77
verwenden konnte. Außerdem machte er einen großen Auf-
wand und gerieth darüber in schwere Schulden. Als er
1400 von einem Wahltage zu Frankfurt, woselbst er
seinem Schwager F r i edr ich. von B r a u n s ch w e i g zur
deutschen Königskrone verhelfen wollte, in Gesellschaft
Friedrichs hcimkehrte, wurden beide vom Grafen Hein-
rich von Wald eck überfallen, und Friedrich erstochen,
.-Kurfürst Rudolf aber gefangen, und mußte mit schwerem
Golde sich lösen. Er hielt stets treu bei dem Hause Luxen-
burg undichalf auch Jobst und Sigismund zu deut-
schen Königen wählen, dafür wurde er mit schönen Ver-
heißungen belohnt, die nimmer in Erfüllung gingen, und
nur allein das Recht, dem Kaiser bei der Krönung das
Schwert vorzutragen, wurde ihm gegen B rab a n t zuerkannt.
Unerwartet schnell ging es mit dem S ach si sch -W i tten-
bergischen Fürstenstamme zu Ende. Rudolf hatte von
seiner ersten Gemahlin Anna von Thüringen keine
Erben, die zweite Barbara von Lignih gebar ihm
zwei Prinzen, sie wurden aber beide 14o6 durch einen cin-
stürzenden Thurm zu Lochau erschlagen. Rudolf selbst
blieb 1419 in einem Treffen gegen die Hussiten. Nun
war noch ein einziger Bruder, Albrecht Iii. übrig, der
die Kur und das Land erbte. Dieser lebte in bedrückten
Umständen, und mußte sogar die vier burggrästichen Aemter
von Magdeburg verpfänden, da sein Vorgänger das
Land tief verschuldet hatte. Als er im November 1422
auf der Jagd in einem Bauerhause auf der Lochau er
Heide übernachtete, gerieth das Haus in Brand, und
kaum konnte er mit seiner Gemahlin aus den Flammen ge-
rettet werden. Der Schreck zog ihm nach wenigen Tagen
den Tod zu. Mit ihm starb die Linie Sachsen-Witt-
tenberg aus, und alle Lande, Würden und Rechte, die
sie besessen, gingen, wie bereits erwähnt, auf Friedrich
den Streitbaren und dessen Nachkommen aus dem Hause
Wettin über. ¿i. . •
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Rudolf Rudolf Jobst Sigismund Rudolf Rudolf Anna_von_Thüringen Barbara_von_Lignih Rudolf Rudolf Albrecht_Iii Albrecht Friedrich Friedrich
14 Sachsen und die goldene Bulle (1356).
bürg, Länder, Gebiete, Huldigungen, Dienstleistungen und alles dazu Gehörige weder zertrennt, noch geteilt, noch auf irgend welchem Wege zerstückelt werden sollen, sondern in ihrer ganzen Vollkommenheit bleiben sollen in Ewigkeit. Der erstgeborene Sohn soll nachfolgen in diesen, und ihm allein soll Recht und Herrschaft zu teil werden; es sei denn, daß er seiner Sinne beraubt, ein Narr oder eines anderen auffälligen und bemerkbaren Gebrechens fei, weswegen er den Leuten nicht vorstehen dars und kann. Und wo ihm in einem solchen Falle die Nachfolge entzogen würde, so soll der zweitgeborne Sohn, wenn er in dem Geschlechte vorhanden ist, oder ein anderer älterer Bruder, und ein blutsverwandter Laie, der vom väterlichen Stamme in richtig absteigender Linie der nächste wäre, Nachfolger sein.
Wenn der Kaiser oder König bei feierlichen Hofhaltungen auf feinem königlichen Stuhle oder kaiserlichen Throne fitzt, so foll der Herzog von Sachsen sein Amt also thun: Man soll legen vor das Gebäude des kaiserlichen oder königlichen Sitzes einen Haufen Hafer von solcher Höhe und Größe, daß er bis an die Brust des Roffes reiche, auf welchem der Herzog selbst sitzen soll; und er soll haben in der Hand einen silbernen Stab und ein silbernes Maß, welche zusammen an Gewicht zwölf Mark Silbers machen follen, und soll, auf dem Roffe sitzend, zum ersten eben dieses Maß mit Hafer gefüllt nehmen und einem Diener, der zuerst kommt, ebendasselbe darreichen. Darauf foll er den Stab in den Hafer stoßen und davonreiten, und sein Untermarschall von Pappenheim soll kommen und, wenn er nicht da wäre, so soll der Hosmarfchall den Hafer selbst teilen und ausgeben.
Wenn ein Fürst auf einem Roffe oder anderem Tiere sitzt und seine Lehen vom Kaiser oder König empfängt, so soll jenes Roß oder Tier, welcher Art es auch sein möge, dem Obersten-Marschall, das ist dem Herzoge von Sachsen, wenn er zugegen ist, zugehören, anderenfalls dem Herrn von Pappenheim, feinem Untermarschall, oder wenn auch jener nicht anwesend ist, dem Marschall des kaiserlichen oder königlichen Hofes."
9. Die Gründung der Universität Leipzig (1409),
Infolge hussitischer und tschechischer Umtriebe und Vergewaltigungen verließen im Mai 1409 viele deutsche Professoren und Studenten die Universität Prag und wandten sich nach Meißen. Hier fanden sie bei den fürstlichen Brüdern Friedrich dem Streitbaren und Wilhelm die wohlwollendste Aufnahme. Sie beschlossen aus ihr Bitten hin eine Universität zu gründen. Papst Alexander V. genehmigte am 9. September 1409 die Errichtung einer Hochschule in Leipzig, in dem, wie es in der Ur-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm Alexander_V. Alexander_V.
Kurfürst Friedrich August I. wird König von Polen (1697).
83
lichen Lager gegeben wurde, und unter Loszündung der Stücke auf den Wällen mit großem Frohlocken zu singen. Inzwischen verfügte sich der König wiederum zurück auf oben erwähntes Theatrum; über eine kleine Weile, und da das Te Deum laudamus bald ausgesungen war, begab er sich abermals zu dem Altare und opferte. Worauf das Vivat zum andren Male ausgerufen und wiederum Salve gegeben, der König auch wiederum zurück aus das Theatrum begleitet wurde; indessen wurde das hohe Amt gehalten. Hierauf kam der König wieder zum Altar und empfing den Reichsapfel, da dann zum dritten Male das Vivat Rex gerufen und nebst Losbrennnng der Stücke Salve gegeben wurde. Als nun die hohe Messe zu Ende war, wurde von dem Kronschatzmeister die goldene und silberne Gedächtnis-Münze ausgeworfen. Unterdessen ging der König in seinem Pontifikal-Habit (d. i. Feierkleid) zu Fuß aus der Kirche über den Kirchhof wiederum auf das Schloß; sobald derselbe iu das königliche Gemach kam, ließ er nach angenommenen Gratulationen sich die königliche Kleidung ab- und hingegen einen andern sehr kostbaren Habit anlegen, in welchem er sich mit bedecktem Haupte und einem mit Federn geschmückten Hute zur Tafel setzte, so in dem großen Saale auf einer ziemlichen Erhöhung gestellt und mit den prächtigsten Schau- und andern delikatsten Speisen besetzt war. Der König saß auf seinem Throne, unter einem rotsamtneu Himmel mit goldnen Franzen, an der breiten Seite der Tafel, der Bischof von Passau als kaiserlicher Abgesandter an der rechten schmalen Seite, und der kurbrandenburgische Gesandte von Overbeck dem Könige gegenüber; zur linken Hand aber stunden drei königliche Tafel-Stecher. Die Bischöfe, Senatoren und andre vornehme Polen saßen an zwei andern langen Tafeln; über dem Eintritte ins Gemach waren die Mnükanten auf einem Gange; allemal wenn der König trank, wurden die Kanonen, wie auch bei jedweder Gesundheit gelöst, über dieses wurde noch an vielen offnen Taseln gespeist. Dem gemeinen Volke gab man zwei gebratne Ochsen preis, welche dieselben mit ihren Obnchen oder Äxten dergestalt tranchiert haben, daß mancher die Finger darüber einbüßte oder sonst einen Hieb davon bekam.
Am 6./16. September nahm der König die Huldigung zu Krakau ein, wobei sich die vornehmsten Magnaten, wie auch viele von den bisher widrig gesinnten, eingefunden und snbmittiert (b. i. sich unterworfen) hatten. Vormittags marschierten etliche Regimenter von der deutschen Infanterie und den Kürassierreitern ans dem Lager in die Stadt und besetzten vom Schlosse an bis zum Rathause die Gassen in zwei Linien; gegen 2 Uhr geschah ein prächtiger Auszug unterm Trompeten- und Panken-Schalle von schönen Handpserden, Karossen und den polnischen Panzer-Reitern und Husaren, wovon sich etliche Kompanieen dem Rathause gegenüber aufstellten; um 3 Uhr kam der König in polnischem Habit auf einem überaus prächtigen Roß geritten; vor demselben ritten der polnische Adel und kursächsische Kavaliere, wie auch der Fürst Lubomirski
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Extrahierte Personennamen: Friedrich August_I. Overbeck
82
Kurfürst Friedrich August I. wird König von Polen (1697).
Alles dies, was in dieser Relation vorgestellt worden, verhält sich in der Wahrheit also, und wird solches von allen unparteiischen Zuschauern, wie nicht weniger von allen kaiserlichen Generälen selbst, so aus dem linken Flügel gewesen sind, zugestanden. Daher ist es Unrecht, daß man in den Gazetten den Sächsischen nicht einmal den geringsten Part (d. i. Anteil) von dieser Aktion hat zueignen, noch derselben mit einem Worte dabei gedenken wollen."
48. Kursürst Friedrich August I. wird König von Polen (1697).
Ein Zeitgenosse Augusts des Starken, der Weimarer Archivar Joh. Sebastian Müller, entwirft von der Krönung des genannten Fürsten in seinen Annalen folgendes Bild:
„Sonntags, am Tage Herkules (d. i. der 5./15. September 1697), geschah die königliche polnische Krönung zu Krakau mit einer ungemeinen und der Orten sonst nie gesehenen Pracht. Und war der Krönungsakt folgendermaßen angeordnet: Der König begab sich nach 12 Uhr mittags aus der Residenz über den Kirchhof zu Fuß in die Domkirche, unter Begleitung einer großen Menge polnischer Magnaten und des Kron-marschalls, Fürsten von Lnbomirsky, welcher mit dem Marschallsstabe vorherging, auch wurde die Krone, Zepter, Schwert und der Reichsapfel vorgetragen. Der König war angethan oben mit einem Kürasse und unten mit römischen Schurzhosen, hatte darüber einen Talar oder Kurmantel von blauem Samt mit goldgewirkten Blumen und Hermelin gefüttert und etwas ausgeschlagen, auf dem Haupte einen Hut, über und über mit weißen Federn geziert. An der Kirche wurde der König vom Bischöfe empfangen und auf ein erhabenes rundes Theatrum geführt. Rach beendeter herrlicher Musik, welche ungefähr eine halbe Stunde gewährt hat, verfügte sich der König, unter Begleitung der vornehmsten Reichs-Offizianten (d. h. der Beamten), von welchen der Kronmarschall und zwei Reichsfähnriche mit den Standarten oder Fahnen vorher gingen, zu dem hohen Altar und kniete daselbst nieder. Hieraus wurde das Ki)rie Eleison (d. H. Herr erbarme Dich) gesungen und von dem Bischose von Kujavien, welchem noch zwei andre Bischöfe assistierten (d. i. beistanden), das Glaubensbekenntnis, welches der König beschworen und unterschrieben hatte, vorgelesen und dann nach erfolgter Salbung dem Könige die Krone mit den gewöhnlichen Ceremonien aufgesetzt, der königliche Mantel umgegeben und das königliche Zepter in die Hand gereicht. Als dieses geschah, rief man: Vivat Rex (d. i. es lebe der König) mit lauter Stimme zu dreien Malen, und fing man an das Te Deum laudamus (d. i. Dich Gott loben wir), unter einer Salve, welche von der vor der Kirche stehenden Miliz, wie auch von dem vor der Stadt postierten könig-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich August_I. Friedrich August_I. Augusts Sebastian_Müller Lnbomirsky
84 Kurfürst Friedrich August I. wird König von Polen (1697).
mit dem Marschallsstabe; die Reichsinsignien wurden von den Senatoren und beide Reichssahnen von den Kronfähnrichen geführt, der König war, wie obengedacht, auf polnische Art in einem blausamtnen Pelz mit gold-nem Stücke unterfüttert und mit einem Rocke von silbernem Stücke bekleidet, alles mit Diamanten besetzt, auf dem Haupte eine blaufamtne Mütze und einen Streitkolben in der Hand; um denselben her ging die Schweizergarde und hinten nach die Pagen, Heiducken und andre Bediente und zuletzt die Trabantenleibgarde zu Roß; der Zug ging aus dem Schlosse die Königsstraße hinunter nach dem Markte zu, woselbst ein hohes Gerüst ausgerichtet war; auf dasselbe begab sich der König, und wurden dem auf dem Markte versammelten vielen Volke die Reichsinfig-nien herunter gewiesen. Nachdem solches geschehen, ging der König von dem Theatro herab auf das Rathaus, allwo demselben die Senatoren obenbeschriebenes Ornat ab- und den Pontifikalhabit anlegten, worauf ersieh wiederum zurück auf die Bühne verfügte, und gingen 24 Ratsherren in einer Ordnung voran, der Reichskanzler Graf Dönhoff legte hierauf eine lateinische Rede ab, welche der König mit wenigem beantwortete, worauf die Magistrats-Personen durch gewöhnliche Unterthäuigkeit mit dem Kniekuß und Handschlag ihre Devotion (d. i. Ehrfurcht, Huldigung) ablegten und den Lehuseid abschwuren; der Reichskanzler rief hierauf diejenigen sechs Personen aus dem Stadtrate, welche von dem Könige geadelt und zu Rittern geschlagen werden sollten, mit Namen, um hervorzutreten; diese legten sich zu des Königs Füßen und wurden von demselben mit dreimaliger Berührung des Schwerts in den Adel- und Ritterftand erhoben. Nach Vollendung dessen wurden Schaupfennige ausgeteilt, und der König wieder auf das Rathaus begleitet, allwo er den Pontifikalhabit ab- und vorige polnische Kleidung wieder anlegte; er fetzte sich hierauf in die mit acht Pferden bespannte Leib-Karoffe und fuhr unter einer kleinen Begleitung, jedoch abermaliger Lösung der Stücke und Salvegeben, auch allerhand musikalischen Instrumenten nach seiner Residenz. Inzwischen ließ man vor dem Rathaufe Wein springen und 4 gebratene Ochsen dem gemeinen Volke preisgeben."
49. Das erste Meißner Porzellan ans der Leipziger Messe (1710).
3m Jahre 1710 wurden auf der Leipziger Ostermesse zum ersten Male die eben erfundneit sächsischen Porzellanwaren zum Verkaufe gebracht. Das Manufakturdirektorium, welches am 24. Januar 1710 eingesetzt worden war, berichtete unterm 28. Oktober desselben Jahres:
„Nachdem Ew. Königliche Majestät im Januar dieses Jahres von hier nach Dero Königreich Polen sich erhoben, ließ der Jnventor (d. i. Erfinder), Johann Friedrich Böttger, seine einzige Sorge fein, wie zu der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August_König Friedrich August Gottes_Gnaden Friedrich_August Friedrich August Augustus Friedrich_August_von_Gottes_Gnaden_König Friedrich August Friedrich_August Friedrich August
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Extrahierte Ortsnamen: Silenburg Sbittenberg Sahna
Heinrich der Erlauchte.
37
550 Ritter und Knechte und 1000 Pferde gefangen. Der Krieg war
somit beendet, da alles Verlorene in Thüringen schnell wieder gewon-
nen ward.
So sah sich denn Sophie gezwungen, im I. 1264 Frieden zu
schließen. Sie leistete Verzicht auf alle Ansprüche, die sie auf den
Besitz von Thüringen hatte. Ihr Sohn Heinrich I. oder das
Kind*) dagegen erhielt Hessen, wozu uoch einige Besitzungen an
der Werra geschlagen wurden, welche der \xk Jahr lang zu Merse-
burg gefangen gehaltene Herzog von Braunschweig außer 8000 Mark
Silber als Löscgcld an Heinrich den Erlauchten abtreten mußte,
und welche der Letztere dem genannten Heinrich I. zum Hochzeitö-
geschenke machte. Seinen Stiefbruder, den Grafen Hermann von
Henneberg, setzte Heinrich der Erlauchte als Statthalter von
Thüringen ein und gesellte ihm später seinen ältesten Sohn Al-
brecht bei.
Der Besitz der Landgrasschaft Thüringen war ein wichtiger zu
nennen und die meißnischen Markgrafen gewannen durch diese Erwer-
bung nicht wenig an politischem Gewicht im deutschen Reiche. Denn
dieses Lehen bestand namentlich in der Stellvertretung des Königthums,
und cs waren der Landgrafschaft alle Befugnisse wie den übrigen
großen Reichslchen eigen.
Nachdem nun dieser langjährige Krieg, dessen Bürde für das
Land durch eine außerordentliche Wohlfeilheit der Lebensmittel etwas
erträglicher geworden, glücklich beendigt war, beschloß der freigebige
und der Pracht nicht abgeneigte Mark- und Landgraf Heinrich der
Erlauchte, der aber auch alle Mittel zu einenr glänzenden fürst-
lichen Leben besaß**), die Aussöhnung mit einem prächtigen Turnier
(oder Ritterkampfspiel) zu feiern, welches im Jahre darauf (1265) zu
Nordhausen abgehalten wurde.***)
*) Dieser Heinrich (f 1308) ist der Stammvater der noch jetzt blühenden Fa-
milie von Hessen, welche Lande, wie aus Obigem zu ersehen, früher zu Thürin-
gen gehörten und 1292 durch den deutschen König Adolph von Nassau gleichfalls
zu einer Landgrafschaft erhoben wurden. Thüringen gehörte also seit dem I.
1247 mit zu den Besitzungen der Markgrafen von Meißen und ist noch jetzt zum
Theil Besitzung der herzoglich sächsischen «oder crnestinischen» Familie, während
derjenige Theil von Thüringen, welcher der kurfürstlichen, später königlich sächsischen
Familie gehörte «wie Naumburg, Wcißcnfels, Langensalza, Sangerhausen re.), seit
1815 zum Königreich Preußen gehört.
**) Der freibcrger Bcrgscgen floß so reichlich, daß der Markgraf ganze Thürme
voll Silber besessen haben soll. Um einen sehr Reichen zu bezeichnen, sagte man
damals nicht etwa: ,,Er ist so reich, wie Krösus", sondern: „wie der Mark-
graf zu Meißen."
***) Es war dieses Turnier vielleicht eines der prachtvollsten, die je gehalten wor-
den sind. Es sei hier nur erwähnt, daß der erste Preis in einer 20 Pfund schwe-
ren , mit goldenen Buckeln und Heftnägeln ausgelegten, silbernen Rüstung sammt
prächtigem Ritterschwert mit goldenem Griff und einem reich geschmückten Streitrvß
bestand, sowie daß ein stattlicher Baum aufgepflanzt war, dessen Stamm aus feinem
Silber gearbeitet war, während die Blätter, welche wie die Früchte die Sieger zum
Lohne sich abbrechcn durften, theils aus Gold thcils aus Silber, die cipfelarngen
Früchte aber aus feinstem Golde bestanden. An 200 Ritter nahmen an den Preis-
kämpsen Theil, und mit Recht durften die Blicke des Markgrafen wohlgefällig auf
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich_I. Hermann_von
Henneberg Heinrich_der_Erlauchte Heinrich Heinrich_der
Erlauchte Heinrich Heinrich_( Heinrich Adolph_von_Nassau
186
Christian I.
Steuerungen wegen auf den Königstein gefangen gesetzt ward. Wie
zweckmäßig auch diese Veränderung den höheren Ständen erschien, so
zeigte sieh doch beim Volke die entschiedenste Widersetzlichkeit. Manche
Aeltern hielten lieber ihre Kinder von der Taufe zurück oder schickten
sie außer Landes, um an ihnen die Austreibung des bösen Geistes
vollziehen zu lassen; ja in Dresden erschien am Taussteine mit den
Pathen seines Kindes auch dessen Vater, ein Fleischhauer, und drohete,
mit dem geschwungenen Beile in der Hand, dem Geistlichen den Kopf
zu spalten, wenn er nicht sofort das Kind mit dem Erorcismus taufen
wolle. Auch an anderen Orten kam es zu unruhigen Auftritten. Der
Grund dieser Widersetzlichkeit vieler Geistlichen und der Erbitterung,
mit welcher sich das Volk an diesen Streitigkeiten betheiligte, ist haupt-
sächlich in der Ueberzeugung, daß dadurch der Calvinismus begünstigt
werde, sowie in dem Abscheu zu suchen, der sie bei dem Gedanken er-
griff, daß ihnen ihr Lutherthum entrissen und eine andere Lehre an
dessen Stelle gesetzt werden sollte.
Wer mag sagen, wohin diese unerquicklichen kirchlichen Zustände
unsers Vaterlandes und des Kanzlers Crell Mißbrauch der ihm anver-
trauten Gewalt*) zuletzt uoch geführt hätten, wenn nicht plötzlich die letz-
tere durch ein unerwartetes Ereiguiß gehemmt und gebrochen worden
wäre! Bei Colditz, wo er einen schönen Thiergarten angelegt hatte, auf
der Jagd befindlich, erkrankte der Kurfürst Christian I. plötzlich, ließ sich
eilig in seine Residenz Dresden bringen und starb daselbst bereits am
25. Sept. 1591 im 31. Lebensjahre. Der in Sammt und Seide mit der
goldenen Ordenskette der „güldenen Gesellschaft" geschmückte fürstliche
Leichnam ward mit großem Gepränge beigesetzt und ruhet im Dome
zu Freiberg. Das nach seinem Tode verbreitete Gerücht, er sei ver-
giftet, ist durch nichts gerechtfertigt.
Von seiner Gemahlin Sophie, welche 1622 im 55. Lebensjahre
starb, hinterließ Christian!, drei noch minderjährige Prinzen: Chri-
stian Ii. (geb. 1583), Johann Georg I. lgeb. 1585) und August
(geb. 1589), sowie zwei Prinzessinnen: Sophie (geb. 1587, gest. 1635
als Wittwe des Herzogs Franz von Pommern) und Dorothea (geb.
1591, starb 1617 als Aebtissin des quedlinburger Stiftes). Die ver-
wittwete Kurfürstin lebte seit dem Tode ihres Gemahls zu Colditz, das
sie nebst Rochlitz und Borna zum Leibgedinge erhalten hatte, und erzog
daselbst ihre Kinder als eine fromme, strenge und umsichtige Mutter
vortrefflich. Wie hoch Sophie das Glück schätzte, wohlerzogene Kinder
zu besitzen, beweisen auch die noch heute bekannten, nach ihrem Namen
benannten Ducaten**), welchen sie als Umschrift die Worte aufprägen
ließ: „Wohl dem, der Freude an seinen Kindern erlebt."
*) Crell wird beschuldigt, daß er die Audienz und den Zutritt beim Kurfürsten
erschwert, viele Befehle ohne dessen Vorwissen erlassen oder sie ihm doch zur Unzeit
zur Unterschrift vorgelegt habe.
**) Sophie ließ jene Goldmünzen im I. 1616 in der Absicht schlagen, um
ihren Sohn, den Kurfürsten I o h a n n G e o rg l., damit anzubinden; durch jene Um-
schrift aber wollte sie alle Aeltern ermahnen, ihre Kinder wohl zu erziehen.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Colditz Sophie Christian! Johann August Franz_von_Pommern Franz Dorothea_( Colditz
37
Bis zu Conrads des Großen Zeiten prägte man
in hiesigen Landen wenig Geld, sondern man behalf sich
mit Reichs- und anderen auswärtigen Münzen. Nur aus
Markgraf Eckards I. Zeiten (f 1002) ist ein Solidus
(Schilling) vorhanden, der auf einer Seite die Umschrift
„Ekkihart" und auf der andern ein sternähnliches Kreuz
mit der Umschrift „Misni" trägt.
Man hatte damals hauptsächlich zwei Geldsorten: 80-
lidi oder Schillinge- und Denare (Hohlpfennige,
Bracteaten), beide von Silber, das vor dem 12. Jahr-
hunderte keinen Zusatz von Kupfer erhielt. 10—12 Denare
betrugen einen Schilling, 120 eine Mark, 240 ein Pfund.
Da die Denare oder Hohlpfennige sehr dünn, wie Pa-
pier, waren und sich leicht abführten, so wog man sie gern,
und wenn dann 240 Stück ein Pfund auswogcn, nannte
man sie pfündig, woraus der Name Pfennig entstanden
ist. Bald kommen auch Goldpfennige vor, die von der
Stadt Byzanz (Constantinopel) Byzantiner (Dysanter)
genannt wurden.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
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