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1. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 25

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 25 — Rettung; denn manche Häuser wurden durch das hohe Wasser ganz weggerissen. Noch audere Bewohner schwammen nackend und naß auf Holz- oder Dachtrümmern umher, bis sie erfroren. Dazu kamen viele durch Hunger und Durst ums Leben; die meisten Speisen waren weg- geschwemmt, und das Wasser war untrinkbar. Rührend ist die Geschichte mancher Geretteten. Ein Pastor flüchtete mit Frau und fünf Kindern, bis unter die Arme durchs Wasser watend, im bloßen Hemde auf den Boden. Zum Glück trieben ihnen zwei Brote zu, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Erst am vierten Tage wurden sie von dort mit einem Boote gerettet. Ein Landmann hatte sich mit seiner zahlreichen Familie auf den Boden geflüchtet. Die Flut riß das Haus nieder. Vater, Mutter und fast alle Kinder wurden ein Raub der Wellen. Nnr einer der Söhne, ein junger, starker Bursche, hatte das Glück, ein Stück Strohdach zu gewinnen, auf dem er in stockfinsterer Nacht mit bloßen Beinen davon trieb. Da eudlich bricht der Tag an. Er erblickt Kirchtürme und be- merkt, daß er sich mitten auf der Weser besiudet. Der Wind treibt ihn stromaufwärts, die Ebbe führt ihn wieder nach der See hinab. Die Kälte nimmt zu. Er fürchtet zu erfrieren. Da — in höchster Gefahr — werden ihm einige Kleidungsstücke zugeführt, die er um seine erstarrten Glieder wickelt. Jetzt stößt sein Schiff an ein Stück des zerrissenen Deiches. Er sammelt seine ganze Kraft, springt hinab' und erreicht glücklich den Deichhügel. Aber rings umher sieht er nur Wasser und nicht weit von sich einige Menschen auf Bäumen sitzen. Erst gegen Abend erscheint ein Rettungsboot. Er kann noch rufen und wird eingenommen. Das Boot fährt am Deich entlang. Da erblicken sie am Abhänge des- selben eine Person in äußerster Not. Sie nahen sich ihr; es ist des Geretteten Schwester, welche ebenfalls auf einem Stück Strohdach über die Weser geführt war. — Beide Geschwister sind dann glücklich genesen. Während der Weihnachtsflut war auch die Hunte hoch angeschwollen; die Gegend um Oldenburg glich einem See, und auf dem Stau drang das Wasser hoch in die Häuser. — Vou Oldenburg, Bremen und andern Orten aus wurden nun Kähne und Böte ausgesandt, mit Lebensmitteln versehen, um die auf Häusern und Bäumen sitzenden, halb erfrorenen und fast verhungerten Menschen zu retten. Als das Wasser sich verlor, zeigte sich die furchtbare Verwüstung. Da sah man die zerrissenen Deiche, die öden Dörfer, die zertrümmerten Gebäude, das zerstreute Gerät, die Äser von dem Vieh und die Leichen der Menschen. Den Geretteten fehlte es an Wohnnng, Kleidung, Betten, Feuerung, an allem. Sie verlebten ein trauriges Jahr. Nach D. Halem. Bei der Dangaster Mühle befinden sich drei Gedenksteine, von denen der eine den Wasserstand des Jadebusens während der Weihnachts- flut anzeigt.

2. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 56

1904 - Oldenburg : Nonne
— 56 — einen Teil des Herzoglich Oldenburgischen Territorii, und so auch der von der Oldenburgischen Behörde, namentlich von seiten des Elsflether Amtes geschehenen Protestation ungeachtet, den Flecken Elsfleth zu passieren, wobei verschiedenen uns zum Zweck dienenden Requisitionen Ich nicht habe vorbeugen können. Welches offene Attestat Ich auf Verlangen und um eine Mutmaßung der geringsten willkürlichen Teilnahme durchaus zu beseitigen, hiermit habe erteilen wollen. Elsfleth, den 6. August 1809. (L- S.) Wilh. H. v. Braunsch.-Lüneburg. d) Die Einschiffung in Brake. — Festzeitung zum Bundeskriegerfeste in Brake 1891. Pleitner, Oldenburg im 19. Jahrhundert. Oldenburg 1899, Bd. 1 S. 124 u. 131. — Bericht des Amtsvogtes. (Die ersten Braunschweiger stellten sich in Brake am Morgen des 6. August ein-S'tn Vortrupp, bestellend aus einem Leutnant und einigen Husaren, postierte sich vor dem Hause des Amtsvogtes Gether, das an der Weserkaje, nahe dem Anlegeplatz der schiffe, belegen war. (Das Haus wurde vor einigen Jahren abgebrochen An feiner Stelle erhebt sich jetzt das Haus der Firma I. Müller.) Nachmitmgs rückten noch 38 Offiziere und 586 Mann, sowie eine Frau in den kleinen Ort ein. Der geplagte Amtsvogt berichtet darüber das Folgende:) „Den Nachmittag folgten Ulanen, ein Rittmeister mit einer Schwadron; von diesem erfuhr ich, daß ein ganzes Regiment Kavallerie, auch einige Kompagnien Infanterie herkommen würden und daß selbe hier zum Transport nach Helligeland (Helgoland) einquartiert werden sollten. Mittelst Bedrohung, daß ich niedergeschossen oder niedergehauen werden sollte, wurde alle Widersetzlichkeit untersagt und thätige Mitwirkung zum Embarquement verlangt. Es war bei diesen Umständen, um alles Unglück von dem hiesigen Orte abzuwenden, und da man der Gewalt weichen mußte, notwendig, dafür Sorge zu tragen, daß die Einquartierung so gut als möglich geschah, und ebenfalls dahin Hilfe zu bringen, daß die nötigen Fahrzeuge und das dazu Erforderliche gewaltsam verschafft werde." Rechnung des Lotsen Jde Addicks. Rechnung. Was mir als herzogl. Lotse wegen der zwangsweisen Schiffsreise mit den herzogl. Braunschweigischen Truppen begleichet, wobei bemerklich mache, daß in Friedenszeiten ein Helgoländer Lotse oft 4 bis 500 Thaler für ein Schiff von da nach der Weser zu bringen, erhält, wo ich mit Lebensgefahr vom 6. August bis 4. Oktober von Hause sein müssen, also über 8 Wochen; in England mich selbst veralimentieren, den Transport zurückbezahlen müssen und weder Heller noch Pfennig erhalten, weshalb folgendes berechne:

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 353

1877 - Oldenburg : Stalling
vorgeschlagene Personalunion im Betreff der Herzogthmer einzugehen. Diese Hartnckigkeit des dnischen Cabinets der-anlate die Schleswig-Holsteiner, jedwede Verbindung mit Dnemark abzuweisen und den Prinzen von Augustenburg zu ihrem rechtmigen Souvern zu erklären. Nun sagten sich Preußen und Oestreich von dem Londoner Protokoll los und verlangten in der Sitzung vom 28. Mai die vollstndige Trennung der Herzogthmer von Dnemark und ihre Vereinigung zu einem Staat unter der Souvernett des Prinzen von Augustenburg. Dnemark ging natrlich hierauf noch weniger ein, als auf die Personalunion, und verwarf auch die von Lord Russell vorgeschlagene Theilung Schleswigs. Am 25. Juni ging die Conferenz ohne Erfolg aus-einander, und die Feindseligkeiten begannen von neuem. Es galt, den Uebergang -#er den durch 32 Batterien gedeckten Alsensund auf die mit 12 Bataillonen besetzte Insel Alfen zu bewerkstelligen. Er geschah unter Leitung des Generals Herwarth von Bittenfeld am 29. Juni vor Tagesanbruch mittelst 160 Khnen am nrdlichen Ausgang des Alsensundes, und gelang besonders durch die auerordentliche Khnheit, mit welcher derselbe geleitet wurde. Vergebens versuchte das dnische Panzerschiff Rolf Krake" durch sein Karttschenfeuer die Boote in Grund zu schieen; es mute sich, ohne sonder-lichen Schaden anzurichten, vor dem Feuer von 16 gezogenen Geschtzewihurckziehen. Die Boote holten nach und nach die preuischen Bataillone hinber, und um halb 4 Uhr Morgens waren elf bergesetzt. Der Feind wurde aus allen Stellungen Vertrieben, und in wenigen Stunden war die Insel in den | Hnden der Preußen. Die Sieger hatten 373, die Dnen i 3200 Mann verloren. Die Tage von Dppel und Alfen I glnzen als ewig denkwrdige Ehrentage in der Geschichte der preuischen Waffemhaten. Gleichzeitig berschritten die Verbndeten den Lymfiord ( und hatten nun die ganze jtische Halbinsel von Altona bis Kap Skagen in ihrer Gewalt. Zuletzt wurden auch die West-| friesischen Inseln Sylt, Fhr u. s. w, genommen, deren j Bevlkerung wegen ihrer deutschen Gesinnung von dem Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 23

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 61

1873 - Oldenburg : Stalling
61 gerichtet, und da die Stimmen für seine Verurtheilung und Lossprechung gleich waren, legte Athene einen Stein in die sogenannte Urne des Erbarmens hinzu, wodurch er freige- sprochen und von den Furien erlöst ward. 2. Die Irrfahrten -es Gdgfscus. Als Odysseus nach Troja's Zerstörung mit seinen zwölf Schiffen der Heimath zusegelte, verschlug ihn ein Sturm zuerst nach Jsmaros, der Stadt der Kikonen, die er zerstörte, und die reiche Beute mit seinen Gefährten theilte. Jetzt überließen sich die Griechen beim Weine den Freuden des Mahles, als die Kikonen mit andern benachbarten Kikonen zurückkamen, über die Sorglosen herfielen, und sechs von jedem Schiffe töbteten. Die Uebrigen, welche dem Tode entkommen waren, segelten weiter, aber von einem Sturme umhergepeitscht, landeten sie am zehnten Tage am Gestade der Lotophagen, die sich von der Lotospflanze nährten. Odysseus schickte einige seiner Freunde ab, um Erkundigungen über das Land und seine Bewohner einzuziehen. Die Lotophagen waren ein gutes harmloses Volk und gaben den Fremdlingen des Lotos honig- süße Frucht zu kosten, die sie so bezauberte, daß sie, der Hei- math vergessend, nicht wieder zu den Schiffen zurückkehrten. Nur mit Mühe zog sie Odysseus, der ihnen nachgegangen war, zu den Schiffen und band sie an den Ruderbänken fest; die Andern aber hielt er fern, damit nicht auch sie, durch die süße Frucht bethört, die Heimfahrt vergäßen. Von da fuhren sie mit schwerem Herzen weiter und ge- langten an das Land der Kyklopen, der ungesetzlichen Frevler, die weder pflanzten noch säeten, denn ohne Arbeit erwuchs ihnen Weizen und Gerste und die edele Rebe, nur von Zeus Regen befruchtet. Sie kannten weder Gesetze noch Versamm- lungen des Volkes zu gemeinsamer Berathung, sondern bewohn- ten in gewölbten Grotten die Felsenhöhen des Gebirges; jeglicher richtet nach Willkür über Weiber und Kinder, und Keiner bekümmert sich um den Andern. Vor dem Lande der Kyklopen lag eine kleine Insel voll Wälder, in denen zahllose Heerden wilder Ziegen umherstreiften. Dahin kamen die Schiffe des Odysseus in dunkeler mondloser Nacht; mit Anbruch desmorgens

5. Erzählungen aus der römischen Geschichte - S. 67

1861 - Oldenburg : Stalling
67 Baumstämmen setzte er Roß und Mann und alles Ucbrige hin- über. Die Spanier steckten ihre Kleider in Schläuche, legten sich darauf und schwammen ohne weitere Vorkehrung hinüber. Am andern Ufer schlug Hanno ein Lager auf, hielt einen Rasttag und gab dem Hannibal durch Rauch ein Zeichen, daß das Heer über den Fluß gegangen und nicht weit entfernt sei. Als Hannibal dies erfuhr, gab er, um den günstigen Augen- blick nicht zu verlieren, Befehl zum Uebersetzen. Der Zug von Schiffen, auf welchen die Reiter mit ihren meist nebenher schwimmenden Pferden weiter oben hinüberfuhren, verschaffte den weiter unten überfahrenden Nachen, auf welchen sich das Fußvolk befand, ruhiges Wasser. Ein großer Theil der Pferde wurde schwimmend vom Hintertheile aus an Riemen nachge- zogen; viele waren gesattelt und gezäumt eingeschifft worden, um bei dem ersten Tritt auf das Ufer gleich gebraucht zu wer- den. Die Gallier stürzten gegen das Ufer mit vielstimmigem Geheul und ihrem gewohnten Schlachtgesange, die Schilde über dem Haupte zusammcnschlagend und in der Rechten den Speer schwenkend. Gegenüber aber setzte sie die große Menge der Schiffe bei dem gewaltigen Rauschen des Stromes, das verworrene Geschrei der Schiffer und Krieger in Schrecken. Plötzlich wurden die Gallier von einem noch furchtbareren Ge- schrei in ihrem Rücken angefallen, da Hanno ihr Lager ein- genommen hatte. Bald war er selbst auch da und von zwei Seiten umlagerte sie der Schrecken, indem theils aus den Schiffen eine so große Menge Bewaffneter an's Land sprang, theils im Rücken ein unerwartetes Heer auf sie eindraug. Die Gallier suchten nach beiden Seiten hin zu widerstehen, wurden aber zurückgeschlagen und flohen, wo nur ein Durckkommen war, angstvoll und zerstreut in die Dörfer. Hannibal schiffte den übrigen Theil des Heeres hinüber und schlug in Ruhe ein Lager auf. Ganz eigenthümlich war die Art, wie Hannibal die Ele- phanten über die Rhone setzen ließ. Ein 200 Fuß langes und 50 Fuß breites Floß streckte man vom Lande aus in den Fluß, das, um nicht vom Strom fortgerissen zu werden, durch

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 539

1890 - Gotha : Behrend
Der Jnselkranz Ostfrieslands. 539 werte Opfer gefordert. So gingen vor einigen Jahren an einem Sonntagnachmittag zwei Knaben vom Dorf Westerbur anfs Watt zu den Muschelbänken, um Muscheln zu holen. Ein dichter Nebel über- raschte sie, sie verloren den Weg und trieben später als Leichen an den Strand der Insel. Ebenso schrecklich erging es einem jungen Steuer- mann, der am 23. Dezember 1866 von der Navigationsschule in Timmel nach Baltrum reiste, um bei seiner Schwester Weihnachten zu feiern. Ein Schiffer fuhr ihn hinüber und setzte ihn aus, als er nach seiner Meinung den Strand des heimatlichen Eilandes erreicht hatte. Aber er stand auf einer Sandplatte und mußte sehen, wie mit der Flut das Wasser bei ihm emporstieg. Er nahm ein Blatt aus seinem Notizbuch und meldete seinen Lieben sein tragisches Ende, dem er nicht entgehen konnte, wie ihm das Wasser bis an die Brust gekommen sei und er seine Seele Gott empfohlen habe. Er legte das Blatt in die Zigarren- kiste, in der er seinem Neffen hatte Geschenke überbringen wollen; die Flut warf sie au den Strand, die Leiche aber hat man nicht gefunden. Bei allen Inseln ist die Nordwestspitze der vorzugsweise ange- griffene Punkt, der zugleich auch die höchsten Dünen trägt und mit den stärksten Bastionen beschirmt ist. Der Nordwestwind erscheint über- Haupt bei allen Formationen und Vorkommnissen als der Hauptmacher. Alle Seegaten laufen ihm entsprechend in südöstlicher Richtung, indem sie von Norden einsetzen und dann nach Südosten umwenden. Auf dem Watt verästeln sie sich zu Balgen, in welchen die Flut zum Watt steigt und das Wasser beim Ebben wieder zum Meere zurückstießt; sie verlaufen auch sämtlich in südöstlicher Richtung. Von Nordwesten sind auch die Sturmfluten mit ihrer zerstörenden Gewalt gegen das Fest- land vorgedrungen, darum liegen die Hauptachsen der Zuidersee, des Dollart und der Jade nach Südosten, wie man bei niedrigem Wasser deutlich bemerken kann. Auch im kleinen läßt sich die Herrschaft des Nordwestwindes nachweisen; nicht nur der Dünenhalm nickt nach Süden, auch die Bäume, an denen die Inseln so arm sind — das 5 Stunden lange Juist hat deren nur zwei — gedeihen nur an der Südseite der Häuser und übersteigen nicht die Höhe des Daches; sobald sie frei wachsen, senken alle ihre Kronen nach Südosten, wie z. B. in den künstlichen Anpflanzungen auf Nordernei. Was nun schließlich den Menschen und seine Lebensverhältnisse auf den Inseln anbelangt, so finden wir hier wieder viel Ähnliches. Das Dorf steht überall auf der Südseite hinter dem schützenden Dünen- wall^ und zwar der Westspitze näher gerückt, weil hier hinter den stärksten Dünen Dorf und Kirchlein sicherer stehen und das Seegatt die Schiffahrt ermöglicht (viele Karten zeigen das Jnseldorf zu weit nach Osten). Auf Juist liegt es jetzt östlicher als einst, aber nur durch Katastrophen wurden die Bewohner von der Nordwestspitze, „Bill" ge- nannt, vertrieben. Noch jetzt findet man dort alte Bruuueu und Fensterblei, und nach den Aussagen der Insulaner soll die Sturmflut im Jahre 1825 den alten Kirchhof unter den Dünen aufgedeckt haben. In allen Häusern der Insulaner stndet man eine fast holländische

7. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 253

1890 - Gotha : Behrend
Lissabon. 253 immer in den glücklichen Kreisen des europäischen Südens ist; kein Lüftchen regte sich; aber 57 Minuten auf 10 Uhr hörte man es in den Straßen rollen, gleich als ob Karossen hinabrollten; zugleich bebte die Erde mit gewaltig wogender Bewegung. Es war gerade der Festtag Allerheiligen; die Einwohner hatten sich zahlreich in den Kirchen ver- sammelt, als das Unglück losbrach. Die kurze Zeit von zehn Minuten war hinreichend, die schönsten Paläste, die herrlichsten Kirchen und Privatgebäude in bejammernswürdige Trümmer zu verwandeln, unter denen Tausende ihren Tod fanden. Gleich bei der ersten Erschütterung stürzte die „Easa sauta", das Haus der Inquisition, ein; dem könig- lichen Palast ging es nicht besser, er ward mit allen Kostbarkeiten, die er enthielt, von der Erde verschlungen, ein Verlust, den man allein auf zwölf Millionen Mark berechnete. Zum Glück befand sich die königliche Familie zu Belem, dem reichen Kloster au der Mündung des Tajo, westlich von Lissabon. Das prächtige Jesuileukollegium begrub unter seinen Trümmern alle darin befindlichen Mitglieder der Gesellschaft. Größeres Unglück und ein nicht zu berechnender Verlust brach in der Nähe des Zollhauses aus, wo ein großer Quai war; auf ihm hatten die köstlichen Flotten von Brasilien, Ostindien und Afrika Ballen, Kisten und Säcke voll seltener Erzeugnisse für den Gebrauch der nördlichen Welt aufgehäuft; hier lagen Millionen in Waren, und um diese Güter schwärmten von Tagesanbruch bis in die Nacht an sechshundert Reeder, Schiffer, Diener, Beamte, Matrosen aus allen Ländern. Die Erde bebt, und binnen einer Minute versinkt dieser Quai, ohne daß nur eine Seele entkommt, Wasser tritt an die Stelle, jede Spur des großen Platzes ist verschwunden. Der Schrecken, das Jammern und Wehklagen, das vou allen Seiten ertönte, geht über alle Beschreibung; die Leute liefen in die Straßen und streckten ihre Arme gen Himmel, um Guade stehend; viele suchten einen der offenen Plätze oder die Landstraße zu erreichen und rannten, zum Teil halb nackt, über die Trümmer hinweg. Greise, Frauen, Kinder, Kranke, die noch in ihren Betten lagen, wurden erstickt, ohue daß man ihnen Hilfe leisten konnte, oder wurden zer- schmettert, verschüttet und so zum schmählichsten, schaudervollsten Tode, dem Tode des Hungers, verdammt. Pferde und Rinder waren uuhalt- bar, zerrissen die Stränge und suchten vergeblich mit ihren Reitern der Zerstörung zu eutslieheu, die unvermeidlich schien. Ganze Gruppen, die sich auf der Flucht befaudeu, wurden vom Hagel der Ziegelsteine und Werkstücke erreicht oder von dem Falle erschütterter Gebäude zer- malmt. Ein Haufe lief nach der Terra de Passa, dem Platze am königlichen Palaste, um von hier auf die Schiffe zu eilen; aber sie stürzten schnell zurück, weil der Tajo sich plötzlich zu eiuer Höhe von 20^ bis 30 Fuß erhob. Es gehört unter die gräßlichsten Wunder dieses Tages, daß der Fluß blitzähnlich so anschwoll und dann eben so geschwind zurücktrat; Schiffe, die in sechs Klafter Tiefe gelegen hatten, wurden auf den nackten Boden gesetzt. Diese über allen Aus- druck grausenvolle Flut und Ebbe kehrte an diesem Tage vielmal zurück. Etliche Boote wurden gleich verschluugen; aus der königliche»« Werst

8. Bd. 3 - S. 609

1838 - Eisleben : Reichardt
Sandwich-Inseln. 609 Er ging daher in einem Fahrzeuge mit Io Bewaffneten ans Land. Ihm folgten zwei andere Fahrzeuge mit Seesoldaten und Matrosen. Cook verfügte sich nach dem Haufe des Königs, der Taraiopu (Terriobu) hieß, und fand den Greis, nichts Schlimmes ahnend, in der Mitte seiner Weiber sitzend. Er empfing den Kapitän sehr freundlich und zeigte sich bereit, mit demselben an Bord zu gehen; stand auch sogleich auf, um dieses zu thun. Wahrend dessen hatten sich an 4.00 Insulaner, zur Halste aus Häuptlingen bestehend, um das Haus versammelt. Sie und besonders die Weiber hielten Taraio- pu zurück und warnten ihn vor dem Besuche der Schiffe. Da faßte Cook den König beim Arm und wollte ihn mit Gewalt wegführen, wodurch das Volk äußerst empört wurde, und einer aus dem Volk drohete dem Kapitän mit dem Dolch, worauf dieser ihn niederschoß und mit seinen Leuten den Rückzug antrat. Desto kühner wurden nun die Indianer, von denen einer den Kapitän mit einem Steine warf, was dieser mit einer tödtlichen Kugel erwiederte. Zum Unglück singen nun auch die Engländer in den Booten zu feuern an, und es begann ein allgemeiner Kampf. Cook eilte mit seinen Leuten ver- gebens an den Strand, um dem Feuern Einhalt zu thun; er hob den Hut in die Höhe, um ein Zeichen zu geben, — in diesem Au- genblicke stach ihn ein Häuptling mit einem von den Engländern früher erhandelten Dolche von hinten nieder; er siel auf sein Ange- sicht und starb auf der Stelle. Außer Cook kamen noch 4 Englän- der um, die übrigen retteten sich auf die Boote, von denen aus man fortfuhr zu feuern und eine große Niederlage unter den Insulanern anrichtete. Diese brachten aber die Todten hinweg und entfernten sich erst, nachdem man angefangen hatte, mit Kanonen auf sie zu feuern. Der Leichnam des Cook war in den Händen der Insulaner geblieben, die ihn tiefer ins Land brachten und zerstückten, indem sie das Fleisch von den Knochen trennten und dasselbe verbrannten. Man hat geglaubt, daß dieses Absondern des Fleisches von Cooks Gebeinen eine Handlung der Barbarei und eine Art von Kannibalismus gewe- sen sey; allein im Gegentheil war es vielmehr das größte Zeichen von Ehrfurcht, welche sie dem Todten nach ihren Begriffen nur er- weisen konnten. Ein Theil des Leichnams jedoch ward den Englän- dern, die mit starker Mannschaft nach dem Tode ihres Kapitäns ge- landet waren, und große Verwüstungen auf der Insel angerichtet hat- ten, überliefert, in einen Sarg gelegt und mit den gewöhnlichen krie- gerischen Ehrenbezeigungen in das Meer hinabgelassen ”'). ) Der Missionär Ellis (in seiner Reise durch Hawaii. Hamburg, 1827) berichtet, daß ein Theil der Gebeine Cooks in einem dem Got- te R o n o geweiheten Tempel, an der andern Seite der Insel, auf- bewahrt und jährlich in Prozession nach verschiedenen andern Tem- peln gebracht oder von den Priestern umhergetragen worden wäre, Cannabich's Hülfsbuch. Iii. Rand. 39 ' \

9. Bd. 3 - S. 532

1838 - Eisleben : Reichardt
532 Australien. angriffen, wenn sie nur hoffen könnten, es zu überwältigen. Man hat sie wohl auch der Menschenfresserei beschuldigt, was sie aber stets abgeleugnet, jedoch zugegeben haben, daß sie die Leichen der im Kam- pfe Gefallenen im Meere aufweichen ließen, um dann das Fleifch von den Knochen zu trennen. Auch bewahren sie die Hirnschadel als Tro- phäen auf, und bedienen sich der Knochen, um ihre geschärften Pfeil- spitzen daraus zu verfertigen. Eine von den entferntem Inseln dieses Archipels, Namens Ma- ni kor o oder Vanikoro, ist in den neuesten Zeiten dadurch merk- würdig geworden, daß man hier endlich die Spuren der verunglückten beiden Französischen Schiffe, welche unter dem Kommando des la Pe- rouse standen, aufgefunden hat. La Perouse (Andere schreiben la Peyrouse), ein ausgezeichneter Französischer Seeoffizier wurde 1785 vdn der Französischen Regierung mit den beiden schönsten Fregatten Astrolabe und Boussole zu einer Reise um die Welt abgeschickt. Kei- ne Kosten waren dabei gespart worden und bedeutende wissenschaftliche Männer waren mitgereist. Nachdem die Reise, so weit das Tagebuch des la Perouse geht, nicht ohne wichtigen Erfolg für die Erweiterung der Erdkunde gewesen war, hatte den 26. Januar 1788 la Perouse Port Jackson in Neuholland erreicht und war von da Ende Februars 1788, nachdem er die nöthigen Erfrischungen eingenommen, wieder unter Segel gegangen, wie man jetzt weiß, nach den Freundschafts- Inseln. Allein von diesem Augenblicke an vernahm man nichts wei- ter von ihm und es zeigte sich bald die traurige Gewißheit, daß ec sammt den Seinigen irgendwo verunglückt seyn müsse. Daher schick- te die Französische Regierung 1791 zwei Fregatten unter Kommando von D'entrecasteaux ab, um la Perouse aufzusuchen, allein ohne Erfolg. Die Französische Regierung setzte nun einen Preis von 10,000 Franken aus für den, der die erste sichere Nachricht von la Perouse brachte. Lange Zeit verging, ohne daß jemand diese brachte, bis" dies 1827 durch den im Dienste der Englisch-Ostindischen Kom- pagnie stehenden Dillo n geschah. Dieser kam auf einer Seefahrt 1826 nach Tucopia, einer Insel des Santa Cruz-Archipels, wo er 13 Jahre vorher einen Deutschen Matrosen aus Stettin gebürtig, Bucheri genannt und einen Laskar zurückgelassen hatte. Der Las- kar trug einen alten Degen, dessen silbernes Stichblatt von Französi- scher Arbeit war und den (er sich auf dieser Insel verschafft hatte. Bon Wuchert erfuhr Dillon, daß derselbe bei feiner Ankunft auf Tu- copia eine Menge Gerathschaften von Französischer Arbeit bei den Einwohnern vorgefunden habe, die sie sämmtlich von einer^ ziemlich entfernten Insel Manico lo oder Manico lo erhalten hatten, bei welcher zwei große Schiffe Schissbruch gelitten, als die jetzigen Greise noch junge Bursche gewesen, und daß noch eine Menge Trümmer davon dort existirten. Der Laskar bestätigte diese Aussage und fügte hinzu, er sey vor 6 Jahren auf dieser Insel gewesen und habe da-

10. Bd. 2 - S. 758

1837 - Eisleben : Reichardt
758 Afrika. Gewölbe vereinigt. Aus diesen kommt man, in einen weitläuftigen runden Saal, der in verschiedenen Gallerien und Katakomben ausläuft. Man vermuthet, daß die sogenannten Bader der Kleopatra, zu welchen allerdings das Meerwassec eindringt, zum Bade für die einzubalsami- renden Leichen gedient habe. Man hat in der neuesten Zeit auch noch Griechische Katakomben entdeckt, deren Wände bemalt waren und in ihren Kammern mit Gebeinen gefüllte Todtenurnen enthielten; da sie jedoch den Alterthumsforschern keine Ausbeute versprachen, sind sie wieder verschüttet. Bon Alexandria nordöstlich, 4 Stunden entfernt, liegt auf der die Seen Mareotis und Maadieh von dem Meere trennenden Land- zunge das Dorf Abukir mit einer Rhede, wo den 1. August 1798 eine berühmte Seeschlacht geliefert und die Französische Flotte von der Brittischen unter Nelsons *) Anführung vernichtet wurde. Am 19. Mai 1798 nemüch war eine der größten Französischen Flotten,'beste- hend aus 13 Linienschiffen, 8 Fregatten, 25 kleinern und 400 Trans- portschiffen aus Toulon ausgelaufen, um ein 40,000 Mann starkes Heer unter dem Befehle des Generals Buonaparte nach Ägypten zu führen. Am 1. Julius erreichte sie glücklich das Ziel ihrer Fahrt, und das ausgeschiffte Heer hielt schon am 23. Julius seinen siegreichen Einzug in Kairo, wahrend die Flotte unter ihrem Admiral Brueys bei Abukir vor Anker lag. Nach langem vergeblichen Suchen fand Nelson am 1. August die feindliche Flotte auf der Rhede von Abukir. Augenblicklich gab er das Signal zur Schlacht, und kaum hatten die Französischen Kapitäne, die eben auf dem Admiralschiffe versammelt wa- ren, sich auf ihren Posten begeben können, als schon die ersten Britti- schen Schiffe den Angriff begannen. Wiewohl die Französische Flotte der Brittischen, die aus 14 Linienschiffen und 2 Briggs bestand, an Zahl der Schiffe und des Geschützes überlegen war und in einer vor- theilhaften Stellung, an einer kleinen, durch eine große Batterie von Kanonen und Mörsern gedeckten Insel sich befand, ließ dennoch Nelson plötzlich mit einer unerhörten Verwegenheit - die Halste seiner Flotte zwischen dieser Insel und dev Französischen Schlachtlinie durchbrechen und an der Landseite im Rücken derselben hinuntersegeln, während die andere Hälfte sich auf ihre Fronte zog und sich einen Pistolenschuß weit davon vor Anker legte. Abends halb 7 Uhr mit Sonnenunter- *) Nelson, geboren 1758 ln England, trat sehr lung in Brittksche See- dienste und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch seine Tap- ferkeit aus und ward daher 1797 zum Contre-Admiral ernannt, er- focht 1798 den großen Sieg bei Abukir, ward 1801 Admiral der blauen Flagge und siegte 1805 zwar bei Trafalgar über die vereinigte Fran- zösische und Spanische weit stärkere Flotte, blieb aber in dieser groß- ßen Schlacht, durch eine Flintenkugel tödtlich verwundet. Sein Leich- nam ward nach London gebracht und dort mit ungemeiner Pracht feierlich in der St. Paulskirche begraben.
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TM Hauptwörter (200)200

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