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1. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 109

1808 - Innsbruck : Wagner
Von der Erde und ihren Bewohnern. ioy unter der Erde, und gewöhnlich stehen bei diesen wil- den Völkern nur mehrere Familien (Stämme) mit ein- ander in Verbindung, welche aber keinen gemeinschaftli- chen Oberherrn, keine Obrigkeit, sondern höchstens im Kriege, oder bei einer großen Jagd einen An führ er- haben, dem sieso lange gehorchen, als der Krieg vder die Jagd dauert. Andere Völker der Erde, welche Hirtenvölker oder Nomaden genannt werden, haben zwar auch keine künstliche und feste Wohnungen, sondern nur Zelte oder Hütten, welche sie leicht abbrechen und wie- der aufschlagen können, aber sie sind doch viel verstän- diger und gesitteter, als die wilden Völker, weil sie sich mit der Viehzucht beschäftigen, wozu mehr Auf- merksamkeit und Kenntniß erfordert wird, als zur Jagd. Ihre Heerden sind ihr ganzer Reichthum. Sie ziehen aus einer Gegend in die andere, und lassen sich nur da auf eine längere Zeit nieder, wo sie gute Weide- Plätze antreffen. Noch andere Völker auf der Erde, welche gesit- tete Völker genannt werden, beschäftigen sich außer der Viehzucht auch noch mit dem Ackerbau, und verstehen allerlei K ü n st e und Handwerke. Sie wohnen in festen und künstlichen Häusern gesellschaft- lich bei einander in Städten, Dörfern und Flecken. Unter ihnen giebt es verschiedene Stände, nämlich r Fürsten, Edelleute, Bürger, Bauern, und verschiede- ne Berufsarten und Gewerbe, indem einige den Acker bauen, andere ein Handwerk oder eine Kunst treiben, noch andere sich mit dem Handel oder mit den Wissenschaften beschäftigen. Gesittete Völker leben nach bestimmten Gesetzen, d. h. sie haben unter sich ausgemacht, was jeder thun und nicht thun darf, und wer unter ihnen wohnen will, muß versprechen, sich diese Gesetze gefallen zu lassen, und sie zu befolgen. Damit dieß von Allen, auch von den Unverständigen und Bösartigen geschehen möge, so wählen sie unter sich einige verständige und rechtschaffene Männer, und geben ihnen den Auftrag, daraufzu sehen, daß Jeder den Gesetzen gehorsam fei, und die Ungehorsamen zu

2. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 108

1808 - Innsbruck : Wagner
io8 Von der Erde und ihren Bewohnern. die verschiedenen Völker der Erde Einiges mit einander gemein, theils in Ansehung ihrer Gestalt und Farbe, theils in Anjehung ihrer Lebensart. Die meisten Eu- ropäischen Völker haben gewöhnlich eine weiße Haut, langes herabhangendes Haar, hervorstehende Nasen, und blaue oder schwärze Augen. Dagegen sindet man in Afrika meistens Menschen mit einer schwarzen sammet- weichen Haut, kurzen wolltgtcn Haaren, breiten aufge- stülpten Nasen, und rosenrothen Lippen. Diese schwar- zen Menschen werden N e q e r oder M o h r e n genannt. Die meisten Bewohner Asiens haben eine olivenfarbige Haut; einige Asiatische Völker sind aber auch braungelb. Die Amerikaner sind größtentheils rothbraun oder kupferfarbig, haben einen schlanken Wuchs, und tief liegende Augen. In fast allen Landern der Erde sind die Menschen gewöhnlich, wenn sie ausgewachsen sind, 5 Fuß, oder anderthalb Ellen hoch Doch werden in den kältesten Landern der Erde, wo es fast gar keine an- dere Jahreszeit, als den Winter giebt, die Menschen se!ter?über 4 Fuß hoch, und sind gemeiniglich sehr un- gestaltet. Hie und da findet man Menschen von außer- ordentlicher Größe, welche 7 bis 8 Fuß hoch sind; man nennt sie Riesen. Doch giebt es kein Volk auf der Erde, welches aus lauter Riesen besteht. Auch in Ansehung ihrer Lebensart haben die ver- schiedenen Völker der Erde vieles mit einander gemein. Einige nehmlich, welche man wilde Völker nennt, treffen gar keine Veranstaltung, um ihres Lebens-Un- terhalts" sicher zu seyn. Sie säen und pflanzen nicht, sie sammeln keinen Vorrath von Lebensmitteln, sorgen überhaupt gar nicht für die Zukunft, sondern gehen nur dann auf Nahrung aus, wenn der Hunger sie dazu treibt. Ihre einzigen Beschäftigungen sind daher Jagd und Fischerei. Sie wohnen gewöhnlich auch nicht einmal in Dörfern bei einander, haben überhaupt keine ordentliche und feste Wohnungen, sondern nur elende Hütten, die aus einigen Pfählen bestehen, welche in die Erde gegraben, und mit Thierhäutcn oder mrt einer groben Filzdecke überzogen, oder nur mit großen Baum- blättern bedeckt sind; einige wohnen sogar in Höhlen

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 28

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
viel gelernt. Diese selbst aber ließen sich durch nichts irre machen an ihren Jahrtausende alten Anschauungen. Die Geburt eines Apis feierten sie mit der gleichen Begeisterung wie ihre Vorfahren; in goldenen Gesäßen reichten die Priester kniend dem heiligen Tiere seine Nahrung. Als daher der erbitterte Kambyses sich hinreißen ließ, den Apis aus den Tod zu verwunden, ersaßte gefährliche Aufregung das geduldige Volk. In diesem Augenblick wurde der König in die Heimat gerufen. Ein kecker Magier hatte sich des Thrones bemächtigt unter dem Namen des Königssohnes Smerdis, welcher der Eisersucht seines Brnders Kambyses längst. zum Opfer gefallen war. Auf dem Heiinweg starb er an beit Folgen einer Verletzung, die er sich durch Unvorsichtigkeit beigebracht au derselben Körperstelle, au welcher er den heiligen Stier getroffen! 4. Dareios und die Skythen. Kambvses starb kinderlos. Sein nächster Verwandter Dareios I. übernahm nach dem Sturze des Thronräubers die Regierung. Er teilte das ungeheure Reich in zwanzig Statthalterschaften (Satrapien) und bestimmte die Höhe der Abgaben an Silber und Gold, auch Goldstaub und weißen Rossen, welche jeder Latrap jährlich einzusenden hatte. Bisher waren die Kosten des Hofhaltes und der Regierung lediglich durch freiwillige Gaben bestritten worden. Die Perser im Stammlande blieben frei von allen Auslagen. Darius strebte das Reich nach Norden auszudehnen; die Skythen, ein Nomadenvolk zwischen Donau und Don, sollten unterworfen werden. Mit einem Heere von 700 000 Mann überschritt der Großkönig den Thracischen Bosporus (die Straße von Konstantinopel) und dann die Donau auf Brücken, welche griechische Baumeister geschlagen. Der Stammvater des Scythenvolkes entsprang der Sage nach von einem Gotte, welche» Herodot Zeus oder Herakles nennt, und der Tochter des Flußgottes Borysthenes (Dniepr). Er hatte drei Söhne, welche allein die ungeheure Ebene des heutigen Rußland bewohnten. 'Da siel vorn Himmel ein Pflug und ein Joch, ein Beil und ein Topf, alles von Gold. In den Händen der älteren Brüder glühte dasselbe; nur der jüngste, Kalaxais oder Skythes, tonnte es fassen. Er wurde der Stammherr der Königsskythen, welche Ackerban trieben und eine gewisse Bildung erreichten; schon damals wurde aus den Ebenen des heutigen Rußlands Getreide ausgeführt. Die Nachkommen der älteren Brüber blieben ein Wanbervolk, welches seine Herden und seine

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 145

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 145 — Ihn umgaben seine Angehörigen und Hofbeamten: Kämmerer und Truchseß, Schenk und Mareschalk (Stallmeister), Pfalzgraf und Kapellanns (Hofpfarrer), aber auch Künstler und Gelehrte, die er sogar aus Italien und England berief. Der gelehrte Einhard half ihm nach römischem Vorbilde Kirchen und Pfalzen bauen; den Gesang zu Laute und Harfenspiel übten seine Töchter Rotraut, Bertha und Gisela. Auch fröhlicher Scherz fand seine Stelle, wenn etwa ein riesiger Kriegsmann sich rühmte, wie er im Krieg mit den Böhmen sieben oder acht von dem „Wurmzeug" wie Lerchen auf die Lanze gespießt und herumgetragen: „weiß nicht, was sie dazu brummten". Selten versäumte er den Gottesdienst, und zu den persönlichen Freunden des Königs, den „Paladinen", zählten auch hervorragende Geistliche. Und wie er selbst noch in späteren Jahren bemüht war, die Mängel seines Jugendunterrichtes nachzuholen, zumal im Rechnen und Schreiben, so sollte sein Volk höhere Bildung erwerben. Er hob die Bischofsschulen und gründete, zunächst für die Kinder seiner Beamten, unter Alkuins Leitung eine Hos-schule, an welcher besonders Latein gelehrt wurde. Jeder Unterthan sollte unter der Zucht seines Pfarrers das Vaterunser und Glaubensbekenntnis im lateinischen Wortlaut sich aneignen. Dabei blieb der große König durch und durch ein deutscher Mann: er ließ die schönen alten Heldenlieder sammeln und gab den Winden und Monaten deutsche Namen, die zum Teil heute noch fortleben. Wie die Römersprache wollte der hochsinnige Herr auch das Nömerreich wieder zu Ehren bringen. Aus der Hand Papst Leos Iii., den er mit Waffengewalt zurückgeführt iu das empörte Rom, empfing er am Weihnachtsfeste 800, vor dem Altar 800 der St. Peterskirche kniend, die römische Kaiserkrone. Immer weiter flog sein Ruhm. Fremde Fürsten suchten seine Gunst. Der Kaiser von Byzanz sendete ihm eine Orgel zum Geschenk, der Maurenkönig einen Löwen und numidische Bären, der große Kalif Harun al Raschid einen Elefanten und mehrere Affen, lauter seltene und wertvolle Dinge. Bewundert von der Welt und von seinen Unterthanen geliebt, verbrachte der Kaiser seine letzten Jahre meist in der schönen Pfalz zu Aachen, die er selbst erbaut und mit dem aus Ravenna geholten Standbilde des großen Theoderich geschmückt hatte. Die warmen Bäder thaten dein greisen Helden wohl, und er hat mitunter seinen ganzen Hofstaat gutherzig au denselben teilnehmen lassen. In Aachen ist er nach kurzer Krankheit am 28. Januar 814 gestorben und in der von ihm gegründeten Marienkirche beigesetzt worden. 10

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 153

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 153 — angeleitet wurden. Wenige Tage vor seinem Ende nahm er das Orvensgewand der Benediktiner. Eine stattliche Anzahl von Kunstschätzen aus der Werkstätte oder aus der eigenen Hand des Bischofs birgt die Stadt Hildesheim noch heute'. So im Domschatz einen Buchdeckel mit schöner Elfenbeinschnitzerei, den Heiland, seine Mutter und den Apostel Johannes darstellend; die goldene Einfassung, ausgefüllt mit prächtigen Zierlinien und Filigranfäden, zeigt an den Ecken in Rundschilden (Medaillons) die Evangelistenzeichen Engel, Adler, Löwe und Stier. Ferner aus dem Domplatz eine Erzsäule, wie die Trajanssäule mit schräg sich emporwindendem Band umschlungen, dessen Reliefs das Leben Jesu darstellen von der Taufe im Jordan bis zum Einzug in Jerusalem; das Kreuz, welches die Säule krönte, ist verschwunden. Ein unschätzbares Werk, zu welchem kein Vorbild benützt werden konnte, sind die ehernen Thürflügel am Doni. In ausdrucksvoll vortretenden Bildern (Reliefs), berat Gestalten fast durchweg beu deutschen Leibrock mit Schnltermantel tragen, bringt der eine Flügel den Snnbeufall, der andere die Erlösung zur Anschauung. Auch die Malerei saud bei dem Kirchenbau jener Zeit ausgiebige Verwendung und Pflege, und die Ausstattung der Kirchen an Kanzeln, Altären, Reliquienschreineu bezeugt aufs beredteste den Kunstsinn wie die fromme Schenkungslust der Kaiser und Fürsten der Sachsenzeit. 4. Die Klöster. Die wichtigsten Pflegestätten der Bildung jener Zeit waren die Klöster, wie sie schon von den Heidenbekehrern gegründet (die „Schottenklöster") und nachmals zumeist nach der Regel des hl. Benedikt von Nursia geordnet waren. 529 Gewöhnlich durch einen Fürsten oder einen Großen gestiftet und mit Besitz ausgestattet, umfaßte das Kloster eine Kirche und um diesen Mittelpunkt Speisesaal (Refektorium) und Abts-wohuung, Schlaf- und Fremdenhäuser mit Zellen, Schul- und Wirtschaftsgebäude, dazwischen Höfe und Gärten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. Hier vereinigten sich fromme Leute unter einem selbstgewählten Abt (Äbtissin) zu gemeinsamem, Gott wohlgefälligem Leben und Wirken unter den Gelübden Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit. Was der einzelne Bruder erwarb, siel dem Kloster zu, dessen Besitz Schenkungen erweiterten. Die Mönche pflegten Arme und Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der schönen Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 154

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 154 — P Acker- und Weinbau; in den Klostergärten reiften die ersten Pfirsiche und Aprikosen, blühten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Fischfang, im Häuserban und Ge-werbeleben waren sie die Lehrer des Volkes. Die Beschäftigung wählte jeder nach Neigung und Geschick, Einer beaufsichtigte die Knechte und Handwerksleute, ein anderer schrieb für die Bücherei des Klosters oder auf Bestellung vornehmer Leute lateinische oder griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben «Initialen), ein dritter -verlegte sich auf Malerei oder auf Schnitzerei in Holz oder Elfenbein, ein vierter anf Harfen- und Orgelspiel und leitete den damals erfundenen mehrstimmigen Gesang; andere zogen mit Spieß und Keule auf die Jagd oder auf den Räuberfang; und kam ein Feind ins Land — etwa die Ungarn —, so trug auch der ehrwürdige Pater den Panzer unter der gegürteten Kutte und führte Schwert und Speer in starker Faustl Die segensreichste Einrichtung der Klöster waren die Schulen. In der „inneren" wurden die künftigen Mönche für ihre gewerbliche und wissenschaftliche Lebensarbeit, in der „äußeren", minder strengen, die Kinder vornehmer Häuser für das weltliche Leben herangebildet. Zn beiden Schulen hatte die Rute viel zu thun, wie denn auch für die Mönche jedes Kloster seine Geißelkammer bereit hielt. Neben der Anleitung zu den Andachtsübungen umfaßte der Unterricht Lesen, Schreiben, Rechnen. Den Verstand der Knaben übten wunderliche Rechnungsaufgaben und Rätselfragen; auch lehrte man eine Zeichensprache, da zu gewissen Tageszeiten das Sprechen verboten war. Ein wichtiger Lehrgegenstand war das Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker, auch in Frauenklöstern. Mit lateinischen Versen wurden die Gönner und Schntzvögte der Klöster geehrt. Kaiserin Adelheid pflegte ihrem „Löwen", dem des Lesens unkundigen Kaiser Otto I., die einlaufenden lateinischen Briese vorzulesen; unterwiesen von Ottos Nichte Gerberga, der Äbtissin von Gandersheim (am Harz), dichtete die Nonne Hrosvitha lateinische Erzählungen, sogar Schauspiele nach dem Muster des Römers Terenz. Im Verlaufe des Mittelalters entstanden neue Orden: die Cluniacenser, die Prämonstratenser und Cisterzienser. Sie alle strebten, das religiöse Leben der Geistlichen und der Laie» zu veredeln, aber auch den Landban zu fördern. Die Bettel-orden der Dominikaner und Franziskaner widmeten sich neben der Predigt der Armen- und Krankenpflege in den emporstrebenden Städten. Auch die Frauenklöster fanden Verbreitung.

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 222

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
Gegenüber solchen Streitkräften fühlte sich der Kaiser zu schwach trotz seines Bündnisses mit Spanien und der Liga. In dieser Not erbot sich ein böhmischer Edelmann, für ihn ein Heer von 15000 Mann zu Fuß und 5000 Reitern auf eigene Kosten zu werben und zu führen. Albrecht von Wallenstein war nach dem frühen Tode seiner protestantischen Eltern auf die Anordnung eines Oheims von den Jesuiten zu Olmütz erzogen. Auf der nürnbergischen Universität Altdorf wegen leichtfertiger Streiche beinah ausgewiesen („relegiert"), studierte er in-Padna und focht dann unter Kaiser Mathias und Erzherzog Ferdinand von Steiermark gegen Türken und_ Venetsaner. Zu dem großen mährischen Grundbesitze, den seine erste Gemahlin ihm zugebracht, kaufte er um einen Spottpreis über 60 Landgüter, welche nach dem böhmischen Aufstand eingezogen (konfisziert) waren; der Kaiser erhob ihn Zum Herzog von Friedland. Die ungeheuern Einkünfte seiner trefflich verwalteten Besitzungen verwendete er nun zur Anwerbung des Heeres, dessen Verpflegung nach Mansfelds Vorbilde den Ländern aufgebürdet wurde, durch welche die Kriegsfurie hinzog./ An Tillys Seite erschien er im Felde. Mansfelds „Armada", welche König Christians linken Flügel bildete, wurde an der Elbbrücke bei Dessau „zertrennt und zerhackt" und dann durch Schlesien nach Ungarn verfolgt. Dennoch gelang es Mansfeld, sich mit den Türken und dem Fürsten von Siebenbürgen zu vereinigen; aber Wallenstein bewog die beiden Bundesgenossen zum Abzüge. Völlig verlassen, aber ungebeugt wollte Mansfelds in Venedig Hülfe suchen. Unterwegs überraschte ihn der Lod, welchen er stehend, auf zwei Offiziere gestützt, erwartete., Sasafytend Wallenstein die österreichische Monarchie rettete, schlug -ullt) den König Christian nordwestlich des Harzes bei Lutter am Barenberge. Die österreichischen Banner spiegelten sich in der Nord- und Ostsee, und der Friedländer führte schon den Titel eines Admirals des ozeanischen und baltischen Meeres. Dennoch scheiterte sein hochfliegender Plan, auf den nordischen Meeren eine weltbeherrschende kaiserliche Seemacht zu schaffen, an dem Widerstände der kleinen pommerischen Hasenstadt Stralsund. Er soll geschworen haben, sie zu erobern, und wenn sie mit _ Ketten an den Himmel gebunden wäre. Nach furchtbarer Beschießung mußte er abziehen unter dem Jubel der Bürger, berat Helbenmut von den Nachkommen bis heute alljährlich gefeiert wirb., Jetzt erhoben die {yciitbe des Herzogs kühner das Haupt.

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 224

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
- 224 — berg und Würzburg, an den Rhein, und als die Verhandlungen wegen eines Friedens fehlschlugen, erschien er im folgenden Frühjahr, Donau und Lech trotz Tillys Abwehr überschreitend, im Bayernlande, das bisher vom Kriege verschont geblieben; er zog in München ein, und Kurfürst Maximilian war ein heimatloser Mann. Die Liga war vernichtet, der Kaiser zitterte. Denn immer zahlreichere deutsche Fürsten untu Städte suchten das Bündnis des „Löwen aus Mitternacht". jjdas Volk jubelte dein Nordlandskönige zu, dessen mächtige Gestalt mit dem blonden Haar und der hellen Gesichtsfarbe alle überragte, dessen Leutseligkeit alle Herzen gewann. Gustav Adolf machte die Kriegführung wieder menschlich. Ein herzlich frommer Mann, hielt er täglich morgens und abends, sowie vor jeder Schlacht Betstunde mit seinem Heer. Ein Verehrer der Knnst und Wissenschaft, der seine Erholung im Lautenspiel suchte und außer dem Schwedischen und Deutschen, seiner Muttersprache, ein halbes Dutzend Sprachen beherrschte, der im Thukydides und Lenophou seine Vorbilder suchte, haßte er die Roheit und bestrafte jede Ausschreitung seiner Soldaten mit unnachsichtiger Streuge. Unbeschadet seiner protestantischen Gesinnung gewahrte er auch dem katholischen Gottesdienste Schutz und Duldung. Unbestritten der größte Feldherr seines Jahrhunderts, führte er wohl auch, den Degen in der Faust, persönlich wie Alexander der Große seine Scharen ins Feuer; vor Ingolstadt wurde ihm sein Schimmel unter dem Leib erschossen, säst in derselben Stunde, als Tilly in Regensburg seinen Wunden erlag. Dem Kaiser blieb keine andere Rettung mehr als Wallenstein. In stolzer Ruhe hatte der unergründliche Mann auf diesen Augenblick geharrt. Jetzt warb er, im Besitz unumschränkter Vollmacht, ein neues Heer und führte es nach Bayern. Gustav Adolf mußte innehalten auf seiner Siegesbahn. Monatelang lag er in wohlverschanztem Lager bei Nürnberg den Friedländischen gegenüber, bis es an Brot fehlte und an Totengräbern für die Soldaten und Bürger, welche von Hunger und Pest hingerafft würden. Endlich, nach einem furchtbaren Ansturm auf die „alte Veste", den Schlüsfelpunkt zu Walleiisteius unbezwingbarer Stellung auf den Höhen über der Regnitz, zog der Schwebe von bannen, um „den Fuchs aus beut Loche zu kriegen". Aber der Generalissimus brach unter Morb und Brand in Sachsen ein, und Gustav Aböls eilte, feinem Verbünbete», '43 dem Kurfürsten, beizubringen. Bei Lützen unweit Breitenfeld maßen sich die beiden großen, Heerführer. Da traf den König mitten im Getümmel eine tödliche Kugel. Ein solches Ende mag er geahnt haben, als er die Heimat verließ, als er in

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 226

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 226 — auch Brandenburg und andere Reichsstände, sowie die bedeutendsten Reichsstädte beitraten. Sie alle vereinigten ihre Truppen mit den kaiserlichen, um, wie es Wallensteins Absicht gewesen war, gemeinsam „die Schweden zu schmeißen" und den Franzosen, welche jetzt offen am Kriege teilnahmen, „den Weg wieder nach ihrem Königreiche zu weisen". / Im Kampfe gegen des Kaisers wachsende Übermacht trat der unbeugsame Bernhard in ein Bundesverhältnis zu Frankreich, dessen großer Staatsmann, der Kardinal Richelieu, die Zwietracht der Deutschen zur Vergrößerung Frankreichs benutzte. Immerhin wahrte der protestantische Feldherr die Würde des deutschen Fürsten. Als König Ludwig Xiii. ihn in Paris bedeckten Hauptes empfing, setzte auch er sofort den Hut wieder auf und nahm ihn erst ab, als es der König that; zur Zerstückelung seines geliebteu Vaterlandes hätte er nie die ■Hand' geboten. Unter den Feldherren jener schlimmen Jahre war er der einzige, der fromm, uneigennützig, nüchtern blieb; das war der Segen seiner guten Mutter. Auch seine Krieger waren zusammengelaufenes Gesindel wie alle anderen; „wenn der Teufel Sold ausschreibt," sagte ein Zeitgenoß, „so fleugt und schneit es zu wie die Fliegen in dem Sommer". Aber der Zauber seines Wesens hob sie empor. Sie verhungerten lieber, als daß sie den Feldherrn verließen, den sie auf seinem Rapphengst, in dunklem Harnisch, leuchtend nur durch die rote Feldherrnschärpe und den schmucklosen Helmbusch über den wehenden Locken, immer an die gefährlichste stelle sprengen sahen. Ans dem glänzend behaupteten Schlachtfeld bei Rheinfelden (unweit Basel) sangen sie das Lutherlied: „Ein feste Burg ist unser Gott." Das Höchste leisteten sie gleich nachher bei der Belagerung der noch nie bezwungenen Rheinseste Breisach, dem schrecklichsten Vorgang in dem ganzen Kriege. Zwei Monate lang trotzten die Belagerten der Hungersnot, auf Ersatz hoffend, den Bernhard stetä siegreich abschlug. Ein Ei kostete 5, eine Ratte 1 Gülden; mit goldenen Diamantringen zahlte man „ein klein Schüsselein voll Sauerkraut"; man kochte teuer bezahlte Pferdehufe und buk Brot von Heublumen und Nußschalen. „Wer Breisach possediert, hat den Schlüssel zum Friedenmachen," schrieb nach dem Falle der Festung ein Anhänger an Bernhard. Der Held sollte den Frieden nicht erleben. Im 35. Lebensjahr erlag sein 1639 zartgebanter Leib den Mühsalen und Kümmernissen seiner Stellung — ein Mann, „auf Erd nicht meines Gleichen", sang ein Volkslied./ Jetzt hielt kein Feldherr mehr die vertierten Soldaten im Zaum. Trotz aller Verschlechterung der Münze mangelte daö

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 144

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 144 — 5. Karl der Große als F r i e d e n s f ü r st. Auch im Innern seines Reiches brachte der König seinen Willen kraftvoll zur Geltung. Aus dem freien Bauer ruhte vorwiegend die Last des Kriegsdienstes. Er hatte sich für den Feldzug, der ihit bei: oommer hindurch seinem Beruf entzog, selbst auszurüsten und zu verpflegen. Zum Danke wahrte ihm der König das Recht, nur von seinesgleichen gerichtet zu werde» und in den Heeresversammlungen, die jetzt im Mai stattfanden, über Krieg und Frieden zu entscheiden. Dennoch trieb die Not zahlreiche Bauern, ihre Liegenschaften an einen Großen oder eine Kirche abzutreten und gegen jährlichen Zins als Lehen zurückzunehmen. Dann mußte der Lehensherr mit seinen Reisigen für ihn der Kriegspflicht genügen. Den Heerbann jedes Gaues sammelte und fühlte ein Graf, welcher zugleich in des Königs Namen das Gaugericht leitete. Dafür erhielt er gegen den in des Königs Hand geleisteten Treueid ein königliches Gut zu Sehen. Die Amtsführung der Grafen wurde durch Königsboten oder Sendgrafen überwacht, welche Karl der Zahl feiner Bischöfe und Grafen entnahm. Der König war der größte Grundbesitzer seines Reiches. Um den Herrenhos seiner Güter lagen ganze Dörfer, deren Höfe an freie oder hörige Meier oder an Knechte vergabt waren. Da bares Geld fast gar nicht im Umlauf war, zinsten die Meier-Schlachtvieh, Korn und Wein, die Knechte fronten als Handwerker oder Handlanger. Die Landwirtschaft auf den Pfalzgütern leitete der König selbst mit genauer Sachkenntnis. Unter seinen Augen entwickelten sich die Königshöfe mit ihren Hühnern und Schwänen, ihren Bienenstöcken und schellenbehangenen Rindern, ihrem Obst- und Gemüsebau zu Musteranstalten für den Lanbbau, welcher immer tiefer einbrang in den gerodeten Wald. Karl hatte keine Hauptstadt. Abwechselnd hielt er Hof in den Herrenhäusern seiner Hofgüter, beit Pfalzen (palatium): Attiguy an der Aisne, Herstal an der Maas, am Rheine Nimwegen und Ingelheim, Speier und Wormsj Eine außergewöhnlich hohe Gestalt vou kraftvollem, ebenmäßigem Glieberbau, mit starker Nase und hellen, freundlichen Augen, prächtigem Silberhaar um das schöngeformte Haupt, in einfacher Kleibuug, welche die eigenen Töchter gesponnen und genäht, ein Feind aller Unmäßigkeit und Ziererei, die er wohl auf der Jagd im Arbeuner-walde rügte in Scherz oder Ernst: so lebte der Monarch in stetem Wechsel unermüdlicher Arbeit und behaglicher Ruhe.
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