43
wie aus einem überwältigten Herzen kam, wenigstens über-
wältigte sie dem Herrn Charles das seinige. „Herr
Charles," dachte er, „und ein armer polnischer Fuhrmann"
— und als der Pole schon anfing, eines der Kinder nach
dem andern zum Abschied zu küssen, und sie auf polnisch
zur Folgsamkeit und Frömmigkeit ermahnte, „guter Freund,"
sagte der Herr Charles, „bleibt noch ein wenig da. Ich
bin doch so arm nicht, daß ich euch nicht euern wohl-
verdienten Fuhrlohn bezahlen könnte, so ich doch die Fracht
euch abgenommen habe." und gab ihm die fünfhundert
Rubel. Also sind jetzt die Kindlein versorgt, der Fuhrlohn
ist bezahlt, und so ein oder der andere geneigte Leser vor
den Thoren der großen Stadt hätte zweifeln mögen, ob der
Vetter auch zu finden sei, und ob er's thun werde, so
hat doch die heilige Vorsehung ihn nicht einmal dazu
vonnöthen gehabt.
16. Ein gutes Recept.
In Wien der Kaiser Joseph war ein weiser und
wohlthätiger Monarch, wie Jedermann weiß, aber nicht
alle Leute wissen, wie er einmal der Doktor gewesen ist
und eine arme Frau kurirt hat. -Eine arme kranke Frau
sagte zu ihrem Büblein: „Kind, hole nur einen Doktor,
sonst kann ich's nimmer aushalten vor Schmerzen." Das
Büblein lief zum ersten Doktor und zum zweiten, aber
keiner wollte kommen, denn in Wien kostet ein Gang zu
einem Patienten einen Gulden, und der arme Knabe hatte
nichts als Thränen, die wohl im Himmel für gute Münze
gelten, aber nicht bei allen Leuten auf der Erde. Als er
aber zum dritten Doktor auf dem Wege war oder heim,
fuhr langsam der Kaiser in einer offenen Kutsche an ihm
vorbei; der Knabe hielt ihn wohl für einen reichen Herrn,
ob er gleich nicht wußte, daß es der Kaiser ist, und
dachte: Ich will's probiren. „Gnädiger Herr," sagte
er, „wollet ihr mir nicht einen Gulden schenken, seid so
barmherzig!" Der Kaiser dachte: „Der faßt's kurz und
denkt, wenn ich den Gulden auf einmal bekomme, so
brauch ich nicht sechzigmal um den Kreuzer zu betteln."
„Thut's ein Käsperlein oder zwei Vierundzwanziger nicht
auch?" fragt ihn der Kaiser. Das Büblein sagte:
„Nein," und offenbarte ihm, wozu er des Geldes be-
nöthigt sei. Also gab ihm der Kaiser den Gulden und
ließ sich genau von ihm beschreiben, wie seine Mutter
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Charles Charles Charles Joseph
224
liehen zweifellosen Vernichtungsdecrete; auf der andern
reichte Kaiser Alexander, durch harte Prüfungen geläu-
tert und den Gesinnungen und Vorsätzen seiner ruhm-
würdigen Jugend wiedergegeben, die Freundeshand zur
Erneuerung der alten liebevollen Genossenschaft dar, und
die hehre Gestalt der Königin Louise, die im Schmerz des
gebrochenen Herzens in die Gruft gesunken war, und die
[eldenbilder des alten Ruhmes stiegen herauf mit der
Mahnung, dass es nun Zeit sei.
Da entschied sich der König, wie es dem Enkel Fried-
richs geziemte. Am 27. Februar wurde zu Breslau von
Hardenberg, am 28. zu Kalisch von Kutusow die Urkunde
des Bundes unterzeichnet, der von nun an zwischen Russ-
land und Preussen bestehen und die zerstörtengrundlageu
der europäisch-christlichen Staaten- und Völkerfamilie
wieder herstellen sollte. Am 15. März kam Kaiser Alexan-
der aus seinem Hauptquartiere Kalisch selber nach Bres-
lau, feierlich eingeholt von dem Könige und den Prin-
zen des königlichen Hauses. Das, womit seit vier und
zwanzig Jahren die Franzosen durch zahllose Prunkzüge
und Prunkreden ihrer wechselnden Tyrannen geäfft wor-
den waren, das grosse Gefühl eines neuen Lebens in Frei-
heit und Volksehre, das ward an diesem Tage in Fülle
der Kraft und Wahrheit den Preussen zu Theil, als die
verbündeten befreundeten Fürsten durch ihremitte zogen,
als Volk und Krieger in ihren Blicken ihre Gedanken er-
kannten und mit Jubelruf in ihnen Retter, Befreier und
Führer begrüssten. Zwei Tage darauf, am 17. März, be-
urkundete der König in zwei Aufrufen an das Volk und
an das Heer seinen Entschluss, zu dessen Rechtfertigung
es keiner Gründe bedurfte. „Es ist der letzte Kampf, den
wir bestehn für unsern Namen und unser Dasein; keinen
Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden oder rühm-
lichen Untergang. Auch diesen würdet ihr nicht scheuen,
weil ehrlos der Preusse, der Deutsche nicht zu leben ver-
mag. Allein wir vertrauen mit Zuversicht, Gott und unser
fester Wille werde unsrer gerechten Sache den Sieg ver-
leihen, und mit diesem den Frieden und die Wiederkehr
einer glücklichen Zeit.“ Diese königlichen Worte in ihrer
einfachen Klarheit waren der Ausdruck des Einen Gefühls,
welches alle Gemüther durchglühte, und, wie es recht ist,
aber im Leben der Völker nur in wenigen grossen Mo-
menten erscheint, König und Volk, Gebot und Gehorsam
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Breslau_von
Hardenberg Kalisch_von_Kutusow Kalisch
84
kündet, fallen zwar in Frankreich ein, werden aber durch die fana-
tische Tapferkeit der Franzosen zurückgetrieben (1792—1795).
47) Napoleon Bonaparte, zuerst als General (feit 1796), dann
als erster Consul (seit 1799), endlich seit 1804 als Kaiser der
Franzosen,, führte das französische Heer von Sieg zu Sieg. In
Italien, in der Schweiz, in den Niederlanden wurden erst (von
Frankreich abhängige) Republiken, dann Königreiche gestiftet, welche
Napoleon seinen Brüdern und Verwandten schenkte. Frankreich
selbst debnte seine Grenzen überall bis an den Rhein aus. Oester-
reich und Rußland wurden iin Jahr 1805 bei Austerlitz geschlagen
und ersteres genöthigt, Tyrol an das mit Frankreich verbündete
Bayern alnutreten. Im I. 1806 wurde auch Preußen bei Saat-
feld und Jena gänzlich geschlagen und mußte darauf die Hälfte
seiner Provinzen abtreten, aus denen das neue Königreich West-
phalen, ebenfalls für einen Bruder Napoleons, gebildet wurde.
Auch in Spanien wurde ein französisches, jedoch durch den tapfern,
von den Engländern unterstützten Widerstand der Spanier fort-
während gefährdetes Königreich gegründet (1808). Oesterreich ver-
suchte noch einmal die Waffen (1809), aber vergeblich. Nachdem
Erzherzog Carl bei Aspern einen Sieg errungen, wurde er bei
Wagram geschlagen und damit der Krieg zun: Nachtheil Oesterreichs
entschieden, auch das, treue Tyrol, welches unter Andreas Hofer
durch eigene Tapferkeit die gehaßte fremde Herrschaft abgeworfen
hatte, wurde wieder bezwungen. Fast ganz Europa, vorzüglich aber
Deutschland, seufzte unter Napoleons Gewalt und Willkühr. End-
lich im I. 1812 unternahm Napoleon den Zug nach Rußland,
welcher durch die Ausdauer der Russen und durch die Furchtbarkeit
der Elemente zu seinem Verderben ausschlug*).
48) Mit den Russen, welche, das französische Heer verfolgend,
Deutschland naheten, verband sich Preußen, welchesjich mit glühen-
der, allgemeiner Begeisterung zu einem letzten verzweifelten Kampfe
für seine Ehre und Freiheit erhob**). Napoleon kam mit einen:
neuen Heere nach Deutschland. Die Verbündeten wurden zwar bei
Lützen und Bautzen besiegt, aber nicht entmuthigt. Jetzt schloß sich
auch Oesterreich an. Nunmehr wurden erst die Feldherren Napo-
leons bei Großbeeren durch Bülow, an der Katzbach dnrch Blücher,
dann nach dem verunglückten Angriff auf Dresden bei Kulni haupt-
sächlich durch Kleist, bei Dennewitz wiederuin durch Bülow und
endlich Napoleon selbst in der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. bis
18. October 1813 geschlagen und zum Rückzug genöthigt. Die Ver-
bündeten folgten ihm. Paris wurde am 31. März 1814 erobert,
Napoleon zur Abdankung gezwungen und nach der Insel Elba
verwiesen. Ludwig Xviii., der Bruder Ludwig Xvi., wurde wieder
in die Herrschaft eingesetzt. Zwar kehrte Napoleon im Jahr 1815
noch einmal von Elba zurück, und erneuerte den Krieg, da ganz
Frankreich ihm wieder zufiel. Er wurde jedoch von Älücher und
Wellington bei Belle Alliance geschlagen (am 18. Juni 1815) und
nunmehr auf, die Insel Helena als Gefangener gebracht. Frankreich
wurde auf die Grenzen, wie sie 1790 gewesen waren, beschränkt.
49) Schon vor diesem letzten Krieg waren die Verhältnisse der
europäischen Mächte auf dem Wiener Congreß so geordnet worden,
wie sie sich bis in die neueste Zeit bei seitdem ungestört erhaltenen
*) S. Nr. 90 des Lesebuchs.
**) S. Nr. 91 des Lesebuchs.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleons Carl Andreas_Hofer Napoleons Napoleon Napoleon Bülow Napoleon Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig Napoleon Helena
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Schweiz Niederlanden Frankreich Frankreich Rhein Tyrol Frankreich Jena Napoleons Spanien Oesterreich Oesterreichs Europa Deutschland Deutschland Deutschland Oesterreich Dresden Leipzig Elba Elba Frankreich Wellington Frankreich Wiener_Congreß
215
Die Hände auf dem Rücken
Andreas Hofer ging
Mit ruhig festen Schritten,
Ihm schien der Tod gering;
Der Tod, den er so manchesmal
Vom Jselberg geschickt ins Thal
Im heil'gen Land Tyrol.
Doch als aus Kerkergittern
Im festen Mantua
Die treuen Waffenbrüder
Die Händ' er strecken sah,
Da rief er laut: „Gott sei mit euch,
Mit dem verrathenen deutschen Reich
Und mit dem Land Tyrol!"
Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unter'm Schlägel vor,
Als nun Andreas Hofer
Schritt durch das finstre Thor.
Andreas noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Bastei,
Der Mann vom Land Tyrol.
Dort soll er niederknieen;
Er sprach: „Das thu' ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
Will sterben, wie ich stritt,
So wie ich steh' auf dieser Schanz';
Es leb mein guter Kaiser Franz,
Mit ihm sein Land Tyrol!"
Und von der Hand die Binde
Nimmt ihm der Korporal,
Andreas Hofer betet
Allhier zum letztenmal;
Dann ruft er: „Nun so trefft mich recht!
Gebt Feuer! ach, wie schießt ihr schlecht!
Ade, mein Land Tyrol!"
90. Napoleons Zug nach Rußland.
Unter allen Mächten des europäischen Continents
konnte im Jahre 1812 nur noch Rußland dem Kaiser
Napoleon Widerstand leisten. Um daher auch dieses
Reich zu seinem Willen zu zwingen, bot Napoleon alle
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer Schlägel Andreas_Hofer Andreas Franz Franz Andreas_Hofer Napoleons Napoleon Napoleon
220
die Kälte sehr gelitten hatten, wurden die Bewegungen
durch eintretendes Thauwetter erschwert. Vielleicht wäre
der preussische Feldherr, wenn er das Aeusserste aufbie-
ten, sein G eschütz und Gepäck, ja die Existenz des ganzen
Armeecorps aufs Spiel setzen wollte, noch im Stande ge-
wesen, das Vorrücken der Russen aufzuhalten. Aber zu
solcher Aufopferung für die erzwungene Bundesgenossen-
schaft hielt er sich nicht verpflichtet, vielmehr glaubte er
den Augenblick günstig, um durch einen kühnen Ent-
schluss, bei welchem er die Gefahr allein auf sein eige-
nes Haupt nahm, die Befreiung Preussens aus den Ban-
den der französischen Dienstbarkeit vorzubereiten.
Nach dieser Ansicht gab er den Anerbietungen der
russischen Anführer Gehör und schloss am 30. December
in der Poscherunschen Mühle bei Tauroggen mit dem
General Diebitsch einen Vertrag, kraft dessen das Corps
für neutral erklärt und in einen Landstrich zwischen Me-
mel und Tilsit gelegt ward. Wenn der König den Zurück-
marsch desselben zur französischen Armee befehle, solle
es zwei Monate hindurch nicht gegen die russische Armee
dienen dürfen; wenn der Kaiser Alexander seine Geneh-
migung versage, solle ihm freier Marsch, wohin es wolle,
auf dem kürzesten Wege verstattet sein, ln diesen Be-
dingungen lag kein Verrath gegen den Bundesgenossen:
vielmehr wurde Macdonald durch den Aufenthalt, den die
Unterhandlung in das Vorrücken der Russen brachte, ge-
gen eine rasche Verfolgung gesichert und der Aufstand
des erbitterten Landvolks verhütet, der bei schnellem Ein-
dringen der Russen in Ostpreussen als Feuerzeichen für die
übrigen Provinzen, vielleicht für ganz Deutschland, er-
folgt sein würde. Indem General York dergestalt durch
eine Convention bewirkte, was er durch die Waffen zu be-
wirken vielleicht nicht vermocht hätte, indem er zugleich
sein Corps in Winterquartieren gegen die unvermeidlichen
Verluste, wo nicht gegen die gänzliche Aufreibung ver-
wahrte, die es im offenen Felde erlitten haben würde, und
doch für den Fall, dass der König im Bunde mit Frankreich
beharrte, dasselbe in zwei Monaten wieder zu freier Ver-
fügung stellen konnte, leistete er, von dem rein-militäri-
schen Standpunkte aus angesehen, der französischen Ar-
mee einen Dienst, der ihm von Seiten derselben mit Dank,
nicht mitschmäkungen und Vorwürfen hätte gelohnt wer-
den sollen. Hatte doch Mürat, Napoleons anfänglicher
Stellvertreter im Oberbefehle, zu derselben Zeit am 23. De-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Poscherunschen_Mühle Tilsit Ostpreussen Deutschland Frankreich Napoleons
86
selben bis 1866 gemeinschaftlich besetzt, bis sie im genannten Jahre
zur preußischen Provinz erhoben wurden.
55) Der gemeinschaftliche Besitz Schleswig-Holsteins, sowie das
Uebergewicht Oesterreichs am Bundestage, vorzüglich sein Vorsitz-
Recht in demselben, führte, nachdem bereits 1863 eine Reform des
deutschen Bundes, trotz der durch den Kaiser Franz Joseph von
Oersterreich veranlaßten glänzenden Fürstenversammlung in Frank-
furt a. M., der nur der König Wilhelm von Preußen fern blieb,
vergeblich angestrebt wurde, 1866 zum Kriege zwischen Oesterreich
und Preußen," der eigentlich nur 7 Tage dauerte. Oesterreich wurde
am 3. Juli bei Königgrätz von den Preußen unter König Wilhelm,
dem Kronprinzen und oem Prinzen Friedrich Carl total geschlagen,
ebenso wurden die mit Oesterreich verbündeten Staaten: Sachsen,
Hannover, Bayern, Würtemberg, Baden, Hessen und einige kleinere
in verschiedenen Gefechten besiegt. Außer bedeutenden Kriegskosten
erlangte Preußen durch den Prager Frieden: die Ausscheidung
Oesterreichs auz dem deutschen Bunde; die Gründung eines nord-
deutschen Bundes, dem alle deutschen Staaten bis zur Main-
linie angehörten, unter der militärischen Führung Preußens; Sckmtz-
und Trutzbündnisse mit den süddeutschen Staaten Bayern, Würtem-
berg, Baden und Hessen-Darmstadt; Einverleibung Schleswig-Hol-
steins, des Königreichs Hannover, Kurhessen's, Nassau's, der freien
Stadt Frankfurt a. M. und kleinerer Tbeile von Bayern und Hessen-
Darmstädt in den preußischen Staat. Die entthronten Fürsten von
Hannover, Kurhessen und Nassau erhielten Geldentschädigungen.
Der leitende Minister Preußens in dieser Zeit ist der Gras Bismarck.
56) Im Jahre 1866 gelang endlich auch, nach mehrmaligen
vergeblichen Versuchen, ein großes Friedenswerk:_ die unterseeische
Telegraphenleitung zwischen England und Amerika. 1869 . wurde
der Suez-Kanal und 1870 der Tunnel durch den Mont Cenis voll-
endet, beides Werke von weltgeschichtlicher Bedeutung.
57) Die von Napoleon Iii. ins Leben gerufene französische
Expedition nach Mexiko und die Erhebung des österreichischen
Prinzen Max zum Kaiser von Mexiko endete 1867 mit der Er-
schießung des Letzteren aus Befehl der republikanischen Regierung
und mit dem Rückzüge der Ersteren.
58) Der bereits 1867 von Napoleon Iii. wegen der Besetzung
Luxemburgs durch preußische Truppen mit Preußen gesuchte Krieg
kam endlich, als die Spanier, die ihre Königin Jsabella verjagt
hatten, einen Prinzen von Hohenzollern aus ihren Thron setzen
wollten, trotz des Rücktritts des genannten Prinzen von der Thron-
kandidatur, 'im Juli 1870 zum Ausbruch. Was aber, Napoleon
nicht geahnt hatte: er fand ein einiges Deutschland, ein Volk in
Waffen, vor sich. Die Heere des norddeutschen Bundes und die
der süddeutschen Staaten, unter dem Oberbefehl des greisen Königs
Wilhelm von Preußen, des Kronprinzen und Prinzen Friedrich
Carl und anderer bewährter Führer, drangen, nach dem Plane des
großen Schlachtendenkers Moltke, in Frankreich ein und erkämpften
außer in vielen kleineren Gefechten in 23 Schlachten 23 glänzende
Siege, eroberten 22 Festungen, machten den Kaiser Napoleon und
gegen 100,000 französische Soldaten zu Gefangenen, erbeuteten
unzähliges Kriegsmaterial und bedeckten sich mit Ehre und Ruhm.
Die wichtigsten Einzelheiten und Ereignisse dieses denkwürdigen,
Deutschland zu einer Macht ersten Ranges erhebenden 7monatlichen
Krieges sind in chronologischer Folge:
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Franz_Joseph_von
Oersterreich Franz Wilhelm Wilhelm Friedrich_Carl Friedrich Napoleon Max Napoleon Königin_Jsabella Napoleon Königs
Wilhelm_von_Preußen Wilhelm Friedrich
Carl Friedrich Schlachtendenkers_Moltke Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holsteins Oesterreichs Frank- Oesterreich Oesterreich Oesterreich Sachsen Hannover Bayern Würtemberg Baden Hessen Oesterreichs Baden Hessen-Darmstadt Frankfurt_a._M. Bayern Hessen-
Darmstädt Hannover Kurhessen Nassau England Amerika Mexiko Mexiko Luxemburgs Deutschland Frankreich Deutschland
248
Neue Geschichte.
Batavifche blieb nichts übrig, als nach England zu entfliehen, und Holland wurde
Republik, in eine b ata bis che Republik verwandelt.
Auch am Oberrhein waren die Franzosen glücklich. Trotz mancher
Vortheile bei Kaiserslautern mußten sich die Verbündeten über den
Rhein zurückziehen, und am Schlüsse des Jahres befanden sich nur noch
Mainz und Luxemburg iu den Händen der Deutschen.
5. Mißvergnügt über den Ausgang des unter so großen Hoffnungen
begonnenen Krieges, trennte sich Preußen, dessen Interesse durch die polnischen
Angelegenheiten in Anspruch genonunen war, von der gemeinsamen
Friede zu Sache und schloß mit Frankreich am 5. April 1795 einen S epera tfrie-
Basel 1795. p en zu Basel. Preußen verlor an die junge Republik seine Be-
sitzungen am linken Rheinufer, für welche es jedoch anderweitig entschädigt
werden sollte, und verpflichtete sich, durch die sogenannte Demarkations-
linie das nördliche und mittlere Deutschland vom Kriegsschauplatz abzuson-
dern. Bald söhnte sich auch Spanien (22. Juli) mit Frankreich aus, so
daß nur Oesterreich, England, Portugal, Sardinien und Neapel auf dem
Kampfplatz blieben.
Iii. Der Krieg in der Venöse (1793.) — Eroberung von Lyon.
1. Frankreichs Bürgerkriege. Aufstand der Bendae unter Cathelineau, Stofflet, Cha-
rette und Bonchamp. Kampf für Ludwig Xvii. Die Vendser anfangs im Vor-
theil, dann (seit September 1793) im Nachtheil. „Ausfegen" der Vendse. Die
„höllische,i" Kolonnen. Grausamkeit des Deputirten Carrier: republikanische Taufen,
republikanische Ehen. Erneuerter Aufstand der Venöser. Ihre Vereinigung mit den
Chouans. Letzte Schilderhebung der Vendse (1795). Tod Stofflet's und Charette's
(Februar und März 1796). 2. Widerstand Lyon's, Marseille's, Bordeanr's und Tou-
lon's gegen die Bergpartei. Hinrichtung Chalier's. Belagerung und Eroberung
Lyon's ,'9. Oktober 1793). Harte Bestrafung der Stadt. Callot d'herbois. Schick-
sal der übrigen Städte. Ruhm des Artillerieoffiziers Napoleon Bonaparte (Dez. 93).
1. Während Frankreich von außen durch die Heere der Verbündeten
bedrängt wurde, tobten in seinem Innern gleichzeitig furchtbare Bür-
gerkriege.
In der Vendse, einem von Gehölzen, Hecken und Gebüschen über-
deckten und von Gräben durchschnittenen Lande des westlichen Frankreichs,
zwischen der Garonne und Loire, lebte ein zufriedenes Volk in ländlicher
Stille und in der Einfalt alter Zeit. Die Bauern und Pächter hatten
Anhänglichkeit an ihre Gutsherren, von denen sie nicht gedrückt wurden;
sie liebten den König, von dem sie nichts zu leiden hatten, und hingen
mit Verehrung an der Geistlichkeit und den kirchlichen Einrichtungen, die
ihnen von Jugend auf theuer und heilig gewesen. Mit Schaudern hatten
die Vendser schon früher von den Umwälzungen in Paris gehört. Bei
Aufstand der der Nachricht der Hinrichtung ihres geliebten Monarchen aber griffen sie
Vendse. wüthend zu den Waffen. Selbstgewählte Führer, von denen Catheli-
neau, Stofflet, Cha rette und Bonchamp die nahmhaftesten wa-
ren,' wußten die Kriegsführung ganz der Beschaffenheit des Bodens an-
zupassen und manches Erfolg zu erringen. Gewöhnlich brachen die Auf-
ständischen unvermuthet ans den Hecken und dem Gehölz hervor und trie-
den durch inannhaften Angriff und gutes Schießen die Soldaten in die
Flucht. Wurden die Bauern geschlagen, so ließen sie ihre Holzfchuhe im
Stich und eilten durch Hecken und Gräben, wohin man ihnen nicht fol-
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Frankreichs_Bürgerkriege Ludwig_Xvii Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Holland Kaiserslautern Rhein Mainz Luxemburg Frankreich Basel Basel Deutschland Spanien Frankreich Oesterreich England Portugal Sardinien Neapel Lyon Frankreich Frankreichs Paris
Die französische Revolution.
243
der politischen Ehre, der Verfall des Kirchen- und Staatswesens einerseits,
und eine dasselbe unterwühlende Zeitphilosophie andererseits den endlichen
Ausbruch der großen französischen Revolution herbei, die wie ein brausen-
der Orkan unseren Erdtheil durchstürmend, das Alte und Abgelebte in
Staat und Gemeinde niederwarf und — freilich nicht ohne eine lange
Kette von Greueln und Verbrechen und blutigen Kriegen — allenthalben
zeitgemäßere Einrichtungen und Formen in politischer und socialer Hin-
sicht hervorrief.
Ii. Erste Koalition gegen Frankreich (1793—97); die Kriege von
1792-95.
1. Beschwerde deutscher Fürsten über die französische Nationalversammlung. Protest
Leopoldi Ii. Theilnahme an der unglücklichen Lage Ludwigs Xvi. Einfluß der
Emigranten. Mißlingen von Ludwigs Xvi. Flucht. Zusammeutuufl Leopold's Ii.
und Friedrich Wilhelm's Ii. in Pillnitz (August 1791). Tod Leopold's Ii. und Re-
gierungsantritt Franz' Ii. Kriegserklärung Frankreichs an Oesterreich (20. April 1792).
2. Bünduiß zwischen Preußen und Oesterreich. Kricgslust der preußischen Offiziere.
Urtheile über den bevorstehenden Feldzug. Einfall Ferdinands von Braunschweig
in Frankreich. Eroberung der Festungen Longwy und Verdun. Wirkungen des
Kriegömanifestes. Widerstand der Franzosen unter Dumouriez. Die Kanonade von
Valmy (20. September). Rückzug der Preußen. Custine erobert Mainz und brand-
schatzt Frankfurt. Niederlage der Oesterreicher bei Jemappes (6. November). 3.
Kriegserklärung des deutschen Reiches. Angestrengte Rüstungen der Franzosen. Car-
not's neues Kriegssystem. Ludwig'ö Xvi. Hinrichtung (21. Januar 1793). Pitt
als Haupt einer großen Koalition. Siege der Verbündeten bei Aldenhoven (I.märz
93), Neerwinden <18. März) und auf deu Feldern von Famars (24. Mai). Wieder-
eroberung von Mainz (22. Juli). Frankreichs allgemeines Aufgebot (levos en
ma886; August 93). Zurückdrängen der Oesterreicher (September) und Preußen
(November und Dezember) nach dem Rhein. Jourdan's Sieg bei Wattignies (15.
Oktober). 4. Vergebliche Anstrengnngen der Verbündeten; ihre Niederlage bei Tour-
nay (22. Mai 1794) und bei Fleurus (26. Juni). Unaufhaltsamer Lauf der Fran-
zosen gegen Holland und den Rhein. Holland eine batavische Republik. Zurückgehen
der Verbündeten über den Rhein. 5. Preußens Separatfriede zu Basel (5. April 1795). 1
1. Als am 4. August 1789 die französische Nationalversammlung die
Aufhebung aller Feudalverhältniffe beschloß, sahen sich die deutschen Fürsten
und Stände, welche in Elsaß und Lothringen Besitzungen hatten, in ihren
standesherrlichen Rechten verletzt. Die Betroffenen wandten sich mit einer
Beschwerde an Kaiser und Reich, worauf Leopold Ii. (1790—92) an den
König von Frankreich ein Schreiben erließ, in welchem er die Aufrechthaltung
der vertragsmäßigen Einrichtungen verlangte (Dezember 1790).
Bald erregte jedoch vor Allem die unglückliche Lage Ludwigs Xvi.
die Theilnahme und Besorgniß sämmtlicher deutscher Fürsten, besonders des
Kaisers Leopold Ii., der durch so enge Familieubande mit ihm verbunden
war. Ihr Eifer für die Sache des Königs wurde noch gesteigert durch die
Bitten und Vorstellungen der ausgewanderten französischen Prinzen, die zu
Koblenz ihr Hoflager hatten und dort die Ausgewanderten unter ihre Fah-
nen vereinigten. Die Emigranten, welche meist von Adel waren, drängten
unaufhörlich auf bewaffnetes Einschreiten hin und der Graf von Artois,
des Königs zweiter Bruder, hatte schon mehrfach den Kaiser Leopold Ii.
und den König Friedrich Wilhelm Ii. (1786—97) von Preußen um Hilfe
angegangen. Als die Flucht des französischen Königs mißlungen war,
16 *
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ludwigs_Xvi Pillnitz Frankreichs Oesterreich Oesterreich Frankreich Longwy Verdun Mainz Frankfurt Mainz Rhein Holland Rhein Holland Rhein Basel Elsaß Lothringen Frankreich
Die französische Revolulion.
253
2. Während Erzherzog Karl seine Siege zu benutzen suchte, wurden
plötzlich die kriegerischen Ereignisse durch den schrecklichen Ausgang des
Rastadter Kongresses in Schatten gestellt. Bei Verfolgung des Feindes
kamen die Oesterreicher auch in die Nähe von Rastadt, wo sich der Frie-
denskongreß in einer für Deutschland schmählichen Weise noch immer hin-
schleppte. Sie bewilligten der Stadt keine Neutralität und der Kongreß,
von dem der kaiserliche Gesandte schon abberufen, löste sich unverzüglich
auf. Am Abend des 28. April traten die französischen Gesandten R o-
bertjot, Debry und Bonnier ihre Reise nach Straßburg an, aber Ausgang d.
kaum waren sie ins Freie gelangt, so wurden sie von Szekler Husaren Rastadler
überfallen und zwei derselben ermordet. Debry rettete sein Leben nur da- Kongresses,
durch, daß er sich todt stellte. Diese Ermordung, welche allgemeines Ent-
setzen erregte, ward französischer Seits dem österreichischen Kabinet zuge-
schrieben. Zwar ließ der Kaiser selbst auf dem Reichstage zu Regensburg
seine Entrüstung äußern und die strengste Untersuchung zusagen, doch ist
nie ein amtliches Ergebniß derselben bekannt gemacht worden *).
Auch die nachfolgenden Kriegsereignisse waren den Verbündeten gün-
stig. General Hotze eroberte Graubünden wieder und der Erzherzog Karl
setzte über den Rhein und nöthigte durch die Schlacht bei Zürich am Zürich.
4. Juni den General Massena zum Rückzug. In Italien brachte der
österreichische Heerführer Kray dem General Scherer zwei Niederlagen
(Legnano 25. März; Verona 5. April) bei, worauf die französische Armee
unter den Oberbefehl Moreau's gestellt wurde. Um diese Zeit stieß der
Feldmarschall Suwarow, der Erstürmer von Praga, mit seinen Russen Suwarow.
zu den Oesterreichern. Suwarow war eiu bejahrter, aber jugendlich küh-
ner, rascher, nichts scheuender Mann. In seinem kleinen gedrungenen Kör-
per wohnte eine ungeheuere Willenskraft; Furcht kannte er nicht. Von
dem Entwerfen künstlicher Pläne war er kein Freund, was den Wiener
Hofkriegsrath in nicht geringe Angst versetzte, während er selbst über die
bedachtsamen Hofkriegsrathperrückcn, wie er sie nannte, seinen Spott trieb.
Bei ihm hieß es: „Vorwärts und geschlagen!"
Sobald Suwarow das Oberkommando übernommen hatte, besiegte
er den General Moreau bei Bassano * 2) (27. April). Von gleichem
Schicksal wurde darauf Macdonald, welcher zur Rettung Oberitaliens, aus Bassano.
Neapel herangerückt war, an der Trebia 2) (18—20. Juni) ereilt. Und Trebia.
als Joubert den Oberbefehl übernahm und mit neuen Streitkräften aus
den Appenninen hervorbrach, ward auch er in der blutigen Schlacht bei
Novi^) (am 15. Aug.) überwunden und selbst getödtet. Jetzt war nur
Genua noch in den Händen der Franzosen. Die Belagerung dieser Stadt
den Oesterreichern überlassend, rückte der russische Feldherr gegen die Alpen,
um sich mit Korsakow, der mit einem zweiten Heere bei Zürich stand,
zu vereinigen. Als er am Fuße der riesigen Berge an,langte, die ihr Haupt
in den Wolken verbargen, erschraken seine Krieger vor solcher Größe der
0 Als wahrscheinlich gilt, daß die Husaren nur beauftragt waren, den Gesand-
ten wichtige Papiere abzunehmen, daß sie aber von der Waffe Gebrauch machten,
als man die Schriften nicht herausgeben wollte und Widerstand leistete.
2) Bassano, venetianische Stadt am linken Ufer der Brenta, nordöstlich von
Vicenza. — Trebia, rechter Nebenfluß des Po. — Novi, Stadt im Königreich
Sardinien, zwischen Alessandria und Genua.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Debry Hotze Karl Karl Massena Kray Scherer Moreau Bassano Macdonald
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Straßburg Regensburg Rhein Italien Verona Wiener
Hofkriegsrath Bassano Neapel Genua Brenta Vicenza Sardinien Alessandria Genua
270
Neue Geschichte.
Krieges. Schlachten bei Ligny (16. Juni) und Waterloo (18. Juni). Napoleons
Verhaftung auf dem Schiffe Bellerophon (15. Juli); feine Verbannung nach St.
Helena. Zweiter Pariser Friede (20. November 1815). Abschluß des heiligen Bun-
des (26. Sept. 1815). 2. Ordnung der europäischen Staatsverhältnisse durch den
Wiener Frieden. 3. Die deutsche Buudesakte und ihre wichtigsten Bestimmungen.
Kongreß zu 1. Am 1. November 1814 wurde -der eigentlich schon für den
Wien. 1. August berufene Kongreß zu Wien eröffnet. Selbst in den Zeiten,
wo noch die Glieder des römischen Reiches, dem Gebote ihres Hauptes
gehorsam, zusammenkamen und vor dem Throne des Kaisers über des
Reiches Sachen tagten, sah man keine so glänzende Versammlung. Außer
vielen Fürsten und Herren und den Gesandten aller europäischen Mächte
hatten sich damals die Kaiser von Oesterreich und Rußland und die Könige
von Däneniark, Preußen, Baiern und Würteinberg eingesunden. Eben
lief man Gefahr, sich wegen des Schicksals von Sachsen und Polen zu
entzweien, als plötzlich ein unerwartetes Ereigniß alle Berathungen zer-
riß und die Aufmerksamkeit der Mächte wieder auf das Schlachtfeld lenkte.
Napoleon's Napoleon hatte nämlich die Insel Elba verlassen (26. Febr. 1815), war
Rückkehr glücklich an der französischen Küste bei Cannes H am 1. März gelandet
von Elba. und unter wachsender Begeisterung 2) nach Paris gezogen, wo er am
20. März ankam. Schon am 13. März sprachen die Mächte Europas
die Acht über ihn aus, und rasch zogen die Heere Oesterreichs, Preußens,
Englands und Rußlands nach Frankreich. Napoleon gewann zwar die
Schlacht bei Ligny (16. Juni), wurde aber bei Waterloo (18. Juni)
durch die Verbündeteu vollständig besiegt. Vergebens schlug er vor, zu
Gunsten seines Sohnes, des Königs von Rom, auf die Krone verzichten
zu wollen. Die Verbündeten besetzten zum zweiten Male Paris (7. Juli)
und Napoleon, welcher sich (15. Juli) auf einem englischen Schiss (Belle-
rophon) nach Amerika zu begeben wünschte, wurde (30. Juli) für einen
gemeinsamen Gefangenen 3) ver Verbündeten erklärt und zur Verbannung
auf St. Helena verurtheilt. Nach der Gefangennahme Napoleons
2. Pariser schlossen die Mächte mit Ludwig Xviii. den zweiten Pariser Frieden
Friede (20. Nov. 1815), worin Frankreich seine Grenzen auf den Besitzstand
20. Novbr. von 1790 zurückführen, 700 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen,
1815. a;ße geraubten Kunstschätze herausgeben und bis zum Jahre 1818 eine
Armee der Verbündeten von 150,000 Mann in seinen Festungen behalten
mußte. Preußen'ö Antrag, Lothringen und den Elsaß wieder mit Deutsch-
land zu vereinigen, scheiterte an Rußlands und Englands Widerspruch,
da sie ein starkes Frankreich, des europäischen Gleichgewichts wegen, für
nöthig erachteten.
0 Cannes, Stadt an der Küste des mittelländischen Meeres, an der Ostgrenze
Frankreichs.
2) Die Steigerung der Pariser Zeitungen hinsichtlich Napoleons war folgende:
Am 28. Febr.: Der Korse hat die Insel Etba verlassen. Am 7. März: Bonaparte
ist an der Küste der Provence gelandet. Am 11. März: der General Bonaparie ist
in Grenoble eingezogen. Am 17.: Der Kaiser ist in Lyon empfangen worden. Am
20: Seine Kaiserliche Majestät wird in Ihrem Schlosse der Tuilerien erwartet._
8) Die Sprache der öffentlichen Blätter stieg nun auf folgender Leiter wieder
abwärts: 1. Der Kaiser. 2. Napoleon. 3. Napoleon Bonaparte. 4. Bonaparte.
5. Buonaparte. 6. Der Genius des Bösen. 7. Der Unsinnige, der durch sein letz-
tes Unternehmen das Unglück Frankreichs vollendet hat.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Helena August Napoleon Napoleon Napoleon Napoleons Ludwig_Xviii Ludwig Napoleons Napoleon Napoleon Bonaparte Buonaparte
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Wien Wien Oesterreich Baiern Würteinberg Sachsen Polen Elba Cannes Elba Paris Europas Oesterreichs Englands Frankreich Rom Paris Amerika Napoleons Frankreich Lothringen Englands Frankreich Cannes Frankreichs Napoleons Grenoble Lyon Frankreichs