307
steht in Verbindung mit dem Wasser in der Erde und in den Flüssen
und leitet den galvanischen Strom vom andern Pole der Säule fort.
Mit dem in Wien aufgestellten telegraphischen Apparate ist glerchfalls
eine in einen Brunnen gelegte Platte in Verbindung, und so ist dem
Strome die Vereinigung in der Erde möglich.
Man hat gegenwärtig nicht nur Orte des Festlandes durch Tele-
graphenlinien mit einander verbunden, sondern sogar den vermitteln-
den Draht durch das Meer zwischen England und Frankreich, zwischen
Dover und Boulogne, geführt. Derselbe ist von einem Tau einge-
schlossen, welches mit Guttapercha überzogen ist. Denn ohne eine
gegen Feuchtigkeit schützende Umgebung würde der galvanische Strom
aus dem Drahte geleitet werden. Um diese Ableitung zu verhüten, sind
die Drähte längs den Eisenbahnen zur Befestigung auch nicht um die
Stangen selbst, sondern um thönerne Hütchen auf denselben ge-
wunden.
5. Veränderung der Naturkörpcr.
Zn den ältesten Zeilen harten die Menschen wenige Kenntniß über die
inneren Bestandtheile der Körper; sie verarbeiteten, nachdem sie den Ge-
brauch des Feuers kannten, die Stoffe, welche die Natur ihnen gab, zu
allerlei nützlichen Dingen. Sic bucken Brod, machten Wein aus Most,
benützten die Milch zu Käse und Butter, machten Glas, Salz, färbten
Tücher, schmiedeten und hämmerten Instrumente und Geräthschaften, sprengten
sogar Felsen, wie man erzählt, mit Essig u. s. w. Später versuchte man
sich in der sogenannten Goldmacherci, d. h. man bemühte sich, aus unedlen
Stoffen Gold zu machen. Dies ist aber bis heute noch nicht gelungen, da
das Gold ein eigenes metallisches Element ist. Man kam aber bei diesen
Versuchen auf manche merkwürdige Entdeckungen. Man erfand das Pulver,
das Porzellan, brannte Ziegel, Kalk, Backsteine.
Spater entdeckte man allerlei Arzneiniittel, Färbcstoffe, brannte die
herrlichsten Malereien in Glas. Zn der neuesten Zeit ist man im Zerlegen
und Zusammensetzen, im Auffinden und Anwenden der Grundstoffe sehr
weit gekommen. Bis jetzt hat man 63 einfache Stoffe entdeckt, welche
sich nicht werter zerlegen taffen, und die man deßhalb Elemente nennt,
weil sic die Bestandtheile aller Körper bilden. Von diesen wollen wir die
wichtigsten betrachten.
_Ij Der Sauerstoff oder die Lebenslust ist ein Bestandtheil der
meisten Körper, b.sonders des Wassers und der atmosphärischen Luft, in
welchen er mit andern Bestandtheilen verbunden vorkommt. Rein ist er
schwerer als die gewöhnliche Luft, ohne Geruch, Farbe und Geschmack. Er
hat zu fast allen Stoffen eine Verwandtschaft und verbindet sich daher
leicht mit ihnen, besonders wenn die Körper erwärmt werden. Verbindet
er sich rasch, wie z. B. mit dürrem Stroh oder Ho-z, so entsteht Wärme
und Licht oder Flamme. Das Verbrennen der Körper ist demnach nichts
Anderes als die Verbindung des Sauerstoffes mit den in denselben enthal-
tenen Stoffen. Zum Verbrennen der Körper und zum Athmen ist Sauer-
stoff nöthig. Zn dumpfen Gewölben und Zimmern, in welchen er nicht
ist, geht das Feuer aus und der Athem stockt. Darum muß man von Zeit
zu Zeit die Fenster öffnen, denn die atmosphärische Luft enthält ein Fünftel
Sauerstoff. Durch Anblasen mit dem Munee oder mit einem Blasbalgc
wird das Feuer angefacht, weil inti dem Hinzufließen der Luft auch mehr
20 *
247
den. Denn an der Stelle des Schreckens haben die Unglücklichen nicht
Zeit, ihre Seele dem lieben Gott zu empfehlen, oder an die lieben Angehö-
rigen daheim noch Etwas zu bestellen. Rasch vertritt der Tod den Aus-
weg zur Flucht und schlagt das Leben in die kalten Fesseln. Zur Verhü-
tung solcher Unglücksfälle dient die Sicherheitslampe. Das Leuchtgas,
welches in neuerer Zeit wegen seiner Hellen Flamme in Städten Aufnahme
findet, wird in eigenen Fabriken dargestellt, indem Steinkohlen in Röhren
geglüht werden, wodurch sich dieses Gas entwickelt. Wegen seiner raschen
Entzündlichkeit ist Vorsicht beim Gebrauche nöthig. Daß man die Luft-
ballone damit füllt, ist bekannt.
Der Verbrauch der Steinkohlen nimmt alljährlich zu. In Europa
allein werden jedes Jahr Hunderte von Millionen Zentner verbraucht; denn
der Wohlstand ganzer Staaten beruht vielfach auf diesem Mineral, da es
den Betrieb unzähliger Beschäftigungen fördert und in großartigster Weise
in's Leben eingreift. Manche Kohlengruben bringen daher mehr ein, als
Silber- und Goldbergwerke von nicht guter Ausbeute. Gute Steinkohlen
müssen sich leicht entzünden, nicht blos glühen, sondern mit Flamme bren-
nen. Je weißer und leuchtender die Flamme, desto werthvoller find die
Kohlen.
2. Die Braunkohle.
Geringer ist der Werth der Braunkohlen. Dieselben sind in
Deutschland vielfach verbreitet, wie in der Wetterau, Kurheffen, Würt-
temberg, Sachsen und Böhmen. In den Braunkohlengruben kommen
ziemlich erhaltene Baumstämme noch öfter vor, als in den Gruben
der Steinkohlen. Manche sind oben abgebrochen und am unteren Ende
eingewurzelt; dabei bewahrten sie in einzelnen Fällen Blätter, Bast,
Vlüthenkätzchen und Samen. Obgleich die Wirkung der Braunkohlen
als Brennstoff weit hinter der der Steinkohlen bleibt, mit denen ste
den üblen Geruch gemein haben, so sind ste immer noch sehr werthvoll
und es muß als eine Wohlthat Gottes angesehen werden, daß sie oft
da vorkommen, wo erstere fehlen. Einzelne Landstriche wurden indes-
sen mit beiden nützlichen Erzeugnissen bedacht. Hie und da entstehen
Brände in Stein- und Braunkohlenwerken, die oft nicht gelöscht wer-
den können. Erreicht das Feuer, namentlich in Steinkohlengruben,
einen beträchtlichen Umfang, so ist der Anblick, besonders bei Nacht,
seltsam und großartig. Flammend schlägt dasselbe bis über die Ober-
fläche, erscheint in mannichfaltigen Farben, roth, gelb und weiß.
Rauch und Dämpfe steigen wolkenähnlich in die Lust; die innere
Gluth gibt sich an den weit geöffneten Spalten und Schlünden zu er-
kennen, welche mit einer Schwefelrinde bekleidet sind.
3. Der Torf.
Der Torf ist ein Mittelding zwischen Mineral und Pflanze. Er
besteht aus einer gemengten Masse von erdigen Theilen, abgestorbenen
Sumpfpflanzen, besonders Moosarten, die sich oft auf den ersten
Blick unterscheiden lassen. Stark verbreitet kommt er in Niederungen,
am Ufer der Flüsse, die keinen schnellen Lauf haben, in Gebirgsthä-
lern, überhaupt da vor, wo stehendes Wasser ist. In Starkenburg
wird er häufig in der Ebene gewonnen, durch welche der Neckar früher
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Wetterau Sachsen Steinkohlengruben Starkenburg
102
in dem wohl 1000 Personen zu Tische sitzen könnten, gelangt man
auf einem wie eine Treppe in Felsen gehauenen Weg mehr nach der
Tiefe, von wo man durch Leitern auf den Grund des Bergwerks
kommt. Hier wird das Salz gesprengt und mittelst von Pferden
getriebenen Maschinen zu Tage gefördert. Das Geräusch der Ar-
beitenden, die von Menschen belebten breiten Straßen, durch den
Schein der Fackeln erhellt, geben dieser unterirdischen Salzstadt ein
zauberisches Ansehen. — Von der Einfahrt zur Grube bis auf dessen
Grund rechnet man 7000 die Länge des gegenwärtigen Gruben-
baues beträgt an 700' und die Breite-an 35000 — Schon vor
600 Jahren wurden diese Bergwerke benutzt und lieferten zur Zeit,
als Polen noch ein Königreich war, einen jährlichen Ertrag von mehr
als 6,000,000 poln. fl. (1,450,000 fl. rhein.). Nach der Theilung
dieses Reiches kam das Bergwerk an Oestreich, welches durch eine
übermäßige Preiserhöhung dieses Artikels den Verbrauch des da-
selbst gebrochenen Salzes in Abnahme brachte, da entferntere Be-
wohner des Kaiserthums dasselbe billiger aus dem Auslande be-
ziehen. Dessenungeachtet sind stets noch an 700 Arbeiter beschäftigt,
mittelst Brechwerfzeugen und Pulversprengungen das Steinsalz zu
gewinnen. Dieses Salz wird theils in seinem natürlichen Zustande,
wo es graugrün aussieht, theils gereinigt mit weißer Farbe in den
Handel gebracht.
13♦ Der fromme Bergmann und der'gelehrte Spötter.
Es ging ein frommer Bergmann mit einem gelehrten Spötter
in einen tiefen Schacht. „Wir sind jetzt über 1000 Ellen unter der
Erde," sprach der Spötter und stellte sich bei diesen Worten auf eine
Klippe. Lächelnd setzie er hinzu: „Wie tief mag denn wohl die Hölle
sein?" Der Bergmann antwortete ruhig: „Mein Herr, wenn der
Stein, worauf Sie stehen, einstürzt, sind Sie in einer Minute in
der Hölle!" * * *
4. Das das.
Das Glas ist eines der wichtigsten Kunsterzengnisse. Ohne
dasselbe entbehrten wir nicht allein so mancher Trink- und an-
derer Gelasse, sondern auch der Fensterscheiben, der Spiegel,
der Brillen, der Vergrösserungs- und Ferngläser, der Barometer,
Thermometer und vieler Schmucksachen. Die Erfindung des Glases
soll den alten Phöniziern angehören. Die Hauptstosse des Glases
sind Kieselerde und Salze, welche letztere den Fluss der ersteren
befördern. Je reiner die Kieselerde ist, desto schöner fallt das
Glas aus. Am reinsten befindet sie sich im Quarzkrystall, den
man gleichsam als natürliches Glas ansehen kann. - Aber auch
andere Quarzarten und der Sand enthalten die Kieselerde in
einem hinlänglich reinen Zustande. Die Salze, welche man ge-
braucht, um den Quarz zum Fliessen zu bringen, sind: Potasche,
Kochsalz, Soda und Salpeter. Zu weissem Glase hat man ausser-
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
244
der Gewächse, dort den Menschen oder das durstende Thier tränkt,
bald ausgelassen über den Abhang setzt, und bald wieder in der Ebene
Verweilt, gleichsam um auszuruhen und der Welt ruhig in's Auge zu
schauen.
Große Lager von Salz, felsenfest, befinden sich an verschiedenen
Orten des Innern der Erde und bilden das Steinsalz, welches in
großen, fast durchsichtigen Würfeln, bald farblos, bald herrlich blau
oder rosa gefärbt vorkommt. Von allen Salzbergwerken der Erde ist keinö
so groß, als senes unter Wieliczka, dem kleinen inmitten eines Ge-
birgskessels liegenden Bergstädtchen der Karpathen. Die älteren
Gruben befinden sich theilweise unmittelbar unter der Stadt. Der
reiche Steinsalzschatz, schon über sechs Jahrhunderte entdeckt, ist jedoch
keineswegs auf diesen Ort allein beschränkt; denn man hat nach ver-
schiedenen Richtungen hin Lagerungen aufgefunden und so eine Aus-
dehnung von 100 Meilen lang, 20 Meilen breit und 1200 Fuß Dicke
berechnet, so daß es scheint, als zöge eine ungeheuere Salzmasse unter
dem Fuße der Karpathen her. Der Bau zu Wieliczka hat mehr als die
zweifache Höhe des Stephansthurmeö in Wien; alle Gänge, Stollen
und Gruben zusammen find an 86 Meilen lang und in der Tiefe, welche
300 Fuß unter dem Meeresspiegel liegt, beschäftigen sich 800—900
Menschen, die jährlich 1 Million Zentner Salz an das Tageslicht
fördern. Ueber das unterirdische, emsige Leben, die Ordnung und
Einrichtung im Bergwerke, den Gottesdienst in der aus Salz gehaue-
nen Kapelle mit Bänken, Kanzel, Ampel, Leuchtern, Altar und was
zur Kirche gehört — diese Geräthe sind ebenfalls aus Salz gefertigt —
ließe sich sehr viel Interessantes erzählen. Merkwürdig ist, daß in
den Gruben eine auffallende Trockenheit herrscht. Holz, welches man
zum Auszimmern, zur Sicherung gegen Einstürze gebraucht, erhält
sich unverdorben, während solches in andern Bergwerken oft nach Ver-
lauf von 20 Jahren schon vollkommen zerstört ist. Siehe I. Abthl.
S. 101.
Groß ist der Salzreichthum des deutschen Vaterlandes, besonders
in Oesterreich. Die berühmten Bergwerke zu Hall in Tyrol, Salzburg,
Hallein, Hallstadt und Ischl liefern jährlich über 600,000 Zentner
Salz. (Durch „Hall" bezeichneten unsere ältesten Vorfahren Orte,
wo Kochsalz gesotten wird, daher der Name so vieler deutschen Städte.)
Da das hier gefundene Salz mit verschiedenen erdigen Theilen ge-
mischt ist, so wird es im Wasser aufgelöst und dann die Soole, wenn
sie 16 Grade hält, d. h. 263/4 'S im Zentner vorkommen, versotten.
Oft wird dieselbe, wie bei Berchtesgaden, in Röhren viele Stunden
weit geleitet, bis sie an den Ort kommt, wo das Brennmaterial nicht
so rar ist und die Kosten des Siedens sich sonach nicht so hoch belau-
fen. Wo Salzquellen entspringen, da liegt Steinsalz in der Boden-
tiefe, über welches das Wasser läuft und seines Inhaltes durch Auf-
lösung des Minerals theilhaft wird. Demzufolge besitzen Nord- wie
Süddeutschland einen unterirdischen Vorrath, wie haurn andere Länder.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Karpathen Wien Oesterreich Tyrol Salzburg Hallein Hallstadt Berchtesgaden
246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
251
müssen den Gehalt an den daraus gemachten Gegenständen durch
Zahlen angeben. Durch Auflösung des Silbers in Scheidewasser
entsteht der Höllenstein, der dem Wundarzt nöthig ist. Aufgelöster
Höllenstein gibt die unauslöschliche Tinte, womit die Namen auf
Weißzeug gezeichnet werden.
Sämmtliche Erdenländer liefern Silber. In Deutschland findet
eö stch im Harz, Erzgebirge, in Nassau, Baden und am meisten in
Oesterreich. Das silberreichste Land ist wohl Mexiko in Amerika.
Die Leute dort schätzen aber den leicht zu erwerbenden Reichthum gar
oft wenig, verlegen stch auf unstnniges Glückspiel, und Mancher,
der ein Millionär ist, verarmt dadurch in wenigen Jahren.
3. Das Quecksilber.
Dieses Metall ist in gediegenem Zustande flüssig, insofern es
nicht einer Kälte ausgesetzt ist, wie solche zur Winterzeit in Sibirien
und anderen Nordländern herrscht. Denn hier gefriert es, läßt stch
dann biegen und klingt ein wenig, wenn man darauf schlägt. Das
Thermometer und Wetterglas, wenn solche mit Quecksilber gefüllt
sind, zeigen dann nicht mehr an, was ste sollen, und zerspringen.
Vermöge seiner Flüssigkeit läßt sich das genannte Metall in großer
Hitze verdampfen, doch reicht auch schon, wie bei dem Wasser, die
gewöhnliche Temperatur dazu hin, nur bilden sich die Dünste lang-
samer. Dieselben, so wie alle aus Quecksilber gemachten Zu-
bereitungen sind giftig, daraus läßt es sich erklären, warum die Ar-
beiter in Ouecksilbergruben schon in kurzer Zeit an der Gesundheit
Schaden erleiden und bei längerem Aufenthalte daselbst siech werden
und frühe sterben. Quecksilber erfordert beim Gebrauche stets vor-
sichtige Behandlung; wird es in einem Zimmer verschüttet, so läßt
es sich bei seiner beweglichen Natur nicht mehr vollständig einsam-
meln, und das, was liegen bleibt, hat dann wegen der Verdunstung
üble Folgen. Dem Arzt ist es bei vielen Krankheiten ein wichtiges
Heilmittel; ebenso werthvoll ist es, Holz gegen Fäulniß zu schützen,
was bei Schiffen, Eisenbahnschwellen und Balken in Häusern, wenn
solche den Schwamm haben, nöthig wird. Das meiste Quecksilber
kommt in der Erde, mit Schwefel verbunden, als Zinnober, einer
geschätzten rothen Farbe, vor, woraus es auch durch Scheidung dar-
gestellt wird. Im Ganzen gehört es zu den seltenen Metallen und ist
daher ziemlich theuer.- Ein Pfund kostet 3—3v2 fl. und bei seiner
bedeutenden Schwere geht nicht viel auf ein Pfund. Eins der wich-
tigsten Quecksilberwerke ist das bei Jdria, das berühmteste in Europa
aber findet sich in Spanien.
4. D a s Eisen.
Ein Volk, welches in Verarbeitung des Eisens besonders
geschickt und der vielartigen Anwendung desselben kundig ist, hat ein
entschiedenes Uebergewicht über ein weniger darin geübtes. Denn
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Höllenstein Deutschland Nassau Baden Oesterreich Mexiko Amerika Sibirien Ouecksilbergruben Jdria Europa Spanien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 98 —
anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen.
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle.
4$. Die Entwässerung.
Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug.
Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden.
In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben.
In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte.
In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
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Altar, die Kanzel, die Wände, das Gewölbe sind in und aus Salzstein ge-
hauen. Mitten durch die große Ebene des Salzwerkes geht die Heerstraße, auf
welcher die mit Salz beladenen Wagen einherfahren, um das Salz aus den
entserntern Gegenden bis an den Ort zu bringen, wo es in die Höhe gewun-
den wird. Die Straße wird nie leer, und selbst die Ladung der Fuhrleute, die
immer guter Dinge sind und, bei ihren Wagen einhergehend, jauchzen und
singen, gewährt einen prächtigen Anblick; denn sie blitzt, wie Kristall und
Edelgestein. Die Zahl der Pferde, die hier gehalten wird, beläuft sich auf
mehrere Hundert, die nur alle 8 — 14 Tage das Tageslicht wieder sehen.
Gewöhnlich werden diese Thiere von dem Strahlenschimmer der-überall blin-
kenden Lichter in kurzer Zeit so geblendet, daß sie das Gesicht verlieren. Man
kann sie aber dessenungeachtet eben so gut brauchen, als wenn sie noch den
Gebrauch ihrer Augen hätten. Was man von einem Bache mit süßem Wasser
erzählt, ist Fabel. Das wenige Wasser im Bergwerke ist salzig. Es sammelt
sich in einem Becken, über welches ein Seil gespannt ist und eine Fähre geht.
Neben diesem Bassin (Becken) ist ein aus Holz errichteter Saal, in welchem
beim Bergfeste getanzt wird.
Die Werkzeuge der Bergleute bestehen aus Hacken, Hämmern und Mei-
ßeln. Durch Hülfe derselben werden die Salzmassen in der Form ungeheurer
Cylinder ausgegraben und losgerissen. Noch größere Stücke sprengt man auch
mit Schießpulver los, welches ein furchtbares Getöse, gleich dem Rollen des
Donners, erregt. Beim Losschlagen eines so großen Stückes lassen sich Pauken
und Trompeten hören. Die größern Massen werden in kleinere Stücke ge-
schlagen, und des bequemen Fortschaffens wegen gibt man ihnen mit dem
Meißel die Form einer Tonne. Sind diese Tonnen oben angelangt, so zer-
schlägt man sie in noch kleinere Stücke und mahlt diese in eigens dazu einge-
richteten Mühlen zu Pulver. Aus den härtesten und schönsten Stücken macht
man sogar allerlei künstliche Geräthschaften und Spielwerke, die als Selten-
heiten weit und breit verkauft werden.
38. Das Mineralreich.
Schon Jahrtausende sprossen, aus den Erd arten die Pflanzen zur
Nahrung für Menschen und Thiere; schon Jahrtausende holt der
Mensch aus dem Schoße der Erde die Steine und Metalle, die Waffen
und Rüstungen zum Kriege, wie die Marmorblöcke und Sandsteine
zu Denkmälern des Friedens — das Salz zum Würzen der Speisen — und
die brennbaren Mineralien zum Schmelzen der Erze. Schon Jahr-
tausende steigt der Mensch in die Fluthen des Meeres und gräbt sich in die
Felsen der Erde, um die verborgenen Schätze an das Licht des Tages zu
fördern. Dampfmaschinen und Wasserräder, Wind und Feuer hat er zu Ge-
hülfen mit hinabgenommen in die Tiefe; aber so viele Jahre die unter-
irdischen Schatzkammern auch schon ausgebeutet werden, ihr Reichthum
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