14. Das westelbische Tiefland. 293
anstauende Flut geschlossen. Außerdem ist an der Innenseite der Deich-
schleuse ein zweites Thor angebracht, das geschlossen werden kann, wenn
man in trockenen Zeiten das Wasser sammeln will.
Warum haben die Ma rs chb ew o h n er ihre Wohnungen
vielfach aus künstlich errichteten Hügeln angelegt? In
früheren Zeiten waren die Deiche niedrig und schwach und gewährten daher
nicht genügend Schutz vor den anstürmenden Meeressluten. Es traten häufig
Überschwemmungen ein. durch die nicht nur die Felder verwüstet, sondern
anch die Wohnungen weggerissen und viele Menschen getötet wurden. Um
nuu wenigstens Leib und Leben, Hab und Gut vor den wilden Fluten zu
sichern, warf man künstliche Hügel aus und baute auf diese die Wohnungen.
Wie ist wohl der Verkehr in den Marschen möglich? Der
Verkehr in den Marschen ist ziemlich schwierig, besonders im Frühjahr und
Herbst, weil zu dieser Zeit alle Wege aufgeweicht sind. Dann ist ein
Fortkommen nur zu Pferde möglich; juug und alt, Mann und Weib reitet
dann. Daher sind neben den Thüren jedes Hauses zwei eiserne Ringe be-
festigt, an denen die Marschbewohner ihre Reitpferde anbinden, wenn sie
von einer Wurte zur andern reiten. Die Anlage von festen Straßen ist sehr
kostspielig, da es in der Marsch an Steinen fehlt; selbst Findlinge sind nicht
vorhanden. Zum Wegebau benutzt man hier und ebenso wie in den Moor-
gegenden harte Ziegelsteine. Auch die Binnendeiche werden als Wege benutzt.
Welchen Einfluß hat die Eigenart des Landes wohl
auf den Charakter der Bewohner ausgeübt? Tie Bewohner
der deutschen Nordseemarschen sind Nachkommen der alten Friesen, von denen
wir im Geschichtsunterrichte des öfteren gehört haben. (Wann?) Die alten
Friesen waren durch den steten Kampf mit den Meeresfluten kühn, besonnen
und thatkrästig geworden, die ihre Heimat, die sie den Fluten des Meeres
abgerungen und in schwerem Kampfe gegen dieselben verteidigt hatten, über
alles liebten und gegen jeden Feind verteidigten. (Vergl. Römerkämpfe,
Normannenkämpfe, Kampf gegen das Christentum, Sachsenkriege Karls d. Gr.
u. s. w.) Auch der Marschbauer der Gegenwart erinnert in seinem Wesen
noch sehr an seine tapferen Vorfahren. Wie diese ist er ernst und gemessen,
liebt seine Heimat über alles und zeigt keine Neigung für Umherziehen,
sondern ist mit allen Fasern seines Herzens an die heimatliche Scholle ge-
fesselt, der er entsproß. Er bält fest an den althergebrachten Sitten und
Gebräuchen und offenbart eine gewisse Abneigung gegen alle Neuerungen.
Dabei ist er stolz, eigensinnig und rechthaberisch.
Zusammenfassung: Die Nordseemarschen. (Marschbildung und Marsch-
eindeichnng. — Marschentwässerung und Marschverwertung. — Marsch-
wohnungen und Marschbewohner.)
Rückblick.
Die Fruchtauen Niedersachsens.
1. Die Magdeburger Börde.
2. Das Braunschweiger Fruchtland.
3. Die Münsterbucht.
4. Die Nordseemarschen.
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1. Die Alpen, der südliche Grenzwall Deutschlands. 13
güssen begleitet. An allen Seiten der kahlen Felsen rinnen die Wasser herab
sammeln sich in den Fnrchen zu Bächen und vereinigen sich zum wilden
Bergstrom, der in der Schlucht hinabbraust, Schutt und Geröll, Felsblöcke
und Bäume mit sich fortreißt und donnernd in die Tiefe stürzt, Wiesen
und Felder, Dörfer und Städte überflutend und zerstörend. Das plötzliche
Tauwetter im Frühjahre wird nicht selten durch den heißen, trockenen Föhn
hervorgerufen, der von den Hochalpen in die nördlichen Alpenthäler herab-
weht. Dieser heiße Wind steigert sich oft zum Orkan und entwickelt zuweilen
eiue solche Hitze, das das Holzwerk der Hänser austrocknet, und schon manches
Alpenstädtchen ist bei Föhn gänzlich niedergebrannt.
Wie schützen sich die Alpenbewohner vor solchen Ge-
fahren? Um das Abrutschen der Schneefelder zu verhüten und den Schnee
zu bannen, hat man Wälder angepflanzt (Bannwälder); auch hat man Erd-
und Steinwälle ausgerichtet. An vielen Stellen nagelt man auch die Schnee-
selder fest, indem man auf der ganzen geneigten Fläche Pfähle in den
Boden schlägt. Dadurch verhindert man, daß bei der Schneeschmelze das
ganze Lager auf einmal in Gang gerät, und verringert so die Gefahren.
Die Häuser sucht man dadurch zu schützen, daß man dieselben an den Haug
baut und die Dächer an die Bergwand anlehnt und dieselben außerdem mit
schweren bemoosten Steinen belegt. (Bild eines Alpenhauses!)
Welchen Einfluß hat die Alpennatur wohl auf die Be-
wohn er des Gebirges gehabt? Die harte angestrengte Arbeit, an
die der Alpenbewohner von Jugend aus gewöhnt wird, macht den Körper
kräftig und widerstandsfähig gegen die wechselnden Einflüsse der rauhen
Witterung; in dem steten Kampfe gegen die mancherlei Gefahren, denen der
Alpenbewohner ausgesetzt ist, werden Mut und Unerschrockenheit, Entschlossen-
heit und Kühnheit, Gottvertrauen und frommer Sinn geweckt. Dadurch,
daß die Bewohner mehr als in anderen Gegenden aufeinander angewiesen
sind zu gegenseitiger Hilfeleistung, entwickelte sich in den Alpenbewohnern
ein mildthätiger Sinn, der jederzeit zu helfen bereit ist. Die lange Winter-
ruhe bot den Alpenbewohnern Zeit und Anregung, sich in allerlei Hand-
fertigkeiten auszubilden, und die schönen Schnitzereien aus Holz und Bein
legen deutlich Zeugnis ab von ihrer großen Geschicklichkeit.
Zusammenfassung: Das Leben in den Alpen. (Alpennatur und Alpen-
besiedelung. Alpenbewohner und Alpenbeschäftigung. Alpeugefahreu.)
Und trotzdem werden die Alpen alljährlich von so vielen Fremden
besucht?
4. Warum werden die Alpen alljährlich von so vielen Fremden
besucht?
Woher wissen wir, daß alljährlich die Alpen von vielen
Fremden besucht werden? Alljährlich werden von der Eisenbahn-
direktion von Leipzig aus dreimal Sonderzüge nach den Alpen abgelassen.
Diese Züge fahren auch durch Altenburg, und gar viele Bewohner unserer
Stadt benutzen diese Züge, um nach den Alpen zu reisen. Welches Gebirge
wird denn auch viel von Fremden aufgesucht? (Thüringer Wald.) Warum?
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n. Kom bis zu den punischen Kriegen.
§ 47. Koratrus Gocteg und Mucius Scävola. Aus Haß
gegen die Römer regte jetzt der vertriebene Tarquimus Snperbus den Porsenna, König der Etrusker, gegen Rom auf. Dieser zog mit einem großen Heere gegen die Stadt heran, um sie zu erobern. Schon war er bis znm rechten Tiberuser vorgedrungen, da stellte sich Horatius Cocles, eiu tapferer Römer, ganz allein der Uebermacht an der Tiberbrücke entgegen und verteidigte dieselbe so lange, bis sie von seinen Genossen hinter ihm abgebrochen war. Dann springt er in voller Rüstung iu den Fluß und entkommt mit heiler Haut den tödtlichen Geschossen, welche die Feinde ihm nachschicken.
Eine andere kühne Tat vollbrachte ein anderer Römer, mit Namen Mucius Scävola. Porsenna schloß nämlich Rom ein, um es durch Hunger zur Uebergabe zu nötigen. Schon wollte man sich ergeben, da faßte ein Jüngling, Mucius Scävola, den Entschluß, sich als Bauer zu verkleiden, sich in das Lager der Feinde zu schleichen und den Porsenna zu ermorden. Unangefochten gelangte er zum Zelte des Königs, wo gerade Sold ausgezahlt wurde. An einem Tische sitzen der König und sein Schreiber, jener einfach, dieser prächtig gekleidet. Mucius glaubte deshalb, der Schreiber sei der König und stieß ihn nieder. Sofort ward er ergriffen und nach seinem Namen gefragt. Mucius nannte sich und sprach: „Als Feind wollte ich den Feind tobten und scheue den eigenen Tod nicht, denn herzhaft handeln und herzhaft leiden ist Römersitte. Und wisse, o König, nicht ich allein, eine große Anzahl Jünglinge hat sich wieder dein Leben verschworen, in jeder Stunde wird ein Mörder dich mnlauern!" Der Erzürnte drohte mit dem Feuertode, wenn ihm Mucius nicht die ganze Verschwörung näher enthülle. Da reckte der Römer, um dem Könige zu zeigen, wie wenig er den Feuertod scheue, den Arm aus und ließ ihn über der lodernden Flamme des Herdes verkohlen. Voll Erstaunen schenkte ihm Porsenna das Leben und schloß mit den Römern Frieden. Freilich mußten die Römer einen beträchtlichen Teil ihres Gebietes abtreten und edle Jungfrauen als Geiseln stellen. Clölia aber, eine derselben, entführte sie dem Könige wieder, indem sie den Tiberstrom mit ihren Gefährtinnen durchschwamm. Auch das dem Porsenna abgetretene Gebiet eroberten die Römer wieder, als der König gegen andere Städte empfindliche Niederlagen erlitt. ■—- Wenn auch die Geschichten von Horatius Cocles, Mucius Scävola, der Clölia und andere, sagenhast sein mögen, so zeigen sie uns doch, wie tapser, ausdauernd und todesverachtend die Römer waren, wenn es galt, ihrem Vaterlande, zu dienen, und wir können uns daher nicht wundern, daß Rom bald der mächtigste Staat Italiens war.
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größere Volksstämme aus ihnen bildeten. Alle Deutschen aber zeichneten sich ^ durch eine große Freiheitsliebe aus, und daher kam es daß sie mit den Römern, welche alle Völker unterjochen wollten in Kampf gerieten. '
§ 68. Arrmnius. Die ersten deutschen Völker, welche mit den Jiömern kämpften, waren, wie wir sahen, die Cimbern und Teutonen Daß später der König der Sueven, Ariovistns, in Gallien eingefallen war, aber von Julius Cäsar geschlagen wurde, haben wir ebenfalls schon oben gesehen. Ja, als Cäsar todt war, überschritten die Römer sogar den Rhein und eroberten das nordwestliche Deutschland. Wie es dieselben in andern von ihnen unterworfenen Ländern machten, so machten sie es auch hier. Sie steckten die germanischen Jünglinge in die römischen Heere, so daß sie in fernen Ländern kämpfen mußten, sie erhoben Steuern, Ivährend doch die Deutschen noch nie solche gezahlt hatten, ja sie wollten unsere Vorfahren sogar zwingen, die römischen Gesetze und die römische (lateinische) Sprache anzunehmen. Ganz besonders hart und grausam erwies sich gegen die unterworfenen Germanen der römische Statthalter Oninctilius Varus, und es war daher nicht zu verwundern, wenn ■(ich jene darnach sehnten, das römische Joch wiederabzuschütteln. Nun war damals in der Umgebung des Varns ein Cheruskerfürst, mit Namen Arminins, fälschlich Hermann genannt • er war der Sohn des Segimer. Mehrere x>ahre hatte er sich mit anderen deutschen Jünglingen in Rom aufgehalten, wohin man ihn als Geisel gebracht hatte. Hier in Rom hatte er das römische Kriegswesen gründlich kennen gelernt, hatte auch in mehreren römischen Kriegen mitgefochten und sich die Würde eines römischen Ritters erworben. Darauf war er in fein Vaterland zurück-gekehrt. Aber mit tiefer Trauer sah er, wie fein Volk von den Römern unterdrückt ward, und er kam auf den Gedanken, fein Vaterland zu befreien. Heimlich leitete er Verbindungen mit andern deutschen Fürsten ein und gewann sie für die gemeinsame Sache. Varns ahnte nichts, und als ihm Segestes, Arminins eigener Schwiegervater, die Verschwörung verriet, so glaubte er nicht daran, sondern baute fest auf die Treue des jungen Fürsten und erkannte seinen Irrtum nicht eher, als bis ihm Arminins bereits mit den Deutschen in offenem Felde gegenüberstand. So kam es zu der großen Schlacht im Teutoburger Walde, nicht weit von der heutigen Stadt Detmold (10 n. Chr. Geb.). Schrecklich wütete hier der Kampf, und das ganze Heer des Varus, gegen 40,000 Ncaun stark, ward niedergehauen, nur wenige entkamen. Varns selbst stürzte sich ans Verzweiflung in fein Schwert. Niemals ist seitdem wieder ein Landstrich des nördlichen Deutschlands von den Römern beherrscht worden, und noch jetzt müssen wir Deutsche uns des Sieges im Teutoburger Walde sreuen, denn es ist anzunehmen, daß unsere deutsche Sprache und Sitte von den Römern ganz und gar unterdrückt
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Cäsar Oninctilius_Varus Varus Hermann Varus Varns
Extrahierte Ortsnamen: Ariovistns Gallien Rhein Deutschland Rom Rom Detmold Deutschlands
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belagerte es. Endlich nahm er es mit Sturm, nachdem es die Einwohner selbst angezündet hatten (146 v. Chr. Geb.). So verbrannte die herrliche Stadt; Scipio selbst soll dabei Tranen vergossen haben, er konnte sich des traurigen Gedankens nicht erwehren, daß auch Rom einst ein ähnliches Schicksal treffen werde. Die Einwohner Carthagos kamen fast alle um; über die Stelle, wo die Stadt gestanden hatte, ward der Pflug gezogen, zum Zeichen, daß an diesem Platze nie wieder menschliche Wohnungen errichtet werden sollten. Das carthagische Gebiet ward römische Provinz, das heißt ein den Römern unterworfenes Land.
Iv. Marius und Sulla.
§ 56. Wom nach den pnnischen Kriegen. Durch die vielen und großen Eroberungen, die die Römer machten, dehnte sich das römische Gebiet immer weiter aus. Etwa 100 Jahre v. Chr. Geb. gehörten schon fast alle Länder, welche am großen Mittelmeere liegen, zum römischen Reiche. Die einzelnen römischen Provinzen wurden von römischen Statthaltern verwaltet, welche nicht selten die Einwohner bedrückten und sich durch große Summen, die sie von ihnen erpreßten, bereicherten. Auch in die römische Staatskasse flössen ans den Provinzen ungeheuere Summen zusammen. Daher kam es, daß sich die meisten Römer einem verschwenderischen, sittenlosen und schwelgerischen Leben ergaben. So wurden Laster aller Art vorherrschend; derjenige, der am meisten Geld hatte, hatte auch den meisten Einfluß, wenn er nur freigebig war. Die Vornehmen maßten sich einen übermäßigen Einfluß auf die Staatsangelegenheiten an, weil sie eben das Geld für Bestechungen nicht scheuten. Sogar die hohen Staatsämter wurden von den Vornehmen für Geld erreicht. Der numidifche König Jugurtha, welcher durch Bestechung in Rom einst alles, was er wünschte, erreicht hatte, soll die Stadt mit den Worten verlassen haben: „Rom ist feil, wenn sich nur ein Käufer
findet." — Auch innere Unruhen, Bürgerkriege, brachen nicht selten aus, weil einzelne römische Große den Zweck verfolgten, sich zu Herren des ganzen römischen Reiches zu machen und das Volk zu beherrschen. Dieses gelang zuerst einem vornehmen Römer, mit Namen Cornelius Sulla, welcher sich mit Hilfe der Vornehmen zum Alleinherrscher machte, nachdem derselbe den Widerstand eines andern Römers, der an der Spitze der Volkspartei stand, des Cajus Marius, durch einen schweren Krieg beseitigt hatte.
§ 57. Warius. Die Gimöern und Teutonen. Cajus Marius war zu Arpinum in Latium geboren. Er war der Sohn eines Bauern und von rauhem Charakter, aber von unbändiger Ehrsucht beseelt. Durch seiue große Feldherrngeschicklichkeit brachte es dieser Mann zu den höchsten Ehrenstellen in seinem Vaterlande, und er war von der Vorsehung da-
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Extrahierte Personennamen: Scipio Scipio Marius Marius Sulla Cornelius_Sulla Sulla Cajus_Marius Marius Cajus_Marius Marius
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Leute den wißbegierigen Knaben an den Rhein, ans dessen Wellen sich ein prachtvolles Schiff Hannos schaukelte. Heinrich äußerte den Wunsch, das schöne Fahrzeug näher zu betrachten. Sofort ward ihm der Wunsch
erfüllt. Kaum aber war er am Bord des Schiffes, so segelte dasselbe fort und schlng den Weg nach Köln ein. Zwar sprang der entschlossene junge König in das Wasser, um zu entfliehen, allein er ward wieder herausgezogen und nach Köln geführt. So brachte der falsche Hanno den königlichen Knaben in seine Gewalt und erzog ihn mit großer kirchlicher Strenge. Daß dadurch der Erzbischos seine Absicht erreichte und als Erzieher des Königs großes Ansehn gewann, läßt sich leicht denken. Die unglückliche Kaiserin Agnes war aber über den Ranb ihres Kindes außer sich; ans Gram verließ sie Deutschland, um in Rom hinter den Mauern eines Klosters Trost zu suchen. Hanno erregte aber bald den Neid der andern Erzbischöfe, welche ebenfalls au der Erziehung des Königs teilnehmen wollten. Zudem war Heinrich selbst mit der Strenge, mit welcher er von Hanno behandelt ward, nicht znsrieden. Deshalb entfloh er zu dem Erzbischof Adalbert von Bremen, wo sich dem leichtsinnigen Jünglinge eine neue Welt eröffnete. War Hauuos Erziehung zu streng gewesen, so war die Adalberts mm viel zu gelinde.-Feste, Gelage und Freuden aller Art wurden dem jungen Fürsten bereitet; alle Neigungen und Leidenschaften begünstigte und sckürte der Erzbischof, um feinen Zögling desto sicherer beherrschen zu können. Es dars uns daher nicht Wunder nehmen, wenn Heinrich ohne feste sittliche Grundsätze aufwuchs, da ihm jetzt Adalbert das als recht und gut darstellte, was früher Hanno als schlecht und böse bezeichnet hatte.
§ 88. Keimichs Krieg gegen die empörten Sachsen. Am meisten aber hat Abalbert von Bremen babnrch verschuldet, daß er den König zum Haß gegen die Sachsen entstammte, mit deren Herzog der Erzbischof in fortwährendem Streite lag. Dieser Haß des Königs gegen die Sachsen hatte später für ganz Deutschland die schlimmsten Folgen. Als nämlich Heinrich mündig geworden war und die Regierung angetreten hatte, hielt er sich meist, wie sein Vater, im Sachsenlanbe (am Harzgebirge) auf. Er baute hier viele königliche Schlösser und Burgen, was die Sachsen gegen den König ausbrachte, weil sie diese Burgen als Zwingburgen ansahen. Auch beschwerten sie sich über die harten Steuern, welche sie bezahlen mußten. Als nun der König den Sachsenherzog. Magnus plötzlich gefangen nehmen ließ, weil er demselben nicht tränte,, machten die Sachsen einen Auf stand und der König mußte ans Sachsen fliehen und wäre beinahe gefangen worden. Nun war Heinrich Iv. nicht abgeneigt, mit dem aufständischen Bolke einen Vergleich einzugehen. Als aber dieses die königlichen Burgen zerstörte und sogar auf bet Harzburg die Gebeine der bafelbst beerdigten Glieder der königlichen Familie ruchlos umherstreute, geriet der beleidigte Fürst in den äußersten.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Hanno Agnes Hanno Heinrich Heinrich Hanno Heinrich Heinrich Hanno Keimichs Heinrich Heinrich Magnus Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschland Rom Bremen Sachsen Sachsen Sachsen Deutschland Sachsenlanbe Harzgebirge Sachsen Sachsen Sachsen Harzburg
-Zorn, und nun war nicht mehr an Versöhnung zu denken. Dem Ans-stände der Sachsen schlossen sich auch die Thüringer an, welche über drückende Äbgaben klagten. Mit einem gewaltigen Heere rückte der -König heran, und es kam zu der großen Schlacht bei Langensalza <in der Unstrut in Thüringen (von einer früheren Ortschaft in der Nähe auch Schlacht bei Hohenburg genannt), wo die Sachsen und Thüringer eine große Niederlage erlitten und Tausende von ihnen ihren Tod fanden (1075). wachsen mußte sich nun dem König unterwerfen, der ein strenges Strafgericht über das unglückliche Volk ergehen ließ. Da wandten sich die Sachsen in ihrer Not an den Pabst und baten denselben, ein gutes Wort für sie bei Heinrich einzulegen.
§ 69. Hregsr Vii. Wir sahen, daß es die Päbste waren,
welche den deutschen Königen die römische Kaiserkrone aufsetzten. Natürlich Chatte das nur den Sinn, daß der höchste weltliche Herrscher der Christenheit von Gott selbst, vou dem ja alles kommt, durch die Hand des obersten Priesters die Krone empfieng. Später aber legten es die Päbste anders aus, sie behaupteten, weil sie es seien, welche den König krönten, hätten sie auch darüber zu bestimmen, wer Kaiser werden solle und wer nicht; mit andern Worten, sie behaupteten, die geistliche Gewalt stehe höher als die weltliche und Könige und Kaiser müßten ihnen untertan sein. Um das glauben zu machen, brachten sie falsche Schriften alter Bischöfe vor, in welchen behauptet ward, Christus selbst habe angeordnet, daß die Nachfolger des heiligen Petrus (die Päbste) über alle Welt richten dürften. Diese Behauptung mußten aus Befehl der Päbste die Priester und Bischöfe in allen Ländern unter das Volk verbreiten, itnb so bauerte es gar nickt lange, so glaubte basselbe bar an und hielt die päpstliche (Gewalt für eine höhere als die kaiserliche. Befahl nun der Pabst etwas, was der Kaiser verboten hatte, so gehorchte das Volk dann gewöhnlich dem Pabfte und nicht dem Kaiser, sondern siel von demselben ab. Sc gewannen die Päbste immer mehr Macht. Derjenige aber, der zuerst die vollkommenste Herrschaft über alle Könige und Fürsten sich anmaßte, war Gregor Vii. Dieser Mann war von Geburt ein Italiener und zu Savoua geboren. Sein Vater soll ein Zimmermaim gewesen sein. Zuerst finden wir ihn als Mönch im Kloster Clngny in Burgund. Von hier kam er als Priester nach Rom, wo er sich bald durch seine Sittenstrenge und Klugheit solches Ansehen zu verschaffen wutzte, daß man ihn mit den wichtigsten Geschäften betraute. Fünf Päbste wurden durch feinen Einfluß gewählt und immer wußte er es so einzurichten, daß man nur solche wählte, welche in seinem Sinne regierten. Endlich erhob man ihn selbst zum Pabst und nun legte er seinen eigentlichen Namen Hilbebraub ab und nannte sich Gregor Vh. (1073.)
§ 90. Gregors Kirchenregiment. Es läßt sich nicht leugnen, daß damals mannichfache und schwere Mißstände in der Kirche einge-
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Langensalza Hohenburg Sachsen Sachsen Burgund Rom Gregors
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Wenzel behielt nur Böhmen und Mähren. Auch andere deutsche Fürsten demütigte Rudolf, besonders den kriegerischen Grafen Eberhard von Wirtemberg, der sich Gottes Freund und aller Welt Feind nannte. Den meisten Ruhm aber erwarb sich der König dadurch, daß er in Deutschland wieder Ruhe und Frieden herstellte. Überall schritt er gegen die Friedensbrecher strenge ein. In Thüringen allein zerstörte er 66 Raubschlösser und ließ 29 Ritter, welche Straßenraub getrieben hatten, aufhängen. „Keinen halte ich für adlich," sagte er, „der von Raub und unehrlicher Hantierung lebt." Seine Leutseligkeit und Biederkeit sind sprichwörtlich geworden, jederman konnte vor ihn hintreten und seine Klagen anbringen. Einfach und ohne Prunk wie er war, verkehrte er gern mit dem gemeinen Manne. In seinem prunklosen Anzuge ward er häusig verkannt. So hielt ihn einst eine Bäckersfrau in Mainz, bei welcher er sich am Ofen wärmte, für einen gemeinen Kriegsknecht und behandelte ihn als solchen, was dem König großen Spaß bereitete. Auch in seinen Speisen war Rudolf sehr mäßig und teilte im Felde alles mit seinen Soldaten. — Mit dem Pabste stand Rudolf auf dem besten Fuße, weil er es klug vermied-, sich in die italienischen Händel einzumischen. „Italien", sagte er, „ist eine Löwengrube, in die zwar viele Spuren den Eingang, aber keine den Ansgang zeigen." Hochgeehrt weit und breit starb der König zwischen Germersheim und Speier am Rhein. Zu Germersheim saß er beim Schachspiel, als er den Tod nahe fühlte. Da rief er:^ „Wohlan, auf nach Spei«:!" denn er wußte, daß man ihn zu Speier bestatten würde. Ehe man aber Speier erreichte, verschied er (1291). 1 '
§ 103. Per Aufstand bet Schweizer. Nach Rudolfs Tode wählten die deutschen Fürsten den Grasen Adolf von Nassau zum Könige (1291 — 1298). Da sich derselbe aber in mehreren Dingen den Fürsten nicht willfährig genug erwies, so entsetzten sie ihn wieder des Thrones und stellten Rudolfs I. Sohn, Albrecht I., als Geaenkönia auf (1298—1308). Adolf verlor Krone und Leben in der Schlacht bei Göllheim. Albrecht war tapfer und entschlossen wie sein Vater aber es fehlte ihm dessen Leutseligkeit und Milde. Seine Härte trat ganz besonders hervor bei seinen Streitigkeiten mit den Schweizern Rudolf I. war nämlich von den drei Kantonen Uri, Schwyz und Unterwalden zu ihrem Schirm^ oder Schutzherrn gewählt worden, Albrecht aber benahm sich^ gegen dieselben wie ein unumschränkter Herr, der sie ganz und gexi' dem Herzogtume Oesterreich einverleiben wollte. Die Schweizer aber wollten sich ihre Freiheiten nicht nehmen lassen, sie wollten wohl beim deutschen Reiche bleiben, aber nicht österreichisch werden. Da ließ Albrecht Zwingburgen harnn und schickte Landvögte, welche das Schweizervolk arg bedrückten. Der eine dieser Landvögte hieß von Landenberg, der hatte zu Sarnen in Unterwalden seinen Sitz, der andere war Geßler Wolff, Leitfaden z. allg. Gesch. 2. Aufl. ß
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Eberhard_von_Wirtemberg Gottes Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs Adolf Rudolfs_I. Albrecht_I. Albrecht_I. Adolf Adolf Albrecht Rudolf_I. Albrecht Albrecht Albrecht Geßler_Wolff
ant roten Meere, besonders im Süden der Halbinsel. Deswegen nannte man diese Küstenstriche früher auch das glückliche Arabien. Bedeutende Flüsse hat das Land nicht, das Klima desselben ist heiß. _ Die hauptsächlichsten Städte Arabiens sind Medina und weiter südlicher Mekka, beide im Westen. — Seit uralten Zeiten wohnten in diesem Lande die Araber, ein den Israeliten verwandtes Volk.^ Sie waren in viele Stämme geteilt und führten ein wanderndes Hirten- und Nomadenleben Die in der Wüste herumstreifenden Araber nannte man gewöhnlich Beduinen. Wie jedes Naturvolk zeichneten sich die Araber durch manche gute Sitte aus. Sie waren tapfer, ehrltebend und treu in ihrer Liebe und Freundschaft. Gegen Fremde übten sie unbegrenzte Gastfreundschaft. Kampf war ihre größte Lust, deswegen führten auch die einzelnen Stämme unter einander fortwährend blutige Kriege, welche Läufig erst mit der gänzlichen Vernichtung des einen oder des andern Stammes endeten. War ein Araber beleidigt worden, so ruhte er nicht eher als bis er diese Beleidigung blutig gerächt hatte, und so kam es nicht selten vor, daß sich ganze Familien aus diese Weise gegenseitig aus dem Wege räumten (Blutrache). Dem Gesänge und der Dichtkunst war dieses Volk sehr ergeben. Viele Sitten und Gebräuche der Araber erinnern uns an unsere Vorfahren, die alten Deutschen, nur im Aeußent unterschieden sich die beiden Völker bedeutend. Denn während der Germane hohen, starken Wuchses war, mit hellblonden Haaren und blauen Augen, war der Araber schmächtiger, aber dennoch kraftvoller Statur, mit schwarzen Haaren und kohlschwarzen Augen. — Arabien war von den Römern nur zum allerkleinsten Teile erobert worden Bald ab r sollte es Dahin kommen, daß die Araber selbst einen großen Teil der Länder des ehemaligen römischen Reiches stch aneigneten Der Mann, der einen gewaltigen Umschwung unter seinen arabischen Landsleuten hervorbrachte und diese Eroberungen vorbereitete, war Mohanud.
8 109. Mohamed. Mohamed war um 5 < 1 tt. Lht\ Geb. zu Mekka geboren. Er gehörte dem edlen Stamme der Koreischiten an, welchem die Bewachung der Kaaba, des ammsche^ übertragen war. Die Kaaba ist nämlich ein schwarzer Stein; derje b war ursprünglich weiß gewesen und war der Sage nach von den Engeln dem Abraham zum Bau des Tempels in Mekka gebracht, aber von den Tränen die Abraham um die Sünden der Menschen vergossen hatt, war er schwarz geworden. Mohamed verlor seine Eltern früh und ward von seinem Oheim zum Kaufmann erzogen. Als solcher unternahm er viele Reisen in ferne Gegenden und lernte auf denselben die verschiede -ften Länder und Religionen kennen. Nachdem er stch mit der reichen Kaufmannswittwe Kadidfcha verheiratet hatte, führte er em znru lg-zogenes und beschauliches Leben. Er floh die Menschen u d hte t stch wochenlang in der Wüste auf. Bald reifte tn ihm der Entschluß, Der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Mohamed Mohamed Abraham Abraham Mohamed Kaufmannswittwe_Kadidfcha
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§ 118. Khristsph ßotumöus. Um dieselbe Zeit kam ein anderer
Mann auf den Gedanken, daß man den Weg nach Ostindien auch noch nach einer andern Richtung hin, als um Afrika herum, finden müsse. Dieser Mann war Christoph Columbus. Er war der Ueberzeugung, daß die Erde Kugelgestalt besitze, und so vermeinte er, man müsse Indien ebenso gut erreichen können, wenn man stets nach Westen fahre. Columbus war zu Genna in Italien geboren. Schon als Knabe widmete er sich dem Seemannsberufe. Von seinem vierzehnten Jahre ab war er beständig zur See. Auf portugiesischen Schissen machte er mehrere Entdeckungsreisen mit und galt bald bei allen Kundigen als einer der
kühnsten Seefahrer. Seiner Vaterstadt Genua wollte er den Vorteil und die Ehre seines Unternehmens zuwenden, aber teils scheuten die Genuesen die Kosten der Ausrüstung der hierzu nötigen Schiffe, teils
sah man in den Vorschlägen des Columbus nur überspannte Ideen und nannte ihn einen Plauemacher. Zu Lissabon ging es ihm nicht besser. Endlich wandte er sich nach Spanien und erhielt hier nach langem Bitten drei Schiffe. In einem Vertrage ward feierlich festgesetzt, daß Columbus zum Großadmiral (oberstem Befehlshaber) aller Meere und zum Vicekönig aller Länder und Inseln, die er entdecken würde, ernannt sei, und daß diese Würden auf seine Nachkommen übergehen sollten. Mit 120 Mann segelte nun am 3. August 1492 Columbus nach Westen ab. Als man aber nun schon mehrere Wochen unterwegs war und immer weiter nichts als Himmel und Meer sah, verloren seine Leute den Mut und wollten ihn zur Umkehr bewegen. Aber der kühne Mann ermunterte sie und enblich am 12. October sah man vor sich Laub ans dein Meere auftauchen. Es war bte Insel Gnanahani, später von Columbus San Salvabor genannt. Hier fattben die Spanier ein mildes, zaghaftes, kupferbraunes Volk, welches sie In bi an er nannten, weil sie bte Insel fälschlich für eine tttbifche hielten. Hierauf segelte Columbus noch weiter nach Westen und entdeckte bte großen Inseln Gnfca imb Haiti (von den Spaniern auch Sau Domingo ober Hispa-niola, das ist Kleinspanien, genannt). Alle biefe Inseln nahm Colum-bns für den König von Spanien in Besitz. Auf Sau Domingo baute Columbus eilte kleine Festung und ließ breißig Spanier als Besatzung darin zurück. Er selbst kehrte 1493 ttach Spanien zurück und ward mit großer Begeisterung bei Hose empfangen.
§ 119. Kolumbus weitere Jährten und God. Noch in demselben Jahre trat Columbus eine zweite Reise an. Aus dieser entdeckte er noch andere Inseln, südlich von den zuerst entdeckten, wie Portorico, Dominica, Guadeloupe und Jamaica. Die Niederlassung auf Haiti fand er von den Eingeborenen zerstört, weil sich die znrückge-lassenen Spanier bei denselben dnrch ihre Habsucht und ihre Grausamkeit verhaßt gemacht hatten. Auch Columbus kam mit den Häuptlingen
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