Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Wege zum Staatsgedanken - S. 112

1912 - Straßburg i.E. : Bull
112 Die Geschichte des alten Reichs bis zum Dreißigjährigen Krieg. „Wie mächtig muß das Reich sein, das solche kühnen, stolzen und reichen Vertreter hat", so urteilte man damals außerhalb unserer Grenzen. Ja, sie waren reich, so reich, daß sich halb Europa vor ihrem Gelde beugte. Fast alle fremden Staaten, nach denen die Hanseaten damals kamen, Rußland, Dänemark, Schweden, Norwegen, England, hatten kleinere Kämpfe oder größere Kriege auszufechten. Krieg- führen kostet Geld. And daran fehlte es durchweg in jenen Ländern. Es mußte also geliehen werden. Wer konnte dafür besser ange- sprochen werden als die reichen deutschen Kaufleute? Die liehen auch, aber nicht umsonst. Sie ließen sich ihre Dienste bezahlen. Die Könige und Fürsten, welche ihr Geld brauchen konnten, mußten ihnen schriftlich versprechen, daß sie ungestört im Lande Äandel treiben, ungestört in den fremden Gewässern fischen durften. Auf diese Weise brachten sie es dahin, daß in allen Ländern, die von Nord- und Ostsee bespült werden, das deutsche Kaufmanns- schiff einzig und allein Waren brachte und Waren fortführte. Dem deutschen Kaufmann gehörte die Wolle, die von England kam, das Kupfer und das Eisen, das in Schweden gegraben ward, der Wein, der von Frankreich nach England, Dänemark, Schweden- Norwegen oder Deutschland gebracht wurde; sein waren die unge- heuren Fischschwärme, die alljährlich in der Ostsee ins Netz gingen, sein die Waren, sein das Schiff und — sein auch der unermeßliche Gewinn. Der König von England verpfändete den Hanseaten nicht nur seine Zinngruben, er mußte den reichen Kölnern sogar seine Krone verpfänden, um Geld für seine äußeren und inneren Kriege zu bekommen. Wenn die stolzen englischen Äeere ins Feld rückten, dann waren Rüstungen und Pferde und Waffen und Knechte mit dem Golde der Äansa gekauft. Wenn die vornehmen Lübecker und ihr Anhang drohten, dann durfte der König von Dänemark für seine Krone Angst haben. Zwar haben Engländer und Dänen, Schweden und Norweger mit den Zähnen geknirscht und die Fäuste geballt, wenn die deutschen Kaufleute sich in ihre Streitigkeiten mischten, ihnen Könige ein- und absetzten und ihnen die Waren unverschämt teuer verkauften. („Wir kaufen in England den Fuchspelz für einen Groschen und verkaufen den Fuchsschwanz für einen Gulden.") Aber warum wehrten sich die ftemden Staaten denn nicht da- gegen? Die Macht der Hansa war ihnen viel zu groß, und sie waren nicht einig genug, das harte Zoch abzuschütteln.

2. Wege zum Staatsgedanken - S. 114

1912 - Straßburg i.E. : Bull
114 Die Geschichte des alten Reichs bis zum Dreißigjährigen Krieg. daß sie sich so gar nicht gegen die Fremden wehren konnten. Wie gut wäre es gewesen, wenn jetzt ein starkes Reich, ein waffenmächtiger Kaiser dagewesen wäre! Nun sahen die stolzen Kaufherren wohl sorgenvollen Blickes nach Süden, dorthin, wo der Kaiser war. Aber wenn sie an ihn dachten, wurden ihre Gedanken noch düsterer, und ihre Stirn ward noch finsterer, denn sie wußten: Von da her haben wir keine Silfe zu erwarten. Jetzt war es ein An glück, daß es am Reich, am Kaiser fehlte. Damals, als die Fremden anfingen, eine Kriegsflotte zu bauen, da hätten die Hanseaten folgen müssen. (Die Sansa hatte wohl Schiffe, aber eigentlich nur zum Kampfe gegen die Seeräuber. „Fredekoggen" nannte man dieselben. Eine rechte Kriegsflotte bauen kostete Geld, viel Geld, ohne etwas einzubringen. Davon wollten die Kaufleute nichts wissen.) Wenn jetzt ein mächtiges Reich, ein starker Kaiser gesagt hätte: Dieser Sandel macht uns reich. Wir können auch etwas dafür zahlen, dann spürt's keiner allzusehr, — ja, dann wäre die Sansa vielleicht erhalten geblieben, dann hätte sie ihren Sandel fortsetzen können. Damals hätte einer da sein müssen, der an alle gedacht hätte, wo jeder nur an sich dachte, jemand, der für alle gesorgt hätte, wo jeder nur für sich sorgte. Aber selbst wenn die Sansastädte einig gewesen wären, sie hätten die Flotte nicht bauen können, die sie brauchten. 80 Städte bildeten den Bund. Darin wohnten sicherlich sehr viele reiche Kaufleute. Doch sie hätten alljährlich ungeheure Summen zahlen müssen, wenn sie die Flotte aus eigenen Mitteln hätten gründen sollen. Ein ganzes Land wie England konnte das schon eher, weil da gar viele daran zahlten, und jeder weniger davon spürte. Staatskunde: Da sehen wir also wieder, warum wir das Reich brauchen. Rur ein großes Reich kann eine starke Flotte bauen, weil nur in einem solchen Geld genug zusammenfließt. Weil unsere Äansa kein mächtiges, opferwilliges Reich hinter sich hatte, mußte der Lande! zugrunde gehen. And noch eins müssen wir beklagen an der Sansa: Nur nord- deutsche Städte haben sich in ihr zum Bunde zusammengefunden. And es gab doch auch in Süddeutschland reiche Kausmannsstädte: Augsburg, Nürnberg, Alm, München, Speier, Worms, Mainz, das alte stolze Straßburg, das damals unter den deutschen Städten im Süden eine der ersten war. Die süddeutschen Städte haben zwar auch einen Bund geschlossen, aber auf eigene Faust. Wie schön wäre es gewesen, wenn ein einziges großes Band süd- und nord-

3. Wege zum Staatsgedanken - S. 124

1912 - Straßburg i.E. : Bull
124 Die Geschichte des alten Reichs bis zum Dreißigjährigen Krieg. worden wie Deutschland damals. Jetzt strafte sich die Sünde der Väter an den Kindern. And es war eine schreckliche Strafe! Die deutschen Fürsten allein zu schwach, um den beutegierigen Schweden und Franzosen widerstehen zu können, kein Kaiser da, der ein Lerz hatte für das Reich, keine starke Neichsgewalt. Gewiß, die „Frei- heit", die „Unabhängigkeit" ist ein großes Gut. Aber wer nur un- abhängig sein will, wer vergißt, daß nur vereinte Kraft stark macht, der beklage sich auch nicht, wenn eines Tages der Feind über den „Unabhängigen" hereinbricht. So zog sich der Kampf der Schweden und Franzosen um den deutschen Boden bis zum Jahre 1648 hin. Als endlich alles kriegs- müde war, als Frieden geschlossen wurde, haben die zwei fremden Mächte auch den Hauptgewinn des Krieges gehabt. (Erwerbungen Frankreichs und Schwedens, endgiltige Trennung Lollands und der Schweiz vom deutschen Reich, die Flußmündungen von Oder, Elbe, Weser, Rhein und Maas in fremden Länden. Dazu Gleich- berechtigung der drei Konfessionen.) Wertvolle deutsche Lande sind also dem Reiche durch den Frieden von Münster und Osnabrück verloren gegangen. Doch bei- nahe wichtiger war, daß mit diesem Frieden das Reich vollends zu- grunde gerichtet wurde. Die etwa 300 deutschen Fürsten und Lerren wurden nun selbständige Lerren ihrer Länder, in denen der Kaiser nichts mehr zu sagen hatte. Sie erhielten das Recht, Bündnisse zu schließen, unter einander oder mit fremden Staaten (nur nicht gegen Kaiser und Reich). So war das Reich also wieder da angekommen, wo es zu Anfang der Regierung Leinrichs I. im Jahre 919 ge- standen hatte. All die Bemühungen der alten Kaiser, ihre Macht zu vergrößern, sie stärker zu machen als die der Fürsten, sind ver- geblich gewesen. Ja noch mehr, es sah im Jahre 1648 im Reiche noch schlimmer aus als im Jahre 919. Damals wollten die deutschen Lerzöge nur selbständig, unabhängig sein. Sie hatten noch kein Recht dazu. Jetzt wurde ihnen dieses Recht ausdrücklich ge- geben. Es stand aufgeschrieben auf dem Papier, auf dem ausge- macht wurde, wie es nach 1648 in Deutschland aussehen sollte. Der Kaiser hatte seinen Namen und sein kaiserliches Siegel darunter ge- setzt. Es war, wie es in dem Schriftstück hieß, „ein ewiges Grund- gesetz des Reiches." Kein Kaiser konnte den Fürsten also dieses Recht mehr nehmen. Vorbei war es mit der Loffnung aus ein einiges, starkes Reich. Was sollte werden? Run wenn eben mit dem alten Reiche

4. Wege zum Staatsgedanken - S. 127

1912 - Straßburg i.E. : Bull
Vi. Schuljahr: Die Gründung des nenrn Deutsche« Deiches. 1. Ausblick. alte deutsche Reich ist mit dem Frieden von 1648 eigentlich ausgelöst, (so haben wir gesehen). Neugebaut hat es, wie wir bereits wissen, jener Staat, der zuerst eine Markgrafschast (vgl. Rud. v. Labsburg) und dann ein Kurfürstentum war, der zuerst Brandenburg und dann Preußen hieß. Wie dieser Staat es fertig gebracht hat, ein neues Deutsches Reich zu gründen, unser Deutsches Reich, in dem wir heute leben, für das wir arbeiten und Opfer bringen, das wollen wir jetzt sehen. Es war keine leichte Aufgabe. Da gab es manchen anderen deutschen Staat, der sich — sei es in früheren Zeiten, sei es in den letzten Jahren erst — in harten, ruhmreichen Kämpfen Achtung und Ansehen verschafft hatte. Doch nicht genug, daß Preußen mit starken deutschen Staaten zu kämpfen hatte, wenn es ein neues Deutsches Reich gründen wollte — es hatte auch noch mit fremden zu tun. So traurig war ja das alte einst so mächtige deutsche Reich herabge- kommen, so zum Lohn und Spott der Welt geworden, daß Fremde sich auf deutschem Boden als Lerren ausspielten, daß sie mit aus der deutschen Schüssel aßen, daß sie mitredeten, mitkomman- dierten in Deutschland, als ginge das sie etwas an, als wären sie Deutsche und nicht Fremde. Da war vor allem Frankreich, das besaß ja Teile des Elsaß; es wollte aber mehr. Der Rhein sollte Deutschlands und Frankreichs Grenze werden. Darum hat Frankreich fortan in allen deutschen Kriegen seine Lände gehabt. Zm Norden stand Schweden mit einem Fuße im Reich. Ihm gehörten Vorpommern und das Lerzogtum Bremen. Es hätte am

5. Wege zum Staatsgedanken - S. 129

1912 - Straßburg i.E. : Bull
2. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg. (1640—1688.) 129 so zusammen: Sowie die alten Kaiser kein Leer aufstellen konnten ohne die Lilfe und den Willen der großen Lehensherren, der Äerzöge, Grafen, Markgrafen usw. (vgl. V. Schuljahr Rudolf v. Äabsburg), so waren auch dem Großen Kurfürsten die Äände gebunden. Wohl zahlten die Brandenburger Steuern. Aber die brandenburgischen Städte und die Adeligen hatten das Recht, Männer zu wählen und sie dem Kurfürsten geradezu als Mitregenten an die Seite zu setzen. Diese Abgeordneten bestimmten nicht nur, wieviel Steuern der Kurfürst erheben durfte — das wäre nicht schlimm gewesen — sie bestimmten auch, wie das Äeer auszurüsten sei. An dieser Aus- rüstung aber haben die Äerren immer gerne gespart, nur damit sie nicht so viele Steuern zu zahlen brauchten. Daß damit nicht für die Soldaten gesorgt war und noch weniger für den Krieg, kann man sich denken. And wenn der Kurfürst es gewagt hätte, dem Willen dieser Abgeordneten zu trotzen, so hätten sie sich mit den auswärtigen Feinden des Kurfürsten verbunden (übrigens haben sie das oft getan). Ja, das ist doch unerhört, das ist ja Landesverrat. Das würde heute mit den schwersten Strafen bestraft werden. War denn kein Gericht da, das die Schuldigen zur Rechenschaft zog? Äier zeigte sich's, wie unheilvoll es war, daß es keinen mächtigen Kaiser mehr gab. Den Kaiser hätte der Kurfürst anrufen müssen. Der konnte sich aber kaum selber helfen, wieviel weniger dem Kur- fürsten. Auch noch in anderer Weise haben „die Stände", so hießen jene Abgeordneten, mitregiert. Ohne ihren Willen durfte der Kur- fürst weder Krieg führen, noch Frieden schließen. Es gehörte deshalb ein Mann mit eisernem Willen dazu, um Äerr in diesem Lande zu werden. Ja, wenn die Stände noch ein Äerz gehabt hätten für das Land, wenn sie hätten arbeiten, Opfer bringen, Geld zahlen wollen, um Brandenburg groß und stark zu machen. Aber sie dachten nur an sich. Der Kurfürst sollte ihnen nicht allzu mächtig werden. Daher geizten sie mit der Bewilligung der Steuern, daher hinderten sie die großen Pläne des Kurfürsten. Wollte er seine Pläne ausführen, so mußte die Macht der Stände beseitigt werden. Das ging nicht auf einmal. Zunächst brachte es der Kurfürst nur dazu, daß sie ihm für sechs Jahre im voraus die Steuern bewilligten. Da konnte er ein Äeer aufstellen. And das brauchte er. Ringsum war Krieg. Damals gab es über- haupt viel mehr Krieg als heute. So lange Friedenszeiten, wie wir Lauprmann, Wege zum Staatsgedankev. 9

6. Wege zum Staatsgedanken - S. 214

1912 - Straßburg i.E. : Bull
214 Die Weltmacht des neuen Deutschen Reiches, Silber aus dem entdeckten Lande. Aber es war so viel, daß es hingereicht hätte, das spanische Volk wohlhabend zu machen. Nicht weniger als 25 Milliarden Mark sind die Schätze wert gewesen, die durch die „Silberflotten" nach Spanien gebracht wurden. Diese ge- waltige Summe, von der der allergrößte Teil in die königliche Kasse floß, hätte verwendet werden müssen, um dem Landmann, dem Hand- werker zu Helsen. Dann hätten auch die armen Leute etwas gehabt vom „Golde Indiens," nämlich Arbeit und damit Geld. Doch daran dachte der König von Spanien nicht. Er ließ es ruhig ge- schehen, daß viele dieser armen Leute den Pflug, die Werkstätte ver- ließen und hinüber nach dem Goldlande zogen, um schnell reich zu werden. Wenn sie zurückkamen, war ihnen die Arbeit nicht mehr gut genug. Sie wollten leben wie die großen Herren. Für schweres Geld kauften sie teure Waren bei den Fremden, z. B. bei den Holländern. So wanderte das Gold wieder zum Lande hinaus. Als dann die Gruben in Amerika erschöpft waren, als kein Gold- strom mehr nach Spanien floß, da hatten gar viele Spanier das Arbeiten verlernt, und ehe sie es neu lernten, floß ihnen der Rest ihrer Reichtümer durch die Äände. Das Volk wurde arm. „Das Gold Indiens hat Spanien arm gemacht." Aber die Schätze des Königs? Konnten die nicht helfen? Der König dachte nur an neue Eroberungen. Lange, lange Jahre hat er einen kostspieligen und dennoch vergeblichen Krieg gegen die Niederländer geführt, hat eine gewaltige Flotte gegen England ge- rüstet, die nachher im Sturme scheiterte. (Diese beiden Beispiele müssen hier genügen.) So hat auch dem spanischen Staate das Gold Indiens keinen Segen gebracht. Staatskunde: Wenn uns die Weltgeschichte derartige Dinge erzählt, dürfen wir immer wieder mit Glück und Stolz an die Einrichtungen unserer heutigen Staaten denken. Ans fließen wohl keine Goldschätze aus fremden Ländern zu, aber es kommen doch jedes Jahr gewaltige Summen in die Reichs- kaffe aus indirekten Steuern und Zöllen oder in die Kassen der Bundesstaaten aus direkten Steuern. Wir staunen, weil Spanien im Laufe von vielen Jahren 25 Milliarden aus Amerika geholt — und ausgegeben hat. Wir bedenken aber nicht, daß unser Reich, unsere Bundesstaaten und unsere Gemeinden zu- sammen in jedem Jahre 6000 Millionen Mark ausgeben. Das geht Jahr für Jahr so fort, und innerhalb eines Jahrzehnts kommt eine viel größere Summe heraus, als Spanien jemals besessen hat. Was macht denn unser Reich, was machen unsere Staaten und Gemeinden mit diesem Gelde? so fragt gar mancher unwillig und setzt vielleicht leichtsinnig hinzu: Das ist alles für die Vornehmen! Zu dir fließt es zurück! möchte man solchen zurufen. Ja, du erhältst für

7. Wege zum Staatsgedanken - S. 223

1912 - Straßburg i.E. : Bull
11. Die französische Revolution. 223 wir deutlich gesehen, daß aus einem solchen Vertrage auch leicht Streitig- keiten mit anderen Mächten erwachsen können. Eine Weltmacht kann überhaupt viel leichter in Streit geraten mit einer andern Macht als ein Staat, der sich nur um sich selber bekümmert. Ob dieser Streit auch gleich zum Kriege führen muß, hängt wieder vom Volke selber ab. Erklären darf nur der Kaiser den Krieg und zwar im Einverständnis mit dem Bundesrate. Und das tut er nur, wenn der Krieg dem Volke irgendwelchen bleibenden Nutzen einbringt. Worin solcher Nutzen besteht, wollen wir am französischen Volke sehen. — Aus Frankreichs Eroberungspolitik kommen nach Seite 221 noch zur Darstellung: Die Kriege am Rhein (Teilnahme des Großen Kurfürsten), die Reunionen, die Wegnahme Straßburgs, der pfälzische Krieg und Verwüstung der Pfalz, der Friede zu Ryswyk. Staatskunde: Was sagte denn das französische Volk zu all diesen Eroberungen? Ging es ihm auch wie dem spanischen zur Zeit der Ent- deckungen? Es war damit einverstanden, denn der französische König Ludwig Xiv. sorgte auch für das Wohl seiner Untertanen. Er verbot die Einfuhr fremder Waren nach Frankreich, gab den französischen Fabriken da- gegen Geld, damit sie sich erweitern konnten, ließ ihnen Belohnungen („Prämien") auszahlen, wenn sie Waren ins Ausland verkauften, baute Kanäle, Straßen und Läsen, erwarb in aller Welt Kolonien. (Senegambien, Cayenne, Kanada, das Gebiet des Mississippi, auch Louisiana genannt.) So machten die Welt- herrschaftspläne ihres Königs die Franzosen zugleich reich. Darum billigten sie es auch, wenn er immer neue Länder unterwarf. Sie waren stolz auf den Ruhm, den Ludwig erwarb. Ihnen schmeichelte es, daß Frankreich die erste Macht in Europa, ja in der Welt genannt wurde. Da lernen wir also auch einmal eine Weltmacht kennen, die zum Leile des Volkes ausschlug, das diese Weltmacht selber wollte, und das darum auch für diese Weltmacht kämpfte. Solange Ludwig sein Volk hinter sich hatte, konnte er einen Krieg nach dem andern führen, konnte Steuer auf Steuer von ihm verlangen. Seine Kriege galten dem Wohle der französischen Nation. 11. Die französische Revolution. Wir haben gesehen, daß das französische Volk mit der Welt- eroberung seines Königs einverstanden war. Das ging so eine Reihe von Jahren fort. Dann aber wandte sich das Volk je länger je mehr von seinem Könige ab, bis es zuletzt sich gegen ihn erhob. Wir wollen das nicht so genau verfolgen, weil das uns Deutsche nichts angeht. Aber lernen können wir doch einiges daraus. (Nun Darstellung der Arsachen der französischen Revolution, besonders be- handeln das Steuerwesen. Außerordentlich hohe Steuern. „Fenster- steuer" bewirkt, daß sich die Franzosen oft statt der Fenster mit Rauchlöchern ohne Scheiben begnügten; sehr hohe Salzsteuer, Salz

8. Wege zum Staatsgedanken - S. 226

1912 - Straßburg i.E. : Bull
226 Die Weltmacht des neuen Deutschen Reickes. Reich gibt uns, wie wir gesehen haben, hauptsächlich den Schutz gegen die äußeren Feinde. Den brauchen alle gleichmäßig. Darum ist es auch billig, daß alle gleichmäßig bezahlen. Wenn wir uns aber die indirekten Steuern etwas näher ansehen, werden wir bald merken, daß man auch an ihnen teilweise nur zahlen muß, wenn man will. Die Salzsteuer zwar müssen alle bezahlen, denn wir können das Salz nicht entbehren, und auch der Zuckersteuer können wir uns nicht gut entziehen. An der Tabak- und Zigarettensteuer zahlt nur der, der will. Rauchen ist kein Muß, sondern ein „Luxus." Ebenso ist jeder, der will, von der Branntwein- steuer frei. Man kann auch nicht behaupten, daß das Bier, von dem der Staat ebenfalls Steuern erhebt, zum Lebensunterhalte und zur Gesundheit nötig sei. Der arme Mann wird ferner nie oder beinahe nie in die Lage kommen, an der Schaumweinsteuer mitzahlen zu helfen, und vom Dasein der Wechselstempel- steuer, von der Börsensteuer, Attiensteuer, der Steuer auf Kraftfahrzeuge und noch mancher andern hört er nur aus der Zeitung. Rur an den Zolleinnahmen des Reichs muß er wieder mitbezahlen, denn Brot und Fleisch gehören eben zum Lebensunterhalte. So gibt es also auch unter den indirekten Steuern einige, die den armen Mann nicht treffen. Am wichtigsten aber ist es, ob in einem Staate die indiretten Steuern größer sind oder die direkten. Gerade in diesem Puntte sind die Steuern in unserm Vaterlande besonders gut eingerichtet. Wir wollen wieder England und Frankreich mit unserem Vaterlande vergleichen. Wenn man alle indiretten Steuern bei uns zusammenzählt und die Summe durch die Zahl der Be- wohner teilt, so findet man, wieviel indirekte Steuern bei uns „pro Kopf" bezahlt werden. Es sind gegenwärtig 30,5 Mark im Jahre. Selbst in England zahlt man 32,6 Mark. (Zwar zahlen dort bis heute noch die armen Leute keine Steuer vom Brot und Fleisch, wie bei uns, weil die Engländer keine Getreide- und Fleischzölle kennen. Es wird aber wohl nicht mehr allzulange dauern, bis derartige Zölle auch in England eingeführt sind.) Rechnet man aber aus, wieviele Äundertteile auf die diretten, wieviel auf die indirekten Steuern entfallen, so findet man folgendes: Von allen Steuern sind dirette Steuer indirette Steuer in England 64,4 o/0 35,6% „ Frankeich 36,4 o/0 63,6% im Deutschen Reich Go 52 % Am besten verteilt sind demnach die Steuern in England. Dort werden am meisten dirette Steuern gezahlt, d. h. solche, an denen die Wohlhabenden am meisten zu tragen haben. Zn Frankreich ist es ungefähr umgekehrt, dort gibt es vielmehr indirette Steuern. Anser Vaterland steht in der Mitte; dirette und indirette Steuern sind einander sozusagen gleich. Jedenfalls ist unsere Verteilung der Steuern besser als die in Frankreich. Wir wissen schon, warum wir mehr indirette Steuern haben als England. Die direkten Steuern sollten den Einzelstaaten verbleiben, das Reich kann also für seine Bedürfnisse nur indirette auferlegen. Jedenfalls aber dürfen wir

9. Wege zum Staatsgedanken - S. 232

1912 - Straßburg i.E. : Bull
232 Die Wettmacht des neuen Deutschen Reiches. Dazu noch ein zweites. Damals fing man schon an, Waren aus den fremden Erdteilen zu verbrauchen in Europa. Darum hätte jede große Macht diese fremden Länder gerne besessen. Wenigstens wollte England allein diese Waren in fremden Ländern kaufen, sie auf englischen Schiffen nach Europa bringen und dann in den europäischen Ländern mit großem Gewinn verkaufen. Alleiniger Frachtfuhrmann und alleiniger Ländler der Welt wollte es sein. And nun sehen wir uns die beiden streitenden Völker an, Engländer und Franzosen. Kein Weltreich kann bestehen, wenn das Volk, dem dieses Welt- reich gehört, nicht damit einverstanden, wenn es nicht sein Wille ist, daß sein Staat als Weltmacht auftritt. Wie stand es darin bei beiden Völkern? Nun in England gab es nur einen Willen, den Willen zur Weltmacht. Die Fabrikherren, die Kaufleute wollten verkaufen. Die Arbeiter verlangten nach Arbeit, die ihnen Geld brachte. Die Bauern aber verkauften besser und verdienten mehr, wenn die Arbeiter Geld hatten, denn dann verbrauchten diese mehr. Für die englische Regierung aber gab es nur e i n Ziel, das englische Volk reich zu machen. So schlug das Lerz des ganzen Volkes denselben Schlag, so ging ein starker Wille durch ganz England: Wir müssen die See- herrschaft haben, damit wir jeden Mitbewerber verdrängen können, damit das Meer nur eine Flagge sehe, die englische. Darum zahlten die Engländer Steuern über Steuern, darum trugen sie die schwersten Lasten, darum waren sie auch mit den Kriegen einverstanden. Es waren ja Kriege, in denen sie um ihr Wohlergehen, um ihren Lebensunterhalt, um ihren Reichtum kämpften. Es ging um die „Lebensinteressen" des englischen Volkes. Ein solcher Krieg ist gerecht. Wenn ein Volk um sein Brot, um seinen Lebensunterhalt kämpfen muß, dann läßt es sich auch von niemand anders Vorschriften machen. Zn unsern Tagen sucht man den Krieg zu beseitigen. Ein „Schiedsgericht" möchte man einsetzen, das die Streitigkeiten der Völker schlichten soll, das sagen soll, wer recht oder unrecht hat. Wenn es sich um kleinere Streitigkeiten handelt, ist ein solches Gericht ganz gut. Geht es aber einem Volke ans Leben, d. h. ans Brot, dann kann kein Schiedsgericht entscheiden, dann muß das Volk sich selber helfen, wenn nicht anders möglich, durch einen Krieg. Leute wird daher jeder Staat nur noch Krieg führen, wenn Regierung und Volk einsehen: Wir müssen das haben, was uns die andern nicht lassen wollen. So kommt es auch hier auf jeden Einzelnen im Volke an. Er muß wissen, was sein Volk und sein Staat nötig hat, was Staat und Volk nicht entbehren können, und er muß bereit sein, Opfer zu bringen, wenn es dem Volke zu erkämpfen gilt, was es braucht. And die Franzosen in damaliger Zeit? Nun, die mußten auch Waren verkaufen, denn auch sie besaßen Fabriken. Aber sie hatten dieses Verkaufen doch nicht so notwendig wie die Engländer. Sie waren ja von jeher haupt- sächlich ein ackerbautreibendes Volk, während der Ackerbau in England viel geringer blieb. In Frankreich verlangten daher nur kleinere Volksteile Kolonien, Lande!, Seeherrschast. Napoleon hat seine Franzosen auch mit andern Mitteln für seine Kriege zu entflammen gesucht. Er redete ihnen von der „Ehre des französischen Namens", vom „Ruhme Frankreichs", und er wußte, daß die Franzosen das gerne hörten. Lange hat dieses Wort, „Ehre, Ruhm Frank- reichs" die Franzosen entflammt. Endlich aber wurden sie selbst des Kriegs»

10. Wege zum Staatsgedanken - S. 86

1912 - Straßburg i.E. : Bull
86 Die Geschichte des alten Reichs bis zum Dreißigjährigen Krieg. sich zum Richter machte in einer Sache, die vor das königliche Gericht gehört hätte. Der Kampf mit dem König war da. And leider fand der aufrührerische Herzog einen Bundesgenossen an einem leibhaftigen Bruder Ottos. Wieder standen Deutsche gegen Deutsche. Der Bürgerkrieg entbrannte. So wenig sicher stand damals noch das deutsche Reich. Keiner dachte: Ich darf nichts tun, was dem Reiche schaden könnte. Es fühlte noch keiner, daß er „Deutscher" sei. Der Franke wollte nur Franke sein und dachte nur an sich. Jeder im Reiche dachte nur an sich. Seine „Freiheit" behaupten, und wenn das Reich darüber zugrunde gehen sollte, das war noch die Meinung. Staatskunde: Ist's heute noch so? Ist es besser? Ja und Nein. Zwar gibt es keinen Streit mehr darüber, ob die Deutschen zusammen halten wollen. Kein deutscher Fürst weigert sich heute, den Kaiser als den Obersten des Reichs anzuerkennen und zu ehren. („Verfassung" S. 84). Alle wissen: Nur durch das Reich sind wir stark. Ohne das Reich werden wir eine Beute unserer Nachbarn. Damals kamen noch Ungarn und Wenden. Aber sie raubten und plün- derten nur. Sie ließen den Deutschen ihr Land. Leute sind wir rings von starken Staaten mit großen Leeren umgeben. Die würden in einem schwachen Deutschland wohl nicht rauben und plündern. Aber sie würden ein Stück des deutschen Bodens nach dem andern an sich reißen. Das wissen alle, und darum halten alle zusammen. Soweit ist es viel besser heute als zu Ottos Zeiten. Aber gerade weil das Reich ein starkes Leer haben muß, muß es etwas von allen Deutschen verlangen, was niemand gern hergibt: Geld, Steuern. Womit soll das Reich auch sonst seine Soldaten erhalten, die Kriegsschiffe, die Waffen bezahlen? Zwar das Reich hat auch Vermögen, es ist ein „reicher" Mann. Ihm gehören alle die vielen Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen. Damit verdient es alljährlich viel Geld, viele Millionen. Im Iuliusturm zu Spandau liegen 120 Millionen Mark. Aber die müssen erhalten bleiben für die Zeit des Kriegs. Sie würden aber nicht einmal für ein halbes Jahr ausreichen, um die Kosten für Leer und Flotte zu bezahlen. Nicht weniger als 800 Millionen muß das Reich für das Leer und 500 Millionen für die Flotte in einem einzigen Jahre ausgeben. (Da könnt ihr gleich ausrechnen, wieviel das für jeden Deutschen, für jeden Kopf ausmacht: 65 Millionen Einwohner. Rechen- stunde.) Geld gibt niemand gerne her. Aber es muß doch sein. Oder wollen wir unser Leer, unsere Flotte aufgeben, damit die anderen besser Meister werden über uns? Wenn wir das nicht wollen, dürfen wir auch nicht murren über die Steuern. Leider machen es heute oft viele Leute wie die zur Zeit Ottos. Sie schelten, daß sie Opfer bringen sollen für das Reich. Sie denken nur an sich. — So ist's also doch auch manchmal nicht viel besser als zur Zeit Ottos. So hatte also Otto jetzt den Kamps mit den Herzögen. Lange ging es hin und her. Endlich hat sich noch ein anderer Herzog, der
   bis 10 von 31 weiter»  »»
31 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 31 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 12
5 5
6 0
7 0
8 0
9 0
10 9
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 3
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 6
35 0
36 1
37 17
38 0
39 21
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 1
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 2
4 3
5 0
6 0
7 0
8 0
9 13
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 19
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 0
36 17
37 0
38 2
39 0
40 1
41 1
42 0
43 1
44 0
45 4
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 4
60 10
61 12
62 0
63 0
64 1
65 0
66 1
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 8
73 0
74 2
75 0
76 1
77 5
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 1
84 0
85 0
86 1
87 1
88 0
89 0
90 0
91 0
92 10
93 0
94 16
95 1
96 1
97 0
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 1
3 7
4 0
5 6
6 1
7 12
8 0
9 2
10 8
11 1
12 3
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 1
19 78
20 0
21 2
22 0
23 0
24 1
25 1
26 0
27 0
28 0
29 3
30 3
31 2
32 0
33 34
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 22
40 2
41 0
42 0
43 1
44 8
45 0
46 0
47 8
48 0
49 0
50 9
51 17
52 12
53 0
54 46
55 1
56 2
57 2
58 0
59 52
60 1
61 0
62 1
63 2
64 2
65 2
66 0
67 11
68 0
69 0
70 0
71 52
72 0
73 0
74 0
75 5
76 0
77 4
78 27
79 1
80 10
81 48
82 0
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 0
89 0
90 0
91 19
92 0
93 4
94 0
95 0
96 0
97 2
98 1
99 3
100 21
101 1
102 5
103 6
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 3
110 0
111 3
112 4
113 0
114 0
115 0
116 2
117 0
118 0
119 0
120 0
121 1
122 3
123 1
124 3
125 0
126 3
127 26
128 0
129 10
130 0
131 6
132 6
133 1
134 0
135 0
136 43
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 2
143 1
144 1
145 4
146 0
147 0
148 3
149 0
150 1
151 58
152 3
153 0
154 5
155 29
156 3
157 3
158 0
159 2
160 0
161 0
162 0
163 0
164 1
165 0
166 3
167 0
168 0
169 3
170 3
171 21
172 0
173 9
174 3
175 35
176 8
177 16
178 0
179 3
180 0
181 0
182 6
183 132
184 0
185 0
186 0
187 1
188 4
189 0
190 0
191 0
192 4
193 0
194 0
195 0
196 6
197 0
198 0
199 0