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1. Geographie von Mitteleuropa - S. 74

1912 - Regensburg : Manz
74 Das Deutsche Reich. Die Umgebung des Harzes enthält auch viele Braunkohlen- lager (bei Mansfeld und Magdeburg). Sie ist außerdem durch hohe Fruchtbarkeit ausgezeichuet. Das Gebiet zwischen Braunschweig und Magdeburg gehört zu den ergiebigsten Deutschlands; bekannt ist namentlich sein Zuckerrübenbau. Hierauf beruht auch die Eut- Wicklung von Aschersleben, 29000 E., in den letzten Jahrzehnten. Zuckerfabrik, Kaliwerke und Braunkohlengruben sind hier Kennzeichen für deu Einfluß der Bodenschätze auf das Wirtschaftsleben. Braunschweig a. d. Oker, 144000 E., ist der Sitz einer be> deutenden Industrie (Zuckerfabriken n. a.). Braunschweig gewann' Bedeutung durch den Welsenherzog Heinrich den Löwen (1139—1195), welcher sich dort gern aufhielt und neue Stadtteile gründete. An ihn erinnert noch die Burg, der Dom und der eherne Löwe. Seit dem Beitritt zur Hansa (1274) entwickelte sich Br. zu einem be- deutenden Handelsplätze des deutschen Binnenlandes. Magdeburg, 280000 E., ist eine starke Festung an der Elbe und eine bedeutende Industrie- und Handelsstadt, der Hauptort der deutschen Rüben- zuckersiederei. Unter Karl d. Großen Zollstadt (Übergang über die Elbe) wurde M. später (968) von Otto d. Großen zum Erzbistum erhoben und war im 13.—15. Jahrhundert ein Haupthandelsplatz nach dem slawischen Osten und Mitglied der Hansa. 4. Das Sächsische Vergland und die Leipziger Bucht. 1. Hierher gehört das Erzgebirge und das Elbsandsteingebirge, das nördliche Vorland und das Tiefland bis östlich zum Fläming. Politisch gehören hierher: das Königreich Sachsen, ein Teil der preußi- schen Provinz Sachsen, die Herzogtümer Sachsen-Altenbnrg und An- halt und die Fürstentümer Reuß. 2. Den Übergang vom Fichtel- zum Erzgebirge bildet das Elster- gebirge, benannt nach der hier entspringenden Weißen Elster. Ihm ist im N. das Vogtland vorgelagert, ein wiesenreiches, flachwelliges Schieferplateau. Den Namen hat es davon, daß es früher als uu- mittelbarer kaiserlicher Besitz von Vögten verwaltet wurde (advocati imperii).

2. Geographie von Mitteleuropa - S. 79

1912 - Regensburg : Manz
Das Sächsische Bergland und die Leipziger Bucht. 79 Schandau, ein Hotelstädtchen. An ihrem nördlichen Ende liegt Pirna, 20000 E. Hier sind große Brüche, in denen der Sand- stein zu Bausteinen verarbeitet wird. Unterhalb Pirna tritt die Elbe in einen schönen Talkessel, der bis Meißen reicht. Er gehört wegen seiner Fruchtbarkeit (schlammiger Grund eines alten Seebeckens), der warmen, geschützten Lage und der malerischen Gehänge der rechten Uferseite, an denen schmucke Land- Häuser und stattliche Schlösser aufragen, zu den lieblichsten Gegenden Deutschlands. In der Mitte des Kessels liegt Dresden, 547000 E., die Hauptstadt des Königreiches Sachsen. Sie ist nach Lage und Bauart eine der schönsten deutschen Städte und hat reiche Kunstsamm- lungen. Bekannt sind: das Schloß mit dem Grünen Gewölbe (einer Sammlung von Schmuck- und Kunstarbeiten), das Opernhaus, das Museum mit der berühmten Gemäldegalerie, die Porzellan- und Gefäßsammlung, die Brühlsche Terrasse usw. Dresden verdankt seine Kunstblüte wesentlich dem prachtliebenden August dem Starken (1694 —1733) und seinem Nachfolger August Iii. (1733—1763). Ihr Aufblühen verdankt übrigens die Stadt auch der wichtigen Ver- kehrslage, da sie den Schlüssel zur schmalen Elbestraße bildet, welche Norddeutschland mit Böhmen verbindet. Die Stadt hat nicht bloß einen lebhaften Handel, sondern, begünstigt durch die nahen Kohlen- lager, auch eine entwickelte Industrie (Drogen, Medikamente, Näh- Maschinen u. a.). Elbeabwärts liegt Meißen, 34000 E., beim Ein- tritt des Flusses in das Tiefland, eine der ältesten Städte Sachsens (928 von Heinrich I. gegründet), mit berühmter Porzellanfabrik. Auf dem Schloßberg erhebt sich der Dom und die Albrechtsburg. 5. Das Flachland erstreckt sich nordwärts bis zum Fläming und wird durchflössen von der Elbe und ihren Nebenflüssen: Schwarze Elster und Mulde, sowie von der Weißen Elster, welche zur Saale geht. Das Flachland ist im allgemeinen ein fruchtbares Ge- biet, am meisten zwischen Saale und Mulde und im Anhaltischen. Hier wird ein ausgebreiteter Getreide- und Zuckerrübenbau be- trieben, außerdem Gemüsebau. Zwischen Mulde und Schwarzer Elster beginnen bereits Heiden (Kiefernwälder). Die Elbe, der größte Strom der germanischen Tiefebene, ent- springt auf der Südseite des Riesengebirges. Nach einem kurzen

3. Geographie von Mitteleuropa - S. 80

1912 - Regensburg : Manz
80 Das Deutsche Reich. südlichen Lauf, auf dem sie zahlreiche Gebirgswasser sammelt, wird sie durch das Gebirge nach Westen und bald nach Norden gedrängt und betritt nach ihrem Durchbruch durch das Elbsandsteingebirge die Tiefebene, die sie in vorherrschend nordwestlicher Richtung durchfließt. Sie mündet, meerbusenartig erweitert, unterhalb Hamburg in die Nordsee. An der Elbe liegen die Elbe-Übergänge Torgau und Witten- berg, 22000 E., letzteres bekannt als Wiege der Reformation. Die Mulde durchfließt mit ihren Quellflüssen eiuen großen Teil des Königreiches Sachsen. Im Unterlauf gehört sie zur Provinz Sachsen und zu Anhalt. Die schöne Hauptstadt dieses Herzogtums ist Dessau, 57 000 E. Die Weiße Elster kommt vom Vogtlande und durchfließt ver- schiedene kleinere Staaten. An ihr liegen die gewerbreichen Städte Greiz, 23000 E., (Konfektionsstoffe) und Gera, 49000 E. (Woll- Webereien und Spinnereien). Ein Nebenfluß der Weißen Elster ist die Pleiße. Hier liegt das Herzogtum Sachfen-Altenburg, desfen Bewohner bei dem fruchtbaren Boden meist Ackerbau und Viehzucht treiben. Die Alten- burger Bauern erinnern in Sitte und Tracht noch an ihre slawische Abkunft (Wenden). Die Hauptstadt ist Altenburg, 40000 E., uu- weit der Pleiße in hügeliger Gegend, überragt von dem herzoglichen Schloß. An der Mündung der Pleiße in die Weiße Elster liegt Leipzig, 586000 E., eine lebhafte Industrie- und Handelsstadtszwei große Messen) und starkbesuchte Universität, der Hauptsitz des deutschen Buchhandels. Leipzig liegt in der fruchtbaren sächsischen Tieflandsbucht, wo sich aus allen Richtungen Waren- und Heereszüge trafen; deshalb war es schon im frühen Mittelalter ein Haupthandels- und Meßplatz; jetzt ist es zudem ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. In der Um- gegend sind blutgetränkte Schlachtfelder (1631, 1632, 1813). Leipzig ist auch der Sitz des deutschen Reichsgerichtes.

4. Geographie von Mitteleuropa - S. 85

1912 - Regensburg : Manz
Die Sudeten und die Schlesische Tieflandsbucht. 85 die auf der Oberfläche schöne Buchenwaldungen trägt, bergen sich große Schätze von Eisenerz, Blei- und Zinkerzen. Die ober- schleichen Zinkerzlagerstätten (Zinkblende und Galmei), die sich aus der Gegend von Benthen bis nach Polen hineinziehen, sind ebenso wie die Bleierzlager die bedeutendsten von Deutschland. Den Bodenschätzen des Tarnowitzer Plateaus verdankt eine Reihe betriebsamer Industriestädte ihre Entstehung. Die größten sind Benthen, 68000 E., Königshütte, 73000 E. und Gleiwitz, 67000 E. Sie bilden mit den kleineren, sich anreihenden Industrie- platzen einen Bezirk, wo etwa 1000 Menschen auf 1 qkm leben. 9. Das Schlesische Flachland. Die Sudeten, die Oberschle- sische Platte und der Schlesische Landrücken umschließen das Tief- landsbecken der Schlesischen Bucht, in welche die Oder nach kurzem Oberlaus eintritt. Da sich an den Fuß der Sudeten in ihrer ganzen Ausdehnung ein Lößsaum anschließt, der meist bis nahe an die Oder reicht und stellenweise sogar über diese hinübergreift, ist fast die ganze Südwesthälfte von Schlesien sehr fruchtbar und beson- ders die Gegend von Oppeln bis Liegnitz ist eine der wichtigsten Korn- kammern Deutschlands. Hier werden Zuckerrüben, Getreide und Gemüse gebaut und auf den größeren schlesischen Gütern wird die Rinderzucht stark betrieben. Dagegen ist die Hälfte rechts der Oder weniger günstig. Das Gebiet des Südlichen Landrückens, der sich von der Tarnowitzer Platte nach Nw. zieht und nördlich von Bres- lau den Namen Trebnitzer Höhen oder Katzenberge führt, ist bekannt durch ferne Unfruchtbarkeit. Diese setzt sich auch in dem ganzen weiteren Zuge des Landrückens links der Oder (in Nieder- schlesien) fort. Die Niederschlesische Heide ist ebenso unfruchtbar wie die benachbarte Niederlausitz. Doch ist sie ein Hanptwaldgebiet Deutsch- lauds (Kiefern). Der Oder fließen von den Sudeten her zahlreiche Nebenflüsse zu. Diese haben anfangs nur kurzen Lauf, erst die Bober und die Görlitzer Neiße können sich mehr entwickeln. 10. In Oberschlesien, wo die Bevölkerung großenteils polnisch ist, liegt Oppeln a. d. Oder, 34000 E. Abwärts mündet die Glatzer Neiße, welche im Glatzer Kessel entspringt, im Paß von Wartha aus ihm heraustritt und dann die Stadt Neiße, 26000 E., berührt.

5. Geographie von Mitteleuropa - S. 86

1912 - Regensburg : Manz
86 Das Deutsche Reich. In Mittelschlesien liegt Breslau ^ a. d. Oder, 512000 E. Durch ihre Lage an einem schiffbaren Strom und inmitten der fruchtbaren Ebene, wo die am Rande des Mittelgebirges laufende Hauptstraße (über Leipzig und Dresden) sich mit der wichtigen Oderlinie schneidet, wurde die Stadt schon früh ein Hauptverkehrspunkt mit dem slawischen Osten. Ihre großen Märkte (Woll-, Flachs- und Honigmarkt) er- innern an die Leipziger Messen. Heute ist sie die wichtigste Fabrik- und Handelsstadt Schlesiens. Sie ist auch Sitz eines Fürstbischofs und hat eine Universität. Unterhalb des ersten linken Oderknies mündet die Katzbach (Blücherschlacht 1813). An ihr liegt in sehr fruchtbarer Gegend Liegnitz, 67 000 E. Am zweiten Oderknie liegt die starke Festung Glogau, 25000 E. In der Nähe des dritten Knies liegt Grün- berg, 23000 E., bekannt dadurch, daß hier der Weinbau für Deutsch- land, ja für die ganze Erde, feine nördlichste Grenze erreicht. C. Das Norddeutsche Tiefland. 1. Die Norddeutsche Tiefebene nimmt den ganzen Raum zwi- scheu den mitteldeutschen Gebirgen und der Nord- und Ostsee ein. Sie bildet die Fortsetzung des großen russischen Tieflands und nimmt gegen Westen an Breite ab, weshalb sich auch die Flüsse nach dieser Richtung immer weniger entwickeln. 2. Die Norddeutsche Tiefebene ist die ausgedehnteste Diluvial- landfchaft Mitteleuropas. Die Diluvialdecke (loses, lehmiges oder sandiges Erdreich) hat eine wechselnde, bis fast 200 m anwachsende Mächtigkeit. Wie eine schwere Decke legt sich dieses lockere Schwemm- 1 Breslau, schon im I. 1000 als Stadt und Bischofssitz genannt, ist slawischen Ursprungs und gehörte bis 1163 mit Schlesien zu Polen. Später Hauptstadt des Landes Schlesien, kam die Stadt nach dem Aussterben der pol- nischen Piastenherzoge 1335 an die Krone Böhmen. Von den Königen, namentlich Karl Iv. (1347—78). wurde sie sehr begünstigt und es entwickelte sich ein kräftiges deutsches Bürgertum. In dieser Zeit empfing Breslau auch sein architektonisches Gepräge (Elisabethkirche, Rathaus. Dom). 1527 kam die prote- stantisch gewordene Stadt an das Haus Österreich. 1741 durch Friedrich Ii. an Preußen.

6. Geographie von Mitteleuropa - S. 88

1912 - Regensburg : Manz
88 Das Deutsche Reich. abgesetzt haben. Diese beiden Bildungen gehören zum Alluvium (jüngeres Schwemmland). 5. An Bodenschätzen hat Norddeutschland nur zwei: Salz und Braunkohlen. Vielfache Bohrungen haben ergeben, daß Nord- deutschland zu den salzreichsten Ländern der Erde gehört. So stieß man bei Sperenberg (südl. von Berlin) auf ein Salzlager von über 1400 m Mächtigkeit. Es gehört dem Zechstein an. Zur Jura- formation gehört das bei Hohensalza in Posen. Genannt sind schon die wichtigen Lager des Harzer Vorlandes (Halle, Staßfurt). Die Braunkohlenlager finden sich hauptsächlich an der Saale bei Halle und bei Frankfurt an der Oder. 1. Das Ostdeutsche Tiefland und die Ostsee. 1. Das Ostdeutsche Tiefland. 1. Das Tiefland im Osten der Elbe wird durch zwei Boden- anschwellungen oder Landrücken unterbrochen. Der nördliche oder Baltische Landrücken^ ist eine niedrige, langgedehnte Bodener- Hebung, welche nahe der Ostseeküste zieht und in Jütland endet. Er wird durch die Weichsel und die Oder in drei Teile geteilt, in die Preußische, Pommersche und Mecklenburgische Seenplatte. Seine höchste Erhebung bildet der Turmberg bei Dauzig (334 m). Der Landrücken enthalt meist sandigen, nur zum Teil fruchtbaren Boden und ist mit vielen waldumgrenzten Seen besetzt, von denen die Müritz in Mecklenburg der größte ist. Diese Seen verdanken (wie im letzten Grunde auch die Moore) ihre Entstehung der Tätigkeit der Gletscher und Gletscherwasser. Zahlreiche auf dem Landrücken entspringende Küstenflüsse ergießen sich nach kurzem Laufe ins Meer. Der südliche Landrücken beginnt mit der Oberschlesischen P l a tte, die sich an die Karpathen anlehnt, bildet weiterhin dietr eb n itz er Höhen, setzt sich dann nach Nordwesten jenseits der Oder in niedrigeren Hügelrücken fort (hier der Fläming) und verliert sich im wellen- förmigen Sandboden der Lüneburger Heide. Zwischen beiden Höhen- 1 Battisches Meer = Ostsee (Baltia, bei alten Geographen eine Insel an der ostpreußischen Küste, ein Fundort von Bernstein).

7. Geographie von Mitteleuropa - S. 92

1912 - Regensburg : Manz
92 Das Deutsche Reich. und schließlich pflanzt man Zwergkiefern an. Vorher müssen aber auch oft niedrige Strauchzäune errichtet werden. Die Bevölkerung des Strandes lebt hauptsächlich von der Fischerei. Sie liefert auch für unsere Handels- und Kriegsschiffe die meisten Matrosen. 3. Das Gebiet des Nördlichen Landrückens. Im Gebiete des Nördlichen Landrückens liegen die preußi- scheu Provinzen Ostpreußen, Westpreußen und Pommern sowie die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. (Sie bilden ziemlich gute geographische Einheiten und sind deshalb im weiteren zu gründe gelegt.) 1. Ostpreußen. ^ 1. Auf der ostpreußischen Seenplatte liegt der fruchtbare Gefchiebeton meist zutage, so daß vielfach Weizeu gebaut werden kann. Am begünftigtsten ist in dieser Beziehung der mittlere Teil. Die süd- lichen Teile sind sandig. Auch das nördliche Vorland (zwischen Platte und Küste) ist fruchtbar. Einen Reiz bilden die vielen Seen. Sic haben zwar häusig flache Ufer, oft aber sind sie auch von waldigen Hügeln (Moränenbildung) eingeschlossen und gewähren dann mit ihrem blanken Spiegel einen freundlichen Anblick. Das Land der polnischen Masureu mit seinen vielen Seen und Hügeln bildet den südlichen Teil der Ostpreußischen Seenplatte. Am größten sind der Mauer- und der Spirding-See mit der gewaltigen Johannisburger Heide, einem 50 km langen Wald, welcher bis südlich zur Grenze reicht. Auf der Platte liegt Allenftein, 33000 E., ein wichtiger Eisenbahn- knotenpnnkt an der Alle, dem längsten Nebenfluß des Pregel. 2. Der Pregel (— Holzfluß) entsteht aus drei Quellflüssen und mündet in das Frische Hast. Gnmbinnen und Jnsterburg, 1 Die in diesen Gegenden einst wohnenden Preußen, mit den Litauern am nächsten verwandt, wurden (um 1250) durch den Deutschen Ritterorden größtenteils ausgerottet. Ihre Sprache erlosch um 1700. Der Kampf gegen die heidnischen Preußen, durch welchen die nördliche Ostmark Deutschlands zugleich dem Christentum und deutscher Kultur gewonnen wurde, begann im Jahre 1230 durch Hermann Balk, den Landmeister des Deutschen Ritterordens. Jede besetzte Strecke Landes wurde durch Anlage einer festen Burg gesichert, um die sich in der Folge Städte mit deutschen Kolonisten ansiedelten.

8. Geographie von Mitteleuropa - S. 94

1912 - Regensburg : Manz
94 Das Deutsche Reich. 2. Westpreußen. 1. Die Weichselniederung. Die Weichsel, der größte Strom der Ostsee, entspringt in den Beskiden (Karpaten). Nach ihrem Ein- tritt in Deutschland durchbricht sie den nördlichen Landrücken und mündet zuletzt, ein fruchtbares Deltaland umschließend, in zwei Haupt- armen. Von diesen fließt der westliche, die Weichsel, in die Dan- ziger Bucht, der östliche, die Nogat, ins Frische Haff. Ein 300 m breiter Kanal führt jetzt oberhalb Danzig das Weichselwasser geraden- Wegs nach Norden in die Ostsee, indem er die Düne durchbricht, welche die Weichsel früher zwang nach W. abzubiegen. Ihr größter Nebenfluß ist der von rechts kommende Bug. 2. Die Weichsel überschreitet oberhalb der Festung Thorn, 46000 E., die Grenze und behält zuerst noch ihre ursprüngliche Laufrichtung, dann macht sie ein scharfes Knie, gegen welches sich das nach der Stadt Knlm genannte Kulmerland vorschiebt. Flußabwärts folgt dann das durch Außenwerke befestigte Grandenz, 40000 E. Etwas abseits vom Fluß liegt der Regierungssitz Marienwerder. Die genannten Städte wurden sämtlich vom deutschen Ritterorden gegründet. 50 Km vor der Mündung beginnt die Deltabildung des Flusses. Das 1500 qkm große Delta, auch Werder (— Insel) genannt, war einst eine Meeres- bucht, welche allmählich ausgefüllt und mit einer dicken Schlammfchicht überlagert wurde. Um 1300 begannen die Ordensritter mit Ent- Wässerungsarbeiten und Deichbauten und riefen niederdeutsche Ansiedler herbei, welche bald die Niederung zu höchst fruchtbaren Gebieten umschufen. Gefährlich werden häusig die Eismassen, welche im Vorfrühling aus dem polnischen Hügelland kommen, wenn im Werder noch die Eisdecke liegt. Dann werden nicht selten die Deiche weg- gerissen und das tieferliegende benachbarte Land überschwemmt. 3. Am rechten, hohen Ufer der Nogat liegt Marienburg mit dem alten Residenzschloß der Hochmeister des Deutschen Ritterordens, dem edelsten weltlichen Bauwerk des deutschen Mittelalters. Unfern von der Nogatmüudung liegt die Handelsstadt Elbing, 59000 E. Durch den Oberländischen Kanal werden ihr die Erzeugnisse der Preußischen Seenplatte (Holz und Getreide) zugeführt. Nahe der Weichfelmün-

9. Geographie von Mitteleuropa - S. 95

1912 - Regensburg : Manz
Das Ostdeutsche Tiefland und die Ostsee. 95 dung liegt die einst mächtige Hansastadt1 Danzig, 170000 E., eine sehr starke Festung. Die Stadt hat ihre mittelalterliche Bauart unter den großen norddeutschen Städten am meisten bewahrt (stattliche Giebelhäuser). Bekannt ist das Rathaus und der Artus- oder Junker- hos, vormals Versammlungshaus der reichen Danziger „Stadtjunker", jetzt Börse. Der Handel Danzigs ist gegen früher zurückgegangen, wie überhaupt alle Ostseehäfen seit der Entdeckung Amerikas gegen die Nordseehäsen zurückgetreten sind. Auch bemüht sich Rußland seinen Handel immer mehr mittels der Eisenbahnen auf feine eigenen Ostseehäfen (namentlich Libau) zu richten. Immerhin hat Danzig auch jetzt noch einen bedeutenden Getreide- und Holzhandel. Auch ein Freihafen ist jetzt eingerichtet worden. Hart an der Stadt ist die Kaiserliche und die Schichausche Werft für Panzerschiffe. 3. Pommern. 1. Die Pommersche Seenplatte ist viel unfruchtbarer als die Preußische und die Mecklenburgische. Hier ist der Lehm meist von unfruchtbarem Decksand überlagert. Infolgedessen trifft man in Pommern und in Pomerellen (= Kleinpommern) oder Kassubeuland ausgedehnte Heideflächen und Kiefernwälder nebst dürftigen Gras- flächen, welche als Schaf- und Gänseweiden benutzt werden. Unter den Wäldern ist der größte die d0 km lange Tucheler Heide im Gebiete der Brahe, der sich quer durch Pomerellen zieht, den West- preußischen Anteil an dem pommerschen Landrücken. Dazu kommt, daß das fruchtbare nördliche Vorland hier viel schmäler ist als bei der Preußischen und Mecklenburgischen Seenplatte. Am Nordrand der Platte und im Vorland liegen Stargart (= Alte Burg), 28000 E., unter dem 15. Meridian (Mitteleuropäische Zeit), der Regierungssitz Köslin, 23000 E., Stolp, 34000 E., und an der Küste das Seebad Kolberg, 25000 E. 2. Die Oderniederung. Die Oder kommt vom Mährischen Gesenke und betritt bald die Norddeutsche Tiefebene, die sie zuerst in nordwestlicher, zuletzt in nördlicher Richtung durchfließt. Nach mehr- * Der Bund der Hansa entstand im 13. Jahrhundert, umfaßte etwa 80 Städte und war einst sehr mächtig. Seit der Erstarkung der nordischen Reiche und der Entdeckung Amerikas verfiel er.

10. Geographie von Mitteleuropa - S. 97

1912 - Regensburg : Manz
Das Ostdeutsche Tiefland und die Ostsee. 97 ganzen Länge schiffbare Havel am bedeutendsten. Auf der Mecklen- burgischen Platte liegt, wie auf der ostpreußischen, der fruchtbare Ton meist zutage: es kann deshalb vielfach mit Erfolg Weizen gebaut werden. Am fruchtbarsten ist die Nordwestecke Mecklenburgs an der Lübecker Bucht und die Uckermark (in Brandenburg), links von der Oder. Der südliche Teil der Platte ist auch hier sandig. Die größte Stadt Mecklenburgs^ und ihr Haupthafen ist Rostock (Universität), 65000 E. Sie liegt an der unteren, breiten, 5 m tiefen Warnow. Zwischen dem Seehafen Rostocks, Warnemünde, und dem dänischen Orte Gjedser ist jetzt eine Eisenbahnfähre (42 km) eingerichtet, wodurch man, ohne umzusteigen, am schnellsten von Berlin nach Kopenhagen gelangen kann. Das an einem Meereinschnitt liegende Wismar, 24000 E., war einst (im 14. und 15. Jahrh.) eine wichtige Hansastadt, woran noch seine stattlichen Giebelhäuser erinnern, hat aber zur Zeit der schwedischen Herrschaft (1648—1803) seinen Handel an Rostock verloren. Auf dem Landrücken liegt die Hauptstadt Schwerin, 45000 E., am gleichnamigen See. Das turmreiche, schöne Residenzschloß liegt auf einer Insel des lieblichen Sees. Am Südrand der Platte liegt die Residenz Neu-Strelitz inmitten großer Waldungen. An dem westlichen Einschnitt der Lübecker Bucht liegt die Freie Stadt Lübeck, 99000 E., eine Handelsstadt von altertümlicher Bau- art. Lübeck war einst (vor der Entdeckung Amerikas) Führerin der Hansa und durch den Ostseehandel mächtig, wurde aber dann von dem benachbarten Hamburg bald überflügelt. Es hat jetzt noch hauptsächlich Verbindung mit den Ostseeländern (Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft). Der Elbe-Travekanal verbindet (seit 1900) die Stadt mit der Elbe (bei Lauenburg). Gleichzeitig wurde die Trave von Lübeck bis zur See auf 8 m vertieft. An der offenen See ist der Vorhafen Travemünde, ein Seebad. 1 In Mecklenburg wohnten nach der Völkerwanderung slawische Obotriten, welche von Heinrich dem Löwen unterworfen wurden. Der größte Teil des Landes gehört dem Fürsten, der Ritterschaft, den Städten und geistlichen Stiftungen. Biedermann, Mitteleuropa. 16. Aufl. 7
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