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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 107

1878 - Mainz : Kunze
— 107 — ein, richteten aber trotz des besten Willens noch mehr Verwirrnng an. Wenn es so um das Haupt der Kirche schlimm aussah, so war es um die Glieder noch übler bestellt. Dem Christentum zum Trotze herrschte im westlichen Europa eine Rohheit, von der die jetzige Zeit sich kanm einen Begriff machen kann. Selbst die barbarischsten Strafen vermochten nicht der Zügellosigkeit von Hoch und Niedrig zu steuern. Der Sitten-losigkeit suchte die Askese durch das Mönchs- und Klosterweseu entgegenzuwirken , dessen Anfänge in Italien in die ostgothische Zeit fallen (Benedikt von Nursia, daher Benediktiner). Aber auch in den Klöstern erlahmte die Zucht, und es bedurfte einer Wiedererweckung derselben, die von Clügny ausgieng. Hier fand auch der Mönch Hildebrand aus Saona seine Bildungsstätte und legte den Grund zu seiner künftigen Größe. Im Jahre 1046 begleitete er den zu Sutri abgesetzten Papst Gregor Vi. ins Exil nach Deutschland, im Herzen empört, daß des Kaisers Machtspruch die Oberherrschaft der Kirche regelte. Später wurde er der Berather einer Reihe von Päpsten, deren Beförderung er besonders ins Werk gesetzt hatte. Einer derselben, Nikolaus Ii., bestimmte auf seine Eingebung, daß künftighin die Wahl des Papstes nur durch das Cardinalcollegium erfolgen sollte, wobei die kaiserliche Genehmigung derselben einstweilen noch unangetastet blieb (1059). Erst 1073 bestieg Hildebrand selber unter dem Namen Gregor Vh. den päpstlichen Stuhl. Im folgenden Jahre schon erneuerte er das früher durch Concilien und Päpste ausgesprochene, jedoch nicht durchweg beachtete und besonders in Oberitalien und Deutschland vernachlässigte Gebot der Ehelosigkeit der Priester (Cölibat). Damit bezweckte er die Unabhängigkeit des geistlichen Standes vom weltlichen Regiment; denn wer keine Familienrücksichten zu nehmen hatte, konnte um so entschiedener als Streiter für die Allgewalt der Kirche eintreten. Den Widerstand, welchen Gregors Gebot an verschiedenen Orten hervorrief, unterdrückte dieser mit Hilfe des Pöbels. 1075 erließ er das Verbot der Simonie. Bisher war es Sitte gewesen, daß die weltlichen Herrscher die in ihren Gebieten gelegenen Bistümer und Abteien mit Männern ihrer Wahl besetzten, die entweder durch geleistete Dienste sich die Gunst ihres

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 417

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
in. Die neue Zeit. 8 152. Die kirchlichen Zustände im Anfange des 16. Jahrhunderts. 423) Seit der großen Kirchenversammlung von Konstanz war das Bedürfnis einer Reformation der kirchlichen Zustände nicht nur immer lebhaft gefühlt worden, sondern es wurde auch tu dieser Richtung hiu viel gethan. Namentlich unterzogen die Kirchenversammlungeu von Basel und die fünftei4si— Synode im Lateran sich dieser Aufgabe in ernster und^ würdiger Weise. Auch durch die Konkordate, welche die w-Päpste mit den einzelnen Nationen abschlössen, wurdeu viele Beschwerden beseitigt. Aber an dem großen Körper der Kirche konnten weder auf einmal alle Schäden geheilt, noch alle Ursachen des Übels gehoben werden. Die Selbstsucht und der Eigennutz der einzelnen standen hindernd im Wege, sobald die gefaßten Beschlüsse durchgeführt werdeu sollten. 424) Zu deu zahlreichen Übelständen in der Kirche gehörte vor allem das große Sittenverderbnis, welches infolge der ewigen Kriege und Zwiste unter die Geistlichkeit wie unter die Laien gedrungen war. Zu der Roheit der Sitteu kam die grojze^Unwissenheit, da in den Stürmen der Zeit viele Kloster-und L-tiftsschnlen wieder eingegangen waren. Die Reichtümer der Kirche hatten die Geistlichkeit verweichlicht und die Bistümer und Stifter dienten oft nur als Verforgungsaustalteu für adelige Herren, die weltlich gesinnt waren und ihre Pflichten weder kannten noch ausübten. Viele Bischöfe wohnten gar nicht an ihren Bischofssitzen, viele Pfründen waren im Besitze solcher die nicht emmal Priester waren; für den römischen Hof wurden große Abgaben erhoben. Viele Klöster hatten sich von der Aufsicht des Bischofs freizumachen gewußt, und die Dominikaner und Franziskaner, welche ebenfalls nur dem römischen Stuhl unterworfen waren, zankten sich unter sich und mit auderu Orden. Wenn es auch nicht wahr ist, daß die Kenntnis der heiligen Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 18

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 366

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
366 Die mittlere Zeit. um ihn zum Rücktritte zu bewegeu, aber vergebens. Zuletzt nahm niemand mehr Notiz von ihm, und die Bischöfe feiner Obedieuz, d. i. des Gebietes, in welchem man ihm bisher Gehorsam leistete, schlossen sich den Beschlüssen der Kirchenversammlung von Konstanz an. 2. Der sehr gelehrte und milde Papst Martin V. zeigte ebenso viele Umsicht als guten Willen. Er verzichtete namentlich auf die Einkünfte der erledigten Pfründen und auf beit Zehnten, den die Päpste bisher von Geistlichen und Kirchen in Anspruch genommen. Die Frage, ob das Konzil über dem Papste stehe, entschied er mit großer Weisheit dahin, daß niemand von dem apostolischen Stuhle appellieren oder dessen Entscheidungen in Glaubeussachen verwerfen dürfe. Ansonst würde in der Kirche ja jede Ordnung aufhören. 3. Johann Wtcles war Pfarrer in Lntterworth (Löteruörtsh) und öffentlicher Lehrer an der Universität zu Oxford (Orförd). Er schrieb viel gegen die Rechte der Mendikanten (Bettelorden), die in jener Zeit großeu Einfluß sowohl ans das Volk als aus die Universitäten ausübten, weil sie in ihrer Mitte viele große Gelehrte besaßen. In England hatte damals die Pest einen großen Teil des Klerus hiuwcggerafst, und mau war genötigt, Leute ohue wissenschaftliche Bildung zu weihen, nur um dem Priestermangel zu Begegnen. Viele dieser Priester führten ein sehr unwürdiges Leben. Auch dagegen und gegen die Päpste, die damals iu Aviguon residierten, schrieb er, und verstieg sich zu der Behauptung, der Papst sei der Antichrist. Leidenschaftlich wie er war, ging er immer weiter und leugnete nicht nur einzelne Glaubenslehren, wie z. B. die T r an ssn b st an t i ati on (Wefeusverwaudluug) im Hl. Abendmahl, sondern stellte auch Sätze ans, die in Kirche und Staat nur Verwirrung herbeiführen mußten. So z. B. lehrte er: „Weltliche Herren können auf gesetzliche und verdienstliche Weise der Kirche, welche sündigt, ihre weltlichen Güter nehmen. Ob nun die Kirche in einem sündigen Zustande sich befinde oder nicht, darüber zu entscheiden ist Sache der weltlichen Herren, welche, wenn es so ist, unter der Strafe der Verdammung diese weltlichen Güter der Kirche hinwegnehmen müssen. Aber auch die Könige und Fürsten müssen, wenn sie in schwere Sünden fallen, ihre Herrschaft niederlegen. Jeder Priester hat hinreichend Gewalt, alle Sakramente zu spenden und von allen Sünden loszusprechen. Jeder Geistliche, sogar der Papst, kann erlaubterweise vou Untergebenen und Laien zurechtgewiesen und in Anklagestand versetzt werden." Als er über seine Lehre ans Befehl des Papstes zur Rechenschaft gefordert wurde, so wand er sich mit elenden Wortklaubereien hinaus, so daß man ihn nicht zum Widerrufe verurteilte, ihn aber auch nicht weiter lehren ließ, sondern auf feine Pfarrei schickte. Dort traf ihn, während er die Messe seines Kaplans anhörte, unter der heiligen Wandlung ein Schlagfluß, infolge dessen er zwei Tage daraus starb (1384). (Segen seine Anhänger, die zweimal ausstauben und den König Heinrich V. gefangen nehmen und England in eine Republik umwandeln wollten, mußte mit Waffengewalt eingeschritten werden. § 136. Hnß und die Hussiten. 374) Neben der Aufhebung des Ärgernisses, welches drei Päpste gaben, ist bei weitem das wichtigste Ereignis auf der

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 670

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
670 Unsre Zeit. zu empfangen und ihre Kinder von ihnen taufen zu lassen. — Über die Verfolgung in Italien klagte Pins Ix. in der Allokution vom 30. September 1861: „Die gottgeweihten Jungfrauen müssen ihr Brot betteln; die Tempel Gottes werden ausgeplündert und in Räuberhöhlen verwandelt, die kirchlichen Güter eingezogen, die Gesetze der Kirche werden verachtet und mit Füßen getreten." Für die unglückliche Kirche Spaniens ordnete schon Gregor Xvi. öffentliche Gebete an. 4. Dreihundert Jahre — seit dem Konzil von Trient — war es den Oberhäuptern der Kirche unmöglich gewesen, den Gesamtepiskopat zusammenzurufen. Die Bequemlichkeit der Verkehrsmittel gestattet es aber heute den Bischöfen aus den entferntesten Ländern, sich um den Nachfolger des Apostels Petrus zu scharen und die katholische Wahrheit den Entstellungen der göttlichen Offenbarungen gegenüber auszusprechen. Anwesend waren 10 Patriarchen (5 vom lateinischen und 5 vom orientalischen Ritus), 4 Primaten, 106 lateinische und 20 orientalische Erzbischöfe, 500 lateinische, 20 orientalische Bischöfe, 27 Äbte und Generaläbte der Mönchsorden, 79 Generale und Generalvikare der Kongregationen der regulierten Kleriker und der Bettelorden, im ganzen beiläufig 760 geistliche Würdenträger. Davon waren 176 Italiener, 17 Deutsche, 42 aus Österreich-Ungarn, 55 aus Großbritannien, 81 aus Frankreich, 40 aus Spanien, 2 aus Portugal, 6 aus Belgien, 3 aus Holland, 4 aus der Schweiz, 88 aus Nord- und Südamerika, 12 aus der Türkei, 4 von den griechischen Inseln, 42 aus dem Morgenlande und 120 Missionsbischöfe und apostolische Vikare. § 239. Wissenschaft und Kunst. Erfindungen. Schiffahrt und Handel. (Seit 1789.) 668) Am Ende des vorigen und am Anfange dieses Jahrhunderts waren es hauptsächlich zweierlei einander ganz entgegengesetzte Wissenschaften, denen eine vorzügliche Pflege gewidmet wurde: nämlich die exakten, welche ihre Aufgaben (Probleme) mit mathematischer Gewißheit zu lösen streben (Physik, Astronomie, Mechanik, die Mathematik selbst), und die spekulativen, welche den Urgrund alles Existierenden durch begriffsmäßiges Denken erforschen und die ersten Thatsachen aller Erkenntnis feststellen wollen, und deshalb im allgemeinen philosophische Wissenschaften genannt werden. Als Physiker zeichneten sich aus: die Franzosen Lavoisier (f 1794) und Laplace (f 1827), die Italiener Galvani (f 1798), der zuerst die tierische Elektrizität beobachtete, und Volta (f 1827), der durch die von ihm erfundene Voltasche Säule die Elektrizität zu steigern lehrte. Der Engländer Faraday (^ 1867) und der Däne Örsted (f 1851) erkannten den Elektromagnetismus. In Deutschland beschäftigten sich Gauß (t 1855) und Wilhelm Weber (geb. 1804) mit

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 668

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
668 Unsre Zeit. durch den zu Lyon bestehenden Verein zur Verbreitung des Glanbens, von dem der Ludwigsverein in München und die Leopoldinenstiftung in Österreich Zweigvereine sind. Um die armen Nengebornen in China nimmt sich der Verein der heiligen Kindheit Jesu an. Für Deutschland ist derboni-sacius verein, der die religiösen Bedürfnisse der katholischen Brüder unter fremden Glaubensgenossen zu befriedigen sucht, ein herrliches Band katholischer Einheit und Liebe. 666) Daneben hat die Kirche freilich auch den Verlnst zahlreicher Kinder zu beklagen, die mit Gewalt von ihrer Brust hinweggerissen werden. Dahin gehören die Verfolgungen der Kirche in Rußland und Polen, wo der Katholizismus mit offener Gewalt unterdrückt wird und die pflichtgetrenen Bischöfe und Priester deu Qualen des Kerkers und der Verbannung unterliegen. Ebenso gehören hierher die Verfolgung der Kirche in Spanien und in Italien, wo die Priester und Ordensleute durch die Aushebung der Klöster dem Hunger und Elende preisgegeben wurden. Der Schmerz über die Christenverfolgungen in An ant, China, Japan und Korea wird durch die Erwägung gemildert, daß diese Verfolgungen wenigstens von Heiden ausgehen, und daß das Blut der Märtyrer der Same zu neuen Be-kennern ist. Die Versuche, der katholischen Kirche gegenüber neue Kirchen aufzustellen, wie z. B. St. Simon in Frankreich, Ron ge -iu Deutschland und die Freidenker in Belgien und der Schweiz es versuchten und noch fortwährend versuchen, ist mehr um der Seelen willen zu beklagen, die verlorengehen, als wegen des Schadens, welcher der katholischen Kirche im großen und ganzen dadurch erwächst. Sie dienen mehr dazu, die Kirche von feindseligen Elementen zu reinigen, und zeigen, wie auch taleutvolle Männer den Thorheiten eines verdorbenen Herzens anheimfallen, wenn sie die Gnade Gottes und das Licht des Glaubens von sich weisen. 667) In diesen Wechsel von Freud und Leid trat überaus Seit glorreich Papst Pius Ix., dessen Pontifikat zu den denkwür-Junidigsten in der Kirchengeschichte gezählt wird. Zwar ist auch ihm 1846.um des Kreuzes willeu Kreuz zum Anteil geworden, doch hat der Herr seinen Diener in allen Leiden wunderbar gekräftigt und aufrechterhalten. Eine staunenswerte Thätigkeit entwickelte er nach allen Seiten des kirchlichen Regiments. Unter seiner Herrschaft allein wurden 15 apostolische Präfekturen, 33 Vikariate, 135 Bistümer und 29 Erzbistümer neuerrichtet. Mehrmals sah 8.De- Pius Ix. sich mit einer großem Anzahl von Bischöfen als seinen ^854^ Mitarbeitern umgeben; so am 8. Dezember 1854 bei der Fest-

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 246

1855 - Mainz : Kirchheim
246 den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be- trachtung anstellen. Dritte Klaffe. Brennbare Mineralien. 1. Die Steinkohle. So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger- zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen- lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen; es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe. Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit- unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden- schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war. Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil- haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach- sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver- danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind, so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr. Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-

7. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 77

1867 - Rostock : Hirsch
77 Papst z. B. wurde abgesetzt, weil er überführt war, Meineid, Mord und Gotteslästerung begangen zu haben. Von'rom ans ging das Verderben weiter und steckte bald die ganze Geistlichkeit an. Die weltlichen Herren aber verloren alle Achtung vor der Kirche und vor dem geistlichen Amte und be- setzten die Pfarren nach bloßer Willkür, oft mit den erbärmlichsten Kreaturen. Wer ein Pfarramt begehrte, mußte einen Fürsprecher bei Hofe haben; sonst nützte ihm alle Fähigkeit und Tüchtigkeit nichts. Die Fürsprecher aber ließen sich ihre Fürsprache bezahlen und trieben somit förmlichen Handel mit geist- lichen Stellen. Dauerte dies Unwesen lange fort , so mußte die Kirche zu Grunde gehen. Es ist natürlich, daß viele Gemüther sehnsüchtig nach Hülfe aussahen. Endlich erschien der Mann, der durch unbeugsamen Muth und nachsichtslose Strenge dem Verderben Einhalt zu thun suchte. Hildebrand. In dem Kloster Clugny in Burgund , das sich von dem herrschenden Verderben ziemlich frei gehalten hatte, lebte eine Anzahl trefflicher Männer, die mit bitterm Schmerze die Noth der Kirche sahen und die Geistlichkeit aus ihrer tiefen Schmach zu retten trachteten. Unter ihnen war ein junger Mönch Hildebrand, eines Schmieds Sohn aus dem nördlichen Italien, der sich durch seine Gaben und seinen Eifer vor allen übrigen hervorthat. Sein Ruf wurde bald so groß, daß sein Name weit über die Mauern des Klosters hin- aus genannt wurde. Der Papst wünschte den gewaltigen Mönch in seiner Nähe zu haben und berief ihn als Prediger nach Rom. Zwanzig Jahre lang hat Hildebrand dort als einfacher Geistlicher gewirkt, ohne daß er mit dem Regimente der Kirche etwas zu thun hatte. Aber sein Ansehen war so groß, daß kein Papst etwas unternahm, ohne ihn um Rath gefragt zu haben. Im Jahre 1073 wurde Hildebrand nun selbst zum Papst erwählt und nahm als solcher den Namen Gregor Vii an. Die Kirche aus ihrer Schmach zu erretten und zu neuer Glorie zu er- heben , das war das Werk, daran er sein Leben setzen wollte. Alles Elend aber stammte nach seiner Meinung daher, daß die Kirche zu eng mit der Welt verbunden und zu sehr in das Thun der Welt verflochten war. Darum wandte er alle feine Kräfte au, die Kirche von diesen Banden los zu machen. Zu dem Ende setzte er fest, daß der Papst in Zukunft nicht mehr, wie bisher, von der Gemeinde zu Rom, sondern von einer Anzahl tüchtiger Geistlicher, die er Kardinäle nannte, gewählt werden solle. Aus demselben Grunde ver- bot er den Geistlichen, aus der Hand eines weltlichen Herrn ein geistliches Amt zu nehmeu, und setzte eine Strafe darauf, wenn die weltlichen Herren wiederum Handel mit geistlichen Ämtern treiben würden. In derselben Ab- sicht endlich verordnete er, daß alle Priester fortan ehelos leben sollten, und verbot dem Volke, bei verheiratheten Priestern zum Abendmahl zu gehen. Dies alles aber waren nicht Sachen, die Gregor sich ausgedacht hatte, son- dern die der Christenheit schon längst im Sinne lagen. Daher fiel das Volk ihm willig zu und half ihm alle seine Pläne durchsetzen; während die Bischöfe

8. Freiburger Lesebuch - S. 98

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 98 — anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen. Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle. 4$. Die Entwässerung. Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug. Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden. In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben. In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte. In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 89

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. rc. 89 nicht gespendet, die Todten nicht mit kirchlicher Feierlichkeit bestattet werden. Das Interdikt war ein äußerst wirksames Mittel, ungehorsame und widerstrebende Fürsten und Völker zum Gehorsam gegen die Kirche zurückzuführen, und war zuerst 998 in Anwendung gekommen. Wie wirksam Gregor Vii. von diesen Strafmitteln Gebrauch zu machen wußte, wird das Folgende lehren. Schon 1074 erneuerte Gregor die Gesetze gegen die Simonie. Gregor be-Darunter verstand man den Verkauf geistlicher Stellen, den Pfründen- Sünonit Handel, wodurch oft unwürdige Priester durch Geld oder Versprechungen sich geistliche Stellen verschafften. Der Samaritaner Simon der Zauberer (Apostelgeschichte 8, 18) hatte den Aposteln Geld geboten für die Gabe, Jedem durch Auflegung der Hände den heiligen Geist mittheilen zu können; sein Name gab die Bezeichnung für den Handel her, welchen man mit geistlichen Aemtern trieb. Auch in Betreff der Investitur glaubte Gregor streng einschreiten die damals zu müssen. Darunter verstand man die Belehnung der Geistlichen mit “e6^ ^ Ring und Stab beim Eintritt in ihr geistliches Amt. Bisher war es die weltlichen häufig vorgekommen, daß weltliche Herrn geistliche Aemter verliehen ®errn' hatten. Darum verordnete Gregor: „Wenn von nun an noch Jemand ein Bistum oder eine Abtei aus der Hand eines Weltlichen annimmt, so soll er auf keine Weise für einen Bischof oder Abt gehalten werden; fein Ungehorsam gegen den römischen Stuhl ist dem Götzendienst gleich zu achten. Dasselbe soll auch von den niederen geistlichen Würden gelten. Wenn aber irgend Jemand, welcher eine weltliche Macht ausübt, einen Geistlichen durch Ring und Stab mit einer geistlichen Würde belehnen will, so soll er wissen, daß er sich gleicher Schuld theilhaftig macht, wie der, welcher die geistliche Würde von ihm angenommen hat." Gregor ließ sogleich mehrere deutsche Bischöfe, welche durch Simonie gewählt waren, absetzen, und fünf Räthe des Königs Heinrich, welche des Pfründehandels angeklagt waren, mit dem Banne belegen. Im folgenden Jahre führte Gregor auch für die Weltpriester den und führt den bereits durch ältere Kirchengesetze angeordneten Cölibat d. i. die Ehe- bs°gcvammte losigkeit für die Geistlichen wieder ein, damit dieselben außer Verbindung Geistlichkeit mit der Welt blieben und weder durch Familie noch Verwandtschaften un‘ gehindert feien, ausschließlich für das Interesse der Kirche zu sorgen. Schon längere Zeit pflegten die Bischöfe nicht mehr zu heiraten; aber die niedere Geistlichkeit that es allgemein. Darum gebot Gregor, daß sämmtliche verheirateten Priester und Alle, welche den gottesdienstlichen Handlungen derselben beiwohnen würden, von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen sein sollten. Diese Verfügung stieß auf heftigen Wider-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1867 - Mainz : Kunze
144 Dritte Periode des Mittelalters. § 28. Das Mönchthum und die römische Kirche. Unter Unter den Päpsten, welche die Hierarchie znm höchsten Gipfel der ^"98-1216'Macht und des Glanzes emporhoben, nimmt Innocenz Ih. aus dem -stbie _ Hause der Grafen von Segni eine der ersten Stellen ein. Er war *2 atien üblichen Wissenschaften wohl unterrichtet, sprach lateinisch und der Macht italienisch vorzüglich und hatte die Hochschulen von Rom, Paris und Bologna mit großem Erfolge besucht. Er war in seinem 37. Jahre zum Papste erwählt worden, zeichnete sich durch Güte, Einfachheit und Sparsamkeit aus, nicht minder durch Frömmigkeit, sittlichen Ernst und Begeisterung für die Macht der Kirche. Als das sichtbare Oberhaupt der Kirche griff er in alle Staaten Europas ordnend und richtend ein. Er war arm und lebte einfach, sammelte aber ungeheure Schätze, um die geistliche Weltherrschaft verwirklichen zu können. Sein ganzes Leben war, wie das Gregors V!!., einem Zwecke gewidmet, die Macht der Kirche und des Papstthums zu alleiniger Geltung zu bringen. Darum trachtete auch Innocenz Iii. dahin, den päpstlichen Stuhl durch Befestigung des Kirchenstaats und durch die Befreiung Italiens von fremder Herrschaft vom Kaiser und Reich unabhängig zu machen. Zu gleicher Zeit suchte er die Kirche im Morgenlande zu retten, die Ketzer auszurotten, und das Gebäude der römischen Kirche zu ordnen und zu befestigen. Vieles ist ihm unter den schwierigsten Verhältnissen ge- lungen, und mancher Fürst beugte sich vor seinem Machtspruche. So mußte der spanische König Alphons Ix. seine gesetzeswidrige Ehe mit seiner Nichte auflösen; Philipp August von Frankreich seine verstoßene Gemahlin Jngeborg wieder annehmen, Peter von Arragonien und Johann von England ihre Reiche für zinsbare Lehen des römischen Stuhles erklären. Kurz vor seinem Tode versammelte er noch einmal die Repräsentanten der ganzen Christenheit uni sich. Es erschienen die Gesandten fast aller christlichen Könige, 800 Aebte, 412 Bischöfe, die Patriarchen von Jerusalem und Constantinopel und die Abgeordneten der Patriarchen von Antiochien und Alexandrien. Alle seine Vorschläge über Glauben, Kirchenrecht und Kirchenzucht wurden genehmigt, ein allgemeiner Kreuzzug gegen die Ungläubigen im heiligen Lande und furchtbare Maßregeln gegen die Ketzerei beschlossen. Im folgenden Jahre (1216) überraschte den gewaltigen Mann der Tov auf einer Reise in der Stadt Perrugia. Innocenz hat seine Größe durch sein uuchristliches und unmensch- liches Verfahren gegen die Ketzer arg befleckt, ohne zu bedenken, daß die Ketzerei nur durch das steigende Verderben in der Kirche selbst allmählich hervorgerufen worden war.
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