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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 73

1892 - Gera : Hofmann
— 73 - und sein Wort so rasch verbreitet wurde. Früher schrieben die Mönche in den Klöstern die Bücher mühsam ab. Eine geschriebene Bibel kostete wohl 1500 Mark. Nur wenige Menschen lernten in jener Zeit lesen und schreiben. Da kam Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, die einzelnen Schristzeichen auf einzelne Buchenstäbchen zu schnitzen und sie zu Wörtern zusammen zu setzen. So konnte man sie vielmals brauchen und mit denselben Zeichen immer neue Schriften fetzen. Statt des Holzes nahm man später Metall, statt der Tinte Buchdruckerschwärze. Die gedruckten Bücher konnte man so billig verkaufen, daß viele die neue Kunst für Zauberei und Teufelswerk hielten. Sie wurde geheim gehalten, Setzer und Drucker eidlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Erft ein Krieg zerstreute die Druckergesellen und verbreitete die Kunst überall. Dem Erfinder der Buchdruckerkunst ist in Straßburg ein schönes Denkmal errichtet. In Mainz zeigt man noch sein Wohnhaus. Wie die evangelische Kirche durch Doktor Martin 3? Gutenbergdenk- Luther erneuert wurde und sich von der katholischen mai in gtraftburg. trennte, das wollen wir nun ausführlicher hören. 2. Wie Luther streng erzogen ward. Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben am Harze geboren und am folgenden Martinstage in der Taufe Marlin genannt. Sein Vater war der Bergmann Hans Luther. Derselbe war ans seiner Heimat Möhra bei Eisenach des besseren Erwerbs wegen nach Eisleben gezogen. Luther erzählt von seinen Eltern: „Ich bin eines Bauern Sohn. Mein Vater, Großvater und Ahnherr sind rechte Bauern gewest. Hernach ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und daselbst ein Berghauer worden. Meine Eltern sind erstlich arm gewest. Mein Vater war ein armer Häuer, und die Mutter hat das Holz auf dem Rücken heimgetragen. Sie haben sich's lasten blutsauer werben, bamit sie uns acht Kinder erzogen haben. Meine Eltern haben mich gar hart gehalten, daß ich auch barüber ganz schüchtern würde. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut banach floß." In Mansfeld, wo viel Silber aus den Bergen gewonnen würde, segnete Gott die Arbeit Hans Luthers, so daß er zu Wohlstanb und Ehren kam und feinen Kinbem eine gute Erziehung geben sonnte. Den wohlbegabten, aber schwächlichen Martin trug er oft auf feinen Armen in die Schule. Hier würde der Knabe sehr streng gehalten und erhielt sogar an einem einzigen Vormittage fünfzehnmal Rutenstreiche. Das geschah nicht etwa, weil er ein böser Schüler war, sonbern das gehörte zur Sitte der Zeit. Prügel gab es beim geringsten Anlaß. Sie waren das Hauptstück des Unterrichts. Im 14. Jahre kam er auf eine Kloster-schule zu Magbeburg, „wo man die Kinder wie Vögel in Vogelbauern hielt und ihnen keine Ergötzung gönnte". Ein Jahr später brachte ihn sein Vater nach Eifenach aus die Schule, weil er hier von mütterlichen Verwanbten mancherlei Unterstützungen erhoffte. Hier

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 8

1892 - Gera : Hofmann
Prinz Wilhelm wurde mit seinem Bruder Heinrich nach einem bestimmten Stundenpläne von tüchtigen Lehrern unterrichtet. Außer den gewöhnlichen Schulfächern lernte er noch fremde Sprachen, reiten, fechten, schwimmen und rudern. Besonders liebte er die Wasferfahrten. Einmal wollte ihn ein Matrose fahren, der feine Jacke mit Teer beschmutzt hatte. „Mit einem so schmutzigen Menschen mag ich nicht fahren!" rief der Prinz. Da fagte ihm fein Erzieher: „Sie thun dem Manne unrecht, wenn Sie ihm feine fchmntzige Kleidung vorwerfen. Bei seinem Berufe geht es ohne Beschmutzung der Kleider nicht ab. Der Mann dient seinem Könige treu und verdient die Kränkung nicht." Da reichte der Prinz dem Matrosen die Hand und bat ihn um Verzeihung. Nicht in dem Gewühl der Großstadt, sondern in dem stillen Potsdam und auf dem Gute Bo rüste dt verlebte der Prinz feine erste Jugend. Einmal wollten seine Spielgenossen einen ärmlich gekleideten Knaben nicht mitspielen lassen. Da rief er entrüstet: „Dann will ich mit euch auch nicht spielen!" Der Prinz lernte fleißig und zeigte sich begabt und willensstark. Sein liebster Lehrer war der Geheimrat Hinzpeter, den er noch heute liebt und ehrt. Als Prinz Wilhelm 15 Jahre alt war, wurde er konfirmiert. In seinem Glaubensbekenntnisse sagte er: „Ich weiß, welche großen und schweren Aufgaben meiner warten, und ich will die Zeit meiner Jugend benutzen, um denselben gewachsen zu sein!" 3. Er bereitete sich gewissenhaft auf seinen Beruf vor. Der Prinz sollte vor seinen späteren Unterthanen nichts voraus haben; darum mußte er die Schule wie sie besuchen. Seine Eltern schickten ihn mit seinem Bruder Heinrich auf das Gymnasium in Kassel. Hier lebte und lernte er wie jeder andere Schüler. Jeden Tag ritt er von Schloß Wilhelmshöhe in die Stadt, saß im schlichten Anzuge auf der Schulbank, verrichtete wie jeder andere Schüler die kleinen Klassendienste, teilte wohl mit einem Mitschüler das Butterbrot und bestand endlich in ehrenvoller Weise die Schlußprüfung. Ja, er erhielt sogar wegen seines Fleißes eine der drei Denkmünzen, die an die würdigsten Schüler verteilt wurden. Glücklich rief er aus: „Wie freut mich diese Denkmünze! Ich habe meine Pflicht erfüllt und gethan, was ich konnte!" An feinem 18. Geburtstage führte ihn sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., als Offizier in die Garde ein. Er richtete eine herzliche Ansprache an ihn, die mit den Worten schloß: „Nun geh und thu deine Pflicht, wie sie dir gelehrt werden wird. Gott sei mit dir!" Und als musterhafter Soldat hat er pünktlich und eifrig feine Schuldigkeit gethan. Auf der Hochschule zu Bonn am schönen Rheinstrome studierte der Prinz zwei Jahre lang die Rechts- und Staatswissenschaft. Fröhlich lebte und fleißig lernte er hier. Dann führte ihn der große Reichskanzler Fürst Bismarck in die Staatskunst, andere geschickte Beamte in alle Zweige der Verwaltung ein. So war er wohlvorbereitet ans sein hohes Amt, als ihn der Tod seines Vaters im 30. Lebensjahre auf den Thron rief.

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 43

1892 - Gera : Hofmann
— 43 - 22. Schloß Sanssouci bei Potsdam. (Blätterbauer.) Besonders erinnert das Schloß Sanssouci (spr. Sangßusie) oder Sorgenfrei an ihn. Er ließ es in der Nähe Potsdams aus einem Hügel erbauen und mit wunderschönen Gärten umgeben; hier wollte er von den schweren Regierungssorgen ausruhen. Nicht weit davon steht eine alte, unbenutzte Windmühle. Sie ist ein Denkmal der Gerechtigkeit des großen Königs. Er wollte sie dem Müller abkaufen, aber dieser wollte nicht. Da drohte der König, die Mühle abschätzen und abbrechen zu lassen, aber der Müller berief sich auf das Kammergericht in Berlin. Den König freute das Vertrauen des Müllers auf die preußische Rechtspflege, und er störte ihn nicht in seinem Besitze. (Hebels Erzählung: König Friedrich und sein Nachbar.) In Preußen gilt als Gesetzbuch noch heute das Allgemeine Landrecht. Es war der große König, der es ausarbeiten ließ. Die Provinzen Schlesien und Westpreußen, die er für Preußen gewann, machen feinen Namen unvergeßlich. Besonders lebt sein Gedächtnis in den Sumpfgegenden der Ohre (im Regierungsbezirk Magdeburg), der Oder, Warthe und Netze, die er entwässern und in fruchtbare Felder und Wiesen verwandeln ließ. Die Kartoffeln, die heute das Brot der Armen sind, ließ er damals zwangsweise anbauen. Die Kinder sagen gern von ihm das Gedicht her: „Friderikus Rex, der große Held —Der König wollte an einem Nachmittage die Kinder, die sein Pferd umschwärmten, in die Schule treiben; sie aber lachten: „Der alte Fritz will König sein und weiß nicht einmal, daß den Mittwoch Nachmittag keine Schule ist!" Sehr seltene und gesuchte Thaler sind die Sterbethaler. Sie zeigen das Bild des großen Königs und die Umschrift 17 A 86. Das A bedeutet die Münzstätte Berlin, 1786 aber die Jahreszahl der Prägung. Das A zwischen der Jahreszahl giebt den Sterbemonat Friedrichs des Großen, den 17. August 1786, an.

5. Das erste Geschichtsbuch - S. 57

1892 - Gera : Hofmann
— 57 — verunglückte, verkommene und verdorbene Menschen ließen sich freiwillig anwerben. Andere wurden beschwatzt oder betrunken gemacht oder gewaltsam weggeführt. Auf solche Soldaten war natürlich kein Verlaß. Vaterlandsliebe kannten sie nicht. Sobald es ihnen nicht mehr anstand, desertierten oder entflohen sie um anderswo aufs neue Handgeld zu nehmen. Sie wurden darum streng überwacht. Sobald einer entfloh, donnerten die Kanonen hinter ihm her und stürmten die Glocken in den Dörfern. Jedermann war bei harter Strafe verpflichtet, den Ausreißer zu fangen und einzuliefern. Der Ärmste mußte dann durch die Gasse laufen. Die Soldaten stellten sich m zwei Reihen auf. Jeder erhielt eine fpitz auslaufende Rute. Der Sträfling mußte stch bis zum Gürtel entblößen und die Hände auf den Rücken binden lassen. Dann lief er mehrmals durch die 2 m breite Gasse und erhielt von jedem Soldaten einen Hieb auf den bloßen Rücken. Bald rann das Blut in strömen und hing das Fleisch in Fetzen nieder. Mehrmaliges Spießrutenlaufen hatte oft den Tod zur Folge. Die Soldaten trugen blaue Röcke, weiße Hosen, lange lederne Gamaschen, hohe Hüte und hinten einen langen künstlichen Haarzopf. Die Gamaschen und der Zopf waren die Qual der Soldaten. Die Gamaschen mußten immer geschwärzt und ohne Falten ganz eng an die Beine geknöpft, der Zopf geflochten und gewichst, die Haarlocken an der Seite gepudert sein. _ Die ganze Nacht vor einer Parade saßen die Soldaten in vollem Anzuge mit gedrehtem Zopfe und gestreckten Beinen, steif wie Puppen, auf Stühlen, damit der mühsame Aufputz nicht zerstört würde. Noch heute bezeichnet man mit Gamaschendienst eine kleinliche und peinliche Quälerei und mit dem Zopf eine lästige, veraltete Einrichtung. Durch sein eigenes Beispiel und die strengste Überwachung hat der König einen Beamten st and erzogen, der sich durch Fleiß, Gehorsam und Zuverlässigkeit auszeichnet. Er selber arbeitete eine Geschäftsvorschrift für die Beamten aus. Bei knapper Besoldung verlangte er viele Arbeit und die größte Pflichttreue. Die allgemeine Schulpflicht der Kinder stammt aus seiner Zeit. Bis dahin ging nur in die Schule, wer wollte. Nun mußten alle Eltern ihre Kinder vom 5. bis 12. Jahre in die Schule schicken. Hier wurden sie in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterwiesen. Über 2000 Schulen hat der König gebaut und sogar ein Lehrerseminar gegründet, damit die Lehrer für ihr schweres Amt recht vorbereitet würden. Der König besuchte sehr oft Schulen und prüfte die Kinder. Er wird darum auch der Vater der preußischen Volksschule genannt. Von diesem merkwürdigen Fürsten wollen wir nun noch mehr hören. 2. Der schlichte Charakter. Friedrich Wilhelm I. ist der Sohn des ersten Königs von Preußen. Er wurde im Todesjahre seines Großvaters, des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, 1688 geboren. Die 52 Jahre seines Lebens liegen zwischen dem Todesjahre des größten Kurfürsten und dem Regierungsantritt des größten Königs aus dem Hause Hohenzollern. Sein Vater liebte die Pracht, er aber haßte jeden Prunk und jede Bequemlichkeit. Einen goldgestickten Schlafrock warf er ins Feuer. Allerlei Schmucksachen verkaufte er und bezahlte damit Schulden seines Vaters. Über alle Einnahmen und Ausgaben

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 213

1899 - Gera : Hofmann
Uns der Neuzeit. 67. vr. Martin Luther und die Reformation (1483—1546). 1. Der begabte Vergmannssohn und seine Erziehung. Der Mann, welcher der Sehnsucht seiner Zeitgenossen eine Stimme und einen kräftigen Willen lieh und der neuen Zeit den Stempel seines Geistes aufdrückte, ist dem Bauernstände entsprungen. Sein Vater, der Bergmann Hans Luther, zog mit seiner Gattin Margarete aus Möhra bei Eisenach des bessern Unter- halts wegen nach Eisleben. Hier wurde ihm am 10. Novbr. 1483 ein Söhnlein geboren, das in der Taufe am folgenden Martinstage Martin geheißen ward. Ein Jahr später zog Hans Luther nach Mans- feld. Seine redliche Arbeit segnete Gott, so daß er zu ziemlichem Wohlstände kam und seinen acht Kindern eine gute Er- ziehung geben konnte. Den schwächlichen, aber wohlbegabten Martin hat er oft auf den Armen zur Schule getragen, ihn aber auch nicht selten mit großer Strenge „gestäupt". Im 14. Jahre kam der Knabe auf die Schule nach Magdeburg und später, der Kostensparung wegen, zu Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschüler mit seinem Beten und Singen das Wohlwollen der Frau Cotta erworben und von ihr Kost und Pflege erhalten. Mit 18 Jahren bezog er, wohlaus- gerüstet mit Kenntnissen, die Universität Erfurt, wo er so fleißig studierte, daß ihm schon mit 20 Jahren die Gelehrtenwürde eines Magisters erteilt wurde. 2. Der gewissenhafte Mönch und seine Seelenkämpfe. Luthers Vater wollte einen Rechtsgelehrten aus ihm machen, aber sein eigenes Herz zog diesen zur Gottesgelahrtheit, besonders seitdem er in der Bibliothek eine lateinische Bibel gefunden und fleißig gelesen hatte. In heftiger Seelenangst um seine Seligkeit rieb er sich fast auf. Der plötz- liche Tod seines Freundes Alexius, eigene Lebensgefahr durch einen Blitzstrahl und eine schwere Krankheit bestimmten ihn, der Welt zu ent- sagen und nur den Himmel zu suchen. Er trat 1505 als Mönch in das Augustinerkloster zu Erfurt, um sein Leben ganz Gott zu widmen. Sein Vater war darob sehr ungehalten. Im Kloster mußte Luther die niedrigsten Dienste thun. Dazu wollte er durch Fasten, 1483

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 282

1899 - Gera : Hofmann
282 2;5. Friedrich der Große. Nach dem Gemälde von Chodowiecki. Mannes geweckt und gestählt wurde. Sein Vater wollte einen guten, biederen Deutschen ans ihm machen, aber seine treffliche Erzieherin Frau von Rocoule und sein geistvoller Lehrer Duhan de Jandun flößten dem hochbegabten Knaben schon früh eine Vorliebe für die französische Sprache und Litteratur ein. Deutsch hat er nie richtig sprechen und schreiben gelernt, doch war seine Gesinnung gut deutsch. Sein Vater wollte ihn zur Frömmigkeit erziehen, wandte aber dabei verkehrte Mittel an. Durch lange Hausandachten wurde der lebhafte Knabe ermüdet, durch einen überaus trockenen Religions- unterricht gelangweilt und durch ein strafweises Auswendiglernen von Psalmen mit Ekel gegen die religiösen Stoffe erfüllt. Er hat nie Liebe und Verständnis für ihren tiefen Lebensgehalt gewonnen, dagegen die Lehren der französischen Aufklärer mit Beifall in sich ausgenommen. Auch das Bemühen des Königs, ihn einfach, ordentlich und sparsam zu machen, war ohne rechten Erfolg. Der Kronprinz hatte einen Hang zum Leichtsinn, mochte nicht knausern, zog lieber einen bequemen Schlaf- rock als den knappen Soldatenrock an und trug lieber einen französischen Haarbeutel als einen steifen Soldatenzopf. Ter König geriet oft in Zorn über den „weibischen Kerl" und warf eines Tages den gestickten Schlafrock ins Feuer. Vor allem aber sollte der Kronprinz ein guter Soldat werden; doch das schien am wenigsten zu glücken. Der pein- liche Zwang, die rohe Behandlung der Soldaten, der derbe Ton und

8. Das Mittelalter - S. 63

1889 - Gotha : Perthes
63 3. Die vllige Auflsung ves Reiches (bis zur Absetzung Karls Iii. 887). A. Die Leitung des Meiches Lothars I. Das Reich Lothars I. (| 855) ward unter seine Shne so geteilt, da Ludwig Ii. das italische Knigreich mit der Kaiserkrone. Karl das Knigreich Provence"), Lothar Ii. die nrdl. davon bis zur Nordsee gelegenen Gebiete (Knig-reich Lotharingien oder Lothringen) erhielt. In kurzer Zeit starben die Brder ohne mnnliche Erben dahin, zuerst Karl (f 863), dann Lothar Ii. (f 869); ihre Lnder rissen die Oheime ftudwig und Karl der Kahle an sich und teilten sie in dem Vertrage zu Meersen (unweit der Maas bei Maastricht) 870 so. da der elftere die rein deutschen Gebiete erhielt. Da Ludwig nun (bis auf flandrische Gebiete) alle2) deutschen Lnder unter seiner Herrschaft vereinigte, so bekam er in der Geschichte den Beinamen ..der Deutsche" (Germanicus)3); fr das gesamte deutsche Gebiet wurde der Name Ost franken blich im Gegensatz zu dem romanischen we st frnkischen Reich. Als Kaiser Ludwig Ii. starb (875). bemchtigte sich seines Erbes sein Oheim. Karl der Kahle; Ludwig dem Deutschen zuvorkommend, eilte er nach Italien und Rom; als Geschenk des Papstes (Johann Viii.) empfing er Weihnachten 875 die Kaiserkrone. Anf. des nchsten Jahres erhielt er in Pavia auf einer Reichsversammlung von den Groen auch die Huldigung als König von Italien. B. Die Kutwicketuug der ppstlichen Wacht. Die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten, welche Karl d. Gr. gebt, die Besttigung der Wahlen der Bischfe und bte (oft geradezu die Wahl selbst), der Vorsitz auf den Synoden ward ebenso innerhalb ihrer Gebiete von den einzelnen Knigen als emiches Recht in Anspruch genommen. Da nun in den brgerlichen Unruhen unter Ludwig d. Fr. und seinen Shnen die Kirche mit ihren reichen Besitzungen weltlicher Habsucht und Willkr sich preisgegeben sah, so regten sich in der frnkischen Geistlichkeit Bestrebungen, die auf eine Befreiung der Kirche von der weltlichen Macht hinzielten; zunchst verlangte man fr die Bischfe das Recht, von dem Urteile der Synode die Entscheidung des Papstes anzurufen, bald aber erklrte man mit Bezugnahme auf ltere Konzilien-beschlsse und Schreiben frherer Ppste (epistulae decretales) den Papst, dessen Primat sich bisher nur in der obersten Entscheidung schwieriger kirchlicher Fragen bekundet und durch bersendung des Palliums an die Erzbischfe in Erinnerung gehalten hatte, fr den alleinigen und unbeschrnkten Herren der Kirche. Zu dem Ende verffentlichte man um die Mitte des 1) Dasselbe umfate auer der Provence die fbl. Teile der burgunb. Gebiete. 2) Den Tod Karl b. K. und f. Sohnes (Ludwigs des Stammlers) benutzte man in Ostsranken, um 880 vertragsmig die Grenze im W. bis zur Scheibe und der die Maas in ihrem ob. Laufe auszubauen; ein betrchtl. Teil roman. Bevlkerung (a. b. Maas) toarb baburch mit Deutschland verbunben, aber beutsch wrbe auerhalb der Grenzen nur noch in Flanberu (zwisch. Lijs u. Meer, vgl. S. 48. 1) gesprochen. 3) S. nationale Bebeutuug hebt schon b. Mnch Otfrieb v. Weienburg hervor, bessen Evangelienbuch gegen 870 erschienen u. Ludwig b. D. geroibmet ist. Durch Otfrieb haben die Frauken das Evangelium in der Muttersprache erhalten, wie vorher (um 830) die Sachsen durch den Verfasser des Heljaud.

9. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 98

1904 - Oldenburg : Nonne
— 98 - Fransecky, derselbe hatte das Gardekorps übernommen und war noch ganz voll von der Haltung und Würde des Aktes. Alle französischen Uniformen fah^man, auch Trompeter der Garde ac., alle in roten Mänteln wie Samiel. Ich kaufte mir einige Kleinigkeiten in einem finden zum Andenken. Fast alle Läden waren auf. Die Wagen mit Lebensmitteln waren förmlich umlagert, besonders solche, welche Salz darboten. Es war ein so belebtes interessantes Bild wie ich noch nie sah, lebhafter würde der gewandteste Schriftsteller es nicht schildern können. August und Toll sahen sich nach Pferden um, umsonst, es war keine Zeit mehr. Ich ritt mit Heimburg durch Fort Moselle über Maisonrouge, Ladon-champs, den Weg, den die Franzosen immer herauskamen, sah die Lagerstellen ihrer Schanzen!! Ladonchamps ist furchtbar zerschossen. Gestern waren wir in scheußlichem Wetter wieder in Metz und kauften zwei Pferde ganz billig, eines mit Sattel und Zaum, zusammen für 800 Frcs. 97. Telegramm des Großherzogs über die Kaiserproklanmtion. 1871 Jan. 18. Ich komme soeben vom Schlosse, von der erhebenden Ceremonie der Proklamation des Kaisers. Wir versammelten uns in dem großen Saale an der Marmortreppe, in den anstoßenden Sälen war die ^tabs-wache ausgestellt, in der großen Spiegelgalerie Deputationen von Offizieren und Mannschaften aller Regimenter der dritten Armee und der nächstgelegenen der Maasarmee. Alle Ritter des Eisernen Kreuzes. In der Mitte der Galerie stand der Altar. Nach Beendigung des Gottesdienstes begab sich der König mit den Fürsten auf eine Estrade am Ende der Galerie, wo die Fahnen und Standarten der 3. Armee und des Garde-korps aufgestellt waren. Der König hielt hier eine Ansprache an die Fürsten und erklärte, daß er die ihm angetragene Kaiserwürde annehme, worauf Graf Bismarck die Proklamation an das deutsche Volk verlas. Der Großherzog vou Baden brachte alsdann dem deutschen Kaiser ein Hoch ans, dessen Donner die Wände erschüttern machte. Eine Defiliercour beschloß die Feier. Ich habe nie etwas so Ergreifendes erlebt, wie diese Feier, welche gerade durch die Räume, in welchen sie stattfand, ihre erhöhte geschichtliche Bedeutung erhielt. 98. Friede! — Carl Brand, Tagebuch eines oldenburgischen Füsiliers. Oldenburg 1894, S. 72. — Es mußte sich bald entscheiden, ob wir den längst ersehnten Frieden oder Fortführung des Krieges haben sollten, denn der 6. März, der letzte Tag des Waffenstillstandes, war heute. Am Abend war nns der Regimentsbefehl zugegangen: „Wenn gegen Morgen früh 6 Uhr keine Gegenordre gegeben, stehen die Bataillone um 7 Uhr an dem Ausgange des Dorfes zum Vormärsche bereit!" Schöne Aussichten! Dieser Abmarsch bedeutete ja nichts anderes, als direkt auf den Feind los, welcher nicht weit, nur einige Stunden von uns entfernt, lag.

10. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 99

1904 - Oldenburg : Nonne
— 99 — Wir vier Ordonnanzen, den ganzen Abend auf den Befehl, die Gegenordre, harrend, sprachen von nichts anderem als davon, was die nächste Zeit wohl bringen würde, ob Krieg oder Frieden. Bis 11 Uhr waren wir, im Bette liegend, noch nicht eingeschlafen. Unser Sergeant Maas, welcher in einem anderen Nebengebäude sein Bureau hatte und schlief, wollte nns, im Fall der Gegenbefehl des Nachts einträfe, aus Frende die Fenster einwerfen. Schließlich waren wir doch eingeschlafen, jedoch träumte ich die ganze Nacht allerlei: bald war ich zu Hanse bei den lieben Angehörigen, dann war ich wieder im heißesten Schlachtgetümmel. Es war 4 Uhr morgens, als ich, halb wachend, halb träumend einige Male unten vom Hofe her das Rufen zu hören glaubte: „Ordonnanz! Ordonnanz!" Schnell sprang ich aus dem Bette (die drei anderen schliefen noch) und eilte ans Fenster; ich gewahrte, daß der Ruf vom Hofe her kein leerer Traum, sondern Wirklichkeit war, denn ich sah, obgleich es noch recht dunkel war, eine Kavallerie-Ordonnanz auf dem Hofe halten. Mit einigen Sätzen, halbnackend wie ich war, eilte ich die Treppe hinunter anf den Hof, woselbst mir die Ordonnanz die frohe Botschaft von dem Abschluß der Friedenspräliminarien verkündete. Der Reiter, ein großes Schreiben in der Hand haltend, stieg ab, und ich hielt ihm sein Pferd wohl eine Viertelstunde. Meine Kameraden waren inzwischen ebenfalls aufgewacht. Ich war längst in unserer Stnbe, als plötzlich verschiedene Kieselsteine an unser Fenster schlugen; es war unser Sergeant Maas, der seinem Versprechen nachzukommen suchte, leider hatte er dir Botschaft aber später erfahren als wir. Nun gings sofort ans Diktieren und Aufschreiben des gekommenen Befehls, daß die Friedenspräliminarien abgeschlossen und die Kompagnien in Folge dessen nicht um 7 Uhr zum Abrücken bereit zu stehen brauchten. Unsere Freude, die wir empfanden, läßt sich schwer in Worten wiedergeben. Ein Jeder von uns suchte nun schnellstens die Ordre seinem Hauptmann zu übermitteln. Int Quartier des Hanptmanns angelangt, ging ich sofort unangemeldet, nur seinem Burschen Bescheid gebend, in des Hauptmanns Schlafkammer; er schien schon gewacht zu haben. Sich aufrichtend und im Bette sitzend, hörte er mein Vorlesen des Befehls an. Auch er gab seine Freude in Worten zu verstehen und meinte, ich möchte doch auch den anderen Herren Offizieren seiner Kompagnie sowie dem Feldwebel von besagtem Befehl Kenntnis geben, was ich mich sofort besorgte. Allenthalben war der Jubel groß. 1)0. Einweihung des Denkmals der Oldenburger bei Bionville. 1872aug.8. — Krohne, Das Denkmal der Oldenburger bei Vionville. Oldenburg 1873, S. 38.— (Der Großherzog Nikolaus Friedrich Peter ließ bei dcit Trouviller Büschen den gefallenen Oldenburgern ein Denkmal setzen. Dasselbe bestellt ans einem Sockel von Steinblöckeu, auf dem sich ein schrägliegendes Kreuz erbebt, an das sich ein aufgeschlagenes Buch leimt.) (Ju der Rede des Divisionspfarrers Krohne heißt es:) Wer will sie aufzählen, die auf dem Schlachtfelde und Krankenlager unseres Volkes Freiheit und Ehre mit ihrem Leben bezahlt? Wer
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