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1. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 26

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 26 — 8. Graf Anton Gunthers Ritt über das Matt nach Wangerooge. Einst war Graf Anton Günther über das Watt nach Wangerooge geritten. Aus dem Rückwege überraschte ihn die Flut. Ein dichter Nebel machte es unmöglich, die Richtung zu erkennen. Da ließ der Graf die Zügel fallen und verließ sich auf sein treues Roß. Dasselbe witterte die rechte Richtung aus, und so entrann der Graf den nach- dringenden Wellen. Nach Winkelmann. 9. Die Sage vom Mordkuhlenberge. Vor vielen Jahren, als die Dammer Berge noch mit Wald be- deckt waren, hausten dort 4 Räuber, die in dem Mordknhlenberge ihre Höhle hatten. Uber den Weg hatten sie Stricke gespannt, und weuu Leute vorbeigingen und die Stricke berührten, so erklangen in der Höhle Glöckchen, die an den Stricken hingen. Dann stürzten die Räuber hervor, schleppten die Leute in die Höhle und töteten und beraubten sie. Einst hatten die Räuber ein Mädchen gefangen genommen. Sie ließen dasselbe zwar am Leben, zwangen es aber, ihnen den Haushalt zu führen. Und 7 Jahre mußte das arme Mädchen den Räubern dienen. Alle Tage bat das Mädchen, sie doch einmal nach Damme zur Kirche gehen zu lassen. Endlich erhielt sie die Erlaubnis ans Weihnachten. Sie mußte schwören, keinem Menschen zu sagen, wo sie gewesen sei und wohin sie zurückkehren müsse. Als nun die Kirche aus war, setzte sich das Mädchen an die Kirchenmauer, klagte dieser ihr Leid und sprach: „Kirchenmaner, höre mich, ich will Erbsen streuen auf meinen Weg, und wo man ein Häuflein Erbsen sinden wird, da bin ich hingegangen." Das hörten die Leute, und der Pastor zog mit einer Menge Volkes der Erbsenspnr nach. Die Räuber wurden gefangen genommen und hingerichtet, die Höhle zerstört. Noch jetzt besiudet sich iu dem Mordkuhlenberge eine tiefe, weite Grube. Nach L. Strackerjan. 10. Graf Ottos Munderhorn. Graf Otto von Oldenburg verirrte sich einst auf eiuer Jagd bis in die Osenbergs. Er war erschöpft von der Hitze und sehr durstig. „Ach", rief er aus, „hätte ich einen kühlen Trunk!" Und siehe! da that sich ein Berg auf, und hervor trat eine schöne Jungfrau. Sie war reich geschmückt und mit köstlichen Kleidern angethan. Ein Kranz zierte ihr Haupt. In der Hand hielt die Jungfrau ein goldenes, reich ver- ziertes Trinkhorn. Sie reichte es dem Grafen hin und sprach: „Mein lieber Graf, trinket! Trinket Ihr, so wird es Euch und Eurem ganzen Geschlecht wohl gehn, und das Land wird blühen und gedeihen. Trinket Ihr nicht, so wird Euer Geschlecht durch Uneinigkeit und Streit zer- fallen." Der Graf trank nicht. Er schwang das Horn hinter sich und

2. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 28

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 28 — Huno schon alt und gebrechlich war, konnte er der Einladung nicht folgen. Da klagten ihn seine Feinde als einen Aufrührer an. Der Kaiser lud den Grafen Huno noch einmal nach Goslar und forderte auch, Graf Huno solle einen starken Mann mitbringen. Derselbe mußte durch einen Kampf mit einem Löwen darthnn, ob Graf Huuo schuldig sei oder nicht. Ans solche Weise wurde in alten Zeiten Gericht gehalten. Hnnos Sohn, der junge Graf Friedrich, bot sich an, mit dem Löwen zu kämpfen. Graf Huno gelobte, wenn ihm Gott seinen Sohn erhalte, dann wolle er zu Rastede ein Kloster bauen. Der junge Graf Friedrich wandte folgende List an. Er füllte einen Strohmann mit Fett und Fleischstücken an und hielt diesen vor sich, als er auf den Löwen losging. Der Löwe stürzte sich auf den Strohmann, und in demselben Augenblicke durchbohrte Friedrich den Löwen. Der Kaiser erkannte nun Graf Huuos Unschuld. Er umarmte Friedrich und beschenkte ihn reich. Dann tunkte er zwei Finger in des Löwen Blut und zog zwei rote Striche über Friedrichs Schild. Daher rühren die zwei roten Balken im gelben Felde des Oldenburger Wappens. Graf Huno erfüllte sein Gelübde. Er baute 1059 zu Rastede ein Kloster und beschenkte es reichlich mit Gütern. Nach v. Halem. 14. Fräulein Maria von Jever. Vor reichlich 300 Jahren regierte über Jeverland Fräulein Maria. Ihr Vater war Edo Wiemken der Jüngere, dessen Grabmal sich noch jetzt in der Kirche zu Jever befindet. Fräulein Maria war eiue rechte Mutter des Landes. Sie that dem Lande viel Gutes. Sie ließ die Deiche, welche durch eine Flut zerstört waren, wieder herstellen. Sie ließ Siele bauen, daß das Land Abwässerung hatte. Ganz besonders sorgte sie auch für den Flecken Jever. Sie förderte Handel und Gewerbe. Damit die elenden Hütten in freundliche Häuser umgewandelt wurden, unterstützte sie viele Leute beim Bauen. Sie erhob Jever zur Stadt, gab der Stadt bestimmte Rechte und schenkte ihr das Wappen, worauf ein Löwe dargestellt ist. In Stadt und Land sorgte Fränlein Maria für gnte Schulen. In Jever stiftete sie ein Gymnasium, das Mariengymnasium. Für die Armen sorgte sie, indem sie ihnen bestimmte Summen Geldes vermachte. Dazu war sie freundlich und leutselig gegen jedermann. Kurz vor ihrem Tode setzte Fräulein Maria den Grafen Johann Xvi. von Oldenburg zu ihrem Erben und Nachfolger ein. Der Gras besuchte sie in ihrer Burg. Mit rührenden Worten und vielen Thrünen ermahnte sie ihn, ihre Jeveraner stets gut zu behandeln. Bald darauf starb die edle Fürstin. Die Jeveraner haben ihr ein treues Audenken bewahrt. Noch heute spricht man gern von ihr. Auch ist sie nicht gestorben, wie die Sage berichtet. Sie fuhr auf einem Wagen in einen unterirdischen Gang hinab. „Ich komme wieder," hat sie gesagt, „bis dahin läutet an /edem Tage vor Einbruch der Nacht." So wird denn noch jetzt an jedem Abend in der Stadt Jever geläutet. Man nennt dies Läuten das Marienläuten. Nach Focke,

3. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 33

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 33 — 20, Dldüe und Gerold. Im Jahre 1400 hatten die Bremer Butjadingen erobert und einige Zeit später bei Atens die Friedeburg erbaut. Didde Lübben, der Hänpt- ling von Rodenkirchen, war geächtet. Seine heldenmütigen Söhne, Didde und Gerold, gedachten die Schmach ihres Vaters zu rächen und die Feinde zu vertreiben. Zuerst sollte die Friedeburg fallen. Mit ca. 40 mutigen Männern zogen sie in einer Nacht nach Atens und versuchten, die Burg zu erstürmen. Allein die ganze Heldenschar ward gesaugeu genommen und nach Bremen geführt. Hier wurden mehrere von den Männern hingerichtet. Auch Didde und Gerold wurden zum Tode verurteilt. Sie sollten durch das Beil sterben. Das blutige Urteil ward vollzogen. Diddens Hanpt fiel zuerst. Gerold hob es auf, küßte es und benetzte es mit Thränen. Die Zuschauer waren tief ge- rührt von dem brüderlichen Schmerze. Selbst der Rat der Stadt schien geneigt, dem Verurteilten das Leben zu schenken. Man sagte ihm, er solle sich in Bremen niederlassen und eine ehrsame Bürgerstochter zur Frau nehmen. Da fühlte sich der stolze Jüngling beleidigt und rief: „Ich mag eure Pelzer- und Schustertöchter nicht; Wohl aber will ich mich mit Gold loskaufen." Er bot eine Kanne voll Goldgulden als Lösegeld, und schon waren viele bereit, das anzunehmen. Da trat ein alter Ratsherr vor und sprach kopfschüttelnd: „Meint ihr, daß Gerold den blutigen Bruderkuß vergißt? Nur auf Rache wird er sinnen gegen die Stadt!" Dieses Wort tilgte schnell alles Mitleid; auch Gerolds Haupt fiel. — So starben zwei heldenmütige Brüder im Kampf für die Freiheit. Nach Focke. Ein Haus bei Rodenkirchen, das jetzt von dem Landmann Ummo Lübben bewohnt wird, enthält ein Wandgemälde, auf dem die Geschichte dargestellt ist. 21. Die Sage vom hohen Weg. Vor vielen Jahren war der hohe Weg festes Land und gehörte zur Gemeinde Langwarden. Das Land war sehr fruchtbar, und seine Bewohner waren so reich, daß sie ihre Pferde mit Gold beschlugen und mit silbernen Pflugscharen das Land bestellten. Aber die Herren „vom hohen Weg waren gar übermütige, gottlose Lente, und dnrch ihren Über- mnt sind sie zu Grunde gegangen. Nur der Prediger des Ortes wurde gerettet. Diesem gab der liebe Gott durch einen Traum kund, daß er das Land durch eine Wasserflut vernichten wolle. Zum Zeichen, daß die Flut komme, solle ein frischer, glatter Aal aus dem glühenden Back- ofen des Pastors hervorkriechen. Kurze Zeit darauf wareu die Leute des Predigers beim Brotbacken. Der Knecht heizte den Ofen, und schon war der Ofen glühend heiß und der Knecht im Begriff, das Feuer heraus zu ziehen, als ein frischer, glatter Aal sich vom hinteren Ende des Backofens nach der Mündung schlängelte. Rasch lief der Knecht 2

4. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 41

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
41 Prinzessin von Sachsen-Altenburg. Im Jahre 1853 folgte er seinem Vater in der Regierung. Er erklärte gleich, daß er das Regiment wie sein Vater führen wolle. Alles, was von seinem Vater herrührt, ist ihm noch heute heilig. Im Wohlthun dem Vater gleich, strebt er stets nach Förderung seines Landes und Volkes, dessen Liebe er in hohem Grade besitzt. Der Großherzog war stets ein treuer Bundesgenosse Preußens und hatte stets einen klaren Blick und das richtige Verständnis für das, was zum Wohle des deutschen Volkes nötig war. Als die Gegend bei Heppens zur Einrichtung eines Kriegshasens als sehr geeignet bezeichnet wurde, trat er das Land im Jahre 1854 an Preußen ab. „Ohne dieses Ent- gegenkommen in wirklich deutschem Sinne wären wir nicht dahin gelangt," sprach König Wilhelm dankerfüllt 15 Jahre später bei der Einweihung des Kriegshafens und reichte dem Großherzog die Rechte. Im Jahre 1866 war sich der Großherzog bald bewußt, auf wessen Seite er zu treten hatte. Mit seinen Truppen nahm er an den Mühen des Mainfeldzuges teil, trotzdem sein Land durch Hannover in Gefahr kommen konnte. Als 1870 die Trommel wieder zum Streite rief, war er mit der erste, der König Wilhelm die Hand zum Bunde reichte. Großherzoq Peter von Oldenburg, begleitet von seinem Sohne, dem Erbgroßherzog August, teilte mit seinen Landeskindern die Gefahren und Mühen des Feldzuges. Die Kämpfenden belebten sie mit Mut, die Verwundeten mit Trost und Hoffnung. Das eiserne Kreuz wurde Vater und Sohn ver- liehen, und in schlichter ergreifender Weise schrieb der Großherzog an seine Gemahlin, in dieser Auszeichnung könne er nur eine Anerkennung für die Oldenburger Truppenteile sehen. Seinem Beispiele und dem Zuge ihres Herzens folgend, weilte die hohe Frau daheim am Lager der Verwundeten und Kranken. Wie sehr mochte sie den Frieden und die Heimkehr ihres Gatten ersehnen? Er kehrte heim, nachdem er zugegen gewesen war, als zu Versailles aus Kaiser Wilhelm das erste Hoch ertönte.

5. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 27

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 27 — goß den Inhalt aus. Einige Tropfen, die auf des Pferdes Rücken fielen, hatten sogleich das Haar versengt. Die Jungfrau verlangte das Horn zurück. Der erschrockene Otto gab seinem Pferde die Sporen und eilte davon. Er nahm das Horn mit nach Oldenburg, wo es lange aufbewahrt wurde. Jetzt befindet sich dasselbe in der Kunstkammer zu Kopenhagen. Nach Hamelmanns Oldenb. Chronik. Eine getreue Nachbildung des Wunderhorns ist in der Altertümer- sammlung zu Oldenburg ausgestellt. 11. Die Sage vom Kistenberge. Wenn man einen Schatz heben will, darf man nicht sprechen. Zwei Bauern aus Streek wollten in den Osenbergen Schätze heben. Wo sie einen Schatz vermuteten, fingen sie an zu graben. Endlich stießen sie mit dem Spaten auf eine Kiste. Sie schoben ein Tau unter der Kiste durch und zogen sie in die Höhe. Als die Kiste bis an den Rand der Grube gekommen war, wackelte eine Gans daher. Da rief der eine Bauer voll Verwunderung: „Heda, wo kommt die Gans her!" In demselben Augenblicke riß das Tau; die Kiste rollte in die Tiefe und die Wände der Grube stürzten ein. Nach L. Strackerjan. Il. Don den Iwergen in den Osenbergen. In alten Zeiten braute ein Wirt zu Streek so gutes Bier, daß sogar die Zwerge aus den Osenbergen oft einen Krug voll holten. Das Geld, welches sie dafür bezahlten, war in der Gegend nicht gebräuchlich; weil es aber aus gutem Silber war, wies der Wirt es nicht zurück. An einem heißen Mittag kam auch ein Zwerg, ein eisgraues Männlein, mit seinem Kruge und ging nach seiner Gewohnheit ohne weiteres in den Keller, um sich Bier zu zapfen. Wahrscheinlich hatte das Männlein erst selbst einen tüchtigen Trunk gethan; denn es war bei dem Fasse eingeschlafen. Erst gegen Abend kam das Männlein aus dem Keller und heulte und schrie: „Nun wird mein Großvater mich prügeln, weil ich mich verspätet habe!" Er vergaß in der Eile, seinen Krug mit- zunehmen, lief aus dem Hause und kam nie wieder. Der Krug wurde noch viele Jahre in dem Wirtshause aufbewahrt, und so lange er im Hause war, hatte der Wirt gute Kundschaft und verdiente viel Geld. Eine unachtsame Magd aber zerbrach den Krug, als sie das Zimmer ausfegte. Von der Zeit an war kein Glück mehr im Hause. Nach Winkelmann. 13. Graf Friedrichs Löwenkampf. Huuo war ein Graf des Ammergaues und wohnte zu Rastede. Er und seine ganze Familie führten ein gottseliges Leben. Zu der Zeit wollte der deutsche Kaiser Heinrich Iv. zu Goslar einen Reichstag halten und lud alle Fürsten und Grafen Deutschlands dazu ein. Weil Graf

6. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 29

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
M — 29 — Fräulein Maria von Aever. Um zehn und winters schon Um neun hört man es läuten Zu Jever in der Stadt. Was hat das zu bedeuten? — Das ist kein Nachtgeläut, Wie anderswo erklingt, Das ist ein Gruß, den uus Fräulein Maria bringt. Sie liegt nicht in der Gruft, Obwohl bestattet lauge. Vier Rosse vorgespannt, Im nnterird'schen Gange Durchfährt sie nnsre Stadt, Fährt nach Upjever schnell Zur Jagd. Man hört von fern Hifthörner und Gebell. Einst sprach Fräulein Marie: „Hört, Bürger, mein Verlangen! Ihr sollt zur Abendzeit, Wenn ich nun heimgegangen, Die Glocken ziehn und mein Gedenken immerdar!" Und also ist's geschehn Schon seit dreihundert Jahr. K. A. Mayer. 13. Graf Anton I. führt Schiffe über die Osenberge. Graf Anton I. von Oldenburg wollte Delmenhorst erobern. Die- Delmenhorster aber hatten gesagt: „Ebensowenig wie Schisse über die Osenberge kommen, ebensowenig werden die Oldenburger Delmenhorst erobern." Graf Anton sammelte in aller Stille 500 Streiter und zog an einem Abend auf Delmenhorst los, und zwar über die Osenberge; denn das war damals der gebräuchliche Weg dahin. Dem Zuge folgten mehrere Wagen mit Sturmleitern und lederneu Schissen. Noch vor Sonnenaufgang erreichten sie die Festung Delmenhorst, setzten mit den ledernen Schiffen über die Festungsgräben und eroberten die Stadt. Nach v. Halem. Erst im Jahre 1647 kam Delmenhorst für immer an Oldenburg. 16. Der Freiheitskampf der Stedinger. In früherer Zeit hatte Stedingen oft durch Überschwemmungen zu leiden. Da ließen die Erzbischöse von Bremen Ackerleute aus Holland kommen, die das Land eindeichten und fleißig bearbeiteten. Immer mehr Holländer zogen herbei und siedelten sich in Stedingen an. Das gewonnene Land erhielten sie als Eigentum, und nur geringe Abgaben hatten sie zu zahlen an den Erzbischos von Bremen. Sie lebten als freie Friesen und hatten selbstgewählte Richter. Ihren Fleiß sahen sie reich belohnt; das Land brachte immer mehr auf, und seine Bewohner wurden wohlhabend.

7. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 34

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 34 — ins Haus und erzählte das Wuuder seinem Herrn. Dieser befahl, schnell die Pferde vor deu Wagen zu spannen und alles andere liegen zu lassen. Kaum war der Wagen bestiegen, da drangen schon von Norden her die Meeresslnten heran, und nur mit Mühe und Not gelaugte der Prediger mit den Seinen auf eiueu Hügel bei Tossens, wo sie vor dem Wasser geborgen waren. Die Herren vom hohen Weg wurden samt ihrem gesegneten, frncht- baren Laude vou den Fluten verschlungen; nur eiue Sandbank ist übrig geblieben. Sie wird von den Schiffern sorglich gemieden, da schon manches Schiff und manches Menschenleben darauf verloren gegangen. Nach L. Strackerjan. 22. Die Sage von der Uisbeker Braut. 1. Zu Visbek auf der Heide Da stehu zwei Male von Stein; Die küsset der Mond, die fegen Der sausende Wind, der Regen Seit tausend Jahren rein. 2. Zu Visbek auf der Heide, Was rollt heran so schnell? Ein Wagen mit Hochzeitsgästen, Umflattert von grünen Listen. Ein Glöcklein klinget hell. 3. Und in der Gästen Mitte, Umfchallt von frohem Sang, Da sitzet die Braut, die holde; Es schimmert ihr Haar von Golde. Das Glöcklein klinget bang! 4. Sie sitzet bleich und zittert, Als wär's ihr Todesweg. Es folgt dem Zng ein Rabe. Was ringet die Hand der Knabe Dort seitwärts an dem Steg? 5. Und als der Zug vorüber, Da ruft der Knabe laut: . „O wehe, was hast du versprochen; Du hast mir das Herz gebrochen, Du falsche, schöne Braut!" 6. Sie sitzet bleich und zittert; Schon tancht das Kirchlein auf, Woher erschallt das Klingen. Sie schwingen die Hüf und singen, Das geht in hellem Lauf. 7. Schon rollt vom Dorfe drüben Der Bräutigam heran, „O Eltern," so ruft sie, „wehe! Ihr habt mich verlockt! Ich flehe Jetzt Gott um Rettung an. 8. Ihr gabt dem reichen Manne Mich hin im schnöden Kauf. Gewitter, erwach', erwache! Verzehre mich, Strahl der Rache! Du, Erde, thue dich auf!" 9. Da deckt sich schwarz der Himmel, Die Gegend schwarz, und lang Erschallet Gehenl und Stöhnen: Die Tiefen der Erde dröhnen. Das Glöcklein klingt so bang! 10. Und sieh, in Fels gewandelt, Den Geisterhand gebant, In Steine, die nie zerfallen, Mit ihren Genossen allen Sind Bräutigam und Braut. Ii. Zu Visbek ans der Heide Da steheu zwei Male von Stein, Die küsset der Mond, die fegen Der sausende Wind, der Regen Seit tausend Jahren rein. K. A. Mayer.

8. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 14

1913 - Oldenburg : Schmidt
14 Oldenburgische Geschichte für Schulen. Münster war mit feinem neuen Besitz von Cloppenburg und Friesoythe ein gefährlicher Nachbar geworden. Es bedeutete dagegen wenig, daß der Graf über die alten Landesgrenzen hinaus in der Nähe der friesischen Webe jenen Zipfel bis zur Friedeburg in Ostfriesland befaß, der jetzt Harpstedt südlich von Jeverland tief einschneitet, und das Amt Harpstedt, das von Pfandbesitz Hoya 1439 für ein Darlehn von 3550 Gulden in Pfand genommen war. Aber den Söhnen Graf Dietrichs, Christian, Moritz und Gerd, eröffnete sich als Eiben ihrer Mutter, der Prinzessin Heilwig von Holstein, die Aussicht auf reiche Hilfsquellen. Benutzten sie diese in geschickter Weise, so konnten sie ihrem Stammlande Segen bringen. Daß dies nicht geschah, lag zumeist an dem unruhigen Geist des Grasen Gerd. § 10. Graf Gerd und seine Brüder. Graf Gerd Ein Menfchenalter hindurch erfüllte dieser unruhige Mann feine und feine Familie, feine Untertanen, die Nachbarn und den reifenden Kaufmann der i $rüber Hansestädte mit banger Sorge. Es war, als wenn die Unrast der Zeit 1 40—1482 des Albrecht Achill von Brandenburg in ihn gefahren wäre. Bon feiner Mutter nahm er kaum eine deutliche Vorstellung mit in das Leben; als er auch den Vater verlor, war er erst zehn Jahre alt. Die Erziehung scheint darauf in der Hand des Grafen Adolf von Holstein-Schauenburg, des Bruders der Mutter, gelegen zu haben. Von dem bankerotten Erzbischof Graf Nikolaus haben die Söhne Graf Dietrichs, Christian, Moritz und Gerd. sicher nicht die besten Eindrücke erhalten. Es war für das oldenburgifche (itjnfticm r. Haus ein folgenschweres Ereignis, als Graf Christian, der älteste der Dänemark Srüber' 3um König von Dänemark gewählt wurde. Die Wanderung auf 1448,Täter ®uxo^a§ Throne begann, zunächst nicht zum Segen der baheimbleibenben auch von ®rqfetl Nachbem Gerb als Zwanzigjähriger die Regierung angetreten Norwegen und 6alb seine trotzige herrische Art gezeigt hatte, tierfeinbete er sich die und' Stifter Bremen und Münster und den Rat von Hamburg, ohne zu be-Schweden achten, daß hinter ihm geretbe bamals der Häuptling Ulrich von Norben ein neues Staatswesen herausbilbete, das naturgemäß nach der Herrschaft über die Jade- und Wefermatschert streben mußte, die boch längst als Ziel der olbenburgischen Politik erkannt waren. Dann tummelte er sich an der norwegischen Küste herum, um im Interesse seines Bruders Christian holländischen Kauffahrern aufzulauern. Da er wie dieser die Städte haßte, Zaubereien so begannen alsbald nach feiner Rückkehr feine weithin berüchtigten Räubereien auf der Lanbstraße im Delmenhorstischen, die von den Hansestäbten nach Hollanb führte. Es kam vor, daß er Kaufleuten, die das freie Geleit bezahlt hatten, auf dem Schloßhof zu Delmenhorst ihre Waren wegnehmen ließ; beklagten sie sich über biefen unerhörten Treubruch, so rief er höhnisch: „Hätte ich Euch nicht das Geleit versprochen, so wäret Ihr ja

9. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 17

1913 - Oldenburg : Schmidt
Graf Gerd und seine Brüder. 17 gefallen, unser Gras wurde nicht sein Statthalter aus friesischem Boden, sondern ist wenige Jahre später aus der Bahn geschleudert worden. Nach seiner Rückkehr begann das Getümmel von neuern. Wieder wurde die Sicherheit der Handelsstraßen gefährdet. Noch einmal errang Gras Gerd bei Paradies einen Ersolg. über 700 Bremer sielen in seine Treffen bei Hand als Gefangene, und mit dem Frieden zu Quakenbrück trat aus Paradies einige Zeit Ruhe ein. Es dauerte aber nicht lange, und der Streit brach 1476 wieder aus. Fast immer hatte bis dahin der Gras das Spiel in der Hand friede zu gehabt, jetzt hielt er sich mehr zurück. Die Rollen sind vertauscht, die ^uakenbrück Gegner dringen aus ihn ein; seit der junge Nesse Gras Jakob mündig geworden ist, gerät er unter seinen Einfluß und beginnt mit ihm den Straßenraub. Und wieder erhebt sich das alte Treiben. Gras Gerds „Totaster" liegen auf der Außenjade und der Weser, die Straße über Delmenhorst ist wieder so unsicher wie in den sünsziger Jahren. Es muß ein Ende gemacht werden. Bischof Heinrich, Hamburg und Lübeck treten zu einem Bündnis zusammen und unterstützen Stadland und Butjadingepfum den gräflichen Ausliegern die See zu sperren. Unter Beteiligung des Erz-stifts Bremen wird Delmenhorst belagert und trotz tapferer Gegenwehr . 1482 Ende Januar 1482 eingenommen und von Münster besetzt. Da auch Delmenhorst Oldenburg in Gesahr schwebte, so schlossen die Söhne Graf Gerds, Adolf verloren, und Johann, den Frieden, er mußte abdanken und ihnen die Regierung überlassen. Delmenhorst war verloren, Graf Jakob verließ mit drei an a Leidensgefährten das Schloß seiner Väter. Nicht ein Pserd ließ ihm der Bischof. So arm kam er nach Kopenhagen, daß er nicht einmal ein Paar Schuhe bezahlen konnte. Auf einer Schute, die ihm fein Better König Hans gegeben hatte, machte er dann seinem Groll gegen die Städte Lust, die ihn von Land und Leuten gebracht hatten, nahm ihnen Schiffe weg, beraubte sie und hängte die Schisser an den Daumen aus. Am Skorbut schwer erkrankt, wollte er nach Kopenhagen zurückkehren, wurde aber aus der See bet Bergen vom Tod dahingerafft. Gras Gerd hielt sich nachher im Kloster Rastede aus und brachte in der Krypta zu St. Annen unter dem Chor der Dorfkirche viel Zeit mit Beten zu. Seine Gegner waren froh, daß „der Straßenfchinder, der niemand Glauben hielt und manchen zum armen Manne machte", endlich beseitigt war. Die Bauern in Holstein verehrten ihn mit auffallender Anhänglichkeit. Er war wegen seiner Tapferkeit berühmt, eine unruhige, haßerfüllte Rittererscheinung voll Leben und Bewegung, aber ohne die Gabe, abzuwarten und spät reisende Früchte der Staatskunst zu ernten. Sein Körper war schlank und kräftig gebaut, fein Antlitz schrecken-erregend. Kostbare Gewänder liebte er nicht, wohl aber umschlang die goldene Ritterfette seinen Hals, das Schwert hing stets an seiner Seite. Er hat der Grafschaft Oldenburg schweren Schaden zugefügt und durch fein gewalttätiges Auftreten so viele Gegensätze aufgerührt, daß er die Waffen strecken mußte und feinen Söhnen eine Erbschaft hinterließ, zu deren R üthning, Oldenburgische Geschichte für Schulen. 2

10. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 23

1913 - Oldenburg : Schmidt
Die Zeit der Reformation. 23 Es ist doch merkwürdig, daß die oldenburgischen Grafen dieser Periode wiederholt in den Lauf der großen Verhältnisse Eingriffen. Schon 1535 Die hatte der Propst von Sankt Willehadi, Gras Christoph, im Kubischen Grafenfehde Dienst Kopenhagen besetzt und jene furchtbare, leidensvolle Belagerung 1535/,)<’ der Stadt durch König Christian Iii. heraufbeschworen, aber wie sem Großvater Gras Gerd aus dem Bereiche der dänischen Monarchie weichen müssen. Dem König Friedrich Ii. und feinem Oheim Johann Adolf, dem Ahnherrn der Herzöge von Holstein-Gottorp, hals Gras Anton I. im Dithmarscherkriege. Ec kämpfte in der «Schl icht bei Meldorf selbst im Dithmaricher-wildesten Getümmel, und bei Heide, wo sich das Schicksal der Dithmarscher krieg erfüllte, erhielt er eine tiefe Wunde unter dem Kinn. So vernichtete hier 1559 das Haus Oldenburg den letzten Hort bäuerlicher Freiheit. Gras Anton hatte gehofft, daß die dämfchen Verwandten in die weibliche Erbfolge des Grafen-haufes willigen würden, sie hielten aber ihre Erbansprüche auf Oldenburg und Delmenhorst aufrecht und erlangten aus dem Reichstag zu Speier 1570 vom Kaiser die Anerkennung ihres Rechtes. Seinen Untertanen war Gras Anton ein „schwerer Herr"; besonders die Rüstringer Friesen, die von feinem Vater unterworfen waren, ließ er Die Rüstringer feine Faust fühlen, um ihnen alle Gelüste, sich wieder freizumachen, gründlich auszutreiben. Die Erbitterung der Bauern stieg so sehr, daß sich auf ihre wiederholte Klage der Herzog von Braunfchweig als Lehnsherr einmischte und sich ihrer willig annahm, zumal da viele Leute durch die schreckliche Allerheiligenflut an den Bettelstab gebracht waren. Aber Allerheiligen-Gras Anton lenkte nicht ein. Sein Tod wurde in den Wesermarschen als ^ut eine Erlösung von unerträglichem Drucke empfunden. Alles in allem war er eine starke soldatische Natur. Im Streit mit seinen Brüdern Johann, Georg und Christopl) hat er die Einheit des Staates gewahrt. Manche Faust hat sich gegen ihn geballt; denn von Ansang an hatte er nur seinen Vorteil im Auge. Das eingezogene Kirchengut verwendete er nicht sür Schulen, Kirchenbauten oder Armenpflege. Daß die Einheit des religiösen Bekenntnisses gewahrt wurde, war sem Verdienst. Am Ende seiner Regierung war er das Oberhaupt eines streng monarchischen, einheitlichen Staates. Und doch war manches in Unordnung geraten: es fehlte an einem Superintendenten, der Posten eines Kanzlers, des höchsten Richters, wurde nicht besetzt, Landgerichte wurden nicht mehr ordentlich gehalten, das Gras Anlon I. Deichwesen lag danieder. Den Adel hielt auch er am Boden. Denn da 11573 er reich war, so brauchte er sich keine Steuern bewilligen zu lassen. Eingeschüchtert und wirtschaftlich gebrochen ging dieser Stand aus dem 16. Jahrhundert hervor. Zwei Jahre nach Gras Anton starb hochbetagt die Beherrscherin des Jeverlandes, Fräulein Maria, aus dem alten Häuptlingsgeschlechte Fräulein die letzte, nachdem sie Fürsorge getroffen hatte, daß ihr fruchtbares Maria Ländchen nicht an das ihr verhaßte oftfriefifche Herrscherhaus, sondern an üon ^cver den ältesten Sohn ihres Vetters von Oldenburg fiel. Ihrem Drosten ' lj7°
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