64
Dritte Periode. Von der Mitte des 11. bis gegen das Ende des 13. Jh.
(1229).1 Die drei geistlichen Orden, denen von nun an die Ver-
teidigung des Erworbenen oblag, erfüllten ihre Pflicht sehr schlecht.
Infolge ihrer ewigen Zwistigkeiten gelang die Eroberung Jerusa-
lems den Ungläubigen schon 1244.
g) Die letzten Kreuzzüge. Am längsten hielt sich die
Begeisterung für die Kreuzzugsidee bei den Franzosen. Aber
die Unternehmungen Ludwigs Ix. d. Hl. gegen Ägypten (1248
bis 54) und dann gegen Tunis (1270) waren völlig ergebnislos.
Seit dem Falle von Accon (1291) gehörte ganz Palästina dem
Sultan von Ägypten.
Das Unternehmen im Orient eine dauernde christliche Herr-
schaft zu gründen mufste mifslingen wegen des Mangels an Um-
sicht, Zucht, einheitlicher Führung, wegen der Schwierigkeiten
der Kriegführung in fremden, unbekannten Ländern, wegen der
Eifersucht und Selbstsucht der Kreuzfahrer, wegen der Feind-
seligkeit der Griechen, wegen des Neides und der Streitigkeiten
der Ritterorden untereinander, wegen der Feindschaft der syri-
schen Christen gegen die neuen Ankömmlinge, wegen der Ver-
kehrtheit, mit der man die Lehenverfassung des Abendlandes auf
den Orient übertrug.
3. Folgen der Kreuzzüge.
a) Für die Kirche. Die Kreuzzüge bewirkten eine aufser-
ordenfliehe Stärkung der päpstlichen Macht. 1. Die Päpste waren
die eigentlichen Unternehmer und Anführer der Heerfahrten des
Abendlandes. 2. Die Kirche und der Papst erhielten einen be-
deutenden Zuwachs an materiellen Machtmitteln, besonders auch
durch den Ankauf grofser Güterkomplexe, die der abenteuer-
lustige Adel aus den Händen gab. 3. Die Macht des Papstes
erhielt eine neue Stütze in den neuen Mönchsorden, dem der
Karthäuser (Chartreuse in der Dauphiné) und der Cistercienser
(Citeaux bei Dijon), die am Ende des 11. Jh., und der Prämon-
stratenser (Prémontré bei Laon), der am Anfänge des 12. Jh.
gestiftet wurde, sowie der am Anfänge des 13. Jh. gestifteten
1) Seitdem führen die römischen Kaiser und seit 1806 die Kaiser von
Österreich den Titel eines Königs von Jerusalem.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Iii. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum.
79
Nun riefen die Ghibellinen Konrads Iv. jungen Sohn Konrad
(Corradino) herbei. Er kam, wurde in Eom gut empfangen,
erlitt aber bei Tagliacozzo durch Karl eine vollständige Nieder-
lage, floh nach der Küste, wurde in Astura (s. von Rom) von
Johann Frangipani ergriffen, an Karl ausgeliefert und nach einem
empörenden Prozefsverfahren mit seinem Freunde Friedrich von
Baden zu Neapel hingerichtet (1268).
c) Die Auflösung der deutschen Verfassung, a) Die
das Staatsbewufstsein auflösende Wirkung des Lehenwesens hatte
dazu geführt, dafs das Königtum, nur wenn seine Träger groß-
artige Persönlichkeiten waren, Kraft entfalten konnte. Die massen-
hafte Vergabung von Krongut hatte es arm gemacht, sodafs nach
dem Interregnum den Königen nichts anders übrig blieb als nach
Erwerbung einer Hausmacht zu streben, um überhaupt erst eine
materielle Grundlage ihrer Macht zu schaffen. Nachdem einmal
das Amt ein Lehen geworden war, tritt naturgemäfs an die Stelle des
Amtsbezirks der Begriff des Territoriums, dessen Inhaber nach
Erblichkeit streben, die sie dem Königtum bestreiten, und über das
sie ihre Landeshoheit auszubilden suchen, ein Prozefs der durch
Friedrich Ii. wesentlich gefördert wurde. So löst sich nicht nur
die Centralgewalt, sondern auch das Herzogtum unter dem Ein-
flüsse dieser Bewegung auf; und es bildet sich ein nicht recht-
lich, aber thatsächlich geschlossener Stand der Fürsten, der sich
als hoher Adel über den niederen emporhebt und die Erzbischöfe,
Bischöfe, wenige Äbte, die Herzoge, Pfalzgrafen, Landgrafen und
gewisse Grafen umfafst. Die deutsche Verfassung nach dem Inter-
regnum ist nahezu eine Oligarchie der Fürsten.
ß) Weit kräftiger als in den Territorien und dem Reiche
erhielt sich der Staatsbegriff in den Städten, weil hier der Be-
griff der allgemeinen Wehrpflicht und der öffentliche Charakter
des Rechts lebendig blieb und der Gedanke der allgemeinen
Steuerpflicht sich entwickelte. Die deutschen Städte sind sehr
spät entstanden; im 10. Jh. ist Deutschland noch fast städtelos.
Das Bedürfnis nach Schutz vor Feinden und vor allem Handel
und Gewerbe sind die Antriebe zu ihrer Gründung, die Stätten
der alten Römerstädte, die Königspfalzen und Bischofsitze der
vorzugsweise gewählte Boden zur Anlage. Die Bevölkerung dre
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Konrads Konrads Konrad
(Corradino Konrad Karl Karl Johann_Frangipani Johann Karl Karl Friedrich_von
Baden Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Astura Rom Neapel Deutschland
122
Fünfte Periode. Von 1517 —1648. —Erster Abschnitt. Von 1517 —1555.
liehen Verwilderung steigerte. Luther verlor bei den Massen sein
Ansehen. Des in seinen Anfängen religiös-nationalen Werkes I
der Reformation bemächtigten sich die Fürsten; und die Gegner I
der neuen Lehre erhielten neuen Anlafs sie zu bekämpfen.
2. Förderung der Reformation durch die allgemeine
Weltlage (1521 —1546).
a) Erster Krieg Karls V. mit Franzi. (1521 — 26). Der ■
Zusammenstofs zwischen Karl V. und Franz I. war unvermeidlich ;
auchkard. Wolsey mufste seine Friedenspolitik aufgeben (s. S. 116);
Heinrich Viii. schlofs sich gleich Leox. (s. S 116) Karl an. Der i
Krieg brach in Navarra und Italien aus. Auf Karls erste große
Erfolge, den Sieg des deutschen Landsknechtführers Georg Frunds- ;
berg bei Bicocca (bei Mailand) und den Übertritt des mächtig-
sten Vasallen Frankreichs, des Connétable Karl von Bourbon
(1522), folgte ein Umschlag, bis der Sieg Pescaras und Frunds-
bergs bei Pa via und die Gefangennahme Franz’ I. (1525) Karl
eine grofsartige Stellung gab. Im Frieden von Madrid (1526)
verzichtete Franz auf alle Ansprüche in Italien und Burgund,
verlobte sich mit Karls Schwester und unterwarf sich dem Kaiser
völlig. Aus der Gefangenschaft entlassen, beeilte er sich den
beschworenen Vertrag zu brechen.
b) Der erste Speirer Reichstag (1526). Sogleich nach
dem Madrider Frieden war Karl entschlossen gegen die Ketzerei
in Deutschland, wo sich die Parteien zu dem katholischen Des-
sauer (1525) (Georg von Sachsen, Joachim I. von Brandenburg,
Albrecht von Mainz, Erich und Heinrich von Braunschweig) und
dem evangelischen Gotha-Torgauer Bündnisse (1526) (Philipp von
Hessen, Johann von Sachsen, darauf auch andere Reichsstände,
darunter Magdeburg) gruppiert hatten, vorzugehen. Aber das
wurde sogleich unmöglich, da Franzi, einen neuen Krieg plante
und es der Politik des durch Karls große Stellung besorgt ge-
machten Papstes Clemens Vii. gelungen war, die Liga von
Cognac (a. d. Charente) (der Papst, Frankreich, Venedig, Florenz,
Mailand) zustande zu bringen; zugleich rückten die Türken unter
Suleiman Ii. gegen Üdgarn. So fafste der Reichstag zu Speier
(1526) einen aufschiebenden Beschlufs: bis zu einem, allgemeinen
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Karls_V. Franzi Karl_V. Karl_V. Franz_I. Wolsey Heinrich_Viii Heinrich Karl Karl Karls Georg_Frunds- Karl_von_Bourbon Karl Karl Karl Franz Franz Karls Karls Karl Karl Georg_von_Sachsen Joachim_I._von_Brandenburg Albrecht_von_Mainz Albrecht Erich Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Philipp_von
Hessen Philipp Johann_von_Sachsen Johann Franzi Karls Clemens_Vii
Extrahierte Ortsnamen: Karls Navarra Italien Karls Mailand Frankreichs Madrid Italien Burgund Deutschland Magdeburg Karls Frankreich Venedig Florenz Mailand
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation 1522—46.
127
(11. Okt. 1531) herbeigeführt hatte, schlossen sich auch die ober-
deutschen Städte (Butzer) dieser großen Organisation an. Da
jetzt auch die Türken zu einem neuen Angriffe rüsteten, sah sich
der Kaiser zu dem Nürnberger ßeligionsfrieden (1532) ge-
j zwungen, in dem bis zu einem Konzil allen Reichsständen die
| Freiheit des Bekenntnisses zugestanden wurde. Nun waren in
der Abwehr der Türkengefahr alle einig: vor dem deutschen
Heere, dem stattlichsten das Deutschland je aufgebracht (etwa
80000 Mann), zog sich Suleiman zurück.
f) Siegreicher Fortgang der Reformation (1532 — 46).
a) Karls auswärtige Kriege. Während der Jahre 1532 — 44
war Karl T., von Deutschland abwesend, mit Kriegen gegen die
Türken, einem Zuge gegen den Korsarenfürsten Chaireddin Bar-
| barossa nach Tunis (1535 Erstürmung von Goletta, Eroberung
von Tunis) und neuen Kriegen gegen Frankreich beschäftigt.
I Nach dem Tode des Herzogs Franz Sforza von Mailand, dem
| Sohne Ludwigs „des Mohren“, erneuerte Franz I. seine Ansprüche,
j Der dritte Krieg mit Karl (1536 — 38) endete mit dem durch
I des Papstes Paul Iii. (1537—49) Vermittelung geschlossenen
Ü Waffenstillstände zu Nizza, der vierte (1542—44) mit dem Frie-
den zu Crepy (nw. von Laon), der an dem Besitzstände der bei-
B den Herrscher nichts änderte. In beiden Kriegen war Franz mit
■ Suleiman Ii. verbündet gewesen. Mit letzterem waren Karl und
I Ferdinand seit Zäpolyas Tode (1540) von neuem in beständigem
Kriege.
ß) Reformierung Württembergs. Nach gewaltthätigem
i Regiment war der wilde Herzog Ulrich von Württemberg 1519
vom Schwäbischen Bunde vertrieben und das Land 1521 von
Karl V. an Ferdinand gegeben worden. Als Ulrichs tüchtiger
I Sohn Christoph sein Erbe zurückforderte (1532), fafste Philipp
| von Hessen den Plan Ulrich wiedereinzusetzen. Mit französischer
Hilfe besiegte er Ferdinand, der im Frieden zu Kaaden a. d. Eger
j (1534) zum Verzicht auf Württemberg gezwungen wurde. Nun-
; mehr führte Ulrich die Reformation durch und trat dem Schmal-
kaldischen Bunde bei.
y) Überwältigung des religiösen und politischen Ra-
dikalismus in Münster und Lübeck. In den Jahren 1534
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Suleiman Karls Karl_T. Karl Goletta Franz_Sforza Franz Ludwigs_„des Ludwigs Franz_I. Karl_( Karl Franz Franz Karl Karl Ferdinand Ulrich_von_Württemberg Karl_V. Karl_V. Ferdinand Christoph Philipp
|_von_Hessen Philipp Ulrich Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Karls Deutschland Tunis Tunis Frankreich Mailand Nizza Laon Württembergs Württemberg
384
Die Balkanhalbinsel.
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel,
Ein- und Ausfuhr.
Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft
sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen
derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken
kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das
Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern
Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben
Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen
Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran-
lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu-
tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit
fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben.
In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M.
(Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von
254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl).
Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und
Armeniern betrieben.
Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M.
(hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall-
waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh).
Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me-
talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide,
Pflaumen, Wein, Vieh).
Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der
Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt.
Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt-
gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M.
(besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl).
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel
kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens
aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs-
schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land-
Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die
von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das
Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine
wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel
und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an-
gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia,
durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach
Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie,
die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und
sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit
dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Serbien Montenegro Griechenlands Konstantinopel Budapest Belgrad Sofia Konstantinopel Saloniki Niscli
Besiedelung und Bevölkerung.
91
lagern, in denen das Nomadenvolk in früheren Zeiten unter
seinen Häuptlingen wohnte. An Stelle der beweglichen
Siedelungen sind nur feste getreten. Ein Zusammen wohnen
in grossen Massen blieb aber möglich, weil auch die zunächst ge-
legenen Weidegründe ausreichten, selbst für einen grossen Vieh-
bestand. Als der Ackerbau mehr Eingang fand, war es gewiss
schwierig, seinen Betrieb der alten Siedelungsweise anzupassen.
Man half sich durch die Anlage von Vorwerken, und das Ross,
das ehedem fast den ganzen Reichtum gebildet hatte, wurde nun
das Mittel, um eine schnelle Verbindung mit jenen herzustellen.
Niemand geht hinaus zu den Erntearbeiten. Alles reitet oder fährt
und letzteres nicht anders als im schnellsten Trab. So siegt
das Ross über den Raum und gestattet dem Menschen das
ver einte Wohnen in grossen Ortschaften an Stelle des ge-
trennten Wohnens in Einzelgehöften oder in kleineu Weilern und
Dörfern.
Auch die Deutschen, die sich in der Ungarischen Tiefebene vor vielen
Jahrhunderten ansiedelten, ahmten die Siedelungsweise des Reitervolks
der Ungarn im allgemeinen nach. Sie wohnen ebenfalls in grossen volks-
reichen Ortschaften, deren geradlinige Strassen sich rechtwinklig schneiden.
In der Mitte befinden sich Kirche und Schule, gewöhnlich an einem Platze,
wo auch das Kaiserliche Gasthaus steht, dessen Pächter allein die Schank-
gerechtsame hat. Die übrigen Wirte müssen von ihm die Getränke beziehen.
Nach der Weinernte hat jedoch jeder Bewohner bis zum 1. April das Recht
des freien Ausschanks für seinen Wein. Wir wandern durch die Strassen. Sie
sind meistens nach der Herkunft der deutschen Ansiedler benannt. Ärmlich
siehts in der äussersten Strasse, die den Ort umgiebt, aus. Dort wohnen die
Kleinhäusler, d. s. die Taglöhner. Dann folgt ringsum die Hutweide, auf
der der Jahrmarkt abgehalten wird. Sie ist umgeben von Weingärten. An
diese erst schliesst sich das Ackerland, von dem die eine Bannflur mit Weizen,
die andere mit Mais besät ist. Wo das Ackerland authört, beginnt die eigent-
liche Pus st a mit ihren Vorwerken. Der beste Boden derselben dient eben-
falls dem Ackerbau, aber hauptsächlich ist sie der Tummelplatz der grossen
Viehherden.
Im Rahmen der Landschaft liegen eine Millionenstadt,
nämlich Wien (mit über Vi2 Mill E.) und eine zweite Stadt mit
über einer halben Mill E., nämlich Budapest, Mehr als 250000 E.
hat Prag, wenn seine Vororte mitgerechnet werden. Von Städten
mit über 100000 E. ist nur noch 1 vorhanden, nämlich Lemberg,
mehr als 50000 E. zählen 9. Die Zahl der grossen Städte ist
also nicht gross.
Hinsichtlich der Dichtigkeit der Bevölkerung können wir
zwei Ländergruppen machen. Die in dem Gebirgsviereck
nördlich von der mittlem Donau liegenden Länder Böhmen, Mäh-
ren und Österreichisch-Schlesien haben auf 1 qkm mehr als 100 Ê.,
während in der Ungarischen Tiefebene und ihren Randgebirgen
durchschnittlich wenig mehr als halb soviel wohnen. Die nordöst-
lichen Abdachungsländer der Karpaten, Galizien und Bukowina,
sind wieder etwas dichter bevölkert, Die rege Industriethätigkeit
hat der erstgenannten Ländergruppe das bedeutende Übergewicht
in der Bevölkerung gegeben.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Wien Budapest Lemberg Donau Galizien Bukowina
Rückblick auf frühere Kulturzeiten.
99
Mit den Ungarn trat in den Rahmen der Landschaft eine
dritte, bedeutungsvolle Völkerschaft ein, die auf das Völkerschick-
sal einen mächtigen Einfluss gewann. In der Stärke von ungefähr
900 000 Menschen oder fast 200 000 Kriegern stürmten die wilden
Reiterscharen unter ihrem Führer Arpad durch den Munkacs-Pass
in das Land. Sie überschwemmten die Niederungen der Theiss und
der Donau und drängten die slavischen Bewohner ringsum auf den
Rand der Gebirge zurück. Dann brach ein Teil von ihnen zu
Kriegszügen nach dem westlichen Europa auf. Im 10. Jahrhundert
waren die Ungarn die G eis sei Europas. Die Nieder lagen
bei Merseburg und besonders auf dem Marclifelde, die iliuen
die Könige Heinrich I. und Otto der Grosse beibrachten,
hemmten ihren Siegeslauf. Nachdem sie zum Christentum be-
kehrt waren, fand auch die europäische Kultur bei ihnen Eingang.
Ihre alte Sprache beibehaltend, wurden sie doch ein M i s c h v o 1 k.
in das die slavische Bevölkerung zum Teil unterging, und das
sich in der Zeit der Türkenherrschaft auch vielfach mit tür-
kischem Blute mischte. Als ein christliches Volk nahmen die
Ungarn aber eine ganz andere Entwicklung als die ihnen nahe
verwandten, zum Islam bekehrten Türken. Ja sie sind es gewesen,
die deren Siegeslauf brachen, allerdings mit Unterstützung fast des
ganzen westlichen Europa. Die Türkenheere waren schon bis
Wien, das zweimal von ihnen belagert wurde, vorgedrungen.
Die verschiedenen Völker schaffen Österreich-Un-
garn s waren um das Jahr 1100 im allgemeinen schon in ihrem
heutigen Besitzstande. Nur geringe Verschiebungen sind
noch vorgekommen, die meist auf friedliche, von weisen Fürsten
hervorgerufene Einwanderungen zurückzuführen sind. Der
wichtigste Zu flu ss neuer Bevölkerung war jedenfalls der
deutsche, denn er brachte eine höhere Kultur in das Land. In
die Grenzgebirge Böhmens riefen seit dem 12. Jahrhundert
die Herrscher dieses Landes viele deutsche Anbauer. Ein Kranz
von deutscher Bevölkerung bildete sich infolgedessen um die in der
Mitte sitzenden Czechen, und es begann eine rasche Entwicklung
des deutschen Städtewesens, sowie des Handels und des Bergbaus.
Die höhere Kulturentwicklung Böhmens, die sich noch
heute gegenüber den andern Kronländern geltend macht, ist auf
den grossen Kultureinfluss des Deutschtums zurückzu-
führen. Eine starke deutsche Einwanderung fand auch
nach Ungarn und Siebenbürgen statt, zuerst unter Gey s a Ii.
liehe Reisen nach dem Kaukasus, wo er Völkerschaften fand, die von den Un-
garn abgesprengt worden waren, nach Innerasien, wo er zu den Ursitzen seines
Volkes gelangte, und zuletzt nach China, wo er in chinesischen Bibliotheken
wertvolle, auf sein Volk bezügliche Dokumente vermutete, unternommen hat.
Die reiche ethnographische Sammlung, welche er aus dem Kaukasus und aus
Innerasien mitbrachte, war im Jahre 1896 auf der Milleniumsausstellung zu
Budapest in der Kirche des ethnographischen Dorfes zur Besichtigung ausge-
stellt worden.
7*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Otto
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Munkacs-Pass Donau Europa Ungarn Europas Merseburg Europa Wien Ungarn Kaukasus China Kaukasus Budapest
360
Die Balkanhalbinsel.
liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo
West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide
bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls
auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel
zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet
ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund-
scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf
einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der
Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein-
zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges.
Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker
zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt
sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be-
stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein
abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht,
beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die
gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch
bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli,
türkisch = Gebirge, 2730 m) auf.
Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten.
Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der
Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen
diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da-
durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen-
gebirge darstellen.
Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges.
Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be-
sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke.
Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser-
reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr
gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber
der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden,
seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor,
als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins
nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach
Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch
der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen
Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge-
nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige
und berühmte Ri lo-Monas tir.
Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht
durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen
südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie
entspringt am Witosch.
Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts
mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des
Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
58
Das Karpatenland und die Ungarische Tiefebene.
2. Das Gebiet der Westkarpaten und der Oberungarischen
Tiefebene.
a. Das Landschaftsbild.
Die Westkarpaten. Wenn wir von Wien, entweder mit
dem Dampfschiff auf der Donau oder mit der Eisenbahn durch
die ebenen Fluren des Wiener Beckens ostwärts fahren,
so erscheint vor uns ein Gebirgszug von massiger Höhe, der nach
N in sanft gebogenen Linien verläuft. Derselbe bildet den Anfang
des grossen Gebirgssystems der Karpaten und führt den
besonderen Namen der Kleinen Karpaten. Wie die Alpen erst
bei Wien ihr Ende erreichen, so spiegeln sich auch die ersten Er-
hebungen des Karpatenzuges in den blauen Fluten der Donau.
Freundlich liegt die alte Donaustadt Pressburg an den Südab-
hängen der aus Granit und krystallinischem Schiefer be-
stehenden Kleinen Karpaten, die hier mit Reben gärten ge-
schmückt sind. An die Kleinen Karpaten setzt sich nach N das
aus weissen Dolomitfelsen bestehende Weisse Gebirge an.
Beide Züge haben zusammen eine Länge von 150 km, und ihre
durchschnittliche Höhe beträgt etwa 500 m. Der frühere Wald-
schmuck, der besonders die Kleinen Karpaten auszeichnete, ist
leider zum Teil schon verschwunden. Bedeutend höher als
die Kleinen Karpaten und als das Weisse Gebirge steigen schon
die sich anschliessenden Beskiden an, namentlich die Westbes-
kiden, während die Ostbeskiden wieder etwas niedriger sind.
Der ganze Beskidenzug, der der Kreide formation angehört,
erstreckt sich etwa 300 km weit. Er ist genau nach 0 gerichtet.
Ein wichtiger Gebirgseinschnitt ist in ihm der Jablunkapass
(551 m), der das Ostende der Westbeskiden bezeichnet.
Südlich von den Beskiden und zwar ihrem mittleren Drittel
gegenüber türmt sich die vorwiegend aus Granitmasse bestehende
Hohe Tatra auf. Unvermittelt steigt sie aus der kleinen,
etwa 800 m hochgelegenen Pop rad eben e als eine gewaltige,
wildzerrissene Felsmauer zu einer Kammhöhe von durch-
schnittlich 1700—1900 m empor. Von W nach 0 ziehend, mehr-
fach aber in scharfen Biegungen von dieser Hauptrichtung ab-
weichend, erstreckt sie sich etwa 80 km weit.
Das Landschaftsbild der Hohen Tatra.
Mit ihren scharfen Kämmen, ihren steil ansteigenden, ebenfalls kamm-
artig auslaufenden kahlen Bergspitzen, ihren tiefen Thalkesseln,
C ir ken genannt, die teils mit riesigen Felstrümmern überlagert, teils von den
zahlreichen (56), dunkelblauen oder grünen Seen, den sog. „M e e r a u g e n'-,
ausgefüllt sind, erinnert die Hohe Tatra an die wildesten Teile der Alpen. Nur
den Schmuck der ewigen Schnee- und Eisfelder vermissen wir. Die Gletscher-
bildung fehlt, weil nur wenige Gipfel bis über die Schneegrenze reichen,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Oberungarischen
Tiefebene Wien Donau Karpaten Wien Donau Donaustadt_Pressburg Westbes-
Handel, Verkehrswesen.
89
kehrt mancherlei Naturschätze und Erzeugnisse des G-ewerbfleisses
zum Absatz gelangen. Besonders hat der Binnenhandel die Auf-
gabe, wichtige Bedürfnisse, wie Salz, Petroleum, Kohle,
Zucker, Bekleidungsgegenstände u. s. w. gleichmässiger
zu verteilen.
Viele Gegenstände des Bedürfnisses vermag das Land gar
nicht oder nicht in genügender Menge zu liefern. Ersteres gilt
von den sog. Süd- und Kolonialwaren, sowie ^on manchen
fremden Rohstoffen, z B. Baumwolle, Seide; sie müssen aus
fernen Ländern eingeführt werden, während von manchen andern
Gegenständen die Nachbarländer den noch fehlenden Bedarf decken.
Die ganze Einfuhr belief sich für Österreich - Ungarn 1897 auf
1292,5 Mill. Jb, die Ausfuhr auf 1314,8 Mili Jé. Ein- und
Ausfuhr hielten sich also ziemlich die Wage. Verschie-
den ist aber ihre Zusammensetzung. In der Einfuhr wiegen die
Rohstoffe, in der Ausfuhr die Nahrungsstoffe vor. Fabri-
kate werden in gleichen Mengen ein- und ausgeführt.
Die Hauptposten der Einfuhr bildeten 1896: Baumwolle (88 Mili.
Wolle (70), Kohle (62), Kaffee (54), Tabak (47), Häute und Felle (4l), Woll-
garn (40), Maschinen (36), Seide (32) und Bücher und Landkarten (27). Haupt-
gegenstände der Ausfuhr waren 1896: Zucker (128 Mill. Holz (124), Vieh
(80), Getreide (74), Lederwaren (69), Eier (68), Kohlen (53» , Glas (42), Malz
(35) uad Wollwaren (32). Den bedeutendsten Handel treibt Österreich - Ungarn
mit dem Deutschen Reiche, nächstdem mit Grossbritannien, Frankreich, Italien
und der Schweiz.
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Seiner Lage gemäss sollte man Budapest für den wich-
tigsten Verkehrsmittelpunkt halten. Es hat diese Bedeutung
aber nur für die Ungarische Tiefebene, und eine ähnliche
hat Prag für das Böhmische S tuf en land. Von Budapest
laufen 7 grosse Eisenbahnlinien nach allen Richtungen und ver-
binden die Stadt mit folgenden Städten : Pressburg-Wien, Raab-
Wien, Lemberg, Kronstadt, Temesvár-Bukarest, Belgrad und Agram-
Fiume. Im Böhmischen Stufenlande lassen sich ebenfalls 7 wichtige
Eisenbahnlinien nachweisen, die iu Prag zusammenlaufen und zwar
von Eger-Pilsen, von Chemnitz, von Dresden, von Reichenberg,
von Brünn mit der Zweiglinie Trauten au, von Wien-Znaim und
von Linz, bezw Wien-Budweis. Diese beiden grossen Verkehrs-
netze werden aneinander gegliedert durch ein zwischen ihnen
liegendes drittes, das von Wien ausstrahlt und dessen Mittel-
punkt, weil er ferner wichtige Eisenbahnlinien aus den
obern Donaugebieten und aus den Alpen empfängt, doch
der wichtigste der ganzen grossen Lands cha ft ist. Die
bedeutendsten Eisenbahnlinien, die in Wien zusammenlaufen, sind
folgende: nach Linz, sich verzweigend nach München und nach
Nürnberg, nach Triest, zwei Linien nach Budapest, nach Brünn
und zwei Linien nach Prag.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Brünn
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Grossbritannien Frankreich Italien Schweiz Budapest Budapest Raab-
Wien Lemberg Kronstadt Belgrad Fiume Chemnitz Dresden Reichenberg Wien-Znaim Linz Wien Donaugebieten Wien Linz München Nürnberg Triest Budapest Brünn Prag