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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 94

1892 - Gera : Hofmann
— 94 — er viele Städte mit Mauern und Gräben. Der neunte Mann vom Lande, wie sehr er sich auch sträubte, mußte in diese „Burgen" ziehen; die Bewohner wurden darum Bürger genannt. Die Bauern lieferten den dritten Teil ihrer Feldfrüchte als Vorrat in die Städte. In Kriegsnöten suchten dann alle Schutz hinter den Mauern. Diese Städte erhielten viele Freiheiten und blühten bald ans. Es wurden hier Märkte gehalten und alle Handwerke ausgebildet. Die Bürger wurden als Fußvolk, die Adeligen als Reiterei fleißig in den Waffen geübt. Mit dem neuen Heere besiegte Heinrich die Wenden an der Elbe und gründete die Mark Meißen, bekehrte die Böhmen zum Christentums und eroberte mitten im Winter Brandenburg, das von Sümpfen umgürtet war. 4. Wie er die Ungarn besiegte (933). Als der Waffenstillstand abgelaufen war, kamen ungarische Boten und forderten den alten Tribut. Man soll ihnen einen räudigen Hund gegeben und gesagt haben: „Wollt ihr einen besseren Tribut, so holt ihn euch!" Hierauf fielen die Ungarn mit zwei mächtigen Heersäulen ins Land. Aber vergeblich umschwärmten sie die Städte, und nur wenig Beute fanden sie. Als sie eine Burg an der Unstrut belagerten, da kam Heinrich mit seinem Heere über sie. Die Fahne mit dem Erzengel Michael wurde vorangetragen und das Feldgeschrei „Kyrie eleison", d. h. „Herr, erbarme dich!" angestimmt. Die Ungarn schrieen „Hui, hui" und wehrten sich tapfer, aber die Mehrzahl wurde erschlagen oder in die Flucht gejagt. Viele christliche Sklaven wurden befreit und sieben ungarische Führer mit abgeschnittenen Nasen und Ohren andern zur Warnung heimgeschickt. Der zweite Ungarnhaufe wurde bei Sondershausen vernichtet. Heinrich starb zu Memleben und liegt zu Quedlinburg begraben. 5. Wie die Städte aufblühten. Anfänglich wollten die Bewohner des Landes nicht in die Städte ziehen, weil sie sich wie lebendig begraben vorkamen. Die Straßen waren nngepslastert, krumm und eng, die Stockwerke der Häuser so übergebaut, daß man oft den Himmel kaum sehen konnte. Meist umgab eine doppelte Mauer mit Türmchen und ein Wallgraben die Stadt. Die Thore in den Mauern wurden bewacht und jeden Abend geschlossen. Die Dächer waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt, die Giebel nach der Straße gekehrt, die Thür quer in zwei Hälften geteilt. Auf den Straßen waren Ziehbrunnen, seltener Laufbrunnen. Das Vieh wurde täglich von dem Hirten ausgetrieben. Die Schweine liefen den ganzen Tag frei auf der Straße umher. Doch mehr und mehr entstand ein Zudrang nach den Städten, als man sah, wie sicher und gut man da lebte. Die einzelnen Hand- 49. Heinrich I.

3. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 25

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 25 — Rettung; denn manche Häuser wurden durch das hohe Wasser ganz weggerissen. Noch audere Bewohner schwammen nackend und naß auf Holz- oder Dachtrümmern umher, bis sie erfroren. Dazu kamen viele durch Hunger und Durst ums Leben; die meisten Speisen waren weg- geschwemmt, und das Wasser war untrinkbar. Rührend ist die Geschichte mancher Geretteten. Ein Pastor flüchtete mit Frau und fünf Kindern, bis unter die Arme durchs Wasser watend, im bloßen Hemde auf den Boden. Zum Glück trieben ihnen zwei Brote zu, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Erst am vierten Tage wurden sie von dort mit einem Boote gerettet. Ein Landmann hatte sich mit seiner zahlreichen Familie auf den Boden geflüchtet. Die Flut riß das Haus nieder. Vater, Mutter und fast alle Kinder wurden ein Raub der Wellen. Nnr einer der Söhne, ein junger, starker Bursche, hatte das Glück, ein Stück Strohdach zu gewinnen, auf dem er in stockfinsterer Nacht mit bloßen Beinen davon trieb. Da eudlich bricht der Tag an. Er erblickt Kirchtürme und be- merkt, daß er sich mitten auf der Weser besiudet. Der Wind treibt ihn stromaufwärts, die Ebbe führt ihn wieder nach der See hinab. Die Kälte nimmt zu. Er fürchtet zu erfrieren. Da — in höchster Gefahr — werden ihm einige Kleidungsstücke zugeführt, die er um seine erstarrten Glieder wickelt. Jetzt stößt sein Schiff an ein Stück des zerrissenen Deiches. Er sammelt seine ganze Kraft, springt hinab' und erreicht glücklich den Deichhügel. Aber rings umher sieht er nur Wasser und nicht weit von sich einige Menschen auf Bäumen sitzen. Erst gegen Abend erscheint ein Rettungsboot. Er kann noch rufen und wird eingenommen. Das Boot fährt am Deich entlang. Da erblicken sie am Abhänge des- selben eine Person in äußerster Not. Sie nahen sich ihr; es ist des Geretteten Schwester, welche ebenfalls auf einem Stück Strohdach über die Weser geführt war. — Beide Geschwister sind dann glücklich genesen. Während der Weihnachtsflut war auch die Hunte hoch angeschwollen; die Gegend um Oldenburg glich einem See, und auf dem Stau drang das Wasser hoch in die Häuser. — Vou Oldenburg, Bremen und andern Orten aus wurden nun Kähne und Böte ausgesandt, mit Lebensmitteln versehen, um die auf Häusern und Bäumen sitzenden, halb erfrorenen und fast verhungerten Menschen zu retten. Als das Wasser sich verlor, zeigte sich die furchtbare Verwüstung. Da sah man die zerrissenen Deiche, die öden Dörfer, die zertrümmerten Gebäude, das zerstreute Gerät, die Äser von dem Vieh und die Leichen der Menschen. Den Geretteten fehlte es an Wohnnng, Kleidung, Betten, Feuerung, an allem. Sie verlebten ein trauriges Jahr. Nach D. Halem. Bei der Dangaster Mühle befinden sich drei Gedenksteine, von denen der eine den Wasserstand des Jadebusens während der Weihnachts- flut anzeigt.

4. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 95

1904 - Oldenburg : Nonne
— 95 — Eine solche Nachricht, so unerwartet, erfüllte uns natürlich mit großer Freude. Die Franzosen sahen wahrscheinlich ein, daß sie uns — 834 Mann — nicht ganz verhungern lassen durften, und selbst, durch unsere sie einschließenden Armeen, darauf angewiesen, möglichst lange mit ihren Lebensrnitteln auszukommen, schafften sie aus solche Weise viele Mit-esser weg. Gegen 9 Uhr abends, es fing an, dunkel zu werden, verließen wir unsere Kasematten; geführt von einem französischen Offizier und mit einem Parlamentär, gingen wir zum Tore hinaus. Viele von uns — auch ich — konnten uns kaum auf den Beinen halten und vorwärts kommen, jedoch wurde dies nach und nach besser. Einen herrlichen Anblick außerhalb der Tore gewährten die vielen kleinen französischen Biwack-feuer. Es war gegen 11 Uhr, als wir bei dem uns in Empfang nehmenden deutschen Offizier und Parlamentär ankamen. Wir mußten uns zu vieren anfassen und wurden so tut Marschieren gezählt und überliefert. Ans der nun zurückzulegenden Chaussee mußten wir alle Arten Hindernisse, welche von den Deutschen gemacht, passieren, bald war die Chaussee gmtz durchstochen, bald lagen gekappte Bäume quer über die Straße it. s. w. Gegen 1 Uhr nachts kamen wir in einem Dorfe an, woselbst Halt gemacht wurde und wir uns lagern durften. Ans einer Scheune holten mir uns Stroh heraus, legten solches in einen Chausseegraben, und bald schliefen wir, übermüde und hungrig, ein. Am andern Morgen sahen wir, daß das nachts geholte Stroh noch garnicht gedroschen war. 94. Die Fahrt Napoleons von Doncherl) zur belgischen Grenze. 1870 Sept. 3, — Generalanzeiger für Oldenburg und Ostfriesland, 1895 Sept. 2. — (Rittmeister E. v. Trampe, ein geborener Oldenburger, der auch längere Zeit in Oldenburg in Garnison stand und Flügeladjutaut des Großherzogs war, schreibt in einem Briefe, datiert Epoge, 1870 Sept. 6, unter anderem folgendes:) Unser Regiment (1. Leibhusarenregiment Nr. 1, die sogenannten Toten-kopshusareu) biwackierte am 2. Sept. bei Donchery, und ich war gerade da, als der kriegsgesangene Korse, bleich und abgespannt, mit seinen Generälen erschien und demnächst in einem kleinem Dorfe vor Sedan Quartier bezog. Da Napoleon gebeten hatte, über Belgien reisen zu dürfen, um sich demnächst wieder an der Grenze bei Aachen als Kriegsgefangener zu stellen, so erhielt unser Regiment den Auftrag, für den folgenden Tag die Eskorte bis zur belgischen Grenze zu geben. Eine starke Eskadron von 130 Pferden, lauter Schimmeln, wnrde aus dem Regiments zusammengestellt, und ich erhielt das Kommando. Trotz des schmutzigen Biwacks und des strömenden Regens hatten wir uns so blank wie möglich gemacht, und sah die Eskadron brillant aus. Am 3. meldete ich mich auf der Chaussee zwischen Donchery und Sedan beim General von Boyen, der den Kaiser begleiten sollte, und übernahm um 9 Uhr morgens den Kaiser und sein Gefolge. Derselbe saß im ersten Wagen

5. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 79

1890 - Gotha : Perthes
79 ihm, wie es die Freier trieben. Als ihm Odysseus sagte, er wisse, daß Odysseus bereits auf dem Heimwege sei, glaubte es der Hirt nicht, weil oft solche Gerüchte verbreitet wären und die Penelope, des Odysseus Gemahlin, jeden belohne, der ihr Nachricht von ihrem Gemahl bringe. Der Fremdling möge also am anderen Tage in den Palast gehn und seine Nachricht mitteilen, da werde er ein Geschenk erhalten. Inzwischen wurde es Abend, der Sauhirt machte seinem Gaste ein Lager und ging dann ins Freie, um seine Schweineherde zu bewachen. In der Nacht erhob sich großes Hundegebell, welches bald in frohes Winseln überging, und gleich daraus brachte der Sauhirt einen jungen Mann in die Wohnung, um ihn zu beherbergen. Dabei erfuhr Odysseus, daß der junge Mann sein Sohn Tele-mach sei, der eben von der Reise zu Menelaos zurückkam^ Odysseus erhob sich vom Lager, um es dem Jünglinge zu überlassen, doch dieser hieß ihn, liegen zu bleiben, und ließ sick ein anderes Lager machen. Als der Hirte sich wieder entfernt hatte, gab sich Odysseus seinem Sohne zu erkennen, erfuhr, wie es seither in feinem Palaste zugegangen war und verabredete mit dem Telemach den Plan, wie er an den übermütigen Freiern S«Heiche nehmen wollte. Diese hatten seine Habe verzehrt, ihn also arm gemacht und wollten den Telemach gar bei der Rückkehr von Menelaos auf dem Meere überfallen und ermorden lassen. Am Morgen gingen Vater, Sohn und der Sauhirt, wenn auch getrennt, in die Stadt und nach dem Palaste. Als Odysseus den Hof desselben betrat, lag auf dem Miste ein alter Hund im Sterben. Dieser erkannte seinen Herrn, wedelte fröhlich mit dem Schweife und starb. Odysseus fand die Vorhalle voll Bettler, die ihn nicht einlassen wollten, weil ihrer schon genug wären. Telemach untersagte ihnen das. Doch einer- konnte den Neid nicht unterdrücken, sondern forderte den

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 32

1873 - Oldenburg : Stalling
32 und allen Gestirnen ab: ferner zwei blühende Städte, die eine voll von Hochzeitsfesten und Gelagen, mit Volksver- sammlungen, Markt, hadernden Bürgern, Herolden und Obrig- keiten: die andere von zwei Heeren zugleich belagert; in den Mauern Weiber, unmündige Kinder, wankende Greise; die Männer der Stadt vor dieser draußen in einem Hinterhalt gelagert und den Hirten in die Heerden fallend. Auf einer andern Seite Schlachtgetümmel, Verwundete, Kampf um Leichname und Rüstungen. Weiter schuf er ein lockeres Brach- feld, mit Bauern und Ochsen am Pflug: ein wallendes Aehrenfeld voll Schnitter, seitwärts unter einer Eiche die Mahlzeit bereit; weiter einen Rebengarten voll schwarzer, schwellender Trauben, an Phählen von lauterem Silber, ringsum einen Graben von blauem Stahl und ein Gehänge von Zinn; eine einzige Furche führte durch den Weingarten, und eben war Lese: Jünglinge jauchzten, und rosige Jung- frauen trugen die süße Frucht in schönen Körben davon; mitten in der Schaar ging ein Leierknabe, den aüdere um- tanzten. Weiter schuf er eine Rinderheerde aus Gold und Zinn, längst einem wallenden Fluß, mit vier goldenen Hirten und neun Hunden; vorn in die Heerde waren zwei Löwen gefallen, und hatten einen Farren gefaßt, die Hirten hetzten ihre Hunde, die bellend auf Sprungweite vor den Löwen standen Wiederum schuf er eine unmuthige Thaltrift von silbernen Schafen durchschwärmt: mit Hirtengehägen, Hütten und Ställen: endlich einen Neigen von blühenden Jünglingen und Jungfrauen in glänzenden Gewänden, jede Tänzerin schmückte ein Kranz, die Tänzer hatten goldene Dolche an silbernen Riemen hangen; zwei Gaukler drehten sich im Kreise zur Harfe eines Sängers; Zuschauergedränge umgab den Reigen. Um den äußersten Rand des Schildes schlang sich der Strom des Oceans wie eine Schlange. Als Hephästos den Schild vollendet hatte, schmiedete er noch einen Harnisch, dann einen Helm und zuletzt die Bein- schienen, und alle diese Geschenke brachte die Göttin ihrem noch immer klagenden Sohne. In der Volksversammlung versöhnte sich Achilles mit Agamemnon, und nun zog das Heer in die Schlacht, an der nicht nur Menschen, sondern diesmal die Götter des Olymps

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 97

1873 - Oldenburg : Stalling
97 genommen. Allein während Euäphnos den Polychares zu täuschen suchte entlief den Kaufleuten einer von diesen Hirten, kehrte zu seinem Herrn zurück und traf hier den Euäphnos, den er in Gegenwart des Polychares Lügen strafte. Ueberführt und nicht im Stande es abzuleugnen, bat er inständig den Polychares und desten Sohn um Verzeihung. Dann gab er an, wie viel er für die Rinder bekommenyhätte, und bat den Sohn des Polychares, ihm zu folgen und den Preis in Em- pfang zu nehmen. Auf dem Wegeäaber erschlug Euäphnos den Sohn des Polychares. Als dieser die That erfuhr, ging er häufig nach Sparta zu den Königen und Obrigkeiten, um Genugthuung zu erhalten, und als er sie nicht erhielt, gerieth er außer sich, und hingerissen vom Zorne, ermordete er, weil er sein eigenes Leben nicht achtete, jeden Lacedämonier, der ihm in die Hände fiel. Die Lacedämonier verlangten nun die Auslieferung des Polychares, und da sie verweigert wurde, begannen sie den Krieg. In aller Stille begannen sie ihre Rüstungen, und ohne Kriegsertlärung brachen sie in Messenien ein, nachdem sie sich zuvor durch einen feierlichen Eid verpflichtet hatten, nicht eher die Waffen niederzulegen, als bis sie das Messenische Land erobert hätten. Zur Nachtzeit überfielen sie die Grenzstadt Amphea, wo sie, da die Stadt ohne Wachen war, sogleich eindrangen, und die Bewohner theils auf ihrem nächtlichen Lager, theils an den Altären der Götter, wohin sie ihre Zu- flucht genommen hatten, tödteten. Der König der Meffenier ermahnte jedoch in einer Volksversammlung die Bürger, sich durch das Schicksal Amphea's nicht entmuthigen zu lassen, und übte seine Schaaren sorgfältig in den Waffen. Die Lace- dämonier durchstreiften nun Messenien, verwüsteten aber das Land nicht, da sie es schon als das ihrige ansahen, fällten weder Bäume, noch rissen sie Wohnungen nieder; nur das Vieh, das ihnen in die Hände kam, rissen sie mit fort, auch Getreide und andere Früchte nahmen sie, wogegen ihre Versuche, die Städte des Landes zu erobern, mißlangen. Aber auch die Meffenier raubten und plünderten an den Seeküsten Lakoniens und in den Feldern umher. Erst im fünften Jahre, nachdem der Messenische König die Seinen zum entscheidenden Kampfe vorbereitet hatte, kam es zu einer entscheidenden Schlacht; der Stacke, Griech. Geschichte. 10. Luft. 7

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 68

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
68 ausführte. Der Zug dauerte fast drei Stunden, ehe er zu seinem Ziel, dem Friedrichshain vor dem Landsberger Thore, gelangen konnte. Als derselbe am Schlosse vorüberzog, er- schien der König auf dem Balkon, umgeben von einigen Ministern, und verweilte dort mit entblößtem Haupte, bis alle Sarge vor ihm vorübergetragen waren. Die Bestat- tung der Todten des Militärs erfolgte erst am 25. März in früher Morgenstunde. 5. ^evolutionäre Zustände in Werlin öis zur Wustösung der preußischen Nationalversammlung. Der Vereinigte Landtag kam unter stets wachsender, von einer entzügelten Presse unterhaltener Aufregung im Lande nur noch einmal zusammen, um ein neues Wahlge- setz zur Berufung einer preußischen Nationalver- sammlung zu berathen. In der preußischen Hauptstadt selbst geriethen aber bald die sich bildenden Parteien an einander, als am Tage nach dem Begräbniß der s. g. Märzhelden in der berliner „Zeitungshalle" ein heftiger Ar- tikel erschien, welcher gegen das zu frühe Ruhepredigen ei- ferte, und namentlich das Bürgerthum des Mangels an Begeisterung für die Freiheit anklagte und zwischen Bürgern und Arbeitern einen feindlichen Gegensatz aufregte. Bewaff- nete Bürgerwehrmänner und viele andere Personen dran- gen wüthend auf das Bureau ein, man wollte den Redak- teur Julius als Aufwiegler verhaften, und derselbe entging mit Mühe den beschimpfendsten Mißhandlungen. Natürlich war es auch gerade das besitzliche und verkehrtreibende Bür- gerthum, welches von den Folgen der Revolution am mei- sten zu leiden hatte. Denn in Berlin sah es den ganzen Sommer von 1848 über so aus, als wenn jeden Augen- blick wieder das Aeußerste sich ereignen, und durch einen ge- waltsamen Uinsturz Alles wieder in Frage gestellt werden könnte. Die Unsicherheit in allen Verhältnissen brachte be- sonders den Gewerben und dem Handel Verderben. Einige lausend Wohnungen standen in den Häusern ganz leer, da viele Wohlhabende die Stadt verließen, und die Mieth- preise waren überall um ein Drittheil gesunken. Viele Arbeiter waren brodloö geworden und verlangten nun auf Staatskosten beschäftigt zu werden. Solche Arbeiter bilde- ten einen Hauptbestanbtheil der berliner Demokratie und ließen sich durch verwegene Volksführer, zu denen sich herabgekom- mene Literaten, verlaufene Schauspieler u. A. aufwarfen,

9. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 307

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
307 Noch heut' so reich, als du bist gewesen ewiglich; mein Ver- trauen steht ganz zu dir," und mit dem Vers aus Paul Gerhard's Liede: „Schickt uns Gott ein Kreuz zu tra- gen, dringt herein Angst und Pein, sollt' ich drum verza- gen?" Ober sie sagte zu der sorgenden Mutter: Liebe Mut- ter, weine nur nicht; wir wollen recht beten und arbeiten; wenn ich aus der Schule komme, will ich fleißig Strohhüte flechten; der liebe Gott wird uns nicht verlassen!" — So verging fast ein Jahr nach des Vaters Tode; die Wittwe hielt mit ihrem einzigen Kinde sparsam und treulich Haus, und Beide hatten durch Gottes Segen keinen Mangel. Das Magdlein ging fleißig zur Schule, flocht-nach der Schule eben so fleißig Stroh zu Hüten; seine einzige äußerliche Un- terhaltung und Freude war eine Henne, die sich die kleine Waise vom Küchlein auferzogen und mit den abgesparten Brotkrumen ernährt hatte. Eines Tages, in der Erntezeit, geht die Mutter zu einem Bauer in dem nächsten Dorfe, um bei diesem Hafer rechen zu helfen; das Mägdlein aber geht nach seiner Gewohnheit in die Schule, und setzt sich, sobald es nach Hause gekommen, vor die Thür seiner Hütte hin, um Stroh zu Hüten zu flechten. Da kommt ein Nach- barsmädchen von zwölf Jahren, ein Kind von sehr wilder Art, und will Rosinen nöthigen, mit ihr herumzusprin- gen und Muthwillen zu treiben. Die kleine, fromme Waise will das nicht. Hierüber erzürnt, reißt sie das stärkere Nach- barsmädchen zu Boden, und knieet ihr auf den Leib, bis das Kind vor Schmerzen laut aufschreit. Als die Mutter des Abends von der Arbeit nach Hause kommt, klagt ihr die Kleine, was ihr geschehen sei. Die Mutter aber meint, es werde ihr wohl nicht viel Schaden gethan haben, und geht mit dem Kinde schlafen. Am Morgen aber klagt dieses sehr über Schmerz in seinem Leibe, kann schon nicht mehr auf- stehen, und auch durch die von einem guten Arzte in Dres- den gebrauchten Arzeneimittel werden die Schmerzen nicht gelindert, sondern immer nur größer. Da bittet das Mägd- lein seine Mutter, sie solle ihm doch den Seelsorger holen lassen, daß er mit ihr bete wie mit ihrem Vater, denn sie werde sterben. Die Mutter sagt: „Mein liebes Kind, wen hätte dann ich? Du bist noch mein Trost. Du wirst ja nicht sterben wollen!" — Das Kind antwortet: „Liebe Mutter, Gott muß Euer Trost sein; vertrauet nur ihm! Wisset Ihr nicht, wie wir singen: „„Weil du mein Gott und Tröster bist, dein Kind du wirst verlassen nicht?" " Lasset nur den Herrn 20* »

10. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 343

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
343 Hier wurde William in seinem Bericht unterbrochen. Sein Lastthier trat beiseits aus, und streckte sich nach einer saftigen Distes, die am Wege stand. Während cs aber ein Blatt nach dem andern pflückte, fuhr er in seinen lauten Gedanken fort und sprach: „Ja, sagte der Mann in dem großen Hause, die Heiden haben es unter der Herrschaft deö Teufels noch schlimmer, als wenn die Schafe zu dem Wolfe sagten: „Sei du unser Gott." Du kannst cs dir vorstellen, Jenny, wie der sie traktiren würde. Und gerade so macht es der Teufel seinen Unterthanen , den Heiden. Er läßt ihnen keine gute Stunde, und zieht ihnen die Haut über den Kopf. Hat auch an vielen Christen selbst treue Bundesgenossen, die ihnen den Branntwein verkaufen, daß sie sch'aarenweise zu Grunde gehen, wie die Fliegen an der gepfefferten Milch." — Bei diesen Worten ergrimmte Wil- liam so in seinem Herzen, daß er sich selbst vergaß und seiner Eselin einen Streich mit der flachen Hand auf den Rücken gab. Das .Lastthier nahm den Schlag für ein Zeichen, daß es weiter sollte, und setzte auch seinen Weg willig fort, obgleich an der Distel nicht nur etliche Blätter, sondern auch die saftige Krone noch übrig waren, weßwegen es auch im Weggehen einen wehmüthigen Rückblick darauf warf. — Der Knabe aber schritt auf der geistlichen Bahn weiter, auf der ihm der Mann in dem großen Hause vor- ausgegangen war, und sprach: „Den Teufel aber — und das, gute Jenny, wirst selber du nicht absprechen wollen — darf man nicht mit den armen Heiden thun lassen, was er will. Man muß wider ihn streiten und die Elenden aus seinen Zähnen reißen. Wollte auch gerne selbst wider ihn ziehen, kann aber nicht von meiner Mutter weg." Unter diesen und ähnlichen Anreden an seine Jenny, kam der Knabe heim. Dort war sein erstes Geschäfte, das müde Lastthier mit Streu und Futter zu versorgen. Dann begab er sich zu seiner Mutter in die Stube und legte die Kupfermünzen, die er aus dem verkauften Sand gelöst hatte, der Reihe nach auf den Tisch, daß sie leicht überzählt werden konnten. Während er dies that, sagte er ein Mal über das andere Mal: „Mutter, wir sollten doch für die armen Heiden auch Etwas thun! — Mutter, können wir denn für die armen Heiden gar Nichts thun? — Mutter, wie wär's, wenn wir für die armen Heiden auch Etwas thä- ten?" Das Sandweib, welches lange nur mit dem Kopf
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