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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden bei dem Unterricht in der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 39

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die sog. Colonialbest'tzungen der Chinesen. Japan. 39 lichen Tribut in Pferden, Kameelen, Schafen und andern Thieren oder deren Häuten entrichten, wogegen sie aber Geschenke erhalten, damit sie in Unterwürfigkeit bleiben. Das Land ist eine Hochebene, der es fast ganz an Holz und Wasser fehlt, die Mitte derselben nimmt die Wüste Gobi (s. S. 36) ein. Iv. Das westliche Centralasien (Jli). Sowohl am Nord- als unmittelbar am Südfuße des Himmels- gebirges (Thian-Schau) liegt eine Reihe von Handelsstädten, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts als Grenzprovinzen dem chinesischen Reiche einverleibt wurden. Unter den Handelsstädten am Südfuße, welche nicht durch Ort- schaften und Dörfer mit einander verbunden sind, ist die prächtigste ganz im W. Kaschghar (80,000 E.). Die nordwestliche Grenzmark des chinesischen Reiches ist das Dsungaren-Land (Songarei). V. Tibet oder das südliche Centralasien. Die Nordseite des Himalapa nimmt die erhabenste (13,000 bis 1-4,000' hohe) Plateaulandschaft der Erde, Tibet, ein, mit L'hassa, der Residenz des Dalai-Lama, des geistlichen Oberhauptes der Tibetaner. Die Thierwelt des Hochlandes wird gegen die Kälte des Klimas durch ein ungewöhnlich dichtes Haar geschützt, namentlich liefert die Be- kleidung des tibetanischen Schafes den Stoff zu den berühmten Geweben, die von Kaschmir aus in den Handel kommen. Außer den genannten Ländern rechnen die Chinesen noch zu ihrem Reiche im Osten das Königreich Korea und im Westen das Königreich Ladakh am obern Indus; beide Reiche zahlen einen Tribut an den chinesischen Kaiser, find aber durch ihre Lage zugleich einem zweiten Herrn tributpflichtig, nämlich Korea den Japanern, Ladakh den Afghanen. Auch die Beherrscher Cochin-Chinas erhalten vom Hofe zu Peking ihre Belehnung. §. 29. ' Das Jnselreich Japan. Das Kaiserthum Japan, welches zum Osten Asiens eine ähnliche Stellung einnimmt, wie Großbritannien zum europäischen Festlande, besteht aus drei großen Inseln: Nipon, Kiu-siu und Sikok, und aus einer Menge (3500?) kleiner Inseln. Auch rech-

2. Abriß der Weltkunde - S. 73

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
73 Sonnenstrahl die meiste Wärme entwickelt, so haben die Tropengegenden die größtmögliche Sonnenwärme, wenn die Sonne senkrecht über ihnen steht. Die Sonnen- wärme mindert sich, je schiefer der Sonnenstrahl auffällt. Für den Aequator beträgt die größte Abweichung des Sonnenstrahls von der senkrechten Richtung nur 23*/2°; dies ist der Fall, wenn die Sonne auf einem der Wenve- kreise steht, daher ist auch die Abnahme der Wärme auf dem Aequator nicht besonders merkbar, insofern die Wärme von der Sonne abhängt und nicht durch Winde und an- dere Ursachen bedingt wird. Daher findet auf dem Aequator kein eigentlicher Wechsel der Jahreszeiten statt; es ist dort immer Sommer, der aber durch gewaltige Regengüsse gekühlt wird. Beträchtlicher aber ist der Ab- stand der Sonne für die beiden Wendekreise; steht z. B. die Sonne auf dem südlichen Wendekreise, so ist sie von dem nördlichen nicht weniger als 47° entfernt und so viel beträgt die Abweichung des ihn treffenden Sonnenstrahls von der senkrechten Linie., was schon eine beträchtliche Verminderung der entwickelten Wärme zur Folge hat. Indessen ist auch dort kein eigentlicher Winter, weil diese Entfernung der Sonne nur kurze Zeit dauert, und es tritt daher auch dort kein eigentlicher Wechsel der Jahres- zeiten ein, insofern derselbe von der Sonne und nicht von den Luftströmungen und örtlichen Ursachen abhängt. Je höher die Gebirge sind, um so mehr mindert sich die Wärme, während Sandwüsten dieselbe steigern. Sind die Luftströmungen aus den Aequatorgegenden ausge- schlossen oder gehemmt, ist die Gegend wasserreich und waldig, so wird die Sonnenwärme bedeutend geschwächt, während unter den umgekehrten Verhältnissen das Gegen- theil stattfindet. (Man vergleiche den klimatischen Unter- schied Oberägyptens und Arabiens mit den Gebirgsge- genden Ostindiens, die wie jene unter dem nördlichen Wendekreise liegen, des südlichen Afrikas und des südlichen Amerikas.) In der heißen Zone, die ein so bedeutendes Stück des Erdballs einnimmt, sind die Erzeugnisse des Thier- und Pflanzenreichs am größten und manigfaltigsten; der Ele- phant, die Giraffe, das Nilpferd, Nashorn, der Löwe und Tiger, das Krokodil, die Riesenschlange haben dort ihre Heimath und ebenso die größten Insekten und Würmer, Lesebuch Vh. 4

3. Die neueste Zeit - S. 104

1886 - Mainz : Kirchheim
Preußen. Gemischte Ehen. Martin von Dunin. Obwohl die Unterhandlungen zwischen Rom und Berlin niemals ganz abgebrochen wurden, so erlebte Friedrich Wilhelm Iii. doch das Ende dieser Zwistigkeiten nicht mehr. Erst unter der Regierung seines Sohnes kam, wie bereits oben bemerkt , eine glückliche Aussöhnung zu stände. Den Erzbischof Martin von Dunin entließ Friedrich Wilhelm Iv. schon im Juli 1840 ans Kolberg und gab ihm die Ausübung seines Amtes wieder frei. Der Erzbischof Clemens August von Köln, der inzwischen in Darfeld, dem Stammsitze seiner Familie, seinen Wohnsitz nehmen durfte, erhielt im März 1842 in der Person des damaligen Bischofs von Speyer, Johannes von G e i s s e l, einen Eoadjntor , mit dem Rechte der Nachfolge; er entsagte der Amtsführung, nachdem er die Genugthuung gesunden, von feinem Landesherrn von den ihm gemachten Beleidigungen, mit revolutionären Parteien in Verbindung gestanden zu haben, gänzlich freigesprochen zu werden, blieb aber selbst rechtlich und wirklich Erzbischos bis zu seinem im Oktober 1845 erfolgten Tode. Das Werk des Friedens wurde besiegelt durch das rege Interesse, das der König für den Ausban des Kölner Domes an den Tag legte, sowie durch die reichen Geldmittel, die er selbst zu diesem Zwecke anwies. Im Herbst 1842 begab sich Friedrich Wilhelm Iv. selbst nach Köln, um den Grundstein zum Weiterban zu legen, zu welcher Festlichkeit sich zahlreiche hohe Gäste, darunter die Könige von Würtem-b e r g und Holland, der Erzherzog Johann und Fürst Metternich, in der rheinischen Metropole eingefunden, und hielt bei diesem Anlaß eine Rede, die seinen hohen Sinn und seine Begeisterung für Deutschlands Eintracht bekundete. Schon vorher hatte er die Katholiken seines Landes durch mehrere neue Anordnungen erfreut, von denen der den Bischöfen gestattete freie Verkehr mit Rom und die Errichtung einer eigenen katholischen Abteilung im Kultusministerium für die Angelegenheiten der katholischen Kirche die wichtigsten waren. Die Folgen der über vier Jahre dauernden kirchlichen Wirren waren für die katholische Kirche sehr segensreich, und e s ist nicht zu verkennen, daß durch die Ereignisse von Köln und Posen die religiöse Erstarkung des katholischen Deutschlands allmählig eine allgemeine wurde. Das zeigte sich schon recht deutlich durch das Fest, welches im Herbste 1844 in Trier gefeiert ward und durch welches das wiedererwachte Leben der katho-

4. Die neueste Zeit - S. 269

1886 - Mainz : Kirchheim
Feste Haltung der Katholiken. Das Centrum. Papst Leo Xiii. 269 und allmählig stellten sich Anzeichen einer r ii cf I ä u f i g e n Bewegung ein. Ursachen verschiedenster Art wirkten anch bei dieser Wendung mit. Tie zahlreichen Gesetze gegen die katholische Kirche waren an dem passiven Widerstände der katholischen Bevölkernng gescheitert und auch der Altkatholizismus hatte sich in seiner Unbedeutung als eine trügerische Waffe gegen Rom erwiesen. In Bayern, dessen Regierung längere Zeit Vorspann geleistet hatte, war eine Wendung zum Bessern eingetreten und auch im preußischen Abgeordnetenhaus erklärte der Abgeordnete von Meyer schon im November 1877: unter der Kategorie maßvoller, rechtschaffener protestantischer Männer habe man den Kulturkampf satt. Allein die Regierung verharrte noch auf ihrem maigesetzlichen Standpunkte; nur so viel wurde zugestanden, daß die Aushilfe benachbarter Geistlichen in einzelnen Fällen zum Einschreiten keine Veranlassung mehr geben sollte. Tie Katholiken ließen indes nicht nach, in Petitionen und Jmmediat-Ein-gaben die Freiheit ihrer Religionsübung zurückzufordern und die Anklagen gegen das Ministerium Falk spitzten sich in den Worten des Abgeordneten Reichensperger zu: „Der Herr Minister Fast kartu dem Staate Preußen nur noch einen Dienst leisten, wenn er Seine Majestät bittet, ihm einen Nachfolger zu geben." Am 7. Februar 1878 starb Pius Ix. und nach wenigen Tagen bestieg der Kardinal Pecei als Leo Xiii. den Stuhl Petri. Die Reichstagswahlen desselben Jahres ergaben eine abermalige Verstärkung der Centrumspartei und im folgenden Jahre (Oktober 1879) trat Herr von Puttkammer an die Spitze des Kultusministeriums. Der neue Minister verfuhr ganz den Worten Bismarcks entsprechend: „Wir wollen die Waffen aus den Fechtboden niederlegen, aber weggeben wollen wir sie nicht." Es traten wohl einige Erleichterungen in der Handhabung der Gesetze ein und aus dem Gebiete der Schule kam die Abstellung der Beschwerden aus protestantischen Kreisen, namentlich aus die unter Falk aufgeblüten Simnltanfchnlen auch den Katholiken zu statten — aber sonst wurde derselbe Faden weiter gesponnen, wenn auch in anderer Nummer. Die Regierung wollte sich zu einer Revision der Maigesetze nicht verstehen und eher konnte der Papst keine Concessionen machen. Endlich wurde im Juli 1880 ein Gesetz erlassen , welches dem Staatsministerium die Vollmacht erteilte, vom Bifchofeide, der s. Z. „besonders in Rücksicht aus die Befolgung der Staatsgesetze eilte Änderung erfahren hatte, zu dispensieren und die Wiederaufnahme eingestellter Staatsleistungen für den Umfang einer Diözese anzuordnen. Infolge dessen wurde zunächst in Osna-

5. Viertehalb Jahrhunderte - S. 585

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 585 aber die Neichsacht über ihn. Deren Vollstreckung wurde dem jüngst erst wieder aufgerichteten Neichsregimente zu Nürnberg übertragen. Der Kaiser aber, von anderer Sorge abgerufen, ging über die Nieder- lande und England nach Spanien, während in Folge eines zu Brüssel geschlossenen Vertrages die oberdeutschen Länder seines Hauses seinem edeln und treuen Bruder Ferdinand überlassen blieben. Zn denselben fügte er auch das Herzogthum Würtemberg, das er, da der dritte Herzog, Ulrich, im Kampfe mit dem schwäbischen Bunde aus dem Lande vertrieben worden war, eingezogen hatte, und für dessen Verlust er dessen noch unmündigen Sohn Christoph einstens anderweitig zu ent- schädigen gedachte. 5. Das Neichsregiment, an dessen Spitze der noch junge, in Spa- nien erzogene Ferdinand stand, war nicht in der Lage, jenen kaiserlichen Befehl zu vollftrecken, da unter seinen Mitgliedern Gönner Luthers wa- ren und er gegen jene Fürsten, welche Luther schützen wollten oder aus Furcht vor der in ihren Gebieten entstandenen Gährung nichts gegen ihn zu thun wagten, die Mittel, mit Gewalt vorzuschreiten, nicht besaß. Die Versuche, die von Nom aus zur Beschwörung des Sturmes gemacht wurden, konnten unter solchen Umständen keinen Erfolg haben. Dort war auf Leo X. der Cardinal Hadrian als Hadrian Vi. (1521—1523) gefolgt, und es trat nun im Widerspruche mit dem in Italien herrschen- den Geiste eine veränderte Richtung ein. Hatte Leo, unter wel- chem Raphael (gest. 1520) die an künstlerischer Vollendung größten Werke der Malerei geschaffen, durch Pflege und Förderung der Kunst ganz seiner Zeit und Umgebung angehört, so wandte sich Hadrian ab von einer Herrlichkeit, die nicht von christlichem Geiste durchdrungen schien, und versagte den Leistungen alter und neuer Kunst, deren Schätzung mit den höchsten Forderungen, denen des Christenthums, noch nicht in Einklang gesetzt war, seine Anerkennung. In demselben Sinne ließ er dem Neichsregimente durch seinen Legaten außer der Aufforde- rung, die Kirche gegen die Neuerung zu schützen, Erklärungen über seine Bereitwilligkeit zu einer Reformation des päpstlichen Hofes vorlegen, durch welche er die Quelle vieler über die Kirche verbreiteten Uebel- stände zu verstopfen gedachte. Doch dieses Bekenntniß forderte das Neichsregiment nur zu erneuerter Aufmerksamkeit auf die kirchlichen Be- schwerdegegenstände auf, und während man hinsichtlich Luthers bei der vorhandenen Stimmung des Volkes nichts unternehmen zu können be- hauptete, verlangte man ein allgemeines Concil, von welchem man, in- dem man es ein freies nannte und es in einer deutschen Stadt gehal- ten wissen wollte, den päpstlichen Einfluß auszuschließen gedachte. Wel- chen Eintrag die Kirchentrennung den gemeinsamen Angelegenheiten der Christenheit thun und welchen Riß sie auch in das Reich machen mußte,

6. Viertehalb Jahrhunderte - S. 586

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
586 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. sah man an der Aufnahme, welche das von dem Legaten zu Nürnberg in Betreff der Türken Gesagte in Deutschland fand. Seine Hinweisung auf die Gefahr, welche die Eroberung Ungarns für Deutschland brin- gen würde, rief eine Schrift hervor, in welcher gesagt wurde, daß man lieber den Türken als dem Papste dienen wolle. So sah denn Ha- drian, der letzte nicht aus Italien stammende Papst, seine Hoffnungen auf Hebung der Spaltung in Deutschland vereitelt, während seine Ver- besserungen in Nom ihm die Abneigung der dadurch in ihren Vortheilen geschmälerten Römer zuzogen. Gleich erfolglos blieben die Bemühun- gen seines Nachfolgers Clemens Vii. (1523—1534), eines Sohnes des durch die Pazzi ermordeten Julian, der mit dem im Hause der Mediceer herrschenden Sinne für Kunst und Wissenschaft eine christliche Gesinnung verband, wenn er auch als Regent mehr der Stellung eines Fürsten Italiens, als der eines Kirchenoberhauptes gewachsen war. 6. Luther war bei der Heimkehr von Worms auf Veranstaltung seines Kurfürsten, der ihn gegen die Wirkungen der erwarteten Achts- erklärung sichern wollte, mittelst eines scheinbaren Ueberfalles auf die Wartburg entführt worden, wo er durch Schriften an der Fortbildung seines Werkes arbeitete und die Uebersetzung der heiligen Schrift in das Deutsche begann. Erst nach einem Jahre verließ er seinen Zufluchts- ort, um in Wittenberg einem Fortgange der kirchlichen Umwälzung und einem Sturme auf Bilder und Altäre der Kirchen, wodurch er sein eigenes Bemühen überboten sah und wodurch er sein ganzes Werk ge- fährdet glaubte, Einhalt zu thun. Unter heftigen Erschütterungen ver- floß das dem Reichstage zu Worms folgende. Jahrzehnt, und im Laufe . desselben gewann bei der umfassenden und unermüdlichen Thä- tigkeit Luthers die neue Lehre, mit deren Fortbildung die Veränderung des Gottesdienstes und die Vernichtung der Kirchenverfassung glei- chen Schritt hielten, eine bestimmtere Gestalt und einen breiteren Bo- den. Eine Anzahl von Umständen vereinigte sich, den Verlauf zu fördern. Als die Bewegung begonnen hatte, versprach man sich von ihr Abstellung vieler Uebelstände in der Kirche, die man längst beklagt hatte. Unter dem Eifer des Beifalls erblickte man nur die Erschütterung einer Macht, welche bisher dem Begehren nach Beseitigung jener Uebel- stände nicht genügt hatte. Dazu kam, daß bei der entstandenen Gäh- rung gegen jede Art des Druckes, der irgendwo zu empfinden war, eine Rettung im Anschlüsse an die ausgebrochene Bewegung gesucht wurde, und Wünsche, die gar keine Rechtfertigung für sich hatten, jetzt auf stür- mische Weise ihrem Ziele entgegeneilten. Dieses war der Fall bei Mit- gliedern des Klerus in den Klöstern und außerhalb derselben, welche die Last der Zucht schon lange ungern ertragen hatten, und indem sie die- selbe jetzt durch Anschluß an die Neuerung plötzlich von sich warfen, zu-

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 956

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
956 Die Zeit der siegreichen Revolution. Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen. Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir- kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da- durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se- natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen, durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen, auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver- hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie- benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein- drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be- fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur- den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das, was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä- titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De- cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus, weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 614

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
614 Kaiser Karl V. und die Kirchenirennung in Deutschland. nach des Kaisers Tode im Jahre 1559 zu Chateau Cambresis, unweit Landrecp, geschlossenen Frieden seine savoyischen Eroberungen heraus- gab. Doch das deutsche Reich hatte davon keinen Gewinn, da es die drei lothringischen Städte nicht zurückerhielt. 18. Noch weiter als der Friede mit Frankreich lag die Beendigung des Concils über den Tod des Kaisers hinaus. Dasselbe hatte seine Thätigkeit erst da begonnen, als jede Hoffnung, auf dem Wege der theo- logischen Untersuchung und Erörterung eine Vereinigung zu erzielen, längst verschwunden war. Dadurch war das Schauspiel unfruchtbaren Streites zwischen Männern, die doch nicht mehr auf derselben Grundlage standen, verhütet worden. Wenn der Kaiser von dem Concil so lange eine Auf- hebung der Spaltung erwartet hatte, so läßt sich dies nur daraus erklären, daß er das Wesen des Streites nicht völlig durchschaute und, indem er die durch Abweichung in der Lehre geöffnete Kluft nicht in ihrer ganzen Größe erkannte, einerseits an die Möglichkeit von beschwich- tigenden Zugeständnissen glaubte, anderseits auch eine Beschränkung der päpstlichen Gewalt auf ein engeres Gebiet selbst als ein wünschens- wertstes Ergebniß der Bewegung erwartete. Das Concil hatte aber statt der ihm zugedachten Aufgabe einer Ausgleichung eine andere zu lösen. Es hatte, wie die früheren durch abweichende Lehren veranlaßten Concilien gethan, die neue Lehre zu prüfen, und dasjenige, was an ihr der Lehre der Kirche widersprach, zu verwerfen, damit die Wahrheit gegen den Jrrthum scharfe Begrenzung erhielte und die Zeichen der Unterscheidung als Schutz gegen den Jrrthum nicht fehlten.. Daran schloß sich die andere, allen Concilien gestellte Aufgabe, die kirchliche Zucht einer Prüfung zu unterwerfen und für diejenigen Gebrechen, die den Ausgeschiedenen zum Vorwände gedient, sowie für diejenigen, welche den Abfall begünstigt und erleichtert hatten, Heilung zu suchen. Zweimal wurde die Thätigkeit des Concils unterbrochen. Im Jahre 1547 brach in Trient eine pestartige Krankheit aus, und es ward durch Stimmen- mehrheit die Verlegung des Concils nach Bologna beschlossen, wohin jedoch diejenigen, welche dagegen gestimmt hatten, nicht folgten. Es wurden nun, ohne daß etwas Entscheidendes geschah, in beiden Städten die Berathungen fortgesetzt, bis im Jahre 1549 Paul Hl. die Unter- brechung des Concils befahl. Im Jahre 1551 ließ Julius Iii. (1549—1555) dasselbe in Trient wieder Zusammenkommen, und in den nun beginnenden zweiten Zeitraum seiner Thätigkeit fallen die Verhand- lungen mit den Protestanten, die sich an demselben unter unannehmbaren Bedingungen Theil zu nehmen erboten. Eine neue Störung entstand durch des Kurfürsten Moritz Vorrücken nach Tirol. Es trat eine zehn- jährige Unterbrechung ein, während deren Marcellus Ii. für wenige Tage, nach ihm Paul Iv. (1555—1559), auf dem päpstlichen Stuhle

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 615

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 615 saßen. Der nachfolgende Papst Pius Iv. (1559—1565), den der heil- same Einfluß seines Neffen, des großen Karl Borromäus, Cardinals und Erzbischofs von Mailand, leitete, berief das Concil von Neuem, um' dem, was es bereits geleistet, durch die Vollendung Ansehn und höheren Werth zu geben. So lange die Arbeiten nicht beendet waren, konnte nicht dazu geschritten werden, die beschlossenen Verbesserungen der Kir- chenzucht als eur Ganzes ins Werk zu setzen. Das Ausbleiben der von dem Concil erwarteten Entscheidungen hatte auch schon den Kaiser Fer- dinand und seinen Schwiegersohn, den Herzog Albrecht von Baiern, Wilhelms Sohn, zu dem Versuche bewogen, die unter ihren Unterthanen sich kundgebende Unruhe durch eigenmächtige Bewilligung des Kelches beim Abendmahle zu beschwichtigen. Es ließ sich noch Mehreres be- fürchten, da Paul Iv. dem Kaiser die Anerkennung seiner Würde, für die er nicht die päpstliche Bestätigung eingeholt, verweigert hatte. Auf den Rath des Karl Borromäus erkannte Pius Iv. Ferdinand als Kaiser an, und ließ das im Jahre 1502 wieder zusammengetretene Concil in einer Weise leiten, daß den Berathungen die größte Freiheit ward und die Rücksicht auf die päpstliche Macht gegen die Rücksicht auf das Heil der Kirche, wo nicht beide zusammenfielen, zurücktrat. Zur Theilnahme an den Berathungen des letzten Zeitraumes waren auch die deutschen Protestanten, damit kein Mittel der Verständigung unversucht bliebe, eingeladen worden, allein eine Versammlung protestantischer Fürsten, die im Jahre 1561 aus Anlaß von Lehrstreitigkeiten unter ihren Theo- logen zu Naumburg stattfand, hatte die Einladung als eine Anmaßung ausgenommen, und dem Papste sogar das verargt, daß er sie als Söhne angeredet. So blieb die Wirksamkeit des Concils auf die Katholiken beschränkt, und hier bewirkte es, wie es die Bezeichnung der Lehre und die Anordnung für kirchliches Leben während seiner ganzen Thätigkeit verbunden hatte, in beiden Beziehungen Großes. Es sammelte sich der ganze Reichthum christlicher Einsicht in einem Brennpunkte, und wie da- durch eine Vertiefung des kirchlichen Bewußtseins eintrat, erleichterte sich auch für die Glieder der Kirche die Aufnahme und Bewahrung der Lehre. Es durchdrang aber auch ein frischeres und regeres Leben die Kirche vermittelst der Ausführung des zur Förderung der Kirchenzucht Festgesetzten. Die Gesammtheit der Entscheidungen erhielt, nachdem das Concil im Jahre 1563 geschlossen worden, die päpstliche Bestätigung. In Betreff der Lehre ward das Ergebniß allgemein als das Zeugniß von dem allgemeinen Glauben der Kirche ausgenommen. In Betreff der Kirchenzucht blieb die Durchführung eine große Aufgabe, wie die reformatorische Thätigkeit in der Kirche eine immer fortdauernde ist und nach Maßgabe fördernder oder hemmender Umstände und größerer oder geringerer für dieselbe aufgcwandten Kraft hier rascher, dort langsamer Kiesel, Weltgeschichte. H. 40

10. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 324

1831 - Mainz : Kunze
Zustande leben. Das wilde Pferd ist klein, mit dickem Kopf, feu- rigem Aug und kurzer Mähne; es rennt, wie auch der wilde Esel, mit großer Behendigkeit auf den steilsten Pfaden der Gebirge herum. Flüchtiger noch ist dort der Dschiggetai oder wilde Maulesel mit hirschartigem Hals und im übrigen einem feingebauten isabellfar- benen Maulthiere ähnlich. — Wo Persien bewässert ist, erzeugt es Datteln, Gummi, Teufelsdreck (assa soetida), Mastir, Baum- wolle und Seide, und erfreut sich unter den Thieren der leichten schönaugigen Gazelle, wie unter den Blumen der glänzenden stark- duftenden Rose von Schiras. — Arabiens Kameel (das Schiff der Wüste) ist bekannt genug; doch zeigt der Strauß schon die Verwandtschaft dieser Halbinsel mit dem heißen Afrika. Uebrigens ist der glückliche Theil Arabiens das Vaterland des Kaffees und liefert Weihrauch und köstlichen Balsam. — Im Süden des Kau- kasus , am Hang der armenischen Berge und in Kl. Asien ist großer Reichthum an Baumwolle, Manna, edlen Südfrüchten und bal- samischen Harzen. Von den Küsten des schwarzen Meers sollen Kirschen und andre treffliche Obstarten nach Europa gekommen sein. Ja der griechische Geograf Strabo hielt die südwestlichen Vorlande des Kaukasus für das Vaterland des Weinstocks. — Der chine- sische Boden ist unter andern mit der Theestaude gesegnet, die so reichen Ertrag gibt, daß der Chinese trotz seines eignen übermä- ßigen Theetrinkcns noch ein Paar Millionen Ctn. Blätter davon an Europäer und Amerikaner verkaufen kann. — Vorzügliche Por- cellanerde hat früh in China und Japan die Erfindung des Por- cellans veranlaßt. — An Mannigfaltigkeit der Production über- trifft der indische Boden wohl seden andern. Mit Ausnahme weniger Landstriche ist das beinah 60000 Qm. große, den Umfang Deutschlands 5rnal enthaltende Vorder - Indien von unzähligen Flüssen bewässert und vor der Dürre bewahrt, woran Persien lei- det; selbst die heißen Südküsten werden durch Monsuns und starke Regen erfrischt. Das dortige Lieblingsgetraide ist der Reis. Unter den nutzbaren Hölzern wird das Bambusrohr viel erwähnt; auf Ceylon wachsen Kokospalmen neben dem Zimmetbaum, und auf den noch heißeren südöstlichen Inseln Gewürznelken und Muskat- nüsse. Indiens Diamanten sind so berühmt als die Perlen des persischen Meerbusens. Von den oftindischen Thieren verdient der Elefant, der an Größe und Klugheit seine Brüder in Afrika über-
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