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1. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 118

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
118 ¥ Entwicklung verfolgen konnte. Der Herzog von Braunschweig mit der preußischen Hauptarmee, die bei Weimar stand, entsandte an eben jenem Morgen einen Teil seiner Truppen nach Sulza und in der Richtung auf die Höhen von Auerstädt. Der Fürst Hohenlohe stand mit seiner Armee auf den Höhen zwischen Jena und Weimar; seine Linie dehnte sich in einer Länge von 6 Stunden aus; der wichtigste und höchste Punkt der ganzen Stellung, der Landgrafenberg, war unbesetzt. Indem der Schafhirt seinen Blick von den Höhen dem Tal zu- wandte, gewahrte er unten die Franzosen, die mit Reiterei und zahl- reichem Geschütz im Anzug waren. Napoleon hatte mit scharfem Feld- herrnblick die Wichtigkeit des Landgrafenbergs sofort erkannt und ihn durch Infanterie besetzen lassen. Er selbst war auf dessen Spitze hinaufgestiegen und konnte von hier aus die ganze Stellung des preußi- schen Heeres beobachten und danach seinen Schlachtplan für den folgen- den Tag entwerfen. Aber wie sollte man Reiterei und Artillerie an den steilen, hohen Abhängen des Berges hinausschaffen? Vergebens bot man alles mögliche auf, den Zugang zu gewinnen; aber es war rein unmöglich, wenn man nicht einige Zeit darüber verlieren wollte. Selbst die Infanterie hatte die größte Mühe gehabt, auf den schmalen und steilen Pfaden den Berg zu erklimmen. Der Schäfer beobachtete die Verlegenheit der Franzosen mit wahrer Schadenfreude und jubelte darüber in feinem Herzen. „Wenn er den Weg wüßte", sprach er vor sich hin, „der dort auf die Höhe führt! Aber er weiß ihn nicht und wird ihn nicht finden. Es weiß ihn ja kaum jemand außer mir. Fast scheint es unmöglich, den Berg hinaus- zukommen, und doch bin ich früher mehr als einmal auf dem Wege nach seinem Gipfel geritten." Plötzlich wurde der Schäfer durch das Geräusch herannahender Schritte aus seinen Gedanken aufgeschreckt, und als er sich umwandte, sah er mehrere französische Soldaten den Abhang herabkommen und sich ihm nähern. Hinter ihnen erblickte er einen Mann aus seinem Heimatdorf, der als Parteigänger der Franzosen bekannt war. Sofort leuchtete dem alten Schäfer die Gewißheit ein, daß er den Franzosen verraten sei, und da er an Entkommen nicht denken konnte, folgte er den Soldaten nach dem Gipfel des Landgrafenbergs, wo der Marschall Lannes sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Der französische Feld- herr ließ eine Weile seine Augen forschend auf dem Hirten ruhen; dann sprach er: „Euer Landsmann hat uns berichtet, daß ihr einen Weg wisset, auf dem Pferde und Geschütze hier herausgeschafft werden können. Ist dem so?"

2. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 388

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
388 Gesundheit und Leben für uns hinzugeben bereit sind! Spenden wir schnell und reichlich, damit die Streiter für das heilige Recht mit dem tröstenden Gedanken in den Kampf gehen, daß das Schick- sal ihrer Lieben treuen ksänden anvertraut ist. Viktoria, Kronprinzessin." 203. Ein kühner Ritt. Tlieodor Fontane. Der Krieg gegen Frankreich 1870—71. Berlin 1873. 1. Halbband. S. 105. Am 23. Juli 1870 abends wurde dem Grafen Zeppelin vom badischen Generalstab der Auftrag erteilt, zu erforschen, ob die Armee Mac Mahons schon gegen die Lauter vorgehe und insbesondere, wo die 3. Division dieser Armee sich befände. Vier Ofsiziere nahmen freiwillig an diesem gefähr- lichen Ritte teil, und acht Dragoner wurden ihnen zur Begleitting mitgegeben. Unentdeckt gelangten die Reiter bis an die kleine feindliche Festung Lauter- bnrg. Um zu prüfen, tvie es darin aussehe, hatte Graf Zeppelin bestimmt, dreist einznreiten und auf der Hauptstraße vorzudringen. Als diese ersten deutschen Reiter ans feindlichem Boden, den Säbel in der Faust, mit jubelndem Hurra ins Tor sprengten, stürzte die kleine französische Wache zwar an die Gewehre; aber vor dem Anprall der flinken Reiter stob die Mannschaft rasch auseinander und flüchtete in die nächsten Häuser. In sausendem Galopp ging es durch die Festung und zum andern Tore hinaus. In einiger Entfernung ließ Graf Zeppelin eine Telegraphenstange fällen und die Drähte abschneiden, um die telegraphische Meldung des Vorganges anfznhalteit. Bei dem Dorfe Kröttweiler wurde eine französische Patrouille übersatten und zum Teil gefangen genommen. Nun schickte Graf Zeppelin einen Ofsizier und drei Dragoner mit wichtigen Meldungen nach Karls- ruhe zurück. Die attdern draitgen iveiter vor und verbrachten die nächste Nachl schlaflos in einem Gehölz. Die Reiter lagen dicht zusammengeschart am Boden, ihre gesattelten Pferde am Zügel haltend. Mit Tagesgrauen rückten sie, die Ortschaften vermeidend, auf der Straße nach Wörth vor. Im Walde jenseits Elsaßhansen stellte es sich gegen Mittag als unab- weisbares Bedürfnis heraus, daß eine Rast zum Füttern und namentlich zum Tränken der Pferde gemacht werden müsse. Da sonst kein Wasser zu entdecken tvar, konnte dies nur an einem Brunnen geschehen. Ein solcher mußte sich auf dem nahen, einsam gelegenen Schenerlenhof be- sinden. Dort tränkte man schnell die erschöpften Pferde und warf ihnen

3. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 390

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
390 langer Zeit wieder die erste Labung. Der Bauer melkte seine beiden Kühe, und die Tochter schenkte ihm zwei Birnen, die sie für den eignen Durst zu sich gesteckt hatte. Mit einem herzlichen „Vergelt's Gott!" schied er von den guten Menschen. Seine Karten, mit denen Graf Zeppelin im Augenblick des Überfalls sich beschäftigt hatte, waren im Scheuerlenhof liegen geblieben; deshalb mußte er sich mühsam einen Weg durch rauhes, unwegsames Waldgebirge suchen. In tiefer Nacht erreichte er bei Sulztal die einsam im Walde gelegene Behausung eines Quäkers. Hier wagte er es, den Rest der Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen mußte er eine ziemlich lange Strecke auf einer von feindlichen Patrouillen stark begangenen Straße reiten. Dabei kam ihm zu statten, daß er ein Pferd mit französischer Auf- zäumnng ritt und daß damals die Uniformen der verschiedenen feindlichen Truppenteile bei der französischen Armee selber noch nicht allgemein bekannt waren. Durch unbefangene und zuversichtliche Haltung suchte er die Feinde möglichst zu täuschen. Voll Dankes gegen Gott für seine Rettung betrat er bei Schönau in der Rheinpfalz den deutschen Boden wieder. Er traf hier auf bayrische Vorposten. Von dort hatte er noch beinahe 60 km bis Karlsruhe zurück- zulegen, wo er noch am Abend des 26. Juli seine Meldungen erstattete. 304. Der Trimnphzug und der Tränenzug. Die Schlackt bei Wörth war entschieden. Die Franzosen räumten das Dorf Fröschweiler, und die Deutschen folgten ihnen auf dem Fuße. Während das siegende Heer teils in geschlossenen Zügen vorüberflutete, teils in aufgelösten Haufen das eroberte Dorf aus- plünderte, erscholl plötzlich von Wörth herauf ein unbeschreibliches Ge- töse. Es mußte wieder etwas Neues, Außerordentliches im Anzug sein. Die Soldaten sprangen, wie von elektrischem Feuer entzündet, zu allen Häusern und Höfen hinaus, stellten sich in Reih und Glied und bildeten auf beiden Seiten der Straße eine undurchdringliche Mauer. Ich stand auf der Haustreppe. „Was ist denn?" „Der Kronprinz kommt! Der Kronprinz kommt!" Ich kann nicht sagen, wie diese Nachricht meine Seele durchzuckte. Ich rief meinen Leuten zu: „Schnell heraus! Der Kronprinz von Preußen kommt!" Und das Getöse dringt immer näher, und das Trinmphgeschrei wird immer größer. Jetzt sind sie im Unterdorf; horch, wie sie jubeln! Gebt acht, Karl Klein. Fröschweiler Chronik. München 1906. 24. Auflage. S. 131. I

4. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 397

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
397 wurde der Entwurf beendet, und ich suchte gegen 3 Uhr meine Lager- stätte auf. Kaum hatten wir uns am andern Morgen angekleidet und Kaffee getrunken, da hieß es: „Der Kaiser ist da und wartet in einem Hause ungefähr V« Meile von Donchery." Sogleich fuhren die Generale von Mollke und von Podbielski mit uns hinaus. Graf Bismarck, der zuerst Kenntnis davon erhalten hatte, befand sich schon dort. Es machte den Eindruck, als ob es dem Kaiser erwünscht gewesen wäre, nicht länger in der Mitte seiner Armee zu verweilen. Tie Niederlage hatte bei derselben alle Disziplin aufgelöst; wurde die Voll- ziehung der Übergabe erst bekannt, fo war von den aufgebrachten Soldaten alles zu befürchten. Deshalb war er bereits frühzeitig bei unsern Vorposten erschienen. Wir fanden das Geiolge des Kaisers vor einem kleinen Bauernhans, das an der großen Straße lag. General von Mollke trat in das Haus. Vergeblich versuchte der Kaiser, bessere Bedingungen zu erwirken. Sehr bald kam General von Moltke wieder heraus und fuhr mit der in der Nacht entworfenen Kapitulation Seiner Majestät dem König entgegen, der von Vendresse sich wieder nach dem Punkt begeben hatte, von dem aus er gestern die Schlacht geleitet. Dann erschien auch der Kaiser, ließ sich auf einem Stuhle vor dem Hause nieder, eine Zigarette nach der andern rauchend. Ich sah ihn zum ersten Male; er erschien mir klein, etwas korpulent, erdfahl, das Kinn auf der Brust ruhend. Dabei sah er äußerlich ruhig, fast gleich- gültig aus, nur daun und wann zeigte ein leises Aufatmen die innere Bewegung. Eine stattliche Eskadron des Leib-Kürassier-Regiments, welche die Bewachung übernahm, erregte die Aufmerksamkeit der französischen Generale; sonst zogen nur Trains mährend der ganzen Zeit ans der Landstraße vorüber. Für die etwaige Zusammenkunft mit dem König hatte Graf Bis- marck seine Wohnung in Donchery angeboten. Der Kaiier wollte je- doch nicht gern in den Ort hinein; Geueralstabsoffiziere wurden daher ausgesandt, einen geeigneten Punkt ausfindig zu machen. Eine Viertel- stunde von uns, unweit des Dorfes Frenois und der Maas, blickte aus den Gebüschen ein kleines Schlößchen hervor; dies erwies sich als geeignet, und dorthin setzte sich der Zug in Bewegung. Wir fuhren voran, dann folgten zwei Züge Leib-Kürassiere, hierauf der Kaiser in seinem Wagen nebst seinem Gefolge, letzteres teils fahrend, teils reitend; den Schluß bildete der Rest der Kürassiere. Aus den an der Straße liegenden Biwaks stürzte natürlich alles an den Weg. Das Schlößchen war von einem gut gehaltenen Park umgeben

5. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 400

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
400 am Morgen, und es entspann sich nach und nach ein sehr hitziges Gefecht, wobei in den Dörfern Haus für Haus genommen werden mußte, was fast den ganzen Tag dauerte. Als ich um acht Uhr auf der Front vor Sedan eintraf, begann die große Batterie gerade ihr Feuer gegen die Festungswerke. Auf allen Blinkten entspann sich nun ein gewaltiger Geschützkampf, der stunden- lang dauerte, und währenddessen von unsrer Seite nach und nach Terrain gewonnen wurde. Sehr tief eingeschnittene Schluchten mit Wäldern erschwerten das Vordringen der Infanterie und begünstigten die Verteidigung. Die Dörfer wurden genommen, und allmählich zog sich der Feuerkreis immer enger um Sedan zusammen. Es war ein grandioser Anblick von unserer Stellung auf einer dominierenden Höhe hinter jener genannten Batterie. Der heftige Widerstand des Feindes fing allmählich an nachzulassen, was wir an den aufgelösten Bataillonen erkennen konnten, die eiligst aus den Wäldern und Dörfern zurückliefen. Die Kavallerie suchte einige Bataillone unseres fünften Korps anzugreifen, die eine vor- treffliche Haltung bewahrten; die Kavallerie jagte durch die Bataillonsintervalle durch, kehrte dann um und auf demselben Wege zurück, was sich dreimal von verschiedenen Regimentern wiederholte, so daß das Feld mit Leichen und Pferden besäet war, was wir alles von unserm Standpunkte genau mit ansehen konnten. Da sich der Rückzug des Feindes auf vielen Stellen in Flucht auflöste und alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, in die Stadt und die nächsten Umgebungen sich zusammendrängte, aber noch immer keine Andeutung sich zeigte, daß der Feind sich durch Kapitulation aus dieser verzweifelten Lage zu ziehen beabsichtige, so blieb nichts übrig, als durch die genannte Batterie die Stadt bombardieren zu lassen. Als es nach ungefähr zwanzig Minuten bereits an mehreren Stellen brannte, was mit den vielen brennenden Dörfern in dem ganzen Schlachtkreise einen erschütternden Eindruck machte, so ließ ich das Feuer schweigen und sendete den Oberstleutnant von Bronsart vom Generalstabe als Par 1 am entär mit weißer Fahne ab, der Armee und Festung die Kapitulation antragend. Ihm begegnete bereits ein bayerischer Offizier, der mir meldete, daß ein französischer Parlamentär mit weißer Fahne am Tore sich gemeldet habe. Der Oberstleutnant von Bronsart wurde eingelassen, und auf

6. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 374

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
374 oder Pinsels. Schon nach einer Viertelstunde erwachte er und warf einen großen, verwunderungsvollen Blick im Kreise umher, in dem die Empfindung zu liegen schien, daß sein Glück in Trümmer gebrochen, vielleicht seine Krone gefährdet sei. Doch faßte er sich schnell und erteilte mit gewohnter Kälte weitere Befehle. Er sollte aber, gleichsam ein Fingerzeig des Schicksals, keine Ruhe bei seinem Wachtfeuer haben. Eine feindliche Granate schlug in dasselbe, wühlte sich ganz in der Nähe des Kaisers in die Erde und warf das Feuer auseinander. Die um- hergestreuten Feuerbrände wurden sogleich wieder zusammen- geschürt; doch als man frisches Holz und Stroh zusammen- brachte und darauflegen wollte, um es von neuem in Brand zu bringen, traf abermals eine Kugel mitten hinein und löschte das erst teilweise hellbrennende Feuer völlig aus. Der König von Neapel, der kurz vor dem Einschlagen der beiden Geschosse zu Napoleon gekommen war, stand ganz in dessen Nähe. Der Kaiser blieb ruhig dabei stehen und betrachtete sinnend die liegen gebliebene Kugel, befahl aber, kein Feuer wieder anzu- zünden. Auf so unsanfte Weise gestört, verweilte er nur bis nach acht Uhr an diesem Orte, saß dann auf und ritt nach Leipzig, wo er in der Vorstadt am Roßmarkt das Hotel de Prusse bezog. Wiewohl er auf das äußerste erschöpft sein mußte, arbeitete er doch bis tief in die Nacht. Um auf alle Fälle gefaßt zu sein, standen von früh zwei Uhr an die Pferde gesattelt bereit. 197. Die Leipziger Schlacht. (^rnft Moritz Arndt. Gedichte. Berlin 1895. S. 111. 1. „Wo kommst du Her in dem roten Kleid und färbst das Gras auf dem grünen Plan?" „Ich komm aus blutigem Männerstreit, ich komme rot von der Ehrenbahn. Wir haben die blutige Schlacht geschlagen, drob müssen die Mütter uut> Bräute klagen; da ward ich so rot." 2. „Sag an, Gesell, und verkünde mir, wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?" „Bei Leipzig trauert das Mordrevier, das manches Auge voll Tränen macht;

7. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 472

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
472 vor einer säulengetragenen Kuppel die Reiterfigur Kaiser Wilhelms I., dessen Blick nach oben gerichtet ist. Unter der Kuppel stehen rechts und links vom Kaiser alle deutschen Fürsten, die im Jahre 1870 regierten. 3m Vordergrund drängen sich deutsche Truppen hervor unter Führung des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Karl und andrer Feldherren. Fürst Bismarck und Graf Uloltke stehen als die besten Berater unmittel- bar neben dem Kaiser. Die im Marsche begriffenen Truppenteile aller Waffengattungen jubeln ihrem Heldenkaiser zu und stürmen siegreich voran. Um Fuße dieser Tafel ist das Lied: „Die wacht am Rhein" in Granit gegraben; die Melodie dazu befindet sich auf dem Grenz- stein links, der einem drohend nach Westen gerichteten Kanonenrohr zur Stütze dient. In unmittelbarer Verbindung mit dem Liede stehen vor der Trztafel zwei große Gestalten, links das Sinnbild des Krieges, rechts das des Friedens. „Ts braust ein Ruf wie Vonnerhall", diese Eingangsworte verkörpert die zürnende Gestalt des Kriegsheroldes. Mächtig ruft seine Posaune in die weiten Lande, das riesige Schwert hält sein sehniger Arm. vom Sturme gepeitscht, flattert der Mantel um den gepanzerten Oberkörper, Flammen lodern aus dem Helme, die aufwärts gesträubten Flügel deuten den pfeilschnellen Flug an. „Lieb Vaterland, magst ruhig sein", diese Schlußworte jeder Strophe kommen durch die Tngelsgestalt des Friedens zum herzerquickenden Ausdruck. Die Palme in der Rechten, das Füllhorn des Segens in der Linken, schaut er mit freudestrahlendem Blicke über das Volk hin. Zeigt uns die vordertafel, wie die heldenhaften Verteidiger des Vaterlandes sich um ihren siegreichen Heerführer scharen, so erblicken wir sie auf den Seitentafeln im Kreise ihrer Familie, links, wie sie Abschied nehmen von der Heimat, rechts, wie sie als Sieger wieder- kehren. Des „Kriegers Abschied" ist in drei Gruppen ergreifend dar- gestellt. In der Mitte steht der preußische Fußsoldat in voller Aus- rüstung, mit der linken Hand das Gewehr, mit der rechten die Braut umfassend, die weinend ihr Haupt an seine Schultern lehnt. Rechts davon reicht ein bayrischer Reiter seinem Mütterlein die Hand zum Abschied, während der Vater die seinige segnend auf das Lockenhaupt des blühen- den Sohnes legt. Gegenüber dem Iüngling aus den Alpen steht der Landwehrmann von dem Rordseestrand. Sein Weib verdeckt ihr tränen- überströmtes Antlitz, sein Töchterchen hält ihn am Arme fest, der Sohn aber möchte mit dem geliebten Vater hinausziehen zu Kampf und Sieg. Der „Krieger Heimkehr" zeigt uns die lorbeergeschmückten Helden, um- ringt vom jauchzenden Volkes Weib und Kind umarmen sie, Vater und Mutter, Schwester und Braut eilen zum Empfang herbei.

8. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 360

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
360 Sechs Wochen etwa dauerte die Anwesenheit der übermütigen Gäste in Frankfurt. Doch da nahte die Rettung. Am 28. November erschienen die Preußen und Hessen in Bockenheim, an der Friedberger Warte und in Bornheim. Custine stand mit seiner Hauptmacht bei Höchst. Er zog die in Frankfurt einquartierten Truppen bis aus 1500 Mann Infanterie, 50 Reiter und 2 Geschütze an sich. Die Bürger selbst ver- hielten sich trotz ihrer Erbitterung ruhig; aber die vielen Hunderte von fremden Handwerksburscheu, die hier in Arbeit standen, traten mit den Preußen und Hessen in Verbindung und verschworen sich, beim Vertreiben der Feinde mitzuhelfen. Auf den 2. Dezember, den ersten Adventssonntag, war der Angriff der Preußen und Hessen festgesetzt. Vier Abteilungen sollten an vier verschiedenen Stellen vorgehen; aber zu wirklichen Kämpfen kam es nur am Friedberger- und am Allerheiligentor. Ein dichter Nebel lag an jenem Morgen über der Stadt. Als um Va9 Uhr die Glocken zum Gottesdienst riefen, begannen die für die Erstürmung der beiden Tore bestimmten hessischen Abteilungen den Angriff. Fast wäre die Ein- nahme des Friedberger Tores ohne Blutvergießen gelungen; denn ge- rade in dem Augenblick, als die Hessen ankamen, wurde ein Lastwagen durch das Tor über die Zugbrücke gelassen. Reiter versuchten dieselbe zu nehmen, aber es glückte den Franzosen, die Brücke noch rechtzeitig aufzuziehen. Das Mißlingen dieser Überraschung kostete dann vielen braven Hessen das Leben. Ohne daß vorher das Tor durch Artillerie für die Infanterie sturm- frei geschossen wurde, gingen die Truppen unter dem mörderischen Feuer der Franzosen vor. Eine Abteilung nach der andern rückte in die Feuerlinie, und bald waren gegen 2000 Mann auf einen engen Raum zwischen hohen Gartenmauern zusammengedrängt. Sie konnten nicht vor- und nicht rückwärts und erlitten viele Verluste. An der Spitze seines Bataillons empfing der Prinz Karl von Hessen-Philippstal die Todeswnnde. Aber die Wackeren hielten tapfer ans. Ihre Lage besserte sich nicht, als endlich zwei preußische Kanonen ihr Feuer gegen das Tor richteten. Auch am Allerheiligeutor wurde nichts erreicht. Da nahte Hilfe aus dem Innern der Stadt. Die Handwerks- bnrscheu waren in Tätigkeit getreten. Gleich bei den ersten Schüssen halten sie sich zusammengerottet und eilten, als das Feuer stärker wurde, mit Äxten und Knütteln bewaffnet, zu den beiden bestürmten Toren. Sie überwältigten die Franzosen und öffneten den Angreifern

9. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 399

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Draußen aber wirbelten die Trommeln der Bayern; ihre Musik blies das „Heil Dir im Siegerkranz", und weithin begleitete das Hurra der lagernden Truppen den Ritt des Königs, den es drängte, seinen siegreichen Truppen noch ans dem Schlachtfeld seinen königlichen Dank auszusprechen. General von Moltke nahm mich in seinen Wagen; schweigend fuhren wir nach Donchery zurück, wo neue Arbeit wartete. Am andern Morgen zog der gefangene Kaiser, begleitet von zwei Husaren - Eskadrons, an unsern Fenstern vorbei nach der belgischen Grenze zu; dann setzten auch wir uns in Marsch nach dem Haupt- quartier des Königs, nach Vendresse, von wo es dann weiter ging nach Paris. So endete der erste Abschnitt des gewaltigen Kampfes! Mit der Gefangennahme Napoleons und der Kapitulation der Armee, bei der er sich befand, stürzte in Frankreich das Kaisertum, das den Krieg heraufbeschworen hatte, in Trümmer. 208. König Wilhelm 1. an die Königin. Aus Ägidi und Klauhold. Staatsarchiv. 19. Bd. S. 200. Der Königin Augusta in Berlin. Vendresse, südl. von Sedan, 3. September 1870. Du kennst nun durch meine drei Telegramme den ganzen Umfang des großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zu- getragen hat! Es ist wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen. Wenn ich mir denke, daß nach einem großen, glücklichen Kriege ich während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte, und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten ausersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen Seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzufassen und in Demut Gottes Führung und seine Gnade zu preisen. Nun folge ein Bild der Schlacht und deren Folgen in ge- drängter Kürze. Die Armee war am Abend des einunddreißigsten und am ersten früh in den vorgeschriebenen Stellungen angelangt, rund um Sedan. Der Kampf begann trotz dichten Nebels schon früh

10. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 402

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte, und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befand, so wählte ich dies zur Begegnung. Um 10 Uhr kam er auf -der Höbe von Sedan an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulationsurkunde; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavalleriestabswache begleitet. Ich stieg an dem Schlößchen ab, wo der Kaiser mir entgegen- kam. Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachdem ich noch vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben. Nach dieser Begegnung beritt ich von Vs 3 bis Vs 8 Uhr die ganze Armee vor Sedan. Der Empfang der Truppen, das Wiedersehen des dezimierten Gardekorps, das alles kann ich Dir heute nicht beschreiben; ich war tief ergriffen von so vielen Beweisen der Liebe und Hingebung. Nun lebe wohl — mit bewegtem Herzen am Schlüsse eines solchen Briefes. Wilhelm. 209. Tod in Ähren. Detlev Freiherr von Liliencron. Werke. Berlin und Leipzig. 5. Aufl. 7. Bd. S. 9. 1. Im Weizenfeld, in Korn und Mohn, liegt ein Soldat, unaufgefunden, zwei Tage schon, zwei Nächte schon mit schweren Wunden, unverbunden. 2. Durstüberquält und fieberwild, in Todeskampf den Kopf erhoben. Ein letzter Traum, ein letztes Bild, sein brechend Auge schlägt nach oben. 3. Die Sense rauscht im Ahrenfeld, er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden. Ade, ade, du Heimatwelt — und beugt das Haupt und ist verschieden.
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