besetzt ist und ein durchaus ödes und ländliches Ansehen hat. Die alte
sieben Hügeln
nicht
verschiedenen Zeiten
i glänzendsten Zeiten die jetzige vielleicht mehr als zehnfach
überstieg; zur Zeit Augusts kann man ohne Uebertreibung eine Bevölkerung
von zwei Millionen annehmen. In den ersten Jahrhunderten der Republik
war Rom eng, winklig und elend gebaut; der Brand der Gallier, 365,
vermehrte eher noch die Verwirrung, und selbst die öffentlichen Gebäude
waren wenig ausgezeichnet. Doch hatte die Stadt schon vor den Kaisern
8 Brücken über die Tiber und an 14 Wasserleitungen, wodurch Quellen
und Bäche der benachbarten Berge in viele öffentliche Brunnen geleitet
und vertheilt wurden; man zählte 18 große Landstraßen von so vorzüg-
lichem Bau, daß jetzt noch einige erhalten sind. Als die Unterjochung der
halben Welt unermeßliche Reichthümer, Luxus und Kunstsinn nach Rom
gebracht, entstanden auch, seit den Zeiten des Marius und Sulla, prächtige
Tempel und andere öffentliche Gebäude. Am meisten that in dieser Hinsicht
August, der daher von sich rühmen konnte, er habe statt der Stadt von
Backsicinen, die er gefunden, eine marmorne hinterlassen! Neros Wahn-
sinn, der eine ungeheure Feuersbrunst veranlaßte, in welcher von 14 Quar-
tieren 3 ganz abbrannten und 7 stark beschädigt wurden und eine unend-
liche Menge alter Denkmäler unterging, veränderte wesentlich das Ansehen
der Stadt; sie ward nun in der That regelmäßiger und schöner wieder
aufgebaut, und Neros Palast allein, die doimis aurea (das goldene Haus)
genannt, nahm einen großen Theil des palatinischen Hügels und der daran
stoßenden Gegend ein. Schon früher zwar, aber doch vorzüglich unter
Nero, wurden Kunstwerke aller Art, unzählige Statuen aus Griechenland
nach Rom gebracht, und griechische Künstler waren noch immer beschäftigt,
die Baulust und Prachtliebe der Kaiser und der Großen zu befriedigen.
So stillte sich Rom auch noch unter den späteren Kaisern mit Tempeln,
Theatern, Amphitheatern, Naumachien (ummauerte, mit Wasser zu füllende
Schauplätze zu den Schiffsspielen), Cirken (große, offene, sehr lange, am
hinteren Ende halbkreisrunde Schauplätze zu Pferde- und Wagenrennen,
Fechterspielen rc.), Basiliken (aus bedeckten Säulenhallen bestehende und zu
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Pons_Aeliuo Bartolommeo P._Cestius Angelo Augusts Marius Marius Sulla August
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Rom Rom Neros Griechenland Rom Rom