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1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 64

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Dritte Periode. Von der Mitte des 11. bis gegen das Ende des 13. Jh. (1229).1 Die drei geistlichen Orden, denen von nun an die Ver- teidigung des Erworbenen oblag, erfüllten ihre Pflicht sehr schlecht. Infolge ihrer ewigen Zwistigkeiten gelang die Eroberung Jerusa- lems den Ungläubigen schon 1244. g) Die letzten Kreuzzüge. Am längsten hielt sich die Begeisterung für die Kreuzzugsidee bei den Franzosen. Aber die Unternehmungen Ludwigs Ix. d. Hl. gegen Ägypten (1248 bis 54) und dann gegen Tunis (1270) waren völlig ergebnislos. Seit dem Falle von Accon (1291) gehörte ganz Palästina dem Sultan von Ägypten. Das Unternehmen im Orient eine dauernde christliche Herr- schaft zu gründen mufste mifslingen wegen des Mangels an Um- sicht, Zucht, einheitlicher Führung, wegen der Schwierigkeiten der Kriegführung in fremden, unbekannten Ländern, wegen der Eifersucht und Selbstsucht der Kreuzfahrer, wegen der Feind- seligkeit der Griechen, wegen des Neides und der Streitigkeiten der Ritterorden untereinander, wegen der Feindschaft der syri- schen Christen gegen die neuen Ankömmlinge, wegen der Ver- kehrtheit, mit der man die Lehenverfassung des Abendlandes auf den Orient übertrug. 3. Folgen der Kreuzzüge. a) Für die Kirche. Die Kreuzzüge bewirkten eine aufser- ordenfliehe Stärkung der päpstlichen Macht. 1. Die Päpste waren die eigentlichen Unternehmer und Anführer der Heerfahrten des Abendlandes. 2. Die Kirche und der Papst erhielten einen be- deutenden Zuwachs an materiellen Machtmitteln, besonders auch durch den Ankauf grofser Güterkomplexe, die der abenteuer- lustige Adel aus den Händen gab. 3. Die Macht des Papstes erhielt eine neue Stütze in den neuen Mönchsorden, dem der Karthäuser (Chartreuse in der Dauphiné) und der Cistercienser (Citeaux bei Dijon), die am Ende des 11. Jh., und der Prämon- stratenser (Prémontré bei Laon), der am Anfänge des 12. Jh. gestiftet wurde, sowie der am Anfänge des 13. Jh. gestifteten 1) Seitdem führen die römischen Kaiser und seit 1806 die Kaiser von Österreich den Titel eines Königs von Jerusalem.

2. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 79

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum. 79 Nun riefen die Ghibellinen Konrads Iv. jungen Sohn Konrad (Corradino) herbei. Er kam, wurde in Eom gut empfangen, erlitt aber bei Tagliacozzo durch Karl eine vollständige Nieder- lage, floh nach der Küste, wurde in Astura (s. von Rom) von Johann Frangipani ergriffen, an Karl ausgeliefert und nach einem empörenden Prozefsverfahren mit seinem Freunde Friedrich von Baden zu Neapel hingerichtet (1268). c) Die Auflösung der deutschen Verfassung, a) Die das Staatsbewufstsein auflösende Wirkung des Lehenwesens hatte dazu geführt, dafs das Königtum, nur wenn seine Träger groß- artige Persönlichkeiten waren, Kraft entfalten konnte. Die massen- hafte Vergabung von Krongut hatte es arm gemacht, sodafs nach dem Interregnum den Königen nichts anders übrig blieb als nach Erwerbung einer Hausmacht zu streben, um überhaupt erst eine materielle Grundlage ihrer Macht zu schaffen. Nachdem einmal das Amt ein Lehen geworden war, tritt naturgemäfs an die Stelle des Amtsbezirks der Begriff des Territoriums, dessen Inhaber nach Erblichkeit streben, die sie dem Königtum bestreiten, und über das sie ihre Landeshoheit auszubilden suchen, ein Prozefs der durch Friedrich Ii. wesentlich gefördert wurde. So löst sich nicht nur die Centralgewalt, sondern auch das Herzogtum unter dem Ein- flüsse dieser Bewegung auf; und es bildet sich ein nicht recht- lich, aber thatsächlich geschlossener Stand der Fürsten, der sich als hoher Adel über den niederen emporhebt und die Erzbischöfe, Bischöfe, wenige Äbte, die Herzoge, Pfalzgrafen, Landgrafen und gewisse Grafen umfafst. Die deutsche Verfassung nach dem Inter- regnum ist nahezu eine Oligarchie der Fürsten. ß) Weit kräftiger als in den Territorien und dem Reiche erhielt sich der Staatsbegriff in den Städten, weil hier der Be- griff der allgemeinen Wehrpflicht und der öffentliche Charakter des Rechts lebendig blieb und der Gedanke der allgemeinen Steuerpflicht sich entwickelte. Die deutschen Städte sind sehr spät entstanden; im 10. Jh. ist Deutschland noch fast städtelos. Das Bedürfnis nach Schutz vor Feinden und vor allem Handel und Gewerbe sind die Antriebe zu ihrer Gründung, die Stätten der alten Römerstädte, die Königspfalzen und Bischofsitze der vorzugsweise gewählte Boden zur Anlage. Die Bevölkerung dre

3. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 122

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
122 Fünfte Periode. Von 1517 —1648. —Erster Abschnitt. Von 1517 —1555. liehen Verwilderung steigerte. Luther verlor bei den Massen sein Ansehen. Des in seinen Anfängen religiös-nationalen Werkes I der Reformation bemächtigten sich die Fürsten; und die Gegner I der neuen Lehre erhielten neuen Anlafs sie zu bekämpfen. 2. Förderung der Reformation durch die allgemeine Weltlage (1521 —1546). a) Erster Krieg Karls V. mit Franzi. (1521 — 26). Der ■ Zusammenstofs zwischen Karl V. und Franz I. war unvermeidlich ; auchkard. Wolsey mufste seine Friedenspolitik aufgeben (s. S. 116); Heinrich Viii. schlofs sich gleich Leox. (s. S 116) Karl an. Der i Krieg brach in Navarra und Italien aus. Auf Karls erste große Erfolge, den Sieg des deutschen Landsknechtführers Georg Frunds- ; berg bei Bicocca (bei Mailand) und den Übertritt des mächtig- sten Vasallen Frankreichs, des Connétable Karl von Bourbon (1522), folgte ein Umschlag, bis der Sieg Pescaras und Frunds- bergs bei Pa via und die Gefangennahme Franz’ I. (1525) Karl eine grofsartige Stellung gab. Im Frieden von Madrid (1526) verzichtete Franz auf alle Ansprüche in Italien und Burgund, verlobte sich mit Karls Schwester und unterwarf sich dem Kaiser völlig. Aus der Gefangenschaft entlassen, beeilte er sich den beschworenen Vertrag zu brechen. b) Der erste Speirer Reichstag (1526). Sogleich nach dem Madrider Frieden war Karl entschlossen gegen die Ketzerei in Deutschland, wo sich die Parteien zu dem katholischen Des- sauer (1525) (Georg von Sachsen, Joachim I. von Brandenburg, Albrecht von Mainz, Erich und Heinrich von Braunschweig) und dem evangelischen Gotha-Torgauer Bündnisse (1526) (Philipp von Hessen, Johann von Sachsen, darauf auch andere Reichsstände, darunter Magdeburg) gruppiert hatten, vorzugehen. Aber das wurde sogleich unmöglich, da Franzi, einen neuen Krieg plante und es der Politik des durch Karls große Stellung besorgt ge- machten Papstes Clemens Vii. gelungen war, die Liga von Cognac (a. d. Charente) (der Papst, Frankreich, Venedig, Florenz, Mailand) zustande zu bringen; zugleich rückten die Türken unter Suleiman Ii. gegen Üdgarn. So fafste der Reichstag zu Speier (1526) einen aufschiebenden Beschlufs: bis zu einem, allgemeinen

4. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 127

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation 1522—46. 127 (11. Okt. 1531) herbeigeführt hatte, schlossen sich auch die ober- deutschen Städte (Butzer) dieser großen Organisation an. Da jetzt auch die Türken zu einem neuen Angriffe rüsteten, sah sich der Kaiser zu dem Nürnberger ßeligionsfrieden (1532) ge- j zwungen, in dem bis zu einem Konzil allen Reichsständen die | Freiheit des Bekenntnisses zugestanden wurde. Nun waren in der Abwehr der Türkengefahr alle einig: vor dem deutschen Heere, dem stattlichsten das Deutschland je aufgebracht (etwa 80000 Mann), zog sich Suleiman zurück. f) Siegreicher Fortgang der Reformation (1532 — 46). a) Karls auswärtige Kriege. Während der Jahre 1532 — 44 war Karl T., von Deutschland abwesend, mit Kriegen gegen die Türken, einem Zuge gegen den Korsarenfürsten Chaireddin Bar- | barossa nach Tunis (1535 Erstürmung von Goletta, Eroberung von Tunis) und neuen Kriegen gegen Frankreich beschäftigt. I Nach dem Tode des Herzogs Franz Sforza von Mailand, dem | Sohne Ludwigs „des Mohren“, erneuerte Franz I. seine Ansprüche, j Der dritte Krieg mit Karl (1536 — 38) endete mit dem durch I des Papstes Paul Iii. (1537—49) Vermittelung geschlossenen Ü Waffenstillstände zu Nizza, der vierte (1542—44) mit dem Frie- den zu Crepy (nw. von Laon), der an dem Besitzstände der bei- B den Herrscher nichts änderte. In beiden Kriegen war Franz mit ■ Suleiman Ii. verbündet gewesen. Mit letzterem waren Karl und I Ferdinand seit Zäpolyas Tode (1540) von neuem in beständigem Kriege. ß) Reformierung Württembergs. Nach gewaltthätigem i Regiment war der wilde Herzog Ulrich von Württemberg 1519 vom Schwäbischen Bunde vertrieben und das Land 1521 von Karl V. an Ferdinand gegeben worden. Als Ulrichs tüchtiger I Sohn Christoph sein Erbe zurückforderte (1532), fafste Philipp | von Hessen den Plan Ulrich wiedereinzusetzen. Mit französischer Hilfe besiegte er Ferdinand, der im Frieden zu Kaaden a. d. Eger j (1534) zum Verzicht auf Württemberg gezwungen wurde. Nun- ; mehr führte Ulrich die Reformation durch und trat dem Schmal- kaldischen Bunde bei. y) Überwältigung des religiösen und politischen Ra- dikalismus in Münster und Lübeck. In den Jahren 1534

5. Die Landschaften Europas - S. 384

1900 - Trier : Lintz
384 Die Balkanhalbinsel. 7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel, Ein- und Ausfuhr. Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran- lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu- tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben. In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M. (Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von 254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl). Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und Armeniern betrieben. Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M. (hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall- waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh). Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me- talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide, Pflaumen, Wein, Vieh). Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt. Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt- gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M. (besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl). 8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien. Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs- schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land- Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an- gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia, durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie, die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist

6. Die Landschaften Europas - S. 91

1900 - Trier : Lintz
Besiedelung und Bevölkerung. 91 lagern, in denen das Nomadenvolk in früheren Zeiten unter seinen Häuptlingen wohnte. An Stelle der beweglichen Siedelungen sind nur feste getreten. Ein Zusammen wohnen in grossen Massen blieb aber möglich, weil auch die zunächst ge- legenen Weidegründe ausreichten, selbst für einen grossen Vieh- bestand. Als der Ackerbau mehr Eingang fand, war es gewiss schwierig, seinen Betrieb der alten Siedelungsweise anzupassen. Man half sich durch die Anlage von Vorwerken, und das Ross, das ehedem fast den ganzen Reichtum gebildet hatte, wurde nun das Mittel, um eine schnelle Verbindung mit jenen herzustellen. Niemand geht hinaus zu den Erntearbeiten. Alles reitet oder fährt und letzteres nicht anders als im schnellsten Trab. So siegt das Ross über den Raum und gestattet dem Menschen das ver einte Wohnen in grossen Ortschaften an Stelle des ge- trennten Wohnens in Einzelgehöften oder in kleineu Weilern und Dörfern. Auch die Deutschen, die sich in der Ungarischen Tiefebene vor vielen Jahrhunderten ansiedelten, ahmten die Siedelungsweise des Reitervolks der Ungarn im allgemeinen nach. Sie wohnen ebenfalls in grossen volks- reichen Ortschaften, deren geradlinige Strassen sich rechtwinklig schneiden. In der Mitte befinden sich Kirche und Schule, gewöhnlich an einem Platze, wo auch das Kaiserliche Gasthaus steht, dessen Pächter allein die Schank- gerechtsame hat. Die übrigen Wirte müssen von ihm die Getränke beziehen. Nach der Weinernte hat jedoch jeder Bewohner bis zum 1. April das Recht des freien Ausschanks für seinen Wein. Wir wandern durch die Strassen. Sie sind meistens nach der Herkunft der deutschen Ansiedler benannt. Ärmlich siehts in der äussersten Strasse, die den Ort umgiebt, aus. Dort wohnen die Kleinhäusler, d. s. die Taglöhner. Dann folgt ringsum die Hutweide, auf der der Jahrmarkt abgehalten wird. Sie ist umgeben von Weingärten. An diese erst schliesst sich das Ackerland, von dem die eine Bannflur mit Weizen, die andere mit Mais besät ist. Wo das Ackerland authört, beginnt die eigent- liche Pus st a mit ihren Vorwerken. Der beste Boden derselben dient eben- falls dem Ackerbau, aber hauptsächlich ist sie der Tummelplatz der grossen Viehherden. Im Rahmen der Landschaft liegen eine Millionenstadt, nämlich Wien (mit über Vi2 Mill E.) und eine zweite Stadt mit über einer halben Mill E., nämlich Budapest, Mehr als 250000 E. hat Prag, wenn seine Vororte mitgerechnet werden. Von Städten mit über 100000 E. ist nur noch 1 vorhanden, nämlich Lemberg, mehr als 50000 E. zählen 9. Die Zahl der grossen Städte ist also nicht gross. Hinsichtlich der Dichtigkeit der Bevölkerung können wir zwei Ländergruppen machen. Die in dem Gebirgsviereck nördlich von der mittlem Donau liegenden Länder Böhmen, Mäh- ren und Österreichisch-Schlesien haben auf 1 qkm mehr als 100 Ê., während in der Ungarischen Tiefebene und ihren Randgebirgen durchschnittlich wenig mehr als halb soviel wohnen. Die nordöst- lichen Abdachungsländer der Karpaten, Galizien und Bukowina, sind wieder etwas dichter bevölkert, Die rege Industriethätigkeit hat der erstgenannten Ländergruppe das bedeutende Übergewicht in der Bevölkerung gegeben.

7. Die Landschaften Europas - S. 99

1900 - Trier : Lintz
Rückblick auf frühere Kulturzeiten. 99 Mit den Ungarn trat in den Rahmen der Landschaft eine dritte, bedeutungsvolle Völkerschaft ein, die auf das Völkerschick- sal einen mächtigen Einfluss gewann. In der Stärke von ungefähr 900 000 Menschen oder fast 200 000 Kriegern stürmten die wilden Reiterscharen unter ihrem Führer Arpad durch den Munkacs-Pass in das Land. Sie überschwemmten die Niederungen der Theiss und der Donau und drängten die slavischen Bewohner ringsum auf den Rand der Gebirge zurück. Dann brach ein Teil von ihnen zu Kriegszügen nach dem westlichen Europa auf. Im 10. Jahrhundert waren die Ungarn die G eis sei Europas. Die Nieder lagen bei Merseburg und besonders auf dem Marclifelde, die iliuen die Könige Heinrich I. und Otto der Grosse beibrachten, hemmten ihren Siegeslauf. Nachdem sie zum Christentum be- kehrt waren, fand auch die europäische Kultur bei ihnen Eingang. Ihre alte Sprache beibehaltend, wurden sie doch ein M i s c h v o 1 k. in das die slavische Bevölkerung zum Teil unterging, und das sich in der Zeit der Türkenherrschaft auch vielfach mit tür- kischem Blute mischte. Als ein christliches Volk nahmen die Ungarn aber eine ganz andere Entwicklung als die ihnen nahe verwandten, zum Islam bekehrten Türken. Ja sie sind es gewesen, die deren Siegeslauf brachen, allerdings mit Unterstützung fast des ganzen westlichen Europa. Die Türkenheere waren schon bis Wien, das zweimal von ihnen belagert wurde, vorgedrungen. Die verschiedenen Völker schaffen Österreich-Un- garn s waren um das Jahr 1100 im allgemeinen schon in ihrem heutigen Besitzstande. Nur geringe Verschiebungen sind noch vorgekommen, die meist auf friedliche, von weisen Fürsten hervorgerufene Einwanderungen zurückzuführen sind. Der wichtigste Zu flu ss neuer Bevölkerung war jedenfalls der deutsche, denn er brachte eine höhere Kultur in das Land. In die Grenzgebirge Böhmens riefen seit dem 12. Jahrhundert die Herrscher dieses Landes viele deutsche Anbauer. Ein Kranz von deutscher Bevölkerung bildete sich infolgedessen um die in der Mitte sitzenden Czechen, und es begann eine rasche Entwicklung des deutschen Städtewesens, sowie des Handels und des Bergbaus. Die höhere Kulturentwicklung Böhmens, die sich noch heute gegenüber den andern Kronländern geltend macht, ist auf den grossen Kultureinfluss des Deutschtums zurückzu- führen. Eine starke deutsche Einwanderung fand auch nach Ungarn und Siebenbürgen statt, zuerst unter Gey s a Ii. liehe Reisen nach dem Kaukasus, wo er Völkerschaften fand, die von den Un- garn abgesprengt worden waren, nach Innerasien, wo er zu den Ursitzen seines Volkes gelangte, und zuletzt nach China, wo er in chinesischen Bibliotheken wertvolle, auf sein Volk bezügliche Dokumente vermutete, unternommen hat. Die reiche ethnographische Sammlung, welche er aus dem Kaukasus und aus Innerasien mitbrachte, war im Jahre 1896 auf der Milleniumsausstellung zu Budapest in der Kirche des ethnographischen Dorfes zur Besichtigung ausge- stellt worden. 7*

8. Die Landschaften Europas - S. 360

1900 - Trier : Lintz
360 Die Balkanhalbinsel. liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund- scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein- zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges. Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be- stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht, beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli, türkisch = Gebirge, 2730 m) auf. Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten. Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da- durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen- gebirge darstellen. Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges. Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be- sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke. Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser- reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden, seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor, als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge- nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige und berühmte Ri lo-Monas tir. Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie entspringt am Witosch. Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-

9. Die Landschaften Europas - S. 58

1900 - Trier : Lintz
58 Das Karpatenland und die Ungarische Tiefebene. 2. Das Gebiet der Westkarpaten und der Oberungarischen Tiefebene. a. Das Landschaftsbild. Die Westkarpaten. Wenn wir von Wien, entweder mit dem Dampfschiff auf der Donau oder mit der Eisenbahn durch die ebenen Fluren des Wiener Beckens ostwärts fahren, so erscheint vor uns ein Gebirgszug von massiger Höhe, der nach N in sanft gebogenen Linien verläuft. Derselbe bildet den Anfang des grossen Gebirgssystems der Karpaten und führt den besonderen Namen der Kleinen Karpaten. Wie die Alpen erst bei Wien ihr Ende erreichen, so spiegeln sich auch die ersten Er- hebungen des Karpatenzuges in den blauen Fluten der Donau. Freundlich liegt die alte Donaustadt Pressburg an den Südab- hängen der aus Granit und krystallinischem Schiefer be- stehenden Kleinen Karpaten, die hier mit Reben gärten ge- schmückt sind. An die Kleinen Karpaten setzt sich nach N das aus weissen Dolomitfelsen bestehende Weisse Gebirge an. Beide Züge haben zusammen eine Länge von 150 km, und ihre durchschnittliche Höhe beträgt etwa 500 m. Der frühere Wald- schmuck, der besonders die Kleinen Karpaten auszeichnete, ist leider zum Teil schon verschwunden. Bedeutend höher als die Kleinen Karpaten und als das Weisse Gebirge steigen schon die sich anschliessenden Beskiden an, namentlich die Westbes- kiden, während die Ostbeskiden wieder etwas niedriger sind. Der ganze Beskidenzug, der der Kreide formation angehört, erstreckt sich etwa 300 km weit. Er ist genau nach 0 gerichtet. Ein wichtiger Gebirgseinschnitt ist in ihm der Jablunkapass (551 m), der das Ostende der Westbeskiden bezeichnet. Südlich von den Beskiden und zwar ihrem mittleren Drittel gegenüber türmt sich die vorwiegend aus Granitmasse bestehende Hohe Tatra auf. Unvermittelt steigt sie aus der kleinen, etwa 800 m hochgelegenen Pop rad eben e als eine gewaltige, wildzerrissene Felsmauer zu einer Kammhöhe von durch- schnittlich 1700—1900 m empor. Von W nach 0 ziehend, mehr- fach aber in scharfen Biegungen von dieser Hauptrichtung ab- weichend, erstreckt sie sich etwa 80 km weit. Das Landschaftsbild der Hohen Tatra. Mit ihren scharfen Kämmen, ihren steil ansteigenden, ebenfalls kamm- artig auslaufenden kahlen Bergspitzen, ihren tiefen Thalkesseln, C ir ken genannt, die teils mit riesigen Felstrümmern überlagert, teils von den zahlreichen (56), dunkelblauen oder grünen Seen, den sog. „M e e r a u g e n'-, ausgefüllt sind, erinnert die Hohe Tatra an die wildesten Teile der Alpen. Nur den Schmuck der ewigen Schnee- und Eisfelder vermissen wir. Die Gletscher- bildung fehlt, weil nur wenige Gipfel bis über die Schneegrenze reichen,

10. Die Landschaften Europas - S. 89

1900 - Trier : Lintz
Handel, Verkehrswesen. 89 kehrt mancherlei Naturschätze und Erzeugnisse des G-ewerbfleisses zum Absatz gelangen. Besonders hat der Binnenhandel die Auf- gabe, wichtige Bedürfnisse, wie Salz, Petroleum, Kohle, Zucker, Bekleidungsgegenstände u. s. w. gleichmässiger zu verteilen. Viele Gegenstände des Bedürfnisses vermag das Land gar nicht oder nicht in genügender Menge zu liefern. Ersteres gilt von den sog. Süd- und Kolonialwaren, sowie ^on manchen fremden Rohstoffen, z B. Baumwolle, Seide; sie müssen aus fernen Ländern eingeführt werden, während von manchen andern Gegenständen die Nachbarländer den noch fehlenden Bedarf decken. Die ganze Einfuhr belief sich für Österreich - Ungarn 1897 auf 1292,5 Mill. Jb, die Ausfuhr auf 1314,8 Mili Jé. Ein- und Ausfuhr hielten sich also ziemlich die Wage. Verschie- den ist aber ihre Zusammensetzung. In der Einfuhr wiegen die Rohstoffe, in der Ausfuhr die Nahrungsstoffe vor. Fabri- kate werden in gleichen Mengen ein- und ausgeführt. Die Hauptposten der Einfuhr bildeten 1896: Baumwolle (88 Mili. Wolle (70), Kohle (62), Kaffee (54), Tabak (47), Häute und Felle (4l), Woll- garn (40), Maschinen (36), Seide (32) und Bücher und Landkarten (27). Haupt- gegenstände der Ausfuhr waren 1896: Zucker (128 Mill. Holz (124), Vieh (80), Getreide (74), Lederwaren (69), Eier (68), Kohlen (53» , Glas (42), Malz (35) uad Wollwaren (32). Den bedeutendsten Handel treibt Österreich - Ungarn mit dem Deutschen Reiche, nächstdem mit Grossbritannien, Frankreich, Italien und der Schweiz. 8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien. Seiner Lage gemäss sollte man Budapest für den wich- tigsten Verkehrsmittelpunkt halten. Es hat diese Bedeutung aber nur für die Ungarische Tiefebene, und eine ähnliche hat Prag für das Böhmische S tuf en land. Von Budapest laufen 7 grosse Eisenbahnlinien nach allen Richtungen und ver- binden die Stadt mit folgenden Städten : Pressburg-Wien, Raab- Wien, Lemberg, Kronstadt, Temesvár-Bukarest, Belgrad und Agram- Fiume. Im Böhmischen Stufenlande lassen sich ebenfalls 7 wichtige Eisenbahnlinien nachweisen, die iu Prag zusammenlaufen und zwar von Eger-Pilsen, von Chemnitz, von Dresden, von Reichenberg, von Brünn mit der Zweiglinie Trauten au, von Wien-Znaim und von Linz, bezw Wien-Budweis. Diese beiden grossen Verkehrs- netze werden aneinander gegliedert durch ein zwischen ihnen liegendes drittes, das von Wien ausstrahlt und dessen Mittel- punkt, weil er ferner wichtige Eisenbahnlinien aus den obern Donaugebieten und aus den Alpen empfängt, doch der wichtigste der ganzen grossen Lands cha ft ist. Die bedeutendsten Eisenbahnlinien, die in Wien zusammenlaufen, sind folgende: nach Linz, sich verzweigend nach München und nach Nürnberg, nach Triest, zwei Linien nach Budapest, nach Brünn und zwei Linien nach Prag.
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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