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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 25

1892 - Gera : Hofmann
— 25 — \ v Das Niederwald-Denkmal. Er schlief auf einem schlichten Feldbette, das er auch auf Reisen mitnahm. Schlafrock und Schlafschuhe trug er niemals. Er stand sehr früh auf, las die eingegangenen Briefe und verhandelte mit den Ministern. Am Mittag stand er an dem Eckfenster feines Schlosses und sah zu, wie die Wache aufzog. Vieles Volk strömte um diese Zeit zusammen, um ihn zu fehen und zu begrüßen. Er war eine hohe, königliche Erscheinung. Milder Ernst und herzliche Freundlichkeit lagen aus seinem Antlitz. Manche kamen weit her. Ost hielten sie Bittschriften in die Höhe. So einst ein armer Weber, dem der Webstuhl

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 94

1892 - Gera : Hofmann
— 94 — er viele Städte mit Mauern und Gräben. Der neunte Mann vom Lande, wie sehr er sich auch sträubte, mußte in diese „Burgen" ziehen; die Bewohner wurden darum Bürger genannt. Die Bauern lieferten den dritten Teil ihrer Feldfrüchte als Vorrat in die Städte. In Kriegsnöten suchten dann alle Schutz hinter den Mauern. Diese Städte erhielten viele Freiheiten und blühten bald ans. Es wurden hier Märkte gehalten und alle Handwerke ausgebildet. Die Bürger wurden als Fußvolk, die Adeligen als Reiterei fleißig in den Waffen geübt. Mit dem neuen Heere besiegte Heinrich die Wenden an der Elbe und gründete die Mark Meißen, bekehrte die Böhmen zum Christentums und eroberte mitten im Winter Brandenburg, das von Sümpfen umgürtet war. 4. Wie er die Ungarn besiegte (933). Als der Waffenstillstand abgelaufen war, kamen ungarische Boten und forderten den alten Tribut. Man soll ihnen einen räudigen Hund gegeben und gesagt haben: „Wollt ihr einen besseren Tribut, so holt ihn euch!" Hierauf fielen die Ungarn mit zwei mächtigen Heersäulen ins Land. Aber vergeblich umschwärmten sie die Städte, und nur wenig Beute fanden sie. Als sie eine Burg an der Unstrut belagerten, da kam Heinrich mit seinem Heere über sie. Die Fahne mit dem Erzengel Michael wurde vorangetragen und das Feldgeschrei „Kyrie eleison", d. h. „Herr, erbarme dich!" angestimmt. Die Ungarn schrieen „Hui, hui" und wehrten sich tapfer, aber die Mehrzahl wurde erschlagen oder in die Flucht gejagt. Viele christliche Sklaven wurden befreit und sieben ungarische Führer mit abgeschnittenen Nasen und Ohren andern zur Warnung heimgeschickt. Der zweite Ungarnhaufe wurde bei Sondershausen vernichtet. Heinrich starb zu Memleben und liegt zu Quedlinburg begraben. 5. Wie die Städte aufblühten. Anfänglich wollten die Bewohner des Landes nicht in die Städte ziehen, weil sie sich wie lebendig begraben vorkamen. Die Straßen waren nngepslastert, krumm und eng, die Stockwerke der Häuser so übergebaut, daß man oft den Himmel kaum sehen konnte. Meist umgab eine doppelte Mauer mit Türmchen und ein Wallgraben die Stadt. Die Thore in den Mauern wurden bewacht und jeden Abend geschlossen. Die Dächer waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt, die Giebel nach der Straße gekehrt, die Thür quer in zwei Hälften geteilt. Auf den Straßen waren Ziehbrunnen, seltener Laufbrunnen. Das Vieh wurde täglich von dem Hirten ausgetrieben. Die Schweine liefen den ganzen Tag frei auf der Straße umher. Doch mehr und mehr entstand ein Zudrang nach den Städten, als man sah, wie sicher und gut man da lebte. Die einzelnen Hand- 49. Heinrich I.

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 57

1892 - Gera : Hofmann
— 57 — verunglückte, verkommene und verdorbene Menschen ließen sich freiwillig anwerben. Andere wurden beschwatzt oder betrunken gemacht oder gewaltsam weggeführt. Auf solche Soldaten war natürlich kein Verlaß. Vaterlandsliebe kannten sie nicht. Sobald es ihnen nicht mehr anstand, desertierten oder entflohen sie um anderswo aufs neue Handgeld zu nehmen. Sie wurden darum streng überwacht. Sobald einer entfloh, donnerten die Kanonen hinter ihm her und stürmten die Glocken in den Dörfern. Jedermann war bei harter Strafe verpflichtet, den Ausreißer zu fangen und einzuliefern. Der Ärmste mußte dann durch die Gasse laufen. Die Soldaten stellten sich m zwei Reihen auf. Jeder erhielt eine fpitz auslaufende Rute. Der Sträfling mußte stch bis zum Gürtel entblößen und die Hände auf den Rücken binden lassen. Dann lief er mehrmals durch die 2 m breite Gasse und erhielt von jedem Soldaten einen Hieb auf den bloßen Rücken. Bald rann das Blut in strömen und hing das Fleisch in Fetzen nieder. Mehrmaliges Spießrutenlaufen hatte oft den Tod zur Folge. Die Soldaten trugen blaue Röcke, weiße Hosen, lange lederne Gamaschen, hohe Hüte und hinten einen langen künstlichen Haarzopf. Die Gamaschen und der Zopf waren die Qual der Soldaten. Die Gamaschen mußten immer geschwärzt und ohne Falten ganz eng an die Beine geknöpft, der Zopf geflochten und gewichst, die Haarlocken an der Seite gepudert sein. _ Die ganze Nacht vor einer Parade saßen die Soldaten in vollem Anzuge mit gedrehtem Zopfe und gestreckten Beinen, steif wie Puppen, auf Stühlen, damit der mühsame Aufputz nicht zerstört würde. Noch heute bezeichnet man mit Gamaschendienst eine kleinliche und peinliche Quälerei und mit dem Zopf eine lästige, veraltete Einrichtung. Durch sein eigenes Beispiel und die strengste Überwachung hat der König einen Beamten st and erzogen, der sich durch Fleiß, Gehorsam und Zuverlässigkeit auszeichnet. Er selber arbeitete eine Geschäftsvorschrift für die Beamten aus. Bei knapper Besoldung verlangte er viele Arbeit und die größte Pflichttreue. Die allgemeine Schulpflicht der Kinder stammt aus seiner Zeit. Bis dahin ging nur in die Schule, wer wollte. Nun mußten alle Eltern ihre Kinder vom 5. bis 12. Jahre in die Schule schicken. Hier wurden sie in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterwiesen. Über 2000 Schulen hat der König gebaut und sogar ein Lehrerseminar gegründet, damit die Lehrer für ihr schweres Amt recht vorbereitet würden. Der König besuchte sehr oft Schulen und prüfte die Kinder. Er wird darum auch der Vater der preußischen Volksschule genannt. Von diesem merkwürdigen Fürsten wollen wir nun noch mehr hören. 2. Der schlichte Charakter. Friedrich Wilhelm I. ist der Sohn des ersten Königs von Preußen. Er wurde im Todesjahre seines Großvaters, des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, 1688 geboren. Die 52 Jahre seines Lebens liegen zwischen dem Todesjahre des größten Kurfürsten und dem Regierungsantritt des größten Königs aus dem Hause Hohenzollern. Sein Vater liebte die Pracht, er aber haßte jeden Prunk und jede Bequemlichkeit. Einen goldgestickten Schlafrock warf er ins Feuer. Allerlei Schmucksachen verkaufte er und bezahlte damit Schulden seines Vaters. Über alle Einnahmen und Ausgaben

5. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 25

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 25 — Rettung; denn manche Häuser wurden durch das hohe Wasser ganz weggerissen. Noch audere Bewohner schwammen nackend und naß auf Holz- oder Dachtrümmern umher, bis sie erfroren. Dazu kamen viele durch Hunger und Durst ums Leben; die meisten Speisen waren weg- geschwemmt, und das Wasser war untrinkbar. Rührend ist die Geschichte mancher Geretteten. Ein Pastor flüchtete mit Frau und fünf Kindern, bis unter die Arme durchs Wasser watend, im bloßen Hemde auf den Boden. Zum Glück trieben ihnen zwei Brote zu, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Erst am vierten Tage wurden sie von dort mit einem Boote gerettet. Ein Landmann hatte sich mit seiner zahlreichen Familie auf den Boden geflüchtet. Die Flut riß das Haus nieder. Vater, Mutter und fast alle Kinder wurden ein Raub der Wellen. Nnr einer der Söhne, ein junger, starker Bursche, hatte das Glück, ein Stück Strohdach zu gewinnen, auf dem er in stockfinsterer Nacht mit bloßen Beinen davon trieb. Da eudlich bricht der Tag an. Er erblickt Kirchtürme und be- merkt, daß er sich mitten auf der Weser besiudet. Der Wind treibt ihn stromaufwärts, die Ebbe führt ihn wieder nach der See hinab. Die Kälte nimmt zu. Er fürchtet zu erfrieren. Da — in höchster Gefahr — werden ihm einige Kleidungsstücke zugeführt, die er um seine erstarrten Glieder wickelt. Jetzt stößt sein Schiff an ein Stück des zerrissenen Deiches. Er sammelt seine ganze Kraft, springt hinab' und erreicht glücklich den Deichhügel. Aber rings umher sieht er nur Wasser und nicht weit von sich einige Menschen auf Bäumen sitzen. Erst gegen Abend erscheint ein Rettungsboot. Er kann noch rufen und wird eingenommen. Das Boot fährt am Deich entlang. Da erblicken sie am Abhänge des- selben eine Person in äußerster Not. Sie nahen sich ihr; es ist des Geretteten Schwester, welche ebenfalls auf einem Stück Strohdach über die Weser geführt war. — Beide Geschwister sind dann glücklich genesen. Während der Weihnachtsflut war auch die Hunte hoch angeschwollen; die Gegend um Oldenburg glich einem See, und auf dem Stau drang das Wasser hoch in die Häuser. — Vou Oldenburg, Bremen und andern Orten aus wurden nun Kähne und Böte ausgesandt, mit Lebensmitteln versehen, um die auf Häusern und Bäumen sitzenden, halb erfrorenen und fast verhungerten Menschen zu retten. Als das Wasser sich verlor, zeigte sich die furchtbare Verwüstung. Da sah man die zerrissenen Deiche, die öden Dörfer, die zertrümmerten Gebäude, das zerstreute Gerät, die Äser von dem Vieh und die Leichen der Menschen. Den Geretteten fehlte es an Wohnnng, Kleidung, Betten, Feuerung, an allem. Sie verlebten ein trauriges Jahr. Nach D. Halem. Bei der Dangaster Mühle befinden sich drei Gedenksteine, von denen der eine den Wasserstand des Jadebusens während der Weihnachts- flut anzeigt.

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 159

1899 - Gera : Hofmann
159 nehmen Geschlechtern gewählt. Die Gemeinen oder die niedere Bürger- schaft schlossen sich nach den einzelnen Gewerken zu Zünften (Gilden und Innungen) zusammen, hatten aber keinen Anteil an der Leitung des Stadtwesens. Sie wurden vielfach von den herrschenden Geschlechtern bedrückt und mußten alle Lasten und Steuern tragen. Gegen die Willkür und Herrschaft der Geschlechter erhoben sich die Zünfte und erzwangen nach schweren Kämpfen die Aufnahme zünftiger Mitglieder in den Rat. Trotz dieser inneren Kämpfe blühten die Städte auf. Die Handwerker suchten ihren Erzeugnissen eine immer größere Voll- kommenheit zu geben. Auf den Märkten floß zusammen, was Stadt und Land hervorbrachte. Immer behaglicher, ja üppiger wurde das Leben, prunkvoll die Kleidung, schwelgerisch das Mahl, besonders bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen. Durch Ratsverordnungen mußte endlich festgesetzt werden, wie viele Schüsseln aufgetragen, was an Wein und Geschenken gegeben, wie viele Spielleute,, geworben werden durften. Auch strenge Kleiderordnungen wurden erlassen, um dem unsinnigen Luxus zu wehren. Mit besonderer Lust wurden bei Trunk und Schmaus, Gesang, Spiel und Tanz die Frühlings- und Schützenfeste im Freien gefeiert. — Noch einen Blick werfen wir auf das häusliche Leben der Frauen in der Hohenstaufenzeit! Tie Frauen liebten wohlriechende warme Bäder, strählten sorgfältig ihre Haare, durchflochten sie mit seidenen Bändern, umwanden sie mit Schleiern oder Kopftüchern und setzten Hüte oder Schapel auf das Haupt. Die weißen Hemden wurden kunstvoll gesäumt und gestickt, die langen, wallenden Kleider mit einem Gürtel zusammengehalten, darüber eine Pelzjacke und ein Mantel getragen und auf wohlgeformte Schuhe Wert gelegt. In den Ohren blitzten Schmuck- gehänge, an den Armen goldene Bänder und Ringe, auf der Brust Spangen und an den Fingern Reise. Handschuhe wurden über die wohlgepflegten Hände gezogen und Riechfläschchen am Gürtel getragen. Auch der Spiegel aus Glas, Metall oder Elfenbein, ja Schminke und allerlei „Falschheit" kam in Gebrauch. Die Verlobung wurde von den Eltern vereinbart, der Verspruch und Ringewechsel vor Verwandten gethan. Sodann wurde das Heirats- gut verabredet und die Vermählung im Ringe der „Sippen" durch ein Ja der Braut und den Ringewechsel geschlossen. Die kirchliche Ein- segnung folgte den Morgen darauf, ebenso die Hochzeitfeier und die Aus- stattung der Braut mit einer Morgengabe. Die Frau blieb unter der Gewalt des Mannes; er war ihr Herr und Vormund, ja durfte sie un- gestraft züchtigen. Die Kinder erhielten bei der Taufe Patengeschenke. Sie spielten mit „Docken" oder Puppen, mit Steckenpferden und Armbrüsten, mit Schaukeln und Kreiseln, mit Bällen und Ringeln, das Ballspiel besonders im Frühling. „Spielten doch Mägdlein erst Straßen entlang Ball, o so kehrte der Vöglein Gesang!" singt Walther von der Vogelweide. Nur Kinder vornehmer Häuser erhielten von Geistlichen oder in Klöstern ge- ordneten Unterricht. Meist verstanden die Ritterfrauen besser zu lesen

7. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 92

1904 - Oldenburg : Nonne
— 92 — 93. Kriegsgefangen. 1870 Ang. Iß. — Carl Brand, Tagebuch eines oldenburgischen Füsiliers. Oldenburg 1894 <3. 14. — Jur Busch wieder angelangt, machten wir Halt; unaufhörlich regnete es Kugeln, furchtbar sausten die Granaten. Es mochte gegen 3 Uhr nachmittags sein, als ich und einige Leute vom 78. Regiment beim weiteren Zurückgehen durch das Gehölz auf einen verwundet daliegenden Leutnant stießen, (ich glaube, es war Leutnant Scholz der 12. Kompagnie). Gr war schwer verwundet, und wir konnten ihn deshalb nicht mitnehmen; wir verbanden seine Wunde und hatten uns so ca. 20 Minuten ausgehalten, als plötzlich auf ca. 20 Schritt hinter uns durch das dichte Untergebüsch wohl 30 Franzosen herankamen. Einer der 78er gab dem Leutnant davon Nachricht, und dieser, noch bei völligem Bewußtsein, gab sein weißes Taschentuch dem Soldaten, welcher nun mit diesem den Franzosen, da selbige schon alle ans uns anlegten, entgegenwinkte. Die Franzosen setzten nun ihre Gewehre wieder ab und waren inzwischen auch schon bei uns. Was nun geschah, ist natürlich das, daß wir mit unseren paar Leuten der größeren Uebermacht uns fügen und als Gefangene uns ergeben mußten. . Es waren bei den Franzosen einige Elsässer, welche der deutschen Sprache mächtig waren. Uns wurde gesagt, mitzugehen, es würde uns nichts zu Leide getan. Es war gegen 4 Uhr nachmittags, als ich mit einigen anderen gefangenen Soldaten aus den Tronviller Büschen herauskam und wir zurücktransportiert wurden unter Geleit von französischen Soldaten. Den Leutnant hatten wir zurücklassen müssen; in diesem Angenblick war das Feuer auf dem Schladhtfelde bedeutend mäßiger geworden. Wir kamen an manchen lieben Kameraden, die den ewigen Schlaf schliefen, vorbei; einen Leutnant vom 78. Regiment, welcher einen Schuß durch den Fnß hatte und uns bat, ihn mitzunehmen, legten mir mit Genehmigung der Franzosen auf zwei Gewehre und trugen ihn so mit vier Mann zurück. Bald kamen wir an ganzen Bataillonen und Regimentern französischer Reserven vorbei, auch an höheren zu Pferde haltenden Generälen. Sobald letztere jedoch bemerkten, daß wir einen verwundeten Offizier transportierten, zogen alle ihr Käppi tief ab zur Begrüßung. Als wir nach geraumer Zeit in ein Dorf (wahrscheinlich St. Marcel) gelangten, wurde Halt gemacht. Hier war ein Verbandplatz; unaufhörlich brachte man Verwundete. ...Man hörte, daß in der Ferne das Feuer wieder an Stärke zunahm. Es war Abend geworden, immer mehr Verwundete kamen und auch mehr deutsche Gefangene, unter anderen auch der Füsilier Logemann und der Gefreite Pack von meiner Kompagnie, sowie ca. 50 Mann anderer Regimenter. . . . Von meinem Regiment waren im ganzen 11 Gefangene/ doch kam ich mit einigen davon erst am anderen Tage zusammen. Die Nacht verbrachten wir Gefangenen unter einem Holzschuppen, auf bloßer Erde lagernd. Wir merkten wenig vom schlechten Lager, da wir bald, übermüde, einschliefen. Am andern Morgen, 17. August, wurde weiter marschiert; wie es mit der Schlacht tags zuvor gegangen, wer Sieger war, davon vernahmen

8. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 96

1904 - Oldenburg : Nonne
— 96 — mit feinem Adjntanten und sah schlecht und angegriffen aus; ihm folgten im offenen Wagen der General von Boyen nebst Adjutant und mehrere französische Offiziere, die zum Stabe des Kaisers gehörten. Dann kamen Gepäck- und Küchenwagen, Dienerschaft sowie Kaiserliche Reit- und Wagenpferde. Ein Offizier meiner Schwadron und 2 Mann ritten als „Spitze" des Zuges, um den Weg zu zeigen, der tags zuvor rekognosziert wurde, weil der Kaiser ausdrücklich gebeten hatte, auf der Fahrt die Festung Sedan nicht zu berühren, und wir daher einen großen Umweg machen mußten. Hinter der Spitze und etwa 50 Schritte vor dein Wagen des Kaisers, dem ich persönlich voranritt, folgte eine halbe Eskadron, während die andere halbe Eskadron den Schluß der Wagenkolonne bildete. Unser Wagen führte über Donchery in einem großen, durch die Maas vorgeschriebenen Bogen durch Brianeonrt, St. Menges nach Floiry und von dort über Jlly nach Givonne, wobei wir einen erheblichen Teil des Schlachtfeldes passieren mußten. Die Wege, zum Teil grundlos und zerfahren, waren vollgepropst von marschierenden Truppen, Wagenkolonnen, die sich festgefahren hatten rc., so daß wir oft stundenlang in diesem Knauel halten bleiben mußten oder uns nur langsam vorwärts bewegen konnten, obgleich ich jeder Abteilung den Befehl Seiner Majestät des Königs überbrachte, unter allen Umständen dem Kaiserlichen Wagen Platz zu machen. Dann wieder kamen uns endlose Gefangenentransporte entgegen, alle Waffengattungen durcheinander, auch überholten wir zahllose französische Offiziere, die, auf Ehrenwort entlassen, ohne Waffen mit dem Stabe in der Hand der Grenze zupilgerten. Starr und stumm, oft mit haßerfülltem Blicke, passierten die Gefangenen den Wagen des Kaisers. Eine vereinzelte Stimme ries laut: ,,Vive l’empereur!“ fand damit aber keinen Beifall. Dabei strömte der Regen vom Himmel, als wollte er den Boden von vergossenem Blute reinwaschen, und als wir hinter Givonne in die Ardennen kamen, brach unter Blitz und Donner ein so heftiges Gewitter los, wie ich es selten erlebt habe. Napoleon saß stumm und in sich gekehrt in seinem Wagen. Welche Gefühle mögen ihn auf dieser Fahrt durchströmt haben? An der belgischen Grenze zwischen In Ehapelle und Bouillon, die wir erst S1^ Uhr, also nach 6^/L-stündiger Fahrt, erreichten, hielt die Eskadron zur Seite der Straße ausmarschiert. Wir salutierten, der Kaiser nahm die Stütze ab und verneigte sich grüßend; dann passierte sein Wagen die Grenze. 95. Auszug der Franzosen aus Metz. 29. Okt. 1870. (Aus einem Briefe des Großherzogs.) — Jansen, Großherzog Nikolaus Friedrich Peter vou Oldenburg. Oldenburg 1903, S. 165 f. — An der Chaussee Ladouchamps gegenüber, hielt General von Voigts-Rhetz, umgeben von den Herren des Generalstabs und einer Menge von Offizieren. Soeben war der französische Divisionsgeneral de Villiers mit mehreren Generalstabsoffizieren eingetroffen, um die Übergabe zu vollziehen. Der General, ein kleiner breitschulteriger Herr mit echt französischem Troupiergcsicht und Henri-Quatre, hatte bei St. Privat die

9. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 62

1904 - Oldenburg : Nonne
Es kann nicht fehlen, daß ein solches Benehmen ihn bei den Russen achtnngswert machen muß. Unser Hof kehrte bald nach diesem Empfange nach Twer zurück, und seit dem 6. d. M. sind nun auch der Herzog und der Erbprinz hier eingetroffen. Für mich kann dieser Zuwachs unserer Hofhaltung, die zugleich die Vergrößerung des Zirkels alter Freunde und Landslente zur Folge hat, nur angenehm sein 2c. Twer, den 27. Mai 1811. Teuerste Mutter! Die letzten Nachrichten von Ihnen erhielt ich durch den Herrn Sekretär Z. ic. — Bei uns hat sich im wesentlichen nichts verändert. Der Herzog und Prinz August befinden sich fortdauernd hier, und unsere -Hoheiten suchen durch Liebe und Teilnahme ihr Schicksal zu erleichtern. Daß ihnen ihre edle Absicht vollkommen gelungen ist, zeigt die Heiterkeit und Zufriedenheit der hohen Gäste. Auch unsere Landsleute finden den Aufenthalt in Twer erträglich, und wir haben manchen frohen Tag zusammen; uns wird die Freude oft durch den Gedanken an die Veranlassung ihres Hierseins getrübt. — — — Der Prinz und die Großfürstin schenken mir fortdauernd ihr Vertrauen und ihre Gnade. Auch der Herzog behandelt mich hier mit der nämlichen herablassenden Güte wie zuvor. Sie können nicht glauben, wie groß die Achtung ist, die sich der edle Fürst hier bei allen, die ihn kennen, erworben hat. Von seiner Abreise und fernerem Lebensplan ist noch nichts bekannt. Die Familie aber ist sehr tätig. Adieu, liebe Mutter! 61. Zwangsarbeit an Batterien und Straßen. 1811. — Pleitner, Oldenburg im 19.Jahrhundert. Oldenburg 1899, Bd. 1 187. — Wenn zu der Batterie-Arbeit auf den Oberahnischen Feldern aus der Herrschaft Varel täglich 74 Mann gestellt werden müssen, so wird solches hierdurch bekannt gemacht, und können Liebhaber sich am gedachten Tage nachmittags 3 Uhr vor der Amtsstube einfinden. Varel, aus der Einquartierungs-Kommission, den 13. April 1811. C. F. Strackerjan. M. U. Strackerjan. Zu den Arbeiten an der großen Straße von Hamburg nach Wesel (und Paris), wozu das Amt Cloppenburg wöchentlich 701 Mann stellen muß, und wozu das Kirchspiel Molbergen zu den bereits gestellten Mann-schäften am 13. d. Mts. noch 50 Mann liefert, müssen die Stadt Cloppenburg und Wigbold Crapendorf 125 Mann, Kirchspiel Altenoythe 130 Mann, Kirchspiel Barßel 126 Mann und Saterland 170 Mann so stellen, daß diese des abends 9 Uhr an Ort und Stelle zu St. Hülfe, mit einem Spaten versehen, sich einfinden und die ganze Woche dort arbeiten. — — Uebrigens werden auch Weiber, Mädchen und Knaben über 12 Jahreu dabei angenommen. — — Da auf die Beendigung der

10. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 66

1904 - Oldenburg : Nonne
66 — Eigenschaft eines Franzosen verbunden sind. Ich freue mich der mir ausgesprochenen Gesinnung." :) (Die Abgeordneten verließen mit drei Verbeugungen den Saal und wurden bald darauf der Kaiserin vorgestellt, die sich einige Minuten lang sehr freundlich mit ihnen Uber den Zustand der drei neuen Departements unterhielt.) (>4. Wie iu Clbcittmrn Napoleons Geburtstag gefeiert wurde. 1812 August 15. — Einzelblatt. — Progra m m des Festes, welches am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Sonnabend am 15. August, in Oldenburg gefeiert werden wird. Art. 1. Am 14. August abends verkündigen das Läuten aller Glocken und Kanonenschüsse die Feier des folgenden denkwürdigen Tages. Art. 2. Mit dem Anbruch dieses Tages werden die Kanonenschüsse wiederholet werden. Art. 3. Zwischen 10 und 11 Uhr morgens versammeln sich sämtliche öffentliche Behörden in dem großen Saale des Stadthauses und begeben sich von da um 11 Uhr unter dem Geläute der Glocken im feierlichen Zuge nach der Hauptkirche St. Lamberti, um daselbst ein Tedeum zu singen. Art. 4. Aus dem Schloßplatz ist ein Mastbaum errichtet mit 4 Preisen für diejenigen, welche die Spitze erklimmen. Um 3 Uhr nachmittags wird den Wetteifernden der Zutritt gestattet werden. Art. 5. Um 6 Uhr nimmt der Tanz in den dazu bestimmten Sälen im Hause des Gastwirts Hentz an der Langenstraße seinen Anfang. Art. 6. Es wird ein freies Schauspiel sein für fo viel Personen, als im Schauspielhause Platz haben. Man muß sich deshalb mit Einlaß-Billetten versehen, welche man vom 14ten morgens 9 Uhr an, so lange bis alle Billette ausgegeben sind, im Bureau des Maire abholen kann, ohne Billett wird niemand eingelassen. Der Anfang ist 5 Uhr. i) Ter französische Text dieser Reden bei „Halem, Erinnerungsblätter von einer Reise nach Paris 1811".
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