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§ 13. Das Chinesische Reich.
Hauptströme: im N. den Hoangho (d. i. Gelber Fluß), der mit
seinem gelblichen Löß-Schlamme noch dem Meere, in welches er mündet,
den Namen des Gelben gibt, und in der Mitte des Landes den
Jangtsekjang. Beide Ströme haben viele schiffbare Zuflüsse. Dazu
kommen viele Kanäle. Der Kaiser-Kanal ist 1100 km lang und
geht von N. nach S. durch ganz O.-China. Gegen N. umgibt das
Land die große Mauer, einst von demselben Kaiser, welcher China
zum Einheitsstaate machte, als wirksamer Schutz gegen die Reiterhorden
beutegieriger Nachbarn aufgeführt, jetzt halb verfallen.
2. Kultur, Bevölkerung, staatliche Verhältnisse und
Städte. Das Tiefland ist außerordentlich fruchtbar; im n. Teil wird
Getreide (Weizen, Hafer, Gerste) angebaut, im Gebiet der großen
Ströme Reis, Zucker, Baumwolle, Tee, Maulbeerbäume. Die Gebirge
sind reich an Metallen und Steinkohlen.
China ist ungeheuer bevölkert; es enthält die Mehrzahl aller
Millionenstädte auf Erden. Am dichtesten wohnt die Bevölkerung im
Niederland der beiden Hauptströme: für solche Menschenmengen, wie
hier zusammen wohnen, liefert selbst der fetteste Boden nicht genug
Reis und Weizen. Deshalb ist die Auswanderung aus China außer-
ordentlich stark, alle Gestadeländer des Großen Ozeans allmählich mit
einer unstäten Bevölkerung — der Chinese trachtet stets, zu den Seinen
in die Heimat zurückzukommen — erfüllend. Aus den Hafenstädten
wird vornehmlich Chinas Hauptprodukt, Tee, demnächst Seide aus-
geführt. — Staatsreligion ist die Lehre des Consucius, welche das
Schicksal als allwaltend lehrt und Selbsterkenntnis empfiehlt. Ihr
Oberpriester ist der Kaiser. Indes die große Masse der niederen
Klassen folgt einem ganz rohen Götzendienst. Im S. hat sich der aus
Indien eingeführte Buddhismus weit ausgebreitet.
Mit sehr beschränkter Gewalt herrscht ein Kaiser. Die jetzt
regierende Dynastie gehört den Mandschu an, welche 1644 China
eroberten. Des Kaisers Titel ist „erhabener Herrscher"; durch den Bei-
namen „Sohn des Himmels" soll er als der vom Himmel, d. h. vom
Schicksal, mit der Regierung Beauftragte bezeichnet werden. Die Be-
amten nennt man Mandarinen. Einheitsstaat ist China 200 Jahre vor
Christi Geburt durch die Vereinigung von sieben Königreichen geworden,
deren Sondergeschichte noch um mehrere Jahrtausende weiter zurückreicht.
Mehrere wichtige Erfindungen (Porzellan, Schießpulver, Buchdruckerkunst,
Papier) haben die Chinesen lange vor uns gemacht, ja in einzelnen Ge-
werben und Künsten sind sie uns noch heute überlegen. Aber bis in die
..jüngste Zeit haben die Chinesen der europäischen Kultur den Eintritt in
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: China China Niederland China Chinas Indien China China
10
Erster Abschnitt.
Geistes) und das der Finsternis oder des Ahriman (des bösen Geistes). Beide Reiche werden in fortdauerndem Kampfe mit ein-
ander gedacht, bis endlich das Reich des Ormuzd den Sieg behält. Dann wird eine ewige Herrlichkeit eintreten, mit der die reinen Seelen beschenkt werden. Darum ist es die Aufgabe der Menschen, Leib und Seele rein zu halten vor Befleckung. Der Schutz vor derselben ist Arbeitsamkeit und Tugend; der Befleckte kann sich nur durch Strafe und Buße reinigen. Als die mächtigste Waffe des Ormuzd und dem Wesen der Gottheit am nächsten verwandt erschien das
Feuer mit seiner läuternden und verzehrenden Kraft; es wurde daher als der „reine Sohn des Ormuzd" unterhalten, vor Verunreinigung gehütet und göttlich verehrt.
Im Staate des Zendvolks bestanden vier Kasten: Priester (Magier), Krieger, Ackerbauer und Gewerbsleute, von denen die
Priesterkaste, welcher alle Beamten angehörten, den höchsten Rang einnahm. Mit dem Oberpriestertum war die Königswürde verbunden. Die Priesterkaste besaß schon einen gewissen Grad astronomischer Kenntnisse; dieses beweist ihre Einteilung des Jahres in zwölf Monate zu je dreißig Tagen mit fünf Schalttagen, sowie die Festsetzung der
Sonnenbahn nach den Zeichen des Tierkreises.
§. 4. 3)ie Istfsec.
1. Land, Volk und Religionswesen.
Das Land. Die vorderindische Halbinsel wurde schon im hohen Altertum der Mittelpunkt des Völkerverkehrs. Sie bietet große Mannigfaltigkeit der Bodenbeschaffenheit dar und wird von zwei Seiten vom Meere bespült; die Ostküste heißt Koromandel, die Westküste Malabar. Im Norden hebt sich der Himälaya zu den höchsten Gipfeln der Erde und fällt dann in mehreren Terrassen, aber ziemlich schnell zum Tieflande herab, das sich von der Westseite der Halbinsel bis zur Ostseite hinzieht. Südlich davon erhebt sich das Vindhjagebirge, und diesem folgt das Plateau von Dekan, das in das Kap Komorin ausläuft. Bedeutende Ströme durchschneiden mit ihren Nebenflüssen befruchtend das Land, eben so sehr die Pflanzen- und Tierwelt, als das Menschenleben und seinen Verkehr fördernd. Der Indus umschließt mit seinen vier Nebenflüssen das Pendschab (Fünfstromland); der Ganges, der Brahmaputra und andere bilden gleichsam die Lebensadern des Landes. Das Klima bietet bei aller Regelmäßigkeit die größten Gegensätze dar. Kein Land der Erde kann sich
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— 10 —
Nutzen für das Land, denn er diente als Behälter für das Nilwasser, nahm in Jahren zu starker Überschwemmung den Überfluß aus und gab Wasser her, wenn sie zu dürftig war. — Das Labyrinth bestand aus zwölf Palästen, sechs gegen Norden und sechs gegen Süden. Dreitausend Gemächer waren darin, zur Hälfte über, zur Hälfte unter der Erde. In den unterirdischen Gemächern befanden sich die Gräber der Könige, die das Labyrinth hatten erbauen lassen; die obern Räume waren mit Säulen und kunstreichem Bildwerk aufs prachtvollste geschmückt. Jetzt ist von dem stolzen Bau nur noch ein Trümmerhaufen vorhanden.
5. Die Hieroglyphen. Die Denkmäler der Ägypter sind mit einer seltsamen Schrift bedeckt. Diese besteht nicht aus Buchstaben, sondern aus Bildern von Himmelskörpern, Tieren, pflanzen und allerlei Gerätschaften; man nennt diese Zeichen Hieroglyphen. Nur die Priester konnten diese heilige Schrift lesen,' auch wir haben sie jetzt wieder verstehen gelernt. Die gewöhnliche, allen verständliche Schrift stand auf Rollen von Papier, das die Ägypter aus einer Schlingpflanze bereiteten, die am Nile wuchs und Papyrus genannt wurde.
6. Gewerbe und Handel. In manchen Gewerben waren die Kgypter sehr geschickt: sie verfertigten köstliche Webereien sowohl in Linnen als in Baumwolle und wußten die Decken und Teppiche, die sie webten, mit Stickereien von farbigen Zäden oder auch von Golddraht auszuschmücken. Wie man aus den Abbildungen auf den Denkmälern sieht, konnten sie auch mancherlei zierliche Gerätschaften verfertigen. Ihr Handel beschränkte sich in der frühesten Zeit auf den Verkehr zu Lande und auf die Nilschiffahrt,- erst spät traten sie zur See in Verbindung mit andern Völkern, und in den drei letzten Jahrhunderten vor Christus, als die Stadt Alexandria gegründet war, wurde der ägyptische Handelsverkehr der blühendste und ausgedehnteste der ganzen Welt.
5. Die Babylonier.
1. Oie Länder am (Euphrat. (Karte I.) Wie in Nordafrika das ägyptische Reich sein Dasein wesentlich dem Nilstrom verdankte, so wurden in Vorderasien die Zwillingströme Euphrat und Tigris von hoher Bedeutung für die Gründung geordneter Staaten, aus denen mächtige Reiche hervorgingen. Die beiden Ströme entspringen im Hochlande Armenien südöstlich vom Schwarzen Meere und fließen — im Westen der (Euphrat, östlich davon der Tigris — gegen Südosten in den persischen Meerbusen, fln dem unteren
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436
Garamantes — Garten.
Sohn des Königs Tros, Bruder des Jlos und Assarakos, der schönste der Sterblichen, welchen die Götter in den Himmel raubten, daß er dort ewig lebe und dem Zeus den Becher fülle. Ii. 20, 231 ff. Später nahm man an, Zeus habe ihn entführt, entweder durch seinen Adler oder selbst in Gestalt eines Adlers. Hör. od. 4, 4,
3. Verg. A. 5, 244-. Ov. met. 10, 155. Als Entgelt für den Sohn gab Zeus dem Tros ein Gespann göttlicher Rosse. Ii 5, 266. (s. Eury-pylos, 3.). Seit Pindar (oh 1, 44.) wird der schöne Mundschenk der Götter und besonders des Zeus der Geliebte des letzteren. Da er als Schenk die Urne führt, ibentificirtc man ihn später mit dem Dämon der Nilquellen, und Astro-
nomen versetzten ihn als Wassermann unter die Sterne. Die Kunst stellte ihn dar als zarten angehenden Jüngling mit der phrygischen Mütze, mit Zeus oder dem Adler zusammen, vom Adler geranbt. — Abbildung: der von dem Adler des Zeus in den Himmel getragene Ganymedes, mit dem Hirtenstab in der Rechten, Statue des Vatikan (nach Leochares). — 2) Name eines Eunuchen, der Achillas tödtete und Cäsar angriff. Gaes. b. Alex. 4. 6. 33.
Garamantes, ragufiavtss, ein Volk des inneren Afrika, besonders in der Oase Phaza-nia (j. Fezzan), aber auch weiter nach S. hin an beiden Seiten des Girflnffes, also im Lande der jetzigen Tibbo's, einem Theile von Sudan
und Bornu bis nach Darfnr hin. — Sie trieben theils Ackerban und Viehzucht, theils Handel.
Iidt. 4. 174. 183. Ihre Städte waren Gara-
ma (j. Dscherme in Fezzan) und Gira am Gir (vielleicht j. Kaschna). Durch den Zug des Cornelius Balbns und den Ausstand j>e| Tacfarinas kamen die Römer in weitere Berührung mit de» Garamanten. Lio. 29, 33. Tac. ann. 3, 74. 4, 23. 26. hist. 4, 50.
Gargäims inoiis, zo rdgyavov opog, j unter verschiedenen Namen Monte Gargauo, Calvo, Origone u. s. w., die zwischen der Frentomüu-duug und der Stadt Sipontnm sich halbkugelsör-mig ins adriatische Meer ausbuchtende Küste Apuliens, im Umfang 300 Stadien, besetzt mit Eichenwaldung. Hör. od. 2, 9, 7. cp. 2, 1, 202. In der Nähe lag auch das matinische Gestade (Hör. od. 1, 38, 3.
4, 2, 27.). Auf dem Gipfel des zu ihm gehörigen Berges befand sich ein Denkmal und Orakel des Kal-chas, am Fuße ein Denkmal des Po-daleirios.
Gargapliia, reegyaepia, eine Thalquelle bei Plataiai, die Mardonios vergiften ließ, um die dabei ^gelagerten Griechen zu verderben. Hdt. 9, 25. 49.
Gargarenses, ragyagscs, ein den Amazonen benachbartes (mythisches) Volk am Kankasos. Zur Erzielung von Kindern lebten sie zwei Monate im Jahre zusammen, woraus dann die Knaben zu den Gargarensern kamen, die Mädchen bei den Müttern blieben. Strab. 11, 504.
Gargäron, to F&gyagov oder za F., eine der beiden höchsten Spitzen des Jdagebirges in Troas (die andere hieß Kotylos), 460,0 F. hoch. Ii. 8, 48. 14, 292. 362. Die Stadt Gar-gar a lag am adramyttischen Meerbusen zwischen Assos und Antandros. Strab. 13, 606. 610.
Gargettos s. Attika, 16, jßargilius Martiälis, im 3. Jahrh, n. C, verfaßte anßer einer Schrift über die Lebensweise des Kaisers Alexander Severus ein größeres Werk über die Landwirthschaft, das reiche Belesenheit, gesundes Urtheil und sorgsame Quellenbenutzung zeigte. Ansehnliche Stücke, namentlich über Obst (de pomis) und Rinderzucht (de cura boum), haben sich erhalten.
Garten, hortus, v-rinog. Ein solcher wird im Homer erwähnt als Besitz des Alkinoos auf Scheria und des Laertes auf Jthaka mit manig-faltigen Frnchtbäumen. Die Griechen gaben ver-hältnißmäßig sehr wenig aus Gartenanlagen, da sie des häuslichen Familienlebens ziemlich entbehrten (vgl. übrigens Haus, 3. a. E.). — Die persischen Satrapen (Kyros der jüngere sand daran besonders Gefallen) legten sich Baumgärten und Parkanlagen (nugüdziooi.) an. Aus noch frühe rer Zeit berühmt sind die schwebenden Gärten der Semiramis in Babylon. — Der Römer verstand unter hortus im Singular meist einen
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220
3. Beludschistan (7800 Q.-M., 2 Mill. C.)
wird von den Beludschen, einem ganz unbekannten Volke, von Hindus und
Tadfchiks bewohnt. Beludschistan enthält mehrere Staaten, welche einen
Bund mit einander bilden. Kelat ist der bedeutendste darunter. In Be-
ludschistan liegt die durch Alexander bekannter gewordene Wüste Gedrosia.
§ 89.
Die unabhängigen Völker und Staaken von Turan.
(30 124 Q.-M., 8 Mill. E.)
Das Tiefland Turan (§ 78) wird von Usbeken, Turkmannen,
Bucharen, Tadfchiks, Kirgisen, Kalmücken rc. bewohnt. Die ersten drei
Völkerschaften sind türkischen, die letzten tartarischen Stammes und Nomaden.
Die Usbeken sind das herrschende Volk; sie sollen vor 400 Jahren ein-
gewandert sein. An tapferem, kriegerischem Sinne werden sie von den Turk-
mannen übertrosfen; diese bilden im Chanat Khiwa vorzugsweise das Kriegs-
heer. Die Bucharen sind der gebildetste türkische Stamm; sie leben in Dörfern
und Städten von Ackerbau, Handel und Gewerbe, und haben früher sicher
auf einer höheren Bildungsstufe gestanden. Die Tadfchiks sind ein Misch-
lingsvolk von Türken und Eingeborenen; sie werden als feig und falsch,
aber auch als fleißig geschildert. Die Kirgisen sind tartarischen Ur-
sprungs (1 Million) und bilden drei Horden: die kleine, mittlere und
große. Die kleine und mittlere Horde erkennt Rußlands Oberhoheit an,
die große nicht. Alle 3 Horden sind Nomaden und kühne Räuber, welche
bedeutende Pferde-, Schaf- und Kameelheerden besitzen. Da sie gefährliche
Räuber sind und die Karawanenstraße aus dem mittleren Asien nach Oren-
burg und Astrachan durch ihr Gebiet führt, so muß man sich ihren Schutz
erkaufen. Sie wohnen nur in Jurten, von denen 30 ein Dorf (Aul)
bilden, und gehorchen den Chanen ihres Stammes. Sie sind Muhame-
daner, aber keine rechtgläubige. Da sie lediglich von der Viehzucht leben,
so haben sie nur auf ihre Schafe, ihr Rindvieh, Pferde und Kameele zu
achten. Durch ihre Verbindung mit Rußland sind ihre Sitten gebessert
worden. Das weibliche Geschlecht wird wegen seiner Gutmüthigkeit und
Häuslichkeit gerühmr. Ist eine Gegend abgeweidet, so wird die Kibitke nach
einer andern grasreichen Stelle gebracht. Hier leben sie bequem und gesellig,
besuchen einander, erzählen und erfahren Neuigkeiten und Abenteuer und em-
pfangen auch fremde Gäste, denen sie beim Abschiede zur Erinnerung allerlei
Geschenke verehren. Merkwürdiger Weise bereiten sie aus der Milch der
Stuten ein berauschendes Getränke, dem sie nicht ungerne zusprechen.
Ueber die Existenz der dortigen Staaten berichten einige Mittheilungen,
es sollen seit 1844 nur noch die Chanate Bockhara (mit den Städten
Bockhara, 150,000 E. Balkh, 5000 E. Kholand, 60,000 E. Khiwa
20,000 Einw.); die Chanate der Kirgisen ohne Städte, und das Chanat
Kunduz mit der gleichnamigen Hauptstadt bestehen.
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Extrahierte Personennamen: Beludschistan Alexander Alexander Turan Khiwa
Extrahierte Ortsnamen: Staaken Khiwa Asien Astrachan Bockhara Bockhara Kunduz
264
vorzudringen. Noch im nämlichen Jahre trat Clapperton mit einem Capitän
Bearce und 2 Aerzten die Reise an. Aber die Reisegefährten starben und
nur Clapperton mit seinem treuen Diener, Richard Lander, der Buchdrucker
war, erreichte Sokotu. Der mißtrauische Sultan erlaubte ihnen die Reise-
nach Bornu nicht. Clapperton starb aus Gram 1827, Richard Lander
kehrte zurück, und brachte die Tagebücher seines Herrn mit.
4) Major A. Gordon Laing, welcher sich viel Mühe gegeben hatte, den
Sklavenhandel zu unterdrücken, und in Senegambien viel gereist war, schlug
von Tripolis über Gadames und Agably den geraden Weg nach Timbuktu
ein, wo er 1826 anlangte. Von hier begab er sich nach Sansanding am
Niger, und da er seine Reise aufgeben mußte, beschloß er über Marocko
heimzukehren. Fanatische Muselmänner, die ihn mit Gewalt zum Islam
bekehren wollten, ermordeten den standhaften Märtyrer.
5) Richard und John Lander, zwei Brüder, wurden von der englischen
Regierung beauftragt, den Lauf des Niger genauer zu erforschen. Sie ge-
langten bis zur Stadt Bussa, unterhalb Timbuktu, kehrten um und geriethen
in Gefangenschaft, aus der sie ein Kaufmann aus Liverpool befreite. Das
vorher geahnte Delta des Niger und seine wirkliche Einmündung in die Bai
von Benin stellte Lander fest. Nach England zurückgekehrt (1830), ver-
öffentlichten die Brüder das Ergebniß ihrer Forschungen und traten 1832
eine zweite Reise auf einem eisernen Dampfboot an. Der Niger und sein
bedeutendster Zufluß, der Tschadda, wurden befahren. Bei einem Ausfluge
wurden sie überfallen; die Schnelligkeit der europäischen Ruderer übertraf
die der Neger und rettete den Engländern das Leben. Nur Richard Lander
starb an einer Schußwunde, die er in die Hüfte bekommen hatte, auf Fer-
nando Po 1834. Diese und eine folgende Expedition bewiesen, daß die
Beschiffung des Niger und Tschadda leicht, aber das Klima für die Euro-
päer höchst verderblich sei. — John Lander starb 1839 in England an
einer durch das afrikanische Klima hervorgerufenen Krankheit.
6) James Nichardson, ein Missonär aus Schottland, besuchte Marocko
und 1845 Tripolis, Ghadames und Ghat. 1849 ward er durch Lord
Palmerston beauftragt, von Murzuk aus die Wüste von N. nach S. bis
zum Tsad-See zu erforschen und feste Handelsverträge mit den Hauptstaa-
ten von Sudan abzuschließen. Durch die Bemühungen des Geographen
A. Petermann und des Ritters von Bunsen erhielt die ursprünglich nur dem
Handelsinteresse gewidmete Expedition einen wissenschaftlichen Charakter, und
zwei Deutsche, Heinrich Barth und Adolph Overweg von Hamburg, schlossen
sich derselben zum Zwecke wissenschaftlicher Forschungen an. Barth (geb.
den 16. Februar 1621) hatte schon 1845 die Küstenländer Nordafrikas
auf eigene Kosten (14,000 Thaler) bereist und bei einem Ueberfall von
Räubern seine ganze Habe, namentlich seine Tagebücher und Skizzen ver-
loren. Seine Kenntniß der afrikanischen Verhältnisse und Sprachen mußte
sehr erwünscht sein. Adolf Over weg (geb. 1822), der sich mit Geologie
und den Naturwissenschaften im Allgemeinen beschäftigt hatte, begleitete
Richardson als Naturforscher. Die Expedition reiste von Tripoli 1850
nach Murzuk, Ghat, Tin-Tellust und Agades in Air, Katsena, und erforschte
vorzugsweise den Tsad-See und die anliegenden Länder, Kanem, Baghirmi,
Wadai und die Provinzen von Bornu. Allein schon am 4. März 1851
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Extrahierte Personennamen: Richard_Lander Clapperton Richard Major_A._Gordon_Laing Marocko John_Lander John_Lander James_Nichardson Marocko Palmerston Murzuk A._Petermann Bunsen Heinrich_Barth Heinrich Adolph_Overweg Barth Adolf_Over Adolf Richardson
Extrahierte Ortsnamen: Bornu Senegambien Tripolis Timbuktu Niger Niger Bussa Timbuktu Liverpool Niger Benin England Niger Tschadda Niger Tschadda England Schottland Tripolis Hamburg Nordafrikas Tripoli Katsena Baghirmi
890
Die einzelnen Länder Asrika's.
Trunkenheit itnb viehische Gefräßigkeit, Grausamkeit und
"Ausschweifungen aller Art sind die Laster, denen sie fröhnen.
Zu den größten Trunkenbolden im Lande gehören vor Allen
die Geistlichen, und ihre Freßgier bei den Gelagen übersteigt
allen Glauben. — Araber leben hauptsächlich an der Meeres-
küste als Nomaden und zwar in der größten Armseligkeit.
Ziemlich zahlreich sind die Inden, die in diesem Lande sogar
die Jungfrau Maria und andere Heilige verehren. Wilde,
heidnische Negerstämme, die Gallas, sin'd seit vielen Jahren
von Süden her in Habesch eingedrungen und haben sich bereits
mehrerer Provinzen bemächtigt.
§. 1056. Von wissenschaftlicher Bildung ist
gegenwärtig keine Spur mehr in diesem Lande zu finden;
selbst die Geistlichen haben es kaum zum Lesen gebracht.
Doch aus alter Zeit gibt es eine Menge gelehrter Werke,
hauptsächlich theologischen Inhalts; auch ein sehr altes bür-
gerliches Gesetzbuch ist vorhanden. — Ackerbau und Viehzucht
bilden die Hauptnahrungsquellen; an den Mittelgebirgen wird
Alpenwirthschaft getrieben. Die größte Unwifienheit zeigt sich
in Künsten und Gewerben; auch der Handel ist unbe-
deutend. Sklaven werden nach Aegypten und mehrern asia-
lischcn Ländern ausgeführt. — Abysstnien war früher ein
mächtiges Reich: innere Spaltungen aber und die Einfalle
der wilden Galla-Neger haben es seiner Auflösung entgegen
geführt. Der große Negus (König oder Herrscher) findet
schon längst keinen Gehorsam mehr; seine jetzigen Einkünfte
sollen nur 600 Gulden betragen. Der einzelnen Provinzen
haben sich die Ras (Statthalter) bemächtigt, die sogar unter
einander Krieg führen. Ueberall gilt nur das sogenannte Recht
des. Stärkern; Städte und Dörfer werden geplündert, niederge-
brannt, die Bewohner fortgeschleppt und als Sklaven verkauft.
§. 1057. Das Land besteht gegenwärtig aus mehrern
Reichen; zu denselben gehören folgende: 1. Tigre breitet sich
im Nordosten zu beiden Seiten des Takazze aus und wird
von mehrern Bergketten durchzogen. — Adowa, eine Stadt
im Osten von Sennaar und am Fuße eines Hügels, hat
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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481
Iv. Politische Geographie. Amerika.
Süd-Thule und Bristol; die kleine Gruppe des Marquis Traversay,
die südlichen Orkaden, unter denen Pomona die größte; Südshet-
la nds-Jnseln, unter denen Deception einen herrlichen Hafen, Ja-
mes einen 2500 Fuß hohen Berg, Bridgman einen nur 80 Fuß hohen
Vulkan hat, den südlichsten aus Erden. Noch südlicher das Dreieinigkeits-
land, und beinahe unter dem 70" s. Br. die Inseln Alexander f. und
Paul I.; die südlichsten Lander auf Erden, die wir bis jetzt kennen. Die
sämmtlichen Südpolländer sind unbewohnt. —
Amazonen. — Diesen Namen, der eben so wenig eine natürliche, noch
auch eine politische Eintheilung bildet, geben manche Geographen allen Jn-
dianerländern im Innern von Brasilien, Peru, Guyana und Columbien, na-
mentlich aber den Landern zwischen Amazonenstrom und Orenoko. Klima und
Bodenverhältnisse sind die der angränzenden Gegenden.
Manche Jndianerstamme Süd-Amerikas treiben etwas Ackerbau, natürlich
sehr unvollkommen und in geringem Umfange, da die üppige Vegetation ohne-
hin ihnen Lebensmittel in Menge darbietet. Aus diesem Umstande erklärt es
sich, daß die Indianer Süd-Amerikas weit zahlreicher sind, als die im Norden,
welche lediglich von Jagd oder Fischfang leben, also weit mehr vom Zufalle ab-
hängen. Manche der erster» sind furchtbar roh und wild, viele fressen Men-
schcnfleisch, während andere sehr mild und friedlich sind; viele sind auch zum
Christenthume bekehrt worden, besonders in Paraguay und Peru.
Die wichtigsten noch jetzt unabhängigen Indianer, sind: die Mocobys und
Abyponen, in Groß-Chaco (argentinische Republik), wo auch die Guanas;
diechiquitos in Bolivia, die Carapuchos in Peru; die Guar an is
am Parano und Uruguay; unter ihnen hatten die Jesuiten ihre berühmten
Missionen; die Engeremung oder Botocudos, auch Aymores genannt,
zwischen dem Rio pardo und Rio dolce in Brasilien, sind Menschenfresser; die
Mundrucus in Para, zwischen dem Xingu und Tapayos; die Payaguas
und Guaycurus in Paraguay; die Guanos und Bororos in Marto
grosso. — Die Hauptwohnsitze der berühmten K ariden oder Karat den
sind am Orenoko; sie herrschten vormals auf den kleinen Antillen; sie sind
kühn, kriegerisch, groß und stark, und treiben Handel; fressen aber, wie ihre
Brüder vormals auf den Antillen thaten, keine Menschen. Die Tamanaken
am rechten Orenokoufer, in dessen Delta die Guaraunos streifen; sie sind
Matrosen und treiben Schleichhandel. Die Arawaken (die wir gleich den
übrigen schon bei Venezuela genannt haben) leben auch am Bcrbice und Su-
rinam; im französischen Guyana, am obern Oyapoc die Oyampis; die
Guahivas am untern Meta. Am Orenoko zwischen dem Sinaruco und
Apure die Ottomaken, welche Erde fressen; die Manitiwitanos und
Marepizanos am Rio negro; die Manaos in Para; die Macos oder
Piaroas treiben Ackerbau und leben wie die menschenfressenden Guaypu-
nabis am obern Orenoko, wo ebenfalls die May pur es. Die Moros in
Bolivia. Die Indianer in Neu-Granada siehe oben.
Weft-Jndien oder die Antillen.
Die Antillen sind ein weiter, aus Inseln gebildeter Bogen,
der sich von der Ostküste Floridas bis zur Mündung des Orenoko
erstreckt. Die größeren Inseln sind alle gebirgig, zum Theil vul-
kanisch; meist mit steilen, malerischen Küsten und guten Hasen.
Sie haben zusammen 4400 fzm. mit höchstens 3 Mill. Bewoh-
nern, unter denen vielleicht ^ Weiße, das übrige Neger und Mu-
latten; nur auf Trinidad und St. Vincent leben noch einige In-
dianer. Der Boden sämmtlicher Antillen zeichnet sich durch außer-
ordentliche Fruchtbarkeit aus, und bringt alle Produkte der heißen
Zone hervor, namentlich Zucker, Kaffee, Kakao, Ingwer, Pfeffer,
Piment und andere Gewürze; sodann Orangen, Limonien k., Mais,
Andrer Geogr. 3£
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Extrahierte Personennamen: Alexander_f Alexander Paul_I.
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Bristol Brasilien Peru Guyana Paraguay Peru Groß-Chaco argentinische_Republik Bolivia Peru Parano Uruguay Brasilien Paraguay Marto Venezuela Guyana Orenoko Bolivia Neu-Granada Weft-Jndien Trinidad
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Erster Zeitraum.
lisches Nomadenleben, und entgingen dadurch allen Anschlägen er-
oberungssüchtiger Könige von Assyrien, Babylonien, Aegypten oder
Persien. Nur Alexander dem Großen mußten sie sich beugen,
zerbrachen aber auch das verhaßte Joch nach seinem Tode so-
gleich wieder. M o h a m e d endlich wandelte sie in wilde Erobe-
rer um, seit 622 n. Ch., vor welchen die drei Welttheile zitter-
ten, denn Fanatismus, kalte Todesverachtung und der Glaube an
ein blind waltendes Schicksal verliehen ihnen fast überall einen voll-
ständigen Sieg.
§. 11.
K l e i n a s i c n.
Unter Kleinasien versteht man die Halbinsel, welche von
dem schwarzen, dem mittelländischen, dem ägaischen Meere umflos-
sen wird, und östlich an Armenien grenzt. Die, auch sonst üblichen,
Namen Nato lien und Ana doli, rühren von dem griechischen
Worte Avaxohr^ die Benennung Lev ante aber von dem italie-
nischen il levante, oder dem französischen levant, her, und
bedeuten sammtlich das Morgenland. Eine andere Eintheilung
machten die Griechen und Römer. Jene nahmen den Fluß H a-
lys, jetzt Kisil Ermak, der sich in das schwarze Meer ergießt,
als Hauptgrenze an und unterschieden Unterasien, d. i. was inner-
halb des Halys, und Oberasien, was oberhalb desselben liegt.
Den Römern diente der Taurus zum Scheidepunkte, und sie
nannten dieses Land Asien diesseirs oder innerhalb, und Asien jen-
seits oder außerhalb des Taurus, oft aber auch Asien schlechthin und
das eigentliche Asien, 2^8ia propria. Zu der Benennung
Asia gab übrigens eine Stadt Asia in Lydien am Tmolus, Ver-
anlassung, nach welcher man anfangs die angrenzende Gegend, und
spater die ganze Halbinsel mit jenem Namen belegte. Sie ist ein
gebirgiges Hochland, enthält im Innern Berggipfel, auf denen der
Schnee nie schmilzt, während die Küstenländer durch Klima und
Boden zu den schönsten der Erde gehören. Die an Ursprung, Bil-
dung und Lebensweise verschiedenartigsten Völker bewohnten Klein-
asien, deshalb war schon aus diesem Grunde eine engere Verbin-
dung unter ihnen sehr schwierig. Hauptsächlich aber wurden sie
d«rch ihre Lage in die Kämpfe verflochten, welche die Perser und
Griechen, die Römer, Syrer und Parther gegen einander führten,
wobei die einzelnen Völkerschaften, nach Neigung und Ansichten,
Parthei ergriffen, gewöhnlich in die Gewalt des Siegers kamen und
seit Cyrus, welcher seine Zwingherrschaft über alle erstreckte, nie
ein Ganzes wieder ausmachten.
Klemasien war in 19 kleine Länder zerstückelt, die sich nach
ihrer Lage unter eine vierfache Abtheilung bringen lasten. 1) am
ägaischen Meere lagen Troas, Myfien, Lydien, Karies
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Ana_doli Kisil_Ermak Cyrus Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Assyrien Babylonien Persien Armenien Asien Asien Lydien Tmolus Troas